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Chapter 20 (transliteration): Iowas Schulwesen

Zwanzigstes Kapitel.
Iowa’s Schulwesen.

Die Oeffentlichen Schulen.

In den Zeiten, als die Bürgerschaft des angehenden Staates noch halb nomadisch war, konnten in Iowa Schulen nicht bestehen. Die einzige damals erforderliche Bildung war, furchtlos zu sein und mit einer Schießwaffe, sowie mit der Axt gut umzugehen zu verstehen. Die ersten katholischen Geistlichen mögen woht in einzelnen Niederlassungen, wie z. B. in Dubuque, Keoknk, Montrose u. s. w. zeitweise Schulunterricht ertheilt haben, jedoch die erste Schule von der man mit Sicherheit weiß wurde erst in den letzten drei Monaten des Jahres 1830 in Nashville, Lee County, gehalten. Der Lehrer an derselben war Berryman Jennings. Im Dezember desselben Jahres fing da, wo Keokuk gegenwärtig steht, J. K. Robinson eine Schule an. Im Winter von 1833 auf `34 hielt George Cubbage eine Schule in Dubuque. Die erste Lehrerin in Iowa war Frau Rebecca Palmer in Fort Madison, 1835. In 1837 fing Luise King in Dubuque eine Schule für junge Damen an, die sie mehrere Jahre leitete.  In 1839 richtete Alonzo P. Phelps in Dubuque ebenfalls eine mehrklassige Schule für beide Geschlechter ein, welche nachher von Thomas H. Benton, Jr., fortgesetzt wurde. Das erste öffentliche Schulhaus, das eigens für Schulzwecke benutzt werden sollte, wurde in Burlington, 1833, gebaut, und zwar aus nur theilweise behauenen Baumstämmen (Logs). Das erste öffent-

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liche Schulgebäude, das unter dem Gesetz vom 1. Jahuar  1839 auf öffentliche Kosten gebaut

wurde, war eines in Dubuque, 1839. In 1849 wurde ein neues Schulgesetz angenommen, unter welchem es den Stimmgebern eines jeden Distriktes anheim gestellt wurde, zu bestimmen, ob sie mehrklassige Schulen haben wollten oder nicht. Dieses trug viel dazu bei, die Schulen in den größeren Distrikten zu heben. Dann kam der immense Strom der Einwanderung. Es wurde nun mehr von den Schulen verlangt, so daß Dubuque, Davenport und andere Städte schon in 1858 ein vollständiges Schulsystem unter der Leitung von städtischen Schulsuperintendenten einrichteten.

In 1858 nahm die Gesetzgebung ein neues Schulgesetz an, welches mit wenigen Aenderