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Chapter 22, Part 1 (transliteration): Die deutschen Niederlassungen (pp. 305-540)

Joseph Eiboeck, Die Deutschen von Iowa: Chapter 22

Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Die deutschen Niederlassungen.

Die folgende Transliteration umfasst die erste Hälfte (Seiten 305-540) von Kapitel 22 aus Eiboecks Die Deutschen von Iowa. Die Formattierung einzelner Textpartien ist momentan nicht ganz einheitlich, aber wir hoffen, dass das den Wert der Transliteration an sich nicht beeinträchtigt. / The following transliteration covers the first half (pages 305-540) of Eiboeck's The Germans of Iowa. The formatting of individual text passages is currently somewhat inconsistent, but we hope that this will not detract from the text itself.

Alle Ortschaften des Staates zu beschreiben würde dieses Buch zu groß machen und dessen Zweck kaum entsprechen, und somit beschränkt sich dasselbe auf solche, wo sich die Deutschen in namhafter Zahl niedergelassen haben. Deutsche findet man in jedem Ort in Iowa, und wo sie sich in Gruppen angesiedelt haben, ist aus den Verzeichnissen der deutschen Kirchengemeinden zu ersehen, denn wo dieselben bestehen, ist anzunehmen, daß in dem Orte oder in dessen unmittelbarer Umgebung, wo eine solche besteht, eine genügende Anzahl Deutscher sind, welche dieselbe aufrecht erhalten. Wo deutsche Kirchengemeinden findet, florirt auch die deutsche Sprache, die deutsche Schule und deutsches Wesen. Man muß es den deutschen Pfarrern lassen, daß sie, neben der deutschen Presse  und dem deutschen Lehrstande, mehr als Andere zur Erhaltung und Fortpflanzung der deutschen Sprache hierzulande beitragen.

Wie aus den vorhergehenden Kapiteln zu ersehen, war die Anzahl der Deutschen in Iowa und im Westen, und in der That im ganzen neuen Welttheil, während der ersten Besiedlung unseres Staates nur gering, der erste Deutsche von dem wir Kunde haben, daß er sich dauernd in Iowa niederließ, war Fred Hartge in Elkport, Clayton County, der im März 1832 durch die Gerüchte des [Blei]reichthumes bei Dubuque und oberhalb nach dem fernen Westen gelockt worden war und soweit wie das einstige Eldorado, North Buena Vista, hinein drang und wohl wenig Minerallen fand, aber mit echt deutschem Fleiß und einem gesunden Körper beglückt war und die Entbehrungen und Strapazen des Prairielebens nicht scheute. Er suchte sich später in 1840 ein Heim inmitten dichter Waldungen und hoher Berge bei Elkport aus, als das Hochwild dort noch zahlreicher war, als die unzählbaren Viehheerden, welche man heutzutage an den Ufern des Turkeyflusses weiden sieht. Durch jahrelangen Fleiß, Entbehrungen und Sparsamkeit brachte es dieser Pionier zu

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verhältnismäßigem Wohlstand und starb vor etwa 30 Jahren in vorgerücktem Alter, allgemein geachtet von seinen Mitbürgern.

Die Gefahren des Pionierlebens lernte keiner besser kennen als Hartge. Was wir hier von ihm erzählen, beruht auf Thatsachen und ist vom Verfasser dieses Buches genau ermittelt worden. Es war ein Ereigniß, welches zur Zeit alle Ansiedler weit und breit in die höchste Aufregung versetzte.

In 1838 kaufte Herr Hartge von einem Dubuquer Namens Crawford achtzig Acker Land in Elkport, auf dem eine Mühle stand. Crawford hatte das Land von einem gewissen Wayman gekauft und wußte nicht, daß ihn der Leztere beschummelt hatte. Nachdem Hartge bezahlt hatte, kam Wayman und beanspruchte das Land. Es kam zu einem Prozeß, der fünf Jahre in den Gerichten herumgezogen wurde. Wayman wollte sich durchaus das Land wieder aneignen, und weil er dieses im Gericht nicht fertig bringen konnte, beschloß er, Hartge auf eine andere Weise forzuschaffen. Wayman war mit einigen Indianern vertraut und bewog diese in einer Herbstnacht von 1843 nach Hartge’s Hütte zu gehen, um ihn unter irgendeinem Vorwand zu erschießen. Hartge hatte einen Bruder, Louis, den er nicht lange vorher aus Deutschland hatte kommen lassen. Dieser befand sich bei ihm, als die Rothhäute in der fraglichen Nacht in die Hütte traten. Louis befahl ihnen dieselbe zu verlassen, da sie zu Bette gehen wollten. Weil die Wilden nicht gehen wollten, schob er sie hinaus. Es war kein Licht im Haus, außer dem Feuer im Kamin. Der Mond schien hell draußen, und während die zwei Brüder sich bereit machten, sich zur Ruhe zu legen, kamen die Indianer zu dem Fenster der Hütte und feuerten hinein. Louis wurde in den Unterleib getroffen und so schwer verletzt, daß er nur noch ein paar Stunden lebte. Fred ergriff seine Flinte und wollte hinausspringen, um den Mord zu rächen, Louis bat ihn aber nicht zu gehen und nicht sein Leben aufs Spiel zu setzen befohlen. Es war eine furchtbare Nacht, welche er durchmachte, ganz allein, mit der Leiche seines Bruders an seiner Seite und fünf Wilde draußen, die am Ende die Hütte in Brand setzten konnten, um auch ihn umzubringen. Die Stunden wurden zu Ewigkeiten bis die Nacht vergangen war. Wie der Tag anbrach, ging Hartge zu den Hütten von Rice und Fuller, zwei Nachbarn, und theilte ihnen mit was vorgefallen. Boten wurden nach Fort Atkinson geschickt und Dragoner nach Elkport, um die Indianer zu verhaften. Sie wurden später gefangen und nach Dubuque gebracht und zum Strang verurtheilt. Der Fall wurde jedoch durch Umtriebe der Advokaten von einem Gericht nach dem andern verschoben, und

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die Mörder entgingen ihrer Strafe. Sie gestanden, daß Wayman sie gezwungen hatte, Fred und nicht Louis zu erschießen. Wayman ist bald nach dem Morde verschwunden.

Der nächste Deutsche, der nach Iowa kam, war John W. Friday (Freitag), der am 15. Mai 1819 in Württemberg geboren und mit seinem Vater Jacob Friday in 1832 nach Amerika und am 15. Mai desselben Jahres nach Davenport kam. Er starb am 10. Juni 1899. Seine Schwester Karoline Friday wurde in einem Wagen geboren und war das erste weiße Kind, welches in Davenport zur Welt kam.

Der nächste Deutsche, den wir in Erfahrung bringen konnten und der sich dauernd im Staate niedergelassen hat, war, wie Herr Anton Eickhoff in seinem interessanten Werk „In der neuen Heimat“ erzählt, der els[ä]ssische Pelzhändler Peter Weigle, der im Jahre 1833 nach Dubuque kam und dessen Sohn erst vor wenigen Jahren daselbst starb. Nachkommen von ihm leben noch dort. In 1834 kam Ricklaus Hoffmann aus Bern. Derselbe war einer der unglüklichen Kolonisten, welche im Jahre 1821 von einem Agenten des Lord Selkirk für dessen Ansiedlung im Norden Kanada’s angeworben wurden, die sich aber später nach dem Westen wandten und meistens im Mississippital zerstreuten. Hoffmann kam mit Frau und Kind zuerst nach St. Louis und später nach Dubuque.

Außer den Colonien haben in verschiedenen Theilen des Staates Masseneinwanderungen und Niederlassungen stattgefunden. So findet man z.B. in den Counties Dubuque, Clayton, Jackson, Allamakee, Blackhawk, Plymouth, Cherokee und mehreren andern die Luxemburger massenhaft vertreten. In dem historisch werthvollen Werk „Die Luxemburger in der Neuen Welt“, das in 1889 erschien und von dem verstorbenen Nicklaus Gonner herausgegeben wurde, sagt dieser zuverlässige Historiker: „in 60 aus den 99 Counties, die der Staat zählt, finden sich, so viel wie wir wissen, mehr oder weniger luxemburgische Familien, im Ganzen über 1000. Am meisten Luxemburger hat Dubuque County, etwa 450 Familien, ihm folgt an Zahl Jackson mit 275, dann Plymouth mit 180, Blackhawk mit etwas über 60, Kossuth mit 57 und Sioux mit 50.

„Der erste Luxemburger, von dem wir sicher wissen, daß er den Vater der Ströme, den mächtigen Mississippi, kreuzte, war der aus Soes (Sampont) in der belgischen Provinz Luxemburg stammende und 1888 verstorbene J.B. Noel. Hierbei sehen wir allerdings von Missio-

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nären ab, die schon im vorigen Jahrhundert in Louisiana wirkten. Er ließ sich auf einer Farm am Ufer des Flusses in Dubuque Co. nieder. Das war im Jahre 1838. Bald kamen seine fünf Brüder und eine Schwester nach. Sie rodeten den Wald, verkauften das Holz an die Flußdampfer und schlugen sich durch, so gut es ging. Noch streiften Indianer über Berg und Thal, doch sie waren harmlos. Im benachbarten Galena setzen die Ansiedler die spärlichen Produkte des Ackerbaus für die Bedürfnisse des Haushalts um. So verflossen einige Jahre, es gelangten mehr Deutsche in die Bleiregion, und als eines guten Nachmittags im Frühjahr 1846 die Familie am Tische im Freien beim Mahle saß, kamen die jetzt verstorbenen Peter Gehlen und Ch. Hoffmann, beide aus Olm im Canton Kapellen gebürtig, nach einer langen Reise über New Orleans und St. Louis zu ihnen. Sie waren alle glücklich. Die einen, daß sie Landsleute gefunden, die anderen, dass Landsleute zu ihnen kamen. Hoffmann erwarb sich auf angekauftem Land (Mexican Claim) dreimal achtzig Acker in der Tete-des-Morts Township in Jackson County, und später noch 160 Acker in Dubuque County. Gehlen hatte Anspruch auf achtzig Acker in Dubuque County. Gehlen baute seine Hütte in Dubuque, Hoffmann die seine in Jackson County. Die Grenzen dieser Counties waren dieselben wie heute. Die beiden Pioniere waren verheirathet. Hoffmann hat vier Kinder, darunter ein Bursche von 19 Jahren und das jüngste, ein Mädchen von zehn Jahren. Gehlen ist noch kinderlos. Beide erwarben ihr Land zu $1.25 per Acre. Im Spätjahr von 1846 kamen R. Streff von Wellenstein, Johann Streff von Waldbredimus, beide verheiratet und mit Kindern, an. Sie erwarben sich jeder achtzig Acre in Dubuque County. Nicholas Streff baute sich ein Bretter-, und John Streff ein Blockhaus. Im Frühjahr 1847 folgten ihnen Peter Siren von Olm, John Freymann, ebenfalls von Olm, Nicholas Nemmers von Dondelingen bei Nospelt, Heinrich Anen von Capellen, Braun und Theisen von Kehlen. 1848 und bis in die fünfziger Jahre hinein fanden die Luxemburger Ansiedler sich sehr zahlreich ein, doch waren die meisten aus den Cantonen an der belgischen Grenze und von der Mosel.

Nördlich von Dyersville, etwa vier bis fünf Meilen, halbwegs nach Luxemburg, liegt Neu-Wien. Dieser Ort hat eines der schönsten Gotteshäuser der Gegend, doch gehören nur zwei gemischte luxemburgische Familien zu dieser schon 1846 mit einer Blockkirche begonnen Gemeinde. Das jetzige Gotteshaus kostet $50,000. Hier war Luxemburg lange Jahre, bis gegen 1860, eingepfarrt.

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Hoch auf der Ebene, viele Meilen im Umkreis sichtbar, liegt die hübsche, der hl. Dreifaltigkeit geweihte, schmucke, gothische Kirche zu Luxemburg, welche von einigen Dutzend Geschäfts- und Wohnhäusern umgeben ist. Der Ort hieß früher Allison, nach dem Bundessenator gleichen Namens, doch seit einigen Jahren ist sein amtlicher Name Luxemburg. Im Volksmund wird die Ansiedlung „Fleeberg“ (Fleehill) bezeichnet, nach dem Niederdeutschen „flöten“, „fleiten“, „fleeten“, Pfeifen des Windes, eine Bezeichnung, die allerdings nichts mit dem Insektenvolk [mit den Insekten] gemein hat. Der Ort hat 112 deutsche Familien, darunter 32 Luxemburger. Die ersten Ansiedler gelangten bereits in 1846 dort an. Es waren Peter Henkels, die fünf Gebrüder Heiderscheid, M. Marnach, M. Wagner, B. Kayl und R. Ungs. 1847 kam der erste Norddeutsche, ein Oldenburger Namens Hajing. Die Gemeinde besteht jetzt aus Luxemburgern, Westphalen, Hannoveranern und Oldenburgern.

Im Jahre 1847 kam eine Colonie Lippe-Detmolder nach Amerika. Dieselbe war ursprünglich nach Iowa bestimmt und wäre auch nach unserm schönen Staate gekommen, wenn die Colonisten nicht in Milwaukee verschiedenen Land-Agenten in die Hände gerathen wären, die ihnen glänzende Schilderungen von dem Tannenwäldern bei Scheboygan entwarfen. Dieselben erzählten ihnen von furchtbaren Beschwerden der langen Landreise nach Iowa und von den kalten Prairien dasselbst, wo kein Baum zu sehen sei; auch machte man ihnen weitere Gespenster vor ob der hohen Preise für Farmland (als ob das kahle Land mit den hohen Preisen übereinstimmte!). Das Resultat war, daß sich die Mehrzahl der Colonisten in Wisconsin im Fichtenwalde niederließ und durch langjährige mühselige Arbeit prächtige Heimwesen im Urwald schuf, die sie aber um ein Zehntel der Arbeit in Iowa besser bekommen haben würden. Es wird oftmals zugestanden, daß es ein Glück war, daß der östliche Theil des Festlandes von Amerika zuerst entdeckt wurde, sonst würde dieser nie besiedelt worden sein, denn der mittlere Westen und besonders das Mississippi-Thal find der reichste und gesegnetste Theil des ganzen Landes – es ist der Mais, Weizen und Fleisch produzirende Theil von Nordamerika.

Herr Jerome C. Arpke, Sohn der Wittwe Maria Arpke, ein auf der Universität ausgebildeter und sehr befähigter Deutsch-Amerikaner, gab in 1895 eine hoch-interessante Broschüre über die Lippe-Detmolder Ansiedlung in Wisconsin heraus und fügte derselben nachfolgende Mittheilung über den Zweig, der nach Iowa ausgewanderten Colonisten bei:

„Im Staate Iowa finden wir ebenfalls mehrere Zweig-Colo-

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nien. Die älteste ist in Allmakee County, in der Umgebung von Waukon und Postville. Hier finden wir viele Familien, die früher hier ansässig waren, unter andern die der Heger, H. und S. Kiesau, Klemme, H. Luhmann, Meierkord, Opfer, Schnitger, Siekmeier, Steffen, C. Weber und A. Winter. Sie gehören hier theils presbyterianischen, theils der reformirten Kirche an.

„Ferner zogen von hier nach Jasper County eine Anzahl Familien und ließen sich bei Newton und Baxter nieder, wo sie eine reformirte Gemeinde gründeten. Hier finden wir die Familien Achtemeier, Bödeker, A. Fasse, Hare, Noah, Sandermann, Wehrmann und andere.

Ein bedeutendes Settlement von frühern Gliedern der Wisconsin-Colonie ist in Buena Vista County, in der unmittelbaren Nähe von Storm Lake. Dort wohnen Familien, die früher hier ansässig waren, wie C.F. Luhmann, H. und C. Marten, F. und H. Steffen, A. und Eb. und L. und O. und W. Stöllting.

In dem südlich angrenzenden County Sac, in der Nähe von Schaller, finden wir eine große Anzahl von Familien, die früher hier ansässig waren, wie Junkenmeier, A. Warten, Hahn, Christian Schäfer.

Ein stammverwandtes Settlement in Iowa, welches aber weder von Gliedern der Wisconsin Colonie gestiftet, noch Zuwachs von dieser bekommen hat, ist das lippische Settlement bei Hubbard, in Hardin County. Diese Niederlassung ist noch jung – kaum vierzehn Jahre alt – doch, da sie von Jahr zu Jahr frischen Zuwachs aus Deutschland bekommt, verspricht es das größte lippische Settlement in Amerika zu werden. Die ersten Ansiedler hier waren die beiden Herren August Böke und Heinrich Gränner, aus Asendorf. Die beiden Herren kamen vor etwa vierundzwanzig Jahren in jene Gegend. Die eigentliche Niederlassung jedoch datirt erst aus den achtziger Jahren her. Die größte Zahl dieser Ansiedler stammt aus Stemmen, oder wie sie in ihrem Volksliede singen, aus: „Dem fürstlich-lippischen Dörfchen, das an der Grenze liegt.“ Diese Colonisten haben eigentlich nicht des Tages Last und Hitze der ersten Pioniere getragen; auch haben sie nicht die Beschwerden erduldet, mit denen die Wisconsiner Colonisten gekämpft. Sie fanden hier meist sehr fruchtbares Land, und sind darum auch schnell zu Wohlstand gekommen. Obwohl sie von Haus aus der reformirten Kirche angehörten, finden wir sie hier in vier verschiedenen Denominationen; in der evangelischen Kirche, in der evangelischen Gemeinschaft, in der lutherischen und in der baptistischen Kirche. Mit ihrem Kirchenwesen ist

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es gut bestellt, zumal sie die alten Fesseln der Engherzigkeit fallen ließen, und unter mehreren Kirchen, aber unter einem Gott, gemeinsam am Werke des Herrn bauen. Ihre Sonntagsschulen, Endeavor-, Sing- und Jugendvereine stehen in schönster Blüthe und sind ein wahrer Stolz der ganzen Umgegend. Die evangelische Kirche daselbst ist ohne Zweifel die größte rein lippische Gemeinde in Amerika. In dieser großen Gemeinde sind nur einige Familien, die nicht aus Lippe-Detmold kommen, oder lippischer Abstammung sind. Sogar der beliebte und tüchtige junge Prediger, obwohl kein Lipper, neigt sich ihnen zu, da seine Frau lippischer Abstammung ist, und diesem strebsamen jungen Prediger, der sich die Aufgabe gestellt hat, junge Leute nicht durch Zwang, sondern durch Liebe für die Kirche zu gewinnen, ist das Wachstum jener Gemeinde größtentheils zuzuschreiben.“

Durch die Bemühungen des Herrn Arpke haben sich seit der ersten Ansiedlung viele andere Lippe-Detmolder in Ledgard, Kossuth County, niedergelassen, welche in Hardin und Buena Vista County bei letzterem Ort Land kauften; dort zählen die Lipper gegenwärtig 14 Familien, und Herr Arpke erwartet dieses Jahr noch einen bedeutenden Zuwachs.

Während der ersten Jahre der Besiedlung des Staates ließen sich die Einwanderer in Familiengruppen aus einer und derselben Gegend zusammen nieder, schon deshalb, weil für sie Alle hier Alles fremd war und sie Landsleute zu Nachbarn haben wollten. Somit ließen sich Würtemberger nieder, wo schon ein oder mehr Würtemberger waren, und so war es auch bei den Badensern, den Schweizern u. s. w. So findet man, daß sich die Einwanderer aus den drei genannten Ländern besonders stark in und um die Städte Dubuque, Muscatine, Ottumwa, Burlington, Keokuk, Des Moines, Council Bluffs, Sioux City, Fort Dodge, Iowa City, Marshalltown, Boone, Boonesboro u. s. w. niederließen. Die Böhmen sind am zahlreichsten in Johnson, Linn und Benton Counties und besonders in und um Iowa City und Cedar Rapids. Sachsen, Westphalen und Preußen sind allerwärts zu treffen. Natürlich findet man auch Schwaben, wie die Schweizer, überall verstreut. Die letzteren ließen sich besonders zahlreich in Dubuque, in Fayette- und in Polk County, meistens auf dem Lande nieder. Die Mecklenburger findet man auch allerwärts, aber besonders stark in Clayton County. Die größte Anzahl von Deutschen in Iowa kommt aus Norddeutschland und besonders aus Schleswig, Holstein und Hannover. Abgesehen von ihrem Ueberwiegen in Davenport und in Scott County, findet man diese

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energischen Söhne Norddeutschlands in allen Counties im Staate, aber besonders in den Städten der Chicago, Rock Island & Pacific, der Chicago Northwestern und der Chicago, Milwaukee & St. Paul Eisenbahnen. In solchen Counties wie Clinton, Caß, Carroll, Crawford, Chickasaw, Cedar, Ida, Jasper, Harrison, Grundy, Keokuk, Pottawattomie, Sac, Tama u.s.w. sind die überwiegend und sind zahlreicher als die Deutschen aus allen anderen Gauen zusammen. Heutzutage fragt man jedoch nicht mehr oft, aus welchem Königreich, Fürsten- oder Herzogthum man herkommt, denn obwohl die alte Heimat einem Jeden lieb ist, so fühlt doch mehr als früher ein Jeder, daß er in erster Linie ein Deutscher ist.

Das deutsche Volk ist durch seine Vereinigung groß und mächtig geworden und hat sich gerade durch diese Vereinigung eine noch viel größere Zukunft gesichert, deren sich auch die Deutschen in Amerika würdig erweisen werden. Das geben selbst die eifersüchtigen Engländer zu, welche in Deutschland den gefährlichsten Konkurrenten auf dem Weltmarkt sehen. In seiner letzten Neujahrs-Nummer brachte der Londoner „Daily Telegraph“ von berufener Hand über die „Weltmacht der Zukunft“ einen längeren ausführlichen Artikel, aus dem zur Ermuthigung gewisser unserer Landsleute, die manchmal an dem Fortschritt der deutschen Nation zweifeln, ein kurzer Auszug hier nicht unangebracht sein kann. Es heißt da u. A.:

„Keine Nation eröffnete, jemals eine neue Aera mit einem solchen Geiste triumphierender Rückschau und glänzenden, sicher begründeten Ehrgeizes, wie es die 60 Millionen des deutschen Volkes an diesem Neujahrstage beseelt. Für die übrige Welt bedeutet der Tag das nahende Ende des alten Jahrhunderts, für Deutschland den Beginn des neuen. Nichts bezeichnet den Geist und die Organisation des neuen Reiches besser als Entschließung, der ganzen Welt im Stolze des Fortschrittes um ein Jahrhundert voran zu sein. Es entspricht dem menschlichen Instinkt und der Praxis des Historikers, wenn der Befehl des Kaisers die abstrakte Chronologie damit abfertigt, daß der Sylvester glanzvoll als Abschluß eines Jahrhunderts gefeiert werden sollte, das die deutsche Rasse aus dem schmachvollen Sumpfe der Armuth und des Darniederliegens zum Gipfel des Wohlstandes und der Macht erhoben hat. Der Traum Deutschlands von der weltbeherrschenden irdischen Allmacht ist allerdings ein großer Traum, allein die Geschichte Deutschlands im 19. Jahrhundert ist eine Geschichte von Träumen, die sich verwirklichen. Die neue deutsche Nation hat bisher in Allem Erfolg gehabt, was sie begonnen hat. Sie hat sich an die Verwirk-

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lichung jedes einzelnen Zweckes mit einem geistigen Fernblick und einer meisterhaften Methodik gemacht, die sich dem Ziele mit etwas der Gewißheit des Fatums ähnelnder Sicherheit genähert haben. Derselbe Geist der soliden Ausschau und der praktischen Vorbereitung, der sich der Reihe nach dem Erziehungswesen, dem Kriege, der Industrie zugewandt hat, soll jetzt der Erweiterung des überseeischen Handels und der Schöpfung eines Colonialreiches gewidmet werden.“

Daß der Verfasser des „Telegraph“-Artikels die peinliche Lage Englands und zugleich das den Briten allgemein unbegreifliche Voranschreiten Deutschlands genau versteht, ist aus nachfolgendem Satz zu ersehen: „….Sozial noch im Mittelalter stehend, politisch ein Chaos, wirthschaftlich fast so weit zurück wie Kamschatka, das war vor drei Generationen noch die Lage der machtvollen, ehrgeizigen Nation, die jetzt auf die erste Stelle der Welt Anspruch erhebt und die triumphirende Wandlung heute feiert.“

Der Artikel geht aber weiter auf die Geschicke Europas ein. Er schildert die Verhältnisse, wie sie vor dem ereignißvollen Tage von Jena waren und zeigt dann den Aufschwung Deutschlands nach dem langjährigen Druck unter dem unser Vaterland zu leiden hatte. So sagt der Verfasser:

„Dann kam die Stunde und der Mann – der eiserne Kanzler, Sadowa, Sedan – und die Welt erwachte zu der Erkenntniß, daß fünfzig Jahre schweigender Arbeit mit Denken und Thatkraft, ernstem und entschlossenem Leben, Erziehung und Disziplin, Fernblick und Vorbereitung Deutschland zur größten Nation auf dem Festlande gemacht hatten.“ – Der Artikel fährt dann weiter:

„Angesichts dieser ungeheuren Entwicklung von von Industrie und Kapital, des Wachsthums an Reichthum und Bevölkerung, wie sie zur Zeit kein anderes Volk in Europa erlebt, ist es klar, daß die weihevollen Bannreden der pedantischen Volkswirthe unserer Insel über die ruinösen Folgen der allgemeinen Wehrpflicht sehr einseitig klingen. Der allgemeinen Wehrflicht verdankt die deutsche Nation eine körperliche Ausbildung, die der geistigen Leistungsfähigkeit, welche ihr Bildungssystem hervorgebracht hat, nicht nachsteht. Intelligenz, Disziplin und Ausdauer, daß sind die Waffen, mit denen der einzelne Deutsche daran geht, sich in der Welt eine Karriere zurechtzumachen. Auf die Handhabung der vereinigten Kräfte von sechszig Millionen solcher Deutschen verläßt sich die Regierung des Kaisers , leistungsfähig, wachsam, folgerichtig und durch drückende Fesseln der Parteiregierung nicht gebunden und

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nicht verwirrt, im Streben, das neue Deutschland zu einer großen Weltmacht, wenn nicht der größten des zwanzigsten Jahrhunderts zu machen.“

Diese Sätze, aus englischer Quelle kommend, sollten die Deutschen ermuthigen und sie stolzer auf ihre Herkunft machen, als leider manche unserer Landsleute in diesem Lande und besonders in angloamerikanischen Gegenden es sind.

Der Censusbericht von 1895 giebt die Anzahl der Bevölkerung des Staates auf 2,058,069 und 146,169 als in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz geboren an. Rechnet man die Kinder derselben dazu, die im Lande geboren sind, so ist es keine übertriebene Behauptung zu sagen, daß Iowa 450,000 deutsche Seelen zählt.

Die Deutschen in den Mississippi-Flußstädten.

Lee County und dessen Städte.—Keokuk.

Der Anfang deutscher Niederlassungen in Iowa war, wie schon vorher ausgeführt worden ist, in Lee County, westlich von Ft. Madison. Keokuk hat aber die geschichtliche Auszeichnung, daß sich, in 1673, die ersten Kaukasier, welche den Boden Iowa’s betraten, auf der Halbinsel niederließen, auf welcher die Stadt steht, und daselbst bei den rothen Kindern der Prairie eine Zeitlang zu Gaste waren. Keokuk wurde in 1820 von Dr. Samuel Muir gegründet, der daselbst einen Kaufladen betrieb. Der Name Keokuk ist der eines Indianer-Häuptlings, dessen Enkel noch heute in der Nähe der Stadt wohnen. Die Stadt hat gegenwärtig ungefähr 17,000 Einwohner.

Keokuk entwickelte sich rasch in den 50er und 60er Jahren und besaß schon damals einen bedeutenden Handel. Die Main Straße, die Hauptgeschäftsstraße der Stadt, wiest noch heute stattliche Gebäude auf, die vor 30 und 40 Jahren errichtet wurden und sich auch neben den Neubauten noch gut ausnehmen. Keokuk hatte von jeher unternehmende Geschäftsleute, und es gelang deren Energie in früheren Jahren wiederholt die Staats-Ackerbauausstellung dahin zu ziehen. Dieselben waren, trotzdem die Stadt im äußersten südöstlichen Zipfel des Staates liegt, finanziell erfolgreich. Auch in der Politik nahm Keokuk eine wichtige Rolle ein, denn eine Anzahl seiner hervorragenden Bürger nahmen mehrere hohe amtliche Stellen im Lande ein, so z. B. der langjährige Ober-Bundesrichter Mason, Gouv. Belknap, Kriegssekretär unter Präsident Grant, der physische und gei-

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stige Riese Richter Johnston, die Kraigs, Richter Trimble, John Irwin, John Gibbons u.s.w. Unter den Deutschen nehmen seit Jahren die Herren Richter Edmund Jaeger und Henry Bank und County-Schatzmeister John Menz einflußreiche Stellen ein. Einer der geachtetsten Deutschen Keokuk’s und Iowa’s ist der Achtb. H. W. Rothert, ein in Amerika geborener, aber gründlich deutsch gebildeter und deutsch gebliebener Mann, der s. Z. hohe Stellen bekleidet hat. Er war weiderholt Staats-Senator und Präsident des Senates. Er wurde Vice-Gouverneur als Gouv. Kirkwood in’s Ministerium des Innern berufen wurde und dann Vice-Gouv. Newbold zum Gouveneur avancirte. In den letzteren Jahren ist er Superintendent der großen Staats-Taubstummen-Anstalt in Council Bluffs und hat sich von der Politik zurückgezogen. Er ist einer der populärsten Männer im Staate.

Keokuk hat viele hervorragende deutsche Geschäftsleute, darunter in erster Linie den Crösus in geschäftlichen Unternehmungen, J. C. Hubinger, einen Würtemberger, der Straßenbahnen, Elektrische Licht-Anlagen, Stärke-Fabriken und verschiedene andere Industrien im Gange hat und einer der scharfsichtigsten Männer im Westen ist. Er hat einen prachtvollen Park angelegt und bewohnt eine in großartigem Style aufgeführte Villa.

Neben ihm sind die Gebrüder Huiskamp zu nennen, welche mit ihrer Schuhfabrik und anderen industriellen Unternehmungen einen hohen Rang in der Geschäftswelt einnehmen.

Unter den älteren deutschen Bürgern erinnern wir uns des verstorbenen H. C. Anschütz, eines der ersten Brauer in Keokuk, der ein eifriger und geistig befähigter Kämpe gegen Prohibition gewesen. Auch der Leisy’s gedenken wir in einem anderen Theile dieses Buches. Die Familie Leisy wurde durch das Prohibitionsgesetz vertrieben und schickt jetzt Waggonladungen ihres in Peoria, Illinois, gebrauten Bieres nach Iowa. Auch erinnern wir uns der nachgenannten älteren deutschen geachteten Bürger von Keokuk und Umgebung: Chas. Hubenthal, John Herbner, Caspar Dreßel, Michael Leiser, C. Fuller, Christ. Hills, Andrew Balbach, Marin Berg, Eph. Radasch, Limburger, Hellwig, Schulz, Seibert und des guten alten Deutsch-Franzosen Louis Barnesconi nicht zu vergessen und auch nicht John Martin, der einst das Green Tree House hielt und seither in Winchester, Missouri, in der Nähe von Keokuk lebte und zum County-Richter daselbst gewählt wurde. Unter den deutschen Bürger der Stadt, welche gegenwärtig daselbst eine geachtete Stellung im geschäftlichen

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Leben einnehmen, sind die Herren Pechstein und Nagel, Bierbrauer, der Apotheker Joh. Fried. Kiedaisch und Dr. Bertram.

Keokuk hatte einst mehr deutsches Leben wie gegenwärtig. So bestand einst ein Turnverein. Nur der deutsche Gesang wird noch gepflegt, und das ist den Bemühungen des Herrn Kiedaisch zuzuschreiben, der selber ein vorzüglicher Sänger ist und schon in den schwierigsten Opern mitgewirkt hat.

Anfangs der 70er Jahre verlor Keokuk zwei seiner besten Geschäftsmänner: Albert Strube und Friedrich Caeser, bekannt unter dem Firmen-Namen Strube & Caesar, welche infolge der Prohibitionswirren vertrieben wurden. Die Firma ist seither in St. Louis und erfreut sich einer ausgedehnten Kundschaft. Herr Strube ist auch ein vorzüglicher Sänger und sang in den größten Opern-Aufführungen.

Edmund Jaeger. Ein nicht nur in hohen politischen, sondern auch in den größeren Finanzkrisen des Staates allgemein bekannter und geachteter deutsch-amerikanischer Bürger des Staates Iowa ist der Achtb. Edmund Jaeger in Keokuk, der während seines fünfzigjährigen Aufenthalts in der genannten Stadt an allen öffentlichen Bewegungen aktiven Antheil genommen und viel gethan hat, um den Staat zu machen, was er geworden ist. Trotz seiner regen Betheiligung am öffentlichen Leben, die ihn viel in amerikanische Kreise brachte, blieb Herr Jaeger echt deutsch in Sprache, Gesinnung und Neigungen. Er war immer einer der Ersten, wo es galt die persönliche Freiheit zu vertheidigen, und so trug er auch stets zur Förderung der Bestrebungen deutscher Vereine und der Festlichkeiten von solchen mit generöser Hand bei. Es ist deshalb von ihm zu verzeichnen, daß er durch sein freundliches und biederes Wesen ebensowohl, wie durch Bildung und Kenntnisse allgemeine Beliebtheit und Achtung erwarb.

Herr Jaeger wurde am 22. Sept. 1833 in Maudach in der Rheinpfalz, Baiern, geboren. Sein Vater, ein wohlhabender Landwirth, hieß Simon und seine Mutter Margarethe (geb. Büttner) Jaeger. Nachdem er durch die Ortsschulen war, wurde er für die Universität vorbereitet und studirte schon in den höheren Lateinklassen, als er von der Auswanderungslust ergriffen wurde und nach Amerika kam. Zuerst nach Cincinnati, von wo aus er nach ein paar Monaten nach Lawrenceburg, Indiana, ging. Dort war er ungefähr ein und einhalbes Jahr und gab Musik-Unterricht, während er zur selben Zeit die Rechte studirte. Dann begab er sich für zwei Jahre auf die

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Staats-Universität in Bloomington, Indiana. Darauf kam er, in 1857, nach Keokuk, wo er mehrere Jahre als Rechtsanwalt praktizirte

[Photo: Edmund Jaeger; Bildtext: Achtb. Edmund Jaeger, Keokuk]

und in 1865 zum County-Richter gewählt ward, ein Amt, das er ungefähr vier Jahre bekleidete. In 1871 ging er in das Bankgeschäft und erwarb die Commercial Bank von Keokuk, der er heute noch als

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Präsident vorsteht. Das Institut hat sich in verschiedenen Geldkrisen als felsenfest erwiesen und erfreut sich des vollsten Vertrauens im Publikum.

In der Politik war Richter Jaeger einer der einflußreichsten Männer des Staates. Er ist in früheren Jahren zu allen hohen Berathungen der demokratischen Partei zugezogen worden. In 1878 war er Delegat zur demokratischen National-Versammlung in St. Louis, wo Samuel Tilden nominirt wurde. In 1868 schon hatte ihn die Partei zum Congreßabgeordneten aufgestellt. Er schnitt damals durch seine Popularität die republikanische Mehrheit um 2000 Stimmen herab. In 1861 und ’62 war er „Enrolling“-Clerk des Hauses der Iowa Gesetzgebung, auch wurde er mit der Uebersetzung der damals auch in deutscher Sprache zur Veröffentlichung gelangenden Gesetze betraut. Er war seiner Zeit auch Stadtrathsmitglied, mehrere Male Bürgermeister und Vice-Präsident des Schulrathes.

Am 15. November 1866 vermählte sich Herr Jaeger mit Frl. Addie G. Ahres. Die Geburt eines Sohnes segnete diesen Bund; Edmund Jaeger, jr., ist jetzt Kassirer in der Bank des Vaters, ein junger Mann von Bildung und einer unbegrenzten Beliebtheit.

Wie aus diesen Zeilen zu ersehen, gehört Richter Jaeger in die ersten Reihen des Deutschthums von Iowa.

Henry Bank. Der einzige Deutsch-Amerikaner, der jemals zum Distrikts-Richter in Iowa gewählt wurde, ist der Achtb. Henry Bank von Keokuk, Iowa; eine seltene Anerkennung für einen Deutschen in diesem Staate und deshalb um so schätzbarer und auch zugleich besonders verdient. Herr Bank besitzt in großem Maßstabe die Eigenschaften, die ihn zum Richter wünschenwerth machen, juristische Kenntnisse, Urtheilskraft und schnelle Auffassung und dabei scharf ausgeprägten Rechtssinn.

Richter Bank wurde am 23. Oktober 1843 in Adensen, in Königreich Hannover, als Sohn des Heinrich und der Frau Julia (geb. Gollmart) Bank geboren. Als er sechs Jahre alt war, kam er mit seinen Eltern nach Amerika und gleich nach Fort Madison. Das war in 1849. Die Familie zog auf die Farm; der junge Bank besuchte die Landschule und war ein guter Schüler. In 1874 wurde er zum County-Recorder (Urkunden-Registrator) erwählt und bekleidete dieses Amt zwei Jahre. Darauf studirte er die Rechte unter Sprague und Gibbons, welche damals die größte Rechtsfirma in Keokuk und im südlichen Iowa bildeten. Er praktizirte darauf als Rechtsanwalt bis 1883, als er zum Richter der Superior-Court

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(Obergericht) gewählt wurde. Er wurde für dieses Amt drei Mal, also im Ganzen auf zwölf Jahre gewählt.

[Photo: Henry Bank; Bildtext: "Achtb. Henry Bank, Keokuk"]

Es war während Richter Bank dieses Amt inne hatte, daß er die hochwichtige Entscheidung abgab, bezüglich der Berechtigung, geistige Getränke aus anderen Staaten in der Original-Verpackung

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auch in Iowa verkaufen zu dürfen. Dieses war im Jahre 1889. Seine Entscheidung wurde in allen Zeitungen der Union veröffentlicht und besprochen. Der Richter hielt dafür, daß unter dem zwischenstaatlichen Handelsgesetzte die Ablieferung von geistigen und anderen Getränken, wenn importirt, erlaubt und gesetzlich sei, wenn auch die im eigenen Staate gemachten Getränke verboten seien und nicht verschickt werden dürfen — das Obergericht mußte diese Auffassung für richtig erklären. Es war dieses die wichtigste Entscheidung in der Prohibitionsfrage, und von unermeßlichem Werth für die Brauer außerhalb Iowa’s, sowie für die Iowa Wirthe und Händler, welche deren Bier verkaufen, während in Iowa das Bierbrauen unter strenger Strafe verboten war.

In 1895 entstand eine Vakanz in dem Distrikts-Richteramt durch den Tod des Richters Casey von Fort Madison und Herr Bank wurde zu diesem Amt ernannt. In 1898 wurde er auf vier Jahre zum Distrikts-Richter gewählt, und er bekleidet dieses hohe und verantwortliche Amt seither zur Zufriedenheit des ganzen Distrikts.

Richter Bank verheirathete sich am 1. Mai 1869 mit Frl. Marie Risser, mit der er sieben Kinder hatte, nämlich: Louise, Marie, Hermann, Heinrich, Dorothea, Katherine und Elise Bank.

Herr Bank gehört zur evangel.-luth. Kirche, zum Odd Fellows-Orden, und ist einer der beliebtesten und prominentesten Bürger von Keokuk und Lee County.

John Menz. In Lee County sind in den letzten 30 Jahren viele Deutsche zu verantwortlichen Aemtern gewählt worden, und sie haben sich als pflichttreue Beamten erwiesen. Einer der populärsten Deutschen von Keokuk und Lee County ist der gegenwärtige County-Schatzmeister, John Menz.

Herr Menz wurde am 12. Juni 1829 in Albrechts bei Suhl, im Thüringer Wald, geboren. Außer der Realschule besuchte er die Baugewerkschule in Holzminden, Braunschweig, von 1849 bis 1851, und wurde als Architekt ausgebildet. Danach trat er in den preußischen Forstdienst, in welchem er bis Oktober 1853 blieb und dann nach Amerika kam; zuerst nach New Orleans, dann nach St. Louis und von da nach Highland, Ill., wo er 15 Jahre lang ein Kaufmanns-Geschäft führte. Er wurde zum Friedensrichter gewählt und bekleidete dieses Amt von 1860 bis 1872. Inzwischen war er noch Sekretär der Schulbehörde und erzählt man noch heute dort, daß unter seiner vortrefflichen Leitung Highland die besten Schulen hatte, die es je besessen hat.

[Seite 321: ganzseitiges Photo von John Menz; Bildtext: "John Menz"]

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Im September 1876 kam Herr Menz nach Keokuk und erwarb käuflich das Adler-Hotel, das er mehrere Jahre mit Erfolg führte. In 1889 wurde er zum Steuereinschätzer gewählt; er blieb in diesem Amt bis 1893. In diesem Jahre starb der Hilfs-County-Schatzmeister Georg Schäfer. Herr Menz wurde an dessen Stelle ernannt. Er bekleidete dieselbe sechs Jahre lang zu solcher Zufriedenheit, daß er bei der letzten Wahl selbst zum Schatzmeister gewählt wurde und diesen Posten nun mit Umsicht und gewissenhafter Treue versieht.

Herr Menz hat sich an Sylvester-Abend 1855 mit Frl. Christine Steiner verheirathet, und es stammen sechs Kinder aus dieser Ehe, fünf Mädchen und ein Sohn, nämlich: Frau Louise Haines in Logansport, Ind.; Frau Emma Kraft in Burlington, Ia.; und Frau Milda Kraft in Keokuk; Frl. Ella; Frau F. Atwood in Keokuk und Robert J. Menz in Minneapolis. Frl. Ella ist Gehilfin ihres Vaters im Schatzamt. Sie bekleidet die Stelle mit ausnehmendem Erfolg und wird allgemein hochgeschätzt.

Herr Menz war ein eifriger Turner solange der Turn-Verein bestand und unterstützte von jeher Alles, was deutsche Gesinnung und deutsches Leben förderte. Herr Menz war schon in Highland in 1855 einer der Gründer des dortigen Turnvereins und Gesangvereins. Er ist auch Mitglied des Keokuk „Liederkranz“, dessen Präsident er ist. Er ist Präsident des Vereins der Patrioten von Amerika und gehört dem Orden Knights of Honor (Ehrenritter) an. Auch ist er Mitglied der deutsch-luth. Kirche.

Herr und Frau Menz genießen die allgemeine Achtung und Zuneigung der gesammten Bürgerschaft ihrer Heimathsstadt.

[Seite 323: "Plan of Ft. Madison, 1808" (Skizze der ursprünglichen Fort-Anlage)]

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Fort Madison und Umgegend

Eine am Mississippi-Fluß hübsch gelegene Stadt von circa 12,000 Einwohnern ist Fort Madison. Wie in dieser Geschichte zu lesen ist, gehört Ft. Madison zu den ältesten Städten am Oberen Mississippi. Das Bild von Ft. Madison in 1808 [vgl. Foto auf S. 323] veranschaulicht den Ort damals und das Bild, das uns Dr. A. C. Roberts, der hochbefähigte Redakteur des “Democrat”, zustellte, giebt den Lesern eine liebliche Ansicht des schönen Ortes.

In Ft. Madison befinden sich die Maschinenwerkstätten des großen Santa Fe-Eisenbahn- Systems, und der Ort ist, wie alle Städte am Mississippi, berühmt durch seine Sägemühlen und bedeutenden Bauholzhandel.

Die Stadt hat längere Jahre ein zahlreiches gebildetes Deutschthum gehabt; leider sind die meisten Vertreter desselben bereits ins Jenseits gerufen worden.

Unter den frühesten Ansiedlern des nördlichen Theiles von Lee County finden wir in Fort Madison die deutschen Familien Salomon, Dingmann, Nelle, Helling, Kasten, Nabers, Pruellage, Tieken, Throener, Ehart, Peters, Kiel, Abel, Schmelzle, Stenger, Wenke, Suechtig, Ehinger, Hugel, Koehler, Rev. Hattenberger und Pastor Ries.

Im benachbarten West Point die deutschen Familien Salomon, Dingmann, Schulte, Peters, Weber, Vonderhaar, Werner, Kempker, Kreikenbaum und Rump.

In Franklin und Franklin Township die deutschen Familien Seyb, Wiegner, Trump, Weber, Graeber, Krehbiel, Fett, Mattern und Schowalter.

Auf dem Lande als Farmer zerstreuet: Timpe, Mertens, Roterig, Sanders, Kempker, Holtkamp, Vonkahl, Schweer, Weishaar, Becker, Bank, Frueh, Koch, Hirschler, Abel, Brodt, Lange, Stempel, Rump, Haeffner, Haffner, Rauscher, Vogt und Bollinger.

Unter den deutschen Ansiedlern von Lee County bekleideten im Laufe der Zeit wichtige Aemter H.M. Salomon, Postmeister von Ft. 

[Seite 325: Foto, “Fort Madison in 1900”]

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Madison under den Ver. St. Präsidenten Pierce und Buchanan; später B. Hugel unter Lincoln, und Charles Doerr unter Cleveland. Herr Doer war seiner Zeit auch Repräsentant von Lee County in der Staats-Legislatur, sowie auch die Herren Christ Hirschler, Wm. Werner und Konrad Schweer. — Valentin Buechel war Staats-Senator zu Anfang der sechziger Jahre.

Der im Jahre 1858 gegründete “Harmonie-Verein” war lange Zeit das gesellschaftliche Centrum der Deutschen von Fort Madison. Derselbe leistete Tüchtiges auf den Gebieten der Turnerei, des Gesanges und des Theaters.

Als ältester deutscher Unterstützungs-Verein von Fort Madison ist der St. Josephs-Verein zu nennen.

Die deutsche Odd Fellows Lodge, gegründet am 9. September 1861, besteht ebenfalls noch.

Rev. P. Hoffmann, Rektor der Herz Jesu Gemeinde, Fort Madison, Iowa, wurde im Jahre 1892 zu St. Catherine, Iowa, geboren. Seine klassischen Studien vollendete er in Dubuque, studirte alsdann Theologie im St. Mary’s Seminary, Baltimore, Ohio, und wurde ordinirt am 26. Mai 1888.

Der erste Wirkungskreis des jungen Priesters war West Burlington. Seit dem 11. Juni 1893 weilt der hochw. Herr Hoffmann in Iowa’s Gem City, äußerst segensreich wirkend. Als erster Rektor der neuen Herz Jesu Gemeinde lag es ihm ob, Kirche, Schule und Pfarrhaus zu bauen. Der Bau der Schule und des Pfarrhauses wurde sofort in Angriff genommen. Dank der Opferwilligkeit der Gemeinde und der rastlosen Thätigkeit ihres hochw. Rektors geht nun auch der Bau der neuen Kirche seiner Vollendung entgegen. Die 

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Kirche wird eine der schönsten im Staate, ist im romanischen Style erbaut und kostet $45,000.

Rev. P. Kern kam als junger Student im Mai 1869 nach Amerika. Die bereits im alten Vaterlande begonnen klassischen Studien wurden im Salesianum, in der Nähe von Milwaukee, fortgesetzt, woselbst auch der philosophische und theologische Kursus absolvirt wurde.

Am 25. Februar 1876 empfing Rev. Kern die Priesterweihe. Nach elfjähriger, segensreicher priesterlicher Thätigkeit in Harper, Iowa, nachdem die dortige neue Kirche erbaut war, wurde Rev. Kern als Rektor der St. Marien-Gemeinde nach Fort Madison berufen.

Mit dem Psalmisten sprechend: “Ich liebe die Zierde deines Hauses, o Herr!” richtete Rev. Kern hier von Allem erst sein Augenmerk auf die Verschönerung und Ausschmückung der St. Marien-Kirche.

Der Ausbau des Kirchthurms, die sinnige Dekoration im Innern der Kirche, die in gebranntem Glas mit Gemälden versehenen prachtvollen Kirchenfenster, sowie die Beschaffung von zwei weiteren Seitenaltären, bilden den würdigen Abschluß dieses imposanten Gotteshauses.

Das neue Schulgebäude, mit dessen Bau im Mai dieses Jahres begonnen wurde, geht seiner Vollendung entgegen. Es ist ein Prachtbau, der $20,000 kostete.

Rev. Arthur Zaiser, Rektor der St. Josephs Gemeinde in Fort Madison, Iowa, wurde im Staate Illinois geboren. Sein Vater war Methodisten-Prediger, später Mayor von Burlington, Iowa, und gegenwärtig Haupttheilhaber der Firma “The Orchard City Wagon Co.” daselbst. Den Schulunterricht genoß Rev. Zaiser in einer deutschen Elementarschule, besuchte darauf die öffentlichen Schulen und lag alsdann drei Jahre lang höheren Studien in der 

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“Iowa Wesleyan University” ob. Klassische, philosophische und theologische Studien wurden gemacht be den P. P. Jesuiten und im Sales[ianum] zu Milwaukee, Wis. Ordinirt im Juni 1891, wirkte der hochwürdige Herr Zaiser zuerst als Assistent an der hiesigen St. Marienkirche, darauf als Professor am St. Ambroise College, Davenport, später als Rektor in Exira, und weilt seit August v. J. als Pfarrer obengenannter Gemeinde in unserer Mitte. Rev. Zaiser ist ein ausgezeichneter Kanzelredner und hat sich durch sein leutseliges, liebenswürdiges Wesen schon viele Freunde erworben.

Der populäre Friedensrichter Chas. Doerr, einer der hervorragendsten Deutschen Iowas, wurde am 13. Jan. 1831 zu Sonnenberg, Hessen-Nassau, Deutschland, geboren. 

Schon in früher Jugend zeigte Charley viel geistige Regsamkeit, was auch noch jezt im Alter bei ihm der Fall ist. Noch in den Kinder-Schuhen steckend, [ü]bersiedelte er mit seinen Eltern nach dem benachbarten, sehr frequentierten u. fashionablen Badeorte Wiesbaden, wo unser Charley eine tüchtige Schulbildung erhielt, die ihm im späteren Leben sehr zu statten kam.

Im Alter von 20 Jahren schlug Herr Doerr sein Domizil in den Vereinigten Statten von Nord-Amerika auf, und fünf Jahre später, im August 1855, ließ er sich mit seinen Eltern permanent in Fort Madison nieder, woselbst er seit 45 Jahren wohnt.

Es waren dies Jahre rastloser Thätigkeit, gewidmet den lieben Seinigen und dem allgemeinen Wohle seiner Mitbürger.

Wegen seiner vorzüglichen Eigenschaften ist Herr Doerr vortheilhaft bekannt im ganzen Staate und hat viele Freunde. Im Umgange

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äußerst zuvorkommend und leutselig, sucht er dem Leben stets die heitere Seite abzugewinnen. — Das geistige Erbe unserer Väter hochschätzend, ist er stolz auf seine deutsche Abstammung. — In politischer Beziehung ist er ein strammer Demokrat.

Im Laufe der Jahre wurde Herr Doerr mit wichtigen Aemtern betraut. Während der sechsziger Jahre bekleidete er das Amt des Kreisgerichts-Sekretärs von Lee County.

1884-85 vertrat er Lee County als Repräsentant in der Staats-Legislatur, und er fungirte vom 1. November 1885-1890 als Postmeister von Fort Madison, und seit dem 1. Januar 1895 als Friedensrichter. Er war seiner Zeit auch Präsident vom Fort Madison Männerchor und Präsident der “Deutsche Tag”-Feier.

In Herrn Prof. Ignaz Bergmann besitzt Ft. Madison einen tüchtigen Lehrer und einen Organisten ersten Ranges. Derselbe wurde geboren zu Wormeln, Kreis Warburg, Westphalen, am 9. März 1842. Unter der Leitung seines Vaters bildete er sich zum Lehrer und Organisten heran, und absolvirte zu diesem Zwecke das Lehrerseminar zu Büren.

Nachdem Herr Bergmann vier Jahre als Lehrer und Organist im alten Vaterland thätig gewesen, zog er im Jahre 1868 nach den Vereinigten Staaten.

Sein erster Wirkungskreis in diesem Lande als Lehrer und Organist war in der St. Mariengemeinde zu Grand Rapids, Mich. In derselben Eigenschaft war Herr Bergmann später thätig in der St. Bonifazius-Gemeinde, Quincy, Ill., in der St Ludwigs-Gemeinde, Cincinnati, Ohio, und seit dem 1. Mai 1875 fungirt er in der St Mariengemeinde, Fort Madison, Iowa, als Organist, woselbst er auch 18 Jahre als Lehrer thätig war.

Herr Bergmann hat durch sein segensreiches Wirken sowie durch sein liebenswürdiges, taktvolles Auftreten sich viele Freunde erworben. Die Bergmann’sche Familie zählt zu den geachtetsten von Fort Madison.

Herr Eduard Bernhard betrat das gastliche Gestade dieses Landes im Jahre 1854 als junger Mann im Alter von 36 Jahren. Nachdem er kurze Zeit im Staate Pennsylvanien zugebracht hatte, griff er zum Wanderstabe, um im fernen Westen sein Glück zu suchen, welches er hier auch gefunden hat.

Nach einem dreijährigen Aufenthalte in unserer Nachbarstadt Burlington, siedelte Herr Bernhard nach Fort Madison über, wo er dreißig Jahre lang Theilhaber der renommirten Firma “Peters & Bernhard Potowonock Mills” war.

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Herr Bernhard ist ein Biedermann im vollsten Sinne des Wortes. Körperlich und geistig noch recht rüstig, erfreut er sich der von den Vätern ererbten idealen Güter und pflegt dieselben mit Vorliebe.

Rev. John F. Kempker wurde geboren am 18. Mai 1848 in Lee Co., Iowa, von aus Deutschland eingewanderten Eltern, Gerhard H. und Therese (geb. Achelwilm) Kempker. Die Taufe empfing er vom Pioniere-Priester J. G. Alleman in der Blockhütte des Leonhard Hellmann in Pleasant Ridge, Tp., wobei John Kempker und Katherine Hellmann als Pathen fungirten. John absolvirte die Klassen der Pfarrschule in West Point, und trat 1865 als Student in das Priester-Seminar St. Francis, zu Milwaukee, Wis., wo er am 22. Dezember 1872 die hl. Priesterweihe erhielt und seither in vielen Gemeinden des Staates segensreich wirkte. In 1873 besuchte er die sieben südwestlichen Counties und gründete viele neue Gemeinden. In 1874 und ’75 war sein Feld Carroll Co., wo er die Gemeinden von Carroll, Mt. Carmel, Roselle, Arcadia, Sac City und Coon Rapids in’s Leben rief. Dann wirkte er zwei Jahre in Lyons, ein Jahr in Clayton Co., 1879 als Privat-Sekretär des Bischofs Hennessy in Dubuque und in der Folge in Fort Madison, Keokuk, Muscatine, Riverside, Des Moines, Davenport, Adair, bis zu seiner letzten Gründung, der St. John’s Gemeinde von Houghton, welche am 3. Juni 1898 eröffnet wurde. Pfarrer Kempker ist Mitglied mehrerer wissenschaftlichen und historischen Gesellschaften, ist rüstig in der Arbeit und voll Pietät für unseren Staat und seinen Beruf. Pfarrer Kempker gab auch ein werthvolles historisches Werk “Die Geschichte der katholischen Kirche in Iowa” heraus, das in diesem Buche mehrfach erwähnt wird.

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Burlington. 

Außerhalb der einstigen Hauptstadt Iowa’s und dem gegenwärtigen Amtssitz des Countys sind in Des Moines Co. namhafte deutsche Ansiedelungen in und bei den Ortschaften Danville, Dodgeville, Kline, Kingston, Middletown, und Augusta zu verzeichnen. 

Die Stadt Burlington mag gegenwärtig ungefähr 27,000 Einwohner haben, von welchen 12,000 Deutsche sind.  In früheren Jahren war hier ein geistig kräftiges und gebildetes Deutschthum, und kann man jetzt noch eine sich leider immer verkleinernde Schaar deutscher Pioniere zusammenfinden, welchen in Burlington die Aufrechterhaltung deutschen Sinnes und deutschen Wesens zu verdanken ist.  Es sind diejenigen, welche der Stadt dieses Jahr das große Sängerfest des Nordwestens brachten und dasselbe zu einem würdigen Nachfolger des Festes in Davenport gestalteten. 

Burlington hat an der Chicago, Burlington und Quincy-Eisenbahn eine kräftige Stütze, welche dem Orte das Aussehen einer Großstadt verleiht.

An dem großen Union Bahnhof sieht man täglich ein reges Leben.  Auch sind die Straßen stets belebt, und wenn man die Engros-Häuser sieht, sowie die Hauptfabriken, so kennt man die Ursachen des Wohlstandes daselbst.

Es war hier in Burlington, wo Iowa seine erste Territorial-Regierung hatte, und hier war auch noch der Sitz der Regierung, als in 1846 der Staat in den Unions-Verband aufgenommen wurde.  Im Verlauf der Geschichte kommt diese Stadt oftmals in Erwähnung, und zwar in verschiedenen Kapiteln.

Unter den vielen Bürgern deutscher Abkunft, die zum Aufbau und der Entwicklung  von Burlington und Des Moines County beigetragen haben, wollen wir die hauptsächlichsten Namen von Männern und von Familien anführen, von denen manche zwar bereits gänzlich verschollen und ausgestorben sind, viele aber in Ansehen und Ehre stehen, oder es in ihren Kindern zu solchen gebracht haben.  In Burlington sind es hauptsächlich die folgenden:

Theo. Gülich, Fritz Becker, Mahlings, Steiner und Ney, Delahaye, Bilckhagen, Bischoff, Gutekunst, die Familien Burmeister, die Familien der Schrumms, Schmieg, Otto Kroppach, die Familien Blaul, die Familien Bicklen, Chas. Starter, Paul Lange, Ed. Hagemann, Unterkircher, die Familien Kriechbaum, Peter Bouquet, Weinrick, Niemauer, Thienes, Eisfeld, Lehmann, Jac. Epstein, General Mathies,

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Chr. Mathies, Wm. Schaffner, Casper Hail, Metzger, Mich Zeller, die Bosch, Waldschmidt, Werthmüllers, Ende, die Familien Mohn, Ziegelmüller, Scheu, die Brüder Münzenmeyer, E. Roeßner, G. Boeck, Chas. Dobelmann, Fischbeck, Wm. Hunerke, die Familien Steinbrecher, Nic. Lau, Chas. Knoener, Chr. Meyer, Dr. Thieme, Dr. Knithan, Bierwirth, Dr. Garthe, Dr. Leipziger, Chr. Aspelmeier, Henry Ritter, die Familie Wedertz, Herm. Langenwarth, die Familien Mesmer, die Familie Naumann, Chas Geyer, A. Kuhlemeier, C. H. Prenzler, die Familien Pilder und Lemberger, die Baumbergers, Marquardt, Hoelzen, die Familie Bonn, Die Paulns, Chas. Hener, Senti, Ebner, Kupper,

Bock und seine Neffen Ernst und Joseph Bock, John Schlampp, Adam Braunberger, Ewald Poppe und sein Sohn Max, Prof. Wachsmuth, John Dalldorf, Jac. Wohlwend und seine Söhne, Louis Weinstein, Adolph Richter, Carl Lohmann, Jos. Kolz, Hans Ranene, Pastor Fausel, Pastor Zimmermann, Schullehrer Klein, Chas. Wolff, J. Ill, Ed. Lehr, die Familie Dehner, Gnahn, Bodemann, die Familie Zaiser, Wm. Schumann, John Burg und seine Söhne, die Familie Boesch, die Familie Rundorff, Chas Reiner, Dan. Reinert, die Familie Stetter, Chr. Miller, B. Walz, C. Dreher, Bräutigam, Otto Lorenz und Andere, die alle zu nennen, zu weit führen würde.

Unter den Farmern in Des Moines County sind die bekanntesten: die Magels, die Naus, die Familie Koestner, John Kuenzler, Henry Ebersmann, A. Hacker, die Familien Binder, die Hilgaertner, die Familie Breuer, die Familie Riepe, sodann die Familie Wischmeyer, die Luerlings, die Schröders, Busse, John Kassel, Joachim oder Dr. Schulz, Scholer, Anton Vorwerk, George Tietge, Pietsch, die Familie Miller und andere mehr.  Von einigen, die besonders hervorragend sind, geben wir kurze Skizzen.

Deutsche Vereine Burlington’s

Die Burlington Turngemeinde

Die erste Versammlung dieser Organisation wurde abgehalten am 13. Oktober 1853 und der Verein wurde inkorporirt am 1. März 1856. 

Die ersten Beamten waren:
Sprecher, Carl Mahlinger;
Schriftwart, Peter Miller;
Kassenwart, Karl Meer;
Turnwart, Wm. Enderle;
Zeugwart, Georg Brand.

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Der Verein hatte wiederholt mit Schwierigkeiten zu kämpfen, aber steht in voller Blüthe,  seitdem er wider mit dem Turnverein “Bahnfrei” vereinigt ist.  Er besitzt eine schöne Turnhalle mit allem Zubehör.  Der Verein zählt gegenwärtig 100 Mitglieder.  Zu der Gesangsektion gehören 18 Mitglieder.  Der Dirigent derselben ist Carl Lohmann.  Folgende Herren sind die gegenwärtigen Beamten des Vereins:

G. M. Prenzler, erster Sprecher;
J. A. Kleppisch, zweiter Sprecher;
Aug. Neugebauer, korresp. Schriftwart;
Henry Grunjes, Kassirer;
Ernst Schulz, Turnwart;
Henry Grunjes, jr., zweiter Turnwart;
Arthur Dreher, Zeugwart;
Henry Steph, Bibliothekar

bestehen als solche seit 1889.  Am 29. August 1889 wurde das erste Lokal-Sängerfest gefeiert. Die ersten Beamten waren: Otto Münzenmeyer, Präsident; Peter Heim, Vize-Präsident; Aug. Neugebauer, Sekretär.

Gegenwärtige Beamten sind: Otto Münzenmeyer, Präsident; Wm. Münzenmeyer, Vize-Präsident; Gerh. Schlapp, Sekretär; Fritz Schwan, Schatzmeister.

Die vereinigten Sänger bestehen aus der Burlington Liedertafel, der Turner Gesangsektion und dem Cäcilien Männerchor und zählten anfangs 54 Mitglieder. Der Verein zählt gegenwärtig 108 Mitglieder. Der jetzige Dirigent der Vereinigten Sänger ist der in Musikkreisen wohlbekannte Prof. O. W. Richter, früher in Chicago thätig.

Die Liedertafel wurde am 10. November 1885 gegründet von Jos. Voelkel, Carl Schwan, Paul Hartmann, Louis Tauscher, Wm. Doering, Bleicher u. A.  In 1890 zählte dieselbe 27 Mitglieder; augenblicklich zählt sie 32 aktive und 68 passive Mitglieder.  Sie haben gegenwärtig eine gut eingerichtete Halle in B. Niemanns Gebäude, Ecke der Central Ave. und Columbia Straße, mit einem Inventar- Vermögen von ungefähr $700. 

Der Schwäbische Vergnügungs-Verein wurde im Jahre 1886 von den folgenden Herren gegründet: Chas Weisz, Keo. Bosch, Chas. Döbelmann, Rud, Koch, Adolph Schönhaar,  Julius Fladt, R. Bieg Heinrich Fröschle, Otto Münzenmeyer, W. Münzenmeyer und Joseph Dehner.  Er ist einer der gemütlichsten deutschen Vereine in Des Moines County, und seine Unterhaltungen werden

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stets mit Beifall vom Publikum Burlingtons aufgenommen.  Die ersten Beamten waren: Chas. Weiß, Präsident; Rud. Koch, Sekretär; Chas. Dobermann, Schatzmeister und George Bosch, Finanz-Sekretär.  Die jetzigen Beamten sind: Adolph Schönhaar, Präsident; Sam. Kurrle, Sekretär; Chas. Döbelmann, Schatzmeister; Heinrich Fröschle, Finanz=Sekretär.  Der Verein ist in blühendem Zustand und zählt gegenwärtig 72 Mitglieder.

Der deutsche Militär-Verein, der sich, wie der Schwabenverein, das gefällige Leben und die Unterhaltung seiner Mitglieder allein zur Aufgabe gestellt hat, ist einer der beliebtesten Vereine der Stadt Burlington, und seine Vergnügungsunternehmungen finden stets eine rege Betheiligung seitens aller Klassen der Bevölkerung.

Der Militärverein wurde am 1. August 1895 gegründet.  Die Begründer desselben waren: G. Laut, Herm. Poppmeier, P. H. Nokamp, D. Frerichs, H. Handrich, Wm. Fehseke, John Held, Fred. Wiesel. Fr. Holfers, Adolph Regner.

Die ersten Beamten desselben waren:
Gerh. Laut, Präsident;
Henry Schwerin, Sekretär;
Herm. Poppmeier, Schatzmeister.

Der Verein zählt in der Gegenwart 54 aktive und 42 Ehrenmitglider. 

Die jetzigen Beamten sind:
Ben. Spitzmüller, Präsident;
B. Kirchner, Vize-Präsident;
A. G. Keller, Sekretär;
Rud. Koch, Finanz-Sekretär;
Henry Froeschle, Schatzmeister;
J. C. Link Fahnenträger;
Andr. Lange, Wm. Lambertz, Fahnenjunker;
Phil. Reichmann, H. Henschel, Aug. Mecklenburg, Verwaltungsrath.
Aufseher: Naurath;
Thürhüter: J. Sanders.

Bismarck-Loge der A.O.U.W., No. 275, war die erste deutsche Loge im Staate, welche der loyalen Seite wieder beigetreten ist; dieselbe wurde im Januar 1887 gegründet und erfreut sich eines guten Gedeihens.

Die ersten Beamten waren:

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J. J. Wohlwend, Ex. M. A.; Carl Lohmann, M. A.; John Koch, F., Fred. Zuckschwerdt; A. J. A. Bliesene, Finanz-Sekretär, Joachim Grothe, Schatzmeister; Jac. Blum, Führer; Paul Birzele, innere Wache; Peter Junghan, äußere Wache.

Die Loge zählt jetzt 68 Mitglieder und folgende sind die gegenwärtigen Beamten:

Conr. Pilgram, P. M. W.;
John Voigt, M. W.;
Ed. Wagner, T.;
Ed. Hauser, O.;
Paul Kurrle, Recorder;
Aug. Lange, Finanz-Sekretär;
Heinr. Schramm, Schatzmeister;
Ad. Kurrle, G.;
Henry Hoffmann, G. W.;
Fred. Schwerin, O. W.

Der deutsche Sterbekassen - Verein.

Sein Name gibt seinen Zweck an, und ist er ein Unterstützungs-Verein bei Sterbefällen seiner Mitglieder.  Derselbe wurde von Herrn Fried. Schulz von Benton Township, einem ehemaligen deutschen Schullehrer, ins Leben gerufen.  Herr Schulz war langjähriger Präsident des Vereins.  Einige der ersten Mitglieder des Vereins in Burlington waren: A. H. Kuhlemeier, Louis Weinstein, Aug. Althoff, Jac. Wohlwend, Adolph Richter, John Schlampp und Andere.

Aus einem kleinen Senfkorn ist ein großer Baum geworden.  Der Verein zählt jetzt 505 Mitglieder.

Die jetzigen Beamten sind: Otto Münzermeyer, Präsident; Chr. Mesmer, Vize-Präsident; Carl Lohmann, Sekretär; John Zaiser, Schatzmeister.

Katholiche deutsche Vereine.

Der Cäcilien Männerchor wurder im Jahre 1882 mit 12 Mitgliedern gegründet; sein erster Dirigent war Herr Jos. N. Kolz.  Der Verein zählt jetzt 20 aktive und 24 passive Mitglieder in Gesammtheit zu den Vereinigten Sängern Burlingtons.

Seine Beamten sind:
George Rump, Präsident;
John P. Hein, Sekretär;
Frank Denz, Schatzmeister;
Jos. N. Kolz, Dirigent.

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St. Johannis Unterstützungs-Verein. Sein Prinzip ist gegenseitige Unterstützung in Krankheit und Sterbefällen.

Er bezahlt $4 wöchentlich für Krankheit und $100.00 in Sterbefällen und hat seit seiner Gründung sich als ein wohltätiger Verein bewiesen und manches Gute gestiftet.  Der Verein wurde am 27. Februar 1877 gegründet, und sein erster Präsident war Sampson Erz.  Er zählt augenblicklich 56 Mitglieder und ist in guter finanzieller Lage; sein Baarvermögen betrug am 1. März 1900 etwas über $4000.00.

Seine jetzigen Beamten sind:
Jos. Miller, Präsident;
Remigius Martin, Vize-Präsident;
Julius Hauser, Sekretär;
George Helldorfer, Schatzmeister;
Nic. Walter, Vorsitzer, Henry Ritter, George Rump, Finanz-Komite.

Deutsche katholische gegenseitige Feuer-Versicherungs-Gesellschaft von Burlington

Diese zählt gegenwärtig 175 Mitglieder und hat Eigenthum im Werthe von $200,000.00 versichert und ist seit ihrem Bestehen in solider und guter Finanzlage.

Folgende sind die Beamten derselben:
Phil. Mesmer, Präsident;
John Witte, Vize-Präsident;
Wm. J. Bruegge, Sekretär;
H. Stensbeck, Schatzmeister;
Chr. Mesmer, Chr. Sutter, Math. Federspiel, Abschätzungs-Komite[e].

Obige Gesellschaft versichert nur Privateigenthum.

Deutsche Kirchengemeinden

St. Johns deutsche katholische Kirche wu[r]de im Jahre 1855 organisiert, indem sich die Deutschen auf Anrathen von Vater J. G. Reffe von den Irländern trennten. Die Gemeinde bestand zu dieser Zeit aus ungefähr 40 bis 50 Familien. Ihre erste Kirche wurde im Jahre 1856 an der siebenten Straße, zwischen Elm und Division Straße, gebaut, ein Jahr später wurde ein Brickgebäude zur Begründung einer Elementarschule e[r]richtet. In 1873 wu[r]de das St. Johns Academie-Gebäude von Vater Fendrick begonnen und im Jahre 1875 vollendet. In 1876 wurde das ganze Kircheneigenthum einschließlich einer schönen Pfarrwohnung vom Bischof J. B. Hennessy von Dubuque an die Jesuiten-Väter übertragen.

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Die jetzige schöne St. Johns-Kirche an der Division Straße wurde im Jahre 1885 vollendet; sie ist eine der schönsten Kirchen der Stadt Burlington. Die Gemeinde zählt ungefähr 350 Familien als Mitglieder.

Die Seelsorger der Gemeinde sind seit 1890 die Benediktiner-Väter. Pfarrer Timotheus M. Luber leitet die Gemeinde seit 1890 und wird von zwei Assistenten unterstützt. Die gegenwärtigen Assistenten sind Pater Alfred Fitian und Hilarius Rosenfeld. Zu der Kirche gehört eine Gemeindeschule, die durchschnittlich von 275 Kindern besucht wird. Außer dem Religions-Unterricht wird auch in der deutschen und englischen Sprache Unterricht ertheilt, und zwar von Notre Dame Schwestern aus Milwaukee. Das Kirchen-Eigenthum der Gemeinde, einschließlich der Gebäude, wird auf mindestens hunderttausend Dollars veranschlagt, und die Gemeinde ist in einem sehr blühenden Zustand.

Die erste deutsche evangelische Kirche von Burlington wurde im Jahre 1841 von Jacob Wilhelm, Seibert Magel, Conrad Pfeiff, Balthaser Schmitt, John Philipp Kriechbaum, George Blickhahn, Louis Teuscher, Henry Fehling und Fritz Funck gegründet. Der erste Pastor war Pfarrer Rieger, der im Jahre 1841 nach Burlington kam und bis 1844 verblieb. Die erste Versammlung wurde in dem oberen Stockwerk eines Gebäudes Ecke Main und Columbia Straße abgehalten. In 1844 wurde Pfarrer H. A. Eppens Pastor, der bis zum April 1849 blieb. Von 1847 ab wurde ein Zimmer über dem jetzigen Carpenter’schen Juwelen-Geschäft, Ecke Jefferson und 3. Straße, bis zum Jahr 1850 benutzt. In 1849 wurde Pfarrer Theodor N. Dressel Pastor, der bis zum Juli 1855 verblieb. Am 19. Juli 1855 wurde Pfarrer Friedrich Fausel von dem theologischen Seminar von Marthasville, Mo., Pastor. Derselbe verblieb bei der Gemeinde, bis sich dieselbe im Jahre 1887 trennte, indem sich ein Theil derselben absonderte und die evangelische lutherische Bethanien-Gemeinde gründete, mit Pfarrer Friedrich Fausel als Pastor. Die schöne geräumige Kirche der ersten deutschen evangelischen Gemeinde, Ecke Columbia und Sechster Straße, wurde im Jahre 1850 begonnen und im Jahre 1851, am 6. April, eingeweiht. In 1869 wurde ein Anbau von 12 Fuß zu dem Hauptgebäude gemacht und ein Thurm von 92 Fuß Höhe errichtet. Nach Herrn Fausel trat Herr Chr. Bukisch das Amt des Seelsorgers an, das er bis zum Jahre 1894 verwaltete; seitdem ist Herr W. Gaertner Pastor der Gemeinde. Die Gemeinde zählt augenblicklich 150 Mitglieder.

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Mit der Kirche ist eine deutsche Schule verbunden, welche durchschnittlich von 65 Kindern besucht wird. Herr Carl Franke steht dieser Schule schon seit 10 Jahren als Lehrer vor. Zum Vorstand der Schule gehören die Herren: Ernst Ramstmeier, Gottlieb Morlook, Herm. Duermeyer. Der Ausschuß der Kirchenbeamten besteht gegenwärtig aus folgenden Herren: John Gerdom, Präsident; John Blaul, Vice-Präsident; Fritz Duermeyer, Wm. Hotkamp, Gottlieb Keller und Mau, Trustees.

Im Anschluß an die erste deutsche evangelische Kirche wollen wir die gegenseitige deutsche Unterstützungs-Gesellschaft erwähnen. Dieselbe wurde im April 1856 unter dem Namen Gegenseitige Unterstützungs-Gesellschaft der ersten deutschen evangelischen Kirche organisirt. Die Gesellschaft bezahlt $4.00 die Woche Krankengelder, $25.00 für Begräbnißkosten der Mitglieder, und die hinterbliebenen Wittwen oder Waisen erhalten $300.00.

Die Gesellschaft zählt ungefähr 100 Mitglieder und befindet sich in gutem Zustande.

Die jetzigen Beamten derselben sind: Henry Droegmeier, Präs.; Albert Hunger, Vice-Präs.; Fred. Herm, Sekretär; G. H. Biklen, Kassirer.

Deutsche evangelische Zions-Gemeinde wurde am 13. März 1864 von den folgenden Mitgliedern organisirt: H. Hoelscher, G. H. Biklen, G. Bischoff, S. Magel, F. Funck, J. Wilhelm, C. Kassel, P. J. Paul, M. Gutekunst, E. Wehmann, H. Schni[c]ker, J. Hohl, F. Schwarz, C. Apfelmeier, C. Andre, William Lalk, W. Schlick, J.P. Kriechbaum, L. Bauer, H. Keitzer, M. Goetz, H. J. Gugeler, G. Lemberger, J. Jaeger, H. W. Wehmann, F. Flad, D. Schwartz, W. Schultheis, J. Keitzer, J. C. Woellhaf, G. Blaese, K. Wolkenhauer, J. Hammer, George Kriechbaum, F. Schildt, J. Wollman, B. Jugenheimer, F. H. Klein. Die ersten Beamten waren: Aelteste, H. Hoelscher, C. Andre, W. Lalk, W. Schlick und G. Bischoff; Trustees, S. Magel, J. P. Kriechbaum, F. Funck.

Der Gottesdienst wurde in der Marion-Halle bis zum August 1865 abgehalten, bis die jetzige schöne Kirche an der Fünften Straße am zweiten Sonntag im August 1865 eingeweiht wurde. Herr Pastor Zimmermann war der erste Seelsorger der Gemeinde und hat das Amt bis zum December 1889 also einen Zeitraum von 25 Jahren verwaltet, Herr Pastor C. Kurz nahm seine Stellung ein und ist auch noch gegenwärtig der Seelsorger der Gemeinde.

Mit der deutschen Zionskirche steht ferner eine deutsche Schule in Verbindung, die sich eines großen Ansehens unter der Leitung von

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Herrn F. Klein seit der Gründung bis zu seinem Tode erfreute, seither aber zurück ging, weil sich unsere Jugend immer mehr amerikanisirt. Herr Pastor Kurz leitet dieselbe jetzt, sie ist aber nur noch eine Sommerschule und wird nur noch von ihm Samstags Unterricht ertheilt, um die deutsche Sprache zu pflegen. Die Gemeinde zählt jetzt ungefähr 125 Mitglieder und folgende Herren sind die gegenwärtigen Beamten derselben: Vorsitzer oder Präsident, George Bischoff; Sekretär, Chr. Hauber; Kassirer, Chas. Bicklen; Vorsteher, Christ. Klein; Trustees. J. H. Riepe, Chas. Dobelmann und John Käufer.

Das Eigenthum der Gemeinde wird auf ungefähr $12,000 geschätzt.

St. Lucas evangelische Kirche. Sie wurde im Jahre 1877 durch Abzweigung einer Anzahl früherer Mitglieder der ersten deutschen evangelischen Kirche auf dem Nordhügel von den Pastoren Fausel und Zimmerman gegründet. Der Bau ihrer jetzigen Kirche, Ecke 14. und Südstraße, wurde im September 1877 begonnen und wurde am 5. Mai 1878 von den Herren Fausel und Zimmermann und dem ersten Pastor der Gemeinde, Herrn D. Ankele, eingeweiht. Im Jahre 1883 übernahm Herr F. Davies das Pastorat, der es bis zum 15. April 1898 verwaltete. Ihm folgte Herr Carl Kreuzenstein, der gegenwärtig das Amt der Seelsorge für die Gemeinde inne hat.

Es gehören hundert Familien zu der Gemeinde und ist dieselbe in blühendem Zustande.

Mit der Kirche ist eine Sommerschule verbunden, die vom jeweiligen Pastor der Gemeinde geleitet wird; sie wird von ungefähr fünfzig Kindern besucht. Im Winter findet nur Confirmanden-Unterricht statt.

Die gegenwärtigen Beamten der Kirche sind die folgenden Herren: Fritz Schwerin, Präsident; Henry Taeger, Schatzmeister; Chr. Willner, Sekretär; Fritz Schwenker, Armenpfleger.

Die Sonntagsschule wird durchschnittlich von 150 Kindern besucht; ungefähr 20 Lehrkräfte unterrichten in derselben. Herr A. Moerling ist gegenwärtig Präsident derselben.

Das Kirchen-Eigenthum der Gemeinde ist vollständig schuldenfrei und wird auf ungefähr $8000 veranschlagt.

Erste deutsche bischöfliche Methodistenkirche, Ecke 7. und Washington Straße. Die Gemeinde wurde im Jahre 1845 gegründet, die ersten Versammlungen wurden in einem kleinen Frame-Gebäude an der Main Straße unter der Leitung ihres ersten Pastors, Herrn Sebastian Barth, abgehalten. Regelrecht wurde die Gesellschaft durch Pastor William Hemmingham am 8. Januar 1848

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organisirt. Die ersten Glieder waren: Andrew Delle, Christina Della, Rosina Fichtner, Barbara Klauberg, Katharina Kriechbaum, Margaretha Funck, Franz Reif, Christina Reif, Anna Meyer, Henry Fengel, Peter Fengel, Margaretha Fengel, Friedrich Fleischmann, Margarethe Fleischmann, Maria Schaefer.

Die Versammlungen wurden in der alten Zions-Kirche abgehalten, bis das erste Gotteshaus im Herbst 1848 an der Ecke von 6. und High Straße errichtet war.

Die gegenwärtige schöne Steinkirche wurde im Jahre 1868 gebaut und am 9. Mai 1869 von Pastor W. Kast, D. D., von Cincinnati, O., dem Vater des deutschen Methodismus eingeweiht. Folgende Herren waren die Seelsorger dieser Gemeinde: Sebastian Barth von 1845-1847, Wm. Hemminghams starb nach vier Monaten, ihm folgte Friedrich Kerkmann, der das Amt 7 Monate verwaltete, John Schulz war 1 Monat Pastor, als er ebenfalls starb, Chas. Hollmann verwaltete das Amt ein Jahr, Henry Nuelsen ein Jahr vier Monate, worauf er als Missionär nach Deutschland gesandt wurde, John L. Walther zwei Jahre, derselbe war später Kaplan in einem Illinois Freiwilligen-Regiment im Bürgerkrieg und fiel in der Schlacht bei Shiloh. Dann folgten Chas. Hollman, H. F. Hoencke, Chas. Kluckholm, Friedrich Kopp, A. C. Locker, John M. Winkler, Jacob Haas, Louis Harmel, Charles Heidel, Philipp Hehner, Henry Naumann, Rudolph Havighorsch, E. R. Irmscher, Chas. Holtkamp, E. W. Simon, W. N. Traeger und Edwin Havighorst; der jetzige Pastor der Gemeinde ist Wm. Schoenig.

Die ersten Beamten waren: Verwalter, George Blickhahn, Jac. Fichtner, Tobias Hartmann, Henry Fengel, Friedrich Fleischmann. Trustees, J. C. Sleeth, Jedediah Bennett, George Blickhahn, J. F. Fichtner, J. Adam Funck.

Die gegenwärtigen Beamten der Gemeinde sind: Verwalter, John Greier, Sr., Robert Leist, George C. Boesch, Henry Miller, Jr., Geo. Wahl, Fred. H. Zaiser, A. F. Hertzler. Trustees, Emil Rundorff, John Zaiser, Georg Otto, Chas. Schluter, John Greiner, Sr., Albr. Stiefel, Henry Miller, Jr. Die Gemeinde zählt ungefähr 225 Mitglieder gegenwärtig und ihr Vermögen ist auf $18,000 in Grundeigenthum etc. geschätzt, als Local-Prediger fungiren Herr John Zaiser und John Greiner.

St. Johns deutsche Methodisten-Kirche. Die Mission wurde im September 1871 gegründet. Folgende Personen waren die begründenden Mitglieder: John Schmidt und Frau, Otto Lorenz, Hannah Kamphoefer, Louisa Held, Louisa Dewein, Carol-

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ina Dewein, Conrad Miller, Eliza Miller, Conrad Pfeiff, Elizabeth Pfeiff, Catherina Dewein, John Freitag und Frau, Johanna Freitag, Pone und Frau, John Wagner, Lizzie Wagner, Kate Hemig. Der erste Pastor war Christian Peisch. Herr Rob. Tillman folgte Herrn Peisch im Amte in 1872, und verwaltete dasselbe bis 1875; ihm folgte Herr Wm. Balke; in 1876 übernahm das Amt Herr Chas. Thalenhorst, der in demselben bis 1877 fungirte; ihm folgte Herr George Engerothe, der in dem Amt bis 1879 verlieb; Herr Christoph Bonn war der nächste Seelsorger, dem im Jahre 1882 Herr Phil. Kiehl und im Jahre 1883 Herr Frank Gruenewald folgte; in 1885 übernahm Herr H. Zimmermann die Seelsorge, die er bis 1890 verwaltete. Ihm folgte Herr D. Huene und in 1893 Herr F. L. Litzerodt, dem wieder Herr F. Hickmann in 1897 folgte. In 1898 übernahm Herr W. P. Ludwig das Amt, das er noch gegenwärtig verwaltet.

Mit der Kirche ist eine Sonntagsschule und ein Jugendbund verknüpft, die beide die Ausbildung der Kinder und Jugend zum Zweck haben; die Sonntagsschule wird durchschnittlich von ungefähr fünfzig Kindern besucht und der Jugendbund zählt ungefähr dreißig Mitglieder. Die Gemeinde zählt gegenwärtig gegen 70 Mitglieder.

Sie besitzt ihre eigene Kirche und Pfarrwohnung und ist finanziell gut gestellt.

Erste deutsche Baptisten-Gemeinde. Sie wurde im Juli 1869 von John Kohrs gegründet mit elf Mitgliedern, die kurz zuvor von Deutschland herübergekommen waren. Herr John Bauer war auch eine Zeitlang Localprediger bei ihnen, trat aber später zu den Latter Day Saints über. Eine Zeit lang hielten sie ihren Gottesdienst in der amerikanischen Baptisten-Kirche ab, bis ihre Kirche im Jahre 1870 fertig wurde. Herr John Kohrs blieb Pastor der Gemeinde bis zum Jahr 1877; sein Nachfolger war Herr Friedrich Hoe[l]zen. Der erste Diakon war Henry Rieke. Herr Hoelzen versah das Predigtamt bis zum Jahr 1889 und wurde von Herrn R. Macholtz abgelöst, der Tod machte dessen Wirken im Jahre 1895 ein Ende. Herr Macholtz war der Begründer der jetzigen schönen neuen Kirche, die im Jahre 1890 eingeweiht wurde. Nach seinem Tode übernahm Herr J. H. Meckel, der jetzige Seelsorger der Gemeinde, das Predigtamt. Unter seiner Leitung, da er selbst ein sehr tüchtiger Sänger ist, wurde der jetzige schöne Kirchenchor ausgebildet.

Die Gemeinde zählt gegenwärtig ungefähr 340 Mitglieder und folgende Herren fungiren als Beamte: Diakonen sind die Herren Henry Rieke, der es seit der Begründung der Gemeinde geblieben ist,

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Fr. Jordan, Sr., D. Theilengerdes, Chr. Kohrs; Schatzmeister ist Chr. Kohrs; Sekretär, Ewald Hoelzen; Trustees: George Ludde, Fr. Melzian, Henry Plook, Friedr. Schmidt und Friedr. Mueller.

Mit der Kirche sind zwei Sonntagsschulen verbunden, die eine in der Stadt Burlington, die andere im Landbezirk, und werden dieselben von ungefähr 420 Kindern besucht; für die Stadt ist Herr A. G. Schmidt Präsident derselben, und für den Landbezirk Herr John Bohlen. Diese Herren werden von 44 Lehrern und Beamten in der Leitung derselben unterstützt.

Das Vermögen der Gemeinde wird auf ungefähr 10,000 Dollars geschätzt.

Die deutsch-evangelisch lutherische Bethanien Kirchengemeinde wurde im Frühjahr 1887, durch Abzweigung verschiedener Glieder von der ersten deutschen evangelischen Kirche, von Pastor F. Fausel gegründet.   Der erste Prediger der Gemeinde war Paul Bieger, und folgende waren die hauptsächlichsten Begründer der Gemeinde: Wm. Ihrer, Fr. Stuermer, Heinrich Bringer, Heinrich Wolbers, Ernst Kampmeier, Robert Fritsche, Carl Klein, Carl Kaiser, Ric Deufer, und Jacob Weber.

Die ersten Kirchen-Trustees waren: Wm. Ihrer, Henry Bringer und Heinr. Wolbers.

Nach Pastor Paul Bieger übernahm im Frühjahr 1890 W. T. Krummisch das Seelsorger-Amt; ihm folgte Herr Emil Bookelmann im Winter 1893, im August 1896 wurde Herr Gus. Probst sein Nachfolger und im September 1898 übernahm Herr Robert Neumann das Seelsorger-Amt, der es gegenwärtig noch ausübt.

Die Gemeinde zählt eine Mitgliederzahl von 90 Familien mit 314 Communicanten.

Im Anschluß zu der Kirche gehören ein Frauenverein mit 137 Mitgliedern, dessen Präsidentin Frau Math. Diers ist; ein Männerverein mit 24 Mitgliedern, sein Präsident ist Fr. Briggs; ein Jugendverein mit ungefähr 40 Mitgliedern, dessen Leiterin Fräulein Bertha Diers ist.

Außerdem gehört noch eine Sonntagsschule dazu, die von 194 Schülern besucht wird und die unter der Leitung von Fräulein Anna Reudy steht.

Die Kirche, Ecke 5. und Division Straße, in der die Gemeinde ihren Gottesdienst abhält, wurde im Jahr 1887 von den englischen Methodisten käuflich  übernommen und das Pfarrhaus an der Central Avenue wurde im Jahr 1893 erworben. Das Gesammt-Eigenthum der Gemeinde hat ungefähr einen Werth von $8000.

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Folgende Herren sind die gegenwärtigen Beamten der Gemeinde: Präsident, George Dehn; Vice-Präsident, Ferd. Schmidt; Sekretär, Henry Ebert; Schatzmeister, Fred. Wehmeier; Trustees: Peter Broderson und F. C. Weber.

Deutsche Logen.

Harmonia-Loge Nr. 209, I. O. O. F., wurde organisirt am 19. Dezember 1870 und ihr Charter wurde am 19. Oktober 1871 bewilligt mit den folgenden Mitgliedern als Begründer: Simon Heul, P. H. Greis, F. C. Hoffmann, Fred Riepe, P. F. Unterkircher, S. W. Greenbaum, Chris. Wehmeier, E. M. Eisfeld, Otto Lorenz, Chas. Starker, Joseph Strobel, Leopold Krieg, John Smith, J. J. Scheu, Paul Lange, Chas. Hartman, George Kriechbaum Joseph Greenbaum:

Die ersten Beamten waren: R. E. Hoffmann, N. G; Simon Hene, P. G.; Chris. Wehmeier, C. S.; Otto Lorenz, P. S.; Paul Lange, Kassirer.

Die Loge zählt gegenwärtig 45 Mitglieder und die gegenwartigen Beamten sind die folgenden Herren: C. F. Weber, N. G.; Ferd. Schmidt, V. G.; John F. Wehmeier, Prot. Sekretär; Chas. Steincker, Finanz-Sekretär; F. Busse, Schatzmeister.

Deutsche in der Geschäftswelt

Die Deutschen im Burlingtoner Geschäftsleben nehmen die hervorragendsten Stellungen unter ihren Mitbürgern ein.

In dem Engros-Geschäft nehmen sie die vorderste Reihe ein. Vor dreißig  Jahren konnte man noch verschiedene Namen amerikanischer Bürger anführen, die in dem Wholesale-Grocergeschäft betheiligt waren und in der Front standen, aber schon Ende der siebenziger Jahre waren sie verschwunden, und diese Branche des Geschäfts ist in den Händen der Deutschen. Drei bedeutende Firmen theilten sich für lange Jahre in dieses Geschäft, bis noch kürzlich eine jüngere Firma, die West-Zeiser Grocery Co. dazukam.

Die bedeutendsten dieser Firmen sind: John Blaul & Sons und die Biklen Winzer Grocer Co., die sich eines ausgezeichneten Rufes weit über die Grenzen des Staates erfreuen und es durch reelle Handlungsweise, Thatkraft und Energie zu ihrer jetzigen Stellung gebracht haben. In dritter Stellung stand die Pilger Grocer Co., die aber seit dem Feuer der Biklen Winzer Grocer Co. an diese ihr Geschäft im Dezember 1899 ausverkauft hat.

Von den zwei Wholesale-Eisenwaarengeschäften ist das eine ebenfalls in den Händen eines Deutschen, es ist Herr Carl F. Schmidt, der sich zuerst als Klerk in dem anderen Geschäft vor 25 Jahren gearbeitet hat, und jetzt diesen Herrn vollständig ebenbürtig im Geschäft ist.

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Das Retail- Eisenwaaren- und Ofengeschäft ist fast gänzlich in den Händen der Deutschen, da von zehn solcher Firmen neun deutsch sind. Es sind dies Ebner, Kant & Kriechbaum, Frank Rupper, Ebner & Haffner, Kriechbaum & Dewein, Rundorff, Wm. Woepking, O. Woellhaf und Othmer.

Wir haben in Wholesale-Schnittwaarengeschäft, das ebenfalls in den Händen von Deutschen ist, die Herren Schramm & Schmieg, beides alte Settler und sehr angesehene Bürger.

Von den drei großen Wholesale-Schnittwaarengeschäften sind zwei deutsche Firmen: J. S. Schramm und John Boesch, die von bescheidenen Anfängen sich zu ihrer jetzigen Bedeutung emporgearbeitet haben, Herr Schramm ist leider schon seit einigen Jahren todt, das Geschäft wird aber ebenfalls von einem Deutschen, Herrn Armknecht, weiter geführt. Herr Boesch ist jung hierher gekommen und erfreut sich noch der besten Gesundheit, so daß sein Geschäft noch sicher manches Jahr bestehen wird. Beide Geschäfte sind durch strengste Reellität bekannt.

Ferner bestehen noch zwei kleinere Schnittwaarengeschäfte auf dem Nordhügel, die ebenfalls in den Händen von Deutschen sind, Frau A. Zenk und Chas. Thiemeier.

Von 47 Retail-Grocerygeschäften sind ebenfalls 31 in den Händen von Deutschen oder deren Kindern. M. Zeller, ein alter Settler und tüchtiger Geschäftsmann, Frau C. Derk, Bringer & Held, Miller, R. Cook, Oft, C. F. & F. L. Wagner, eines der ältesten Grocerygeschäfte auf dem Südhügel, Andre Bros., Singer, Tegtemeier & Klein, J. B. Ritzman, Wm. Ihrer & Son, John Seicht, Chr. Meyer, N. Graeser. Gerold, Max Bruhl, J. H. Dustman, Wm. Haune, August Carsen, A. H. Dempsey, dessen Vater Irländer war und seine Mutter deutsch, und er selbst ist deutsch erzogen, Rohrs & Son, H. G. Marquardt, Hugo Hoelzen, Chas. Krueger.

Außerdem besitzt Burlington zwei Wholesale-Sattlergeschäfte, von dem eins deutsch ist, Jos. S. Schott & Co.

Von den Retail-Sattlergeschäften sind sämtliche deutsch. J. Reiß, Scholl, Oscar Hoerr (Burlington Sattlery Co.), R. Hassel, Wm. Nees, A. Forkel, Schwartz, Ed. Helwig.

Ad. A. Richter betreibt ein Delikatessengeschäft im Großen.

Von 12 Apotheken sind sechs in den Händen von Deutschen: John Witte, Naumann & Held, Waizenegger & Smith, M. Salmon, H. Salmon, Ed. Hammles.

Burlington besitzt zwei große Wagenfabriken, die ebenfalls von Deutschen betrieben werden.

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Orchard City Wagon Co., früher Funck & Hertzler, die Leiter derselben sind Herr John Zaiser, früher mehrere Jahre Mayor von Burlington, und einer der Söhne von Herrn Hertzler, der die Fabrik mit begründet hat[;] und John Burg Wagon Co., die von den Söhnen des verstorbenen Herrn Burg geleitet wird. Beide Fabriken sind weit über die Grenzen von Iowa hinaus bekannt.  Außerdem sind einige kleinere Wagenfabriken ebenfalls in den Händen von Deutschen. H. Buhrmeister, J. M. Gutekunst, Wehmann & Ebert, Max Buser, R. Schramm, Fichtner. Das Schmiedehandwerk ist ebenfalls unter den Deutschen stark vertreten, wie Fink & Son, Henry Bresser, Jos. Knopp, Aug. Mecklenburg, außerdem die Carriagefactory von Frank Kunkel und die von Bennet & Frantz, von denen Herr Frantz ebenfalls deutsch war.

Das Fleischergeschäft ist  ebenfalls in den Händen von Deutschen zu finden und nur ein einziges wird von einem Amerikaner betrieben. Es sind die folgenden Geschäfte: George Boeck, Fleischergeschäft im Großen, und seine zwei Söhne, in Retailgeschäften; Nic. Lau & Son, Frank Ostertag, Münzenmeyer & Dobelmann, Ernst Roesiner, Dankworth & Binder; Chas Weiß, Fritz Wunderlich, Adam Wunderlich, Miller, Derthel, Rauenbuchner, John Käufer.

Die große Northwestern Furniture Co., jetzt Rand Leopold Desk Co., wurde ebenfalls von Deutschen gegründet, und ist Herr Carl Leopold ein Schwiegersohn des Herrn Chas Starker und Leiter dieser Fabrik, auch von deutschen Eltern geboren.

Die Northwestern Cabinet Co. wird ebenfalls von Deutschen betrieben, von Herrn Robt. Wolff, der der Begründer der Northwestern Furniture Co. War, seinen Söhnen und Herrn Burrichter.

Die große Sargfabrik an der Agency Straße ist ebenfalls in den Händen eines Deutschen, des Herrn Ullrich Ita.

Diese drei Fabriken beschäftigen eine bedeutende Anzahl von Leuten und geben ihren Familien das tägliche Brod.

Auch die Burlington Korbfabrik, die unter der Leitung eines Deutschen, Herrn Emil Florang, steht, hat aus bescheidenem Anfang sich zu einem Geschäft von bedeutendem Umfang entwickelt.

Von sechs Möbelhadlungen sind zwei in den Händen eingewanderter Deutschen, Chas. Büttner und D. Theilengerdes, während die Eigenthümer des dritten, Froxel Bros., Nachkommen von Deutschen sind, und das vierte von einem Deutschen als Manager, Herrn R. Fehlinger, geführt wird.

Von den Hotels sind ebenfalls mehrere der bedeutendsten in den

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Händen von Deutschen, das Union Hotel, unter der Leitung von Frau Geher; das Heyer Hotel, unter der Leitung von Frau Heyer; das Western Hotel von Doering Bros.; das Pauly House, von Herren Pauly Bros. betrieben; das Orchard City Haus, gegründet von Frau Mary Christ und jetzt in den Händen von F. Dicks und das Green Tree Haus von Henry Grunies, einem langjährigen Bürger Burlingtons. Alle diese Geschäfte erfreuen sich eines guten Rufes.

Die Bäckereien sind ebenfalls zum größten Theil in den Händen von Deutschen, wie Chubb Bros., Schwartz & Dorner (Burlington Bread Co.), E. Binder.

Das einzige Pelzwaaren-Geschäft von Burlington wird ebenfalls von einem Deutschen, Herrn N. Ranke, betrieben.

In den Juwelen- und Uhrmacher-Geschäften sind die Deutschen ebenfalls stark vertreten, und zwar durch Chas. Waldin, Gus. Waldin, Henry Waldin, C. C. Paule, Jos. Voelkel.

Die Cigarren-Geschäfte sind mit drei oder vier Ausnahmen ebenfalls in den Händen von Deutschen, wie Andy Dehner, der vierzig Arbeiter beschäftigt; Jos. Dehner, Peter Guenther, Chas. Nelson (Deutsch-Däne). Peter Bohlen, Chas. Gall, Th. Baumberger, (früher Jac. Williams); Herm. Holstein, Jac. Hiltz, Felix Scherer, H. Hunger, John Young, Fred Lange, Hanry Wrage, Al. Hauber.

In der Burlington Schoolfurniture Factory ist Herr Biewig einer der Hauptleiter ebenfalls ein Deutscher.

Die Burlington Essig und Pickle-Werke wurden auch von einem Deutschen ursprünglich begründet. Herr John Orth und von den jetzigen Leitern derselben, die das Geschäft zu seiner heutigen Ausdehnung gebracht haben, ist Herr Weinrich ebenfalls ein Deutscher.

Unsere drei Brauereien, die ein sehr gutes gesundes Glas Bier liefern, werden sämmtlich von Deutschen betrieben. Herr Caspar Heil von der Burlington Brauerei, die Herren Werthmueller-Ende von der Union- und Herr Martin Moehn von der Western-Brauerei ein Deutscher, der hier im Lande geboren wurde.

Unter vier Marmor- und Granitgeschäften sind drei Inhaber ganz deutsch: O. M. Bursus, Paul Heer und Henry Quelle, in dem vierten Leyder & Co., ist einer der Theilhaber, Herr Linsemeyer, ebenfalls deutsch.

Von drei Buchhandlungen werden zwei ebenfalls von deutschen betreiben: Gnahn’s Buch-Store und Bon. Sutters Buchhandlung.

Unsere zwei Sodawasser-Fabriken sind gleichfalls in den Händen von Deutschen, Chr. Mathes & Son und Flad & Schoenhaas.

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Burlington besitzt außerdem zwei größere Coopershops, deren Inhaber ebenfalls Deutsche sind: Herr Peter Bouquet und Adam Moehn.

Einen Maschinen-Shop, dessen Eigenthümer Herr Heinlein, ein Deutscher, ist.

Das größte Leihstall- und Leichen-Geschäft ist in den Händen von Söhnen eines deutschen Vaters, P. F. Unterkircher, der der Begründer desselben war.

Von drei Departments-Geschäften ist eines ebenfalls in den Händen eines Deutschen, das Bonanza-Geschäft des Herrn Chas. Biklen.

Wir können auch das deutsche Tapeten- und Farben-Geschäft von John Renner erwähnen.

Von neun Schuh-Geschäften, werden sechs von Bürgern deutscher Nationalität betreiben, von den Herren P. A. Andre, H. Hermann, Henry Droegemeier, Hertzler Bros., Hugo Hoelzen, und J. Diedrich.

Wir haben eine Awning-Fabrik, die ein Deutscher betreibt. Herr M. Wiedmann.

Von sechs Plumbing- und Gasfitting- Geschäften nehmen wieder vier deutsche Firmen ihren Antheil daran: Chas. Bosch, Krieg, John Ewinger, Henry Ewinger; dieses sind Deutsch-Amerikaner, die hier im Lande geboren wurden.

In der Getränke-Frage spielt ja anerkannter Maßen der Deutsche die Hauptrolle und so finden wir auch hier, daß unter fünf Liquörhändlern im Großen sich wieder vier deutsche Firmen befinden, Herr G. H. Prentzler, der zugleich Agent für Lemps St. Louis Bier ist; Chas. Taeger, Chas. Wetterty & Son, die auch Agenten für Schlitz Milwaukee Bier ist; Dallas Transportation Co., unter Leitung von Gus. Hubner, der auch die Agentur von Pabst’s Bier hat.

Außerdem sind noch zwei Bier-Agenturen in den Händen von Deutschen; die der Leisy Brewing Co. von Peoria unter Henry Anschuetz, Anheuser-Busch in den Händen von Herrn Mathes.

Von ungefähr fünf und siebenzig Saloons sind ebenfalls ungefähr fünfzig in den Händen von Deutschen oder von jüngeren Männern, deren Eltern von Deutschland eingewandert sind.

Die einzige Brick-Yard in Burlington, die von einem Deutschen, Herrn John Niewoetmer, begründet wurde, ist auch jetzt in den Händen eines Deutschen, Herrn Henry Ritter, der ein angesehener und geachteter Bürger ist.

Die Burlington Cracker-Fabrik, die jetzt in den Händen der National Biscuit Co. ist, wurde ebenfalls von einem Deutschen, Herrn Phil. Hoerr, gegründet, unter dessen Leitung dieselbe lange Jahre in Blüthe stand, und seine Söhne sind heute noch angesehene Bürger von Burlington, die sich zu den Deutsch-Amerikanern zählen.

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Bei dem Handwerker- und Arbeiterstand findet man ungefähr dasselbe Verhältniß; die Deutschen nehmen auch hier fast überall den ersten Rang ein und werden als die zuverlässigsten Arbeiter betrachtet und geschätzt.

Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, welchen überwältigenden Einfluß die Deutschen auf die Industrie und das geschäftliche Gedeihen Burlingtons ausgeübt haben und noch heute ausüben, und wenn die sprichwörtliche deutsche Uneinigkeit und kleinliche Eifersucht nicht im Wege stünde, so könnten sie mit vereinten Kräften noch Größeres leisten und müßten auch in politischer Hinsicht in jeder Beziehung die hervorragendste Stellung einnehmen und Burlington durch deutsche Energie, Ehrlichkeit und Ausdauer zu einer Stadt ersten Ranges emporbringen, in der man überall den fortschrittlichen Geist des Deutschthums wahrnehmen würde.

Entwicklung von Burlington und Des Moines County

Bei der Entwicklung des Landbaues im County stehen die Deutschen erst recht in erster Linie, und wo man an schönen musterhaften Farmen vorüberfährt, kann man mit wenigen Ausnahmen fast immer den Schluß ziehen, daß dieselben in Händen von Deutschen sind. Man findet ganze Distrikte im County, die von Deutschen bewohnt werden, wie zum Beispiel bei Latth, Franklin Mills, und noch anderen Orten, wo sie eigene Gemeinden bilden und ihre eigenen Kirchen und Schulen haben.  Bei Danville, New London, Pleasant Grove, Augusta und im südlichen und nördlichen Theil des County’s in Burlington und Union Township, ist das deutsche Element stark vertreten und findet man hier viele alte Ansiedler, die es zu Wohlstand und Ansehen gebracht haben. Wie Henry Ebersmann, A. Hacker, Fred Suefen, die Familie Steingraeber, deren Begründer ein gemütlicher Sachse, einer der ältesten deutschen Ansiedler im County war. Die Familie Waldin, deren Haupt einst als Hauptmann seinen Abschied aus der Armee in Deutschland genommen hat, Herr Jacob Krekel, Herr Chr. Biklen, der ein alter Settler war und auf dessen stattlichem Heimsitz jetzt einer seiner Söhne wirthschaftet und seinen Gästen ein gutes Glas Wein vorsezt. Die Familie Hilgaertner, die Magels, die Familie Miller, die in Stadt und County angsehen find, der alte Herr Bork, der die erste Baumschule angelegt hat, die später auf seine beiden Neffen, die Herren Ernst und Joseph Bork, überging, von denen jetzt Herr Joseph Bork ein ausgedehntes Treibhaus-Geschäft in Blumen betreibt und Herr Ernst Bork die Baumschule, beide an der Sunnyside, weiter führt.  

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Herr Chas. Kaestner, Jacob Scholer und viele andere, von denen schon früher verschiedene erwähnt wurden.

Noch vor fünfundzwanzig und dreißig Jahren waren die Hügel außerhalb der Stadt mit üppig blühenden Weinreben bepflanzt, und konnte man damals heitere Gesellschaften und fröhliche Menschen in den dortigen Lokalen antreffen, die bei Gesang und munterer Ausgelassenheit am Sonntag Nachmittag sich frische Kräfte für den Kampf des Lebens sammelten. Aber die Prohibitionsseuche hat diesem Allem zum größten Theil ein Ende gemacht und hat an den Weinreben ärger gehaust, als wie es je nur die Reblaus hat thun können, und nur noch Wenige solcher Wirthschaften giebt es heute, die dem Sturm getrotzt haben und von der früheren Blüthe derselben Zeugniß ablegen.

Eduard Hagemann. Ein jeder aus Deutschland eingewanderte Bürger, der Anfangs der 50er Jahre nach Amerika kam und besonders diejenigen, welche in ihrer alten Heimath bemittelt und in guten Umständen gewesen waren, haben in diesem Land des Ueberflusses interessante Erfahrungen durchmachen müssen. Vom Comptoir zum Taglöhner, von den Universitäten zum Schaufler an den Eisenbahnen und wiederum hinauf zu Großfabrikanten und Bank-Präsidenten. Dies waren und sind häufige Wechselfälle in diesem Lande, wo ein Jeder, der Schmied seines Glückes und seiner Stellung im bürgerlichen Leben ist.

Einer von solchen eingewanderten deutsch-amerikanischen Bürgern Burlingtons ist Eduard Hagemann, der sich hierzulande durch eigene Kraft, Scharfsinn und Umsicht zu einem der angesehensten Geschäftsleute im Staate aufgeschwungen hat. In Geschäfts- und Finanzkreisen ist Herrn Hagemanns Name überall in Iowa bekannt und geachtet.

Hr. Hagemann wurde am 4. Juli 1830 in Kobach, Fürstenthum Waldeck, geboren, als Sohn des Direktors des Kreisgerichts, Eduard und der Frau Charlotte (geb. Lehr) Hagemann. Hagemann, Fr., absolvirte das Gymnasium und wurde dann Landwirth. Im Alter von 23 Jahren kam er nach Amerika, zuerst nach Chicago, wo er zwei Jahre war. Von da ging er nach Burlington. Hier wie in Chicago ergriff er jedwede Arbeit und scheute sich nicht, als Tagelöhner zu arbeiten. Sein Fleiß und seine Ersparnisse verbunden mit seinen Kenntnissen brachten ihn bald voran. Er fing eine Lichter- und Schmalzöl-Fabrik an und ging danach in das Kaufmanns-Geschäft. Er hatte zuerst drei Jahre lang ein Grocery-Geschäft, eröffnete aber in 1865 mit Herrn C. H. Starker ein Engros-Kaufmannsgeschäft, in welchem er bis 1875 verblieb. Er ist einer der Gründer der Iowa State Savings Bank und nachdem er sich vom Engros-Geschäft zu-

[Seite 350: Photo Hagemanns; Bildtext "Eduard Hagemann"]

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rückgezogen hatte, befaßte er sich fast ausschließlich mit dem Bankgeschäft. Er war 10 Jahre lang Vice-Präsident der genannten Bank und ist gegenwärtig Präsident derselben.

Im öffentlichen Leben hat Herr Hagemann verschiedene wichtige Stellen bekleidet. Er war z. B. Stadtrathsmitglied, dann Bürgermeister von Burlington und 15 Jahre lang Schul-Direktor, vier Jahre davon Präsident des Schulrathes. Er war auch Mitglied der Commission, welche der Stadt den herrlichen Crapo Park geschaffen hat. Seit 1868 ist er Trustee der Stadt-Bibliothek. Außerdem wurde er in allen öffentlichen Angelegenheiten zu Rathe gezogen und hat Vieles gethan was zur Hebung und Besserung seiner Stadt beitrug.

Herr Hagemann hat sich in 1853 mit Frl. Katharine Bachmann verheirathet und hatte mit ihr zwei Kinder, die jedoch starben. Seine Gattin starb in 1886. In 1891 heirathete er Frau Emma Meyer, geb. Knuft, doch wurde ihm in 1898 auch diese Gattin durch den Tod entrissen, schwere Schicksalsschläge die nur durch die allgemeine Hochachtung, der sich Hr. Hagemann under seinen Mitbürgern erfreut, gelindert wurden. Nach dem Tode seines alten Freundes und Geschäftstheilhabers, Chas. Starker, dessen Erbschafts-Angelegenheiten er übernahm, widmet er sich der Verschönerung und Aufrechthaltung des Aspen Grove Friedhofes, den Herr Starker ausgelegt hat und der zu den schönsten Begräbnißstätten im Lande gezählt werden kann.

Carl Heinrich Wilhelm Starker

Carl Heinrich Wilhelm Starker. Die Kunde von dem Ableben dieses allgemein hochgeschätzten deutsch-amerikanischen Bürgers versetzte am 9. Februar d. J. (1900) ganz Burlington in die tiefste Trauer. Er war ein Mann von Bildung und gediegenen Kenntnissen, der nicht nur für sich allein, sondern auch für Andere lebte und strebte. Er war ein gemeinsinniger Bürger, dessen Herz für alles Gute und Fortschrittliche schlug.

Herr Starker war am 11. März 1826 in Würtemberg’s schöner Hauptstadt, Stuttgart, geboren und wurde daselbst zum Architekten ausgebildet. Schon als junger Mann von 22 Jahren leitete er mit seinem Onkel Bernhard Schweitzer den Bau des Donau-Mainkanals, der schon von Kaiser Carl dem Großen geplant war und dessen Ausführung vom König Ludwig dem Ersten von Baiern unternommen wurde. Herr Stark war vier Jahre bei diesem Unternehmen beschäftigt, aber da durch die Revolution von 1848 die Arbeit unterbrochen wurde, so verließ er im Jahre 1849 Deutschland, um sein Glück in Amerika zu versuchen. Er kam zuerst nach Buffalo, N. Y., und dann nach Chicago, wo er im Häute- und Ledergeschäft von Gray & Co.

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beschäftigt war. In 1850 wurde er mit Senator Grimes von Iowa in Chicago bekannt, der ihn veranlaßte nach Burlington zu kommen, und dort den Bau seines Wohnhauses auf dem Südhügel zu übernehmen. Herr Starker nahm dann hier seinen bleibenden Wohnsitz und leitete den Bau verschiedener Gebäude darunter den des jetzigen Wohnhauses von Dr. Satler.

Kurze Zeit darauf etablirte er sich im kaufmännischen Geschäft, zuerst unter der Firma Runge & Starker und dann mit Herrn Adolf Meyer. Durch Umsicht und Fleiß wurde bald aus dem Retail-Grocery-Geschäft ein solches im Großen das in dem ganzen Staate und über dessen Grenzen hinaus einen guten Namen hatte und die Grundlage zu einem beträchtlichen Vermögen bildete. Als Herr Meyer anfangs der 70er Jahre im Mississippi ertrank, trat Herr Ed. Hagemann an seine Stelle. Im Jahre 1875 verkauften die Herren Starker und Hagemann dieses Geschäft an Bicklen, Winzer & Co., eine Firma, die sich seither auch eines ausgezeichneten Rufes erfreute, und gründeten mit den Herren Perkins, Rand und Peasley die Iowa State Savings Bank. Auch hier erwies sich Herr Starker, als Präsident der Bank, von deren Begründung bis zu seinem Tode, als tüchtiger Geschäfts- und Finanzmannm und seiner streng rechtlichen Handlungsweise und Umsicht ist es zu verdanken, daß dies Bank-Institut als eins der solidesten im Staate betrachtet wird. Bei der National State Bank war er ebenfalls betheiligt und lange Jahre Direktor derselben. In seinem Familienleben war Herr Starker ein musterhafter Ehegatte und Vater, und genoß die vollste Liebe der Seinigen. Er hatte sich am 9. Oktober 1852 mit Frl. Marie Runge verheirathet, aus welcher Ehe sieben Kinder entsprossen, von denen aber nur noch Frau Clara Eugenie Leopold am Leben ist, die mit ihren Kindern in dem schönen Heim der Familie den Lebensabend der Wittwe Straker so angenehm wie möglich zu gestalten suchen. Auch als Bürger hat sich Herr Starker in jeder Beziehung die Achtung und Liebe seiner Mitbürger erworben und wurde seine gemeinnützige Thätigkeit allgemein geschätzt.

Er war einer der Mitbegründer des Crapo Park, der einer der schönsten städtischen Parks im Westen geworden ist, und sein eigenes Heim auf dem Prospect-Hügel, der eine Aussucht von nahezu 50 Meilen über das Flußthal gewährt, zeugt von tiefem Sinn für Naturschönheit und seinem Verständniß für Landschafts-Gärtnerei. Es giebt kaum ein schöneres Heim im Staate Iowa.

Herr Starker war einer der Begründer des Burlington Opernhauses, und als Mitglied des Stadtraths hat er den regsten Antheil an allen Angelegenheiten genommen.

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 Außerdem war Herr Starker der zuverlässige, langjährige Schatzmeister des Burlington Schulraths und ebenfalls der Odd Fellows Halle-Gesellschaft.

Aber einen großen Theil seiner Thätigkeit hat Herr Starker als Präsident der Gesellschaft auf die Auslegung und Verschönerung des herrlichen Aspen Grove Friedhofes verwandt. Seinem unermüdlichen Eifer ist es zu verdanken, daß dieser Friedhof einer der schönsten im ganzen Lande ist, womit Herr Starker sich schon allein ein dauerndes Denkmal in den Herzen seiner Mitbürger gesetzt hat. Er kann in jeder Beziehung unter den Bürgern deutscher Abkunft als leuchtendes Beispiel für die jüngere Generation hingestellt werden.

C[h]ristian Mathes. Ein Mann, der seinem County und seinem Staate durch seinen Rath und Beistand werthvolle Dienste geleistet hat, verdient geehrt zu werden. Ein solcher Mann ist Burlington’s prominenter deutsch-amerikansicher Bürger Christian Mathes, der sich durch seinen Scharfsinn und seine Urtheilskraft im öffenlichen wie im Privatleben einen geachteten Namen erworben hat.

Herr Mathes wurde in Ludwigshafen am Bodensee, in Baden, am 31. August 1833, als Sohn des Postmeisters und Oberlehrers S. Mathes und der Frau Julia (geb. Wiedenhorn) Mathes geboren. Er machte die Schulen seines Heimathsortes mit Erfolg durch und kam schon als 15 ½ jähriger Jüngling in den Postdienst. Er war 3 ½ Jahre Post-Sekretär in Engen, im Hegau – vom 1. März 1849 bis 1. Juni 1852. Sein Vater gehörte zur freisinnigen Partei und nahm als begeisterter Freiheitsmann regen Antheil an der badischen Revolution in 1848 und 1849, was ihn am Ende der Revolution als Flüchtling nach Amerika brachte. Als Herr Mathes 19 Jahre als war, kam er nach Alton, Ill., wo er sich ungefähr sieben Monate aufhielt und dann nach Buffalo, N. Y., ging und eine Verkäuferstelle in einem Laden bis 1854 bekleidete. Von da ging er nach Cincinnati und blieb bis 1857 daselbst.

Am 12. Okt. 1857 kam Herr Mathes nach Burlington und kaufte mit einem andern Herrn die Lichter- und Schmalzöl-Fabrik von Müller und Hagemann. In 1876 ging er in das Mineralwasser-Geschäft und seit 1889 ist er Mitglied und Geschäftsleiter der Granite Brick Co., welche der Stadt und Umgegend die vorzüglichen Backsteine für Plasterzwecke liefert.

In der Politik war Herr Mathes bis 1882 Republikaner. Die Prohibitions-Agitation und die Befürwortung derselben in der Staats-Platform der Partei bewogen ihn jedoch, wie so viele andere deutsche Repulikaner, ihre Partei zu verlassen. Er stimmte seither

[Seite 354: Photo; Bildtext "Christian Mathes"]

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mit den Demokraten. Von 1868 bis 1870 war er Mitglied des County Supervisoren-Rathes und in 1882 wurde er zum Alderman gewählt, dessen Vorsitzer er heutigen Tages noch ist!

Herr Mathes hat in diesem Amt nicht nur seinem County, sondern dem ganzen Staate durch eine von ihm selbst gründlich ausgearbeitete systematische Verwaltung der County-Armenanstalten große Summen Geldes erspart, die vorher unnütz vergeudet wurden, während die Armen und Bedürftigen nur geringe Unterstützungen bekamen. In seinem eigenen County sind durch seine geschäftsmäßigen Anordnungen in den letzten acht Jahren die prächtigsten Armenhäuser Spitäler u. s. w. ohne Steuererhöhung gebaut worden, ohne Schulden zu machen. Und dabei konnte das County aus den Ersparnissen 130 Acres mehr Land für die Armen-Farm kaufen und dafür baar bezahlen.

Auch in der Verbesserung der Landstraßen hat Herr Mathes Großes geleistet und seine einschlägigen Rathschläge auf den Conventionen der County-Supervisoren des Staates sind vielfach befolgt und theilweise zu Gesetzen erhoben worden.

Herr Mathes hat such am 5. Mai 1859 mit Frl. Rosa Seibel verehelicht. Das Ehepaar hat zwei Kinder, nämlich Hermann A. und Frl. Ottilia Mathes. Herr Mathes, Jr., leitet jetzt das Mineralwasser-Geschäft seines Vaters. Er ist zugleich Agent der Anheuser-Busch Braugesellschaft von St. Louis und ein geachteter junger Geschäftsmann.

Herr Christ. Mathes, Sr., genießt die vollste Zuneigung seiner Mitbürger wie wenig Andere und ist zu hoffen, daß ihm noch viele Jahre beschieden sind, unter seinen Freunden und Verehrern zu verweilen.

August L. Schlapp. In dem Jahre des Drangsales--nicht nur für Iowa, sondern für's ganze Land--in 1857, kam ein junger Mann nach Burlington, der, obwohl zur Zeit unbemittelt, dennoch bestimmt war, zukünftig eine bedeutende Stellung im geschäftlichen Leben einzunehmen. Dieser Mann war Aug. L. Schlapp, der am 28 Juli 1837 in Darmstadt, als Sohn des Lehrers und Buchhändlers H. L. Schlapp geboren wurde.

Im Juli 1857 kamm Herr Schlapp, wie gesagt, nach Amerika und gleich nach Burlington, wo er, wie so viele Andere in ähnlicher Lage, nicht sogleich einen passenden Platz fand. So ging er für eine Zeit lang auf die Farm. Wie der Unions-Krieg ausbrach, erfaßte ihn das patriotische Gefühl eines jeden freiheitsliebenden Deutsch-Ame-

[Seite 356: Foto Schlapps; Bildtext: "August L. Schlapp"]

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rikaners. Er trat als Freiwilliger in die Unions-Armee, als Mitglied des Fremont Husaren-Regiments, das s.Z. so viel Aufmerksamkeit auf sich zog, später dem 5. Iowa Kavallerie-Regiment einverleibt und ein Theil der Cumberland-Armee wurde. Nach einem Gefecht in 1862 am Obion-Fluß, bei Mayfield, Kentucky, wurde Schlapp gefangen genommen, aber nach zwei Wochen auf Parole freigehen gelassen, gegen das Versprechen, nicht wieder die Waffen gegen die Conföderirten (die Rebellen) zu ergreifen. Falls er es doch wieder thäte und wieder gefangen genommen würde, hätte er zu gewärtigen, erschossen zu werden. Ungeachtet dessen, kehrte er zwei Wochen nach seiner Auslieferung zu seinem Regimente zurück und wurde später zum Zweiten Lieutenant befördert. Dieses geschah am 20. Oktober 1864. Bis 1863 war er fast beständig auf der Jagd nach den Streifjägern, den sogenannten "Guerillas". Mit der Cumberland-Armee nahm er an Gefechten und Schlachten bei Murfreesboro, Shelbyville, Tullahoma, Chattanooga, theil, sowie an der Einnahme von Atlanta und den Gefechten bei Jonesboro, Franklin, Nashville, an Wilson's Raid und an der Einnahme von Selma in Alabama und von Columbus in Georgia. Er diente bis zum Schluss des Krieges und wurde mit Ehren ausgemustert. Nach Beendigung des Krieges kehrte er nach Burlington zurück und nahm in dem Kaufmannsgeschäft der Herren Starker & Hagemann eine Stelle als Versandt-Clerk an. Ein Jahr danach ging er nach Ft. Madison, wo er ein Grocery-Geschäft eröffnete; kehrte aber in 1875 nach Burlington zurück und erwarb käuflich, in Verbindung mit den Herren Biklen und Winzer ein Engros Grocery-Geschäft, das jetzt noch besteht und zu den bestrenommirten Großhandlungen der Stadt gehört.

Herr Schlapp verheirathete sich am 13. Oktober 1866 mit Frl. Lina Knust. Dieser Ehe entsprossen vier Kinder, von denen nur zwei noch leben, nämlich Carl H.L. und Frl. Anna Schlapp, geachtete junge Leute, wie ihre Eltern und Großeltern vor ihnen, denn die Familie Schlapp gehört zu den angesehensten und zugleich beliebtesten im südöstlichen Iowa.

Herr Schlapp ist Mitglied des Turnvereins, des Crystal Lake Shooting Club und des Burlington Commercial Club.

Theodor Gülich. Der Name Theodor Gülich kommt so oft vor in der Geschichte des Staates und besonders in jenem Theile, woran die Deutschen Iowa’s am meisten Interesse nehmen, in den fortschrittlichen und freiheitlichen Bewegungen, bei welchen Herr Gülich stets als Führer an der Spitze stand, daß es kaum nothwendig ist, ihn speziell noch weiter zu erwähnen. Sein ganzes Leben war ein

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ereignißvolles—stürmisches, könnte man sagen. Wenn es in seinen blassen, ruhigen Gesichtszügen auch nicht zu Tage trat, so wissen seine Freunde doch, welche schweren innerlichen Kämpfe er durchzumachen hatte—Sorgen und Kummer nicht nur für sich allein, sondern für Andere, die er befreundet hatte und denen er nur Gutes thun mochte und wollte, und weil es ihm fehlschlug, er an Herz und Seele litt, den Gram aber verbarg.

Theodor Gülich war einer von Iowa’s bedeutendsten deutschen Männern. Er war Staatsmann. Er wirkte und schuf mehr als irgend ein Anderer, daß Davenport und Burlington frei blieben und nicht unter das Joch des unduldsamen Prohibitionismus kamen. Er hat wohl manchen politischen Irrthum begangen—das waren aber keine Irrthümer des Herzens, denn er wollte nie Anderes, als das was der Freiheit und besonders der persönlichen Freiheit Bahn brach. So zerschnitt er auf einmal, als er gewahr worden war, daß seine alte Partei, der er mit Leib und Seele angehörte, sich gänzlich dem ärgsten Prohibitionsfanatismus ergab, das Tafeltuch zwischen ihr und sich, verließ sie und schloß sich der demokratischen Partei an, der er bis zu seinem Tode angehörte.

Die fast unzähligen Leistungen Theodor Gülich’s vollständig zusammen zu zählen, hieße ein eigenes großes Buch schreiben. Er war geborener Journalist, Dichter und Idealist. Letzteres war er im großen Maßstabe, denn er war ein Optimist in Allem. Er sah zu oft nur die helle Seite und wurde wieder und wieder getäuscht, bis ihn der Tod aus dem Leben nahm. Ein Idealist hat stets ein gutes Gemüth and das hatte er; sein Herz schlug für alles Gute und Edle, wie auch seine trefflichen Schriften kund thaten. Zu schade, daß ein solcher Mann vorzeitig sterben mußte. Ein Mann von solchem Herz und Geist sollte ewig leben und der Menschheit ein Leuchtstern bleiben.

In der Politik war Herr Gülich viele Jahre ein Faktor und mußten die Parteiführer seiner Zeit seinen weitgehenden Einfluß erkennen und berechnen; deshalb wurde er auch immer von jeder Partei, der er angehörte, stets zu Rathe gezogen. Er war wiederholte Male Mitglied von Staats-Ausschüssen und präsidirte in Staats-Conventionen. Er war tapfer als Soldat in der Unions-Armee und ein kühner Kämpfer für constitutionelle Rechte.

Sein Sohn Paul Gülich war mehrere Jahre County-Auditeur und ein ehrenhafter Beamter. Seither ist er in der Rechtspraxis thätig.

Johann Sigmund Schramm wurde am 31. März 1818 in Plech, Königreich Bayern in Deutschland, geboren. Seine Eltern waren

[Seite 359: Foto von Schramm; Bildtext: "Johann Sigmund Schramm"] 

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Johann Christopher Schramm und Margareth Barbara, geb. Kreßling. Sein Vater war Soldat in der preußischen Armee. Derselbe diente sieben Jahre unter Friedrich dem Großen und machte später unter Friedrich Wilhelm III. die Schlachten bei Jena und Austerlitz und einige Scharmützel gegen Napoleon I. mit, kehrte dann heim und widmete sich dem Kaufmannsgeschäft.

Herr Johann Sigmund Schramm erhielt seine erste Erziehung in den öffentlichen Schulen zu Plech und mit 13 Jahren kam er nach Culmbach und war fünf Jahre in einem Kaufmannsgeschäft thätig, nahm aber zu derselben Zeit Unterricht in der lateinischen und französischen Sprache. Aus politischen Gründen beschloß sein Vater mit seiner Familie von 9 Kindern, 6 Söhnen und 3 Töchtern, nach Amerika auszuwandern und landete im September 1837 in New York nach einer langen Seereise von 77 Tagen. Einige Tage darauf begab er sich auf die Reise nach Missouri, war aber genöthigt wegen Krankheit in Circleville, O., zu bleiben.

Der junge Sohn Johann, der Gegenstand unserer Beschreibung, erhielt eine Anstellung in einer Druckerei, wo er fünf Jahre arbeitete und sein Geschäft und die englische Sprache gründlich erlernte. Im Monat August 1842 kam er nach Burlington und erhielt am zweiten Tage nach seiner Ankunft eine Anstellung in der "Gazette". Nach kurzer Zeit ging aber die Zeitung in andere Hände über, und da man seiner nicht mehr bedurfte, ging er nach St. Louis und kaufte dort mit seinen Ersparnissen ein kleines Lager von Groceries, mit dem er ein Geschäft in Burlington anfing.

Er gab außerdem drei Abende in der Woche Musikunterricht und gründete die erste Musikkapelle in Burlington.

Im Jahre 1853 gründete Herr Schramm mit seinem Bruder Chas. F. Schramm als Theilhaber ein Schnittwaarengeschäft, kaufte dessen Antheil aber im Jahre 1858 aus und führte dasselbe bis zu seinem Tode allein fort. Sein Bruder Chas. F. Schramm gründete später mit Herrn Schmieg ein Schnittwaarengeschäft im Großen, das noch heute in Blüthe ist. Aus einem kleinen Anfang ist dies Geschäft durch Sparsamkeit, Umsicht, Ehrlichkeit, Ausdauer und Energie des Herrn Sigmund Schramm zu einem der bedeutendsten im Staate Iowa geworden, und wenn er es hierin zu Wohlstand gebracht hat, so hat er ihn selbst auf ehrliche und rechtschaffene Weise verdient, den ihm jeder rechtlich denkende Bürger gönnt.

Herr Sigmund Schramm heirathete am 15. März 1843 Fräulein

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Harriet Morgan, Tochter von Jonathan Morgan, einem der ersten Ansiedler der Stadt. Während der Cholera-Epidemie im Jahre 1850 starb seine Gemahlin, ein Kind und auch seine Mutter; sein Vater war schon im Jahre 1849 gestorben.

Am 24. März 1852 verheirathete er sich wieder mit Fräul. Amelia P. Williams, Tochter von Herrn Silas Williams, und die folgenden sind die aus diesen Ehen noch lebenden Kinder: Henry, Frank, Herbert, Charles, Walter und Ralph; Frau T. G. Foster, Frau Edwin Doane in Chicago, und Fräulein Jessie Schramm.

Er gehörte lange Jahre zu der lutherischen Kirche, schloß sich aber später der ersten Presbyterianer Kirche an, zu der auch seine Familie gehörte und wirkte in dem Chor dieser Kirche mit.

Er war ein geachtetes Mitglied der Freimauerer-Loge.

Als Bürger hat Herr Sigmund Schramm ebenfalls eine hervorragende Stellung eingenommen und hat sich stets an gemeinnützigen Unternehmungen gern und bereitwilligst betheiligt. Stets hat man bei ihm ein williges Ohr gefunden und hat er sein Theil beigetragen, wenn es galt Opfer zu bringen für Wohltätigkeits- oder gemeinnützige Zwecke, die der Förderung der Stadt dienlich waren, wie das Ferryboot, der Brückenbau oder das Feiern besonderer Feste; stets war seine Hand offen.

Lange Zeit war er ein hervorragendes Mitglied des Schulraths des unabhängigen Schuldistrikts von Burlington und der hat stets mit Stolz das größte Interesse für das Gedeihen unserer Erziehungsanstalten an den Tag gelegt.

Wer den alten Herrn näher gekannt hat, konnte ihm seine Achtung und Zuneigung nicht versagen; er war stets freundlich und zuvorkommend gegen Jedermann, ob er reich oder arm war, und seine Untergebenen hingen mit der größten Liebe an ihm, da er sie mehr als ein Vater und Freund als wie ein Arbeitgeber behandelte, und es war eine tiefempfundene Trauer, als er am 19. Februar 1898 ihnen durch den Tod entrissen wurde.

So wie er von seinen Untergebenen und seinen näheren Bekannten geachtet und geliebt wurde, so war er auch als Haupt der Familie stets freundlich und liebevoll gegen Alle, und sowohl seine Gattin wie seine Kinder hingen mit der größten Verehrung und Liebe an ihm. Sein Tod war für sie ein herber Verlust.

Gerade bei dieser Gelegenheit zeigte es sich, wie allgemein beliebt und

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geachtet der Verstorbene war durch die verschiedenartigst gefaßten Beileidsbeschlüsse in den verschiedensten Kreisen der Bürgerschaft.

Es leben noch drei Geschwister von Herrn Schramm in Burlington. Herr Chas. F. Schramm, die Gattin des Herrn F. Schmieg, seines Theilhabers im Geschäft, und Frau Louis Teuscher; ein Bruder, George, lebt in Des Moines, Ia.

Außer an seinem Hauptgeschäft war Herr Schramm noch an verschiedenen anderen Unternehmen betheiligt. Er war einer der Begründer der deutsch-amerikanischen Sparbank, deren langjähriger Vizepräsident und einer der Direktoren. Auch hier konnte man stets auf seine Rechtschaffenheit und Gewissenhaftigkeit bauen. Dies Institut, das eine spezifisch deutsche Gründung ist, wird als eins der solidesten im Staate betrachtet.

Herr Schramm war ein Mann, der in der Schule des Lebens sich emporgearbeitet hat und ist einer von den wenigen musterhaften Bürgern, die man der heranwachsenden Jugend als Vorbild und leuchtendes Beispiel hinstellen kann, und wir können stolz darauf sein, ihn zu den Mitbürgern deutscher Nationalität zählen zu dürfen.

[vor dem folgenden Abschnitt: kleines Foto Carl Wachsmuths, das eine Viertelseite links unten einnimmt / before the following section: small photo of Carl Wachsmuth that takes up the bottom left quarter of the page]

Carl Wachsmuth wurde am 13. September 1829 in der Stadt Hannover in Deutschland geboren und starb am 7. Februar 1896 in Burlington, Ia. Er war der einzige Sohn von Christ. Wachsmuth, einem Rechtsanwalt von Ruf, der im Jahre 1848 Mitglied des deutschen Parlaments in Frankfurt a. M. war. Obwohl von Kindheit an von sehr schwächlicher Gesundheit, besuchte er das Gymnasium seiner Heimathstadt, um sich, dem Wunsche seines Vaters gemäß für das Studium der Rechte vorzubereiten, mußte aber im Alter von 16 Jahren seiner hinfälligen Gesundheit wegen, das

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weitere Studium aufgeben und widmete sich auf Anrathen seines Arztes dem Kaufmannsstande. In 1852 kam Herr Wachsmuth als der Agent für ein Hamburger Haus nach Amerika und verblieb in dieser Stellung mehrere Jahre in New York. Nach einem Anfall von Lungenentzündung entschloß er sich im Jahre 1855 seiner Gesundheit wegen nach dem Westen überzusiedeln, den er auf verschiedenen Reisen kennen gelernt hatte, und ließ sich in Burlington, Ia., nieder. Im Jahre 1855 verheiratete er sich mit Fräulein Bernhardina Lorenz, ebenfalls aus Hannover gebürtig, und etablirte sich selbstständig in demselben Jahre in einem kaufmännischen Geschäft.

Diese Thätigkeit jedoch war seiner Gesundheit nicht zuträglich und Dr. Thieme, einer der bedeutendsten Aertze, die je in Burlington waren, gab ihm den Rath, sich dem Studium der Naturwissenschaft, und dem Sammeln von Fossilien zu widmen, um so sich so wie möglich in der frischen Luft zu bewegen.

Seine erste Anleitung zu diesen Studien erhielt er von Doktor Thieme, aber bald gab er sich diesem Studium mit solchem Eifer hin, daß er den größten Theil der Tageszeit in den Steinbrüchen und Schluchten bei der Stadt zubrachte, um Schätze für die Wissenschaft einzusammeln, während seine Gattin die Arbeit im Geschäft übernahm. Diese Lebensweise kräftigte seine Gesundheit außerordentlich, und seine geologischen Forschungen waren von solchem Erfolg begleitet, daß er in wenigen Jahren eine sehr schöne Sammlung von Crinoiden zusammenbrachte. Sie nahm solche Ausdehnung an, daß sie die Aufmerksamkeit östlicher Gelehrten auf sich zog. Prof. Louis Agassiz kam auf seiner Vorlesungtour nach dem Westen, sie zu sehen; und Meek und Worthen erbaten Darlehung von Probestücken zur Beschreibung in den geologischen Berichten von Illinois, welche damals angefertigt wurden.

Im Jahre 1865 verkaufte Herr Wachsmuth sein Geschäft und machte, von seiner Frau begleitet, eine Reise nach Europa. Auf dem Wege dorthin besuchte er in Folge einer Einladung von Prof. Agassiz und sah die großen Sammlungen in dem Museum vergleichender Zoologie, welche ungeheures Interesse in ihm hervorriefen. Bis dahin hatte er sehr wenige Crinoide gesehen, außer denen, die bei Burlington gefunden wurde, und es war ein Vergnügen ohne Grenzen für ihn, als er in Cambridge die mineralischen Crinoide anderer Gegenden und eine Anzahl Probestücke lebender Typen studiren konnte. In Europa wurden alle Arten von wirbellosen Fossilien ge-

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sammelt und den hauptsächlichsten Museen Besuche abgestattet. Als er nach England kam, war es eine große Ueberraschung für ihn, daß der Ruf von seiner Burlingtoner Sammlung ihm bereits vorausgegangen war.

Bei seiner Rückkehr nach Burlington nach einer Abwesenheit von fast einem Jahr beschloß Herr Wachsmuth den Rest seines Lebens wissenschaftlichen Studien zu widmen und seine ganze Aufmerksamkeit den Crinoiden zu widmen.

Da er fern von den wissenschaftlichen Mittelpunkten wohnte und ihm keine Literatur zugänglich war, war er größtentheils auf seine eigene Muster zum Studium angewiesen. Dies hat sich aber später als Vortheil erwiesen, da es ihn zu unabhängigem Denken und origineller Forschung zwang. Die verschiedenen Staatsberichte, zu welchen er Zugang hatte, gaben hinreichende Kenntniß von den hauptsächlichsten Geschlechtern, aber sie brachten wenig Licht über die Verwandlungslehre der Klasse, worin sich das größte Interesse concentrirte. Ein Besuch von F.B. Meek, der im Interesse der geologischen Vermessung von Illinois nach Burlington kam, um die Sammlung zu studiren, war von großem Nutzen für ihn. Der Fund verschiedener in der Bildung begriffener Muster schien Licht auf die alten Formen zu werfen und erregte im höchsten Grade das Interesse von Herrn Meek. Im Jahre 1873 machte Prof. Agassiz einen zweiten Besuch, als er von der Pacific-Küste zurückkehrte. Er war höchst überrascht von dem ungeheuren Wachstum der Sammlung, seit er sie gesehen hatte, und eingenommen von der Schönheit und Vollkommenheit der Muster, deutete er an, daß er die Sammlung für Cambridge zu erwerben wünschte und drückte das Verlangen aus, Herr Wachsmuth sollte mitgehen und die Leitung über alle Crinoiden im Museum dort übernehmen. Die Verhandlungen waren bald beendet und wenige Monate später war W. als Assistent in dem Museum der vergleichenden Zoologie angestellt, eine Stellung, die er bis zum Tode von Prof. Agassiz inne hatte. Prof. Agassiz war es auch, der ihn veranlaßte, die Resultate seiner Beobachtungen unter seinem eigenen Namen herauszugeben, aus dem Grunde, daß er eine Ungerechtigkeit gegen sich selbst begehe, wenn er sie in die Hände anderer legen würde. In Cambridge hatte er auch Gelegenheit, mit der Literatur über Crinoide bekannt zu werden, und hier wurde auch der Grund zu der Classifizirung gelegt, welche alle geologischen Crinoide in drei primäre Gruppen theilt, die hauptsächlich auf den Bau der Umhüllung basirt sind.

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Bei seiner Rückkehr von einer zweiten Reise nach Europa und einem Besuch im Orient im Jahre 1874 hatte Herr Wachsmuth nicht ein einziges Muster im Besitz. Es nahm nur einige wenige Jahre, um eine andere Sammlung zu machen, die noch größer und hervorragender als die erste war. Ein oder zwei Jahre später machte er die Bekanntschaft von Frank Springer, einem jungen Advokaten, von Burlington, der ein enthusiastischer Student der Naturwissenschaften war. Sie wurden Freunde und studirten zusammen und von 1878 wurden die Resultate ihrer Forschungen unter gemeinsamer Autorschaft veröffentlicht. In dem folgenden Jahre nahm die Sammlung durch ausgedehnte Ankäufe schnell zu und von einer Reise nach Europa brachte Herr Springer eine schöne Auswahl von Dudley-Crinoiden mit, die alle Arten jener Gegend umfaßte, und eine große Anzahl von kohlenhaltigen Arten von England und Irland. Unter den Erwerbungen waren auch seltene Arten von Belgien, eine Mehrheit der Eifel-Arten, schöne Muster von Rußland und Böhmen, und ferner wurde die Sammlung durch Austausch mit Sammlern vergrößert, daß es jetzt eine der schönsten bestehenden Sammlungen der Art ist und den größten wissenschaftlichen Werth hat.

Durch die Herausgabe des „Monograph“, eines wissenschaftlichen Werkes über die amerikanischen Fossil-Crinoiden, hat sich Herr Wachsmuth einen unsterblichen Namen gemacht und ist als Stern erster Klasse am wissenschaftlichen Horizont Amerikas zu betrachten. Die Crinoiden bilden eine Gruppe von sonderbaren und bemerkenswerthen Organismen, die nahe mit den Sternfischen und See-Urchinen oder Seeigel verwandt [sind]. Allgemein Federsterne genannt gehören sie zu den schönsten Geschöpfen des Thiereichs. Sie sind Pflanzen sehr ähnlich in Gestalt, und die versteinerten Arten sind daher weit und breit als Steinlilien bekannt. Gegenwärtig kommen nur wenige Formen vor, und diese sind von großer Seltenheit. In vergangenen geologischen Zeitaltern waren sie aber unter den am häufigsten vorkommenden Lebensgestalten. Zu der Zeit ehe die Kohlenablagerung gebildet wurde, bedeckte ein seichtes Binnenmeer alle diese Theile des amerikanischen Continents und in seinen warmen Gewässern, blühten die Crinoiden in verschwenderischem Ueberfluß. Crinoidleben war zu Zeiten so fruchtbar, daß die entgliederten Ueberreste der Gerippe große Lager viele Fuß dick und viele Quadratmeilen in Ausdehnung bildeten. Besonders ein Lager, das fast gänzlich aus diesen Ueberresten zusammengefetzt ist, ist 100 Fuß dick und erstreckt sich

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ununterbrochen von 12 bis 15 Fuß breit von Central-Iowa bis zu dem westlichen Arkansas, eine Ausdehnung von mehr als 500 Meilen.

Das südöstliche Iowa ist namentlich reich an diesen schönen F[o]ssilien und diese waren es, welche die Aufmerksamkeit unseres Iowa Gelehrten für so viele Jahre beschäftigte. Die Arbeit des Herrn Wachsmuth war von epoche-machender Bedeutung und ihm verdankt die Wissenschaft bedeutende Aufklärung über diese sonderbaren Naturkörper. Der Name des Herrn Wachsmuth ist in allen wissenschaftlichen Kreisen, nicht nur in Amerika, sondern in ganz Europa als bedeutender Gelehrter seines Faches bekannt, eine Berühmtheit, von der aber seine nächste Umgebung kaum eine Ahnung hat.

Mit Recht können nicht nur die Deutschen Burlingtons, sondern von ganz Iowa stolz sein, ihn zu ihrem Mitbürger zählen zu dürfen.

Verschiedene Jahre hindurch mußte Herr Wachsmuth seiner Gesundheit wegen die Winter im Süden zubringen und das Frühjahr brachte er in den Bergen von Alabama, Tennessee und Kentucky zu, wo er bedeutende Sammlungen von Crinoiden und anderen Versteinerungen zusammenbrachte.

Seine treue Gattin begleitete ihn überall auf seinen Reisen, die selbst eine ausgezeichnete und unermüdliche Sammlerin, und eine enthusiastische Arbeiterin und Bewunderin von allem ist, das zu den Fossil-Crinoiden gehört. In der That ist es fraglich, ob sie nicht ebensoviele und seltene Muster gefunden hat, als der Weise selbst und ihre aufmunternde Gegenwart hat dazu beigetragen, daß der „Monograph amerikanischer Crinoiden“ entstanden ist. Herr Wachsmuth war ein Mitglied der amerikanischen Gesellschaft für den Fortschritt der Wissenschaft, der Geologischen Gesellschaft von Amerika, der Davenport Academie er Wissenschaften und der Iowa Academie der Wissenschaften; von letzterer war er eine Zeit lang Vice-Präsident. Außerdem war er ein correspondirendes Mitglied der kaiserlichen Gesellschaft der Naturwissenschaften von Moskau in Rußland. Viele Jahre hindurch hat er intime Correspondenz mit leitenden Männern der Wissenschaft in diesem Lande und Europa geführt.

Sein Name ist einer von den Wenigen, die niemals vergessen werden und stets von der Nachwelt mit Ehren genannt werden.

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Achtb. Paul Lange.

 

Achtb. Paul Lange. Einer der geehrtesten langjährigen deutsch-amerikanischen Bürger und Pioniere der einstigen Hauptstadt Iowa’s ist Hr. Paul Lange, der in den 46 Jahren seines Aufenthaltes daselbst eine Reihe hervorragender Stellen im öffentlichen wie im geschäftlichen Leben eingenommen hat.

Herr Lange wurde am 4. August 1828 in Laubau, Schlesien, als Sohn des Gutsbesitzers Elias und Friedericka (geb. Ullerich) Lange geboren. Er besuchte die besten Schulen daselbst und absolvirte das Seminar und wurde danach als Lehrer in Frankfurt an der Oder angestellt. In 1854 wanderte er nach Amerika aus und kam direkt nach Burlington. Zuerst war er Hilfs-Ingenieur der Chicago, Burlington & Quincy Eisenbahn, dann ließ er sich als Musiklehrer in Burlington nieder. Darauf fing er unter dem Firma-Namen Lange & Van Meter eine Musikalien-Handlung an, verkaufte dieselbe aber im Jahre 1876.

Im Jahre 1871 betheiligte er sich, wie in dem Kapitel über „Die deutsche Presse Iowa’s“ zu lesen, an der „Iowa Tribüne“ als einer der Eigenthümer, entsagte aber bald dem unsicheren Zeitungswesen und wandte sich seinem Musikgeschäft zu, in welchem er stets Erfolg gehabt hatte.

Herr Lange ist Republikaner, wurde aber mehrere Male infolge seiner Popularität mit Hilfe demokratischer Stimmen zu öffentlichen Aemtern gewählt. Er war seiner Zeit einer der Trustees der Staats-Taubstummenanstalt in Council Bluffs. Vier Jahre lang war er amerikanischer Konsul in St. Stephan, Neu-Braunschweig, Canada. In 1894 wurde er zum County-Clerk gewählt und folgte eine nochmalige Erwählung zu diesem Amt in 1896. Er hatte vorher das Musikalien-Geschäft der Firma Lange & Von Meter gegründet, welches er fortführte und das heute noch besteht.

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In 1853 heirathete Herr Lange Frl. Emilie Dupuis, eine Dame von französischer adeliger Abkunft. Vier Söhne entsprangen dieser Ehe: Hermann, Otto, Carl und Paul Lange, nun erwachsene junge Männer, welche ihren hochgeschätzten Eltern Ehre machen.

Caspar Heil. Wenn ein Mann beinahe ein halbes Jahrhundert in einem Staate verbracht hat und sich wie Caspar Heil der ungetheilten Achtung und Zuneigung seiner Mitbürger erfreut, so ist dieses ein Beweis, daß derselbe ein ehrenhaftes Leben geführt hat, und das kann von Herrn Heil gesagt werden. Er ist ein Mann von Wort; von jeher hat er es sich zur Pflicht gemacht, das zu thun, was er versprach. Man konnte sich stets auf ihn verlassen. Kein Mensch kann sagen, daß irgend Jemand jemals einen Cent an ihm verloren hat, im Gegentheil hat er Manchem geholfen und für seine Güte Undank erworben. Er ist aber der geradeaus schlichte Mann geblieben, der er war, wie er erst den Kampf ums Dasein in dem neuen Lande aufnahm und sich von Nichts zu einem der bedeutendsten Brauer des Staates hinaufgearbeitet hat. Es war sein Fleiß, seine Ausdauer, sowie seine Umsicht, welche ihn zu dem gegenwärtigen Wohlstande brachten, den er besitzt und den ihm ein Jeder gönnt.

Herr Heil wurde am 7. Dez. 1830 in Forchheim bei Carlsruhe in Baden geboren und lernte nach Beendigung seiner Schuljahre die Küferei bei seinem Vater. Am 5. Juni 1852 kam er nach Amerika und ergriff sofort die erste Arbeit, die sich ihm bot, nämlich an der Eisenbahn in Sandusky, Ohio. Am 12. August desselben Jahres kam er nach Burlington, wo er drei Jahre lang auf seinem Geschäft arbeitete und dann eine eigene Küferei anfing. Im Januar 1866 kaufte Herr Heil mit dem vor über 20 Jahren verstorbenen August (Alois) Mattes die Georg Hierb’sche Brauerei an der Siebenten und Center Straße in Des Moines, in der er 6 ½ Jahre verblieb und nachdem er seinen Antheil an Mattes verkauft hatte nach Burlington zurückkehrte. Am 16. September 1872 kaufte er die Bauer und Schaffner’sche Brauerei daselbst aus und hat dieselbe beständig während der ganzen Sturmperiode des Temperenz-Fanatismus mit kurzen Unterbrechungen erfolgreich fortgeführt.

Caspar Heil war zweimal verheirathet; das erste Mal in 1855 mit Frl. Julia Wunderlich, die ihm jedoch am 3. Juli 1856 durch den Tod entrissen wurde. Am 19. März 1861 heirathete er Frl. Susanne Ziegenheim. Aus dieser Ehe stammen acht Kinder, von welchen noch sechs am Leben sind: William Betty, Amalie, Nettie, Oscar und Hermann E. Heil.

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Caspar Heil.

 

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August H. Kuhlemeier.

 

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Iowa hat keinen Bürger im Privatleben, der mehr allgemein beliebt ist, als Herr Caspar Heil.

August H. Kuhlemeier. Ein in der Politik des Staates und zugleich in geschäftlichen Kreisen weit und breit bekannter Bürger Burlington’s ist der Achtb. August H. Kuhlemeier, ein Deutsch-Amerikaner, auf den seine deutschen Landsleute mit Stolz blicken, denn er ist ein Mann, der sie nie irre geleitet, sondern ihre Interessen stets gewahrt hat – im öffentlichen, wie im Privatleben. In Burlington und auch sonst, wo er in geschäftliche Berührung mit Andern kam, hat er sich als Ehrenmann erwiesen.

Herr Kuhlemeier wurde am 10. Dezember 1844 als Sohn des Baumeisters Friedrich und der Frau Sophie (geb. Klöpping) Kuhlemeier geboren. In 1853 kam er mit seinen Eltern als elfjähriger Junge nach Amerika – nach Freeport, Ill., wo er außer der öffentlichen Schule auch eine vorzügliche deutsche Schule genoß. Danach wurde er Clerk in einem dortigen Kaufmanns-Geschäft und verstand es bei den Kunden sowie bei seinem Vorgesetzten sich beliebt zu machen. Darauf wurde er Reisender der deutschen Feuer-Versicherungs-Gesellschaft von Freeport, Ill., eine Stelle, die er 20 Jahre lang bekleidete und die ihm, als General-Agenten der Gesellschaft, die Staaten Iowa, Nebraska und Dakota zur Controlle gab. Sein vorzüglicher Leumund und seine Biederkeit wurden bald anerkannt und suchte man ihn als Volksvertreter. In 1880 und wiederholte Male danach wurde er zum Stadtrathsmitglied gewählt. In 1880 wurde er zum Abgeordneten in der Gesetzgebung des Staates auserkoren und kann von ihm gesagt werden, daß er ein eifriger Vertheidiger aller freiheitlichen Grundsätze und ein strammer Gegner aller Prohibitionsmaßregeln war. Von 1884 bis 1888 war er unter Clevelands erster Verwaltung Ver. Staaten Steuereinnehmer des Südlichen Iowa Distriktes und schied auch mit Ehren aus diesem Amt. Er war wohl ein halbes Dutzend Mal Vorsitzer des demokratischen Central-Comites von Des Moines County und wurde in 1896 von der demokratischen Staats-Convention zum Präsidenten-Elector für den Ersten Iowa Congreß-Distrikt aufgestellt. Seit 18 Monaten ist er Mitglied des Schulrathes von Burlington.

Herr Kuhlemeier verehelichte sich am 4. Juni 1872 mit Frl. Lina Cramer von Charles City, Ia., und hatte drei Kinder mit ihr, nämlich: Frederick J., August R., und Henr F. Kuhlemeier, jetzt sämmtlich erwachsene und geachtete Leute.

Seit Gründung der Merchant’s Life Association vor sechs Jahren ist Herr Kuhlemeier deren Präsident. Daß die Gesellschaft auf

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einer reellen Basis ruht, bezeugt ihr Fortschritt. Dies ist das Resultat der prompten Bezahlung aller Verluste und der reellen Geschäftsleitung unter der Controlle des Herrn Kuhlemeier. Die Gesellschaft hat durch ihn und seinen guten Namen das Vertrauen und die Zuneigung des Publikums erworben und nimmt einen geachteten Rang unter den Versicherungs-Gesellschaften im Staate ein.

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Wilhelm August Münzenmeyer.

 

Wilhelm August Münzenmeyer, der gegenwärtige Sheriff von Des Moines County, wurde am 5. November 1855 in Rothenberg, Amt Cannstadt, in Würtemberg, dem schönen Schwabenlande, geboren. Er erlernte zuerst das Tischler-Handwerk und kam im Jahre 1872, 17 Jahre alt, nach Amerika und direkt von New York nach Burlington, wo sein Bruder Otto bereits seit 1868 ansässig war. Hier erlernte er das Fleischergeschäft und machte im Jahre 1876 eine Tour durch die westlichen Staaten, Nebraska, Colorado, Idaho, u.s.w., um Land und Leute kennen zu lernen. Er kehrte im Jahre 1877 zurück und trat 1879 bei seinem Schwager, E. Roesines, als Theilhaber in’s Fleischergeschäft ein. Im Jahre 1875 verheirathete er sich mit Fräulein Marie Schröder, aus welcher Ehe sieben Söhne entsprossen, von denen noch vier am Leben sind, Carl, Ernst, Louis und Oscar.

Seine Eltern, Friedrich Münzenmeyer und Barbara, geb. Heinkel, folgten den Söhnen ebenfalls im Jahre 1873 nach Amerika, um mit diesen zusammen zu leben. Sein Vater starb im Jahre 1885 und seine Mutter im Jahre 1887. Außer ihm waren noch drei Brüder in der Familie und eine Schwester. Otto, von der Firma Münzenmeyer & Dobelmann, und Präsident der Vereinigten Sänger;  Fritz und Eugene, von denen Fritz im Mississippi beim Baden ertrank und Eugene und seine Schwester, die frühere Gattin von Ernst Roesener, verstorben sind.

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Im gesellschaftlichen und politischen Leben hat Herr Wm. Münzenmeyer stets eine hervorragende Stellung eingenommen.

Kurze Zeit nach der Gründung der Burlington Liedertafel, im Jahre 1885, trat er derselben als Mitglied bei und wurde im Jahre 1892 zum Präsidenten derselben erwählt, ein Ehrenamt, das er noch heute bekleidet. Auch die Vereinigten Sänger haben ihm das Ehrenamt des Vice-Präsidenten übertragen, während sein Bruder Otto bei diesem angesehenen Gesangverein, die Stelle des Präsidenten seit  Jahren einnimmt. Er ist ferner ein geachtetes Mitglied der Odd Fellows, der A. O.  N. W., der Elks und des Turnvereins.

Im Jahre 1897 wurde er als Alderman at large in den Stadtrath gewählt, wo er sich durch seine conservative Haltung manche Freunde erwarb. Im November 1899 wurde er als Sheriff von Des Moines County erwählt und war daher genöthigt, seine Stelle im Stadtrath niederzulegen, um sein neues Amt am 1. Januar dieses Jahres antreten zu können, das er bisher zur Zufriedenheit seiner Mitbürger verwaltet hat.

John Blaul.

John Blaul war ein alter Ansiedler, einer der ersten Geschäftsleute in Burlington und der Begründer des großen und bedeutenden Großhandelshauses von John Blaul & Sons, das eins der größten im Staate ist und sich getrost ähnlichen Geschäften in Chicago und St. Louis an die Seite stellen kann. Herr John Blaul wurde zu Debbs in Hessen Darmstadt, nahe der Grenze Rheinbaierns und der alten berühmten Stadt Worms in Deutschland im Jahre 1827 geboren, erhielt eine gute Erziehung und wurde als Maschinist ausgebildet. Er wanderte im Jahr 1850 nach Amerika aus und verbrachte 6 Jahre in Neu-England, wo er in seinem Gewerbe als Maschinist beschäftigt war.  Im Jahr 1856 kam er nach Burlington, wo er mit seinem Schwager, Herrn Theo. Poehler, (der jetzt in Lawrence, Kas., ein Grocery-Geschäft im Großen betreibt) ein kleines Grocery-Geschäft an der Front Straße anfing. Wenige Jahre später kaufte er seinen Schwager aus und verblieb allein in dem Geschäft, bis er dasselbe im Jahre 1865 verkaufte.

Zwei Jahre später begründete er, in Gemeinschaft mit Herrn Phil. Herr ein neues Grocery-Geschäft an der Südseite der Jefferson Straße, zwischen Main und Front Straße, wo sich jetzt das Häute-Geschäft von Weil & Hirsch befindet. Im Jahr 1869 kaufte er den Antheil des Herrn Phil. Herr und führte das Geschäft allein weiter. Von dieser Zeit an legte er die Grundlage zum Großgeschäft. Im Jahre 1874 fing Herr Blaul an, im Großen zu verkau-

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fen, indem er das anstoßende Gebäude an der Jefferson Straße benutzte und nun ein allgemeines Wholesale Grocery-Geschäft betrieb. Unterstützt von seinen vier Söhnen, im Anfang namentlich von seinem ältesten Sohn John, nahm das Geschäft bald einen bedeutenden Aufschwung, so daß die Lokalität an der Jefferson Straße zu klein wurde und die Firma nach ihrem eigenen Gebäude an der dritten Straße am 1. Januar 1882 übersiedelte. Im Jahre 1882 wurden Herrn Blauls Söhne John und Charles, die von Jugend auf im Geschäfte mitgeholfen hatten, als Theilhaber zugelassen und dasselbe unter der Firma John Blaul & Sons neu organisirt, einem Namen, den es noch heute trägt und der zum Stolz der Familie Blaul geworden ist. Herr John Blaul Sr. aber war der Leitstern des Geschäfts bis zu seinem Tode am 27. Januar 1885. Nach seinem Tode traten auch die jüngeren Söhne Theodor und Louis dem Geschäfte als Theilhaber bei und die Waaren, die von dieser Firma, unter der Handelsmarke der vier B’s verkauft werden, haben weit und breit den Ruf, von bester Qualität zu sein. Herr John Blaul trat weder im socialen noch politischen Leben in den Vordergrund, da er ein stiller, einfacher und bescheidener Mann war, der trotz seiner hohen Stellung in der Geschäftswelt es nicht liebte, viel Wesens von sich zu machen. Die einzige hervorragende Stellung, die er außer dem Geschäftsleben einnahm, war in der ersten deutschen evangelischen Kirche, wo er einer der Hauptstützen war, solange er lebt.

Herr John Blaul Sr. war mit ganzer Seele Geschäftsmann und hat der jüngeren Generation bewiesen, daß man durch Fleiß, Ausdauer, Sparsamkeit und strenge Rechtschaffenheit es aus kleinen Anfängen zu etwas Großem bringen kann. Das jetzige Geschäft zu dem er den Grundstein gelegt und es mit hat aufbauen helfen, ist ein bleibendes Denkmal, das jeden Grabstein überragt, in der Geschichte der Deutschamerikaner von Iowa, die stolz darauf sein können, daß er einer der Ihren gewesen. Er war nach amerikanischer Bezeichnung ein „Self made“ Mann, der es wohl verdient, daß seiner in einem Geschichtswerk der Deutschen von Iowa Erwähnung geschieht, damit die jüngere Generation ihn sich zum Vorbild nehmen kann.

Herr John Blaul war zweimal verheirathet, seine erste Gattin starb nach kurzer Ehe in Boston, Mass., und Herr John Blaul Jr., der als Aeltester das jetzige Haupt der Firma ist, ist das einzige lebende Kind aus dieser Ehe.

In 1857 verheirathete der Wittwer sich hier zum zweiten Mal mit Frl. Caroline Knoener, die aus Deutschland gebürtig und eine Tochter von Chas. Knoener ist, einem alten Ansiedler und Pionier

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von Des Moines County. Aus dieser Ehe entsprossen sieben Kinder, von denen heute fünf am Leben sind. Die Töchter Emilie und Pauline, die mit der Mutter leben, und drei Söhne, Charles, Theodore und Louis, die sämmtlich verheirathet sind. So wie Herr John Blaul die allgemeine Achtung seiner Mitbürger genoß, war er auch als Haupt der Familie von allen Gliedern derselben verehrt und geliebt. Sein Tod war ein herber Schlag für dieselbe, sowie ein großer Verlust für seine Mitbürger.

Um auch den vier Söhnen des Herrn John Blaul gerecht zu werden, die das Erbe des Vaters mit Treue und Gewissenhaftigkeit übernommen haben, und weiter bauen, was derselbe bngonnen hat, wollen wir ebenfalls eine kurze Beschreibung des Lebenslaufes eines jeden von ihnen bringen.

Wie schon bei dem Lebenslauf von Herrn John Blaul Sr. erwähnt, traten die Söhne John und Charles noch bei Lebzeiten des Vaters als Theilhaber in das Geschäft, während die zwei jüngeren, Theodore und Louis, erst nach seinem Tode volle Theilhaber wurden. Anstatt sich nach dem Tode des Vaters zu trennen und ihre Kräfte zu zersplittern, hielten die Brüder treulich an dem Vorbilde des Vaters fest und ließen sich mit unermüdlichem Eifer und vereinten Kräften das Wohlergehen des Geschäftes angelegen sein. Ihre Arbeit war von solchem Erfolge begleitet, daß die Räumlichkeiten an der Dritten Straße zu klein für die Ausdehnung desselben wurden, und im Jahre 1892 der stattliche Bau des prachtvollen Gebäudes an der Fünften, Valley und Market Straße errichtet werden mußte, der einen halben Block einnimmt und mit einem Kostenaufwand von $75,000 im Jahre 1893 vollendet wurde. Es ist dies eins der schönsten und best eingerichteten Geschäftslokale im Westen und kann vortheilhaft solchen in den größeren Plätzen wie Chicago und Burlington zur Seite gestellt werden. Trotzdem dasselbe in seinen Vier ton zur Seite gestellt werden. Trotzdem das dasselbe in seinen vier Stockwerken bedeutenden Flächenraum enthält, sind die Räume des weiten Baues doch mit Waaren bis zum oberen Stockwerk angehäuft und fast überfüllt, was Zeugniß davon ablegt, daß das Erbe des Vaters noch immer an Ausdehnung zunimmt und seinen Gipfelpunkt noch nicht erreicht hat.

Siebenzehn Reisende sind jetzt unterwegs, um das große Waarenlager in Umsatz zu bringen und 46 Angestellte, einschließlich Mädchen und Knaben, besorgen außer den vier Eigenthümern, die Office-Arbeiten, das Verpacken, Verladen und Versenden der umfangreichen Kaufmannsgüter. Der B.B.B.B.-Kaffee und andere besser Sorten, 

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die von dieser Firma selbst geröstet und verpackt werden, finden überall guten Anklang und haben fast überall die alten Marken wie Arbuckles und McLaughlin’s X.X.X.X. aus diesem Distrikt verdrängt. 

John Blaul Jr., wurde in 1853 in Boston, Mass., geboren, wo er seine Erziehung in den öffentlichen Schulen erhielt, aber frühe zum Geschäftsleben in seines Vaters Geschäft herangezogen wurde. Schon im Retailgeschäft fing er an im Großen Waaren für seinen Vater zu verkaufen und ging später für zwei Jahre lang als Reisender aus, als das Wholesale-Geschäft in’s Leben gerufen wurde. Später wurde er mit der allgemeinen Leitung des Geschäfts betraut. Als Theilhaber des Geschäfts trat er mit seinem Bruder Charles in 1882 ein, wie oben angeführt, und ist seit dem Tode seines Vaters als ältester seiner Brüder der Käufer und geschäftliche Leiter des Geschäfts, das jetzt unter der Firma John Blaul & Sons wie oben erwähnt weit und breit bekannt ist.

Herr John Blaul Jr. verheirathete sich 1877 mit Frl. Louise Deweiß, die am 16. April 1853 in Burlington geboren wurde und eine Tochter von Herrn Jacob Deweiß, einem alten Ansiedler aus dem Jahre 1814 ist. Aus dieser Ehe sind die folgenden Kinder am Leben: Milton Albert, geb. am 4. Juli 1884, Marcus Theodore, geb. am 15. Febr. 1887, Selma und Robert. Auch er gehört zu der ersten deutschen evangelischen Kirchengemeinde und ist eine der Hauptstützen derselben, wie es sein Vater war.

Er war von 1889-1893 Mitglied des Stadtraths; hält sich aber vom politischen Leben fern, da die Leitung des ausgedehnten Geschäfts ihn zu sehr in Anspruch nimmt, um sich in den Strudel derselben hineinziehen zu lassen, obwohl er eine hohe Stellung im socialen und geschäftlichen Leben einnimmt.

Chas. Blaul, der älteste Sohn von Herrn John Blaul aus zweiter Ehe, wurde am 28. Juli 1860 in Burlington geboren und erhielt seine Ausbildung hier in den öffentlichen Schulen; auch er wurde frühe zu dem Geschäft seines Vaters herangezogen und war acht Jahre reisender Agent für dasselbe. Er hat durch Energie und Geschick viel zu dem Aufblühen des Geschäfts beigetragen. Er hat seit einer Reihe von Jahren die Reisenden des Geschäfts unter seiner Controlle und außerdem die Leitung des ausgedehnten Kaffee- und Gewürzgeschäftes in seinen Händen.

Herr Chas. Blaul ist mit Frl. Jessie Stephen aus Wapello gebürtig und Tochter von Levi und Jane (Dickeson) Stephen, verheirathet, aus welcher Ehe eine Tochter, Jessie Mary, am Leben ist. Auch ihm 

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Ist das Gedeihen der Fima John Blaul & Sons zu viel am Herzen gelegen, um eine prominente Stellung in der Politik einzunehmen, obwohl er an allen gemeinnützigen Angelegenheiten der Stadt regen Antheil nimmt.

Theodore Blaul wurde am 23. Febr. 1862 in Burlington geboren und erhielt seine Ausbildung in den öffentlichen Schulen und später im Geschäft bei seinem Vater und seinen älteren Brüdern. Er wurde nach dem Tode des Vaters im Jahr 1885 zur Theilhaberschaft zugelassen, war im Interesse für das Geschäft von 1883-1886 auf der Reise, worauf er die Leitung des Stadtgeschäfts übernahm. Er verheirathete sich am 14. Oktober 1886 mit Frl. Emma Unterkircher, die am 16. December 1866 geboren wurde und eine Tochter von P. F. Unterkircher, einem früheren geachteten alten Ansiedler von Burlington. Auch er hat seinen Theil zum Aufblühen des jetzigen Geschäftes wie seine Brüder beigetragen.

Louis Blaul, der jüngste der vier Brüder, wurde am 16. Oktober 1863 geboren; auch er genoß seine Ausbildung in den Schulen Burlingtons und trat in das Geschäft seines Vaters im Jahre 1879 ein. Ein Theilhaber der Firma ist er seit dem Jahre 1885 und ist jetzt Hautbuchführer und Kassirer des Geschäfts.

Herr Louis Blaul vermählte sich am 17. April 1895 mit Frl. Bertha E. Poehler aus Lawrence, Kas. Sie ist die Tochter von Hrn. Theodore Poehler, einem früheren angesehenen Bürger von Burlington, der eine Zeit lang mit dem verstorbenen Vater ihres Gatten im Geschäft war und ein Schwager desselben ist. Auch Herr Louis Blaul ist als ein würdiges Glied in dem Vierblatt der B’s zu betrachten.

Man kann aus obigen Beschreibungen den Schluß ziehen, daß auch hier das alte Sprichwort sich bewahrheitet: „Einigkeit macht stark!“, und daß mit vereinten Kräften und festem Willen und Thatkraft großes geschaffen werden kann. Wenn dieses Motto bei der Familie bestehen bleibt, so kann man sicher darauf rechnen, daß die Firma Jahrhunderte überdauern wird.

Professor Ewald Poppe. Geboren zu Laubau in Schlesien, aus dem dortigen Gymnasium erzogen, studirte er auf der Universität zu Breslau Philosophie und kam im Jahre 1856 nach Amerika. Nach kurzem Aufenthalt in New York, Chicago und Cincinnati, ließ er sich in Burlington nieder, wo er eine Privatschule eröffnete. Einige Jahre später zog er wie so viele Eingewanderte hinaus auf’s Land, und die Freuden und Leiden des Farmerlebens kennen zu lernen. Im Jahre 1869 kehrte er nach Burlington zurück und trat dort

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als Lehrer in die Hochschule ein, der er seither seine beste Kraft gewidmet hat. Ihm verdankt es die Stadt, daß diese Anstalt sich weit über die Grenzen des Staates hinaus einen vorzüglichen Ruf errungen hat. Herr Poppe war auch mit der Feder thätig, in den Jahren 1869-77 war er Redakteur der „Iowa Tribüne“, und vieles von dem, was er damals geliefert hat, und das leider in dem Massengrabe der Zeitungsliteratur verloren gegangen ist, hätte ein besseres Los verdient, würde der Menschhheit nützlicher gewesen sein, als die große Mehrheit der Bände, mit denen unsere Bibliotheken prahlen. Auch als Redner bei Göthe-, Schiller-, Humboldt- und ähnlichen Feiern war er stets bestrebt, dem deutschen Mitbürger das beste im Amerikanerthum zuggänglich zu machen, darauf hinweisend, wie durchaus recht und nothwendig es sei, das Beste, das die Deutschen über’s Meer gebracht haben, zu erhalten. Aber als wirklicher Lehrer, als einer von den Seltenen, denen ihre Thätigkeit kein bloßes Handwerk, sondern einer hoher Beruf ist, schätzt ihn ganz Burlington, und wird er in vielen Familien verehrt, in denen er drei Generationen ein weiser, väterlicher Freund und Lehrer gewesen ist.

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Adolph Herm. Richter.

Adolph Herm. Richter wurde geboren am 19. Februar 1844 zu Rehden, Provinz Westpreußen. Sein Vater, Friedrich Otto Richter, war ein hochgeachteter evangelischer Prediger in Rehden und sein Großvater war Garnisonsprediger zu Colberg zur Zeit, als dasselbe von Napoleon dem Ersten belagert wurde. Derselbe war ein Freund von Gneisenau und von Bürgermeister Nettelbeck und war unermüdlich mit diesen bei der Vertheidigung der Festung gegen Napoleons Uebermacht betheiligt. Adolph Richter genoß seinen ersten Unterricht in der Stadtschule, wurde aber gleichzeitig von seinem Vater und seiner ältesten Schwester in Lateinisch und Französisch unterrichtet. Mit 13 Jahren, im Jahre 1857, brachte

 

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Ihn sein Vater nach Berlin auf das Joachimsthal’sche Gymnasium, wo er fünf Jahre im Alumnat verblieb, um sich dem Wunsche seines Vaters gemäß für das Studium der Theologie vorzubereiten, wozu er jedoch durchaus keine Neigung besaß. Er verließ die Anstalt im Jahre 1862 als Schüler der Obersecunda, um sich dem Seedienst zu widmen. Nach einer Reise nach England durch Krankheit veranlaßt, verließ er den Seedienst wieder bei seiner Rückkehr nach Deutschland und besuchte die Handelsacademie von Danzig, die er mit dem Prädikat „vorzüglich“ absolvirte und sich dann praktisch dem Kaufmannsstande widmete. Im Frühjahr 1869 ging er nach Berlin und trat als Buchhalter bei der Firma C. S.  Gerold Sohn unter den Linden ein. Sein Freiheitsdrang veranlaßte ihn, sein Glück in Amerika zu versuchen. Im April 1870 kurz vor dem Ausbruch des deutsch-französischen Krieges verließ er Deutschland und kam im Mai desselben Jahres durch Zufall direkt nach Burlington, wo er bisher verblieb. Seine erste Arbeit war auf einer Farm bei Kingston. Im Juni 1870 trat er als Mitarbeiter in das „Iowa Journal“, eine deutsch-demokratische Zeitung ein; zuerst als Uebersetzer, dann aber um die Redaktionsarbeiten zu führen.

Später trat er dann in die „Iowa Tribüne“ ein, und durch den unermüdlichen Fleiß Richter’s wurden die Geschäfte dieser Zeitung regulirt und wieder auf eine lebensfähige Basis gebracht. Im März 1871 und während er noch in der „Iowa Tribüne“ beschäftigt, fing er ein Apotheker- und Grocery-Geschäft an. Ohne Mittel und genügendes Kapital hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber durch Umsicht, Fleiß und Ausdauer brachte er das Geschäft in einigen Jahren zu Blüthe und Ansehen. Er verkaufte sein Geschäft im Jahre 1892 wegen Kränklichkeit seiner Frau, um seinen Wohnsitz ihrer Gesundheit wegen auf dem Lande zu nehmen, verlor dieselbe jedoch durch Tod im März 1897. Gegenwärtig betreibt derselbe ein Delikatessen-Geschäft im Großen und hat sich in der kurzen Zeit von Jahresfrist wieder einen guten Ruf als tüchtiger und solider Geschäftsmann erworben.

Er verheirathete sich im December 1870 mit Fräulein Lydia Bauer und entsprossen dieser Ehe dreizehn Kinder, von denen sieben die Mutter überlebt haben, Marie, Johanne, Friedrich, Adolph, George, Rudolph und Enoch.

Herr Adolph Richter hat nicht nur einen guten Namen als Geschäftsmann, sondern er ist als eifriger Politiker bekannt, der mancher politischer Corruption offen und freimüthig gegenüber trat und sich dadurch die Feindschaft mehrerer Politiker zugezogen hat. Er

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war von 1896 bis 1898 Mitglied des demokratischen Central-Comites sowohl für County wie Stadt, und hat damals viel zur Einigung seines Precinkts beigetragen, wurde aber von seiner Partei, wie es so oft vorkommt, mit dem größten Undank belohnt. Auch als begabter Dichter ist Herr Richter in seiner Heimath und übre deren Grenzen hinaus bekannt, und wurden seine Gelegenheitsgedichte, wie bei dem deutschen Friedenfest in der „Iowa Tribüne“ im Oktober 1895 „Die Bierreise des poetischen Reporters“ und sein „Festgedicht“, sowie das Gedicht zur Fahnenweihe der deutschen Krieger, mit Beifall aufgenommen.

Aber auch bei ihm gilt der Wahrspruch: „Es gilt kein Prophet etwas in seinem Vaterlande“, und erst nach seinem Tode wird man sich erinnern, daß er doch ein ganz braver und tüchtiger Mann war, dessen sich seine deutschen Mitbürger nicht zu schämen brauchen.

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Gottlob H. Bicklen.

Gottlob H. Bicklen, der älteste Theilhaber der Engros Grocery-Firma Bicklen Winzer Grocer Co., eine der bedeutendsten im Staate Iowa und im Westen, wurde am 16. März 1830 in Würtemberg, dem schönen Schwabenlande, geboren und ist ein Sohn von Ludwig Bicklen. In seiner Jugend und erstem Mannesalter, beschäftigte er sich mit Weinbau. Im Jahre 1853 wanderte er nach Amerika aus und verbrachte ein Jahr in Bedford, Lawrence County, Ind., und kam am 14. März 1854 direkt nach Burlington, wo er seine beständige Heimath aufschlug.

Ohne Kapital und Kenntnisse von einem Handwerk, oder Geschäft, war er anfänglich gezwungen, seinen Lebensunterhalt mit gewöhnlicher Handarbeit, wie Bricktragen u.s.w. zu verdienen. Zwei Jahre später trat er in das Engros-Geschäft der Herren Chas. Starker & Co. Als Porter ein, eine Stellung, die er bis zum Jahre 1861 zur größten Zufriedenheit

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Seiner Arbeitgeber ausfüllte. Mit seinen mühsam errungenen Ersparnissen etablirte er sich im Retail Grocery-Geschäft, und erwarb sich allmählig durch Fleiß, Umsicht und Sparsamkeit ein beträchtliches Vermögen, daß er im Stande war, als einer der Haupttheilhaber das Geschäft des Herrn Chas. Starker & Co. zu übernehmen, für die er früher als Porter gearbeitet hatte.

Auch hier bewies er Umsicht und Thatkraft, daß dieses Geschäft stets an Bedeutung zunahm bis es seine jetzige Größe erreicht hat. Selbst ein verheerendes Feuer am 30. Dez. 1899, welches das Waarenlager sowohl wie das stattliche Gebäude der Firma gründlich zerstörte, konnte den Muth und die Thatkraft des Herrn Bicklen und seines andern Theilhabers im Geschäft, des Herrn Aug. Schlapp, nicht lähmen, und um ihren Verpflichtungen nachzukommen und ihre Bestellungen prompt auszuführen, kauften sie das ganze Geschäft der Pilger Grocer Co. aus, und wurde das Geschäft ohne Unterbrechung mit voller Energie weitergeführt.

Herr Bicklen machte am 24. Juli 1853 Frl. Christine Hammer, Tochter von John H. Hammer, die ebenfalls aus dem schönen Schwabenlande stammte, zu seiner Lebensgefährtin. Zwei Kinder wurden in dieser Ehe geboren, Christine und William, die Tochter Christine ist die Gattin von James S. Klein, der ein Grocery-Geschäft betreibt, und der Sohn war ebenfalls im Grocery-Geschäft beschäftigt, ist aber seitdem gestorben.

Herr Bicklen verlor seine erste Gattin im März 1868 und verheirathete sich wieder im Herbst desselben Jahres mit Frl. Christine Paule, Tochter von Jacob Paule, die aus demselben Ort gebürtig war wie Herr Bicklen und ebenfalls auf demselben Schiff mit ihm die Reise nach Amerika machte.

Aus dieser Ehe entsprossen sechs Kinder, zwei Söhne und vier Töchter, Clara, Regina, Albert Ludwig, Oscar Philipp, Martha Mary, Alma und Maria. Herr Bicklen gehört mit seiner Familie zur evangelischen Zionskirche, und ist eine der Hauptstützen derselben.

An der Politik hat sich Herr Bicklen niemals betheiligt, da das intrigante Wesen derselben seinem ernsten und religiösem Wesen widerstrebten; er hat sich daher niemals um öffentliche Aemter beworben, ist aber stets bereit seine Thatkraft gemeinnützigen Angelegenheiten zu widmen. Er ist seit 1890 ein hervorragendes Mitglied im Burlington Schulrath und hat stets die Rechte des Deutschthums in demselben zu wahren gesucht.

Außerdem ist er einer der Hauptbegründer des stattlichen Bur-

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lington Hospitals, zu dem er mit anderen die Anregung gegeben hat und bei dem alle protestantischen Kirchen Burlingtons betheiligt sind.

Auch an der Iowa State Savings Bank ist er betheiligt, woselbst er seit dem Tode des Herrn Starker als Vice-Präsident fungirt.

Herr G.H. Bicklen ist einer der geachtetsten Bürger Burlingtons, der sich von einem bescheidenen Arbeiter zu seiner jetzigen hervorragenden Lebensstellung durch Fleiß, Rechtschaffenheit und Thatkraft emporgearbeitet hat. Man kann ihn mit Recht einen „Self made“-Mann im wahrsten Sinne des Wortes nennen, und ihn zu jeder Zeit der jüngeren Generation unserer deutsch-amerikanischen Bürger als Vorbild und Muster hinstellen; wenn auch ein guter amerikanischer Bürger, so ist Herr Bicklen doch ein Deutscher von echtem Korn und Schrot geblieben.

 

                           Werthmueller und Ende.

Werthmueller und Ende. Eigenthümer der Union Brauerei, an der Mt. Pleasant Straße gelegen. Beide Herren werden zu den besten unserer Bürger gezählt. Sie genießen die Achtung aller ihrer Mitbürger im höchsten Grade, so daß man ihre Freundeszahl nicht nur unter den Deutschen, sondern auch unter den amerikanischen Mitbürgern nach Hunderten zählen kann.

Die Brauerei wurde im Jahre 1852 gegründet und erfreute sich stets eines guten Rufes. Es war stets das Bestreben der Eigenthümer, ihren Kunden ein gutes und gesundes Bier zu liefern, aber leider wurden auch sie durch die Prohibitionssucht in den 80er Jahren in Mitleidenschaft gezogen und büßten den größten Theil ihrer Errungenschaften früherer Jahre ein. Eine Ungerechtigkeit, die manchem ehrlichen und braven Bürger das Leben verbitterte und an den Bettelstab gebracht hat und die ein Fluch für den Staat Iowa gewesen ist. Da durch diese bedrückenden Prohibitionsgesetze, die Mäßigkeit in keiner Weise gefördert wurde, sondern die wirkliche Unmäßigkeit der Trunksucht, wie statistisch bewiesen ist noch mehr zugenommen hat.

Seit der Zeit, daß unsere gesetzgebenden Körperschaften liberaleren Ansichten huldigten und durch die Erlassung des Mulctgesetzes duldsamer geworden sind, ist die Brauerei wieder in vollem Betrieb und liefert fünf Familien außer den Eigenthümern ihr tägliches Brod. Aber durch die Prohibitionsgesetze der früheren Jahre wurde den auswärtigen großen Brauereien in St. Louis und Milwaukee die Thüren des Staates weit geöffnet, und es daher unseren kleineren Brauereien nach jahrelangem Stillstand schwierig gemacht, gegen diese Riesengeschäfte aufzukommen, besonders da dieselben noch dazu die

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großen Eisenbahnmonopole auf ihrer Seite haben. Da ist es diesen kleinen Brauereien nicht mehr möglich, sich auf ihren früheren Blüthestand emporzuschwingen; wenn sie sich auch noch so sehr anstrengen, ein wirklich gutes Glas Bier ihren Kunden zu liefern, wie es die Herren Werthmueller und Ende und auch unsere zwei anderen Brauereien, Herr Caspar Heil und Martin Moehn, thun.

Alfred V. Werthmueller wurde am 22. September 1835 in Fulda in dem Kurfürstenthum Hessen geboren und genoß daselbst eine gute technische Ausbildung, die ihn zu seinem späteren Beruf als Bierbrauer befähigte. Er kam im Jahre 1851 nach Amerika und im Jahre 1852 nach Burlington, wo er im Jahre 1865 als Theilhaber in die Brauerei eintrat.

Herr Werthmueller verheirathete sich im Jahre 1864 mit Frl. Charlotte von Ende, in welcher Ehe zwei Kinder geboren wurden: Nanny und Dorothea. Im Frühjahr 1875 wurde Herr Werthmueller als Alderman der 1. Ward in den Stadtrath gewählt, hat sich aber seitdem gänzlich von der Politik zurückgezogen. Herr Alfred Werthmueller wird mit Recht mit zu den besten Bürgern deutscher Abkunft gezählt.

Carl Ende wurde am 29. Oktober 1837 im Kurfürstenthum Hessen geboren und kam mit seiner Familie im Jahre 1851 nach Amerika und direkt nach Burlington. Sein Vater war der Obergerichtsrath Ferd. von Ende, der mit anderen hohen Beamten durch die Intrigen des Ministers von Hassenpflug gezwungen war, seinen Abschied zu nehmen, um sich nicht eines Verfassungsbruches schuldig zu machen und meineidig zu werden.

Seine erste Jugend verbrachte Herr Ende auf der Farm seines Vaters, die jetzt in dem Besitz von Herrn Daniel Fritz an der Sunnyside ist.

Im Jahre 1861 trat er in die Armee, um dieses schöne Land mit vor dem Untergang retten zu helfen, er diente mit Auszeichnung, während des ganzen Bürgerkrieges und wurde nach Beendigung desselben als Erster Leutnant ausgemustert.

Im Jahre 1865 trat er als Theilhaber mit Herrn Werthmueller in das Brauereigeschäft ein, in dem er sich noch heute befindet.

Herr Ende verheirathete sich am 3. Oktober 1869 mit Frl. Thusnelda Leopold, aus welcher Ehe vier Kinder am Leben sind: Carl Leopold, Marie Louise, August Ferdinand und Heinrich Leopold Waldemar. Herr v. Ende war vier Jahre lang Mitglied des Stadtraths und genießt in vollem Maße die Achtung seiner Mitbürger, hat sich aber, wie Herr Werthmueller, gänzlich von der Politik zurückgezogen.

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Es giebt wohl wenige Bürger deutscher Abkunft die sich einer solchen Beliebtheit unter ihren Mitbürgern erfreuen, wie Herr Carl Ende. Obwohl von hoher aristokratischer Familie geboren, hat er dieses niemals in seinem Wesen zur Schau getragen und ist stets freundlich und zuvorkommend zu hoch und niedrig ohne Unterschied und betrachtet sich als ihres Gleichen, als echter amerikanischer Bürger, woran man den wirklichen Menschenabel erkennt. Dieses ist nicht als eine fade Schmeichelei geschrieben, sondern als wirkliche Anerkennung des Charakters des Herrn Carl Ende.

M. A. Poppe, geb. am 22. Jan. 1858 in Burlington. Sein Vater wollte ihm eine gute deutsche Bildung angedeihen lassen. Der starrköpfige Junge hatte sich aber in den Kopf gesetzt, er wolle arbeiten und war auf die damals noch nicht so ganz veraltete Idee verfallen, daß Arbeit und Geldverdienst identisch wären. Er erlernte die Kunst Gutenbergs, vertauschte aber bald den Winkelhaken mit der Feder. Seitdem ist er abwechselnd am Deutschen und Englischen, zuweilen zu gleicher Zeit an beiden thätig und in beiden Sprachen hat er sich als kurzfassender und den Nagel auf den Kopf treffenden Journalist erwiesen. Er hat als Paragraphist, d. h. als Einer, der Vieles in wenigen Worten zu sagen weiß, keine geringe Berühmtheit erworben und steht zu hoffen, daß er noch eine hervorragende Rolle in der Journalistik einnehmen wird.

Hans F. T. Lielsen, ein feingebildeter Mann und vorzüglicher Ingenieur, stammt aus den meerumschlungenen, damals zu Dänemark gehörenden Provinzen. Er kam in den 50er Jahren nach Burlington, leitete den Bau der Bahn zwischen Burlington und Council Bluffs. Siedelte später nach Oregon über, wo er bald eine hervorragende Stellung einnahm.

Louis Weinstein, jung eingewandert, kam im Jahre 1876 nach Burlington. Ein recht gewandter Tagesschriftsteller, ist beider Sprachen in seltenem Grade mächtig, vorzüglicher Politiker, langjähriger Redakteur der „Hawkeye“. Ein Mann von angenehmem Aeußern, großem Freundeskreis, seit mehreren Jahren leidend, aber stets bei allen wichtigen Fragen zu Rathe gezogen. Arbeitet heute noch mit Ausdauer und Fleiß, wie die wenigsten unter den Männern der Presse, die um 20-30 Jahre jünger sind als er.

Dr. Thieme, Otto C. Naturforscher, Schriftsteller, vorzüglicher Arzt, sehr talentvoller Musiker, verkehrte mit den größten Gelehrten Europas und Amerikas, war Iowa’er Commissär auf der Weltausstellung in Paris 1867 – schon lange deckt ihn die kühle Erde.

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Unter den best-bekannten Bürgern Burlingtons war s. Z. Chr. Geyer, der langjährige Wirth des Union Hotels, ein Mann, der Vieles für seine Stadt gethan hat, und dessen Tod noch betrauert wird.

Der vor einigen Wochen erfolgte Tod des Fr. Mahlinger erinnert auch an einen allen beliebten Ansiedler, der zuerst im Geschäft des Fritz Becker und später selbst im Engros-Liqueurgeschäft mit Henneberg war. Er war einer der Begründer des Burlington Turn-Vereins.

Vor 25 Jahren gründete der Vater des B. F. Kuhn eine Besenfabrik, die nun von dem Sohn im Großen fortbetrieben wird und zu einem der ansehnlichsten Geschäfte im Staate geworden ist. Herr Kuhn ist Vorsitzer des demokratischen Central-Comites von Des Moines County und hat eine gute Zukunft vor sich.

 

    Davenport und Scott County.

      Des freien Deutschthums fester Hort in Iowa ist Davenport.

 

Eine der größten und bedeutendsten Städte in Iowa und zugleich die deutscheste Stadt, nicht nur im Staate, sondern im ganzen Westen, ist Davenport, das Centrum aller deutschen Bewegungen des Staates, im politischen wie im geselligen Wesen. Hier herrscht deutscher Geist und deutscher Fortschritt. Hier geht das Deutschthum nicht rückwärts, sondern vorwärts. Hier sieht man die Verwirklichung der Behauptung, daß eingewanderte Deutsche ihrer Muttersprache und deutschen Gesinnung treu bleiben und zugleich auch gute und tüchtige Bürger sein können. Die Kinder deutscher Eltern werden hier im besten Sinne deutsch erzogen, sprechen nicht nur deutsch in ihren Familienkreisen, sondern leben, denken und trachten in der Weise wie es ihnen die guten Eltern beigebracht haben. Hier herrscht deutsche Zucht. Man findet dieselbe hier fast allgemein. In andern Orten sieht man auch Deutsche, welche ihre Kinder auf deutsche Weise erzogen haben, aber nur in vereinzelten Fällen. Hier werden sie sämmtlich deutsch erzogen; die Anglo-Amerikaner in Davenport sind von den Lebensanschauungen ihrer deutschen Mitbürger ergriffen worden, und lassen ihre Kinder deutsch ausbilden und wie Deutsch-Amerikaner leben. Das junge deutsch-amerikanische Volk ist nun herangewachsen und behautet eine Stellung, wie sie die Jugend nirgendswo in der Welt besser genießt. Die jungen Männer sind in die Fußstapfen ihrer Väter getreten; sie besitzen deren Fleiß und Sparsamkeit und womöglich mehr

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Unternehmungsgeist. Während sie, wie den Deutschen angewöhnt, ihren Vergnügungen und geselligen Unterhaltungen nachgehen, versäumen sie ihre Geschäfte und Berufe nicht. So findet man die jungen Deutschen an der Spitze aller großen Unternehmungen, die sie mit besonderer Sorgfalt ausführen und so sieht man sie auch in der Pflege des Turnens, des Gesanges und deutscher Festlichkeiten. Es sind nicht mehr die alten, die eingewanderten Deutschen, welche den Turnverein und die anderen deutschen Vereine leiten, sondern deren Söhne und Töchter, und wenn man bedenkt, daß der Turnverein über 500 Mitglieder zählt und wenn man dessen Schauturnen und prächtige Festlichkeiten gesehen hat, wie sie Anerkennung für die jungen Deutschen Davenports finden. Solche junge Davenporter wie die Christian Müller Söhne, die Petersen Söhne, die Plaths Söhne, Aug. Steffens Söhne, H. Lischers Söhne, Fred. Roddewigs Söhne, Priesters Söhne, die Lorenzen Söhne, die Rohlfs Söhne, die Kaufmanns Söhne, die Schmidt Söhne, die Vollmer Söhne, die Korn Söhne, die Gebrüder Haase, die Gebrüder Wahle, Otto Lahrmann, John Bredow, John Berwald und Hunderte Andere, welche in Davenport geboren wurden und die geachtetsten Stellen in allen Zweigen des geschäftlichen und gesellschaftlichen Lebens einnehmen, machen dem Deutschthum von Davenport und der gesammten Stadt Ehre.

Davenport wird die freieste Stadt in Amerika genannt. Hier herrscht kein Zwang; das Prohibitionsgesetz hat sich hier nie fühlbar gemacht; es ist sozusagen ein Staat für sich selbst; hier herrscht vollständige religiöse und bürgerliche Freiheit. Ein Jeder lebt nach seinen eigenen Lebensbegriffen und dabei existirt eine Einigkeit, wie sie kaum anderswo in dem neuen Welttheil zu finden ist. Hier versteht man zu leben. Hier trachtet man nicht blos nach dem „allmächtigen Dollar“, sondern zugleich nach dem Genuß, den derselbe bringen kann. An Sonntagen und an Festtagen genießt dieses deutsch-amerikanische Volk auf vollkommenste Weise das Leben. Dabei wird nicht etwa dem Suff und sonstigen Lastern gefröhnt. Auch kommen sie voran, wie ihre schönen Heimstätten, ihre stattlichen Residenzen, ihre blühenden Geschäfte und ihr leicht erkennbarer Wohlstand bezeugen. Dieses lustige, fröhliche Völkchen von 45,000 Seelen hat über 15 Millionen Dollars in Spar- und anderen Banken. Das ist der Erfolg deutscher Zucht. O, daß solche Zucht allerwärts im Lande zu finden wäre. Dann würde man nichts von Temperenzzwang, nichts von Wirthsver-

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Ansicht von Davenport 

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folgungen, Sonntagshetzen und auch nichts von anarchistischen Umtrieben wissen.

In 1832 wurde das Land in Scott County und das, auf welchem Davenport steht, durch Vertrag von den Indianern den Vereinigten Staaten übertragen. In 1836 wurde von Dr. Spencer, Antoine Le Claire und einem Manne Namens McCloud die Stadt ausgelegt und 1839 incorporirt. Der erste Bürgermeister hieß Rodolphus Bennett; die erste Zeitung „The Iowa Sun and Davenport and Rock Island News“ erschien in 1838. Friday (Freitag), der erste deutsche Pionier, der in 1836 dahier ankam, legte den ersten Obstgarten in Rockingham Township an. Der erste Postmeister war Antoine Le Claire in 1836. Die erste Kirchengemeinde (Presbyterianer) wurde in 1831 gegründet. Die erste Schule hielt James Thorington. Der erste deutsche Postmeister war A. F. Mast, der vom Präsidenten Franklin Pierce ernannt wurde. Der „Davenport Demokrat“ wurde in 1850 gegründet. In 1859 wurde von einem Manne Namens Decker das erste Malzhaus gebaut. Die erste deutsche Sparbank wurde in 1850 gegründet. In 1859 wurde am März 1869 gegründet. Unter den Gründern waren: H. H. Andresen, Henry Lischer, Louis Wahle, Nicholas Kuhnen, John Lytes und Jens Lorenzen. Henry Lischer war der erste Präsident der Bank.

Am 24. Oktober 1854 fand auf der Rock Island Insel, zwischen Davenport und Rock Island, die erste Hinrichtung statt. Es war die der der Ermordung von Oberst George Davenport, dem Gründer der Stadt, schuldig befundenen und zum Tode verurtheilten John und Aaron Long und Granville Young. Ein anderer wegen Betheiligung an dem Verbrechen zum Tode Verurtheilter, William Fox, entsprang aus dem Gefängniß, und es wurde später keine Spur von ihm aufgefunden. Das Haus auf der Insel, in welchem Oberst Davenport ermordet wurde, steht noch.

Die Lage Davenports ist eine herrliche. Vom Mississippi-Fluß aus beschaut, bildet die Stadt ein prächtiges Panorama. Die Umgegend der Stadt ist reizend. Direkt gegenüber, am östlichen Ufer des großen Stromes sind zwei bedeutende Städte, Rock Island und Moline, letzteres eine der bedeutendsten Fabrikstädte im ganzen Westen  Zwischen Davenport und Rock Island liegt die Insel, auf welcher das Ver. Staaten Arsenal und die Werkstätten stehen, in denen Waffen und sonstige Kriegsgeräthschaften verfertigt werden. Hier arbeiten oftmals bis an 3000 Personen. Die Anlagen auf dieser Insel sind schön, und bilden die wohlerhaltenen Alleen und sonstige Fahrwege angenehme Lustfahrten für die Bürger der drei Städte.

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Davenport hat aber auch einen hübschen städtischen Park, den Central-Park, auf welchen die Stadt schon viel Geld, und zwar nützlich, verwendet hat. Dann hat man den Schützenpark, nach welchem die Bürgerschaft jeden Sonntag hinauswandert und sich an den Erfrischungen labt.

Die Davenport Turnhalle ist eine der größten derartigen Hallen westlich von Chicago. Sie kann sich in der That mit den besten in der Weltstadt messen und sieht man erst deren vollständige Einrichtung und die systematische Controlle aller Turnangelegenheiten, die Vorrichtungen für die Führung und Aufbewahrung aller Protokolle u.s.w., so wird man in Stand gesetzt, die Turngemeinde von Davenport richtig zu würdigen. Und das ist den jungen Deutsch-Amerikanern zu danken. Kein Wunder, daß Davenport nun zum zweiten Male zum Ort der Tagsatzung des Nordamerikanischen Turnerbundes gewählt worden ist, und es wird nicht lange nehmen bis ein Bundes-Turnfest daselbst abgehalten werden wird.

 

                    Die deutschen Schulmeister Davenport’s.

Daß die Stadt Davenport eine so durch und durch deutsche Stadt ist, hat sie dem großen Einfluß zu verdanken, den die deutschen Schulmeister auf die Erziehung der heranwachsenden Generation gehabt haben, und ein Buch, das die deutschen Bestrebungen in Iowa zu schildern unternimmt, würde nicht vollständig sein, wenn darin nicht dieser braven Männer gedacht werden würde. Der erste deutsche Schullehrer, der in Davenport als solcher thätig war, ist Herr M. J. Rholfs, der schon im Jahre 1847 nach dieser Stadt kam. Doch wandte er sich bald anderer Beschäftigung zu. Herr John H. Treu, der die im Jahre 1852 gegründete deutsche Schule von Anfang an und bis zu seinem im Jahre 1875 erfolgten Tode leitete, war ein tüchtiger, durch und durch gebildeter Lehrer und half, die Schule auf eine hohe Stufe zu bringen. Als die Schülerzahl für einen Lehrer zu groß wurde, wurden zwei neue Lehrkräfte engagirt, die Herren Kahrmann und Willrodt, und später auch noch Herr Köchert, der vorher schon auf dem Lande an öffentlichen Schulen thätig gewesen war. Neben dieser blühenden Schule gab es aber noch zwei andere deutsche Privatschulen in der Stadt, von denen Herr Henry Geerdts die eine leitete, Herr A. Ringe die andere. Hr. Geerdts war ein liebenswürdiger Lehrer; er hatte sein Schulgebäude an der Ostseite der Western Avenue und nördlich von der Vierten Straße, während Herr Ringe seine Schule in dem Gebäude betrieb, wo jetzt die Bettendorf’sche Fabrik

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steht. Ebenfalls war Herr Ringe einer der Gründer der Academy of Science. Er war ein großer Naturfreund, und thaten er und Frau Ringe sehr viel für die Einführung des Kindergartens in dieser Stadt. Mit der Einführung des deutschen Unterrichts in die öffentlichen Schulen ward den deutschen Privatschulen die Lebensader unterbunden. Geerdts starb schon vorher und Ringe wurde Superintendent des deut-

 

[[image]] Freie Deutsche Schulgemeinde gegründet den 30. Juni 1897

Agitations und Bau Committee [[/image]]

 

schen Unterricht an den öffentlichen Schulen. Die Freie deutsche Schule verlor nun allmählich alle ihre Schüler. Noch einmal später, nachdem Köchert gestorben, Willrodt und Kahrmann zurückgetreten waren, hat Herr Carl Sucksdorf die Schule geführt; als er aber Superintendent der öffentlichen Schulen des Countys wurde, ist die freie deutsche Schule sanft entschlafen.  Heute hat die neue freie deutsche

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Schulgemeinde ein neues Schulgebäude errichtet, und wollen wir hoffen, daß die neue deutsche Schule auf die kommende Generation einen eben so segensreichen Einfluß ausüben möge, als ihn die alte auf diejenigen Männer ausübte, die heute der alten Schule und deren tüchtigen Schulmeistern ein dankbares Andenken bewahren.

Es darf aber auch nicht vergessen werden, daß auch die deutschen Kirchen, ob katholisch oder protestantisch, ihren Theil zur Aufrechthaltung der deutschen Sprache und deutscher Sitten beigetragen haben. Schon seit vielen Jahren sorgten Pastor Greif, von der Lutherisch-evangelischen Dreieinigkeits-Kirche, sowie Pfarrer Niermann von der römisch-katholischen St. Josephs-Kirche für den deutschen Unterricht in ihren Schulen.

Carl L. Suksdorf. Unter den jüngeren Pädagogen hat sich besonders C. L. Suksdorf hervorgethan. Herr Suksdorf wurde am 28. Sept. 1845 in Drensau, Holstein, geboren. Er kam mit seinen Eltern in 1858 nach Davenport und zog mit ihnen in der Nähe von Walcott auf die Farm. Selten hatte er Gelegenheit die Schule zu besuchen, da beschloß er in seinem 22. Jahre sich eine Bildung anzueignen und bezog deshalb, ohne Mittel und ohne Hilfe, auf eigene Kraft sich verlassend, die landwirthschaftliche Staatsschule zu Annes. Hier graduirte er in 1872. Er wurde Lehrer, zuerst weil er mußte, um sich so viel zu verdienen, um sein Studium fortsetzen zu können, und dann aus Neigung. Er lehrte in Tama und Scott Counties.

In 1875 verheirathete er sich mit Frl. Emma Hahn, Tochter von W. Hahn, einem der ersten deutschen Ansiedler im County, und ging dann nach Washington Territorium, um dort Landwirthschaft zu betreiben, kehrte aber in 1883 zurück, um gleich wieder das Schulfach aufzunehmen.

In 1887 wurde er von der demokratischen Partei zum Schulsuperintendenten von Scott County erwählt; er bekleidete dieses Amt 10 Jahre und wurde zwei Mal fast ohne Opposition gewählt. Er übernahm dann die Stelle als Oberlehrer der Schule Nr. 11 in Davenport. Als Lehrer erzielte er die besten Resultate; als Superintendent war sein Wirken reformatorisch.

Sein Werk ist es in die Schule uniforme Lehrbücher eingeführt zu haben. Er setzte es durch, daß ein einheitlicher Lehrplan angenommen und einheitliche Klasseneintheilung der Schüler durchgeführt wurde. Er schob das Alter der angehenden Lehrer, resp. Lehrerinnen bedeutend empor und verlangte bessere Vorkenntnisse. Er reorganisirte das Lehrer-Institut auf solche Weise, daß es noch jetzt als Mu-

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ster gilt. Er gründete die Scott County Lehrer-Association. Er führte Kinderbibliotheken in die Landschulen ein, erweckte unter dem Publikum ein größeres Interesse für Schulen, und in Folge seines Einflusses ist das Erziehungswesen in diesem County gehoben und auch in anderen Counties im Staate verbessert worden. Er ist Freimaurer, ein begeisterte Turner und für die bestmögliche Erziehung der Jugend.

 

                 Die deutschen Vereine Davenport’s.

                 Die Davenport Turngemeinde.

Gebührt Davenport spezielle Anerkennung unter den Städten Iowa’s, umsomehr verdient es Davenport’s Turngemeinde, der numerisch stärkste Turnverein westlich von Chicago, und ist es fraglich, ob ein Chicagoer Verein dem Davenporter Verein mit seinen 700 Mitgliedern gleichkommen kann. Im Turnen – im körperlichen wie im geistigen – übertrifft der Davenporter Verein sämmtliche Vereine im Bezirk, wie aus dem Bericht über den Oberen Mississippi-Turnbezirk zu ersehen ist.

Die Davenport Turnhalle mit seinem Opernhaus ist eine der stattlichsten Hallen in den Ver. Staaten. Dieselbe kostete $100,000 und ist beinahe schuldenfrei. Der wunderbare Aufschwung der Davenport Turngemeinde ist theilweise der Thatsache zuzuschreiben, daß die sämmtlichen Geschäftsleute und sonstige hervorragende deutsche Bürger der Gemeinde angehören und regen Antheil an dem Vereinswesen nehmen. Deshalb ist auch die Halle bei allen Turnstlichkeiten und Unterhaltungen stets vollauf besetzt. Aber mehr als alles Andere hat das Wirken des unübertrefflichen Turnlehrers Wm. Reuter zu dem großen Erfolg des Turnwesens in Davenport beigetragen. Unter den Turnlehrern ersten Ranges in Amerika steht Herr Reuter obenan; er ist unermüdlich in seinem Wirken, und seine hohe Befähigung hat ihn in den Stand gesetzt, auch den Vereinen außerhalb Davenport große Dienste zu leisten. Nicht nur die Bürger Davenport’s, sondern das Deutschthum des ganzen Staates erkennt das 25jährige Wirken des Herrn Reuter an und schätzt ihn auch hoch.

Der erste deutsche Gesangverein wurde 1848 von Hrn. Matthias Rohlfs gegründet, welcher später, am 23. Juni 1851, neu organisirt wurde und den Namen „Deutscher Männerchor“ annahm. Der Verein gedeiht noch jetzt und hat während seiner Existenz durch seinen prächtigen Gesang dem Publikum manche Freude bereitet und war für seine Mitglieder eine Quelle schönster Unterhaltung. Er entsprach stets seinen Zwecken, nämlich: Ausbildung der Stimme und des musikalischen Talents der singenden Mitglieder, Erheiterung und Erhe-

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bung des Gemüths, Verbrüderung der Sänger und Mitglieder, Verfeinerung des Geschmacks und des geselligen Tons.

Nur wenige von den ersten Mitglieder sind noch am Leben. Zu diesen gehören Augustus F. Mast, A. Bruns, Gustav Schlegl und Chr. Müller.

Daß der Verein so Schönes leistete, lag vor Allem in der Fähigkeit seiner Dirigenten und deren Lust und Liebe zur Sache. Wie konnte der Erfolg ausbleiben unter der Leitung von solchen Männern wie G. Wiehle, der erste Dirigent, welcher aber bald eine Pastor-Stelle in Philadelphia annahm?

Dann kamen Gustav Schlegl, Hugo Bräunlich, Carl Beiderbecke, Fr. Haase, Niederschmidt, C. F. Thönges und Rudolph Reese.

Der Verein hat seine regelmäßigen Singübungen nun schon 52 Jahre abgehalten, nur einige Jahre während des Krieges wurde das Singen ausgesetzt. Er ist der drittälteste deutsche Verein in den Vereinigten Staaten. Er zählt zur Zeit noch 30 Mitglieder und sind die jetzigen Beamten wie folgt:

  1. Hauschildt, Präsident.
  2. Riepe, Vice-Präsident.

G. Von der Heide, Sekretär.

W. Behm, Schatzmeister.

 

                                Die Geschichte der Plattdeutschen Klaus Groth-Gilde.

Am 22. Mai 1889 waren in hiesiger Stadt zwei Agenten der „Plattdeutschen Zeitung“ von Chicago, (Herausgeber Ed. Cook) thätig, um Abonnenten für diese Zeitung zu gewinnen. Die Namen der beiden Agenten waren Fr. Daehn und Ed. Spies. Neben dieser ihrer Beschäftigung wurde von ihnen der Versuch gemacht, eine Plattdeutsche Gilde nach dem Muster der Chicago Gilde Nr. 1 zu gründen. Sie gewannen für diesen Zweck zuerst Herrn H. v. d. Geest, welcher Besuche bei bekannten Plattdeutschen machte, und solche einlud, die für das Fortbestehen der plattdeutschen Sprache und Literatur sich interessirten. Am Abend des genannten Tages aber erschienen nur 7 Personen. Die Namen derselben sind wie folgt:

H. v. d. Geest, Geo. Hadenfeldt, Joh. Kroeger, Fritz Wickhortt, Hartwig Peters, Peter Thiesen und Fr. Rolf.

Unter dem Vorsitze des Herrn Daehn wurde beschlossen, sich zu einem Plattdeutschen Vereine zu verbinden und dem Verein den Namen Claus Groth-Gilde von Davenport zu geben. Der Zweck des Vereins ist neben gegenseitiger Unterstützung in Krankheits- und Ster-

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befällen, die Muttersprache in Ehren zu halten und alte gute deutsche Sitten und Gebräuche zu hegen und zu pflegen und vor allen Dingen die Gesammtinteressen des Deutschthums im Auge zu halten. In diesem Sinne wurden die neun Hauptparagraphen der Constitution entworfen und die Ausarbeitung der Nebengesetze einem Comite überwiesen. Die ersten Beamten waren Geo. Hadenfeldt, Meister; J. Kroeger, Schriewer (Secr.); und H. v. d. Geest, Schatzmeister. In kurzer Zeit wuchs die Mitglieder-Zahl auf 100. Durch Vergnügungen, Volksfeste, Maskenbälle u.s.w.  wuchs das Vereinseigenthum zu einer ansehnlichen Summe an. Das Vereinslokal, H. v. d. Geests Logen-Halle, wurde zu klein und es wurde von Hadenfeldt und Langfeldt halb im Scherz der Antrag gestellt, eine eigene Vereinshalle zu erwerben. In einer Extra-Versammlung am 3. Mai 1891 nahm der Gedanke greifbare Form an, indem reichlich $1000 freiwillig von Mitgliedern zu diesem Zweck gegen Noten geliehen wurden. Es wurde beschlossen, das Grundstück N. O. Ecke 3. Und Taylor Straße zu kaufen, und Gelder von Nichtmitgliedern gegen Noten von 15jähriger Dauer zu 5 Proz. Zu entlehnen. Es kamen auf diese Weise $4500 zusammen. Der Bauplan wurde von J. Krockmann entworfen. Von den Angeboten hatten Strack & Jaeger das niedrigste gemacht. Das gen. Grundstück wurde von Dan Costello zum Preise von $1700 erstanden, und das Geld vorläufig von Heinz und Hirschl vorgeschossen. Es wurde mit der Kellerausgrabung begonnen.; den ersten Spatenstich that in aller Frühe Jürgen Brandt am 14. September 1891. So nahm denn der Bau seinen Fortgang, aber nachdem die Mitgliederzahl bis über 200 gewachsen war, so entstanden bald unter den Mitgliedern Meinungsverschiedenheiten, theils aus Egoismus, weil die neue Halle gewisse Halleninaber schädigen könnte, theils aus Zaghaftigkeit, daß das neue Unternehmen nicht ausführbar sein würde. Und jetzt waren es besonders Hadenfeldt, Langfeldt und Simonsen, die den Kopf oben hielten, den andern Muth zusprachen und unermüdlich waren im Auffinden neuer Geldquellen. Eine bedeutende Hilfe war Herr Jacob Haupt – der leider jetzt schon verstorben. Ehre seinem Andenken – der im Einverständniß mit dem Verein, ihm die Halle auf 5 Jahre zu verrenten für $1000 jährlich, gleich die erste jährliche Rente von $1000 im Voraus entrichtete. Trotzdem fehlten der Gilde noch $3500, um den Bau fertig zu stellen. Da war es Herr Heinrich Frahm – auch er ist leider schon verstorben, zum Leidwesen der Deutschen Davenports und aller Hilfsbedürftigen – welcher durch seine Namensunterschrift dem damaligen Bürgermeister C. A. Ficke die Bürgschaft für das Kapital leistete. 

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So wurde die neue Halle bis zum 18. December 1891 fertig gestellt und durch den Bürgermeister Hrn. C. A. Ficke eröffnet. Wohl nie sah man eine solche Menschenmenge in den Räumen versammelt und glücklichere Menschen als die Mitglieder des Bau-Comites, die es aufrichtig mit der Sache meinten, gab es wohl auch nicht. Hr. Jac. Haupt war der Wirth geworden ; er war ein edler Kern in einer tauben Schale, und die Halle erfreute sich eines guten Zuspruchs. Trotzdem hatte der Verein noch immer mit Geldmangel zu kämpfen. Eine große Fair (Bazar) in 1892, zu der alle Geschäftsleute ihr Scherflein beitrugen, trug einen Reingewinn von circa $2000 ein. In dieser Sturm- und Drangperiode wurde Herr John Berwald Meister der Gilde, und es gelang ihm, durch unermüdlichen Eifer, neue Mitglieder zur Gilde zu ziehen und die Interessen der alten zu verbinden. Die alte Schaffenslust erwachte auch wieder bei den Gründern der Gilde und die Mitgliederzahl wuchs auf 400. Herr Berwald schuf mit Hilfe redlich denkender Mitglieder ein von der Gilde geleitetes deutsche Theater, welches noch heute besteht, freilich vor der Hand nur ein Liebhabertheater, aber es bewies doch, daß in Davenport noch Sinn für deutsche Sprache, deutsche Sitte und deutsche Kunst vorhanden ist. Berwald legte den Grund zur Vereinsbibliothek, die jetzt stetig zunimmt. Auch deutsche Musik und Geselligkeit wird durch die Gilde-Gesangs-Section gepflegt. Herr Hermann Carstens gründete eine Kindergesangsschule in der Cl. Gr. Halle, damit den Kindern schon deutsche Sprache und deutscher Gesang gelehrt werde. Durch Vergnügungen, Theater und Bazaars gelang es Herrn Berwald die Schuldenlast der Gilde bis auf ein Theilchen zu reduciren und bei den Mitgliedern das Interesse an der Sache wach zu rufen. So haben auch die Herren Cl. Voigt, Hans Koep und Geo. Hadenfeldt als Sekretäre voll und ganz ihre Pflicht erfüllt. Durch den Rechnungsführer Herrn Paul Meyer und den langjährigen Schatzmeister, Herrn John Steffen, wurden durch redliche und akkurate Buchführung die Bücher der Gilde geregelt. Jetzt ist die Gilde der zweitgrößte Verein Davenports (ja, der größte deutsche), der seiner Aufgabe, deutsche Sprache und deutsche Sitten in diesem Lande zu verbreiten, treu geblieben ist, und wenn immer es gilt gegen Fanatiker und Heuchler, gegen Sonntagszwang und Temperenz zu kämpfen, da ist die Gilde nicht „plattdütsch“ sondern blos „deutsch“.

 

Germania – Loge Nr. 5 der Iowa Workmen. Gegründet den 13. Oktober 1873. Zweck: Lebensversicherung und Unterstützung. Beamte:

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Präsident, J. Rothschild.

Schriftführer, J. Fall.

Schriftführer, E. H. Ehrig.

Vormann, F. Müller

        Aufseher,  Carl Siems.

Führer, Carl Lemburg.

Erste Wache, W. Schilder.

Zweite Wache, C. F. W. Meyer.

Ex-Präsident, W. Wengel.

Vertheilte über eine achtel Million Dollars in Davenport an Witwen und Waisen. 

Deutscher Kampfgenossen-Verein 1870/71. Gegründet den 15. Nov. 1878. Zweck: Pflege der Kameradschaft. Beamte:  A. Hauschildt, Präsident; E. Utrecht, Vice-Präsident; J. Brandt, Finanz-Sekretär; H. Carstens, Prot. Sekretär; W. Koll, Schatzmeister; W. Behm und P. Weinert, Trustees. – Hat 70 Mitglieder. Feierte am 15. Nov. 1895 sein 25jähriges Erinnerungsfest des glorreichen Feldzuges von 1870/71 durch ein großes Feldlager im Schützenpark 

Nord-West Davenport Turnverein. Dieser Verein wurde am 5. August 1871 von 13 Männern gegründet, wovon nur noch zwei dem Verein angehören, nämlich: P. N. Jacobsen und Peter Hartz. Der Turnverein hat viele Schwierigkeiten, die sich seiner Entwickelung entgegenstellten, überwunden und zählt zur Zeit 100 Mitglieder. Er hat eine Turnschule von 60 Zöglingen und hat eine eigne, jedoch nicht ganz schuldenfreie Halle. Er hat immer seines Grundsatzes eingedenk: „Einen gesunden Geist in einem gesunden Körper“ gehandelt. Neben regelmäßigen Turnübungen gab er Conzerte und Theater-Vorstellungen und zur Aufklärung dienende Vorträge und geistige Unterhaltungen.

Seine Beamten sind:

Henry Meyer, 1. Sprecher.

Gustav Jedens, 2. Sprecher.

Otto Barthel, 1. Schriftwart.

Wilhelm Reiners, 2. Schriftwart.

George Hueckstedt, 1. Turnwart.

Ernst Roos, 2. Turnwart.

Fritz Flindt, Säckelwart.

Nic Albrecht, Gesangswart.

 

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Carsten Moeller, Zeugwart.

Henry Leemhuis, Turnlehrer.

H. Flindt, Michael Kuhnen, Gustav Boeckelmann, Trustees.

 

Die Sonderbare Brüderschaft. Scott Loge Nr. 37, J.O.O.F., gegründet am 13. Januar 1852. Zweck: Mildthätigkeit, Erziehung ihrer Mitglieder zu guten Bürgern, gegenseitige Unterstützung, sowie Unterstützung der Wittwen und Waisen verstorbener Brüder. Beamte sind:

Obermeister, John Herzberg.

Untermeister, Henry Greve.

Sekretär, Val. Laux.

Finanz-Sekretär, Chr. Paarmann.

Trustees: Rudolph Rohlfs, Albert Schulz, Herny Druker, Sr.

 

Schleswig - Holsteiner Kampfgenossen - Verein. Gegr. am 15. Sept. 1872. Zweck: Aufrechterhaltung der Erinnerung an den Schl.-Holst. Krieg in 1848, ´49 und ´50, und kameradschaftliche Unterhaltung. Die Beamten sind:

Bleik Peters, Präsident.

H. Horstmann, Vice-Präsident.

Emil Geisler, Sekretär.

Fritz Fick, Schatzmeister.

Der Verein zählt jetzt noch 219 Mitgl. Gestorben sind vom September 1872 – Juni 1900 – 98 Mitgl. Am 24. März 1898 wurde das 50jährige Jubiläum der Schl.-Holst. Erhebung gefeiert und wurde ein Denkstein im Washington Square in Davenport gesetzt.

 

Lessing Loge Nr. 74, A.O.U.W. Gegründet am 13 August 1892. Zweck: Lebensversicherung und Unterstützung. Beamte:

M. A., Claus Bruhn.

V. M., Hy. Drucker.

Aufs., C. Frank.

Sekretär, C. Paarmann.

Finanz-Sekretär, A. Keine.

Schatzmeister, Ferd. Haak.

 

Deutscher Krieger – Verein.  Gegründet am 25. Juli 1885. Zweck: Unterstützung der Kameraden und Erhaltung der deutschen Sprache. Beamte: Präsident, Louis Sachs; Vice-Präsident, Hermann Claussen; Prot. Und corresp. Sekretär, Adolf Tödt; Finanz-Sekretär, Fritz Schliedner; Schatzmeister, Detlev Jacobsen; Aufseher, Hans Volkhauer; Verwaltungsrath, Wilhelm Langfeldt.

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Damen – Section der Davenport Turn – Gemeinde. Gegründet am 11. April 1890. Zweck: Pflege des Gesanges im Damen- und im Gemischten-Chor. Pflege der Geselligkeit unter den Mitgliedern der Section sowohl als in der Turngemeinde. Aufrichtiges Streben nach Allem, was das Leben verschönert, veredelt und erheitert. Die Beamten der Section sind:

Präsidentin, Frau F. T. Blunck.

Vice-Präsidentin, Frau Claus Kruse.

Coresp. Sekretärin, Frl. Margaretha Petersen.

Schatzmeisterin, Frau G. Stüben.

Finanz-Sekretärin, Frl. Ida Grebsmühl.

Bibliothekarin, Frau R. Reese.

Dirigent, Hr. Th. R. Reese.

Sachwalter, John Wunder. 

Vereinigte Sänger von Davenport. Davenport hatte sein erstes nordwestliches Sänger-Bundesfest in 1858. Der Männerchor, seit jener Zeit und wohl auch noch jetzt der Hauptgesangverein der Stadt, wurde im Laufe der zwischen jener Zeit und 1896 liegenden Jahre bei allen Gelegenheiten animirt, doch auch einmal wieder hervorzutreten und das Sängerfest zu übernehmen, aber immer ohne Erfolg. Als dagegen das Sängerfest in der Nachbarstadt Dubuque in ´96 stattfand, fanden sich zwei der alten Sänger, welche dem Männerchor, der in jenem Jahre nicht auf sehr starken Füßen stand, Hilfe zuzuführen versprochen, wenn derselbe das Dubuquer Fest besuchen und für Davenport als nächste Feststadt eintreten wolle. Die Reise wurde guten Muthes mit einem 45 Mann starken Chor angetreten. Davenport bewarb sich um das Fest und erhielt dasselbe. Als die Sänger zurückkehrten, und ihre frohe Botschaft mit sehr gemischten Gefühlen aufgenommen wurde, begann man auch schon mit den Vorbereitungen zum Fest. Sämmtliche Gesangvereine der Stadt vereinigten sich unter dem Titel „Ver. Sänger von Davenport“ und mit ihrer Hilfe, sowie mit der des liberaleren Theils der Geschäftswelt, war es möglich ein solch‘ schönes und großartiges Bundesfest zu erzielen, wie es das von 1898 in Davenport war.

Nachdem das Fest verrauscht, wäre es wohl sehr unpassend gewesen, die Ver. Sänger aufzulösen. Trotzdem die bloßen Lokalpatrioten sich zurückzogen, verblieben noch genug Mitglieder, die die Sache vom idealen Standpunkte auffaßten und sich bestrebten, das Beste zu leisten, um die Stadt bei ferneren Sängerfesten des Nordwestens wür-

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dig zu vertreten.  Die Beamten der Vereinigten Sänger sind mit kleinen Ausnahmen dieselben geblieben und die jetzige Namensliste derselben ist wie folgt:

Präsident, John Berwald.

Vice-Präsident, Dr. Wm. Miller.

Prot. Sekretär, H. P. Fabe.

Corresp. Sekretär, J. Wunder.

Schatzmeister, H. L. Wagner.

Finanz-Sekretär, Fritz Werkentin.

Collektor, Louis Beck.

Bibliothekare, W. Dismar und J. Fall.

Fahnenträger, J. Koenig.

Dirigent, T. R. Reese. 

Germania Kranken – Unterstützungs – Verein. Gegründet am 28. April 1874. Hat 250 Mitglieder und baares Kapital von $5000. Zweck, wie oben angedeutet. Beamte: Präs., Hans Osbahr; Vice-Präs., J. Brandt; Prot. Sekr., John Lütje; Finanz-Sekr., Julius Schläfke; Schatzmeister, Detlev Behrens; Sections-Sekretär, Hans Jacobs; Gehilfs-Sekr., Chas. Juhler; Trusteess: Henry Buck, John Behrens, Chris. Kaisen.

Teutonia Gesang – Verein. Gegründet 1882. Zweck: Gesellige Unterhaltung und Pflege des deutschen Liedes. Seine Beamten sind: Präs., Peter Meinert; Prot. Sekr., Fritz Graack; Finanz-Sekr., Detlev Behrens.

Plattdütsche Unnerhollungs – Club. Gegründet am 29. Januar 1892. Zweck: Gemüthliche Unnerhollung. Darf blos 50 Mitglieder (Paar) bedrägen. Hebt eenmal Versamlung im Monat. Präs., John Höpper; Vice-Präsident, Henry Roos; Sekr., John Herberg; Schatzm., Claus Voigt; Obseher, Claus Bruher; Wache, Peter Jürgens.

Der fortschrittliche Sinn der Davenporter Deutschen wird auch durch die Errichtung in 1885 eines Crematoriums (Leichenverbrennungs-Anstalt) bezeugt. Es ist eine philanthropische sowie sanitäre Sache, aus der keine Gewinne erwartet werden, obwohl das schöne Gebäude, welches die Bürger daselbst gebaut haben, $25,000 gekostet hat und jährlich keinen geringen Betrag für Versorgung kostet. Die Beamten und Direktoren in 1899 waren wie folgt: J. H. Harrison, Präsident; Emil Geisler, Vice-Präsident; Wm. Haase, Sekretär und

400            

Schatzmeister; F. T. Blunck, L. P. Best, F. G. Claussen, John Berwald, F. Roddewig und P. J. Stellung.

Davenport hat auch eine eigene Academie der Naturwissenschaften, welche mit besonderem Eifer die Paläontologie, die Archäologie und Ethnologie Nord-Amerikas pflegt, zieht aber auch die lebende Thier- und Pflanzenwelt in den Kreis ihrer Wirksamkeit. Ihr Museum, ist einzig in seiner Art; es giebt nur wenige, in welchen gewisse Spezialitäten so reich und mannigfaltig vertreten sind. Die Academie erhält keinerlei Zuschüsse vom Staate und von der Stadt. Die bedeutenden Unkosten werden von ihren begeisterten Mitgliedern bestritten.

Die St. Josefs – Gemeinde. Die ersten katholischen deutschen Ansiedler in Davenport nahmen Antheil am Gottesdienste in der St. Antonius-Kirche zu Davenport, und wurden von dem hochw. J. A. M. Pelamorgues bedient. Im Jahre 1853 hielt der weitberühmte und seeleneifrige Jesuitenpater Franz X. Waringer eine Mission für die deutschen Katholiken und erweckte den Wunsch nach einer eigenen Kirche und deutschem Priester. Der den alten Ansiedlern wohlbekannte Richter G. Mitchell schenkte drei Baulotten an 6. und Marquette Straße. Mit Erlaubniß des ersten hochw. Bischofs von Dubuque, Matthias Loras, wurde die St. Kunigunde-Kirche gebaut, und zwar im Jahre 1855 unter der Leitung des seeleneifrigen hochw. Michael Flammang. Derselbe besorgte die Seelensorge in der Gemeinde mit Eifer und Erfolg bis Ende Februar 1857. Bis gegen das Ende August 1857 hatte die Gemeinde keinen eigenen Seelsorger bis zur Ankunft des im Dienste des Herrn ergrauten hochw. J. B. Baumgartner, der unter vielen Anfeindungen und Widerwärtigkeiten bis zum Ende Oktober 1858 verblieb, und dann nach Cascade versetzt wurde, wo er nach wenigen Jahren im Herrn entschlief. Die Gemeinde blieb ohne Priester bis zum April 1859. Am 2. April langte der neue, vom zweiten hochw. Bischofe von Dubuque Clemens Smyth, am 27. März geweihte Priester Hochw. A. Niermann an, um unter nicht gerade rosigen Aussichten die Seelsorge zu übernehmen. Kirche und Pfarrhaus arm und leer, keine kathol. Schule, die Gemeindemitglieder arm und zerstreut, wenig lohnende Arbeit in Folge der kaum überstandenen Panik. Manche mußten im Süden nach Arbeit suchen, und kamen entweder krank oder garnicht wieder. Am 3. April, einem Sonntage, hielt er den ersten feierlichen Gottesdienst und suchte die zerstreuten Mitglieder wieder zusammen.

Im Vrlaufe der Jahre machte sich das Bedürfniß nach einer neuen und stilegerechteren Kirche geltend, namentlich fehlte es an passendem

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Raum für die Schulkinder. Im Vertrauen auf Gott und die Hilfe der Fürbitte des heil. Joseph, und die Mithilfe deer Gemeinde und wohldenkenden Mitbürger wurde der Bau beschlossen, und der Grundstein gelegt, im August 1881 durch den hochw. ersten Bischof von Davenport, Dr. Johannes McMullen. Im Jahre 1883 im August wurde die neue Kirche bezogen.

Auf Veranlassung des hochw. A. Niermann, Pfarrers der Gemeinde, wurde der St. Josephs Unterstützungs-Verein am 19. März 1875 gegründet. Incorporirt am 5. August desselben Jahres, für die Dauer von 20 Jahren. Im Jahre 1895 wurde die Incorporation um weitere 20 Jahre erneuert.

Seit Gründung des Vereins hat derselbe (außer Kranken- und Todesfällen) $100.00 für wohlthätige Zwecke ausgegeben.

Der erste Präsident war Anton Braun.

Die gegenwärtigen Beamten sind: Präsident, Ignatz Hild; Vice-Präs., Jos. Thelken; Prot. Sekretär, H. F. Ruhl; Finanz-Sekr., F. Gadient; Schatzmeister, G. Wolters; Marshall, Rud. Schebler; Hilfs-Marchhall Geo. Schebler; Ver. St. Fahnenträger, J. C. Schebler; Vereins-Fahnenträger, John Pohlmann; Collektoren, Ferd. Heim und Alphons Hartmann.

Erinnerung. Der deutsche Arzt Dr. Adler war der erste Arzt in Davenport und vielleicht im ganzen Staate, welcher den Luftröhrenschnitt mit Erfolg an dem Kinde von D. B. Shelly ausführte. (Nov. 23. 1859.)

John Friday (Freitag). John Friday war der erste Deutsche, welcher den Boden von Scott County betrat. Er wurde am 18. Mai 1819 in Würtemberg geboren, kam 1832 mit seinen Eltern nach Crawfordsville, Indiana, und am 18. Mai 1836 nach Davenport, um sich auf dem Lande, welches die Ver. Staaten Regierung von dem Indianer-Häuptling Black Hawk gekauft hatte, anzusiedeln. Es war damals noch alles Urwald und Wildniß und nirgends eine Hütte. Sie waren deshalb gezwungen ihren Reisewagen als Wohnung zu benutzen. Hier wurde nun Fridays Schwester Caroline, jetzt Frau Wright, am 18. Mai 1836, das erste weiße Kind in Scott County, geboren. Er war auch der Erste, der die Prairie in Rockingham Top aufpflügte, 10 Acres einfriedigte und mit Welschkorn bepflanzte. Dies war im Juni 1836. Er pflanzte die ersten Apfelbäume und säete in Herbst 1836 den ersten Winterweizen. Er half beim Bauen der ersten Mühle, die einzige die damals zwischen St. Louis und Dubuque exi-

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John Friday.

 

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stirte, wozu er das Bauholz lieferte. Er verheirathete sich am 6. Mai 1847 mit Frl. Elisabeth Forgery. Die Ehe war mit acht Kindern gesegnet.

J. Friday kam als ein armer Mann nach Scott County, aber er starb als wohlhabender Farmer. Seine Erzählungen aus dem Lebens im Hinterwald waren interessant und mit einem gewissen Humor gewürzt. Merkwürdig war es, daß er Deutsch geblieben war. Obgleich nur englisch in seinem Hause gesprochen wurde, hielt er und las deutsche Zeitungen und sprach er deutsch, wo er konnte. Er war zwar recht derb, aber er hatte doch eine gutes Gemüth und eine hilfreiche Hand. Obgleich er sich nicht gern mit öffentlichen Aemtern abgab, wurde er doch verschiedene Male als Schuldirektor und Wege-Inspektor gewählt. An der Politik nahm er großes Interesse und fehlte fast nie in einer politischen Versammlung. Er war und blieb ein Demokrat und immer ein ehrlicher Mann. Er starb am 10. Januar 1899 und hatte zur Zeit 800 Acres des besten Landes.

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Ezeckiel Steinhilber.

Ezeckiel Steinhilber. Hr. Steinhilber wurde am 10. Januar 1819 in Meißingen, Württemberg, geboren und starb am 10. April 1886 in Stockton, Cal., im Hause seiner Schwester, Frau Schmalfield.

Im Jahre 1832 kam er mit seinen Eltern nach Amerika, und die Familie ließ sich in Wheeling, W. V. nieder. Hier verheirathete er sich in 1840 mit Frl. Minnie Mast, der Tochter eines der ersten deutschen Ansiedler in Wheeling. Sieben Kinder sind dieser glücklichen Ehe entsprungen, vier Töchter und drei Söhne.

In 1841 kam er nach Davenport und fand sogleich als Verwalter im LeClaire Hause Beschäftigung. Hier blieb er fünf Jahre und wurde ein intimer Freund von Georg Davenport und Joseph Le Claire, den Gründern dieser Stadt

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Frau Ezeckiel Steinhilber.

Dann fing er selbst ein Gasthaus an, welches er vier Jahre führte. Er war der erste, welcher einen Leihstall eröffnete und den Eishandel anfing.

In 1854 zog er auf seiner in Blue Graß Township gelegene große Farm, damals noch eine Gegend ohne Steg und Weg und von wilder Prairie umgeben. Als Naturfreund und praktischer Mann

legte er den größten Obstgarten in Scott County an; welchen Erfolg er erzielte, davon geben die vielen Prämien, die er auf verschiedenen Ausstellungen für sein Obst erhielt, den besten Beweis.

In 1885 kam er Gesundheitswegen nach Davenport zu seiner ältesten Tochter Louise, doch zog er bald darauf nach Californien, um durch dessen Klima Besserung zu erlangen, starb aber bald nachher.

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Frau Robert Krause.

Der ganze Lebenslauf dieses Mannes zeugt von Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Wohlwollen. Gerade wie er, war auch seine mit Herzensgüte begabte Gattin. Welche treue Freunde und gute Rathgeber sie den ersten deutschen Ansiedlern waren und mit welcher Selbstlosigkeit sie dieselben unterstützten und für deren Fortkommen sorgten, dafür können die noch lebenden Pioniere manches Zeugniß abgeben. Er blieb auch nicht am Alten haften, sondern schloß sich immer dem Neuen und Besseren an und war ein eifriger Verfechter allen Fortschritts, ob auf

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materiellem oder geistigem Gebiete. In allen Lagen des Lebens blieb er derselbe und diese echt deutschen und köstlichen Eigenschaften scheinen sich auf seine älteste Tochter, Frau Robert Krause, vererbt zu haben, denn sie ist von demselben Geiste beseelt, hat Neigung zum Wohlthun und Sinn für alles Schöne, Wahre und Freie, und wo sich eine Gelegenheit bietet, tritt sie fördernd für diese hohen Güter ein. So ist das schöne Vermächtniß ihres Vaters, welches der freien deutschen Schulgemeinde zu Theil wurde, hauptsächlich ihr Werk, und dieser Verein kann sich glücklich schätzen, eine solche Gönnerin zu besitzen.

Frau Louise Krause wurde am 21. Mai 1841 in Wheeling, W. V., geboren und kam in 1842 nach Davenport. Hier erhielt sie in den öffentlichen Schulen, sowie in der Mt. Ida Mädchenschule ihre Ausbildung. Am 1. Juni 1860 verheirathete sie sich mit Rob. Krause, einem der alten deutschen Ansiedler, einem der besten Bürger, der ein hochangesehener und erfolgreicher Geschäftsmann und Fabrikant war. Zwei Kinder beglückten diese Ehe, Emilie V., Frau Paul Karlowa und Clara L., Frau Louis P. Best.

Frau Ezeckiel Steinhilber war eine echte deutsche Pionierin, eine Frau, die es verstand sich allen Lebensverhältnissen anzupassen, die durch ihre Güte und Einfachheit sich in allen Kreisen Freunde erwarb, deren Haus stets der Sammelplatz ihrer Freunde und Gesinnungsgenossen war, und die alle Ansichten und Bestrebungen ihres Gatten theilte. Sie wurde am 16. August 1822 geboren und starb am 30. November 1897 in Davenport.

Robert Krause. Robert Krause, Kaufmann, wurde am 13. November 1834 in Wallenried, Braunschweig, am Fuße des Harzgebirges geboren, wo sein Vater Domänenpächter war; er starb am 5. Juli 1900 in Davenport.

Er genoß in seiner Heimath die beste Erziehung und Schulbildung, was seiner späteren Karriere stets zu statten kam. 1848 wanderten seine Eltern nach Amerika aus und Robert und drei seiner Brüder begleiteten sie. Auf einer Farm in Ohio ließen sich die Eltern nieder und dort besuchte er die öffentliche Schule, in welcher er sich durch seinen Eifer in der Erlernung der englischen Sprache auszeichnete. Er wollte Rechtsanwalt werden und besuchte zu diesem Zwecke 2 ½ Jahre das Kenyon College in Gambier, O., sattelte aber später um und wurde Kaufmann, für welchen Beruf er wie geboren schien.

Auf einer Tour durch die westlichen Staaten kam Herr Krause am 10. Mai 1852 mit seinem Bruder Wilhelm nach Davenport, wo es den jungen Leuten so gefiel, daß sie beschlossen, hier zu bleiben. Seine kaufmännische Karriere begann er als Kommis in einer hiesi-

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Robert Krause.

 

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gen Grocery, in welcher Stelle er 2 Jahre blieb, worauf er noch einige Monate in einem Herrenkleider-Geschäfte als Verkäufer thätig war. In 1854 gründeten die Gebrüder Krause einen Laden für Herren-Garderobe. Wilhelm trat jedoch in 1858 aus dem Geschäft, und Robert setzte es unter Wechsel von Theilhabern und Plätzen bis vor wenigen Wochen mit besonderem Erfolge fort. Im Jahre 1885 hatte unter seiner sicheren und vorzüglichen Leitung sein Geschäft eine solche Ausdehnung angenommen, daß er sich in der Lage sah, in Nr. 115-117 West 2. Straße, sein eigenes geräumiges Geschäftsgebäude zu errichten. Vor etwa 7 Jahren gab er den Kleinhandel auf, um sich ganz dem Großhandel mit Herrenkleidern und deren Fabrikation zu widmen. 46 Jahre ist er als Kaufmann thätig gewesen.

Die Geschichte einer Stadt ist die Geschichte einzelner Bürger, vorzugsweise solcher Bürger, deren Streben auf den Entwickelungsgang der Stadt einen Einfluß ausübte und deren Leben mit dem Aufblühen und Gedeihen derselben innig verwebt ist. Zu dieser Klasse von Bürgern der Stadt Davenport gehört Herr Robert Krause. Als echter Kaufmann war er zwar unermüdlich in seinem Geschäfte thätig, aber immer noch hatte er Zeit sich an gemeinnützigen Bestrebungen zu betheiligen, und wenn für die Stadt große Vortheile zu erlangen waren, dann stand er fast immer an der Spitze solcher Unternehmungen und sorgte mit seiner natürlichen Thatkraft und seinem praktischen Sinne dafür, daß dieselben zum Wohle der Stadt durchgeführt wurden.

So z. B. war sein Auge stets auf die Eröffnung neuer Verkehrswege gerichtet, denn ohne diese kann keine Stadt emporkommen. So war die erste Brücke, welche in 1864 über den Wapsie-Fluß gebaut wurde und welche die Counties Scott und Clinton verband, in der Hauptsache sein Werk, da er für diesen Zweck die für die damaligen Verhältnissen große Summe von $11,000 kollektirte. Ebenfalls war er ein eifriger Befürworter des Davenport und St. Paul Eisenbahn-Unternehmen in den 70er Jahren und unterstützte dasselbe.

Als Präsident des Advance Club veranlaßte er ganze Anzahl Fabrik-Unternehmer sich in Davenport niederzulassen und leitete in 1886 die Campagne für die Eisenbahnsteuer, welche der Stadt die B. C. R. & N. Eisenbahn verschaffte. Nicht minder thätig war er in anderen Richtungen. Er war einer der Ersten, der die Bedeutung des Versuches von H. G. Weinert, Glucose aus Welschkorn zu fabriziren, verstand und unterstützte und darum wurde er Mitbegründer der Glucose-Fabrik, welche jetzt hunderten von Arbeitern Beschäftigung giebt.

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In 1870, als die Citizens‘ National Bank bereit war ihren Charter aufzugeben, trat er mit 112 anderen deutschen Bürgern für sie ein, zeichneten genügend Grundkapital, reorganisirten das Institut und die Bank florirt bis auf den heutigen Tag. Seit ihrer Reorganisation war er ununterbrochen Direktor und Vice-Präsident derselben. Die Phönix Mühle wurde im Jahre 1881 von ihm und drei Andern übernommen, nachdem der Erbauer, Beattie, fallirt hatte. Sie wurde auf das Beste eingerichtet und steht heute noch. Außer diesem war er noch an verschiedenen anderen hervorragenden Geschäften betheiligt und trug er entschieden zu deren Erfolge bei. Obschon seine Zeit größtentheils von seinem eigenen Geschäfte, sowie von den Arbeiten für das öffentliche Wohl in Anspruch genommen wird, hatte er doch noch Zeit sich den Werken der Wohlthätigkeit, den geselligen, geistigen und idealen Bestrebungen zu widmen. Wohlzuthun war ihm ein Bedürfniß und war er ein Feind aller geistigen Beschränkungen.

Er gehörte der Turngemeinde, dem Schützenverein und der freien deutschen Schule als Mitglied an.

Robert Krause war die Verkörperung eines idealen Kaufmannes. In ihm waren alle Elemente, nothwendig zu einem erfolgreichen Leben, harmonisch verbunden. Er hatte die Thatenlust, die Schaffenskraft, das Wissen und das Urtheil. Er besaß aber noch mehr, er besaß ein tiefes Gemüth. Dies erklärt seine Liebe zu seinem häuslichen Herde, wo er unter seiner Familie am glücklichsten war; seinen Sinn für das Deutsche, seine Freude an Geselligkeit.

In seinem Charakter lag nichts Kleinliches und die Selbstsucht hatte darin keinen Platz. Der Demokrat schrieb über ihn wie folgt: Reich an schöpferischen Ideen, welche nicht nur zum Aufblühen der zahlreichen Unternehmungen beitrugen, an denen er direkt betheiligt war, sondern die auch zur Entwickelung unserer Stadt sehr viel beigetragen haben, hat er es auch niemals an Opfern fehlen lassen, dieselben zur Ausführung bringen zu helfen. Er verstand es solche gemeinnützige Ideen in einer so eigenartig überzeugenden Weise vorzubringen, daß jeder Schein von Aufdringlichkeit vermieden wurde, und seine Mitbürger, mit denen er sie besprach, vielleicht oft sogar der Meinung waren, daß es ihre ureigenen Gedanken und Ansichten seien. Ernst und nie ermüdend in ernster Arbeit war er doch zugleich ein heiterer und liebenswürdiger Gesellschafter im Kreise von guten Bekannten und Freunden. Die volle Tiefe seines großen Herzens konnte man aber schauen, und seine begeisterte Liebe und Opferwilligkeit für das Schöne, Gute und Gemeinnützige offenbarte sich erst so recht, wenn er im Kreise von Gleichgesinnten und Gleichstrebenden, deren Umgang

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Er suchte, weil es ihm ein Bedürfniß war, über die praktischen Mittel zur Verwirklichung solcher Bestrebungen berieth.

Robert Krause verheirathete sich am 1. Januar 1860 mit Frl. Louise Steinhilber, älteste Tochter von Herrn und Frau Ezechiel Steinhilber. Zwei Töchter beglückten diese Ehe. Frau Paul Karlowa und Frau Louis P. Best.

Hans Reimer Claussen. Wenn man Hans Reimer Claussen als den bedeutendsten deutsch-amerikanischen Staatsmann von Iowa bezeichnet, so liegt darin keine Herabsetzung für unsere anderen hervorragenden Volksmänner deutscher Abkunft. Herr Claussen war in seinem Heimathland schon eine intellektuelle und politische Größe, die beim Volk beliebt und von den tyrannischen Herrschern gehaßt und gefürchtet wurde, und er brachte seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen in das neue Land. Seine Stadt, sein County und sein Staat, die er zu seiner permanenten Heimath machte, haben durch sein Hierherkommen in den vielen Jahren an ihm eine kräftige Stütze gehabt, und ist seinem Streben der Aufbau einer freigesinnten Stadt und hat das Fortleben des freien deutschen Geistes, wie man sie in wenigen Städten Amerikas findet, größtentheils zuzuschreiben.

Herr Claussen wurde am 23. Februar 1804 zu Fedringer, Ditmarschen, in Schleswig Holstein geboren. Er besuchte zuerst das Gymnasium in Meldorf und studirte darnach Jurisprudenz auf der Universität zu Kiel. Im Jahr 1830 wurde er in den Rechtsstand aufgenommen und praktizirte als Rechtsanwalt zuerst in Heide und später, in 1834, in Kiel, dem Sitz des Obergerichts von Holstein.

Am 10. Mai 1832 führte Herr Claussen Frl. Anna Rahbeck, eine Tochter des dänischen Offiziers Claus D. Rahbeck, und eine Nichte des dänischen Dichters Knud Lyne Rahbeck, zum Altar. Die beiden Gatten lebten 57 Jahre lang glücklich und getreu zusammen.

Die Freiheits-Bewegungen, welche sich in 1848 über Frankreich und Deutschland erstreckten, feuerten auch die freiheitsliebenden Schleswig-Holsteiner an, und der notabelste unter den Führern der Freiheits-Partei war Herr Claussen, der in Folge seiner hervorragenden Stellung sowie seiner hohen Begabung als Jurist und Volksredner, mehr als irgend ein Anderer zur Begeisterung für den Kampf zur Befreiung vom dänischen Joch beitrug. In Frankreich war die Revolution erfolgreich und eine Republik erstanden. In Wien war ebenfalls eine Revolution, wie sie dort noch nie erlebt worden war; in Berlin, ja in ganz Deutschland schwärmte man für ein großes deutsches Reich, für ein deutsches Parlament, für Preß- und Redefreiheit, und die Herrscher mußten zuletzt ihre Zustimmung zur Einberufung eines

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Achtb. H. R. Claussen.

 

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deutschen Parlaments geben, das im Mai 1848 zu Frankfurt a. M. in Sitzung trat, und zu welchem Herr Claussen als Abgeordneter von Holstein gewählt worden war. Es war ein Verfassungs-Convent, der eine neue Verfassung für Deutschland ausarbeitete, die jedoch nie in Kraft getreten ist. Der gegenwärtigen Verfassung sind aber dennoch mehrere der wesentlichen Klauseln einverleibt worden.

Schleswig-Holstein gehörte bekanntlich bis 1864 zum Königreich Dänemark, obwohl die Einwohner beinahe sämmtlich deutsch und mit der dänischen Regierung unzufrieden waren, weil dieselbe tyrannisch und unterdrückend war, und die Steuerbürde zu ungerecht und groß. Die Schleswig-Holsteiner hegten stets die Hoffnung, daß sie durch den Tod des herrschenden Königs Friedrich des Siebten, von dem dänischen Druck befreit werden würden, indem sein Nachfolger, Christian der Achte kein Recht zu der Regierung in Schleswig-Holstein hatte. Der dänische König machte mehrere Versuche die Gesetze bezüglich der Nachfolgeschaft dahin zu ändern, daß dieselben für alle Theile der dänischen Monarchie gleich wirkend werden sollten, und somit Schleswig-Holstein fester an Dänemark geknüpft würde. Die sofort erkannte Absicht des Königs verursachte eine ungemein große Aufregung und führte zu bitteren Controversen zwischen dem dänischen König und den deutschen Unterthanen und deren Vertretern. Und wie nun in 1848 ganz Deutschland gegen die monarchischen Bedrücker des Volkes die Waffen ergriffen hatte, so rafften sich auch die tapferen Schleswig-Holsteiner gegen den dänischen König auf und erklärten ihre Unabhängigkeit von Dänemark, nachdem das Parlament vorher eine Deputation von fünf nach Copenhagen geschickt, um dem König deren Beschwerden vorzulegen. Herr Claussen war Mitglied dieser Deputation, und mit ihm waren Gutsbesitzer Meergard, Regierungsrath Engel, Theo. Olshausen, nachmaliger Redakteur des Davenport Demokrat mit Dr. Gülich, Vater des Theo. Gülich, die alle in einer lebensgefährlichen Lage waren, wie sie dahin kamen, denn aufgeregte Dänen drohten ihnen körperliches Leid zuzufügen. Das Hotel, in welchem sie logirten, wurde von einem Haufen von Tausenden von wüthenden Dänen umringt, welche die Deputation als Landesverräther beschimpften. Wie sie zum Königspalast fuhren, waren die Straßen gedrängt vom Pöbel angefüllt, der versuchte, die Kutsche umzuwerfen und die darin Sitzenden thätlich anzugreifen. Als sie in den Palast kamen, erfuhren sie, daß die Revolution ausgebrochen sei, die Festung Rendsburg eingenommen und die dänische Herrschaft bereits gestürzt worden sei. Dr. Richter, jetziger Chef-Redakteur des „Davenport-Demokrat“, führt die Geschichte weiter fort:

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„An Stelle der dänischen Herrschaft war eine provisorische Regierung eingesetzt worden, welche aus dem Grafen von Noer (Prinz Heinrich von Sonderburg-Augustenburg, Vater der jetzigen deutschen Kaiserin) dem Grafen Reventlow, den beiden Advokaten Beseler und Bremer und dem Kaufmann M. T. Schmidt bestand. Die provisorische Regierung wurde bald von einer Anzahl Regierungen anerkannt, und die deutschen Völker sympathisirten herzlich mit dem „Verlassenen Bruderstamm“. Das rasch gebildete Volksheer machte den Dänen in mancher Hinsicht viel zu schaffen, war aber nicht stark genug, ohne auswärtige Hilfe dauernd dem gut organisirten Gegner zu widerstehen. Herr Claussen wurde nach Berlin und anderen Höfen geschickt, um deutsche Unterstützung zu werben, was ihm auch gelang. Diese Hilfe wurde freilich bald nicht nur wieder zurückgezogen, sondern die deutschen Bundestruppen wurden sofort gegen das schleswig-holsteinische Volksheer verwendet.“

Nach der Wiederherstellung der dänischen Herrschaft wurde eine allgemeine Amnestie für die sämmtlichen Revolutionäre vom dänischen König erlassen, in welcher aber 20 der Hauptanführer der Revolution ausgeschlossen und aus dem Lande verbannt wurden.

Das Bann-Dekret lautet wie folgt:

„Wir, Friedrich der Siebente, von Gottes Gnaden König zu Dänemark, der Wenden und Gothen, Herzog von Schleswig-Holstein, Stormarn, der Ditmarschen und zu Lauenburg, wie auch zu Oldenburg u.s.w. thun kund hiermit:
„Nach Wiederherstellung Unserer Landesherrlichen Gewalt in Unserem Herzogthum Holstein haben Wir in Verbindung mit der, durch Unsere Allerhöchste Bekanntmachung vom 28. Januar d. J. für diesen Zeitpunkt angeordneten Revision des für Unser Herzogthum Schleswig unter dem 10. Mai d. J. erlassenen Patents, betreffend die Amnestie, die in dieser Beziehung für Unser Herzogthum Holstein erforderlichen Bestimmungen gleichzeitig zu treffen Uns Allerhöchst bewogen gefunden. Wir gebieten und befehlen demnach wie folgt:

„Allen Unseren Unterthanen vom Geistlichen- und Civil-Stande, welche an dem im März 1848, in Unsern Herzogthümern Schleswig und Holstein ausgebrochenen Aufruhr Theil genommen haben oder wirksam gewesen sind, denselben zu fördern, wollen Wir Unsere landesväterliche Gnade und Verzeihung wegen der von ihnen begangenen rein politischen Vergehungen dergestalt angedeihen lassen, daß eine Untersuchung und Bestrafung wegen derselben nur dann stattfinden soll, wenn sie sich solcher Vergehen auf’s Neue schuldig machen sollten.

„Ausgeschlossen von der, im Vorstehenden Allergnädigst bewillig-

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ten Amnestie sind: Der Herzog Christian Carl Friedrich August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und dessen Familie, der Prinz Friedrich Emil August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und dessen Familie.

„Der Advokat Wilhelm Hartwig Beseler, der vormalige Probst des adeligen Convents in Preetz, Graf Friedrich Reventlow zu Wittenberg; der Kaufmann M. T. Schmidt, der Ober- und Landgerichts-Advokat Jürgen Bremer, der vormalige Eisenbahn-Direktor Theodor Olshausen, der frühere Deputirte in dem vormaligen Generalzollkammer- und Kommerz-Collegio, Rudolph Schleiden, der vormalige Regierungsrath, Andreas Paul Adolph von Hardon, die Mitglieder des vormaligen schleswig’schen Obergerichts, der Direktor Landrath Friedrich Carl Heinrich von Ahlfeldt, Heinrich Carl Esmarch, der Landrath August Detlev von Ahlefeldt zu Dehn, der vormalige Amtmann der Aemter Gottorf und Hutten, Oberdirektor des Fleckens Cappeln, Friedrich Nicolaus Adam Ludwig von Liliencron, der vormalige Hardesvogt der Cropp Harde und für Meggendorf Friedrich Carl Ferdinand Jacobsen, der vormalige Amtsverwalter und Hausvogt im Wester-Amte Hadersleben, Georg Friedrich von Krogh, der vormalige Bürgermeister, Polizeimeister und Stadtvogt in Apenrade, Georg Heinrich Leonhard Schan, der vormalige Probst der Probstei Hutten und Hauptprediger an der Friedrichsberger Kirche in Schleswig, Nicholaus Johannes Ernst Nielsen, der vormalige Prediger Adelbert Lorenz Lorenzen, der Ober- und Landsgerichtsadvokat, Jakob Guido Theodor Gudith, der Ober- und Landsgerichts-Advokat, Hans Reimer Claussen.

„Die vorstehend benannten Personen sind, falls sie sich in Unserm Herzogthum Holstein treffen lassen sollten, sofort zur Haft zu bringen und ist in Betreff des in jedem solchen Falle zur Anwendung zu bringenden weiteren Verfahrens Unsere nähere Allerhöchste Verfügung einzuholen.

Die Bestimmungen treten mit dem 15. April d. J. in Kraft. Wonach sich alle Beikommenden zu richten haben.

„Urkundlich unter Unserem Königlichen Handzeichen und vorgedruckten Siegel. Gegeben auf Unserem Schlosse Christianborg, den 29. März 1852.

          Frederik, R.

Reventlow-Criminil.“

Auf diese Verbannung hin kam Herr Claussen im August 1851 mit seiner Familie nach Davenport, wo er bis zu seinem am 15. März 1894, in seinem im 91. Lebensjahre erfolgten Tode verblieb. In Da-

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venport war er als Rechtsanwalt thätig und bewies sich als einer der gelehrtesten des Staates. Gleich nach seiner Ankunft daselbst studirte er die englische Sprache und übersetzte „Beadle’s Gesetzsammlung Iowa’s“ in’s Deutsche. Eine unglückliche Spekulation mit einer Mahlmühle in Lyons, Ia., kostete ihn das Vermögen, das er sich erworben hatte. In 1869 wurde er zum Staats-Senator gewählt und zeichnete sich durch seine Gelehrsamkeit und juristischen Scharfsinn besonders aus. Auch wurde sein Rath bei der Zusammenstellung des Staats-Codex von 1873 vielfach eingeholt und befolgt.

Ernst Claussen. So lange Davenport und Iowa bestehen, wird der Name Ernst Claussen in ehrenvoller Erinnerung fortleben. Was seinem hochangesehenen Vater, Hans Reimer Claussen, zum Liebling der Bürger machte, sicherte dieses auch Ernst Claussen, die Liebe und Aufopferung für das allgemeine Wohl, verbunden mit einem Charakter, der die strengste Aufrichtigkeit und Gerechtigkeitsliebe in sich schloß, der würdige Sohn eines großen Vaters, der das Lebenswerk des Vaters zur Zeit aufnahm, als dessen Kräfte durch hohes Alter nachließen. Es gab in der Stadt keinen beliebteren und gefeierteren Mann. Er war der uneigennützige Rathgeber Tausender, die zu ihm kamen; er half jedem, der ihn um Rath und Hilfe anging, und seine vieljährige Thätigkeit als Bürgermeister der Stadt spendete er sozusagen ohne Vergütung. Seine städtische Verwaltung war eine musterhafte und sparsame.

Herr Ernst Claussen wurde am 2. März 1833, in Heide, Holstein geboren und kam in 1851 mit seinem Vater Hans Reimer Claussen, dem verbannten Freiheitskämpen und Patrioten Schleswig-Holsteins, nach Amerika. Zur Zeit als die Revolution in Schleswig-Holstein ausbrach, hatte er auf der Universität in Kiel studirt. Obwohl er kaum 17 Jahre alt war, verließ er die Hochschule und trat als Freiwilliger in die Schleswig-Holsteinsche Armee, kämpfte zwei Jahre lang als Mitglied des dritten Jäger-Corps gegen die Dänen und war in allen Gefechten, welche zwischen der kleinen Armee und den dänischen Truppen stattfanden.

Herr Claussen kam nicht direkt nach Davenport mit seinen Eltern, sondern blieb in St. Louis, entschlossen, sich eine eigene Existenz zu gründen. Als er aber zwei Jahre später nach Davenport kam, um seine Eltern zu besuchen, wurde er bewogen, da zu bleiben. In 1855 zog er nach Lyons, Clinton County, wo sein Vater eine große Mahlmühle errichtet hatte. Dieselbe rentirte sich jedoch nicht, und die Familie zog in 1858 wieder nach Davenport zurück. Herr Claussen,

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Achtb. Ernst Claussen.

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Sr., nahm seinen Beruf als Rechtsanwalt wieder auf und nahm seinen Sohn Ernst mit in’s Geschäft. Nachdem der junge Mann von seinem Vater in der Rechtskunde gründlich unterrichtet worden war, wurde er in 1860 in die Rechtsfirma H. R. & E. Claussen aufgenommen und bestand dieselbe bis 1871, als sich Herr Claussen, Sr., zurückzog und Herr Ernst Claussen das Geschäft allein fortführte. Im Jahre 1891 nahm er seinen Sohn Alfred als Geschäftstheilhaber an und hieß dann die Firma Ernst Claussen & Son.

Wie sein Vater vor ihm ein unerschrockener Kämpfer für Freiheit war, so war es auch Ernst Claussen in gleich hohem Grade. Er war ein Republikaner, weil diese Partei gegen Ausdehnung der Sklaverei war, und als die Rebellion im Süden ausbrach, eilte er, dem Drange eines Patrioten folgend, zur Fahne der Union und trat als Erster Sergeant der Compagnie G des Ersten Iowa Infanterie-Regimentes ein und kämpfte unter den Generälen Lyons und Sigel in Missouri. Er nahm Theil an der historischen Schlacht am Wilson’s Creek, einem der blutigsten Ereignisse des Rebellionskrieges.

In 1872 schloß sich Herr Ernst Claussen mit der großen Mehrheit der deutschen Republikaner der Ver. Staaten der Greeley-Bewegung an und agitirte und stimmte für die Präsidentschafts-Kandidatur Horace Greeleys. Die schwere Niederlage des hochgefeierten und zugleich wüthend angefeindeten New Yorker Journalisten verursachte es, daß sich die grundsatztreuen, deutsch-amerikanischen Republikaner mehrere Jahre von dem politischen Felde zurückzogen und erst später, als sich die republikanische Partei unseres Staates für die Temperenz-Zwangsgesetze erklärte, wieder regen Antheil an der Politik nahmen. Herr Claussen war sofort einer der hervorragendsten Bekämpfer der fanatischen Umtriebe der Prohibitionisten. Nicht nur in seiner eigenen Stadt, sondern auch in der großen Staats-Convention der demokratischen Partei, der er sich in Folge der Temperenzfrage angeschlossen hatte, wurde seine kräftige Stimme zur Vertheidigung der Grundsätze der persönlichen Freiheit gehört. Seine Reden waren stets zündend und begeisternd. Fand er einen Mann, der sich Demokrat nannte und es nicht aufrichtig mit der Bekämpfung der Feinde der individuellen Freiheit meinte, so geißelte er denselben mit schlagenden Worten, denn er war ein gewandter Rednr in englischer sowie in deutscher Sprache. In den demokratischen Conventionen in Des Moines, Dubuque, Cedar Rapids, Burlington, Council Bluffs etc., war er stets an den Ausschüssen zur Aufstellung von Parteibeschlüssen, und der Verfasser dieses Buches war Zeuge seines energischen Wirkens und seiner Prinzipientreue. Es waren viele Kämpfe zu bestehen, und Ernst

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Claussen stand nie zurück, wo es galt die individuellen Rechte der Bürger zu wahren.

Herr Claussen war zweimal in den Stadtrath gewählt worden, und später stellten ihn seine Mitbürger zum Bürgermeister auf, zu welchem Amte er sieben Male wiedergewählt wurde, trotz seiner Weigerung das Amt wieder anzunehmen. Mehrere Male wurde er ohne Opposition gewählt, so populär war er bei den Stimmgebern. Jeder ehrte ihn nicht nur, sondern liebte ihn seines lieben, braven Wesens halber, und als er am 30. März 1892 starb und am 4. April zur letzten Ruhestätte gebracht wurde, gab es eine Trauer, wie Davenport solche noch nie so allgemein an den Tag gelegt hatte. Ein Patriot, ein edler, hochherziger Mann und Bürger, ein getreuer Freund und Rathgeber war verschieden, und der Verlust war nicht zu ersetzen.

Herr Claussen hatte sich zweimal verheirathet; zuerst in 1862; seine Gattin starb aber schon 1875. Seine zweite Heirath erfolgte in 1876 und leben noch außer der Gattin zwei Söhne und eine Tochter, Alfred, Hermann und Elfrieda Claussen.

Herr Claussen hatte mit seinem Sohne Alfred eine große Rechtspraxis aufgebaut, die von dem letzteren, der in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters getreten ist und sich allgemeiner Beliebtheit unter seinen Mitbürgern erworben hat ebenso erfolgreich fortgeführt wird.

Nickolas J. Rusch. Unter den Deutsch-Amerikanern des Staates Iowa steht Nickolas Rusch oben an und die Geschichte der Deutschen kann nicht geschrieben werden ohne ihn zu nennen. Nickolas J. Rusch wurde am 16. Februar 1822 in Marne, Holstein, geboren und starb am 22. September 1864 in Vicksburg, Miss. Er besuchte in Marne die Elementarschule, später das Gymnasium in Meldorf bis zur Prima. Von da trat er in das Seminar in Segeberg ein und nachher studirte er eine Zeit lang auf der Universität Kiel. Dann kam die politische Aufregung in ganz Nord-Deutschland und in Folge davon das Auswanderungsfieber. Auch Rusch wurde davon ergriffen und so kam er mit der Familie Kaack, bei der er als Hauslehrer angestellt war, im Jahre 1847 nach Davenport, und zog mit derselben auf ihre in Sheridan Township gelegene Farm. In 1852 heirathete er die inzwischen zur Wittwe gewordene Frau Kaack, mit der er 3 Kinder hatte, nämlich: Emilie E. D., jetzt Frau J. C. Emeis von Davenport; Gustav, welcher auf der alten Heimstätte wohnt, und Minnie, Frau Joseph Keck, von Washington, Ia.

Obgleich er sich der ruhigen Beschäftigung der Farmerei hingab, entdeckten seine Mitbürger doch bald in ich einen Mann von vorzüg-

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Achtb. Nickolas J. Rusch.

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licher Bildung, großer geistiger Veranlagung und begabt mit seltenem Rednertalent; sie fanden in ihm einen Mann von Muth und Ueberzeugungstreue, der wohl geeignet war, als Führer zu dienen. So wurde ihm denn auch in 1859 die hohe Ehre zu theil als Senator von Scott County zur Legislatur gewählt zu werden. Hier zeigte er sich bald als tüchtiger Parlamentarier. Ruhig, jedoch gewandt in der Debatte, klar und logisch in seinen Darlegungen, gewann er bald allgemeine Anerkennung. Ohne diese Fähigkeiten wäre es ihm nicht möglich gewesen, seine Gesetzvorlage, die „Bier- und Wein-Klausel“, zur Annahme zu bringen; ein Gesetz welches sehr viele Gegner hatte, aber der Temperenz-Bewegung einen Damm entgegen stellte, welcher in 20 Jahren nicht hinweggeschwemmt werden konnte. Zu seinen übrigen Verdiensten mögen noch gerechnet werden, die Passirung einer Bill, das Erbrecht Fremder regulirende Reciprocitäts-Gesetz betreffend, wonach Fremde, nicht naturalisirte Bürger, Grundeigenthum erwerben können und auch Angehörige im alten Vaterlande. Ferner, daß auswärts wohnende Fremde Grundbesitz in ihren eigenen Namen für 10 Jahre halten können, wonach sie dasselbe an einen wirklichen Settler oder Bürger verkaufen müssen, und erlaubt das Gesetz ihnen weiter, daß sie die, auf Grundbesitz geliehenen Gelder, Mortgages und Deeds of Trust, in ihrem eigenen Namen halten können. Er betrachtete dieses als das freisinnigste Gesetz, welches jemals zu Gunsten von Fremdgeborenen passirt wurde. Außer diesem führte er es durch, daß die Exemplare vertheilt wurden, und ebenfalls erzielte er, daß die Schul- und Bankgesetze in sämmtlichen deutschen Zeitungen des Staates veröffentlicht wurden.

Daß diese Arbeit keine leichte war kann man aus den von Mitgliedern beider Häuser gegen die Fremdgeborenen gemachten Bemerkungen ersehen, aber unentwegt und muthig verfolgte er sein Ziel und erreichte es.

In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1860 von der republikanischen Partei zum Leutnant-Gouverneur ernannt und mit dem berühmten Kriegs-Gouverneur Kirkwood mit großer Majorität erwählt. Er bekleidete diese Stelle mit gewohnter Gewandtheit und Umsicht und erntete die höchste Achtung. In 1862 trat er von diesem Amte zurück und ernannte ihn Gouverneur Kirkwood zum Einwanderungs-Commissär, mit New York als Hauptquartier. Er blieb da ungefähr 10 Monate und kehrte zurück, da die Einwanderung fast zum Stillstande gekommen war. Mit $2500 war er ausgerüstet, um alle Unkosten, als Rente, Hilfe und Gehälter zu decken, aber nach seiner

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Rückkehr bereitete er der Regierung eine große Ueberraschung, indem er im Stande war, $750 von den erhaltenen Geldern wieder zurück zu zahlen.

Um dieselbe Zeit petitionirten die Bürger von Nebraska Präsidenten Lincoln um seine Ernennung zum Gouverneur ihres Territoriums, doch wurde er von Gouv. Kirkwood zum Gehilfsquartiermeister mit dem Range eines Kapitäns ernannt. Er ging darauf nach Vicksburg, um dort seine Thätigkeit zu beginnen. Hier entwarf er einen Plan, wie die Kriegs- und Transport-boote auf dem Mississippi und seinen Nebenflüssen mit Feuerung versorgt, und der Handel und Schiffahrt gegen Guerilla-Banden geschützt werden konnten.

Er wollte zu diesem Zwecke eine Armee von Holzhackern auf militärischer Basis organisiren, welche an verschiedenen Plätzen, längs des Flusses stationirt werden sollten, um dort Holz für Feuerung der Dampfboote zu hauen, und wenn nöthig mit den Waffen in der Hand gegen den Feind zu ziehen, um Handel und Transport zu schützen.

Der Plan fand sogleich Anerkennung und wurde von Senator Grimes, sowie von den Generälen Allen, Meigs und U. S. Grant auf das Wärmste empfohlen. Gen. Grant sagte darüber folgendes: „Ich betrachte den hierin enthaltenen Plan günstig und höchst vortheilhaft für die Regierung und hoffe, daß das Kriegs-Departement denselben zur Ausführung bringt, und daß die nöthigen Waffen und Rationen solchen Korps verabreicht werden. Rusch wurde nach Washington berufen, um seinen Plan vorzulegen. Derselbe ward vom Kriegs-Departement genehmigt, und wurde er beauftragt, den Plan auszuführen. Zu diesem Zwecke ging er nach New York, um unter den Einwanderern Leute für seine Mission zu werben – denn militärpflichtige durfte er nicht nehmen. Er ging bald darauf mit einem Trupp Leuten nach Vicksburg, um das Werk in Angriff zu nehmen, doch ehe er nur halb seinen Plan verwirklicht, und seine Ernennung zum Major ihn erreicht hatte, wurde er plötzlich krank und starb.

Rusch war ein hochherziger, edler Mensch; ein Volkstribun, erfüllt von hohen Idealen. Den -Deutschen war er ein echter Freund und durch sein Tod verloren sie einen tapferen Vorkämpfer ihrer Ideen und Gesinnungen.

Augustus F. Mast. Herr Mast, ein alter deutscher Pionier, welcher schon über ein halbes Jahrhundert in Davenport seinen Wohnsitz hat und dessen Leben und Wirken auf’s Innigste mit dem Wachsthum und Gedeihen dieser Stadt verknüpft ist, wurde am 1. Ok-

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tober 1819 in Grünenplan, Herzogthum Braunschweig,  geboren. Er kam als Knabe mit seinen Eltern, Jahre 1833 nach Wheeling, W. V. Er besuchte dort kurze Zeit die Schule und war nachher lange Jahre auf den Dampfbooten, welche den Ohio und den Mississippi befuhren, als Proviantmeister thätig.

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Ausgustus F. Mast.

In 1849 siedelte er pemanent nach Davenport über und eröffnete einen Kaufladen, welchen er bis 1853 fortführte. In demselben Jahre wurde er vom Präsidenten Franklin Pierce zu der wichtigen Stelle des Postmeisters von Davenport ernannt. Dieses Amt verwaltete er mit solcher Gewissenhaftigkeit und zu solcher Zufriedenheit des Volkes und der Regierung, daß er auch vom Präsidenten Buchanan zu demselben Amte wieder ernannt wurde. Als seine 8jährige Dienstzeit als Postmeister zu Ende ging, wurde er zum County-Schatzmeister und Recorder erwählt und stand er diesen Aemtern je 2 Jahre vor. In 1864, nachdem er eine Tour nach Californien gemacht hatte, übernahm er die Leitung des großen Tabak- und Cigarren-Geschäftes von L. B. Meyer und blieb bei demselben bis 1879, als er für sich selbst ein Tabaksgeschäft etablirte, welches er bis 1895 mit dem besten Erfolge fortführte, um sich dann vom aktiven Leben zurückzuziehen und der Ruhe zu pflegen.

A.F.  Mast verheirathete sich im Jahre 1846 mit Frl. Johanna Witte. Sie sind die Eltern von 8       Kindern, alle erwachsen und geachtet. Sie heißen Emilie, Frau Schomburg, Willie H., Verwalter der Phönix-Mühle; Clarence, welcher an der G. W. R. R. beschäftigt ist; Lee, welcher in der W. U. Telegraphen-Office angestellt ist; und Julia, welche noch zu Hause bei ihren Eltern ist, Ferdinand, E., Buchhalter für Roberts Co.; Chas. A., Kassirer der Ersten National Bank; und Franklin Pierce, Eisenbahnverwalter. Im Jahre 1896 konnte das

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hochbetagte Paar das seltene Fest der goldenen Hochzeit feiern, und beide sind zur Zeit noch gesund und lebensfrisch.

 Er war einer der Gründer des Männerchors und Viele hat er durch seine herrliche Stimme und sein frohes Wesen erfreut und einen hohen Genuß bereitet. Aber nicht nur pflegte er den Gesang, er half auch den Bedürftigen und waltete treu seines Amtes. Er nahm stets den regsten Antheil an der Entwickelung der Stadt und ist noch heute für irgend welche Verbesserung und Verschönerung derselben. In der Politik ist er Demokrat, doch hat er sich immer als ein unabhängiger und vorurtheilsfreier Mann bewährt. 

H. H. Andresen. Herr Andresen, Bankier, geboren am 18. Dezember 1826 im Dorfe Gulde, Angeln, erhielt seinen Elementar-Unterricht in Altona, entschied sich für das Lehrfach und besuchte zu diesem Zwecke das Lehrer-Seminar zu Tondern.

Als jedoch der Krieg zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein ausbrach, hielt es ihn nicht länger bei seinen Büchern, sondern er ließ sich sogleich als Soldat im Ranzow’schen Freikorps aufnehmen, trat jedoch später in das 2. Jägerkorps und focht mir demselben bis zum Ende des Krieges. Dann gefiel es ihm nicht mehr unter dänischer Herrschaft in seiner Heimath, er wanderte deshalb in 1851 aus nach Amerika und kam direkt nach Milwaukee.

Im Frühjahr 1852 ging er nach Chicago, wo er 3 Jahre lang einer Landagentur vorstand. Im Jahre 1854 besuchte er die alte Heimath und verheirathete sich daselbst mit Frl. Marie A. Thomsen. Dieser Ehe entsprossen fünf Kinder: Willie, Anna, Frau C. H. Kienze; Clara, Frau W. T. Kienze, Chicago, Ill., Richard, Hilfs-Kassirer in der Deutschen Sparbank; und Louise. Im Herbst 1854 kaufte er sich das in Davenport, an der Western Avenue und 3. Straße gelegene Eigenthum, worauf zur Zeit ein Prachtbau errichtet wird. In 1855 siedelte er nach Davenport über und eröffnete im genannten Gebäude eine Spezerei-Handlung. 

Im Jahre 1860 wurde er vom Sheriff Thorington zum Hilfssheriff ernannt. In dieser Stellung blieb er bis 1862 und wurde er dann von seinem Vorgesetzten nach Fort Scott, Kan., geschickt, um dort die Leitung eines Militärladens zu übernehmen. In 1864 kehrte er nach Davenport zurück und errichtete in Rock Island und später auch in Davenport eine Fabrik für Fenstervorhänge.

In 1868 wurde er Sekretär der Davenport Feuer-Versicherungs-Compagnie und in 1869 gründete er mit dem Vorstand dieser Compagnie die allgemein bekannte deutsche Sparbank. Er übernahm so-

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H. H. Andresen. 

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gleich das wichtige Amt des Kassirers und bekleidete dasselbe bis 1892, als er zum Präsidenten dieser Anstalt gewählt wurde und erfüllt er als solcher zur Zeit noch prompt seine Pflichten.

Die deutsche Sparbank, ein Institut, desgleichen im Staate Iowa nicht zu finden ist, und dessen Ruf sich weit über das ganze Land erstreckt, hat ihre außergewöhnlichen Erfolge vorzugsweise seiner Umsicht und Energie, seinen Geschäftskenntnissen, seiner Vorsicht und seinem Fernblick zu verdanken.

Aber seine Zeit wurde nicht ganz von dem Aufbau eines großen Geld-Instituts in Anspruch genommen, sondern er fand noch Zeit, sich dem Erziehungswesen, sowie der Wohlfahrt der Deutschen im Besondern und des Volkes im Allgemeinen zu widmen. So war er über 25 Jahre Präsident des Freien Deutschen Schulvereins, und lange Jahre Mitglied des Verwaltungsrathes des Deutsch-amerikanischen Lehrerseminars in Milwaukee. Er war Präsident der Schützengesellschaft, Sprecher der Turngemeinde und ist noch Vorsitzer der Turn-Halle-Baugesellschaft und hat er in dieser Capazität der Turngemeinde vorzügliche Dienste geleistet. Er war Mitbegründer des Crematoriums und gehörte zu den Wenigen, welche den Werth der Erfindung von H. G. Weinert, nämlich: aus Welschkorn Traubenzucker (Glucose) zu machen, nicht nur begriffen, sondern den Erfinder mit Mitteln unterstützten, um das Fundament dieser großen Fabrik zu legen. Drei Jahre diente er im Stadtrath und zwei Termine nach einander wurde er in den Schulrath gewählt.

H. G. Andresen ist unabhängig in der Politik. Er ist ein Mann der That, ein Freund rationeller Erziehung und ein Befürworter allen Fortschrittes.

Christian Müller. Weit hinaus in und außerhalb des Staates ist der Name Christian Müller als Turnvater Iowas bekannt. Nicht nur in den beiden großen Turnversammlungen und Turnfesten in Davenport, sondern fast bei allen Bezirks-Tagsatzungen und auch bei Bundesturnfesten ist Christian Müller seit beinahe einem halben Jahrhundert ein Fixstern gewesen, dessen Rath stets gesucht, bedacht und vielfach befolgt worden ist. Ohne seine Anwesenheit in einer Tagsatzung fehlte stets ein Hauptrad in dem Turnerwerk und vermißte man seine umsichtigen Rathschläge, seine gutherzigen und ermunternden Ermahnungen für das edle Turnwesen. Während er der eifrigste der Turner Davenports ist, so hat er seine Geschäftsangelegenheiten nie vernachlässigt, welches durch den Erfolg, mit dem er in finanzieller

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Christian Müller.

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Hinsicht gekrönt worden ist, bezeugt wird – ein Beweis, daß man Geschäftsmann und Turner zugleich sein kann.

Herr Müller wurde am 1. März 1823 in Heiligenhafen, Holstein, geboren, lernte das Handelsgeschäft in Lützenburg und kam später nach Kiel, wo er erst Kommis mit einer Handlung war und danach sein eignes Manufakturgeschäft gründete. Er war Turnwart der Kieler Turngemeinde und schloß sich als Turner in 1848 der freiheitlichen Bewegung gegen Dänemark an und half bei der Einnahme der Festung Rendsburg. Später war er bei der Infanterie und wurde in der Schlacht bei Istedt am 25. Juli 1850 durch drei Schüsse schwer verwundet und bis März 1851 in Gefangenschaft gehalten. Am 3. März 1852 ging Herr Müller nach Amerika und landete Ausgangs Juni in Davenport. Hier wurde er von der kleinen Schaar Deutscher, welche, wie er, durch die politischen Verfolgungen in Deutschland und Oesterreich nach den Gestaden des großen Mississippi-Flusses vertrieben waren, aufgefordert einen Turn-Verein zu gründen, welches er dann mit zwölf andern bewerkstelligte. Nachdem der Verein mit dieser vermeintlichen Unglückszahl – die sich jedoch hier als eine glückliche erwiesen hat – gegründet worden war, wuchs derselbe bis er die größte Turngemeinde des ganzen Nordwestens geworden ist. Da Herr Müller im 13. Bataillon schwer verwundet worden war, die Wunde überstanden und dabei noch bei völliger Gesundheit das 78. Lebensjahr erreicht hat, scheint die Unglückszahl 13 keinen Einfluß auf ihn gehabt zu haben.

In Davenport gründete Herr Müller eine Essigfabrik und Brennerei, welche am 1. April 1854 durch Feuer zerstört wurde, wodurch er Alles, was er besaß, verlor; nur hatte er noch eine Braut, Frl. Elfriede Claussen, die Tochter des rühmlichst bekannten Freiheitskämpfers und Abgeordneten von Schleswig-Holstein, Hans Reimer Claussen, mit der er am 14. Juli desselben Jahres den Bund der Ehe geschlossen hatte. Herr Müller fing nun den Kampf um’s Dasein auf’s Neue an, indem er als gewöhnlicher Tagelöhner in einer Bretterhandlung und Sägemühle arbeitete. Er blieb bis Juni 1855 in diesem Geschäft und ging dann auf vier bis fünf Monate in eine Mahlmühle, um daselbst zu lernen, worauf er mit seinem Schwiegervater, Herrn H. R. Claussen, und dessen Sohn Ernst in Lyons, Clinton County, Ia., eine Mahlmühle anfing. Im Juli 1857 kam er jedoch wieder nach Davenport zurück und nahm seine Stellung in der Bretterhandlung wieder an. In diesem Jahre fing die größte Finanzkrisis an, welche die Ver. Staaten je vorher und seither erlebt haben. Die Firma Cannon & French, für welche er arbeitete, ging in Folge

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dieser Krisis in 1858 bankerott, und Herr Müller wurde von den Creditoren der Firma, den Bankiers Cook & Sargent, angestellt, um das Geschäft abzuwickeln. Später trat er mit einem seiner alten Prinzipale, French, von der Firma French & Davis, als Geschäftsleiter in das Geschäft ein. In 1863 ging Herr Müller in den Getreidehandel, worin er fünf Jahre verblieb. Im März 1868 kaufte er L. Descent’s Interesse an der Sägemühle und Bauholzhandlung der Firma, Schricker & Descent, aus und die neue Firma hieß dann Schricker & Müller. Herr Schricker starb am 12. Juli 1883, worauf Herr Müller dessen Interesse an der Mühle und den ganzen Bauholzvorrath kaufte. Im Dezember 1885 hatte er das Unglück, daß seine Mühle durch Feuer zerstört wurde; er baute jedoch wieder eine neue, die im August 1886 fertig und in Betrieb gesetzt wurde. Er führte dieses Geschäft allein bis 1895 fort und dann traten seine Söhne Frank, Eduard und Wilhelm als Theilhaber ein und führten das Geschäft seither; alle drei tüchtige Geschäftsleute, welche sich der vollen Achtung ihrer Mitbürger erfreuen.

Das Eheleben des Herrn Christian Müller und dessen Gattin war ein höchst glückliches. Leider starb die geliebte Frau schon am 29. Oktober 1883. Der Ehe entsprangen acht Kinder, wovon ein kleines Kind und zwei Erwachsene starben. Noch lebend sind die drei obengenannten Söhne und Hilda, Gattin des Dr. Heinrich Matthey, und Alfred, der jüngste Sohn, der seit sechs Jahren den Rechtsstudien obliegt. Zuerst besuchte er ein Jahr lang die polytechnische Schule in Hannover mit der Absicht sich für das Bauholzgeschäft auszubilden, hatte aber größere Neigung zum Juristenstand. Er studirte die Rechte zwei Jahre lang in der Iowa Staatsuniversität von Iowa City, praktizirte darnach als Rechtsanwalt anderthalb Jahre in Davenport und trat dann in die Columbia Universität in New York, um sich gründlich juristisch auszubilden. Er studirt seit zwei Jahren in derselben und wird binnen einem Jahre die Universität absolvirt haben.

Herr Müller war 21 Jahre lang Turnwart der Davenport Turngemeinde, war darnach Schatzmeister, im Verwaltungsrath, und wiederholte Male Erster Sprecher derselben. Mit der Politik hat er sich wenig befaßt und nur zweimal bekleidete er ein öffentliches Amt, das eines Stadtrathsmitgliedes und Chef der Feuerwehr. Hätte er es gewünscht, so wären ihm zu irgend einer Zeit die wichtigsten Aemter gegeben worden, da er zu den populärsten Bürgern der Stadt gehört und die vollste Zuneigung derselben besitzt. Christian Müller wird von Jung und Alt geehrt und geliebt.

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Achtb. Mathias J. Rohlfs.

 

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Mathias J. Rohlfs. Hr. Rohlfs, Lehrer, Farmer, Volksvertreter und Beamter, wurde am 19. April 1816 in Tondern, Schleswig-Holstein, geboren. Er besuchte das Lehrerseminar seiner Heimath und wurde im Jahre 1845 wohlbestallter Lehrer zu Hornsmühlen.

In 1847 zog es ihn nach dem freien Lande Amerika, und er kam nach langer gefahrvoller Reise über New York und Chicago am 1. August in Davenport an. 

Obgleich es in seiner Absicht lag, beim Schulfach zu bleiben, sah er doch gleich ein; daß die Verhältnisse dieses Vorhaben nicht begünstigten; so beschloß er Farmer zu werden. Er pachtete eine Farm zwei Meilen von Davenport, doch fand er noch Zeit, mit Gleichgesinnten eine Freie Gemeinde zu gründen, in der Schule derselben zu unterrichten und an Sonntagen vor der Versammlung zu reden und lehren. Das Bedürfniß für Unterhaltung machte sich bald fühlbar in dieser neuen deutschen Ansiedlung und so kam die von ihm angeregte erste „Liedertafel“ in’s Dasein, aus welcher sich später der zur Zeit noch blühende „Männerchor“ entwickelte.

Im Jahre 1850 kaufte er eine Farm in Lincoln Township, welche er bis ´73 bewirthschaftete. Als Farmer war er besonders bemüht, seinen Wohnsitz durch Anpflanzung von Bäumen und Anlegung von Gärten, Hof und Alleen zu verschönern, und man kann das Resultat seines Werkes und Schönheitssinnes heute erkennen und bewundern.

Seine politische Karriere fängt mit seiner Erwählung zum Friedensrichter an. In 1866 jedoch wurde er von der republikanischen Partei für eine höhere Stelle ausersehen und von derselben als Repräsentant von Scott County zur Legislatur erwählt. Viermal nach einander wurde ihm diese Ehre zu Theil. In dieser Stellung unterstützte er alle Verbesserungen im Schulwesen, alles was zur Hebung der Industrie beitrug und die Einwanderung förderte. Doch muß besonders seine Wachsamkeit und sein energisches Auftreten gegen alle, die persönliche Freiheit bedrohenden Gesetzvorlagen, hervorgehoben werden.

Als Mitglied der Legislatur gehörte er dem Comite für Einwanderung an und als solcher gab er eine Broschüre heraus, betitelt: „Iowa, die Heimath für Einwanderer“, welche eine große Verbreitung erhielt und sehr viel dazu beitrug, den Strom der Einwanderer nach diesem Staate zu lenken.

Als im Jahre 1872 die Corruption in der Grant’schen Administration sich immer mehr bemerkbar machte, und die liberal-republikanische Partei in’s Leben gerufen wurde, schloß er sich dieser Bewe-

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gung an, und wurde er auf der Staatsconvention als Candidat für das Amt des Staats-Schatzmeisters aufgestellt und als Delegat zur National-Convention der liberalen Partei, welche in Cincinnati abgehalten wurde, gewählt. Er bereiste während des darauffolgenden Wahlkampfes zwanzig der nördlichen Counties und hielt überall Ansprachen an das Volk, doch es war umsonst, denn er wurde in der Wahl geschlagen.

In Scott County jedoch blieb die liberale Partei bestehen, und als es im Jahre 1873 zur Wahl kam, wurde er mit großer Majorität zum County-Schatzmeister erwählt. Vierzehn Jahre hat er diesen hohen Posten bekleidet und dann noch ein Jahr in dieser Stelle als Assistent gedient.

Aber nicht nur auf politischen Gebieten ist er thätig gewesen, sondern in mancher anderen Richtung hin hat er Gutes bewirkt. Er war einer der Gründer, der für die deutschen Farmer von Scott County höchst vortheilhaften „Gegenseitigen Brandgilde“ (Mutual Fire Insurance Co.), war mehrere Jahre deren Präsident, und als Sekretär widmete er dieser Vereinigung vom Anfange bis zum Jahre 1900 seine Dienste.

Außerdem war er viele Jahre Präsident der Freien deutschen Schule, Sprecher der Turngemeinde, Mitglied des Schützenvereins und der Odd Fellows Loge Nr. 37.

M. J. Rohlfs verheirathete sich im Jahre 1840 mit Frl. Elise Rode, welche ihm eine treue Gattin und Gefährtin war, doch ihm schon vor 20 Jahren durch den Tod entrissen ward. Er ist Vater von 6 Kindern, nämlich: August, Farmer bei Avoca; Theodor, Friedensrichter und Versicherungs-Agent in Avoca; Meta, gestorben, Gattin von Charles Hetzel; Emil, Farmer in Scott County; Emma, Gattin von George Meyer in Avoca, und Rudolph, langjähriger Hilfs—Schatzmeister von Scott County, zwei Jahre städtischer Schatzmeister und jetzt Versicherungs-Agent. Er steht jetzt im 85. Jahre, ist verhältnißmäßig noch rüstig und geistesfrisch. Er wohnt mit seiner Enkelin Frl. Clara Hetzel, einziges Kind seiner verstorbenen Tochter, welche ihrem Großvater innig zugethan ist, in seinem schönen Heim, geachtet und geehrt von Allen. Von dieser Höhe seines Lebens kann er mit Zufriedenheit auf seine lange Laufbahn zurück blicken, denn er ist stets für das Beste seiner Landsleute mit Wort und Schrift eingetreten, und als amerikanischer Bürger war und ist er noch jetzt ein begeisterter Vertheidiger der persönlichen Freiheit und der Grundsätze unserer Republik und seine besten Kräfte hat er seinem neuen Vaterlande gewidmet.

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Ernst Müller. Unter den deutschen Pionieren von Scott County haben wenige eine so bedeutende Stellung eingenommen wie Herr Ernst Müller, der vor circa einem Jahre gestorben ist. Herr Müller ward am 21. November 1832 in Dahl in Westphalen geboren. Bis zu seinem 15. Jahre besuchte er die öffentliche Schule und ward dann bei einem Zimmermeister in die Lehre gegeben. Im Jahre 1851, nachdem er sein Handwerk gründlich erlernt hatte, wanderte er nach Amerika aus. Während der ersten drei Monate seines Aufenthaltes im Lande der Freiheit arbeitete er in Philadelphia in einer Bäckerei. Dann begab er sich nach Long Island, New York, wo er 9 Monate lang als Zimmermann Beschäftigung fand. Von Long Island ging er hierauf weiter westlich und fand in Amanda, Fairfield County, O., Beschäftigung, wo er bis zum Jahre 1854 verblieb und kam dann nach Scott County, Ia. Er muß mit seinem Arbeitgeber auf sehr gutem Fuße gestanden haben, denn vierzig Jahre später machte er eine Reise nach Amanda und besuchte seinen alten Boß, der, wie er bei seiner Rückkehr erzählte, über Herrn Müllers Besuch sich sehr freute. Nachdem er 8 Jahre lang als Zimmermann gearbeitet hatte, kaufte er sich in Butler Township eine Farm von 160 Acres auf der er bis 1872 wohnte; dann erwarb er sich eine Farm am Wapsipinnicon-Flusse, wo er bis an seinen Tod gelebt hat. Im Jahre 1874 ward er in die Staats-Legislatur gewählt, der er zehn Jahre lang angehörte und die Interessen des Volkes nach seinen besten Kräften und gewissenhaft vertrat. Er sprach nicht viel, aber er handelte umso mehr. Herr Müller war einer jener ruhigen Männer, die sich durch eigenes Studium weiter bilden und dadurch eine eigene Ansicht sich geschaffen haben. Er hatte sich der modernen Weltanschauung angeschlossen, war aber keineswegs ein Fanatiker, sondern ein toleranter Mann, der die Ansichten anderer Leute achtete, wenn er sie auch nicht theilte. Er war der Mann, welcher den Irrthum in dem „Prohibitory Liquor Amendement“ entdeckte und es dadurch möglich machte, daß das Obergericht des Staates Iowa dasselbe umstoßen mußte. In der Gegend, wo er wohnte, genoß er das höchste Vertrauen aller seiner Nachbarn, und wenn sie Rath und Hilfe brauchten, dann wandten sie sich an Ernst Müller. Wenn Nachlassenschaften zu ordnen, für Wittwen und Waisen zu sorgen war, dann wurde es Ernst Müller übergeben. Er war ein sehr genial veranlagter Mann, der sich durch eigene Kraft emporgearbeitet hatte. Treu zur Seite stand ihm seine Gattin, eine brave deutsche Frau, die einige Jahre vor dem Gatten das Zeitliche segnete. Ungefähr ein Jahr vor seinem Tode erlitt Herr Müller einen Schlaganfall, von dem er sich nie ganz erholte und am

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Achtb. Ernst Müller.

 

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18. April 1899 starb er, betrauert von Allen, die ihn kannten. Sieben Kinder überleben den Verstorbenen: Frau Lena Zabel, Frau Mathilde Ott, Frau Meta Randolph, Herr Fred. Müller, Bürgermeister von Manning, Frau Alwine Wolf, Frau Annie Smith und Frl. Th. Müller.

Heinrich Köhler. Zu den besten Bürgern Davenports muß auch Heinrich Köhler gezählt werden. Ein halbes Jahrhundert hat er in Amerika und den größten Theil desselben in Iowa verlebt.

Herr Köhler ward am 25. Mai 1828 in Obersotzbach, Kreis Gelnhausen, Kurhessen, geboren, wo sein Vater ein Hofgut bewirthschaftete. Als er vier Jahre alt war, starb sein Vater, und da die Mutter den an sie gestellten Ansprüchen nicht gewachsen war, so ging die Familie nach und nach finanziell zurück, das Gut mußte verkauft werden und dadurch war ihm die Gelegenheit eine höhere Bildung zu erlangen, genommen, und war er gezwungen, ein Handwerk zu erlernen. Bis zu seinem 14. Jahre besuchte er die Volksschule und ging er dann „Zum Wolf“ in Mainz am Rhein, um das Braugewerbe zu erlernen. Nach dreijähriger Lehrzeit nahm er Stellung in verschiedenen Brauereien, unter andern in Frankfurt a. M. bei den Gebrüder Pattermann auf der Mainkur. Als er in 1849 diesen Platz verlassen wollte, machten diese Herrn ihm ein solches günstiges Anerbieten, daß er es oft bedauerte, dieses in seinem Uebermuth ausgeschlagen zu haben.

Als in 1849 das Auswanderungsfieber in Deutschland allgemein wurde, ergriff es auch ihn und reiste er zuerst nach England, um dort das Brauen von Porter und Ale und die englische Sprache zu erlernen. Aber die Verhältnisse waren dort nicht günstig und so beschloß er, nicht länger zu bleiben und nach Amerika zu gehen, wo er nach langer Reise in New York ankam. Hier traf ihn seine erste Enttäuschung. Gewissenlose Auswanderungsagenten hatten Pamphlete verbreitet, daß in Amerika Braumeister $50 - $100 per Monat verdienten und sehr gesucht seien. Herr Köhler konnte aber eine solche Stellung nicht finden und für Arbeit im Waschhaus bot man ihm $7.00 den Monat. Hätte sein Stolz und Ehrgefühl es zugelassen, wäre er gleich nach Deutschland zurückgereist, aber sein Stolz lehnte sich dagegen auf, und so blieb er und fügte sich in die Verhältnisse. Er ging nun nach Lyons, N. Y., wo er in einer Küferei arbeitete, und $5.00 per Monat verdiente. Dies konnte nicht gehen und so übernahm er mit einem Theilhaber eine Wirthschaft. Im Frühjahr 1850 war dort seine Geduld zu Ende; er verkaufte aus und verließ den Ort. Er besuchte Cincinnati, Louisville und kam schließ-

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Heinrich Köhler.

 

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lich niedergeschlagen in St. Louis an. Dort fand er in der Schneider’schen Brauerei, zum ersten Mal in Amerika, echtes gutes Bier und er kam zur Ueberzeugung, daß die Brauereien doch hier zu Lande eine Zukunft hätten. Er nahm eine Stelle in der Lemp’schen Brauerei an, verließ dieselbe aber nach einigen Monaten um für sich selber etwas anzufangen. Er fuhr den Mississippi bis Dubuque hinauf, kam endlich in Ft. Madison, Ia., an, wo er fand, was er suchte. Der Eigenthümer der Brauerei hatte das Goldfieber und wollte nach Californien gehen und war froh seine Brauerei an Herrn Köhler auf fünf Jahre verpachten zu können. Das Geschäft blühte unter seiner vorzüglichen Leitung auf und in wenigen Jahren war es sein schuldenfreies Eigenthum. Seine einzigen Gegner waren die Muckerbande, die Mäßigkeitsaposteln und deren hirnverbohrter Anhang, die ihm und den Wirthen das Leben sauer machten. Im Jahre 1855 wurden von dieser Bande in Ft. Madison sämmtliche Wirthe angeklagt und eingesteckt, so daß Hr. Köhler keine Kunden mehr hatte. Da eröffnete er in seiner Brauerei eine eigene Wirthschaft, wo er Bier und Wein verkaufte. Darauf noch mehr Lärm und Haß unter den Muckern, welche sogar die Brauerei zu demoliren drohten. Als eines Nachts dieses Vernichtungswerk vor sich gehen sollte, standen Köhler, seine Freunde und Gehilfen wohlbewaffnet in der Brauerei, um der Gewalt zu begegnen, aber die Bande ließ glücklicherweise sich nicht blicken, und sonderbar ist, daß sie nie eine Anklage gegen ihn einbrachten.

Um Verwandten zu helfen, betheiligte Herr Köhler sich an einer Brauerei in St. Louis und im Jahre 1861 war er genöthigt, dieselbe zu übernehmen. Er verpachtete deshalb seine Brauerei in Ft. Madison an Herrn Schlapp, der sie später käuflich übernahm, und zog mit seiner Familie nach St. Louis, wo er 10 Jahre lang eine Brauerei betrieb. Er hatte auch hier den besten Erfolg; aber im Jahre 1872 kehrte er doch nach dem Staate Iowa zurück, und zwar nach der festen Burg der persönlichen Freiheit, der Stadt Davenport, wo er Jahre lang als Senior-Partner der Firma Köhler & Lange die Arsenal-Brauerei betrieb; bis das Syndikat die Interessen aller Brauereien unter den Namen „Davenport Malting Co.“ consolidrte. Herr Köhler reiste dann zwei Jahre in Europa und lebt jetzt in Ruhe und Gemüthlichkeit in Davenport.

Herr Köhler ist ein Mann, der stets sein Deutschthum hochgehalten hat und alle freisinnigen und liberalen Ideen mit Wort und That unterstützte. Furchtlos ist er immer für das Recht der freien Meinungsäußerung eingetreten. Als er in Ft. Madison wohnte, wurde

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dort für den republikanischen Kandidaten Abraham Lincoln eine Parade abgehalten, woran Herr Köhler sich betheiligte, trotzdem alle die Wirthe, welche Demokraten waren, gedroht hatten, sein Geschäft ruiniren zu wollen, indem sie kein Bier mehr von ihm kaufen wollten. Er ließ sich aber nicht einschüchtern und that, was ihm als Bürger das Richtige schien. Herr Köhler war fünf Jahre Präsident des St. Louis Brauervereins, ebenfalls lange Zeit Präsident des Brauervereins von Iowa und Umgegend. Er gehört seit vielen Jahren der Turngemeinde an und ist von echtem turnerischen Geiste beseelt. Er ist ein praktischer Mann begabt mit klarem Verstande und Entschlossenheit. Er ist für Aufklärung und Fortschritt und ein Anhänger der neuen Weltanschauung. Was seine Mildthätigkeit angeht, darf seine linke Hand nicht wissen, was die rechte thut. Er sucht seinen Stolz in seiner Familie und war stets darauf bedacht, seinen Kindern eine vorzügliche Bildung zu geben.

Herr Köhler ist seit vielen Jahren verheirathet, seine Gattin ist eine Tochter des schon vor Jahren verstorbenen Herrn Schlapp und entsprossen dieser Ehe zehn Kinder, wovon sechs noch leben: Oscar, Präsident der Davpt. Malting Co.; Ida, Frau Adolph Priester; Henry, Präsident der American Brewing Co. in St. Louis; Hugo, Sekretär der American Brewing Co. in St. Louis; Max, Advokat in St. Louis; Paula, Frau Dr. Carl Vollmer.

Mathias Frahm. Unter den Pionieren, welche zum Aufbau der Stadt Davenport und Scott Countys in hervorragender Weise beigetragen haben, gehört ganz besonders der alte Bierbrauer Herr Mathias Frahm, der jetzt auch schon seit einigen Jahren von des Lebens Sorgen und Mühen ausruht.

Herr Frahm wurde am 17. Juli 1821 zu Gulyn im Herzogthum Schleswig geboren, wo sein Vater Jürgen Frahm eine Landstelle besaß. Bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahre blieb Frahm bei seinem Vater; dann aber ging er nach Eckernförde, wo er das Küfer-Handwerk erlernte. Nach seiner Lehrzeit diente er 16 Monate lang als Soldat in der dänischen Armee und im Jahre 1848 kam er nach Amerika. Hier hielt er sich zuerst in Cincinnati auf und im Jahre 1850 kam er nach Davenport, wo er dann bis an sein Lebensende verblieb. 1852 gründete er hier die „City Brewery“. Aus kleinen Anfängen wuchs das Geschäft allmälig auf, bis die Frahm’sche Brauerei die größte und bedeutendste im ganzen Staate wurde. Herr Frahm führte mit seiner im Jahre 1883 ihm im Tode vorangegangenen Gattin, einer braven und herzensguten Frau, ein sehr glückliches Familienleben.

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Mathias Frahm.

 

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Viel Unglück hat ihn sonst betroffen. Seine Zwillingssöhne Wilhelm und Carl Frahm befanden sich auf dem Hamburger Dampfer „Schiller“, als derselbe im Mai 1875 bei den Scilly-Inseln strandete. Wilhelm kam dabei um’s Leben, aber Carl wurde gerettet; doch starb er bereits wenige Jahre später. Er war mit er jetzigen Frau Diehn verheirathet; jedoch hinterließ er keine Kinder. Am meisten Freude erlebte er an seinem Sohne Henry, doch mußte er auch diesen vor sich in’s Grab sinken sehen. Henry Frahm erhielt eine gründliche wissenschaftliche und praktische Ausbildung im Brauereigewerbe in Würzburg und München. Nach seiner Rückkehr in dieses Land ward er Geschäftstheilhaber im Geschäfte seines Vaters und nahm dem alten Herrn die Last des Geschäftes von den Schultern. Er war zweimal verheirathet; zuerst mit Fräulein Schmidt, einer Schwester des Herrn William Schmidt, die aber schon nach kurzer Ehe starb. Später verheirathete er sich mit Fräulein Julie Tritschler, Tochter des bekannten Bierbrauers Philipp Tritschler in Lyons, Iowa, der jetzigen Frau August Steffen, und dieser Ehe entsproß ein Sohn, Mathias Frahm jr., der einzige direkte Nachkomme des alten Mathias Frahm. Henry Frahm war ein tüchtiger Geschäftsmann und ein herzensguter, liebenswürdiger Mann, und die ganze Bürgerschaft Davenport’s trauerte mit dem tief gebeugten Vater, als er seinen letzten Sohn zur Ruhe bestatten mußte. Nach dem Tode seines Sohnes Henry trat Herr Mathias Frahm in das Syndikat ein, welches heute unter dem Namen der „Davenport Malting Co.“ florirt und dessen Direktor er bis an sein Ende war.

Die letzten Jahre seines Lebens hat Mathias Frahm in Ruhe und Gemüthlichkeit verlebt. Alte Freunde kamen in die alte Frahm’sche Wirthschaft, saßen mit dem alten Herrn am Stammtische und halfen ihm die Zeit hinzubringen. Und er hatte eine solche Erholung wohlverdient; denn ein arbeitsvolles Leben lag hinter ihm, ein Leben voll Arbeit und Mühe. In seinem langen, geschäftlichen Leben und Treiben hat er vielen, sehr vielen Leuten geholfen. Er hatte ein großes Herz und eine offene Hand und war ein freisinniger, liberaler Mann, und las er am 28. Dezember 1898 sich zur Ruhe legte, da gab dem alten, ehrwürdigen Pionier die ganze Stadt das letzte Geleite.

Wie er dachte und fühlte, das geht aus dem nach seinem Tode eröffneten Testamente hervor. Der alte Herr vermachte unter anderen Legaten der „Freien Deutschen Schule“ $10,000; doch soll das Kapital nicht angegriffen, sondern nur die Zinsen des Kapitals verwandt werden. Sein Erbe ist sein Enkel Mathias Frahm; doch hat der

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alte Herr verlangt, daß derselbe in liberaler Lebensanschauung und in keinem Sektengemeinwesen erzogen werden soll. Sollte der Enkel zu irgend einer Zeit Pfarrer oder Priester werden, so soll das ganze Vermögen an die Angehörigen des Testator’s und dessen Frau zurückfallen.

Es wäre dem liberalen Deutschthum zu wünschen, daß es viele solche Leute gäbe, wie den guten alten Mathias Frahm.

Emil R. J. Geisler. Zu den hervorragenden deutschen Bürgern Davenport’s, welche, in Folge der politischen Wirren im alten Vaterlande in 1848, anfangs der 50er Jahre nach Amerika kamen und zu dem materiellen Aufbau, sowie der sozialen und intellektuellen Entwicklung der schönen Stadt Davenport beitrugen gehört sicherlich Herr Emil R. J. Geisler ein Mann der sich im 72. Lebensjahre befindet, aber dabei noch eine ungemeine Rüstigkeit besitzt. Daß er in der allgemeinen Achtung seiner Mitbürger steht, ist einen reichen Kenntnissen und seinem freundlichen zuvorkommenden Wesen – den Charakterzügen eines gebildeten Mannes – zuzuschreiben. Solche ehrenhafte Männer dienen als richtige Vorbilder für die heranwachsende Jugend.

Herr Geisler wurde geboren am 11. April 1828 in Dithmarschen, Schleswig-Holstein, Deutschland. Nach seiner Confirmation widmete er sich dem Lehrfach und wurde Hauslehrer in einer begüterten Familie. Bei der Erhebung seines Heimathlandes gegen die Gewaltherrschaft der Dänen, trat er in 1848 freiwillig in die Reihen der Freiheitskämpfer und diente als Sergeant bis zum Ende des Krieges, 1851, und nahm an allen Hauptschlachten desselben Theil. Nachdem es den Fürsten gelungen, die Freiheitsbestrebungen der Völker zu unterdrücken, mußte auch die schöne schleswig-holsteinsche Armee vor der zehnfachen Uebermacht die Waffen strecken. Darauf ging Herr Geisler mit vielen seiner Kameraden nach den freien Staaten von Nordamerika und landete im Juni 1852 in New Orleans, worauf er sich sogleich nach der jungen Stadt Davenport in Iowa wandte. Da damals das Land noch spärlich besiedelt und Davenport ein kleines Städtchen war, so waren die Existenzaussichten schlecht, und Herr Geisler nahm Arbeit, wo sie sich bot. Nachdem er in verschiedenen Branchen gearbeitet, kam er als deutscher Clerk in einem neuen Laden an. Hier blieb er drei Jahre; 1855 verheirathete er sich und begann im Herbst 1857 ein eigenes Geschäft. Da kam über das Land die schwere Finanzkrisis, verursacht durch Uberspekulation in Eisenbahnbauten und wildem Land, wozu noch zwei Jahre Mißernte kamen.

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Emil R. J. Geisler.

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Im ganzen Lande war das baare Geld wie weggefegt; keine Schulden konnten bezahlt werden und Herr Geisler verlor fast sein ganzes erspartes Geld. Doch Muth und Ausdauer halfen auch dies überwinden. In 1864 verkaufte er seinen Laden und legte in West-Davenport einen Weinberg und Ziegelei an. Als Contraktor baute er verschiedene Häuser für sich und Andere. In 1868 verkaufte er die Ziegelei und kaufte Eisenbahnländereien in West-Iowa. Hier legte er mehrere Farmen an und baute Häuser in verschiedenen jungen Städten; so in Minden und Marne. Letztere Stadt war seine Schöpfung, indem er in 1875 ein rohes Stück Land kaufte und dann, im Verein mit vier anderen Geschäftsleuten, die jetzt blühende Stadt Marne auslegte. Mit dem Land hatte er kein Glück, indem er 1877 und 1878 die Heuschrecken in Pottawattamie County die Ernten zerstörten. Herr Geisler behielt seinen Wohnsitz beständig in und bei Davenport. Er bekleidete verschiedene Communal-Aemter, als Friedensrichter, Trustee, Townshipclerk u. a. m. Er strebte für Aufklärung des Volkes und für die Erziehung der Jugend. Er half die freie deutsche Schulgemeinde ins Leben rufen und ist jetzt deren Präsident. Natürlich ist er auch ein eifriges Mitglied der Davenporter Turngemeinde und der Akademie der Wissenschaften in Davenport. Auch für die Errichtung des Davenport Crematoriums war er sehr thätig und ist Vizepräsident der Davenport Crematorium Society. So hat er zu dem Aufbau seines Adoptivvaterlandes sein redliches Theil beigetragen und gedenkt jetzt seine Tage in Ruhe zu beschließen.

Seine Familie besteht aus seiner Frau, aus einer Tochter, Frau Jac. C. Claussen, und einer Enkelin, Adele Claussen. Diese ist jetzt vierzehn Jahre alt, besucht die Stadt- und die Turnschule, sowie die freie deutsche Schule, ist demnach der deutschen Sprache mündlich und schriftlich gleich mächtig und ist stolz auf ihre deutsche Abstammung.

Otto Klug. Otto Klug wurde am 1. August 1822 zu Burg auf Fehmarn, Schleswig-Holstein, als der Sohn eines Schiffskapitäns geboren und starb am 24. Mai 1899. Er erhielt in seiner Heimath eine gründliche Schulbildung und erlernte das Kaufmannsgeschäft in dem hervorragenden Handelshaus von C. F. Janus in Eutin.

Beim Ausbruch des Krieges 1848-1851 trat er sogleich unter die Fahne und focht bei der Fehmarn’schen Landwehr für die Befreiung seines Vaterlandes.

Im Frühjahr 1849 nahm er Abschied von seiner Heimath, um sein Glück in Amerika zu versuchen. Er reiste über New Orleans und obgleich die Cholera auf dem Schiffe hauste und viele der Rei-

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Otto Klug.

 

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senden hinwegraffte, kam er doch wohlbehalten am 9. Juni in Davenport an.

Er blieb nicht lange unthätig, denn er fing mit den von Hamburg mitgebrachten Waaren im Verein mit H. Viets an der Front Straße einen Laden an. Später betrieb er auf eigene Rechnung das Geschäft und verlegte dasselbe in sein inzwischen erworbenes Eigenthum an der 2. Straße in eine kleine Bretterbude. Da das Geschäft sich schnell ausdehnte, errichtete er und zog später in das Gebäude, in welchem jetzt die Gebrüder Silberstein ihre Geschäfte thun.

Dar Anfang seines Geschäfts war klein, und schwer war es, alle Schwierigkeiten, die sich seinem Emporkommen entgegenstellten, zu überwinden, aber durch eisernen Fleiß, Ausdauer und gute Geschäftskenntnisse, sowie auch durch die wackere Unterstützung seitens seiner verständigen und treuen Gattin, gelang es ihm ein bedeutendes Vermögen zu erwerben und konnte er sich als wohlhabender Mann im Jahre 1868 vom Geschäfte zurückziehen. Er verkaufte dasselbe an Chris. Thöring, um nun seine ganze Zeit auf die Verwaltung seines Grundeigenthums zu verwenden.

Otto Klug war sein Leben lang ein ächter Deutscher. An allen fortschrittlichen deutsch-amerikanischen Bestrebungen nahm er ein reges Interesse. Bei jeder deutschen Versammlung von Wichtigkeit, bei jeder deutschen Festlichkeit war er anwesend, um mit Rath und That zum Erfolge derselben beizutragen; und was er im Stillen und in anspruchsloser Weise Gutes gethan, und welche Hilfe er spendete, das wissen nur seine nächsten Freunde.

Wie hoch Otto Klug in der Achtung seiner Mitbürger stand, davon legen die vielen Ehrenämter, die er im Laufe seines Lebens inne hatte, beredtes Zeugniß ab. So war er während 11 Termine von 1873 bis 1881 und von 1889 – 1891 Mitglied des Stadtrathes. In 1867 – 1868 stand er dem verantwortlichen Amt des Stadtschatzmeister vor; sechs Jahre gehörte er der Schulbehörde an und führte manche Verbesserungen in den Schulen ein.

Er war eines der ersten Mitglieder des im Jahre 1852 gegründeten Freien Deutschen Schulvereins und bis zu seinem Tode Schatzmeister desselben. An dem Wachsen und Gedeihen der vor drei Jahren ins Leben gerufenen Freien Deutschen Schulgemeinde nahm er das größte Interesse und war stets bereit, dieselbe zu unterstützen.

Er war einer der Gründer der County Sparbank und so lange er lebte, einer der Direktoren derselben. Auch war er einer der Gründer und lebenslänglicher Sekretär der Davenport Plate Glaß Ins. Co. er war einer der rührigsten Mitglieder des Schleswig-Hols-

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stein Kampfgenossen-Vereins, der Achtundvierziger und viele Jahre Vice-Präsident dieser Verbindung.

Er gehörte der Schützengesellschaft seit ihrer Gründung an und war fast 25 Jahre Mitglied der Davenport Turngemeinde. Im Einklange mit seinen Ansichten war er einer der Gründer des Crematoriums. Ebenfalls war er Mitglied der Klaus Groth Gilde, und der Germania-Sängerchor zählte ihn zum Ehrenmitglied.

Er war ein aufopferndes Mitglied der früheren freiwilligen Feuerwehr und jahrelang war er deren Departments-Chef. Seit nahezu 50 Jahren gehörte er dem Orden der Odd Fellows als Mitglied und der Davenport Loge No. 7 an.

Im Mai 1852 schloß er mit Frl. Friederika Schricker, eine Schwester des längst verstorbenen Lorenzo Schricker, den Bund für’s Leben. Der überaus glücklichen Ehe entsprossen 7 Kinder, wovon noch 6 am Leben sind, nämlich: Clara, Gattin von Henry F. Petersen; Agnes, Gattin von Wm. Haase; Lillie; Thekla, Gattin von Robert Wagner von Rock Island; Otto und Frieda.

Otto Klug war eine einfache bescheidene Natur, ein Mann dessen Herz und Hand harmonisch zusammenwirkten, und das Deutschthum kann sagen: „Er war einer der Unsrigen“.

Francis Ochs. Francis Ochs wurde am 12. Oktober 1815 in Saaz, Böhmen, geboren und starb am 15. Juli 1890 in Davenport. Er erhielt in den Hochschulen von Prag eine ausgezeichnete Bildung, welche er später in gewerblichen und kaufmännischen Geschäften verwerthete.

Im Sommer 1849 kam er nach Davenport; er kaufte eine Farm im Blue Graß Township, welche er mehrere Jahre bewirthschaftete. Dort verheirathete er sich mit der Tochter des Farmers Johann Schütt, welcher sich schon mehrere Jahre vorher dort angesiedelt hatte. In 1852 zog er zur Stadt und nach einigen Jahren glücklichen Ehelebens verlor er am 11. August 1855 seine Gattin. Seine einzige Tochter, Emma, war ihm geblieben, für die er nun lebte, und strebte.

In Davenport erwarb er sich die Achtung und das Vertrauen in solchem Grade, daß er wiederholt zu wichtigen Aemtern erwählt wurde. Er war lange Zeit städtischer Steuereinschätzer (Assessor) und als solcher brachte er zuerst ein geschäftsmäßiges System in dieses Amt. Von ihm rührte auch die erste Stadtkarte her, auf welcher jedes Grundstück verzeichnet war. In 1862 und 1863 diente er der Stadt als Alderman von der 2. Ward, und später wurde er Collektor.

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Francis Ochs.

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6 Jahre war er Mitglied der Schulbehörde und auch dieses Amt bekleidete er mit Pflichttreue und zur Zufriedenheit Aller. In 1868 wurde er Kassirer der reorganisirten Davenport Sparbank, auf welches Amt er jedoch in 1847 verzichtete; dann übernahm er zum zweiten Male das Amt des Collektors und nach dem Ablauf seiner Amtszeit setzte er sich zur Ruhe. Mit Gleichgesinnten gründete er einen Leseverein, welcher seiner Zeit anregend wirkte. Von der Davenport Turngemeinde wurde er zum Ehrenmitglied erwählt.

Er war einer jener Männer, die unbewußt einen beruhigenden und veredelnden Einfluß auf ihre Umgebung ausüben. Seine Charakter-Eigenheit lag in seiner Pünktlichkeit, Gewissenheit, Güte und Ruhe. Was er that, that er mit ganzer Seele und im Einklange seiner vollen Ueberzeugung. Ihm war es eine Freude, Anderen eine Freude zu bereiten.

Lorenz Rogge. Zu den angesehensten und populärsten deutsch-amerikanischen Bürgern von Davenport und Scott County gehört Herr Lorenz Rogge, ein Mann der auf einer Farm aufgezogen und den größten Theil seines Lebens auf derselben verbracht hat und in den mehr denn 50 Jahren seiner Verbleibens daselbst, den Ruf eines biederen und ehrenhaften Mannes erwarb und behalten hat.

Herr Rogge wurde am 1. November 1838 in Beberstedt, nahe Mühlhausen, Thüringen, geboren und kam am 28. Mai 1849 mit seinen Eltern, Gottfried Rogge und Genoveva (geb. Breitenstein) Rogge nach Amerika und direkt nach Davenport, wo sie sich drei Meilen von der Stadt auf einer Farm niederließen und daselbst verblieben. Herr Gottfried Rogge starb in 1853. Am 27. September 1864 vermählte sich Herr Lorenz Rogge mit Frl. Anna Dorothea Meinhardt. Aus dieser Ehe sind vier Kinder entsprossen, die sämmtlich erwachsen und in den Ehestand getreten sind: Philipp L. Rogge, Dorothea Freund, Genoveva Freund und Louise Kunigunde Freund. Ein höchst seltenes Ereigniß ist hier zu verzeichnen, nämlich die sämmtlichen vier Kinder heiratheten in eine und dieselbe Familie. Die Gattin des Herrn Philipp L. Rogge ist die Tochter und die Gatten der drei genannten Töchter sind die Söhne des Herrn und der Frau Peter Freund.

Herr Rogge hat, obwohl er eine große Wirthschaft führte, viele Aemter bekleidet. Er war zehn Jahre lang Sekretär der Schulbehörde und neun Jahre Assessor von Sharon Township. Dann bekleidete er neun Jahre lang das wichtige Amt eines County Supervisors und hat als solcher seinem County durch seine Umsicht und seinen Scharf-

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Achtb. Lorenz Rogge.

 

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sinn anerkennungswerthe Dienste geleistet. In 1893 wurde er zum Gesetzgeber in die 25. General-Versammlung des Staates gewählt und hat er sich auch da als ein vertrauenswürdiger Mann erwiesen.

Herr Rogge war stets Demokrat bis 1896, als er sich, wie so viele andere Deutsche der Union, in Folge der Geldwährungsagitation den Golddemokraten anschloß. Er gehört zur St. Joseph’s Gemeinde und ist auch Mitglied des St. Joseph-Krankenvereins, dessen Präsident er schon war. Gegenwärtig ist er Sekretär der Gegenseitigen Feuerversicherungs – Gesellschaft. Im 62. Lebensjahre stehend, ist er noch rüstig und verspricht noch manche Jahre der Nützlichkeit für sich selbst und seine Mitbürger zu erleben.

Ferdinand Roddewig. Als am 6. Dezember 1885 Ferdinand Roddewig starb, verlor Davenport einen der hochherzigsten und menschenfreundlichsten Bürger, einen vorzüglichen Geschäftsmann, einen musterhaften Familienvater und einen gastfreundlichen Mann von hohem Maßstabe. Er war erfolgreich als Geschäftsmann und dennoch wegen seiner Freigebigkeit und Generosität sprichwörtlich bekannt. Sein Geschäftslocal war zugleich der Hort seiner Freunde, die stets bewillkommnet wurden und das Beste was er besaß, genossen; und dabei wuchsen seine irdischen Güter infolge der Anerkennung seiner edlen Eigenschaften, so daß er, als er das Irdische abwarf und in die Ewigkeit verschied, ein stattliches Vermögen den Seinigen hinterließ. Er war ein Wohlthäter seiner Mitmenschen, indem er für alle guten und fortschrittlichen Zwecke seinen vollen Beitrag gab und speziell für die Förderung der Grundsätze der persönlichen Freieit eintrat. In allen Bewegungen, um die Anmaßung und Unterdrückungsversuche der Temperenz-Fanatiker zu hintertreiben, war er an der Spitze mit seinem Rath, sowie mit seiner Geldtasche behilflich.

Herr Roddewig wurde am 26. Juni 1828 in Bielefeld, Westphalen, geboren und wurde als Kaufmann ausgebildet. Im November 1848 kam er nach Amerika und ließ sich zuerst in New Orleans nieder, wo er, wie so viele andere Eigenwanderten in unserem neuen Lande, das Beste ergriff, was ihm eben zum Lebensunterhalt geboren wurde – er lernte das Cigarrengeschäft, welches er später in St. Louis auch aufnahm. Er kam in 1855 nach Davenport, wo er das Cigarrengeschäft mit dem Spirituosengeschäft verband und zuletzt ein bedeutendes Engros-Liqueur- und Weingeschäft aufbaute, welches von seinem energischen Sohne in noch größerem Maßstabe fortgeführt wird.

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Ferdinand Roddewig.

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Am 26. November 1853 heirathete er in Shedoygan, Wisconsin, eine alte Schulkameradin, Frl. Meta Köhler, mit der er glücklich bis zu ihrem Tode am 2. September 1875 zusammenlebte. Aus dieser Ehe entsprossen Fräulein Lina und die Herren Paul, Peter und Ferdinand Roddewig.

In der Politik war Herr Roddewig Demokrat, und zwar ein enthusiastischer. In 1881 wurde er von seiner Partei als Kandidat für Bürgermeister aufgestellt; zu einer Zeit jedoch, wo noch die große Mehrheit der Deutschen des Staates fest zur republikanischen Fahne hielten. Er wurde geschlagen, bekam aber eine ihn ehrende Stimmenzahl, und geschichtliche Thatsache ist es, daß, Herr Roddewig der erste deutsche Mayorskandidat der Stadt Davenport war.

H. Matthey, Sr.  H. Matthey, Sr. wurde am 20. Februar 1825 in Mühlberg an der Elbe geboren kam im Alter von zwölf Jahren nach Arnsberg in Westphalen, und nachdem er seine Studien absolvirt hatte, beschloß er, sich Eintritt in ein typograhisches Institut zu verschaffen, zu welcher Carriere jedoch verlangt wurde, daß er das Buchdruckereigeschäft technisch erlernen sollte. Die Ereignisse des Jahres 1848, sowie weitere für ihn eingetretene Verhältnisse änderten insofern seinen obigen Plan, daß er in der Kreisstadt Berleburg, im Regierungsbezirk Arnsberg, ein Buchdruckereigeschäft, verbunden mit Buchhandlung, in 1851 etablirte, und zwar mit Herausgabe des Wittgensteiner Kreisblattes. Dieses Geschäft führte er bis 1873, in welchem Jahre er mit seiner Familie nach Amerika auswanderte. Drei Jahre wohnte er in Milwaukee siedelte dann im Jahre 1876 nach Davenport über, gründete abermals eine Buchdruckerei und gab das „Sternenbanner“ heraus. In 1884 verkaufte er sein Geschäft an die „Iowa Reform“ und lebt seitdem als Privatmann.

Carl und Heinrich Matthey. Carl und Heinrich Matthey wurden am 20. Oktober 1852 in Berleburg, Kreis Wittgenstein, in der preußischen Provinz Westphalen, geboren. Letzerer kam im Herbst 1873 mit seinen Eltern, den Schwestern Emma und Anna und einem Bruder Rudolph nach Amerika. Carl schloß sich im Jahre 1880, nachdem er auf den Uinversitäten Marburg, München und Zürich Medizin studirt und promovirt hatte, seiner Familie wieder an und ließ sich in Davenport als Arzt nieder. Heinrich, welcher bis zum Jahre 1881 an der von seinem Vater herausgegebenen deutschen Zeitung „Sternen-Banner“ thätig war, übernahm alsdann die Herausgabe des „Sterling Beobachter“ in Sterling, Ill. Nach

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H. Matthey, Sr.

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Carl und Heinrich Matthey.

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1 ½ Jahren verkaufte er sein Geschäft, um sich ebenfalls, einem lang gehegten Wunsche folgend, gleich seinem Bruder, dem Studium der Medizin, zu widmen. Im Herbst 1887 kehrte er nach Davenport zurück, nachdem er auf den Universitäten Leipzig und Würzburg dem Studium der Medizin obgelegen und auf letzterer Universität promovirt hatte, und associirte sich mit seinem Bruder. Beide sind Mitglieder der Scott County Medical Society und der Iowa Illinois Central Medical Association. Heinrich ist Mitglied des State Hospitals und St. Lucas Hospitals, sowie Commissär der öffentlichen Parks in Davenport. Carl ist Mitglied des Adjunct Board des Mercy Hospitals und war 6 Jahre Mitglied der Schulbehörde. Beide sind Mitglieder der Turngemeinde und der Freien Deutschen Schulbehörde. Beide sind Mitglieder der Busineß Men’s Association. Ihr ärztlicher Ruf erstreckt sich weit über den Staat. Im Uebrigen sind sie für Fortschritt und Aufklärung auf allen Gebieten des menschlichen Strebens und mit Vorliebe hegen und pflegen sie deutsche Bildung, Sittlichkeit und Gemüthlichkeit. Dr. Heinrich Matthey ist Lehrer an der Schule für Krankenpfleger im St. Lucas- sowohl wie im Mercy-Hospital und hält Vorträge über Massage Bäder und Elektrizität.

August Steffen sr. Einer der erfolgreichsten und tüchtigsten Männer Davenport’s war Herr August Steffen, der am 8. Oktober 1899 aus dem Leben schied. Herr Steffen ward am 24. Oktober 1824 in Herford, Westphalen, geboren. Er erhielt in Deutschland eine kaufmännische Erziehung und kam im Jahre 1848 als ein kräftiger junger Mann in dieses Land.

Nachdem er sich eine Zeit lang in Cincinnati, damals der Königin des Westens, aufgehalten hatte, ging er nach New Orleans und Natchez. in einer Bäckerei beschäftigt war, und von New Orleans nach Natchez. Dort erfaßte ihn das Goldfieber und mit vielen Anderen ging er von New Orleans zu Schiff nach St. Francisco. Er hatte, als er auf’s Schiff kam, noch zehn Dollars im Besitz. Da sich aber herausstellte, da dieselben Falschgeld waren, so mußte er sich durch Dienstleistungen an Bord des Schiffes seine Ueberfahrt verdienen. Er kam mit leeren Händen in San Francisco an, doch erhielt er seine Wolldecke Logis und eine Mahlzeit. Dann ging er nach Sacramento. Er arbeitete hart in den Goldminen und legte hier den Grund zu seinem beträchtlichen Vermögen. Die Arbeit in den Minen war so schwer und mit solchen Strapazen verbunden, da er zu sagen

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August Steffen, Sr.

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pflegte: „An jedem erworbenen Dollar hängen die Schweißtropfen.“ Die Lebensmittel waren furchtbar theuer; für ein Pfund Mehl wurden fünf Dollars bezahlt und alles Andere im Verhältniß. Wie unsicher das Leben war, geht daraus hervor, daß eines Nachts, als er im festen Schlaf lag, ein Indianer in die Hütte drang, alle Nahrungsmittel stahl und ihm seinen Revolver, welchen er unter seinem Kopfkissen gelegt hatte, wegnahm. Er war froh mit dem Leben davon gekommen zu sein.

Nach vierjährigem Aufenthalt in den Minen kehrte er über Panama nach den Staaten zurück; ging dann direkt nach dem damals aufblühenden Städtchen Davenport, wo er am 1. Mai 1854 ankam. Er gründete dort eine Grocery an dem Platze, wo jetzt Schrickers und Rascher’s Eisenwaarengeschäft ist, und in dem Hause, welches jetzt an der Nordost-Ecke der Fünften und Scott Straße steht. Später ging Herr Steffen in’s Getreidegeschäft, welches er bis 1879 fortführte. Dann widmete er sich dem Schnittwaarengeschäft, das unter seiner umsichtigen Leitung und mit Hülfe seiner Söhne bald ungeahnte Dimensionen annahm. Er war einer der Gründer der Davenport Sparbank, sowie auch der First National Bank, und war von Anfang bis zu seinem Tode Direktor und Haupttheilhaber der beiden.

Wie Herr Steffen in allen geschäftlichen Unternehmungen vom Glück begünstigt war, so war er es auch in seinem Familienleben. Schon im Jahre 1856 vermählte er sich mit seiner Gattin, Frau Margaretha Steffen, geborene Gehrlicher von Coburg Deutschland, einer Halbschwester des Herrn G. S. Carl, langjährigem Kassirer der Citizens‘ National Bank.

Dieser überaus glücklichen Ehe entsprossen vier Kinder: Meta, jetzt Frau Dr. Carl Matthey, Alfred, in Sheboygan ansässig; Adela, jetzt Frau Aufderhaide, und August Steffen Jr., welcher schon viele Jahre des Vaters Stütze im Geschäft ist. Frau Steffen ist nie viel in die Oeffentlichkeit gekommen. Ihr Reich waren Haus und Familie. Sie erzog die Kinder und leitete den Hausstand. Musterhaft als Gattin und Hausfrau, wird diese ächt deutsche Frau geehrt und geliebt von Allen, die sie kennen.

Herr Steffen war durch und durch Geschäftsmann. Er liebte seine Arbeit. Er hatte die natürliche Begabung, ein großes Geschäft zu leiten. Er hatte die Besonnenheit die Voraussicht, die Combinationsgabe und die Kraft, seine Pläne auszuführen. Sein Erfolg war das natürliche Ergebniß seiner Charaktereigenheiten. Dabei war er aufrichtig, ehrlich und gewissenhaft. Er hatte durchaus keine Neigung für das öffentliche Leben; jedes hohe Amt, welches ihm

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von seinen Mitbürgern angeboten wurde, schlug er aus; aber er war immer mit dabei, wenn es galt, die Stadt zu verbessern.

Im Kreise seiner Familie war sein bester Platz. Er gab seinen Kindern eine gute Erziehung und sorgte dafür, daß sie das Deutsche gründlich lernten. Ueber ein halbes Jahrhundert hatte er schon in Amerika gelebt und doch war er deutsch geblieben und unterstützte Alles, was dieses förderte.

Sein neues Vaterland hielt er hoch und wußte auch die guten Eigenschaften der Amerikaner zu schätzen.

B.H. Lahrmann. An der Ecke der zweiten und Rigley Straße in der guten alten Stadt Davenport, der Hochburg persönlicher Freiheit im Staate Iowa, steht ein altes, stattliches Haus, das noch heute, obgleich längst in andere Hände übergegangen, im Volksmunde „Lahrmann’s Halle“ genannt wird, und das mit Recht; der Name des alten Herrn B. H. Lahrmann sollte weiter leben unter den kommenden Geschlechtern; war er doch einer jener alten ehrenfesten Pioniere, die zu der Größe und Bedeutung der Stadt Davenport und Scott County’s den ersten Grundstein gelegt haben.

Herr B. H. Lahrmann ward am 5. September 1822 in Hilter bei Iburg, in der hannover’schen Landdrostei Osnabrück, geboren. Er lernte in seiner Jugend das Schmiedehandwerk und später trieb ihn der Wandertrieb aus der alten deutschen Heimath nach dem gelobten Lande Amerika. Im Jahre reiste er auf einem Segelschiffe ab und auf demselben Schiffe war mit ihm Frl. Wilhelmine Bergfeldt, seine spätere Gattin. Am 6. Januar 1843 landeten die Reisenden in New Orleans, von wo sie nach kurzem Aufenthalte weiter nordwärts nach St. Louis reisten, damals der bedeutendsten Stadt des Westens. Hier verheirathete er sich am 3. März 1843, mit seiner treuen Lebensgefährtin, die dann ihm über 50 Jahre lang in Leid‘ und Freud‘ treu zur Seite gestanden hat. 13 Jahre lang betrieb er dann in St. Louis eine Grocery. Im Jahre 1856 zog er dann nach Davenport, damals ein kleines Landstädtchen, wo aber schon zu jener Zeit ein ächtes gemüthliches deutsches Leben und Treiben sich entfaltete. Das war es denn auch, das Herrn Lahrmann veranlaßte, eine für damalige Verhältnisse sehr große Halle, „Lahrmann’s Halle“ zu erbauen. Hier versammelten sich denn auch alsbald alle Deutschen Davenport’s und Scott County’s; hier wurden alle Feste gefeiert, und hier ward auch der Grund zu dem deutschen Theater gelegt, das sich später in Davenport zu so ungeahnter Blüthe entfaltete. Später vermiethete er seine Halle und zog auf’s Land, wo

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B.H. Lahrmann. 

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er an der Hickory Grove Road eine Farm berwirthschaftete. Dann kam er wieder in die Stadt und schlug sein Heim in dem Hause No. 717 West 6. Straße, der früheren Turnhalle, auf, wo er denn auch am 1. Juni 1898 der Natur den letzten Tribut bezahlte.

Obgleich am Abend seines Lebens, da falsche Freunde sein Vertrauen mißbrauchten, den braven Mann schwere Schicksalsschläge trafen, so hat er doch immer stark und muthig dem Schicksale die Stirn geboten, ein ächter Mann, ein ganzer Mann.

Herr Lahrmann war ein aufrichtiger, ehrlicher Deutscher und an allen fortschrittlichen Bestrebungen nahm er regen Antheil. Nicht zum wenigsten ist es ihm zu verdanken, daß der deutsche Unterricht in den öffentlichen Schulen eingeführt wurde, und in dem Kampfe gegen Mucker und Heuchler stand er Schulter an Schulter mit den besten Bürgern unseres Gemeinwesens. Herr Lahrmann war natürlich auch ein eifriges Mitglied der Davenport Turngemeinde, der er seit 1856 angehörte.

Als Mitglied des alten Schützenvereins, des Vorgängers der jetzigen Schützengesellschaften, machte er im Jahre 1865 das zu Bremen abgehaltene Deutsche Schützenfest mit, wohin er mit der von Capt. Busch von Hoboken arrangirten Excursion sich begab. Er war in den 60er Jahren Supervisor von Scott County und in späteren Jahren Straßencommissär der Stadt Davenport und jedes Amt, das er verwaltete, hat er zur Zufriedenheit seiner Mitbürger geführt.

Bald nach seinem Tode legte auch seine treue Gattin sich zum letzten Schlummer nieder. Drei Kinder überleben das wackere Ehepaar: Herr Julius Lahrmann von St. Louis, Herr Otto Lahrmann, der beliebte Wirth „Unter den Linden“ in Davenport, und Frau Ernst Otto.

Des alten Bernhard Lahrmann aber wird man gedenken, so lange es noch Deutsche in Davenport giebt, und so lange als der alte, ehrwürdige Bau „Lahrmann’s Halle“ noch steht.

This Sindt. Zu den alten Deutschen, welche selbst bei dem Grundbau einer neuen Ansiedlung Hand anlegten und alle Phasen eine Pionierlebens durch eigene Anschauung und Erfahrung kennen lernten, gehört This Sindt, und viele der in dieser Skizze enthaltenen historischen Thatsachen stammen von ihm.

This Sindt wurde am 19. November 1824 in der Probstei, Holstein, Deutschland, geboren. Seine Eltern waren Hans und Anna Sindt. Ihr Mädchen-Name war Lang, geboren im Kirchspiel Schönberg. Sie starb in Deutschland. Er kam nach Amerika in

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This Sindt.

 

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1854 und starb hier in 1858. Nachdem er durch die Dorfschule war erlernte er das Klempner-Geschäft. Als im Jahre 1847 der Krieg zwischen Dänemark und den Herzogthümern Schleswig-Holstein seinen Schatten schon vorauswarf und er von der dänischen Regierung zum Militärdienst eingefordert wurde, entschloß er sich, um nicht gegen seine Brüder und sein Vaterland fechten zu müssen, nach Amerika zu gehen und so kam er denn am 21. Juni in Davenport an und bald war er hier als Klempner thätig.

In 1850 verheirathete er sich mit Frl. Abel Stoltenberg einer Tochter des alten Ansiedlers Hans Stoltenberg, welcher sich schon in 1847 auf einer Farm vier Meilen von Davenport niederließ und der Gegend den Namen Probstei beilegte. Acht Kinder entsprossen dieser Ehe, fünf Söhne und drei Töchter, wovon sieben noch am Leben sind. Mit seiner Frau lebte er in glücklicher Ehe, doch starb sie ihm schon in 1872. Seitdem hat er mit seinen Kindern die Wirthschaft geführt  Im Jahre 1855 gab er Gesundheit wegen sein Geschäft auf und zog auf seine fünf Meilen von Davenport entfernte Farm, welche nun schon 45 Jahre sein Wohnsitz ist.

Als Landmann hat er bedeutende Erfolge zu verzeichnen, denn außer seiner schönen Farm in Scott County hat er noch verschiedene Ländereien in Benton und Ida County; und hat er jeden Theil derselben aus wilder Prairie in schönes kultivirtes Ackerland verwandelt. Seit vielen Jahren ist es seine Gewohnheit, zweimal in Jahre seine Farmen zu besuchen, und wenn er kommt, ist er ein überall gern gesehener Gast.

Außer seiner Landwirthschaft nahm er besonders Interesse an den Schulen. Er ging von der richtigen Idee aus, daß zum Aufbau einer guten Landschule drei Punkte in Betracht kommen, nämlich: Ein großer Distrikt, ein modern eingerichtetes Schulgebäude und ein tüchtiger Lehrer. Während seiner 25jährigen Thätigkeit als Schuldirektor und Präsident der Schulbehörde sorgte er dafür, daß seine Ideen verwirklicht wurden, und er hat jetzt die Genugthuung, einen Schuldistrikt und eine Schule gegründet zu haben, welche als Muster angesehen werden müssen und in seiner Landschule im Staate wird dem Lehrer ein höherer Gehalt bezahlt und seine Stelle so unabhängig gemacht, als im unabhängigen Schuldistrikt Nr. 2 von Davenport Township. Ausgezeichnete Schüler gingen aus dieser Schule hervor und dies alles ist hauptsächlich sein Werk.

Dem County diente er drei Jahre als County-Supervisor und arbeitete als solcher für die Errichtung von Brücken und Verbesse-

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rung der Landstraßen. Er war auch einer der Gründer der ersten deutschen Schule und der ersten deutschen Liedertafel in Davenport.

Er ist ein eifriger Politiker und nimmt an jedem Wahlkampf von Bedeutung lebhaften Antheil. Der Kampf ist ihm eine Freude. Er ist zwar Republikaner, doch hält das ihn nicht ab, seinen eigenen Weg zu gehen, wenn die Verhältnisse es verlangen. Von der Natur mit gutem Humor, lebhaftem Temperament, Willenskraft und schneller Auffassungsgabe ausgerüstet, ist er im Stande, alle Schwierigkeiten des Lebens zu überwinden. Er ist aller Engherzigkeit abhold und ein begeisterter Verfechter der Freiheit und der Gerechtigkeit. In allen seinen Handlungen hält er sich an den alten deutschen Wahlspruch: „Ein Mann, ein Wort!“ Für ihn gilt der Mann, nicht der Mammon. Der Arme, der Niedergedrückte geht nicht umsonst zu ihm. Durch seine lange Erfahrung und scharfe Beobachtungsgabe hat er eine freie Lebensanschauung und eine gewisse Lebensweisheit gewonnen, und Mancher hat sich schon Rath und Hilfe von ihm geholt.

John Berwald. John Berwald wurde am 28. Juli 1852 in Davenport, Iowa, geboren und besuchte die hiesigen Schulen. Von seiner Kindheit bis zum Jahre 1890 war er im Buchhandel und Spielwaaren-Geschäft thätig. Zur Zeit ist er Versicherungs- und Passage-Agent und Sekretär und Schatzmeister der „American Brewing Co.“ Er verheirathete sich mit Frl. Sophie Brauch. Zwei Kinder: Anna und Walther beglücken diese Ehe. 

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John Berwald.

Herr Berwald gehört zu den populärsten Persönlichkeiten der Stadt Davenport. Er nimmt großes Interesse am Vereinsleben. Er ist Mitglied der Klaus Groth Gilde, der Gesangssektion, des Davenport Turnvereins, Busineß Men’s Ass’n, Odd Fellows, Academy of Science, Associated Charities des Outing Club,

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Plattdütsche Unnerhollungs-Club, des Ordens Prince of Iron, der Veteranen-Feuerwehr, der Freien Deutschen Schulgemeinde und der Vereinigten Sänger. Im Jahre 1895 wurde er mit großer Majorität zum städtischen Aldermann gewählt und zwei Jahre war er im Interesse seiner Constituenten in diesem Amte thätig; doch lehnte er mit Bestimmtheit eine Wiederwahl ab.

Unter den Deutschen der jüngeren Generation ist er der rührigste. Wo es etwas zu thun giebt, ein gutes Werk anzufangen und durchzusetzen, ob dies von einem Verein oder vom Volke ausgeht, da ist John Berwald sicherlich zu finden. Er hat die Eigenschaft, Alles geschäftsmäßig und systematisch anzufangen, und dazu kommen noch sein Enthusiasmus und seine Energie, welche wohl seinen Einfluß erklärlich machen.

Zu dem großen Erfolg des Sängerfestes (1898) trug er als Präsident der Vereinigten Sänger den größten Theil bei. Ihm verdankt die Klaus Groth Gilde ihren Aufschwung, und für das wunderbare Wachsthum der Davenport Turngemeinde während der letzteren zwei Jahre ist er in erster Linie zu nennen.

Er ist hier geboren, doch giebt es keinen ächteren Deutschen als ihn. In seinem Fühlen, Denken und Handeln ist er deutsch und an dem Bestreben das Beste des Deutschthums dem nationalen Charakter einzuverleiben nimmt John Berwald das höchste Interesse. Deutsches Theater, Schule und Gesang finden in ihm einen Freund, und doch versteht er dem Guten aller hier vertretenen Nationalitäten Rechnung zu tragen und die schönen Züge des Amerikaners zu würdigen. Er ist der Typus eines waren Deutsch-Amerikaners.

Gustav Becker. In Davenport und überall, wo der Name der deutsch-amerikanischen Stadt Davenport bekannt, kennt man Gustav Becker, einen der bekanntesten und zugleich beliebtesten Wirthe des Westens, der seit Jahren eine der besuchtesten und gangbarsten Wirthschaften daselbst besitzt.

Herr Becker wurde am 8. Dezember 1848 in Tschirnau, Kreis Guhrau, geboren. Nachdem er die guten Schulen seiner Heimath genossen hatte, lernte er das Kaufmannsgeschäft und verbrachte fünf Jahre in demselben in der deutschen Kaiserstadt Berlin. Im 21. Jahre kam er, in 1869, nach Amerika, zuerst nach Detroit, wo er nach nur einjährigem Aufenthalt Reisender für ein Engros-Wein-, Liqueur- und Cigarrengeschäft wurde und sich eine weite Bekanntschaft, sowie Lebenserfahrung erwarb .

Im März 1876 kam er nach Davenport und eröffnete eine Wirth-

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Gustav Becker.

 

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schaft.  Von 1880 bis 1888 war er in Lahrmann’s Halle und übernahm dann die Turnhalle, die er drei Jahre erfolgreich führte. Danach eröffnete er sein jetziges Lokal an der Ecke der Brady und Zweiten Straße, die sich einer großen Kundschaft erfreut. Wer nach Davenport kommt, geht zum Gustav Becker. Er ist freundlich, gesellig und freigebig.

Am 20. Juni 1872 heirathete Herr Becker Frl. Wilhelmine Ruehle, mit der er fünf Kinder hatte, wovon noch drei am Leben sind, nämlich: Oswald, ein Apotheker in Denver, Col., und die Frl. Lina und Alice Becker.

Heinrich Lambach. Die Jahre 1847–1855 brachten uns viele tüchtige Freiheitskämpfer, Männer, denen jede Art Sklaverei ein Gräuel war. Zu diesen gehört auch Herr Heinrich Lambach.

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Heinrich Lambach.

Heinrich Lambach wurde am 7. Juli 1815 in der Nähe von Essen, Westphalen, geboren und starb am 19. Jan. 1899 in Davenport. Nach Absolvirung der Volksschule arbeitete er unter seinem älteren Bruder als Geometer in der Kataster-Abtheilung der Regierung. Doch bald darauf faßte er den Entschluß, sich dem Schulfache zu widmen, und besuchte er das Lehrerseminar in Soest, wo er mit dem verstorbenen Wilhelm Riepe gute Kameradschaft schloß.

Der Lehrerberuf sagte ihm aber nicht zu und deshalb nahm er

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wieder Stellung als Geometer an der Köln-Mindener-Eisenbahn, wo er drei Jahre verblieb.

Dann kam das Jahr 1848 mit seiner revolutionären Bewegung, welcher er sich mit Eifer anschloß. In Hamm wurde er mit Friedrich Kapp, Christian Effeln und andern Führern der Volksbewegung befreundet. Nach dem Fehlschlage der Revolution begab er sich mit seiner jungen Gattin nach Amerika und zwar direkt nach Davenport, in dessen Nähe schon drei seiner Brüder lebten.

Hier in Iowa versuchte Hr. Lambach sich eine Zeit lang als Farmer. Nach einigen Jahren bekam er durch Vermittlung von Ex-Richter James Grant von 1853-1856 als Vermesser und Zeichner eine Anstellung an der Mississippi & Missouri-Bahn, sowie auch an der Strecke zwischen Chicago und Rock Island. Von 1857-1858 bekleidete er das Amt des Stadt-Ingenieurs von Davenport. Später besorgte er Vermessungen und Spezifikationen für die Burlington-Route und von 1865-1869 stand er im Dienst der Union Pacific-Bahn für welche er Vermessungen und Berechnungen in Nebraska und dem fernen Westen ausführte. Erst als am 10. Mai 1869 bei Promontory am Salzsee der goldene Nagel in die letzte Verbindungsschiene der Central- und der Union Pacific-Bahn auf die aus Lorbeerholz gefertigte Bahnschwelle geschlagen wurde, d. h. als der große Ueberlandweg von Omaha bis San Francisco, eine Distanz von 1914 Meilen vollendet war, kehrte Herr Lambach wieder nach Davenport zurück, wo er bis 1880 als Zeichenlehrer an den öffentlichen Schulen wirkte. Seit der Zeit hat er in dem wohlverdienten Ruhestand seinen eigenen Neigungen nach gelebt, sich mit Gartenbau, Malerei und ähnlichen Liebhabereien beschäftigt. Er war ein aufmerksamer Beobachter aller städtischen Verbesserungen, und wenn ihm etwas nicht gefiel, da war er flugs mit der Feder in der Hand da, um es zu rügen, und wenn er auch nicht immer das Richtige traf, so hat er doch immer das Beste gewollt. Er liebte überhaupt den Kampf, und wo sich eine Gelegenheit bot auf dem Gebiete der Idee einen Strauß auszufechten, da war er mit dabei, und er war kein gewöhnlicher Gegner, denn er führte eine scharfe Klinge. Verheirathet hatte sich Herr Lambach im Jahre 1848 in Hamm, Westphalen, mit Frl. Mathilde Schmidt, welche ihm eine verständige und treue Lebensgefährtin war. Von den Kindern dieses Ehepaares sind die folgenden vier am Leben: Lina, Frau Julius Lehrkind, in Bozeman, Montana; Hugo, in LeClaire; Fritz, Inhaber des Pariser Gartens; und Tillie, Lehrerin an der öffentlichen Schule.

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Er gehörte der Turngemeinde an und war Freimaurer. Er war ein braver und geachteter Mann und der Demokrat schrieb anläßlich seines 80jährigen Geburtstages: „Sein Lebenslauf ist sehr reich an wechselvollen Ereignissen gewesen; aber trotz der Stürme, welche oft sein Lebensschiff wild umtosten und dasselbe hierhin und dorthin war- hat er sich jederzeit jene philosophische Ruhe und jenen erhabenen Gleichmuth zu bewahren verstanden, welche ihren glücklichen Besitzer aller Schicksalstücken spotten und ihn aus allen Widerwärtigkeiten siegreich hervor gehen lassen. Herr Lambach war in seiner zähen Kraft ein Prototyp des echten Sohnes der rothen oder der rauhen Erde. Seiner philosophischen Lebensauffassung in Verbindung mit einer bis in’s hohe Alter gewissenhaft geübten vernunftgemäßen Lebensweise, verdankte er seine wahrhaft jugendliche Rüstigkeit, die wunderbare Harmonie zwischen einem gesunden Geiste und einem gesunden Körper.

William O. Schmidt. Zu den bedeutendsten und populärsten Volksmännern deutscher Abkunft in Iowa, deren Davenport und Scott County so viele nach den Hallen der Gesetzgebung geschickt hat und welche ihrem County, dem Staate und dem Deutschthum Ehre eingelegt haben, gehört in erster Reihe der noch junge Deutsch-Amerikaner, der Achtb. William O. Schmidt, ein Mann, der nebst einer gründlichen Ausbildung als Jurist, mit besonderen Naturgaben als Volksredner und Volksvertreter ausgestattet ist, und dessen Name weit über die Grenzen des Staates hinaus bekannt ist.

Herr Schmidt wurde am 9. Juni 1856 in Davenport, Ia. Geboren. Er ist ein Sohn des in 1810 in Oldenburg geborenen und in 1834 nach St. Louis eingewanderten Johann Schmidt, ein Bootmann. Die Mutter, Margarethe Schmidt, geb. Schricker, war in Baiern gebürtig und wurde in 1848 in St. Louis mit Herrn John Schmidt ehelich verbunden. Herr Schmidt, Sr., kam in 1850 nach Davenport und zwei Jahre später folgte ihm seine Familie dahin.

Nachdem er die öffentlichen Schulen und auch die freie deutsche Schule Davenport absolvirt hatte, studirte Herr Wm. O. Schmidt in der Iowa Staats-Universität in Iowa City und graduirte mit Ehren aus dem Rechts-Departement in 1877. Gleich darnach eröffnete er in seiner Heimathstadt eine Office zur Rechtspraxis und praktizirte zehn Jahre, bis 1889 allein. Darnach wurde Herr Henry Vollmer, der während vier Termine Bürgermeister von Davenport gewesen, Geschäftstheilhaber unter der Firma Schmidt und Vollmer, welche noch besteht und eine der bedeutendsten und erfolgreichsten Rechtsfirmen des Staates ist.

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Achtb. William O. Schmidt.

 

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Herr Schmidt trat frühzeitig in das politische Leben ein und zwar als Demokrat, wie sein Vater vor ihm, der zu den alten Demokraten vor dem Rebellionskrieg gehörte. Das erste Amt des Herrn Schmidt war Alderman der Ersten Ward und wurde er als Demokrat mit 303 Stimmenmehrheit gewählt, während für die übrigen Candidaten eine republikanische Mehrheit von 450 abgegeben wurde. Obwohl er kaum das gesetzliche Alter (21 Jahre) erreicht hatte, wurde er sofort dem Finanzausschuß des Stadtraths beigefügt und ist es seinen Bemühungen zuzuschreiben, daß zum ersten Male eine systematische Buchführung in der städtischen Verwaltung eingeführt wurde. Während er im Stadtrathe war, wurden ein besoldetes Feuerwehr-Departement und andere weitgehende, öffentliche Verbesserungen eingeführt. In 1880, während er noch Alderman war, wurde Herr Schmidt als Demokrat in die 19. General-Assembly des Staates gewählt, und zwar mit einer Stimmenmehrheit von 2500. Dieses war seiner persönlichen Popularität, sowie dem politischen Umschwung in Folge der prohibitionistischen Stellung der rep. Partei zuzuschreiben. In 1884 wurde Herr Schmidt gegen Herrn John C. Bills, einen der höchstgestellten Männer des Staates, zum Senator mit einer großen und vier Jahre später für dasselbe Amt mit einer erhöhten Mehrheit von 4500 Stimmen gewählt. Er lief dem demokratischen Gouverneurs-Candidaten, H. Boies, mehrere hundert Stimmen voraus.

In der Gesetzgebung – im Repräsentantenhaus wie im Senat – zeigte sich Herr Schmidt als der richtige Mann auf dem rechten Platz. Furchtlos und unerschrocken bekämpfte er mit wahrem Eifer die Feinde der persönlichen Freiheit und wurden seine weisen Reden von Freund und Feind mit mehr als gewöhnlichem Interesse gehört und von den letzteren gefürchtet. Die, seiner Zeit viel bespochene und beschriebene freie und stark kritisirte Schmidt-Lizens-Bill entstammte seiner Feder und gab ihm den Ruf des großen Prohibitions-Bekämpfers des Staates Iowa. Seine Bill war der Lage und dem Zeitpunkt angemessen und erst in späteren Jahren wurde deren Werth von den Prohibitionsgegnern allgemein anerkannt.

Herr Schmidt ist Demokrat geblieben, trotz der politischen Wirren der letzten vier Jahre. Er konnte aber seiner Ueberzeugung gemäß nicht mit den Silber-Demokraten zusammen wirken und schloß sich in 1896 der gold-demokratischen Bewegung an. In 1897 lief er als Gold-Demokrat für Senator und trotzdem die Silber-Demokraten

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ihren eigenen Candidaten hatten, erhielt er über 2000 Stimmen – 1200 mehr als der Gouverneurs-Candidat auf seinem Ticket.

Herr Schmidt gehört zur Pythias Ritter Loge, ist Turner, Freimaurer, Mitglied des Mystic Shrine und Besitzer des 32. Grades des Freimaurer-Ordens, auch Trustee des freien deutschen Schulfonds, Direktor der Iowa National Bank und der Davenport Sparbank und ist mit vielen andern öffentlichen Körperschaften eng verbunden. Er ist Eigenthümer des großen Schmidt-Bank- und Office-Gebäudes an der Ecke der Zweiten und Harrison Straße und mit irdischen Gütern wohlbestellt.

Henry Vollmer. Ein noch junger Mann mit einer äußerst bewegten, ereignißvollen Vergangenheit ist Herr H. Henry Vollmer, dessen Ruf als Politiker, Volksredner und als Volksvertreter in die entferntesten Ortschaften der Nordstaaten gedrungen ist, denn seine silberklingende Stimme ist auf den Rednerbühnen der bedeutendsten Städte der Ver. Staaten belauscht und applaudirt worden.

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Achtb. Henry Vollmer. 

Herr Vollmer wurde am 28. Juli 1867 in Davenport geboren. Sein Vater, Henry Vollmer, war in Bremen und seine Mutter, Dorothea (geb. Plambeck) in Holstein geboren. Herr Vollmer hat sein ganzes Leben in Davenport verbracht und hat die Volks- und Hochschule von Davenport, sowie den Cursus für Jurisprudenz in der Iowa Staats-Universität absolvirt und vervollständigte sein Rechtsstudium durch einen Cursus an der Georgetown Universität in Washington, D. C. Mit dem 21. Jahre wurde er zum Distributions-Clerk des Abgeordneten-Hauses in Washington ernannt, eine Stelle, welche er anderthalb Jahre bekleidete. Ein Jahr darnach wurde er zum Stadtrathsmitgliede der Vierten Ward in Davenport gewählt und wie er das 25. Jahr erreicht hatte, wurde er

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Zum Bürgermeister gewählt und dreimal nachher wiedererwählt. Wie mit seinem populären Vorgänger, Herrn Ernst Claussen, schienen die Bürger geneigt zu sein, ihn für immer zu erwählen. Herr Vollmer ist gegenwärtig Mitglied der Schulbehörde der Stadt.

Herr Vollmer ist Demokrat seit seinem Eintritt in das öffentliche Leben und hat der Partei große Dienste geleistet. Jedes Jahr seit er das gesetzliche Alter erreicht, (ausgenommen in 1896, als er seine Dienste dem nationalen Comite der Gold-Demokratie weihte) hat er, den Anforderungen des demokratischen Staats-Central-Comites gemäß, Campagne-Reden gehalten. Vor sieben Jahren war er temporärer Vorsitzer der Staatsconvention in Des Moines und war seine daselbst gehaltene Rede ein Meisterstück der Beredsamkeit. Es giebt in der That wenige Volksredner, welche sich einer schöneren Blumensprache bedienen, oder in ausgewählteren Worten, mit strengster Logik und reicherem Sinn ein Publikum fesseln können wie Herr Vollmer. Er war auch Delegat zu der vorletzten National-Convention der Partei. Seit der gerechten Entrüstung über die ungerechte Kriegführung der Engländer gegen die Buren in Transvaal, hat Herr Vollmer an vielen Anti-Imperialistischen und den Buren günstigen Demonstrationen als begeisterter Redner Theil genommen. Herr Vollmer ist Mitglied der Firma Schmidt & Vollmer und ist sie eine der stärksten und bedeutendsten Rechtsfirmen im Staate. Von Kindheit an hat er der Davenport Turngemeinde angehört und ist Turner im vollen Sinne des Wortes, Verehrer Vater Jahns und ein eifriger Befürworter der körperlichen und geistigen Entwicklung der Menschheit. In Folge der vielen Dienste, welche er seiner Stadt und seinem Staate freigebig geleistet hat, zählt Herr Vollmer zu den gefeiertsten Männern der Oeffentlichkeit im Staate.

Jakob Strasser. Keinem Manne hat das Musik liebende Publikum mehr zu verdanken als Herrn Jakob Strasser.

Er kam schon im Jahre 1846 nach Amerika und in 1855 nach Davenport. Hier war er nicht nur Mitbegründer des Theater-Vereins, sondern er organisirte sogleich die weit bekannte „Union oder Strasser´s Band“. Diese Kapelle, welche nun schon 45 Jahre exisitirt, hat ganz Bedeutendes auf dem Gebiete der Orchester-Musik geleistet und wohl wenige Musik-Chöre haben eine solche berühmte Geschichte hinter sich. Er war es, der die klassische Musik hier einführte und erfolgreich Propaganda für dieselbe machte. Noch viele der alten deutschen Bürger Davenports erinnern sich mit Vergnügen, ja mit einer gewissen Begeisterung der herrlichen Genüsse, welche er ihnen mit sei-

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nem Orchester in der alten Theater- und Turnhalle bereitete und der Geist, den er demselben einhauchte, scheint darin fortzuleben. Die Zeit kann seinen Ruhm kaum verwischen.

Georg Metzger. Ein in allen Kreisen beliebter Mann in Davenport, und man kann sagen weit im Staate hinaus, ist der gegenwärtige Postmeister der Stadt Davenport, Georg Metzger, der, obwohl einer der standhaftesten Republikaner, dennoch unter den Demokraten warme Freunde hat.

Herr Metzger wurde am 13. April 1845 in Stetten in der Rheinpfalz, Baiern, als Sohn des Piano- und Orgelfabrikanten Anton und der Frau Elisabeth Metzger (geb. Richter) geboren. In 1850 kam Georg Metzger, als er fünf Jahre alt war, nach Amerika und zwar nach Troy, N. Y., wo er die besten öffentlichen und Privatschulen genoß und zugleich deutschen Unterricht erhielt. Als der Rebellionskrieg ausbrach, trat der junge, patriotisch gesinnte Metzger in die Unions-Armee, und zwar in Compagnie J des 125. New York Infanterie-Regimentes, in welchem er drei Jahre tapfer diente und am 7. Juli 1865, nach Schluß des Krieges, in Albany, N. Y., ausgemustert wurde. Er war in 23 der bedeutendsten und ereignivollsten Schlachten mit seinem Regiment in der Potomac-Armee betheiligt und wurde in der berühmten Schlacht von Gettysburg in der linken Seite der Stirne von einer Kugel getroffen und schwer verwundet. Er kam auf kurze Zeit nach Hause, sobald ihm seine Wunde dies erlaubte und heirathete am 1. August 1864 Frl. Sarah F. Coon (Kuhn), eine direkte Nachkommen der berühmten und geschichtlichen Holländerin Anneke Jean und reiste gleich denselben Tag wieder zu seinem Regiment zurück.

Im September 1869 übersiedelte er mit seiner Familie nach Scott County, Iowa und ging in Princeton, in demselben County in’s Kaufmannsgeschäft. Vor 25 Jahren ging er zu seiner ersten Liebe, dem Piano-Geschäft zurück und eröffnete eine Piano-Niederlage, die er seither fortgeführt hat.

John Metzger ist einer der einflußreichsten republikanischen Politiker im County und im Staate und war 25 Jahre lang Mitglied des County Central-Comites und 12 Jahre Vorsitzer desselben. Unter Gouv. Jackson und nachher unter Gouv. Drake war er Custodian (Verwalter) des Staatsgebäudes in Des Moines, eine hohe und verantwortliche Stelle, die ihm von dem jetzigen Gouverneur wieder angeboten, aber ausgeschlagen wurde. Seither, in 1898, wurde er zum Postmeister von Davenport ernannt; er hat diese Stelle soweit mit

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Georg Metzger

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Umsicht und zur vollsten Befriedigung Aller ohne Unterschied der Partei versehen.

Herr Metzger ist ein liberal gesinnter, generöser Mann und hat eine freigebige Hand für Alles, was Fortschritt bezweckt.

Von den neun Kindern, die aus der oben genannten Ehe entsprossen, sind noch fünf am Leben, nämlich: George Lincoln, Frl. Sarah E., Robert J., John H., und Mabel M. Metzger, sämmtlich wohlerzogene Kinder, die ihren Eltern Ehre und Freude machen.

Fr. S. Kahrmann. Herr Kahrmann war am 7. Jan. 1810 in Neuß bei Köln am Rhein geboren. Er besuchte in seiner Vaterstadt bis zu seinem 14. Lebensjahre die Volksschule und bereitete sich durch Selbststudium für seinen Eintritt in das Lehrer-Seminar vor, das dazumal unter den berühmten Pädagogen Dr. A. Diesterberg stand.

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Fr. S. Kahrmann.

Nach glänzend bestandener Prüfung wurde er zum Lehrer ernannt und wirkte er als solcher drei Jahre in Solingen und dann später nahezu 22 Jahre in einem Städtchen Rheinpreußens. Ein aufmerksamer und scharfer Beobachter aller politischen und volkswirthschaftlichen Vorgänge, konnte er die Unterdrückung des Volkes durch die damals herrschende Reaktion nicht ruhig mit ansehen und von demokratischen Prinzipien durchdrungen, zog er in Wort und Schrift gegen die Regierung und ihren schwachsinnigen König von Preußen los. Die Folgen blieben auch für ihn nicht aus; im Jahre 1854 mußte er den Wanderstab ergreifen und er suchte sein Glück wie so viele Gesinnungsgenossen hier in Amerika.

Wenige Wochen nach seiner Ankunft erhielt Herr Kahrmann ein Engagement an einer Privatschule in Franklin County, Mo., wo er

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zwei Jahre lang Unterricht in der deutschen Sprache, Mathematik, Naturlehre und Musik ertheilte.

1856 wandte er sich nach Quincy, Ill., wo er verschiedene Beschäftigung ergriff, nebenbei stets als Lehrer wirkend, wenn sich ihm eine Gelegenheit bot.

In der Zeit als Stehen A. Douglas und Abraham Lincoln als Bundessenatoren für den Staat Illinois aufgestellt waren, bestimmten eine Anzahl prominente amerikanische und auch deutsche Bewohner von Quincy Herrn Kahrmann, während der Wahlcampagne die Leitung des „Illinois Courier“, eines in deutscher Sprache zur Unterstützung Douglas‘ gegründeten Blattes, zu übernehmen.

Bei dieser Gelegenheit gewann er einen Einblick in das Treiben der amerikanischen Politik, und daß er davon nicht sehr erbaut war geht daraus hervor, daß er zu dem Entschlusse kam, sich niemals einer politischen Partei fest anzuschließen, sondern immer unabhängig zu bleiben und diejenige Partei zu unterstützen, die mit seinen Prinzipien am nächsten übereinstimme. Dieses hat er gehalten bis zu seinem Tode.

Im Jahre 1859 kehrte Herr Kahrmann nach Missouri zurück, lebte eine Zeit lang in Macon und dann in St. Louis, wo er abwechselnd als Lehrer und Farmer thätig war.

1866 wurde er nach Davenport berufen, wo er 14 Jahre als Leiter der Freien deutschen Schule fungirte. 1880 reichte er seine Resignation ein und widmete seine Zeit dem Privatunterricht und dem editoriellen Theile der „Reform“. Während der drei letzten Jahre redigirte er die „Iowa Reform“ und beabsichtigte er dies zu thun, so lange er im Stande war zu arbeiten. Er hielt Wort, denn seine letzte Arbeit lieferte er für die Spalten des ihm werthen Blattes.

Herr Kahrmann wohnte viele Jahre bei seiner Tochter, Frau Köchert, wo er auch am 24. März 1891 entschlief. Er war ein braver, freisinniger aufgeklärter Mann, der viel Gutes auf der Welt geleistet, dem zahlreiche jüngere Leute, denen er ein vortrefflicher Lehrer war, viel zu verdanken haben, und von welchen alle noch mit Lieb und Achtung seiner gedenken.

Johann Caspar Wild. Im Frühjahr 1845 kam der Landschafts- und Porträt-Maler Johann Caspar Wild, aus Zürich in der Schweiz gebürtig, nach Davenport, um sich hier niederzulassen. Er schuf das Gemälde „Davenport und Rock Island“, wovon eine Copie die Wand am Eingange des Gerichtsgebäudes („Court House“) ziert.

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Dieses Bild zeigt wie die jungen Städte waren, als sie noch an den grünen Ufern des großen Stromes schliefen, ehe die Welle des Fortschrittes sie aus ihrem Schlummer weckte.

Nur wenige von diesen Bildern befinden sich im Besitz der Bürger, und es braucht wohl nicht gesagt zu werden, daß die wunderbaren Veränderungen, welche in der Ansicht der beiden Städte von damals bis jetzt vor sich gegangen sind, diesen Gemälden einen bedeutenden Werth und hohes Interesse verleihen.

Julius Lischer. Davenport hat viele tüchtige, junge Deutsch–Amerikaner, und zu den Besten unter diesen gehört bestimmt Julius Lischer.

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Julius Lischer.

Julius Lischer wurde am 1. Juli 1866 in Davenport Ia., geboren wo er seither auch gewohnt hat. Er besuchte zuerst fünf Jahre eine deutsche Privatschule, nachdem die öffentliche Schule, und als er mit dieser fertig war, ging er zur Hochschule, wo er nach vierjährigem Besuch in 1885 graduirte. Dann zog er auf die Iowa Staats – Universität, nahm den vierjährigen Kursus in der Philosophie, vollendete denselben in 3 Jahren und erwarb sich 1888 den Titel „Bachelor“ der Philosophie. Hierauf widmete er sich weitere zwei Jahre dem Studium der Rechstwissenschaft und absolvirte die Universität in 1890. Er ließ sich darauf in Davenport als Rechtsanwalt nieder, und wurde sogleich zum Anwalt der Deutschen Sparbank ernannt, welchen Posten er noch jetzt inne hat. Er steht an der Spitze der Advokaten-Firma Lischer, Bawden & Real. Er war Präsident der Gesellschaft der Geschäftsleute („Busineß Mens‘ Association“) von Davenport und erster Sprecher der Davenporter Turngemeinde. Er ist seit 1896 Staatsanwalt von Scott County. Durch seine gründlichen Kenntnisse des Gesetzes, seinen Gerechtigkeitssinn, seine Energie und natürliche Beredsamkeit hat er sich

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einen bedeutenden Ruf erworben und gehört er zu den gesuchtesten Rechtsgelehrten dieser Stadt. Sein einfaches, leutseliges, herzgewinnendes Wesen macht ihm viele Freunde. Er ist zur Zeit wohl der populärste Beamte von Scott County. Als Politiker ist er ein eifriger Verfechter republikanischer Grundsätze und wird als einer der Führer in der republikanischen Partei betrachtet. Er ist ein einflußreicher Bürger dieser Stadt, und in seinem Charakter finden wir echt deutsche Züge ausgeprägt.

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Peter Nicolai Jacobsen.

Peter Nicolai Jacobsen. Peter Nicolai Jacobsen, Sr., einer der bekanntesten Bürger von Davenport] wurde am 24. März 1834 in Eckernförde, Schleswig, geboren. Als Fuhrmann machte er den Krieg gegen Dänemark mit. Er lernte das Müllerhandwerk und bereiste als Geselle Schleswig-Holstein und Dänemark. Er kam in 1857 nach Davenport; war drei Jahre Farmer und übernahm dann die Leitung der von Ex-Gouverneur Rusch gebauten Windmühle, die einzige dieser Art in der ganzen Umgegend. Im Jahre 1863 kaufte er das überall bekannte Farmer – Hotel in Nordwest – Davenport, welches noch jetzt sein Eigenthum ist.

In 1884 verlor er seine erste Frau und verheirathete sich zum zweiten Mal mit der Wittwe Pöhlmann. Alle seine Kinder sind noch am Leben: Frau Dora Dengler, Charles, Frau Anna Röschmann, Claus, Henry und Peter, der allgemein beliebte und geachtete Geschäftsmann, welcher im Jahre 1899 als Candidat für das beste Sheriffs—Amt auf dem demokratischen Ticket aufgestellt wurde. P. N. Jacobsen hat sich nie um ein öffentliches Amt beworben, doch hat er immer das größte Interesse an Politik, Gesang, Theater und Schule genommen. Seit 30 Jahren hat er niemals in einer Schulversammlung gefehlt und war in den Wardversammlungen fast immer der Vorsitzende. Er gründete das deutsche Theater in Nordwest-Davenport und war einer

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der Gründer des Nordwest-Davenport Turnvereins, des N. W. Davenport Kranken- und Unterstützungs-Vereins und der N. W. Davenport Liedertafel. Er hat eine unbegrenzte Vorliebe für Alles, was deutsch ist und ist zu jeder Zeit bereit, jede Bewegung zu Gunsten des [??], jede Hebung des Volkes zu unterstützen. Er ist ein echter Germane, kernig, urwüchsig, gerade, überhaupt ein Mann, der frei und unabhängig denkt, spricht und handelt.

Nicolaus Kuhnen. Er war der Mann der durchaus kein Amt haben wollte, aber aus reinem Pflichtgefühl lange im Schulrath [Schulrat] diente. Der sich aber um die Erziehung der Jugend sehr verdient gemacht hat, indem er der Stadt $20,000 vermachte, um eine Gewerbeschule in´s Leben zu rufen, vorausgesetzt die Bürger der Stadt brachten die Summe von $3000 auf. Leider thaten [taten] die Bürger nicht ihre volle Pflicht und das Vermächtniß ging verloren und fiel die Summe den Erben zu. Außerdem zeigte er so recht seine edle und freie Gesinnung indem er dem Schützen-Verein, der Turngemeinde und dem N. W. Davenport Turnverein je $1000 vermachte und dem Industrial Home und anderen Wohlthätigkeits [Wohltätigkeits]-Anstalten gleiche Summen vermachte. Nicolaus Kuhnen kam schon in den fünfziger Jahren nach Davenport, wo er sich durch schwere Arbeit und tüchtige Leitung seines Tabaksgeschäftes ein schönes Vermögen erwarb. Er war ein edler Mensch und ausgezeichneter Bürger, der wohl Vielen als Vorbild dienen kann.

Zu denen, die dem Volke Dienste geleistet haben gehört noch C. A. Fischer als Bürgermeister der Stadt Davenport und als Stadtanwalt. Ebenso Jacob Nabstedt und Henry Thuenen als Repräsentanten in der Staatslegislatur.

Die erste deutsche Kirche in Davenport war die Erste deutsche Methodisten-Kirche, welche in 1856 von Pastor Ulerich von Gun[?]hen, A. Petersen, J. Fölger, Conrad Ried, und F. Kraft gegründet wurde. Diese Gemeinde hielt zuerst ihren Gottesdienst in der englischen Methodisten-Kirche an der Ecke der 5. und Brady Straße ab; im Jahre 1858 jedoch errichtete sie ihre eigene Kirche an der Ecke der 6. und Warren Straße, wo sie seitdem ihre Andacht abgehalten hat. Die Gemeinde unterhält eine deutsche, sehr gut besuchte Sonntagsschule, und Hr. George Elnzerroth ist der jetzige Prediger.

August Timpe, geb. in Braunschweig am 23. März 1830, verließ seine Heimath [Heimat] als politischer Flüchtling und landete in Baltimore, Maryland, im Jahre 1853; kam nach Davenport in 1856 und arbeitete mehrere Jahre als Schriftsetzer und Lokal–Reporter am

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deutschen „Demokrat“; etablirte [etablierte] sich in 1866 in Davenport als Photograph, welchem Geschäfte er gegenwärtig noch vorsteht; er ist auch als „Gelegenheits-Dichter“ bekannt und erfreut sich als 70jähriger einer guten Gesundheit und eines frischen Humors.

Außerhalb Davenport giebt [gibt] es in Scott County verschiedene deutsche Ortschaften und Ansiedlungen wie Wolcott, Buffalo, New Liberty McCausland, Amity (hier existirte [existierte] s. Z. eine deutsche Colonie), Eldridge, Plain View u. s. w.

Wolcott ist ein hübsches Städtchen im westlichen Theile [Teile] des Countys und ist fast ausschließlich deutsch. Die Umgegend ist auch von Deutschen besiedelt und ist eine der fruchtbersten Gegenden in dem größten Ackerbau-Staat der Union. Unter den alten Ansiedlern des Städtchens ist der Achtb. Philipp Dietz, der sein County wiederholt in der Gesetzgebung mit Ehren vertrat, H. H. Sindt, Heinrich Peters C. F. Wischmann und Henry Rube.

Philipp Dietz. Einer der repräsentativsten Deutschen, den Scott County zur Gesetzgebung des Staates geschickt hat, ist Herr Philipp Dietz von Wolcott, Scott County, Iowa, dessen biederes Wesen und eindrucksvolle Erscheinung einen einflußreichen Freundeskreis unter den notablen Gesetzgebern schuf und ihn in den Stand brachte, Manches durchzusetzen, was viele Andere nicht vermochten. Er war und ist Demokrat, aber dessen ungeachtet war er stets unter den Republikanern wie unter den Demokraten beliebt und immer gern gesehen.

Herr Dietz wurde am 10. Januar 1838 in Echzell, Großherzogthum [Großherzogtum] Hessen, geboren und kam im Jahre 1852 als vierzehnjähriger Knabe mit seinen Eltern nach Amerika und in 1855 nach Walcott, wo er bis 1865 Landwirthschaft [Landwirtschaft] betrieb und dann in Walcott in den Vieh- und Getreidehandel ging und seither stets im selben Geschäfte gewesen ist. Dasselbe erstreckt sich nun weit im Westen und steht Herr Dietz in den Handelskreisen hoch angeschrieben.

Herr Dietz bekleidete viele Aemter, darunter war er 14 Jahre Trustee von Blue Graß Township, Scott County, und zwei Termine war er Bürgermeister von Walcott. Er wurde zweimal in die Gesetzgebung gewählt und war, wie gesagt, eines der thätigsten [tätigsten] Mitglieder derselben.

Am 24. Dezember 1859 wurde Herr Dietz mit Frl. Dorothea Rissen auf der Insel Fehmarn, welche zur [zu] Schleswig gehört, gebürtig, in den Bund der Ehe geschlossen und hatte das Ehepaar acht Kinder, von denen jedoch nur zwei am Leben sind, nämlich eine

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Achtb. Philipp Dietz.

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Tochter, Frau Luise Beh in Harlan, Shelby County, und ein Sohn, Ferdinand Dietz, der in Harris, Os[c]eola County, Iowa, ein Kaufmannsgeschäft führt.

Herr Philipp Dietz gehört zu den prominentesten Bürgern seines County und ist auch einer der beliebtesten, denn ein jeder, der ihn kennt, spricht nur Gutes über ihn und ist dieses, wenn er einst zu seinen Vätern einberufen wird, das schönste Denkmal, das er den Seinigen hinterlassen kann.

[image: H. G. Scharfenberg]

H. G. Scharfenberg. Unter den alten Ansiedlern von Scott Count[y] hat der Tod in den letzten 15 Jahren furchtbar aufgeräumt, und nur Wenige sind am Leben, die für die Dahingeschiedenen Zeugniß [Zeugnis] ablegen können. Es waren hart arbeitende fleißige Männer. Mit wenigem Gelde kamen sie in dieses Land; aber mit tüchtiger Arbeitskraft und mit der Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit. Deshalb hatten sie als Geschäftsleute und Farmer Erolfg und haben den Grund gelegt zu dem Reichthum und der freien Stellung von Scott County.

Einer dieser Männer war Herr H. G. Scharfenberg, der leider auch schon vor Jahren der Natur seinen letzten Tribut gezahlt hat. Herr Scharfenberg wurde am 13. Februar 1820 in Pansdorf, in der Nähe der freien Reichsstadt Lübeck geboren, wo er in seiner Jugend eine gute Erziehung genoß. Er war mehrere Jahre lang bei einem Justizrathe im Dienste und arbeitete dann als Inspektor auf einem Gute. Noch in Deutschland verheirathete er sich und im Jahre 1855 kam er mit seiner Gattin und einem Töchterchen in dieses Land und gleich nach Scott County. Während der ersten Jahre seines Aufenthaltes wohnte er in Davenport und verrichtete alle Arbeiten, die er erhalten konnte. Im Jahre 1858 pachtete er eine Farm von 40 Ackern in Blue Graß [Grass] Township

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einem Theil [Teil] von Miller´s Sektion. Im Jahre 1862 kaufte er in Hickory Grove Township 80 Acker Landes und zwei Jahre darauf noch die anstoßende Farm von 80 Acker. Hier erbaute er sich dann ein schönes Backsteinhaus. Wie alle anderen Farmer, die das Ihrige zusammenhielten, brachte er es zu einem behäbigen Wohlstand. Im Jahre 1879 verkaufte er seine Farm an Herrn W. H. Decker für 320 Acker Landes in Tama County. Nachdem er dann zwei Jahre lang sein Heim in Davenport aufgeschlagen, zog er nach Tama County hinaus und ließ sich auf seiner neuen Farm nieder. Leider war er an der Grenze seines Erdenlebens angelangt, eine kurze schwere Krankheit raffte ihn hinweg und am 18. März 1882 schied er aus dem Dasein, betrauert von seiner Gattin und seinen vier Kindern, von denen einer, Herr H. G. Scharfenberg, der wohl bekannte Freidenker, noch heute in Davenport wohnt.

Der alte Herr ward geachtet und geehrt von Allen, die ihn kannten. Hoch hielt er alle Zeit deutsche Sprache und deutsche Art. Er gab seinen Kindern eine tüchtige Erziehung, wohl einsehend, daß eine gute Schulbildung die Grundbedingung für das Fortkommen im Leben sei. Als Bürger war er für die Aufrechterhaltung der persönlichen Freiheit und gegen den Einfluß der Kirche in Schule und Staat. Er war ein ächter [echter] deutscher Mann und ein guter Bürger unserer Republik.

Buffalo.

Buffalo. In der kleinen Stadt Buffalo, die am unteren Ende von Scott County am Mississippi-Fluß liegt, hat das Deutschthum [Deutschtum] einstmals geblüht, aber heute ist aller Sang verhallt, und wenn auch die alte, stattliche Turnhalle noch steht, so wird darin nicht mehr geturnt und kein Lied aus deutschen Kehlen erschallt dort. Die alten Deutschen thaten [taten] Alles, was in ihren Kräften stand, um das Deutschthum [Deutschtum] aufrecht zu erhalten. Seit dem 1. August 1869, dem Geburtstage des alten, aber noch kräftigen John Murer hat das Deutschthum [Deutschtum] in Buffalo immer mehr Grund und Boden verloren. Die Alten sind noch deutsch bis an´s Herz hinan; aber in den Jungen ist nicht der rechte Schwung, sie sprechen, denken und fühlen nicht mehr deutsch.

Friedrich und Hugo Hoffbauer. Vater und Sohn, im Leben innig verbunden, eines Geistes und Sinnes, sollen sie hier auch gemeinschaftlich behandelt werden. Herr Friedrich Hoffbauer ward am 10. November 1816 zu Kopenhagen in Dänemark geboren,

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Hugo Hoffbauer.

 

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kam aber schon als dreijähriges Kind nach Nordhausen, wo er das Gymnasium durchmachte. Statt zu studiren [studieren], wie seine Brüder es gethan [getan], erlernte er bei seinem Onkel in der bierfreudigen Stadt München das Brau-Geschäft. Im Jahre 1835 heirathete [heiratete] er in Auleben (an der goldenen Aue) Frl. Mathilde Schneidewind. Im Jahre 1836 ward ihm ein Sohn geboren, dem er den Namen Hugo gab. Im Jahre 1848 wanderte die Familie Hoffbauer nach Amerika aus und Herr Friedrich Hoffbauer gründete in Watertown, Wis., eine Brauerei. Im Jahre 1852 ging die Familie per Boot den Fluß hinunter und landete in Rock Island. Da sich das Boot aber im Sturme vom Ufer losriß, kam man nach Davenport. In 1853 fing der alte Herr in Walcott, wo damals die L. R. J. & P.-Bahn gebaut wurde, ein Boardinghaus an und 1855-1857 bewirthschaftete [bewirtschaftete] er die in der Nähe vom Walcott belegene Hauser´sche Farm. Hugo, der inzwischen auf dem Dampfboote „Lamartin“ gearbeitet hatte, war jetzt in die Heimath [Heimat] zurückgekehrt und half dem Vater bei der Arbeit. In 1856 gab er seine erste Stimme ab, und zwar für John C. Fremont. Dann kam der Krieg. Hugo Hoffbauer trat in das vierzehnte Iowa Infanterie-Regiment, Compagnie A, als zweiter Leutnant ein und brachte es bald zum Kapitän, und vor der Beendigung des Krieges, in den letzten drei Monaten commandirte [kommandierte] er schon das ganze Bataillon. Folgende Schlachten machte er mit: Fort de Russey (14. März 1864), Pleasant Hill, La., (12. April 1864), Yellow Bayou, La., (18. Mai 1864) und die Campagne in Missouri, durch welche Price aus jenem Staate vertrieben wurde. Er war einer der Gründer und eifrigsten Stützen des Buffalo Turnvereins, Mitglied der Loge 72, A. O. U. W. (Buffalo). Mehrere Male war er Bürgermeister und 21 Jahre lang Schuldirektor.

Er ist zweimal verheirathet [verheiratet] gewesen. Zum ersten Male mit Frl. Virginia Meyers, die er am 9. Juli 1859 heirathete [heiratete]. Nachdem seine erste Frau im Jahre 1833 gestorben war, vermählte er sich im Jahre 1888 zum zweiten Male mit Frau Emily Mosler. Von den 10 Kindern sind folgende noch am Leben: Willie H. in Montana bei dem Brauer Lehrlind, Lulu H., verheirathet [verheiratet] mit Louis Reinbrecht, May H., Clerk in Hoffbauer´s  Store, und Louis H., der in Buffalo eine Sodawasserfabrik betreibt.

Herr Hoffbauer hat ein bewegtes Leben hinter sich; aber deutsche Sitte und Art hat er immer aufrecht erhalten.

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Franz Joseph Frank. Einer jener alten Deutschen Buffalo´s, in denen noch der alte deutsche Geist lebhaft ist, einer jener Männer, die selbstständig handeln und denken und denen im Kampf um den allmächtigen Dollar der Muth [Mut] der Ueberzeugung nicht verloren gegangen ist, ist Herr Franz Joseph Frank.

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Franz Joseph Frank.

Franz Joseph Frank ward am 17. Januar 1827 zu Waldsee, im Königreich Württemberg, geboren. Nachdem er bis zu seinem zehnten Jahre zur Schule gegangen war, half er bis zu seinem fünfzehnten Jahre seinem Großvater, der in einem Speditionsgeschäfte angestellt war, die Frachtscheine und sonstigen Dokumente ausschreiben. Drei Tage in der Woche wurden ihm zu diesem Zweck freigegeben, wo er die Schule nicht zu besuchen brauchte. Im Alter von 15 Jahren ging er bei einem Bau- und Möbel-Schreiner in die Lehre; als er ausgelernt hatte, ging er als siebzehnjähriger Jüngling auf die Wanderschaft. Mit 22 Jahren, (18[49]), ging er nach Amerika und zwar zuerst nach St. Louis, Mo. In 1850 ging er dann nach Beardstown, Ill., wo er drei Jahre verblieb. Hier verheirathete [verheiratete] er sich am 17. September 1850, mit Frl. Katharine Appell, mit der er 46 Jahre und 6 Monate in glücklicher Ehe lebte. Dieser Ehe entsprossen zehn Kinder, von denen neun am Leben sind. Im Jahre 1855 kam er nach Davenport und von da auf Anrathen [Anraten] von August Wentz nach Buffalo, wo er seitdem gewohnt hat. Im Jahre 1898 verheirathete [verheiratete] Herr Frank sich zum zweiten Male, und zwar mit der Wittwe [Witwe] des weiland Herrn Christian Müller, mit der in Glück und Zufriedenheit den Abend seines Lebens verbringt. Obgleich kein Politiker, hat Herr Frank doch verschiedene öffentliche Aemter versehen. 18 Jahre lang war er Schuldirektor und seit dreißig Jahren verwaltet er die öffentlichen Gelder der Stadt Buffalo. Er ist auch ein Mitglied der Loge 161, A. O. U. W. und ebenfalls einer der Gründer

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des Buffalo Turnvereins und eines der 11 treu aushaltenden Mitglieder. Ein einfacher, ächt [echt] deutscher Mann, das ist Franz Joseph Frank.

John Murer. In Erlendorf, im Königreich Bayern, ward Herr John Murer am 1. August 1827 geboren. Nach absolvirter [absolvierter] Schulzeit ward er im Jahre 1844 bei einem Möbel- und Bauschreiner in die Lehre gegeben. Nachdem er Geselle geworden war, ging er 5 Jahre in die Fremde und trat dann in der bewegten Revolutionszeit in Baden bei den Hecker’schen Freischaaren [Freischaren] ein. Am 22. Mai 1854 ging er dann nach Amerika. Zuerst arbeitete er in New York; dann wanderte er nach dem Lake Superior hinauf, wo er bei dem Kanal „Sault St. Marie“ Arbeit fand. Im November desselben Jahres verheirathete [verheiratete] er sich mit Fräulein Christine Kuhn, und entsproß [entspross] dieser Ehe ein Sohn, Herr John Murer Jr., der in Griswald, Caß [Cass] Co., ein Holzgeschäft betreibt. In demselben Jahre kam er nach Rock Island, wo er an der nach Camden (jetzt Milom) führenden Brücke als Zimmermann Beschäftigung fand. Am 22. Februar 1855 zog er dann nach Buffalo. Dreimal ward er hier zum Bürgermeister gewählt, viele Jahre lang war er Schuldirektor und heute noch ist er, (wie schon früher einmal 9 Jahre lang), Friedensrichter. Es war am Geburtstage dieses würdigen Greises, daß [dass] der Buffalo Turnverein gegründet wurde, und er trägt dazu bei, ihn nicht untergehen zu lassen. Denn John Murer ist deutschen Herzens und Sinnes; ein ganzer Mann, ein d e u t s c h e r [Hervorhebung aus dem Original übernommen] Mann.

Er ist so einer von den Alten,

Wie Wenige nur noch geblieben.

Und die Gelehrten uns geschrieben.

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Muscatine County.

M u s c a t i n e, Muscatine Co. Wie fast alle Städte am westlichen Ufer des Mississippi von Keokuk aufwärts, ist Muscatine hübsch gelegen – anmuthig [anmutig] möchte man sagen. Die Stadt hat gegenwärtig 15,000 Einwohner, könnte aber das sein, was Davenport heute ist, wenn die ersten Ansiedler mehr Unternehmungs- oder Fortschrittsgeist besessen hätten. Es ging Muscatine, wie einst der deutschen Stadt Guttenberg am oberen Mississippi in Clayton County, oberhalb Dubuque. Die Milwaukee Eisenbahn suchte einen Punkt auf der Iowa-Seite des Flusses, um ihre Bahn nach dem Westen und Norden von Iowa zu bringen, und hätten zu jener Zeit die Geschäftsleute von Guttenberg etwas gewagt, so wäre McGregor, 12 Meilen oberhalb, nie aufgekommen, und Dubuque wäre nie das geworden, was es heute ist. Und so ging es Muscatine. Hätten z. B. die Muscatine Geldleute der Rock Island-Eisenbahn Das [das] geboten, was die Bahn verlangte, und was sie auch leicht leisten gekonnt, so wäre die Hauptbahnlinie anstatt via Davenport und Des Moines via Muscatine und Oskaloosa gelegt worden. Aber dennoch ist Muscatine eine hübsche Stadt geworden. Als Schreiber dieses die kleine Bergstadt in 1849 zum ersten Male sah, machte sie einen malerischen Eindruck auf ihn, der in den vielen Jahren nicht verwischt worden ist.

Muscatine trug vor 1837 den Namen Bloomington, später, nachdem eine neue Eintheilung [Einteilung] der Counties des damaligen Wisconsin Territoriums erfolgte und Bloomington zum Gerichtssitz des County gemacht wurde, in Muscatine umgetauft, welches der Name des County war. Damals zählte das Städtchen etwas mehr denn 50 Einwohner. In 1840, als das Gerichtsgebäude im Bau begriffen war, zählte das Städtchen schon 507 Einwohner, aber gut gezählt. Unter den ersten Deutschen war Henry Molis der Büchsenschmied, der ein Geschäft daselbst eröffnet hatte. In 1851 wurde Muscatine als Stadt incorporirt [inkorporiert] – bis dahin war es ein Dorf.

In dem Aufbau und der Entwicklung der Stadt haben die Deutschen vielfach mehr gethan [getan], als die alten, vor ihnen gekommenen Anglo-Amerikaner. So waren es ausschließlich Deutsche, welche die erste Chemische Feuerwehr-Compagnie gründeten. Gust. Schmidt war deren erster Präsident und M. Saal, W. F. Eichoff, John Neibert, Herm. Schmidt, J. Köhler, Barney Schmidt, Thos. Kern, Sr., Ernst Schmidt u. A. gehörten zu den Mitgliedern.

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Die Deutschen haben aber auch die sämmtlichen [sämtlichen] Industrien der Stadt in ihren Händen, so z. B. ist die Hüttig Bros. Manufaktur-Gesellschaft eine der größten Thür [Tür]- und Fensterrahmen-Fabriken im Staate; die Sägemühlen des Herrn Herschey; die Perlmutter-Fabrik des Herrn Fritz Böpple; die Kistenfabrik von Wilhelm Kaiser und Chas. Mosque; die Böttcherei von Fritz Meyer, und so sind auch die Deutschen an der Spitze der Handels- und Geschäftshäuser.

Im Dezember 1897 gab der energische Redakteur und Herausgeber des „Deutscher Anzeiger“ eine hübsch illustrirte [illustrierte] Festnummer heraus, in welcher er u. A. Nachfolgendes über die Deutschen Geschäftsleute von Muscatine brachte:

„Da ist das große von Herrn Wilhelm begründete, jetzt von seinen Söhnen Will. und Chas. Mull geführte Großhandels-Geschäft[,] das von Herrn Fred Dant geleitete große Geschäft gleichen Charakters, da haben wir die Geschäfte der Herren Achter, Bodman[,] Barney Schmidt, Christ. Gremmel, Chas. Richard, Hy. Geiß, Geo. Reuling, F. Reppert, Hermann Gremmel, P. Leysen, Alex Großheim, Hy. Wasserman, E. Reinemund, C. Zeidler, E. Rosenbaum, F. Nesper, John Knopp, C. Braunwart, J. Fisch, J. Heß, J. Nierel, Schröder & Zoller, J. Havercamp, C. Otto & Söhne, G. Schmidt und Bro., S. & L. Cohn, Geo. Eichenauer, Fred Feu, F. Gerdes, H. Molis, Gebrüder Wittich, Chas. Fuller, Oscar Großheim, F. Gottbrecht, L. C. Lange, Geo. Volger, Hy. Eigenmann, Jos. Winkler, John Kleinfelder, John Nester, Frank Eitman, Otto Schmitz, Geo. Boch, M. Kautz u.s.w. Fürwahr die Deutschen scheinen die Geschäfte unserer Stadt fast gänzlich zu handhaben.

„Und wem fallen da nicht alle die bekannten Namen der alten deutschen Ansiedler, die in den letzten zehn Jahren das Zeitliche gesegnet haben, ein. Welcher Deutsche kann wohl z. B. von der Turnhalle sprechen, ohne sich des alten Bernhardt, (genannt „Sach“) Kranz, Butz, Henry Fuller? u. A., zu erinnern. Wer hat nicht dort zum Abschiede oftmals die so tragische „Trähne“ [Träne] des alten Bernhardt mitangehört? Wer entsinnt sich nicht der manchmal höchst lebhaften Versammlungen im Turnverein, oder auch der gemüthlichen [gemütlichen] und lustigen Dilettanten-Theatervorstellungen nebst Tänzen?

„Und da kommen dann wieder die Zeiten der ersten Turner in’s Gedächtniß [Gedächtnis]. Die Tage, als Hy. Geiß noch der Herr Regisseur war und die Herren Fred und Chas. Tappe, Gustav Herman und Barney Schmidt, Aug. Deutschmann, Sam. Cohn, John Höhl, Wm. Neibert, Jacob Worst, John und Geo. Köhler, John Hartmann u.s.w., noch

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regen Antheil [Anteil] an den Versammlungen und Theater-Vorstellungen in „Hare’s Halle“ nahmen, wo der Geschichte gemäß manchmal der eine oder der andere freche Eindringling per Schub die Treppe hinunter expedirt [expediert] wurde!“

Aber nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Umgegend sind die Deutschen zahlreich vertreten wie aus nachstehendem Verzeichniß [Verzeichnis] des „Deutscher Anzeiger“ zu ersehen ist:

„Da haben wir Herrn Chas. Leiendecker, einen der größten Landeigenthümer [Landeigentümer] in der Nachbarschaft, den ewig fidelen Gärtner Wilhelm Degner, den August Jesse, Jakob Wekerlin, August Kretschmar, Georg Schmidt, Daniel Grimm, Herman 

Vogel, Funck, Hintermeister, Gebrüder Körner, Louis Kern, Geo. Schmidt, Hy. Timmersman, Gustav Linde, A. Rowland von Nichols; Chas. Schulte, Franz Joseph Walz, Ch. Kübler, Chas. Wiese Sr., C. A. Zeisig, Wm. Duffe, Frank Leimkühler von Moscow; D. Ruff, Peter Daut, Sr., F. J. Angerer von Wilton; Otto Schmitz und Paul Müller von Letts; Hy. Bierkamp, Louis Duge Sr., Moritz Beernick und August Henke von Pleasant Prairie; Frau Ursula Keller und Peter Walker von Illinois City; August Schoppe, Pomeroy, Illinois, u.s.w.“

In 1865 wurde ein Turnverein gegründet, der bis 1896 existirte [existierte,] aber infolge des Ueberbauens [Überbauens] einer zu großen, aber stolzen Turnhalle, die mehr Geld kostete, als die Turner aufzubringen vermochten, einging. 

Ueber [Über] die Zeitungen Muscatine’s berichten wir an anderer Stelle.

Selbstverständlich hat Muscatine mehrere deutsche Vereine, die vom „Anzeiger“ wie folgt aufgezählt werden:

„Wir haben den aus ungefähr 360 Mitgliedern bestehenden „Deutschen Handwerker-Unterstützungs- Verein“, deren [dessen] Beamten die folgenden sind: Präsident, F. Petersen; Vicepräsident [Vizepräsident], H. Schmidt; 1. Sekretär, W. E. Lange; 2. Sekretär, K. Schröder; Schatzmeister, N. Bast; Finanz-Comité [Komitee]:F. Köckeritz, John Apel, B. Jüttner. Obiger Verein besteht bereits seit dem 10. Dezember 1865, hat ein Vermögen von $8000 und hat schon vieles Gute geleistet. Dann haben wir den deutschen Gesang-Verein „Männerchor“ mit folgenden Beamten: Präsident, H. Klappenbach; Vicepräsident [Vizepräsident], John Nester; Sekretär, H. Heinz; Schatzmeister, Otto Klappenbach; Dirigent, Prof. F. Grade. Dieser Verein besteht aus 60 aktiven und passiven Mitgliedern und steht gegenwärtig durch unermüdliches Streben einiger

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seiner Mitglieder in voller Blüthe [Blüte] und liefert denselben und deren Familien manche frohe Stunden. Dann haben wir den St. Joseph’s Unterstützungs-Verein, der in Verbindung mit der katholischen St. Marien-Kirche zwecks Kranken- und Sterbe-Geldes vor 40 Jahren gegründet wurde und aus 75 Mitgliedern besteht, folgende sind die Beamten: Präsident John. T. Nester; Vicepräsident [Vizepräsident], John L. Knopp; 1. Sekretär, Anton Fackeldey; 2. Sekretär, Jos. Fuller; Schatzmeister, John Bartemeier. Zum Schluß [Schluss] haben wir den gesellschaftlichen Verein „Germania“, der durch seine gemüthlichen [gemütlichen] Abend-Unterhaltungen bekannt ist, ungefähr 30 Mitglieder zählt und von folgenden Beamten geleitet wird: Präsident, Aug. Deutschmann; Vicepräsident [Vizepräsident], Emil Kranz, Sekretär, Wilh. Degner; Schatzmeister, Wilh. Großklaus.

„Obwohl obige Vereine ausschließlich deutsch sind, so finden wir unsere deutschen Bürger in den sämmtlichen [sämtlichen] englischen Vereinen und Logen wie: Freimaurer, Pythias-Ritter, Odd-Fellows, Modern Woodmen, A. O. U. Workmen Legion of Honor, Musical-Union u. s. w. theils [teils] für gesellschaftliche Zwecke, theils [teils] für Lebens-Versicherung hervorragend betheiligt [beteiligt]; und wie man die deutschen Bürger in Geschäften und Vereinen stark vertreten findet, so haben sie auch in der Politik und den öffentlichen Aemtern [Ämtern] ihren Antheil [Anteil] stets behauptet und erhalten. So ist unser jetziger Stadtrath [Stadtrat], der aus dem Bürgermeister und 8 Stadtraths-Mitgliedern [StadtratsMitgliedern] besteht, aus 7 Deutschen und einem Amerikaner zusammengesetzt, die deutschen Mitglieder des selben sind wie folgt: Herr Hermann Gremmel, Herr Barney Schmidt, Herr Georg Arnold, Herr George Köhler, Herr W. C. A. Busch, Herr R. J. Hittel und Herr Chas. Richards. 

„Wie gegenwärtig, so haben auch in der Vergangenheit unsere deutschen Mitbürger die verschiedenen Aemter [Ämter] ausgefüllt, wie Herr Henry Funck, der in 1863 zum ersten Deutschen Bürgermeister erwählt wurde; Herr Gustav Schmidt, der als Stadtraths-Mitglied (Stadtrats-Mitglied) und später als Bürgermeister  große Ehre für das Deutschthum eingelegt hat; Herr H. Stoltzenau bekleidete das Amt des Assessors, (Steuer-Einschätzer), und Herr Wilhelm Hüttig, W. C. A. Busch, Herman Schmidt sind Mitglieder des Schulraths [Schulrats] u. s. w.“

Es bestehen zur Zeit sechs deutsche Kirchen in Muscatine, nämlich eine katholische, eine congregationalistische [kongregationalistische], eine methodistische und eine baptistische; die Pastoren derselben sind: Rev. Vater J. J. Grieser Georg Maier; F. C. Klein; Jakob Henn, H. Roß und Schmidt.

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Herr Barney Schmidt ist seither, wie aus nachstehender Skizze zu ersehen, zum Bürgermeister von Muscatine gewählt worden.

Barney Schmidt. Barney Schmidt wurde am 17. Oktober 1845 in Homberg, Hessen-Kassel, Deutschland, geboren. Im Alter von zwanzig Jahren kam er nach Amerika und 1865 nach Muscatine, wo er seitdem gelebt und ein sehr blühendes Schuh-Geschäft betrieben hat. Durch Fleiß und Sparsamkeit ist er zu einem wohlhabenden Manne geworden. Seine Rechtschaffenheit und Ehrenhaftigkeit haben ihm die höchste Achtung der gesammten [gesamten] Bürgerschaft erworben. In der letzten Stadtwahl wurde er mit großer Majorität zum Bürgermeister gewählt.

Nichols[,] Muscatine Co.. Nichols liegt an einer Kreuzung zweier Burlington- und Cedar Rapids-Bahnlinien in Muscatine County nahe dessen westlicher Grenze, und hat eine Einwohnerzahl von ungefähr 400, darunter etwa 10 deutsche Familien. Die ersten deutschen Ansiedler daselbst waren Ludwig Kern, Wagenmacher und Grobschmied; B. Kirchner, Rentier; W. Richter, Gustav Linde, Aug. Wagner, Joseph Borsten, Silas Heinzle, Ludwig Hinz, Fritz Gabel, Conrad Braun, Conrad Juhle, A. Juhle, H. Vogel, Georg Schmidt, John Meyer, Henry Meyer, Wilh. Brüs u. s. w.

Wilton, Muscatine Co. Wilton liegt im nördlichen Theile [Teile] des obengenannten County an der Hauptlinie der Rock Island-Bahn und eines Zweiges dieser Bahn, der nach Muscatine südlich führt. Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 1800 Seelen, von welchen ungefähr 30 Familien auf die Deutschen Fallen. Das Deutschthum [Deutschtum] ist in der Nachbarschaft nicht stark vertreten. Die zwei deutschen Kirchen sind beide lutherisch und die Pastoren derselben heißen Julius Doden und Ph. Dorenseif; beide halten deutsche Schule, und wird auch deutscher Unterricht in dem College der Congregationalisten [Kongregationalisten] ertheilt [erteilt]. Alte Ansiedler sind: Georg Fränzel, Fred. Frieden, Fred. Marrolf, John Burnet, Fred. Maurer, Gebr. Brameier, Peter Daut, Anton

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Feldmann, Adolph Opitz, Ernst Kleinmeier, Friedr. Nolte, John Marrolf, Jakob Friedli, Georg Bannick, Rud. Farmer, Jap. Japsen, Gebr. Wacker, John Beinford, Gebr. Friedrichsen, Peter Grunder, Johannn [Johann] Grunder, D. Ruff, Gottl. Fritz, P. F. Müller, Nic. Holzhauer, C. Holzhauer, Herm. Kirle, Ant. Romann, u. s. w. Einem Berichte von Herrn Pastor J. Doden entnehmen wir Folgendes über seine Kirche: „Die deutsche evangelisch-lutherische Salems-Gemeinde wurde im Jahre 1869 gegründet. Sie gehört zu der evang.-luth. Synode von Iowa und anderen Staaten. Die Pastoren, die seit ihrer Gründung an derselben wirkten, sind: Kiesel, Friedrichs, Bangerter, Strobel, Hast, Hahn, Lauddeck, Fr. Lutz, J. List und Julius Doden, der gegenwärtige Seelsorger. Die Gemeinde zählt gegenwärtig circa 192 Seelen“. Herr Doden bedient auch die deutsche evang.-luth. Gemeinde in Moscow, Muscatine Co.

Columbus Junction, Louisa County. Columbus Junction liegt am Kreuzweg der Rock Island- und Burlington Cedar Rapids-Eisenbahnen in der Nähe der Vereinigung der Iowa- und Cedarflüsse in oben genanntem County und zählt etwa 1500 Einwohner, darunter etwa 10 Deutsche. Die ersten deutschen Ansiedler sind: August Gilbert, G. F. Kern, Peter Bretz, Fred. Weber, F. J. Klotz, Bernhard Schade u.s.w.

Anfangs der 50er Jahre waren verhältnißmäßig mehr Deutsche in Louisiana County als heute. In dem Amtssitz des County (Wapello) sind noch weniger Deutsche wie in obengenannter Stadt. Auf dem Lande sind natürlich mehr. 

Clinton-Lyons.

Clinton-Lyons und Clinton [County]. Die nun 22.000 Seelen zählende Stadt Clinton ist eine der jüngsten Iowa-Städte am Mississippi. Die Stadt Lyons, die nun mit Clinton unter einer Municipalität [Munizipalität] verschmolzen worden ist, bestand lang ehedem [bevor] ein Haus auf dem Lande war, wo jetzt die lebhafte Stadt steht. Die Lage von Lyons ist schöner wie die von Clinton. Als Clinton ausgelegt wurde, nannte man es ein Sumpfloch, und mußten [mussten] in der That [Tat] fast alle Straßen und Baustellen im jetzigen Geschäftstheil [Geschäftsteil] ausgefüllt werden, um nicht in den Sumpf zu versinken. Es war aber gerade die geeignetste Lage für Sägemühlen und Bauholzniederlagen [Bauholzniederlassungen], und Clinton ist auch als der größte Lumber-(Bauholz)Markt am Mississippi bekannt, obwohl alle Flußstädte [Flussstädte] von Keokuk bis nach Lansing große Sägemühlen und Bretter-Niederlagen haben. Die Sägemühlen wer

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den nicht mehr so stark betrieben  wie in früheren Jahren, es arbeiten aber dennoch ein Tausend [eintausend] Menschen in derselben. Dieses und die Maschinenwerkstätte der Chicago & Northwestern-Eisenbahn, sowie der Bahndienst der Chicago, Milwaukee & St. Paul-Bahn, die C. B. & O., H. B. C. R. & N. und H. C. B. & N. und andere Eisenbahnen geben 850 Personen Beschäftigung und bringen jährlich große Summen Geld dahin, die unter den Arbeitern vertheilt [verteilt] werden. Clinton behauptet, das größte Lokomotiv [Lokomotiven]-Schuppengebäude in der Welt zu besitzen.

Wo früher Sumpf und Morast waren, sind gegenwärtig die herrlichsten Wohnstraßen. Manche derselben sind 150 Fuß breit und mit mächtigen großen Schattenbäumen bepflanzt. Der Wohlstand so vieler Leschäftsleute [Geschäftsleute], die ihr Geld in Clinton erwarben, hatt [hat] denn auch an diesen Straßen die kostspieligsten Residenzen geschaffen.

Clinton-Lyons ist seit 1869 der Gerichtsitz von Clinton County. Der erste Amtssitz, der von der Territorial-Gesetzgebung im Jahre 1840 creirt [kreiert] wurde, war Camanche; derselbe wurde jedoch in 1841 nach Vandenburg verlegt und wurde dieser Name in 1843 in De Witt abgeändert und blieb der Gerichtsitz hier, bis er nach Clinton-Lyons verlegt wurde. Zuerst baute man hier ein billiges Holzhaus auf einer sumpfigen Stelle; dasselbe ist aber seither durch ein stattliches Courthaus ersetzt und das Land daneben aufgefüllt und hübsch bebaut worden. In diesem Courthaus sind gegenwärtig mehrere deutsche Beamten [Beamte]: C. A. Arlen County-Schatzmeister; Fritz Horn County-Auditor; J. H. Edens Jr., Gerichtsschreiber und August Schnell, County-Landvermesser, sämmtlich [sämtlich] tüchtige junge Männer, welche die Aemter [Ämter] getreu verwalten.

Der älteste noch lebende deutsche Ansiedler von Clinton ist Herr John Edens, dessen Biographie in diesem Buch steht. Unter den anderen langjährigen deutschen Bürgern der Stadt, von denen die große Mehrzahl gestorben sind, erinnern wir uns folgender: Claus Petersen, C. Arlen, Henry Gerhard, Peter Matzen, J. Pipping, John Grusendorf, Chas. Spurman, M. Lauer, Anton Walde, Paul Albrecht, B. Christiansen, F. Ingwersen, Sanka Boysen, A. Schweickert, M. Zweigert, H. Frahm, John O. Petersen, Otto Kahl, Chas. Siefert, J. Hochstert, F. Steeger, Wm. Bayer, Hans Fr. Jakob, Julius Andresen, N. Nissen, Ed. H. Carstensen, Martin Peterson, W. Peetz, John Nissen, Asmus Nissen, Peter Loehndorf und Henry Peetz.

Das deutsche Vereinswesen hat in Clinton nicht den Fuß gefaßt [gefasst] wie in den anderen größeren Flußstädten [Flussstädten] und ist dies bei der nummerisch [numerisch] starken deutschen Einwohnerschaft zu verwundern. Es

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scheint überhaupt, daß [dass] der Mangel an der deutschen Einigkeit und die Veramerikanisirung [Veramerikanisierung] der Mehrheit der Deutschen hier, das gemüthliche [gemütliche] öffentliche Leben mit dem Festlichkeiten der Deutschen in Dubuque und Davenport, verdrängt hat. Dennoch giebt [gibt] es immer noch biedere Deutsche hier, welche unentwegt fortfahren in ihrem eifrigen Streben um das Deutsche von gänzlichem Untergang zu retten, wie nachstehender geschichtlicher Bericht aus der Feder des Herrn Paul A. Demann, Redakteur des „Clinton Anzeiger“ bestätigt:

„Die deutschen Vereine“. Die Stadt Clinton war zur Zeit der Gründung des ersten deutschen Vereins im Jahre 1866 erst im Aufblühen begriffen. Unter den etwa 4 - 500 Einwohnern war das deutsche Element so situirt [situiert], daß [dass] es auch schon eine Stellung im öffentlichen Leben einnehmen konnte. In genanntem Jahr versammelten sich im Gerhard Haus, jetzt Grand Hotel, an 1. Straße eine Anzahl von 40 Deutschen, welche den Turnverein in´s Leben riefen. Die ersten Beamten waren: Präsident, Fr. Witzigman; Vice-Präsident [Vize-Präsident], Theo. Gottlob; Schatzmeister, Michael Bach; Sekretär, Chas. Heupel; Buchhalter, Rudolph Beher; Verwalter, Hermann Krummland[,] John Weber[,] John Breitling; 1. Turnwart[,] Frank Arlen; 2. Turnwart, Aug. Stötzinger; Zeugwart, John Mosen.

Im Jahre 1872 im Monat März wurde in dem Local [Lokal] des Herrn Jacob Claussen im 12. Avenue Hause ein zweiter deutscher Verein[,] der „Arbeiter-Unterstützungs-Verein“ gegründet. Der Zweck des Vereins entsprach seinem Namen. Seine ersten Beamten waren: Präsident, Fr. Lindloff; Vicepräsident [Vizepräsident], K. C. Johannsen, Sekretär Peter Matzen; Schatzmeister Frank Eisleben. Der genannte Verein verschmolz sich, nachdem er mehrere Jahre lang erfolgreich gewirkt, im Jahre 1877 mit dem Turnverein und führte zusammen den Namen „Bildungs- und Unterstützungs-Verein“, welcher nach einigen Jahren dem jetzigen Namen „Deutscher Verein“ weichen mußte [musste]. Als Präsident der Vereinigung wurde Herr K. Johannsen erwählt. Unser Verein hat in all‘ den Jahren seines Bestehens manches Gute gewirkt, was auch von allen Seiten anerkannt wird. Hunderte von Dollars sind in die Hände von Hülfsbedürftigen [Hilfsbedürftigen], Wittwen [Witwen] und Waisen gewandert und manches andere gute Werk ist vom Verein vollbracht worden. Wie jeder andere Verein, hat auch der Deutsche Verein Ebbe und Fluth [Flut] durchgemacht; den Höhepunkt erreichte er in den Jahren von 1888 bis 1892, als er über 300 Mitglieder zählte. Unter eifrigem Mitwirken der Mitglieder geht der Verein jetzt langsam aber sicher voran und hoffen wir, daß [dass] er, wenn auch die Jahre dahineilen, in dieser Zeit,

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wo man dem Deutschthum [Deutschtum] in diesen Lande so scharf entgegentritt seinem Namen und Prinzip treu bleiben wird.

Die Deutsche Halle hat sich den Verhältnissen der Zeit angepaßt [angepasst], und ist, wenn bedingt [notwendig], verschiedene Male vergrößert und verschönert sowie mit den neuesten Einrichtungen versehen worden. Wir haben jetzt eine schöne Bühne sowie Tanz- und Versammlungssäle mit einer ausgewählten Bibliothek, die jedem Mitglied frei zur Verfügung steht.

Außer den bereits genannten Gründern wohnen noch in der Stadt die Herren Thos. Richardson, John Edens Sr., Christ. Brunnenkant, Joe Nießley, Chr. Moesinger, Jürgen Offe, Wm. H. Heß und J. H. Ketterer in Odebolt, Iowa; Louis Brüggemann Alton, Ill.; Chrs. Pfeiffer, Council Bluffs, Ia.; Joe Adler, Windsor, Ala.; Adam Büchner, Missouri; Peter H. Meyer, Leopold Simons und A. Goldstein, Chicago; John Breitling, Fremont, Neb.

Die jetzigen Beamten des Deutschen Vereins sind: Präsident, K. C. Johannsen, Vicepräsident [Vizepräsident], August Broders, Sekretär, Carl Volkmann, Schatzmeister, J. Andresen; Buchhalter[,] Carl Schumacher; Verwalter, Hermann Müller, Robert Bülendorf und Paul Lorenzen; Aufseher, Henry Stege; 1. Bibliothekar, M. Gideonsen; 2. Bibliothekar, Sönke Bahnsen; 1. Marschall, Chr. Christiansen; 2. Marschall, Wm. Loreenz.

Clinton b[e]sitzt eine bedeutende deutsche Lehranstalt in dem Wartburg College, über welches der „Clinton Anzeiger“ u. A. Nachfolgendes bringt:

„Das Wartburg College, auf einer Anhöhe direkt westlich vom Geschäfts-Centrum [Zentrum] der Stadt Clinton befindlich, hat nicht nur eine gesunde, sondern auch eine sehr schöne Lage inmitten eines wohleingerichteten Parkes [Parks], der im Laufe der Zeit eine Zierde dieser Gegend zu werden verspricht. Es ist der Mühe werth [wert], schon der Aussicht wegen dem College einen Besuch abzustatten. Das College-Gebäude[,] 148 Fuß lang, 76 breit, die Stockwerke hoch, mit geräumigen Basement [Keller] und Attic [Speicher], ist aus Backsteinen erbaut. Es ist mit allen nöthigen [nötigen] modernen Einrichtung versehen, wird mit Dampf geheizt, mit Gas erleuchtet und hat Anschluß [Anschluss] an die Wasserleitung der Stadt. Die Verwaltung des College [Colleges] ruht in den Händen eines von der evangelisch-lutherischen Synode von Iowa u. a. Staaten erwählten Vrwaltungsrathes [Verwaltungsrates]. Die Leitung der Studien und der Disciplin [Disziplin] ist dem Lehrer-Collegium [Kollegium] übertragen, das zur Zeit aus den Professoren O. Kraushaar, F. Richter, J. Fritschel, H. Kuhlmann, A. Bartels, A. Estrem, und dem Instruktor D. Babp besteht. Unterricht in der Musik ertheilt

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Prof. E. Wourth. Das Direktorath [Direktorat] wird jetzt von Direktor O. Kraushaar versehen, der Amtsnachfolger von Dr. F. Richter geworden [ist].

Einen Haupt-Anziehungspunkt für Besucher des Wartburg Colleges bildet das Museum mit seinen reichhaltigen zoologischen, botanischen, numismatischen, geologischen, archäologischen und Kunstsammlungen mit im Ganzen 5000 Nummern.

Derselben Quelle entnehmen wir nachstehende abgekürzte Schilderungen der deutschen evangelisch-lutherischen Kirche in Clinton:

„Im Jahre 1883 kam es zu Organisation einer evangelisch-lutherischen Gemeinde, welche sich den Namen „Ev.-luth. Zionsgemeinde[“] beilegte. Der erste Pastor der Gemeinde war P. H. Valentiner. In demselben Jahre [Jahr], in dem die Gemeinde geründet worden war, wurde auch noch eine Kirche gebaut und zwar die Kirche, die noch bis heute an der Ecke der 5. Straße und 3. Avenue steht und die auf dem Bilde [Bild], das unsere Zeitung heute bringt, gezeigt wird. Die Gemeinde zählte damals blos [bloß] 40 Mitglieder und der Kirchbau [Kirchenbau] war für diese geringe Zahl ein großes Unternehmen.

Herr Pastor Valentiner blieb an der Gemeinde bis zum Jahre 1887. Pastor O. W. Hartmann wurde sein Nachfolger und arbeitete an der Gemeinde bis 1895 mit gutem Erfolg. Seitdem ist Herr Pastor L. Seehase Pastor der Gemeinde, welche nun etwa 130 stimmenberechtigte Mitglieder zählt.

Das Schulhaus sowie Kirche waren inzwischen zu klein geworden, und so hat die Gemeinde beide jetzt vergrößert und verschönert und hierfür $ 2,575 verausgabt, so daß [dass] sie jetzt eine der schönsten Kirche in Clinton besitzt.

Lyons beherbergte in früheren Jahren ein mehr zahlreiches Deutschthum [Deutschtum] als dieses gegenwärtig der Fall ist, und es war auch ein intelligentes Deutschthum [Deutschtum], dass fest zusammenhielt und Vieles, was demselben Ehre machte, vollbrachte. Der Deutsche Verein von Lyons brachte allein nach der Schlacht von Sedan in 1870 den schönen Betrag von $1500 für die Pflegung [Pflege] der iu [in] dem französischen Kriege verwundeten deutschen Soldaten auf. Lyons hatte einen Gesangverein, einen Turnverein und sonstige deutsche Vereine, die leider durch den Tod der älteren Mitglieder eingingen. Unter den bewährten alten Ansiedlern, deren heute noch ehrenvoll gedacht wird, sind Ph. Fritschler, Chas. Rademacher Theodor Marx, J. Hoffmann.

Vitus Lund ist der älteste Ansiedler von Lyons. Nächst ihm kommen die geachteten Bürger B. H. Henningsen, Peter Dirks, Johannes Lund, Jacob Bäre, Adam Schneider, Wm. Claussen, Jacob Dung, L. L. Stahle, Ed. Balle, Franz Biermann, Hans Friedrichs,

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Nich[.] Bunz, Christ. Eggert, Tierse Zingelmann, Christ. Eggert, George Burger und Adam Beck.

Wie die Stadt Clinton-Lyons, so ist auch das County Clinton von Deutschen zahlreich besiedelt, die Städte und Ortschaften DeWitt, Wheatland, Almont[,] Andover, Bryant, Calamus, Charlotte, Elvira, Elwood, Goose Lake, Grand Blound, Loft Nation, Low Mour, Toronto und Welton insbesondere. In dem ehemaligen Staatssitz DeWitt erinnern wir uns noch des verstorbenen Brauers A. Yeggi und dessen Bruder Markus Yeggi, Peter Grill, F. E. Koch und Theodor Peters. In Wheatland gehören zu den alten Ansiedlern L. Homrichhausen, C. Hoffmeister, William Siegmund, Wm. Indorf, Fred. Lahann, Ph. Tede, Wm. Riedesel, James Lopstein, Max Steffen und Fritz Bentrott. In Camanche lebte Henry Muhs, ein langjähriges Mitglied der County-Supervisoren-Behörde. In Elvira sind Hans Wiese, H. Sander[,] Christ. Schluenz und A. A. Hansen bekannte Namen. In Bryant die Herrn Gebrüder Nagel, Grimm & Sohn Nich. Thiele und Aug. Feddersen.

John Edens. Der älteste lebende deutsche Ansiedler von Clinton, Ia., ist Herr John Edens, der in 1855 dahin kam, als die Stadt im Entstehen war – wie noch in der That [Tat] keine Stadt da war, außer ein paar Häuser[n], welche im Jahre vorher gebaut worden waren. Er hat es erlebt, daß [dass] aus dem einstigen Sumpfe der damaligen Niederungen eine stolze Stadt emporgewachsen ist und hat er, wie so viele andere seiner deutschen Landsleute, seinen Theil [Teil] dazu beigetragen, um die Stadt zu der großen und bedeutenden zu machen, die sie heute ist.

John Edens wurde am 22. Dez. 1832 in Büsom, Dithmarschen, geboren. Er wurde Maurer und arbeitete drüben auf [in] seiner Profession[,] bis er im 22.

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Lebensalter, in 1854, nach Amerika und direkt nach Davenport kam, wo er ein Jahr lang blieb. Die Cholera brach in 1855 in Davenport aus und er ging in diesem Jahre nach Clinton, wo er die erste lohnende Arbeit ergriff, die sich ihm bot und nichts scheute, um sich voran zu bringen.

In 1863 heirathete [heiratete] Herr Edens Frl. Dora Heide, und es stammen drei Kinder aus der Ehe: John H. Edens und die Frls. Lizzie und Emma Edens, sämmtlich [sämtlich] Kinder, die ihren Eltern Ehre machen. Der Sohn, John H. Edens, war sechs Jahre lang Hilfs-Gerichtsschreiber und wurde danach dreimal zum Gerchichtschreiber gewählt, so daß [dass] er im vierten Jahre schon dieses Amt bekleidet und sich einer allgemeinen Beliebtheit erfreut.

Herr und Frau John Edens wohnen in einem hübschen Heim an der Zweiten Avenue und genießen in Ruhe mit den Ihrigen den Wohlstand, den Herr Edens sich durch seinen Fleiß und Umsicht erworben hat. Seine Familie steht in hoher Achtung und hat dieselbe die Zuneigung der gesammten [gesamten] Bürgerschaft.

Edlef H. Carstensen. Einer der bestbekannten Bürger Clintons und zugleich einer der besten und beliebtesten Wirthe [Wirte] im Staate ist Edlef H. Carstensein [Carstensen], der von jeher eine freigebige Hand für deutsches Leben und deutsche Geselligkeit hatte. Er ist einer jener Norddeutschen, die aus Schleswig kommen, das so viele freie Männer nach diesem Lande gesandt hat.

Herr Carstensen wurde am 15. Oktober 1846 in Stedesand, Schleswig, geboren. Nachdem er die örtlichen Schulen besucht hatte[,] trat er in das 16. Husaren-Regiment, in welchem er vier Jahre lang diente und als Gefreiter die bedeutenden Schlachten in dem deutsch-französischen Kriege durchmachte. Bei Ablis, 12 Meilen von

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Paris, wurde er gefangen genommen. In dieser Schlacht – einer der blutigsten des Krieges – fiel sein Rittmeister, und aus 210 Mann kamen blos [bloß] 58 davon, und 96 aus 155 Pferden wurden von den Franzosen genommen.

Im September 1871 kam Herr Carstensen nach Hause, wurde aber von der Wanderlust nach Amerika ergriffen und kam 14. April 1872 nach Clinton, Ia. Hier arbeitete er acht Jahre für die Herren Curtis Bros. & Co., in deren immenser Holzhandlung.

In 1881 eröffnete er eine Wirthschaft [Wirtschaft], die er seither ununterbrochen mit großem Erfolge geführt hat, und die eine der gangbarsten und populärsten am Oberen Mississippi ist.

In 1874 heirathete [heiratete] Herr Carstensen Frl. Elsebe Volkmann. Drei Kinder entsprossen dieser Ehe, Emilie, Hermann und Lilla.

Herr Carstensen und dessen Familie erfreuen sich der vollsten Zuneigung und Achtung Aller in Clinton. Ein Ehrenmann, wie Carstensen ist – ein Mann, dessen Wort so gut wie sein Bond ist[,] und ein Mann, der von jeher bereit war, alle Opfer zu bringen, um die Stadt zu heben und deutsches Leben zu fördern, verdient auch diese Anerkennung.

Philipp Tritschler. Herr Tritschler von Lyons, Ia., wurde am 1. Mai 1828 in Schomberg, Württemberg, geboren und starb am 20. April 1890 in Lyons.

Er besuchte die Volksschule seiner Heimath [Heimat], und als er damit fertig war, half er seinen Eltern. Als es in 1848 in Deutschland gährte [gehrte] und an verschiedenen Plätzen die Revolution ausbrach, schloß [schloss] er sich den Hecker'schen Freischaaren [Freischaren] an, doch als dieselben geschlagen wurden, war er gezwungen, sein Vaterland zu verlassen[,] und kam er in demselben Jahre nach Amerika. Er hielt sich nur kurze Zeit in New York und Philadelphia auf, ließ sich schließlich in Allentown, Pa., nieder und fing daselbst mit seinem Bruder eine Bäckerei und Conditorei [Konditorei] an. Sein Erfolg in diesem Geschäft war ganz bedeutend, denn als er in 1855 nach Lyons, Ia., kam, war er schon ein vermögender Mann. Er kaufte sich eine Brauerei in Fulton, Ill., und zog in 1856 dahin, kehrte aber in 1865 wieder nach Lyons zurück und errichtete dort die Eagle Brauerei. Diese verwandelte er in 1872 in eine Mälzerei. In demselben Jahre kaufte er sich ein halbes Antheil [einen halben Anteil] in der Western Union Brauerei. Sein Theilhaber [Teilhaber] und er nahmen nun große Verbesserungen darin vor, und wurde sie unter dem Firma-Namen Treitschler [Tritschler?] & Thiesse von ihnen bis zu seinem Tod in 1890 mit außergewöhnlichem

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Erfolge geleitet. Herr Tritschler hatte in allen seinen Unternehmungen den besten Erfolg. Er besaß Geschäfts- und Organisationstalent, Energie und Ausdauer. Fast Alles, was er unternahm, gelang ihm, und so konnte es nicht ausbleiben, daß [dass] viele seiner Mitbürger, in geschäftlichen Sachen Rath [Rat] von ihm holten, und daß [dass] er bei allen großen Unternehmungen, ob privater oder öffentlicher Natur, nicht nur um seine Ansichten befragt, sondern oft zur Leitung derselben aufgefordert ward. Nie bewarb er sich um ein Amt, doch ein Leichtes wäre es ihm gewesen, gewählt zu werden, hätte er nur seine Einwilligung dazu gegeben. Er aber suchte seinen Stolz darin, als einfacher Bürger, dem Staate und seinen Mitbürgern gegenüber seine Pflichten zu thun [tun], und zu jeder Zeit war er bereit, der öffentlichen Wohlfahrt ein Opfer zu bringen. Obgleich in seinem Aeußern [Äußern] etwas Strenges, Ernsthaftes und Würdevolles lag, hatte er doch ein Herz voll Güte und Milde und eine Hand, die gerne gab und half und dies Alles wurde gethan [getan], ohne damit zu prahlen.

Er gehörte dem deutschen Unterstützungs-Verein, dem Arbeiter-Verein und dem Schützenverein an. Er war Freimaurer und Odd Fellow. Er war lange Jahre Direktor der First National Bank von Lyons. In der Politik war er Demokrat. Herr Tritschler verheirathete [verheiratete] sich in 1858 mit Frl. Caroline Littig, einer Tochter des schon lange in Davenport wohnenden Hrn. August Littig, welcher am November 1818 in Spichern, Elsaß, jetzt zu Deutschland gehörend, geboren wurde. In 1886 [vermutlich Druckfehler: 1836] schon kam er nach Amerika, siedelte sich in 1837 in Rock Island, Ill., an, wo er sich am 14. Juni 1840 mit Frl. Maria E. Killing, einer Preußin, verheirathete [verheiratete] und das große Glück hatte am 21. Juni dieses Jahres mit seiner Gattin die diamantene Hochzeit feiern zu können. Frau Tritschler ward in 1841 geboren und starb am 28. August 1896. Sie war eine jener Frauen, deren ganzes Sinnen und Trachten auf ihr Haus gerichtet war, die ihr höchstes Glück in dem Wohlergehen ihrer Familie fand und der Gutesthun [Gutes tun] fast zur zweiten Natur geworden war.

Herr und Frau Tritschler hatten nur eine Tochter, Julie, welche sich in 1881 mit Hrn. Henry Frahm, Sohn von Matthias Frahm von Davenport, verheirathete [verheiratete]. Im Jahre 1894 starb ihr der Gatte, einen Sohn, Matthias, hinterlassend. Im Jahre 1896 verheirathete [verheiratete] sie sich zum zweitenmal [zweitemal] mit Herrn August Steffen, Jr., einem der tüchtigsten Geschäftsleute der jüngeren Generation und ein allgemein beliebter und hochangesehener Bürger dieser Stadt. Herr und Frau Steffen haben zwei Söhne, August und Philipp, und alle drei Söhne dieser Familie

[Seite 500: ganzseitiges Foto; Bildtext: "Philipp Tritschler"]

[Seite 501: ganzseitiges Foto; Bildtext "Frau Philipp Tritschler"]

werden einst Stolz sein solche Großeltern gehabt zu haben. Hr. Tritschler war ein Mann von klarem Verstande, strenger Redlichkeit, selbstbewußt [selbstbewusst], vorwärtsstrebend, ehrenhaft und voll edler und hochherziger Gesinnungen.

Hr. Paul Lübbers. Deutsch-Amerikaner, deren Wiege in Amerika stand und die aber dennoch zu Ehren ihrer deutschen Abstammung die deutsche Sprache und deutsche Gesinnung beibehalten haben, kann man nur in solchen Städten finden, wo das deutsche Element, wie in Davenport und Clinton vorherrschend ist. Amerikanisch-deutsche Bürger, die richtige Bezeichnung derselben, welche dem Deutschthum [Deutschtum] Ehre eingelegt haben, sind nicht so zahlreich, wie man wünschen möchte – zu Viele wurden veramerikanisirt [amerikanisiert] und gingen für das Deutschthum [Deutschtum] verloren. Unter den Ersteren ist in Clinton ein Mann, der sich einer ungemeinen Beliebtheit erfreut. – ein Amerikanisch-Deutscher, der sich in öffentlichen wie Privatangelegenheiten als ein befähigter und ehrenhafter Mann erwiesen hat, Herr Paul Lübbers.

Herr Lübbers wurde am 5. März 1858 in Lyons, Clinton County, Iowa, geboren. Er ist Sohn des einstigen Freiheitskämpfers John Lübbers und der Frau Johanna (geb. Fuhrmann) Lübbers. Herr Lübbers Sr. war Zweiter Lieutenant [Leutnant] in der deutschen Marine und diente im 48er Krieg gegen Dänemark. Er wurde gefangen genommen und[,] nachdem er freigelassen, kam er nach Amerika und zuerst nach Sandusky, O., und in 1854 nach Lyons, Iowa. Er diente auch in der Compagnie [Kompanie] E des 26. Iowa Infanterie-Regimentes, wurde Capitän [Kapitän] der genannten Compagnie. und darnach [danach] Oberst des Regimentes. Er starb 1885 und sein Tod wurde im ganzen County betrauert.

Herr Paul Lübbers wurde auf der Farm erzogen, genoß [genoss] aber die guten Schulen von Lyons bis zum 18. Jahre, worauf er Verkäufer

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in einem der größten Kaufmannsgeschäfte in Clinton wurde. Er machte sich unter allen Kunden des Geschäftes beliebt. In 1855 wurde er zum Hilfs-Countyschatzmeister ernannt du bekleidete er diese Stelle vier Jahre lang. Darnach [Danach] war er zwei Jahre lang Buchführer der City National Bank. Hierauf wurde er zum County-Schatzmeister gewählt, dem verantwortlichen Amt im County, das er acht Jahre lang bekleidete und obwohl schon viermal gewählt, wiederum gewählt worden wäre, wenn er nicht zurückgetreten wäre. Seine Beliebtheit als Beamter, infolge seiner Treue und Befähigung, kannte keine Grenzen.

Herr Lübbers ist der Gründer des Staats-Vereins der County-Schatzmeister, dessen Aufgabe es ist, die Steuergesetze des Staates zu verbessern und deren Mängel und Fehler auszumerzen, um den Steuerzahlern durch die Gesetzgebung Erleichterung zu schaffen. Diesen Verein gründete er in 1894 und hat seine darauf bezügliche Agitation und sein ernstliches Wirken viele Verbesserungen in dieser Hinsicht bezweckt. Er war drei Jahre lang Präsident des Vereins und erwarb dadurch einen ehrenhaften Ruf und eine weitgehende Bekanntschaft unter den notablen Männern des Staates. Herr Lübbers hat sich am 3. Dezember 1884 mit Frl. Carolina Hansen ehelich verbunden und es entsprossen aus der Ehe vier Kinder, von denen jedoch nur eines, ein Sohn, Albert, am Leben ist; derselbe ist vierzehn Jahre alt und verspricht in den Fußstapfen seines geachteten Vaters zu folgen. Herr Lübbers ist eines der eifrigsten Mitglieder des Clinton Turnvereins und einer der Gründer desselben. Er gehört auch zur deutschen Liebhaber-Theatergesellschaft und ist Freimaurer, Pythias-Ritter und Odd Fellow.

Es ist zweifelhaft, ob es einen beliebteren Mann in ganz Clinton County giebt [gibt] als Paul Lübbers. Freigesinnt, freigebig zu Allem, was den Fortschritt des Deutschthums [Deutschtum] in Iowa bedingt, und auch ein Förderer aller Sachen zu Hebung seiner Stadt, nimmt er eine sehr hohe Stellung in dieser Stadt ein. Junger Mann, der er noch ist, steht ihm noch eine große Karriere in Aussicht.

Jackson County.

Nördlich von Clinton County liegt Jackson County, in welchem die Flußstädte desselben Bellevue, Sabula und Green Island sind. Maquoketa ist der Gerichtssitz des Countys und ist die größte Stadt im County und ein guter Geschäftsplatz. In der Stadt selbst sind nicht so viel Deutsche, aber die Umgegend, und man möchte sagen das ganze Gounty ist beinahe zur Hälfte deutsch. Unter

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den alten Deutschen der Hauptstadt M[a]quoketa, sind P. E. Blessing, Wm. Spieth, Claus Voelkers, R. Felter, Jacob Biehle, Jacob Becker, John Straub, John Brumm, Theodor Fischer, J. Dostal, Sam. Berg und Herm. Fleming. In Bellevue, der nächst-größten Stadt und dem französischen Worte gemäß: "Schöne Aussicht", richtig benamst. Unter den alten deutschen Ansiedlern sind: M. Altfleisch, John Hübschen, John Weis, Math. Abent, Friedrich Baier, John B. Ernsthoff, Henry Nienstedt, J.W. Werk, A. Scheidler, J. P. Ahrensdorf, J. N. Kaß. Ex-Staats-Senator A. G. Kegler lebt hier und in der Nähe der Stadt lebte bis zu seinem Tode der ehemalige Gesetzgeber John Manderscheid. In Preston, wo Anton Hullermann, eine bekannte Persönlichkeit ist, und in Miles, Sabula, St. Donatus, Lamotte und Zwingel sind viele Deutsche.

Dubuque und Dubuque County.

Dubuque und Dubuque County, die zweitgrößte Stadt und das an Bevölkerung zweitgrößte County im Staate, enthalten wohl ebenso viele Deutsche wie Davenport und Scott County, es sind dort aber nicht, wie in Davenport, so viele aus einer und derselben Gegend zusammengekommen. Das Deutschthum [Deutschtum] von Dubuque ist aus aller Herren Länder zusammengesetzt. Am stärksten vertreten sind die Luxemburger und die Schweizer, die Badenser, die Mecklenburger und die Württemberger. Wie vor 1870 die vielen kleinen Vaterländer und „Vaterländchen“ Deutschland zersplitterten, so zertheilt [zerteilt] sich das Deutschthum [Deutschtum] in Dubuque noch jetzt.

Dubuque ist die schönst-gelegene und kompaktest gebaute Stadt am oberen Mississippi. Schon in den 50er Jahren machte die Stadt mit ihren soliden Geschäftshäusern einen imponirenden [imponierenden] Eindruck vom Mississippi-Fluß [Fluss] gesehen. Die eng gebaute Stadt[,] hinter der sich die 400 bis 500 Fuß hohen Hügel erheben, denen sich die Thurmspitzen [Turmspitzen] der Kathedralen und der vielen Kirchen vergeblich zu nähern suchen, gewährt einen malerisch-schönen Anblick. Die Main-Straße, die Hauptstraße der Stadt, ist über eine Meile lang und mit stattlichen Geschäftshäusern auf beiden Seiten bebaut. Von der Bergspitze am oberen Ende der Straße aus gesehen bekommt man eine Ansicht von der Stadt und dem Mississippi-Thal [Tal], wie man nirgendswo eine herrlichere finden kann. Julien Dubuque, der französische Gründer der Stadt[,] besaß außer seiner Abenteuerlust und Beutegier auch Sinn für Naturschönheiten, das hat er bewiesen, indem er sich hier unter den Indianern niederließ.

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Julien Dubuque und nach ihm andere canadische [kanadische] und französische Glücksjäger wurden durch die Gerüchte des immensen Bleireichthums [Bleireichtums] der Umgegend hingelockt, und dadurch kam die Stadt zum Entstehen. Das fand aber erst lange nach dem Tode des Julien Dubuque statt, da die Feindseligkeiten zwischen den Indianern und den Weißen lange

[halbseitiges Foto; Bildtext: "Dubuque und die Hochbrücke vom Illinois Ufer."]

Zeit eine Niederlassung der letzteren unmöglich machten. Die Geschichte von Dubuque, eine sehr interessante, ist in der That [Tat] die Geschichte des Staates, und ist in den verschiedenen Theilen [Teilen] in diesem Buch geschildert worden. So erfuhr der Leser[,] wie die ersten Deutschen, Peter Weigle und Nicklaus Hoffmann, in 1833 und 1834 dahin kamen. Xavier Reinfried kam in 1836. In 1837 kamen Rudolph

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Nolte aus Sternberg in Westphalen [Westfalen], und Johann H. Thedinga und [aus] Ost-Friesland nach Dubuque, beide gute Bürger. Letzterer war s. Z. [seiner Zeit] Friedensrichter, Bürgermeister, Mitglied des County-Rathes [Rates], Präsident des Schulrathes [Schulrates] und viele Jahre lang Präsident einer Deutschen Sparbank, die noch heute besteht. Im Schuljahre 1839 kam Peter Kiene aus Graubünden, Schweiz, nach Dubuque. Derselbe war aber vorher schon mehrere Jahre in dem nur 25 Meilen entfernt gelegenen Galena, in Illinois, ansässig gewesen. Ein paar Monate nachher traf Franz X. Mangold mit John Asmus ein. Letzterer führte in den ersten Jahren ein aktives politisches und geschäftliches Leben. Wie in seiner Biographie zu lesen, lebt er, allgemein geachtet, noch jetzt. Ebenfalls zu den ersten deutschen Ansiedlern gehören Fritz Weigle, Chas. Schaffner, Lambert Kniest, Longueville, Joseph Zugenbühler, Georg Strasser, John Pfotzer, Chas. und Peter Christmann, Adam Jaeger, John Christ, Benson, Zollikofer, Charles Bars, J. Huber, Andrew Keesecker, der schnellste Schriftsetzer s. Z., Franz Herrencourt, die Ragatz, Hügel, Weinzierl, Vaneschen, F. Kaltenbach, E. Klingenburg, Michael Schunck, die Glabs, Adam Scheidecker, die Webers, die Zumhofs, die Mosers, die Bobletter, J. Gantenbein, Knoepfli, W. H. Rumpf, Strasser, J. Michel, die Mullwebers, die Raths, Joseph Gehrig, John Mehlhop, Geo. A. Mehl, M. Tschirgi, der Erste, der eine Brauerei in Iowa und zwei in Dubuque, anfing, Gottfried Blöcklinger, Anton Heeb. Später, im Mai 1849, kam Paul Kiene, der die erste Wiener Zuckerbäckerei in Dubuque und im ganzen Westen eröffnete. Er kam direkt aus der Großstadt Wien, wo er bis zum Ausbruch d. r [der] Revolution in 1848 k. k. Hofzuckerbäckermeister war und die größte Zuckerbäckerei daselbst besaß. Um dieselbe Zeit kam Prof. Kretschmer, F. M. Knoll, die Eltern des Peter und Andreas Orth, die Ellwander, die Deggendorfs, F. Herbst, Titus Schmidt, Chas. H. Klingenberg, Meuser, Schmidt, nachher von der Brauer-Firma Tschirgi & Schwind, Kauffmann, Dr. Bengel, M. Blumenauer, Chr. Und Ernst Jungk, Joseph Rhomberg, der als Eisenbahnbauer mehr als irgend ein anderer Mann für den Aufbau und die geschäftliche Entwicklung der Stadt gethan hat; Hermann Hannecke, einer der ersten deutschen Lehrer. Sein Sohn wohnt gegenwärtig in der Nähe von Moline; Joseph Wittmer, J. Luther, George Gehrig, Joseph Stoltz, Löffler, L. A. Rhomberg, Frank Braede, Emil Rosch, George Riedel, Franz Scherr, Philipp und Peter Pier, Peter Ferring, der zwei Termine [Amtszeiten] das Sheriffs-Amt bekleidete. Danach kamen F. Altmann, die Klauers, Dr. Nitsche, Dr. Minges, Joseph Simones, Chr. E. Kleis, J. W. Dick, Loetscher, Hüllsdorff, M. Majerus, R. H. Heller, John

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Sohn, Frank Deutz von der Firma Piedenbrock & Deutz, Engros-Schuhgeschäft, Otto Willi, Henry Hoffmann, Theo. Trieloff, John Homann.

Im Fabrikwesen übertrifft Dubuque jede Stadt in Iowa. Es ist von den Bürgern und insbesondere von den deutschen Bürgen daselbst zu verzeichnen, daß [dass] sie mit eigenen Ersparnissen und eigener Arbeit viele ihrer bedeutendsten Fabriken erbaut haben und mit Erfolg fortführen. Fast ein jeder Angestellter in verschiedenen Fabriken hat außer gutem Lohn einen Antheil [Anteil] am Geschäft. Dabei steht er sich gut, ist nie außer Arbeit und sein Geld ist ihm stets sicher. Deßhalb kommen auch Streiks in Dubuque nur selten vor. Die große Mehrzahl der Arbeiter hat ihre eigenen, solid aus Backsteinen gehauten Wohnhäuser, indem sie durch die Fabriken, denen sie sich angeschlossen, auf die Dauer eine Erwerbsquelle haben. Auf diese Weise werden mehrere große Möbelfabriken, Sargfabriken, Emaille-Werte, Pflugfabriken u. s. w. im Gange gehalten. Außer diesen hat Dubuque bedeutende Kutschen- und Wagenfrabriken [Wagenfabriken], Eisengießereien u. s. w. Sogar Schiffe für der Ver. Staaten-Seedienst werden hier gebaut. Es sind in Dubuque’s Schiffswerften mehrere vorzügliche seetüchtige Schiffe vom Stapel gelassen worden, die gegenwärtig zur Bundesmarine gehören. Die Regierung hat hier unlängst drei weitere Schiffe bestellt.

Die Brauereien sind in Dubuque ebensowenig wie in Davenport infolge des Verbotsgesetzes je schlossen worden. Die Gründer und älteren Eigenthümer [Eigentümer] derselben wie Adam Heeb, Titus Schmidt, Adam Glab, Schwindt u. s. w., sind verstorben, deren Söhne haben sich aber mit einander verbunden und die Dubuque Malting Co. Brauerei gebaut, eine der größten westlich von Chicago. Die Herrn Rhomberg, Page und andere Söhne alter Dubuquer Bürger haben seither auch eine stattliche Brauerei, die Star Brauerei, errichtet und scheinen beide erfolgreich zu sein. Unter den größeren deutschen Geschäftsfirmen der Stadt sind u. a. E. R. Piekenbrock & Sons, (ehemals Pieckenbrock & Deuß) Engros Schuhgeschäft, das 10 Reisende beschäftigt; John Ermsdorff & Sons Co., Engros-Eisenwaaren Geschäft; John Ellwanger Co., Engros Liquorhaus, L. A. Rhomberg & Son, Engros Liquorhaus; Joseph Simones Co., Ellenwaaren [Ellenwaren/Stoffe] und allgemeines Kaufmannsgeschäft; Richard Kolck, Engros „Notion“-Geschäft; Edward Muntz Departement Store; Dubuque Cabinet Makers Association (Möbelfabrikanten, deren Präsident ist J. Stuber, während Richard Hermann als Sekretär fungirt [fungiert]); Key City

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Furniture Co., (F. W. Strueber, Präsident und T. Ruechle Superintendent).

Während Dubuque in geschäftlichen und industriellen Beziehungen den Vorrang vor Davenport hat (Dubuque hat nämlich einen bedeutenden Großhandel), so steht es, was deutsches Leben und deutsches Vereinswesen betrifft, weit hinter der letzteren Stadt zurück. Die Deutschen in Dubuque sind wohl deutsch geblieben und haben auch auf ihre Kinder die echt deutsche Zucht angewandt, haben aber dabei das deutsche gesellige Leben etwas vernachlässigt und sind mehr dem Gewinn als dem Vergnügen und den Unterhaltungen nachgegangen. Es war einmal anders in Dubuque. In den ´50er und ´60er Jahren, wie noch der Turnverein in höchster Blüthe [Blüte] stand, als der Tivoli Garten an schönen Sommer Sonnentagen Tausende von Gästen hatte, als noch deutsche Festlichkeiten abgehalten wurden, an welchen sich die Deutschen aller Confessionen [Konfessionen] und aller Stämme betheiligten [beteiligten]. Da waren aber alle die „alten Deutschen“ noch jung. Die Alten[,] die noch leben, sind jetzt zu alt und die Jugend – nun die ist mehr oder weniger veramerikanisirt [amerikanisiert], und das alte gemüthliche deutsche Leben und das einstige Zusammenhalten der Deutschen ist größtenteils nur eine süße Erinnerung. Der Dubuquer Turnverein war einst so stark hier[,] daß [dass] längere Zeit die Turnzeitung hier gedruckt wurde. Im Jahre 1856 jedoch baute der Verein ohne gnügende [genügende] Mittel eine gar zu große Turnhalle. Der unglückliche Krach [Crash] von 1857 kam über’s Land und lähmte für Jahre auch das geschäftliche Leben in Dubuque. Die Halle fiel später an die Stadt für eine Hochschule, und der Turnverein hatte seither schwere Stürme zu bestehen, nur um sich zu erhalten. Vor mehreren Jahren baute der Verein wieder eine schöne Halle, dieselbe wurde jedoch durch Feuer zerstört. Nochmals aufgebaut, ging sie seither in den Besitz des Germania Vereins über.

Der Germania-Verein wurde in 1897 gegründet und nimmt rasch an Mitgliedern zu. Die schöne halle bietet dem deutschen Publikum genügend Raum für Festlichkeiten. In den Wintermonaten finden daselbst Conzerte [Konzerte] der Dubuque Military Band und auch andere Vergnügungen statt, die stets zahlreich besucht werden.

Die anderen deutschen Vereine von Dubuque sind folgende:

Der Dubuque Sängerbund. Im August 1868 vereinigten sich 4 deutsche Sänger und gründeten den Verein „Dubuque Männerchor“. Im Jahre 1879 am 30. April vereinigte sich dieser Verein mit dem Helvetia Männerchor, welcher in Dubuque gleichfalls bestand[,] und nahmen den Namen „Dubuque Sängerbund“ an. Dieser Verein blieb  

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nur aktiv bis September 1882. Am 20. Juni 1883 reorganisirte [reorganisierte] sich der Verein unter demselben Namen und ward von da ab, von Jahr zu Jahr stärker, so daß [dass] er jetzt einer der hervorragendsten deutschen Vereine der Stadt ist und eine Mitgliederzahl von 180 besitzt. Schon im Jahre 1873 fand hier das Northwest Sängerbund-Vereinsfest statt, und als im Jahre 1896 das Fest wiederum hier abgehalten wurde, fanden die Vereinigten Sänger hier eine Halle „Sängerbund Auditorium“ vor, welche allen Ansprüchen genügte. Die Besuchszahl bei dem Feste war mehrere Tausende, doch hatte der Verein für Alles so trefflich gesorgt, daß [dass] er den vielen Gästen gegenüber mit Glanz bestand. Die Vergnügungen des Vereins zählen zu den beliebtesten der Stadt und sind stets zahlreich besucht, denn jeder weiß, daß [dass] er dort angenehme Stunden verleben kann. Beamte des Vereins sind: Tony Leiter, Präsident; August Röster Vice-Präsident [Vize-Präsident]; John A. Zillig, Schatzmeister; W. Stortz, Cor. [Korrespondierender] Sekretär; A. Müller Finanz-Sekretär; A. Ehmer, Geo. Mohr und G. Lorenz, Verwaltungsrath [Verwaltungsrat]. Gesangsdirigent ist Professor W. H. Pontius.

Der Deutsche Unterstützungsverein, der älteste Verein der Stadt, gegründet 1846, besitzt gegenwärtig 30 Mitglieder. Ehe die Loge der Workmen in Dubuque gegründet ward, war die Mitgliederzahl über 200. Noch jetzt bewährt sich der Verein als segensreicher, da sein Name kein leerer Schall ist. Präsident dieses Vereins ist Andr. Gehrig, Sekretär Herm. Mauer.

Die Schiller Lodge I. O. O. F. [International Order of Odd Fellows] ist im Jahre 1848 gegründet und war stets eine der stärksten Odd Fellows-Logen. Gegenwärtig besitzt dieser Verein 102 Mitglieder, ein Kapital von $7000 und ist strebt [bestrebt], durch Unterstützung der Kranken und Hilfe bei etwaigen Todesfällen segensreich zu wirken. A. L. Glaser ist Obermeister und F. Gehrig cor. [korr.] Sekretär dieses Vereins.

Der Schützen-Verein besteht seit dem Jahre 1861 und besitzt 104 Mitglieder. Dieser Verein besitzt unter den Mitgliedern die tüchtigsten Schützen. Neben fleißigem Scheibenschießen wird auch die Geselligkeit gepflegt; der Schützenpark ist auch als Picknickplatz sehr gesucht. Im Sommer finden dort wöchentlich Concerte [Konzerte] statt, und da die hiesige Militär-Kapelle eine der besten des Staates Iowa ist, so sind diese Concerte [Konzerte] stets zahlreich und vom besten Publikum besucht. Präsident dieses Vereins ist Herr C. H. Meyer. Folgendes sind die deutschen Kirchengemeinden von Dubuque: Katholische St. Marien-Kirche, Rev. Johannes; Herz Jesu-Kirche, Rev. Baumann, Evangelisch-lutherische Johannes-Kirche, Pastor Lutz. Deutsche Congregational [Congregational/kongregationistische] Kirche, Pastor Ficke.

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Das Wartburg College hierselbst, welches an anderer Stelle berührt wird, gehört zu den besten, deutsch-amerikanischen höheren Lehranstalten im Staate.

Ein großes Kloster und eine von Mönchen in großem Maßstabe geführte Oekonomie [Ökonomie/Wirtschaft] besteht in der Nähe der Stadt.

Dubuque’s Friedhof, der von einer Privatgesellschaft geeignet und geführt wird, gehört zu den schönsten im Lande. Die Anlagen darin sind prächtig, wozu auch die herrliche Lage viel beiträgt. Es ist übrigens noch nie, seit die Friedhofs-Gesellschaft besteht versucht worden, Gewinn aus dem Betriebe des Friedhofs zu erzielen. Alles Geld, welches für Grabstätten eingenommen wird, wird zur Verschönerung des Friedhofes verwendet. In Herr A. L. Glaser hat die Gesellschaft einen getreuen und fähigen Superintendenten.

Außerhalb der Stadt hat das County 34 Städte und kleine Ortschaften, von denen einige überwiegend, andere ganz deutsch sind, wie Neu Wien, Lattnerville, Luxemburg, Sherrills Mound, Specht’s Ferry, Tivoli, Waupeton, Sageville u. s. w. Dyersville und Cascade, sind die größten Ortschaften außerhalb Dubuque. 

Franz Xavier Mangold. Vor 60 Jahren, am 10. März 1840, kam ein deutscher Elsässer nach den Gestaden des oberen Mississippi, der später eine prominente Stelle im politischen sowie im geschäftlichen Leben einnahm und heute noch, im vorgerückten Alter von 83 Jahren, als geehrter Pionier und Mitbürger angesehen wird. Dieser Mann ist Franz Xavier Mangold, der am 4. Oktober in Seltz, Elsaß [Elsass] geboren wurde. Nachdem er die Schulen seines Heimathsortes [Heimatorts] durchgemacht, kam er im Juni 1836 als achtzehnjähriger Jüngling nach Amerika, und zwar nach Philadelphia, wo er sich ein paar Monate aufhielt, worauf er nach Pittsburg ging, dort vier Jahre lang verbrachte und ein Gasthaus führte. In dieser Stadt verehelichte er sich am 14. November 1840 mi Frl. Maria Eva Berg, mit der er bis zu deren Tod am 23. April 1899 in glücklicher Ehe lebte.

Gleich nach seiner Verheirathung [Verheiratung] kam Herr Mangold mit seiner jungen Gattin nach Dubuque und eröffnete eine Bäckerei, welche er mit bestem Erfolg eine lange Reihe von Jahren führte. Dabei war er der erste Obsthändler und kaufte s. Z. im Winter 300 bis 400 Faß [Fass] Aepfel [Äpfel] auf einmal und brachte sie nach dem Norden. In 1857 ging er aus dem Geschäft und zog mit seiner Frau auf zwei Jahre in seine Heimath [Heimat] zurück. Nach ihrer Wiederkehr gingen sie auf ihre hübsche Farm, welche südlich von der Stadt liegt und die Herr Mangold reichlich mit Obstbäumen bepflanzt hatte.

[Seite 511: ganzseitiges Foto; Bildtext: "Acht. Franz Xavier Mangold."]

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Herr Mangold nahm in seinen jüngeren Jahren regen Antheil [Anteil] an der Politik. In 1848 war er Delegat zur demokratischen Convention in Iowa City, welche den zweiten Gouverneur des Staates Iowa, Stephen A. Hempstead aufstellte, und zwar theilweise [teilweise] auf eifrige Bemühungen des Herrn Mangold hin.

In 1860 vertrat Herr Mangold Dubuque County in der Gesetzgebung des Staates, indem er als unabhängiger Candidat [Kandidat] und Anti-Sklaverei-Mann mehr Stimmen bekam, als seine zwei Mitbewerber auf dem demokratischen und republikanischen Wahlzettel zusammen.

Später war er zwei Jahre lang Mitglied des County-Supervisorenrathes [Supervisorenrates] und als solcher ein pflichtgetreuer Beamter.

Herr und Frau Mangold leben seither im Ruhestand. Sie hatten zwei Kinder, zwei kleine Mädchen, welche ihnen aber leider starben, und steht er nun, da auch seine Frau dahingeschieden ist, vereinsamt da. Er hat den Trost, seinen Lebens-Feierabend als allgemein geachteter Bürger verbringen zu können.

Friedrich M. Knoll. Einer der hervorragendsten Männer deutscher Abkunft im öffentlichen Leben ist Ex-Senator Friedrich M. Knoll von Dubuque County[,] ein weit bekannter und mit Recht angesehener Bürger des Staates, ein Mann der auf einer Farm erzogen ist und beinahe sein ganzes Leben, seit er in Amerika ist, einer Farm vorgestanden hat, sich aber zu hohen amtlichen Stellen aufschwang und dieselben mit Auszeichnung bekleidete. Dem „Biographical Record of Dubuque, Jones und Clayton Counties“ entnehmen wir nachstehende Einzelheiten über Herrn Knoll.

„Herr Knoll wurde am 8. März 1833 in Elsaß-Lothringen geboren, als Sohn des John M. und Enkel von Friedrich und Flora Knoll. Besagter Großvater war als junger Mensch seinen Eltern entlaufen und zur Zeit des Befreiungskrieges nach Amerika gekommen, später aber nach Frankreich zurückgekehrt. Er nahm dort Kriegsdienste, brachte es unter Napoleon zum Artillerie-Hauptmann und blieb Offizier bis zu seinem Tode.

Der Vater des Herrn Friedrich M. Knoll war Erster Lieutnant [Lieutenant] in einem französischen Jäger-Regiment. Im Frühjahr von 1848 wanderte er mit seiner Familie nach Amerika aus und ließ sich im Staate New York auf dem Lande nieder, wo er bis 1853 Landwirthschaft [Landwirtschaft] trieb und dann nach Dubuque County übersiedelte, wo er 200 Acres Land aufnahm und sich darauf niederließ. Hier starb er im Alter von 76 Jahren hoch geachtet. Er war ein eifriger und gewissenhafter Politiker. Als der alte Herr Knoll 32 Jahre alt gewor-

[Seite 513: ganzseitiges Foto; Bildtext: "Acht. Friedrich M. Knoll"]

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den, heirathete [heiratete] er Frl. Katharina Dusenburger, aus Elsaß gebürtig[,] die jedoch in Buffalo, N.Y., starb. Dieser Ehe entsprangen drei Kinder, Friedr. M. Knoll, Frau Appel in Los Angeles, California, und Louis Knoll in Howard County Arkansas.

Herr Friedrich M. Knoll blieb auf der Farm seines Vaters. Er war dreimal verheirathet [verheiratet], zuerst mit Frl. Kath. Deckert aus dem Elsaß, darauf mit Frl. Agnes Stader aus Baden und zuletzt mit Frau Olga Heymisch aus Berlin. Der ersten Ehe entsprangen 6 Kinder: Eugenia, Josephine, Albert, Auguste, Minnie und Heinrich. Der zweiten Ehe drei Söhne: Eduard, Theodor und Oscar.

Herr Knoll übte sein Wahlrecht zuerst im Jahre 1856 aus, und zwar stimmte er für Buchanan. Seither ist er der demokratischen Partei treu geblieben und hat als Demokrat viele Aemter [Ämter] bekleidet. Er war zehn Jahre Supervisor, 16 Jahre Assessor, 32 Jahre Friedensrichter und war seit 1857 als Schulbeamter thätig [tätig]. In 1861 wurde er zum Repräsentanten in die Gesetzgebung gewählt. Dort zeichnete er sich so aus, daß ihn seine seine Mitbürger zwei Jahre später in den Senat erwählten und nach Ablauf des Termins [der Amtsperiode] wieder und wieder erwählten. Herr Knoll war an vielen, wichtigen Comites [Komitees] und war auch Vorsitzer des Comites für Begnadigungen und Strafanstalten. Als er aus der Gesetzgebung schied, war er das langjährigste Mitglied beider Häuser. In 1889 wurde er wiederum in das Repräsentantenhaus gewählt. Er diente somit 14 Jahre lang in Iowa’s Hallen der Gesetzgebung, und hat einen ehrenhaften Ruf hinterlassen. Er war ein besonderer Freund der deutschen Presse, welche durch seine Bemühungen in früheren Jahren vom Staat subventionirt[subventioniert] wurde durch Zuweisung von amtlichen Anzeigen, darunter die Supervisoren-Verhandlungen und die neuen Gesetze. Er ist Mitglied des Iowa ionier [Pionier]-Gesetzgeber-Vereins, und zwar Vice-Präsident [Vizepräsident] desselben.

Herr Knoll ist in guten finanziellen Verhältnissen. Er ist Aktieninhaber zweier Banken und besitzt einträgliches Grundeigenthum [Grundeigentum]. Dabei erfreut er sich der Zuneigung seiner Mitbürger, die ihn als einen klar denkenden, charakterfesten und couragirten [couragierten] Volksvertreter achten und schätzen. Herr Knoll ist in der That [Tat] einer von Iowa’s energischsten, deutsch-amerikanischen Volksmännern, dem allgemeine Hochachtung gebührt.

Joseph Gehrig. Eines der ältesten Wahrzeichen der Stadt Dubuque ist das alte, weitbekannte Jefferson Hotel, welches in den verflossenen 46 Jahren temporär das Heim vieler Tausender von Deutschen war. Dieses Hotel ist sozusagen ein Denkmal eines alten schweizerischen Ansiedlers in Dubuque, Joseph Gehrig, ein braver

[Seite 515: ganzseitiges Foto; Bildtext: "Joseph Gehrig."]

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Mann, dessen Wort stets so gut wie Gold war, und der, wie sein Gasthaus, sich allgemeiner Beliebtheit erfreute.

Herr Gehrig wurde am 26. Dezember 1819 in Wallenstädt, Canton [Kanton] St. Gallen, geboren, erlernte das Schuhmacherhandwerk und wanderte im November 1844 nach Amerika aus. In 1854 kam er nach Dubuque und nahm da jede lohnende Beschäftigung an, die sich ihm bot, um in dem gelobten Land das Leben zu fristen. Er arbeitete in Lorimers Steinbruch. Als aber in 1849 das California-Goldfieber ausbrach, wurde auch er davon angesteckt und unternahm mit tausend Anderen die Strapazen der lebensgefährlichen Ueberlandreise [Überlandreise] durch die damals weglosen amerikanischen Steppen und Einöden, kam aber im Dezember des genannten Jahres wohlbehalten in Sacramento an. Die jetzige prächtige Hauptstadt Californias bestand damals aus 14 Zelten. Gehrig grub den ersten Keller in Sacramento und übernahm jedwede Arbeit, die sich ihm bot. Es gelang ihm, eine hübsche Summe zu sammeln, die er nicht, wie viele Andere, am Spieltische vergeudete, sondern nach Dubuque zurückbrachte. Hier verheirathete [verheiratete] er sich mit Frl. Ursula Kiene am 26. September 1851. Dieselbe war in Tamins in der Schweiz geboren und war eine Schwester der Herren Paul, Peter und Richard Kiene. Sie starb schon im Jahre 1879.

In 1854 baute Herr Gehrig sein Hotel, das er nach dem unsterblichen demokratischen Präsidenten Thomas Jefferson nannte, von dem er ein großer Verehrer war. Das Hotel steht auf einem historischen Punkte der Stadt. Es war nämlich ein immenser Indianer-Grabhügel, den die Urbewohner des Mississippi-Thales [Tals] über Ueberresten [Überresten] ihrer Häuptlinge aufgeworfen hatten, und der aus weiter Ferne gesehen werden konnte. Bei den Ausgrabungen wurden hochwerthvolle [hochwertvolle] menschliche Skelette von Ureinwohnern, sowie Schmucksachen und Jagdutensilien von solchen aufgefunden, die noch im Smihtsonian [Smithsonian]-Institut in Washington zu finden sind. Auf diesem Hügel war der erste Weiße, ein Mann Namens O’Connell, gehängt und in einer Ecke desselben begraben worden. In 1849 wurde auf diesem Platz die Vierte-Julifeier abgehalten, bei welcher der damals noch jugendliche, aber vielversprechende John Adam Koch, Sohn des Capitäns [Kapitäns] Heinrich Koch seine Jungfernrede hielt. Peter Kiene war Festmarschall.

Herrn Gehrigs Gasthaus war s. Z. ein großartiges Hotel und konnte, wie auch heute noch, von weit her gesehen werden; es war der Leuchtthurm [Leuchtturm] sozusagen aller Deutschen und erfreute sich eines immensen Zuspruchs.

Herr Gehrig war ein eifriger Demokrat und wurde zwei Mal zum Alderman der Zweiten Ward gewählt. Das erste Mal lief [kandidierte] er

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gegen den populären Col. Theo. Stimming. Die Ward war vorher stets republikanische [sic] gewesen, Herr Ge[h]rig war jedoch zu populär, und das erste Mal in der Geschichte der Ward ging dieselbe demokratisch.

Herr Gehrig starb am 13. April 1885, und eine zahlreiche trauernde Bürgerschaft gab ihm das Geleit zur letzten Ruhestätte. Er hinterließ sechs Kinder, die noch sämmtlich [sämtlich] am Leben sind, nämlich: Marie, Lena, Paul, Heinrich, Johann und Joseph Gehrig. Hr. Heinrich Gehrig führt seit dem Tode seines Vaters das Hotel erfolgreich fort. Er macht dem Andenken seines guten Vaters Ehre und erhält den guten Familiennamen aufrecht.

Mathias Tschirgi. Herr Mathias Tschirgi wurde im Oktober 1824 im Canton [Kanton] St. Gallen in der Schweiz geboren. Er besuchte daselbst die Schule und erlernte nachher das Brauereigeschäft. Im Jahre 1845 wanderte er nach Amerika aus und kam im Dezember desselben Jahres nach einer langsamen Fahrt auf einem Segelschiffe in New Orleans an. In New Orleans mußte [musste] Herr Tschirgi, bevor er weiter reisen konnte, Arbeit suchen und verdiente in einer Brauerei für sich und einen Kameraden, der mit ihm von der alten Heimath [Heimat] gekommen war, doch ohne Arbeit war, so viel daß [dass] er auch seine Uhr, die er versetzen mußte [musste], wieder einlösen konnte. Beide fanden Arbeit auf dem Emigranten-Dampfer „Congreß“, auf welchem beide dann anfangs Januar 1846 nach St. Louis abfuhren und für ihre Fahrt hart arbeiten mußten [mussten]. Als das Schiff ungefähr 50 Meilen oberhalb Vicksburg war, wurde dasselbe von einem Baumwollenschiff in der Mitte angerannt und erhielt ein großes Leck, außerdem wurde ein Dampfrohr zerstört, so daß [dass] eine große Menge Passagiere schrecklich verbrüht wurde. Nur wenige der Passagiere sprangen auf das andere Schiff über, und da der „Congreß“ sich sofort umlegte und versank, so war es kein Wunder, daß [dass] über 300 Emigranten ertranken; keine Frau kam mit dem Leben davon. Von den wenigen, welche gerettet wurden, kehrten viele wieder nach New Orleans zurück, die Andern, darunter auch Herr Tschirgi, wurden an das Ufer gebracht, und hatten hier eine Nacht und einen Tag zu warten, ehe ein Schiff kam, um sie nach St. Louis weiter zu befördern. Hier kam nun Tschirgi in traurigem Zustande an; alle seine Sachen waren verloren; doch er fand einen Landsmann, Jos. Gehrig, welcher sich seiner annahm. Er wurde in dessen Familie aufgenommen und bekam Arbeit in der dortigen Brauerei. Herr Gehrig ging schon im April desselben Jahres mit seiner Familie nach Dubuque, Iowa, und Herr Tschirgi schloß [schloss] sich ihnen an. In Dubuque nahmen sie gemeinsam den Bau einer Brauerei in Angriff; es ist das die jetzige alte Heeb-

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sche Brauerei und war die erste im Staate Iowa. Noch während des Baues starb Herr Gehrig, sowie dessen Frau, und ein Schwiegersohn des Herrn Gehrig, Anton Heeb, kam von St. Louis und übernahm die im Bau begriffene Brauerei und auch den Antheil des Herrn Tschirgi. Herr Tschirgi ging jetzt nach Peru, Ill. richtete dort eine Brauerei ein und verheirathete sich. Im Jahre 1848 kam er nach Dubuque zurück und eröffnete an der Main Straße, zwischen Sechster und Siebenter Straße, ein Kosthaus. Doch bald darauf eröffnete er eine Brauerei an Julien Avenue, wozu er alle seine Brau-Utensilien aus Peru herbeischaffte. Im Jahre 1854 kaufte Tschirgi in West-Dubuque ein mehrere Acres umfassendes Grundstück und baute mit Jakob Schwind als Partner, die jetzige Western-Brauerei. Herr Tschirgi betrieb die Brauerei bis zum Tode seines Partners im Jahre 1881, worauf das Geschäft an beider Söhne überging. Herr Tschirgi nebst Frau leben in West-Dubuque in einem hübschen Heim und erfreuen sich guter Gesundheit, hochgeachtet und geehrt von Allen, die die Familie kennen.

[Foto: Jos. Fridolin Heer]

Jos. Fridolin Heer. Herr Heer, am 30. Juli 1834 in Wallenstaedt [Wallenstädt], Canton [Kanton] St. Gallen, in der Schweiz geboren, besuchte daselbst die Volksschulen. Im Jahre 1850 ging er nach Rapperswyl am Züricher-See, woselbst er das Steinhauergeschäft erlernte u. später mit dem Amte eines Bauaufsehers betraut wurde. Er ward dann zum Militärdienst bei der Artillerie einberufen und brachte es dabei zum Feldwebel. Er bereiste Deutschland als Steinmetz und besuchte hierauf die Bauschulen in Holzminden und in München, unter Professor Meyer; gleichzeitig arbeitete er in München beim Bildhauer Riedmüller. Im Jahre 1859 gründete er in Chur ein Geschäft, welches durch seine guten Arbeiten bald emporblühte. Unter diesen Arbeiten ist vorzüglich die Fontaine auf dem bischöflichen Hof von Chur

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hervorzuheben, welche auch durch den Kunst-Verein von München öffentliche Anerkennung gefunden hat. Im Jahre 1860 verehelichte sich Herr Heer mit Frl. Lisetta Breitler. Dieser Ehe entsprangen drei noch lebende Kinder. In 1865 wanderte Herr Heer nach Amerika aus und ging nach Belleville, Ill. woselbst er Verwandte hatte. Hier erwarb er sich schnell Freunde. Er baute für die dort neu gegründete Schützengesellschaft ein Haus, auch wurde ihm die Anfertigung der Pläne und die Aufsicht beim Bau der dortigen Turnhalle übertragen. Jetzt ließ Herr Heer seine Familie nachkommen, doch seine Frau konnte das Klima nicht vertragen. Sie erblindete und deshalb zog er nach Chicago, wo sie ihr Augenlicht wieder bekam. Er errichtete in Chicago ein Architektenoffice an der Sedgwick Straße, doch mangelte es ihm an der nöthigen Bekanntschaft und er entschloß sich deshalb, wieder aus Chicago fortzugehen. Im Februar 1868 reiste er nach Dubuque. Es gefiel ihm daselbst so gut, daß er seine Familie nachkommen ließ und seitdem hier lebt. Viele Gebäude in Dubuque sind Zeugnisse seiner Leistungen als Architekt, sowohl als auch der Solidität seiner Arbeit. Unter diesen Bauten befinden sich Mt. St. Josephs Academie, das St. Francis Convent, sowie viele Wohnhäuser. Auch auswärts ward Herr Heer mit Bauen betraut. Er plante z. B. die St. Antonius-Kirche in Milwaukee, die Corpus Christi-Kirche in Ft. Dodge, das Institut für Schwachsinnige in Glenwood Ia., sowie viele andere Kirchen und Schulen. Herr Heers einziger Sohn Fridolin wurde gleichfalls

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Architekt, nachdem er verschiedene Schulen mit gutem Erfolge durchgemacht hatte. Zuerst arbeitete er in der Office [im Büro] des Architekten Adler in Chicago. Hierauf besuchte er die Königliche Baugewerschule [Baugewerbeschule] in Stuttgart, wo er fast drei Jahre zubrachte und dann mit den besten Zeugnissen versehen wieder nach Dubuqu [Dubuque] zurückkehrte. Er associirte [assoziierte] sich nun mit seinem Vater unter dem Namen Frid. Heer & Sohn. Von dieser neuen Firma sind bereits viele nennenswerthe [nennenswerte] Gebäude ausgeführt worden, so das neue Courthouse in Dubuque und vier öffentliche Schulhäuser, das Security Building und viele schöne Residenzen, wie die der Herren H. L. Stout, M. Molo, G. Mathews, F. A. Rumpf u. a. m. Auch bauten die Herren auswärts neue Kirchen, so in Dyersville, Ft. Dodge, Ia., Pomeroy, O., Oregon und Savannah, Ill., das Jesuiten-Collegium und die Schwestern-Academie in Prairie du Chien, Wis. Jede dieser Arbeiten liefert die beste Empfehlung für die Firma Heer. Herr Frid. Heer, Sr. gehört verschiedenen Vereinen an, so der Schützengesellschaft, dem Dubuquer Sängerbund und dem Schweizer-Verein. Er war stets bemüht, für das Wohl seiner neuen Heimath [Heimat] zu wirken,

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und ist geachtet und geehrt von Allen, die ihn kennen. Besonders hat er seit seinem Hiersein in diesem Lande an allen freiheitlichen Bestrebungen Theil genommen und, generös, wie er von jeher gesinnt war, hat er stets mit freigebiger Hand Alles unterstützt, was deutsches Leben und deutsches Streben förderte. Dubuque hat keinen beliebteren Mann als Fridolin Heer.

T. W. Ruete. Herr Ruete wurde in Hannover geboren, besuchte in Bremen das Gymnasium und lernte in der Hofapotheke in Detmold als Apotheker. Nachdem er in Hannover sein Examen bestanden hatte, wanderte er 1861 nach Amerika aus und bekleidete in einer Apotheke in New York eine Stelle. Als der Bürgerkrieg ausbrach, trat Herr Ruete in das 103. Infanterie-Regiment als Regiments-Apotheker ein und machte mit demselben die Feldzüge der Potomac-Armee mit, wobei er die sämmtlichen [sämtlichen] großen Schlachten und Campagnen [Kampagnen] in Virginien [Virginia], sowie auch die Belagerung von Charleston mitmachte. Von 1864 bis zum Ende des Krieges diente er als Lieutnant [Leutnant] und Ambulanz-Offizier und erhielt seinen ehrenvollen Abschied. Nach dem Kriege brachte Herr Ruete ein Jahr in Deutschland zu und studirte [studierte] seine Fachwissenschaften auf der Universität Göttingen. Hiernach wohnte er mehrere Jahre in New York als Apotheker und ließ sich 1873 in Dubuque nieder, wo er seitdem eine der bestbestandenen deutschen Apotheken geführt hat. Herr Ruete verheirathete [verheiratete] sich in Lockport, N.Y., und hat einen Sohn, Otto M. Ruete, der ebenfalls seine Studien in Göttingen gemacht hat und jetzt mit seinem Vater im Geschäft in Dubuque ist. Herr Ruete hatte verschiedene Vertrauens-Stellungen inne, unter welchen: Präsident des Staats-Vereins der Apotheker von Iowa, Direktor der Fire and Marine Insurance Co. und Direktor der Dubuque National Bank. Herr Ruete zählt zu den angesehensten Bürgern von Dubuque und ist auch dem entsprechend geachtet und geehrt.

Adolph T. Lusch. Herr Lusch wurde am 25. Jan. 1841 in Reinbeck [Reinbek] bei Hamburg in Deutschland geboren, wanderte im Juni ’39 nach Amerika aus und bekam in Waterloo Ia., in der Bank von John H. Leavitt Stellung. Am 1. Jan. `65 wurde Herr Lusch Theilhaber [Teilhaber] der Bank und blieb in dieser Position bis zum Herbst `76, wo er sich gesundheitshalber gänzlich vom Geschäft zurückzog. Im Jahre 1885 wurde Herr Lusch Leiter des Land-Hypothekengeschäfts von Leavitt & Johnson und im November `91 Schatzmeister und Leiter der Leavitt & Johnson Trust Co. in Waterloo. Im Sept. `95 siedelte

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Herr Lusch nach Dubuque, Ia., über, woselbst er die Stellung als Vice-Präsident und Leiter der Iowa Trust-Savings-Bank angenommen hatte. Er verheirathete [verheiratete] sich im Febr. `65 mit Frl. Emma M. Evans und dieser Ehe entsprossen zwei Söhne. Harry B. besitzt ein Geschäft in Chicago und Eduard F. ist Zahlclerk der Iowa Trust & Savings Bank in Dubuque. Herr Lusch hat sich in Dubuque in kurzer Zeit das größte Vertrauen erworben; als Finanzmann hoch angesehen, hat er auch wesentlichen Antheil [Anteil] bei dem Verkauf der Wasserwerke an die Stadt Dubuque genommen, und ist von den Distrikt-Richtern als einer der Trustees der städtischen Wasserwerke ernannt worden.

A. F. Frudden. Herr Frudden, am 16. Sept. 1854 in dem Dorfe Tuftum auf der Insel Föhr, Schleswig-Holstein geboren, war bestimmt Seemann zu werden, wanderte jedoch im Frühjahr `71 nach Amerika aus. Im Januar 1871 kam er in Clinton, Ia., mit einem Kassenbestande von 2 Cents an und arbeitete die ersten 20 Monate auf einer Farm in Jackson County, Ia. Im Frühjahr `73 begab er sich nach der Stadt Clinton, woselbst er Anstellung in der Thür- [Tür-] und Fenster-Fabrik von Curtis Bros. & Co. erhielt, blieb dort bis zum Herbst 1879 und kam im Oktober `79 nach Dubuque und bekam hier in der Fabrik von Carr, Austin & Co. jetzt Carr, Ryder & Adams Co., Anstellung. Am 1. Jan. `82 nahm Herr Frudden wiederum Stellung bei Curtis Bros & Co., und zwar als Werkführer in deren neuer Fabrik in Wausau, Wis. Im August `84 kam er wieder zurück nach Dubuque als Werkführer. Im Jahre 1888 vereinigte er sich mit einem jüngeren Bruder und Herrn F. A. Rumpf und etablirten [etablierten] ein Holzgeschäft unter der Firma The Frudden Lumber Co., worin A. F. Frudden, als Sekretär und Schatzmeister, ebenfalls als Aufseher fungirte [fungierte]. Dir Firma hat Zweiggeschäfte in verschiedenen Städten des Staates und ist eine der bekanntesten des Nordwestens. Im Frühjahr `95 etablirten [etablierten] die nämlichen Herren das Engros-Lumber-Geschäft in der Stadt Dubuque unter der nämlichen Verwaltung. Herr Frudden ist ebenfalls Vice-Präsident [Vizepräsident] der Blackhawk Lumber Co. in Waterloo, Ia., ward 1896 zum Präsidenten der North Western Lumber Manuf. Assoc. erwählt und bereist die Staaten Minnesota, Iowa[,] North und South Dakota; er ist ebenfalls Präsident der North Eastern Iowa Lumber Association. Herr Frudden wurde im März 1900 nach Baltimore abgeordnet, um als Delegat den Nordwesten zu vertreten. Im Jahre 1878 verheirathete [verheiratete] sich derselbe in Clinton, Ia., mit Frl. Philine Johannsen, ebenfalls aus

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Schleswig-Holstein. Aus dieser Ehe entsprossen sieben Kinder und sind davon fünf am Leben. Herr Frudden hat wiederholentlich [wiederholt] das alte Vaterland besucht, als guter deutscher Mann hält er es lieb und werth [wert], doch im neuen Vaterlande ist er jetzt festgewurzelt [fest verwurzelt], und daß [dass] er auch hier als deutscher Mann geehrt wird, beweist das, daß [dass] er zum Präsidenten des hier gegründeten Germania-Vereins erwählt worden ist.

Carl Pitschner. Herr Pitschner wurde geboren am 19. November 1828 in Hagenow, Mecklenburg-Schwerin, und erhielt daselbst guten Schulunterricht und erlernte dann das Kaufmanns-Geschäft. Im Jahre 1850 wanderte er nach Amerika aus, ging von New York nach Cincinnati und blieb dort sechs Jahre in verschiedenen Stellungen beschäftigt. Im Jahre 1856 kam Herr Pitschner nach Dubuque, wo er als Clerk thätig [tätig] war. Im Jahre 1868 gründete er ein Geschäft an der Nordwestecke der 14. und Clay Straße, doch verkaufte Herr Pitschner dasselbe im Jahre 1877. Er kaufte dann ein größeres Grundstück in West-Dubuque und baute neben seinem Wohnhause einen Store und ein Waarenhaus [Warenhaus], worin auch jetzt noch durch seine Kinder das Geschäft weitergeführt wird, da ihm das Alter selbstthätiges [selbsttätiges] Schaffen nicht mehr gestattet. Herr Pitschner führt ein glückliches Familienleben, gehört verschiedenen Vereinen an, ist ein gerngesehenes Mitglied derselben und ein Freund seiner Freude [Freunde?].

Nicolaus J. Schrup. Herr Schrup ist in Roth, Großherzogthum [Großherzogtum] Luxemburg, im Jahre 1853 geboren. Schon 6 Monate nach seiner Geburt wanderten die Eltern nach Amerika aus und bezogen eine Farm in Mosalem Township, Dubuque County. Herr Schrup lebte hier bis zu seinem 17. Lebensjahr, im Sommer auf der Farm arbeitend, im Winter die Schule besuchend. Im Alter von 17 Jahren trat er in die Wisconsin Normal School ein und als er nach drei Jahren die Prüfungen gut bestanden, wurde er Lehrer in Cascade, Dubuque County, Ia., und war als solcher 5 Jahre thätig. Schon als Lehrer benutzte Herr Schrup seine freie Zeit, um sich im Versicherungs-Geschäft einzuarbeiten und wandte sich nun diesem Geschäft gänzlich zu, bis er im Jahre 1880 zum Deputy County-Auditeur erwählt wurde. 1883 organisirte Herr Schrup die Dubuque Fire & Marine Insurance Co., gab seine Stellung als Deputy County-Auditeur auf, wurde Sekretär und Manager der neu-organisirten [organisierten] Company und erzielte hierbei so große Erfolge, daß die Company heute eine bedeutende Stellung in Iowa und dem Nordwesten unter den

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hier vertretenen Versicherungs-Gesellschaften einnimmt. Hr. Schrup ist außerdem Präsident der German Bank von Dubuque, Mitglied des Schulrathes [Schulrates], Direktor der Bank und des Insurance-Gebäudes und in verschiedenen bedeutenden Geschäften betheiligt [beteiligt]. 1884 verheirathete [verheiratete] sich Herr Schrup mit Frl. Marie Kranz aus Chicago, und

[halbseitges Foto; Bildtext: "Nicolaus J. Schrup"]

vier Kinder sind dieser Ehe entsprossen. Herr Schrup genießt ein großes Ansehen hier in der Stadt sowohl als auch im weitesten Umkreise, und ein großer Freundeskreis wünscht ihm auch für die Zukunft gute Gesundheit und Glück allerwegen [allweg].

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Christian Kleis. – Herr Christian Kleis wurde am 11. Mai 1827 in Sitzenkirch, Baden, geboren und besuchte daselbst die Schulen. Nach seiner Konfirmation trat er in Lörrach in Baden als Kaufmannslehrling in ein Geschäft ein. Er war in diesem Geschäft sechs Jahre, zuerst als Lehrling, dann als Gehilfe. Im Jahre 1848 wanderte er nach Amerika aus und kam im Herbst dieses Jahres in New Orleans an, blieb ungefähr sechs Wochen dort und ging dann nach St. Louis, wo er in einem Store Beschäftigung fand. Im Jahre 1852 trieb es ihn an, mehr von Amerika zu sehen, und so zog er zuerst nach New York, dann nach Savannah, Philadelphia und anderen [andere] großen [große] Städten [Städte], wo er kürzere oder längere Zeit verweilte. Er kehrte jedoch wieder nach St. Louis zurück, wo er in einer Sodawasser-Fabrik Anstellung bekam. Im Jahre 1857 wurde Herr Kleis von seinen Principalen [Prinzipalen] nach Galena geschickt, um dort eine Sodawasser-Fabrik einzurichten. In 1858 übernahm er diese Fabrik auf eigene Rechnung. Im Jahre 1862 heirathete [heiratete] Herr Kleis seine noch lebende Frau, Caroline Föll, und in 1863 siedelte er mit Familie und Geräthschaften [Gerätschaften] der Sodawasser-Fabrik nach Dubuque über und fing hier ein Geschäft an, an der Sechsten und White Straße. Das Geschäft vergrößerte sich immer mehr, und so baute er im Jahre 1868 die gegenwärtige Fabrik an der Ecke der Neunten und White Straße. Herr Kleis ist ein langjähriges Mitglied des Turnvereins, der Schützengilde und verschiedener Logen und von Allen hoch geachtet. Er hat eine große Familie, und wer in derselben verkehrt hat, wird wissen, wie angenehm Einem die Zeit dort verfließt.

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Christ. Jungk. Nicht gerade einer der Gründer, aber dennoch ein deutscher Pionier der Stadt Dubuque ist Herr Christian Jungk, ein nun in hohem Alter stehender und hochgeachteter Bürger, der keinen geringen Antheil an dem Aufbau und der Entwickelung [Entwicklung] der hübschen Stadt nahm, ein Mann von allgemein anerkannter Redlichkeit, der, außer einem durch jahrelangen Fleiß, Umsicht und Sparsamkeit erworbenen Wohlstand, zu dem ihm seine Gattin getreu geholfen hat, den Seinigen, wenn er einst zu seinen Vätern einberufen wird, einen geachteten Namen hinterlassen kann.

Herr Jungk wurde am 12. Februar 1821 in Heindorf bei Reichenbach, Königreich Sachsen, geboren. Nachdem er die dortigen Schulen besucht hatte, erlernte er die Weberei und war Geselle, als er in 1844 nach Amerika kam. Er ließ sich zuerst in St. Louis nieder und machte, wie so viele Eingewanderten vor und nach ihm, die Erfahrung, daß [dass] man auch in dem gesegneten neuen Land nicht ohne Mühe und Sorgen zum Wohlstand kommen kann. Es ging ihm schlecht; er mußte [musste] eine Zeit lang für vier Dollars den Monat schwere Arbeit verrichten, trug Backsteine und Mörtel auf Leitern bei Bauten und wurde dann Commis [Kommis/kaufmännischer Angestellter] in einem Laden. Als solcher kam er nach und nach durch seinen Fleiß empor und hatte in zwei und einem halben Jahr schon sein eigenes Kaufmannsgeschäft welches er mit Erfolg betrieb. Sieben Jahre nach seiner Ankunft in Amerika verkaufte er sein Geschäft und ging zur alten Heimath [Heimat] zurück, wo er sich am 22. Februar 1852 mit Frl. Henrietta Malz verehelichte. Das junge Ehepaar machte seine Hochzeitsreise nach Amerika, und zwar nach St. Louis, von wo sie am 1. Mai 1853 nach Dubuque zogen, in welcher Stadt sie seither stets gelebt haben. Hier führten Herr und Frau Jungk, bis sie sich vor einigen Jahren, auf eine in der Nähe der Stadt gelegene hübsche

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Farm zurückzogen, ein allgemein bekanntes und gangbares Kaufmannsgeschäft.

Dieser Ehe entsprossen zehn Kinder, von denen noch acht am Leben sind, nämlich: Frau Lina Hermann, Frau Emma Dammann, Robert, Hermann und Otto Jungk, Frau Selma Weeda und Frau Clara Wieland, sämmtlich [sämtlich] Kinder, welche den geachteten Eltern in ihren alten Tagen Ehre und Freude machen.

Franz N. Schröder. Herr Schröder, in Diekirch, Großherzogthum [Großherzogtum] Luxemburg, am 16. Juli 1849 geboren, wanderte im Jahre 1854 mit seinen Eltern nach Amerika aus. Sie landeten in New Orleans, wohnten ungefähr ein Jahr in Mobile, Alabama, und gingen dann mit einem Dampfer nach Dubuque, Ia. Hier besuchte Herr Franz N. Schröder die Schulen, trat im Jahre `65 bei Herrn W. H. Rumpf als Clerk ein und blieb daselbst circa 17 Jahre. In 1882 etablirte [etablierte] Herr Schröder ein Engros Grocery-Geschäft mit Herrn Johann H. Klein. Nach 12 Jahren consolidirten [konsolidierten] sie ihr Geschäft mit dem von F. A. Rumpf und C. P. Ferring & Co. unter dem Namen Schröder-Klein Grocery Co., welches Geschäft heute einen angesehenen Namen besitzt. Herr Schröder war stets ein Führer der demokratischen Partei, war mehrmals Vorsitzer des County-Comites [Komitees] und 1880 Delegat zur demokratischen National-Convention in Chicago. Seit dem Jahre 1896 ist Herr Schröder Schatzmeister von Dubuque County und ist zum dritten Male wiedererwählt worden, ein Beweis seines Ansehens und seines großen Freundeskreises. Herr Schröder gehört dem Pius Alphonsus Verein an, der römisch-katholischen Schützengesellschaft von Iowa; ferner ist er Mitglied des Dubuque Luxemburger Vereins und des Germania-Vereins. Ueberall [Überall] ist Herr Schröder beliebt und genießt mit Recht ein großes Ansehen. 

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Clayton County

Die Geschichte von Clayton County ist ein Theil [Teil] der Urgeschichte des Staates. Das County liegt im nordöstlichen Iowa, wird im Osten vom Mississippi, im Süden von Dubuque und Delaware Counties, im Westen von Fayette County und im Norden von Allamakee County begrenzt. Es hat eine Einwohnerzahl von nahezu 28.000[,] enthält Wald-, Prairieland [Prärieland] und Hügellandschaften, die sich in einem großen Durcheinander befinden und anmuthige [anmutige] Szenerien bilden, eine hochromantische Gegend mit äußerst fruchtbarem Boden.

Die Einwohner zu Anfang dieses Jahrhunderts waren Sac- und Fox-Indianer und das ganze County war eine große Wildnis, bis sich die Hand der Civilisation [Zivilisation] nach dem Westen ausstreckte. Die erste Besiedelung wurde im Jahre 1833 an dem Turkeyfluß [Turkey-Fluss], ungefähr vier Meilen von seiner Mündung gemacht, und zwar von Robert Hatfield, W. W. Wayman und Wm. D. Grant. Das beste Gebäude war eine Hütte, welche an der Mündung des Turkey-Flusses gebaut und als Fährhaus benutzt wurde. W. W. Wayman brachte eine Haushälterin, Namens [namens] Rebekka Clues, mit. Im Januar 1836 legte Dr. Frederick Andros eine Meile südlich von dem heutigen Garnavillo einen Landanspruch (Claim) aus und baute eine Hütte; bald darauf siedelte sich ein gewisser Loomis neben Andros an. Dann ließ John W. Gillett sich nieder da, wo heute Garnavillo liegt. Im nächsten Frühjahr legte Wm. Correll einen Claim aus, wo jetzt Farmersburg liegt. Allen Carpenter legte einen Claim aus 3 Meilen nördlich von diesem und in demselben Jahre wurde zum ersten Male das Land Clayton County nördlich von Millville durch die Hand eines weißen Mannes bearbeitet. Dieser Mann war John W. Gillett. Im nämlichen Jahre machten Elisha Boardman, Harry Boardman, Horace Brownson, Capt. Grant und ein Mann Namens [namens] Hastings eine Forschungstour längs des Turkey-Flusses. Dabei wurden ihnen ihre Pferde von den Indianern gestohlen und sie mußten [mussten] theils [teils] zu Fuß und theils [teils] auf einem Floß nach der Ansiedlung, vier Meilen von der Mündung zurückkehren. Auf dem Rückwege legte Elisha Boardman einen Claim aus, wo jetzt Elkader liegt, und dann machten sich Boardman und Brownson nach ihrer Heimath [Heimat] in Green Bay, Wis., [auf] und brachten nach einer langen und gefährlichen Reise Brownson’s Familie und eine Anzahl Männer nach ihrer neuen Heimath [Heimat] und gründeten die Stadt Elkader. Zu dieser Zeit waren da, wo McGregor jetzt liegt, zwei Hütten, die unbewohnt da standen. Clayton County war damals noch ein Theil [Teil] von Wisconsin, und der Gouverneur desselben ernannte John W. Griffith zum

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ersten Sheriff von Clayton County und berief die erste Gerichtssitzung nach Prairie la Porte (jetzt Guttenberg) für den 4. Mai 1838 [ein]. Die erste Volkszählung ergab eine Einwohnerzahl von 274 Personen. Am 4. Juli im selben Jahre wurde Iowa zu einem Territorium für sich selbst gemacht. Am 10. September 1838 wurde die erste Wahl gehalten. Prairie la Porte wurde zum Amtssitz bestimmt, aber im Jahre 1843 wurde derselbe nach Jacksonville (jetzt Garnavillo) und nach 13 Jahren nach Elkader verlegt. Dann wurde er 1857 wieder nach Prairie la Porte, 1859 nach Jacksonville und zuletzt wieder nach Elkader verlegt, wo er jetzt noch ist.

Im Jahre 1867 wurde der erste Theil [Teil] vom County-Gerichtsgebäude gebaut und 1877 machte das County eine weitere Auslage von $50.000, und die Bürger von Elkader steuerten noch $5000 dazu und das Gebäude wurde in seinem jetzigen Umfange erbaut.

Clayton County hat eine große deutsche Einwohnerzahl und sind deshalb die County-Aemter [County-Ämter] großentheils [großenteils] mit Deutschen besetzt; die reichsten Farmer sind deutsch und die hervorragendsten Geschäftsleute sind deutsch. Ueberall [Überall] findet man Deutsche, und der unermüdlichen Thätigkeit [Tätigkeit] der Deutschen ist es zuzuschreiben, daß [dass] das County einen so hervorragenden Rang im Staate einnimmt. Die Ausfuhrartikel sind meistens Farmprodukte, Vieh und Butter, da das County keine Fabrikindustrie besitzt. Verschiedene andere Städte sind in den letzten Jahren gegründet worden, und zur jetzigen Zeit enthält das County vier Städte, die eine Einwohnerzahl von mehr als 1000 haben[,] und 15 Ortschaften, die eine Einwohnerzahl von über 150 haben. Besonders stark ist der Prozentsatz der deutschen Bevölkerung in Guttenberg, Garnavillo, Elkader, Clayton, Clayton Center und Littleport. In Elkport, Osterdock, Farmersburg und in Millville sind auch sehr viele Deutsche.

Guttenberg. Guttenberg liegt ungefähr wie Fort Madison, auf einem herrlichen breiten Streifen Tafelland, das sich etwa 20 Fuß über den Mississippi-Fluß [Mississippi-Fluss] erhebt. Hinter der Stadt, auf der Westseite, erheben sich die Berge, welche eine Höhe von 4- bis 500 Fuß erreichen und von denen aus man eine prachtvolle Aussicht über den Mississippi und dessen Thal [Tal] bekommt. Es ist eine geeignete Lage für eine Stadt, und hätten die ersten Ansiedler und Geschäftsleute mehr Unternehmungsgeist entwickelt, so wäre Guttenberg heute ein starker Mitbewerber von Dubuque. Die Franzosen, die da zuerst hausten, nannten den Ort Prairie la Porte (das Thor [Tor] zur Prairie [Prärie]) und in der That [Tat] war dieser Ort[,] ehe [bevor] McGregor entstand und die Eisenbahnen andere Städte schufen, der Eingangspunkt zur herrlichsten Prairie [Prärie], die Men-

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schenauge je gesehen hat. Von Guttenberg bis hinauf nach Monona und noch weiter ist ununterbrochenes wellenförmiges Prairieland [Prärieland], und zwar das ergiebigste, das man finden kann. Ein Beweis hierfür ist, daß [dass] das Land in jener Gegend von $75 bis $100 den Acre bringt. Die deutschen Farmer haben den Distrikt zu einem Paradies entwickelt, das er heute ist.

Bis vor 15 Jahren war Guttenberg beinahe ganz deutsch. Nur eine Familie englischer Abkunft wohnte dort. Gegenwärtig sind ein Drittel der Einwohner Anglo-Amerikaner.

Die Geschichte von Guttenberg allein, wenn ausführlich geschrieben, könnte zu einem stattlichen Buch gemacht werden. Die schöne Lage muß [muss] den Urbewohnern, den Indianern schon imponirt [imponiert] haben, denn auf dem Tafelland, das sich, wie eine kleine Prairie [Prärie], nördlich und südlich, erstreckte, waren noch vor 30 Jahren deren Grabhügel in verschiedenen Formen zu sehen. Viele derselben wurden von den ehemaligen Richtern Eliphalet Price und Samuel Murdoch durchsucht, wobei man allerlei Alterthümer [Altertümer] fand, wie Thongefäße [Tongefäße], Kupfergegenstände und Schlachtäxte etc., die auf ein höheres, mehr fortgeschrittenes Menschengeschlecht, als die heutigen Indianer, hinweisen. Die werthvollsten [wertvollsten] Funde sind in das Smithsonian-Institut in Washington gebracht worden. Die größten Grabhügel waren über 100 Fuß lang und bildeten Figuren von Thieren [Tieren], wie Elephanten [Elefanten], Hunde u. dergl. Ohne Zweifel gehörten diese Grabhügelbauer zu demselben Volksstamme[,] der vor vielen Jahrhunderten Mexiko besiedelte und von dem die Azteken abstammten. Unter den Hyda [Haida]-Indianern am Puget Sound im Staate Washington ist die Sage zur begründeten Geschichte geworden, daß [dass] vor Tausenden von Jahren, als noch das Klima im Norden mild war und als noch die Riesenthiere [Riesentiere] während der üppigsten Pflanzenperiode in den heute rauhen [rauen] Gegenden des Nordens weideten, zwei Volksstämme Asiens Krieg führten und einer der Stämme über die Behring [Bering]-Straße getrieben wurde. Vom Golf-Strom erfaßt [erfasst], wurden sie dann auf die Aleutischen Inseln und von da auf Alaska getrieben, von wo aus sie den amerikanischen Continent [Kontinent] durchwanderten und wahrscheinlich auch in das Mississippi-Thal [Mississippital] kamen. Die am Puget Sound noch übrig gebliebenen Indianer sehen den mandeläugigen Chinesen ziemlich ähnlich. Ihre Schmucksachen, ihre Löffel u.s.w. haben auch chinesische Figuren und Zeichen.

Die Geschichte der Neuzeit Guttenberg’s fängt erst in 1845 an. Aber lange vorher war der Ort der Gerichtssitz des County und der Sammelplatz der ersten Pioniere. Im genannten Jahre verkaufte die County-Behörde dem Westlichen Ansiedlungs-Verein von Cincinnati

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365 Baustellen (Lotten)[lots] für $2000. Der Agent der Gesellschaft, Christian Müller, hatte schon vorher alles Privateigenthum [Privateigentum], das an die andern Bauplätze anstieß, aufgekauft, und so kam die ganz aus Deutschen bestehende Gesellschaft in den Besitz der schönsten Landschaft am Oberen Mississippi, eines Areals, welches Platz für eine Stadt von 10.000 Seelen bietet. Laut Beschluß [Beschluss] des Vereins sollten nur Deutsche in Guttenberg geduldet werden, und es durfte dort also keinem Anglo-Amerikaner Grundeigenthum [Grundeigentum] verkauft werden.

Obwohl etwas kurzsichtig bezüglich Hinziehung von Eisenbahn-Facilitäten [Eisenbahn-Möglichkeiten], haben die ersten Ansiedler dennoch viel für die Entwickelung [Entwicklung] und Verschönerung ihrer Stadt gethan [getan]. Manche der ersten Häuser, die in den ersten Jahren gebaut wurden, sehen heute noch gut aus unter den Neubauten. Unter den deutschen Colonisten [Kolonisten], die in den 40er und 50er Jahren dahin kamen, waren eine nicht geringe Anzahl gebildeter Leute, unter Handwerkern nicht minder, als unter den Vertretern der gelehrten Berufe, darunter erinnern wir uns der folgenden: Dr. Weber, Dr. Wm. Hoffbauer, G. F. Wiest, Conrad Scherling, Gebrüder Fleck, Ihm und Weiner[,] L. Heine, Joseph Huene u.s.w.

Unter den ganz ersten deutschen Ansiedlern waren Jonathan Kauffmann, der mehrere Jahre lang Sheriff war, John Andreß, Fred. Aulwes, Adam Goetz, A. Hottinger, der erste Bürgermeister, Wm. Nolte, Henry Nolte, John Wolter, G. H. Niemeyer, John Troester, Gustav Beutel, Peter Wolter, Alfred Arnemann, Wm. Appel[,] G. H. Pelzer, John Rau, J. Tujetsch, J. Zimmermann, Peter Klein, Joseph Klein, H. Kruckewitt, C. und J. Falkenhainer, John Henry Thamann, Henry Eppens, Ben. Albers, Louis Bierbaum, J. Deifel, G. H. Everslage, Fred. Fürste, Herm. Ihm, M. Seippel, Aug. Jungk, John Kossuth, M. Weiner, C. Floete, Cas. Kreppahne, Henry Huntemann, der erste Bleigräber jener Gegend, John P. Kriebs, der erste und langjährige Friedensrichter, Michael Weber, F. W. Helwich, John Ackermann, D. Stohl, Friedrich Boholtz, Joseph Block, Chas. Nus, Ernst Beber, Henry Fahling, Henry Overbeck, Julius Overbeck, Fred. Bosecker, J. H. Heitmann und John Luther.

Die erste Kirche war eine katholische; dieselbe war ursprünglich ein Wohnhaus gewesen, das John Leonard und Heitmann gebaut hatten.

Dr. Christian Mitrucker, ein Kräuterdoktor, war der erste deutsche Arzt in Guttenberg. Unter den ersten deutschen Farmern der Um-

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gegend waren der Vater Gottfried und dessen Söhne Wilhelm, Heinrich, John und Friedrich, ferner John Dorweiler, John Clefisch, Henry Duwe, F. W. Henry, John und Fred Kugel, Henry Faßbinder, Fred. Kahle, Friedr. Müller, H. Eilers, Bernhard Eilers.

James Schröder. - James Schröder wurde am 13. Januar 1832 in Steinsel, Luxemburg, geboren und zum Landwirth [Landwirt] aufgezogen; aber da ihm durch Freiheitsliebe die Heimath [Heimat] zu enge wurde, wanderte er 1852 nach Amerika und bereiste verschiedene Staaten bis 1854, als er auf Besuch nach Guttenberg, Iowa, kam. Infolge verschiedener Ursachen blieb er hier und verehelichte sich in 1855 mit Fräulein Anna Esser, welche aber in 1861 durch Schwindsucht dem trauernden Gatten entrissen wurde. Er betheiligte [beteiligte] sich schon sehr jung an der Politik und zwar als Republikaner. Er hat seit vielen Jahren öffentliche Aemter [Ämter] bekleidet, darunter Vorsitzer des republikanischen County-Central-Comites, war Friedensrichter, Assessor, County Supervisor, Hülfs-Revenue-Assessor, 40 Jahre lang Schuldirektor und 20 Jahre unausgesetzt Postmeister von Guttenberg und bekleidet das Amt jetzt wieder. Es wurde ihm auch die Ehre zu theil [zuteil], als Grand Patriarch der J. O. O. F. [IOOF, International Order of Odd Fellows] von Iowa erwählt zu werden, und daß [dass] er seine Pflicht in diesem Amt so wohl als alle, die er jemals annahm, in bester Weise erfüllt hat, versteht sich von selbst. Er verehelichte sich 1867 mit Jennie McDonald und 13 Kinder entsprossen dieser Ehe, von denen noch 8 leben. Herr Schröder war immer ein treuer Kämpfer für die deutsche Sprache und seine englische Frau spricht ebenso gut Deutsch wie er selbst. Er kann mit verzeihlichem Stolz auf seinen Lebenslauf zurückblicken und seine alten Tage in Ruhe verbringen. Herr Schröder scheint aber nie alt werden zu wollen.

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August Hüne. Herr August Hüne, Bürgermeister von Guttenberg, Iowa, wurde am 10. September 1863 in der Nähe von Glen Haven, Wisconsin, geboren. Als er erst 11 Monate alt war, wurde er von Herrn Joseph Hühne in Guttenberg angenommen und ist seither diese Stadt sein Heim gewesen. Seit er die Schule verlassen hat, war er stets im Kaufmannsgeschäft mit seinem Pflegevater thätig [tätig], bis er vor 7 Jahren dasselbe allein übernahm und seither fortführte. Er ist kein Neuling in öffentlichen Angelegenheiten, indem er dem Township als Clerk und Trustee und der Stadt als Stadtrathsmitglied [Stadtratsmitglied] gedient hat. Seit mehr denn zehn Jahren ist er stets mit allen öffentlichen Verbesserungen in Guttenberg identifizirt [identifiziert] gewesen und stand stets für alle fortschrittlichen Ideen ein. Seine Beliebtheit beweist seine Wahl als Bürgermeister gegen einen der stärksten Gegner.

Garnavillo.

Garnavillo, ein idyllisches Städtchen von 5000 Einwohnern, der ehemalige Staatssitz und das Centrum [Zentrum] einer der reichsten Farmgegenden im Staate. Die Deutschen haben vollständig Besitz genommen von dem Ort und der Umgegend [Umgebung], und deshalb kann man dort auch kein Land unter $100 den Acker kaufen. Es ist dieselbe wellenförmige Prairie [Prärie], wie sie sich von Guttenberg bis nach Allamakee County hinauf erstreckt. Ursprünglich waren es fast sämmtlich [sämtlich] Anglo-Amerikaner, welche das Land eigneten [besaßen]; die Deutschen haben sie jedoch nach und nach durch ihren Fleiß und Sparsamkeit vertrieben, indem sie ihnen gute Preise für das Land bezahlten, aber dann mehr daraus erzielten, wie jene es vermocht hatten.

Unter den ersten deutschen Ansiedlern in und um Garnavillo waren die Hagensick, B. F. und Heinrich Schröder, die Tange

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mann‘s, J. H. Nietert, die John C. und Heinrich Mohrmann, Wm. Schalte, H. L. Schuette, J. F. Schumacher, C. D. Meyer und Helmuth Brandt. Letzterer lebt noch und ist einer der geachtetsten Bürger im County. In Garnavillo besteht ein Turnverein, der eine hübsche geräumige Halle eignet [besitzt].

G. F. Wiest. Es macht uns Freude, den Lesern hier eine Biographie des alten und treuen Turnvaters, G. F. Wiest, vorlegen zu können. Derselbe war im Jahre 1825 in Ludwigsburg, Königreich Württemberg, geboren und kam in 1848 nach Cincinnati, Ohio, wo er mit Anderen den ersten Turnverein gründete. In 1854 siedelte er nach Guttenberg über und eröffnete eine Eisenwaarenhandlung [Eisenwarenhandlung], von welcher Schmiede im Umkreise von 25 Meilen die Leute ihre Eisenwaaren [Eisenwaren] kauften. In 1850 heirathete [heiratete] er Fräulein Philippine Claß. In 1857 baute er ein großes Gebäude am Mississippi-Ufer, welches er als Speicher und Lagerhaus nutzte. In 1861 vergrößerte er sein Geschäft, indem er dasselbe in ein allgemeines Kaufmannsgeschäft umwandelte. In 1866 besuchte er mit seiner Frau die alte Heimath [Heimat] in Deutschland, und ein Jahr darnach [danach] baute er eine Mahlmühle am Buck Creek, welche im Jahre 1883 abbrannte. In 1893 wurde Herr Adolph Claß, der Bruder der Frau Wiest, als Geschäftstheilhaber [Geschäftsteilhaber] angenommen. Derselbe hatte seit seinem 14. Jahre fleißig für Herrn Wiest gearbeitet.

Herr Wiest erfreute sich von jeher der Achtung der gesammten [gesamten] Bürgerschaft Guttenberg’s und Clayton County’s.

Hermann Ihm. Herr Hermann Ihm wurde im Jahre 1831 zu Schwetzingen, Baden, geboren, und wanderte, nachdem er seine Schulbildung vollendet hatte, nach Amerika aus. Er kam bald darnach [danach] nach Guttenberg, wo er mit Herrn Weiner ein Kaufmannsgeschäft gründete. Im Jahre 1874 übernahm er das Geschäft allein und hat es seitdem fortgeführt. Herr Ihm diente im Bürgerkrieg zehn Monate lang in einem der tapferen Turner-Regimente Missouri’s. In 1876 heirathete [heiratete] er Frl. Karoline Kölitz, und drei Söhne und eine Tochter beglückten ihre Ehe. Neben seinem Kaufmannsgeschäft besitzt Herr Ihm einen großen Getreidespeicher, hat bedeutenden Antheil [Anteil] in der Excelsior-Mühle und verschifft er Vieh und Getreide. Er war früher ein wackerer Turner und ist ein hochangesehenes Mitglied der deutschen Odd Fellow-Loge Guttenberg’s. Von Jugend auf hat Herr Ihm hart gearbeitet und trotz seiner 68 Jahre ist er noch rüstig und leitet noch immer selbst sein großes Geschäft.

Hermann Scholz. Herr Hermann Scholz wurde in 1850 in Schlesien, Preußen, geboren und wanderte 1867 nach diesem

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Lande aus. Er arbeitete ein Jahr in Milwaukee und war elf Jahre lang Geschäftsreisender. In 1872 heirathete [heiratete] er Frl. Julia Brüner, die ihn mit sechs Kindern beschenkte. In 1878 kam er nach Guttenberg und eröffnete hier in 1888 ein Gasthaus, welches weit und breit im County bekannt war. Er hat verschiedene städtische Aemter [Ämter] bekleidet und war zwei Termine [terms/Amtszeiten] Bürgermeister, sechs Jahre Stadtrathsmitglied [Stadtratsmitglied] und ist jetzt Präsident der Schulbehörde und öffentlicher Notar. Herr Scholz ist ein sehr munterer Mann, der jeden Tag seines Lebens nützlich verbracht hat, dabei die Lehre, „leben und leben lassen“, befolgte und sich deshalb eines ausgedehnten Freundeskreises erfreut.

Elkader, Clayton County.

Sechszehn [sechzehn] Meilen westlich vom Mississippi-Fluß [Mississippi-Fluss] und nahe der Mitte des County liegt der Countysitz Elkader, im Thale [Tale] des Turkeyflusses [Turkey-Flusses], geschützt an allen Seiten durch Höhenzüge von romantischer Schönheit. Die Stadt hat eine Einwohnerzahl von 1250 Seelen, zum größten Theil [Teil] Deutsche. Auf der Ostseite der Stadt befinden sich das Countygerichtsgebäude, das Gefängniß [Gefängnis], die neue Irrenanstalt, die städtischen Pumpwerke, der „Milwaukee“-Bahnhof u.s.w. Auf der Westseite des Flusses liegt der Hauptgeschäftstheil [Hauptgeschäftsteil] der Stadt. Auf beiden Seiten der Frontstraße befindet sich eine Reihe von Geschäftshäusern, dergleichen man selten selbst in größeren Städten findet.

Elkader wurde im Jahre 1845 als Stadt ausgelegt und ist deshalb 54 Jahre alt. Das erste Wohnhaus wurde von einem gewissen Sage gebaut. Die Stadt wurde nach dem kriegsgewaltigen algerischen Emir Abd-El-Kader genannt. Die große Mahlmühle wurde 1844 begonnen und 1849 vollendet. Das erste Gasthaus wurde im Jahre 1850 gebaut und stand, wo das schöne und moderne Hotel Bayleß jetzt steht. Im Jahre 1857 wurde eine Brücke über den Fluß [Fluss] gebaut, wurde aber im Jahre 1889 durch eine imposante steinerne ersetzt, welche $17,000 gekostet hat und von Byrne und Blake in Dubuque gebaut wurde. Die Steine dafür lieferte der Steinbruch „Lovers‘ Heap“.

Die Stadt ist immer langsam aber sicher vorwärts geschritten und die alten Gebäude sind eines nach dem andern ein Raub der Flammen, oder ein Opfer des Fortschritts geworden; an ihrer Stelle stehen jetzt schöne und solide Geschäftshäuser. In den letzten fünf Jahren sind im Ganzen Verbesserungen gemacht worden, welche einen Werth [Wert] von über $100,000 repräsentiren [repräsentieren]. Im Jahre 1891 wurde die Stadt incorporirt [inkorporiert]. H. H. Hagensick war der erste Bürgermeister; sein Nachfolger war Chas. Reimbeck und der jetzige Inhaber des Amtes ist D. G. Griffith. In

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1896 wurden sehr leistungsfähige Wasserwerke eingelegt, welche $13,000 kosteten. Ein artesischer Brunnen wurde gebohrt; das Wasser läuft vom Brunnen in eine Cisterne [Zisterne] und von dort wird es zum Reservoir gepumpt, welches 225 Fuß höher liegt, als die Stadt. In 1897 wurden das Hotel Bayleß und der Molumby Block gebaut und in 1898 die Irrenanstalt. Die Natur hat viel für Elkader gethan [getan]. Man kann dort in jeder Richtung Naturschönheiten erblicken, welche einem Maler wochenlang erfrischende Arbeit geben würden. Wenn man auf dem Hügel westlich von der Stadt steht und nach Osten schaut, erblickt man eine Scenerie [Szenerie], die man nie vergessen kann und will. Vor unseren Füßen liegt die Stadt, durch deren Mitte sich der Fluß [Fluss] (Turkey) wie eine Schlange windet, um den Durchgang zu finden; vom Süden, wo der Fluß [Fluss] sich wie ein silberner Faden in der Ferne verliert, kommt ein Eisenbahnzug herangebraust; überall sieht man waldige Berge und romantische Scenerien [Szenerien] und unter unseren Füßen wogt das Gedränge und Gejage einer modernen Stadt, hört man das Rauschen des abgezweigten Flußarmes [Flussarmes], der die Mühle, treibt, und mitten drin sieht man die Geschäftsgevierte [Geschäftsviertel] der Stadt und die hübsche Brücke. Man muß [muss] aber selbst dort stehen, um das, was Natur und Menschenfleiß vollbracht haben, recht und voll genießen zu können.

Der Elkader Turnverein besitzt eine geräumige Halle an der der nördlichen Frontstraße und besteht zur Zeit aus 39 Mitgliedern; er wurde am 17. August 1877 gegründet. Die ersten Beamte waren: Louis Reuther, Erster Sprecher; C. Reinecke, Zweiter Sprecher; Mar. Ruegnitz, Erster Turnwart; H.Horsch, Zweiter Turnwart; Ad. Papin, Schriftwart; Fritz Kruse, Zeugwart. Die jetzigen Beamten sind: Anton Kramer, Erster Sprecher;  Christ. Schmidt, Zweiter Sprecher; Ad. Braun, Erster Turnwart; Heinrich Kramer, Zweiter Turnwart; C. Reinecke, Schriftwart; J. B. Schmidt, Kassenwart; Ben. Falkenhainer, Zeugwart. Die alten deutschen Pioniere sind meistens schon ins Jenseits gerufen worden und werden heute noch Louis Reuther, H. C.Grotewohl, Louis Schrueber, E. Kaltenbach, Chas. Schoch, Valentin Boller, Max und Chas. Mentzel, Blafius Schmidt, Wolfgang Schmidt, August Bormann, Gus. Becker, Henry Keller u. s. w. betrauert. Unter den noch lebenden bewährten deutschen Geschäftsleuten sind Charles Leibrock, Anton Kramer, August Wecker, Henry Schoch, Geo. Wolf und F. Rathmann.

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J. G. Hempel. Herr J.  G. Hempel, Auditeur von  Clayton County Ia., stammt von deutschen Eltern in Girard, Iowa, ab und wurde daselbst in 1860 geboren, wo er bis zu seinem 17. Jahre die Schule besuchte, alsdann in das Kaufmannsgeschäft ging und darin zu Girard und McGregor Vertrauensstellungen bekleidete. In 1892 ging er als Theilhaber [Teilhaber] mit Herrn Ed. Klotzbach in das Kaufmannsgeschäft in Girard und war drei Jahre lang darin erfolgreich, verkaufte jedoch aus und [verm. Druckfehler] eröffnete ein Kleidergeschäft in Elkader, welches ebenfalls ein Erfolg war, und gegegenwärtig [gegenwärtig] das leitende Kleidergeschäft im County ist.

In 1894 stellten die Republikaner Herrn Hempel als Recorder [Rekorder] auf. Obgleich das County stark demokratisch war, wurde er mit weniger denn 100 Stimmen geschlagen. In 1896 war sein Name auf dem republikanischen Ticket für County-Auditeur und er wurde über den stärksten Demokraten gewählt. In 1898 wurde er wieder aufgestellt und wieder gegen denselben Gegner erwählt. Er ist in seinem Amtstets aufmerksam, ehrenhaft, freundlich und zuvorkommend gewesen, hat Freunde erworben und behalten. Herr Hempel hat sich in 1887 mit Fräulein E. J. Bickel verehelicht, und die Ehe wurde mit zwei Töchtern, Iowa und Kathleen, beglückt.

Herr Ed. Klotzbach wurde in 1865 in Girard geboren und besuchte die öffentliche Schulen und das College in Galena, Ill. Hernach wie oben angegeben, wandte er sich dem Kaufmannsstande zu und hat ein zahlendes Geschäft aufgebaut.

Charles Rügnitz. Herr Charles Rügnitz wurde geboren in Waren, Mecklenburg-Schwerin, am 12. Januar 1849. In 1864 kam er mit seinen Eltern nach Amerika und Clayton County. Er besuchte die Schule bis zu seinem 14. Lebensjahre und nahm dann Un-

[Seite 537: ganzseitiges Foto; Bildtext: "Charles Rügnitz"]

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terricht in einer Schule für Mechaniker, wo er speziell ausgebildet wurde. Von 1864 bis 1868 arbeitete er auf der Küferei in Clayton County und ging dann nach Minneapolis und Stillwater, Minn., wo er auf [in] demselben Beruf arbeite. In Omaha, auf einer Reise nach Montana begriffen, bekam er eine Stelle als Vormann von zwei Sektionen an der Union Pacific-Eisenbahn, zwischen Alkali und Julesburg. Darnach arbeitete er an der Brücke, die den Missourisfluß [Missourisfluss] bei Omaha überspannt und war oftmals unter dem Flußbett [Flussbett] des wilden Stromes. In 1871 kehrte er nach Clayton County zurück und wurde Vormann der Küferfirma Krüger, Werges und Co. In 1874 errichtete die North Western Hoop Co. von Chicago eine Reifenfabrik und stellte Herrn Rügnitz als ihren Geschäftsleiter an.

Herr Rügnitz bekleidete mehrere Jahre Aemter[Ämter], als Township Clerk, Friedensrichter und Schulrahtsmitglied [Schulratsmitglied]. In 1884 wurde er zum County-Schatzmeister gewählt, und seither wiederholte Male wiedererwählt. Er ist auch gegenwärtig Inhaber dieses wichtigen Amtes, das er zu großer Zufriedenheit versieht und sich durch seine Biederkeit und Freundlichkeit unter allen Volksklassen sehr beliebt gemacht hat. In 1892 wurde er zum Staats-Schatzmeister von der demokratischen Partei aufgestellt und erhielt eine höchst schmeichelhafte Stimmenzahl – mehr als irgend ein [irgendein] anderer Candidat [Kandidat] auf seinem Wahlzettel.

In 1872 heirathete [heiratete] er Frl. Emma Benns, mit der er drei Kinder hatte, nämlich: Emma, Fritz und Louis. Herr Rügnitz ist ein eifriger Turner und Mitglied des Gesangvereins von Elkader, Clayton County. Er gehört zur A. O. U. W. Loge Ro. 143 und dem Mystic Camp der Modern Woodmen of America. Herr Rügnitz hat sich durch Strebsamkeit, Ehrlichkeit und zuvorkommendes Wesen hohe Achtung und Beliebtheit in geschäftlichen, so wohl als in sozialen Kreisen erworben und darf mit Stolz auf seine Laufbahn zurückblicken.

McGregor, Clayton County

McGregor liegt im nordöstlichen Theile [Teil] des genannten County am Mississippi-Fluß [Fluss] und der Milwaukee-Eisenbahn und hat ungefähr 1,200 Einwohner. In früheren Jahren, ehe die Eisenbahnen sich nach dem Westen ausgedehnt hatten – war McGregor ein großer Marktflecken und für hunderte von Meilen mußten [mussten] die Farmer ihr Getreide und Vieh nach McGregor bringen, um es nach dem Osten zu schicken zu können. Sowie aber die Eisenbahnen kamen, ging es mit der Stadt

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bergab, und dieselbe ist heute lange nicht mehr, was sie früher war; Aber Verbesserungen, die in den letzten paar Jahren gemacht wurden, zeigen doch, daß [dass] die Stadt noch lange nicht todt [tot] ist, und es ist zu hoffen, daß [dass] sie wieder gewinnt, was sie in den „guten, alten Zeiten“ hatte. Die Stadt hat Wasserwerke, elektrische Beleuchtung, und im Jahre 1898 wurde dort ein hübsches Opernhaus gebaut.

Die Stadt ist zwischen zwei großen Hügeln gelegen und die Hauptstraße läuft direkt vom Mississippi-Fluß [Fluss] landeinwärts. Ein hübscher Park, der Stolz der Stadt, ist in West-McGregor. Die Stadt hat fünf Kirchen, zwei Zeitungen, drei Getreidespeicher und eine mehr klassige Schule.

Auf dem Hügel nördlich von der Stadt ist ein „Sommer Resort“ erbaut, von welchem aus man eine prächtige Aussicht über endlose Scenerien [Szenerien] genießen kann. Berg folgt Thal [Tal] und Thal [Tal] folgt Berg in verwirrendem Durcheinander; kleine Ströme biegen und winden sich ihrer Mündungen, dem Mississippi, zu; Dampfboote kommen und gehen und durch alle Thäler [Täler] sieht man Eisenbahngleise sich wie dünne Fäden dahinziehen.

Unter den deutschen Ansiedlern verzeichnen wir die folgenden: D. Cawelti, J.L. Hagensick, H. Kurz, J. F. Liebhardt, John Hellberg, Chas. Müller, John Elbling, Max Heidenreich, John Van Staden, Mich. Klein, B. F. und Henry Strause, Henry Luthe u. s. w.

North McGregor, Clayton County

North-McGregor liegt am Mississippi-Fluß [Fluss], eine Meile nördlich Von McGregor an der Kreuzung zweier Milwaukee-Eisenbahnlinien, gegenüber von Prairie du Chien, mit welcher Stadt es durch eine Pontonbrücke verbunden ist. Die Stadt ist incoporirt [inkorporiert], hat 500 Einwohner und wird von McGregor aus elektrisch beleuchtet. Sie hat eine Schule und eine Kirche. Die Stadt ist ein Eisenbahnhauptpunkt und die Milwaukee-Bahn hat ihre Divisions-Werkstätte hier, in welcher die meisten Arbeiter des Städtchens angestellt sind.

Clayton war s. Z., ehe die Eisenbahn dahin kam, eine der lebhaftesten Städte am Mississippi. Hier waren zwei große Mahlmühlen, große Küfereien, Faßbänder-Fabriken [Fassbänder-] u. s. w., die aber durch die größeren Mühlen in Minneapolis zum Stillstand gebracht wurden. Unter den ersten deutschen Ansiedlern waren C. H. Kuempel, Conrad Schumacher und Bruder Henry, Wm. Duwe, August Rügnitz, C. Maker und Mich. Seipel.

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In Elkport waren die ersten deutschen Ansiedler die Hartges. Später kamen die Soell’s, Charles Schecker, Wm. Tiede, Louis Oehrle und in der Umgegend die Kriegs und die Theins.

In Littleport waren die Fred. und Adolph Peick, Henry Dohrer und A. F. Hofer die ersten Ansiedler. Letzterer hatte eine der ersten Branntweinbrennereien im County. Leider warf er sich später in die Arme der Temperenzler und unterstützte Prohibition. Er ist ein Mann von Kenntnissen und schwingt keine üble Feder, ist aber mit der Welt stets auf dem Kriegsfuß gewesen. So viel muß [muss] man ihm aber lassen, er hat eine vorzügliche Familie erzogen. Sein Sohn Ernst giebt [gibt] ein tägliches englisches Blatt in Oregon heraus und seine Töchter haben eine Berühmtheit als Lehrerinnen in den Kindergarten-Schulen in Chicago erworben.

Mederville wurde Ende der 60er Jahre von Henry Meder ausgelegt, der sich durch seine Umsicht und seinen Scharfsinn zum Wohlstand erhoben hat. Hier wohnen auch meistens Deutsche.

Volga City war von jeher anglo-amerikanisch und haben sich Deutsche selten hingewagt, George Dohrer und Henry Germar, geachtete Bürger, wohnen aber in der Nachbarschaft.

John Van Staden. Der achtb. Johann Van Staden wurde im Jahre 1828 in Hannover, Clayton County, Iowa, geboren und nachdem er die dortigen Schulen durchgemacht, wanderte er in 1845 nach New York. Hier arbeitete er in einem Grocery-Geschäft, welches er später bis zu 1856 controllirte [kontrollierte]. Nach einer Besuchsreise nach Deutschland, verweilte er ein paar Jahre in Guttenberg und kam 1859 nach McGregor, wo er mit Michael Kline 20 Jahre lang eine Brauerei betrieb. Er wurde in 1879 von der demokratischen Partei in die Gesetzgebung gewählt und diente in lobenswerther [lobenswerter] Weise in der 18. und 19. Generalversammlung der Legislatur des Staates.

Seit der Zeit hat sich Herr Van Staden vom öffentlichen Leben zurückgezogen und verbringt seine Zeit in ruhiger und gemüthlicher [gemütlicher] Weise auf seiner hübschen Farm, welche bei der Stadt Clayton liegt und in McGregor, wo er noch verschiedene Geschäftsinteressen hat. Herr Van Staden erfreut sich einer sehr großen Zahl von Freunden unter allen Klassen der Bevölkerung des County’s und des Staates. Er steht jetzt im 72. Lebensjahre, aber noch außerordentlich wohlerhalten.

Chapter 22, Part 1 (transliteration): Die deutschen Niederlassungen (pp. 305-540)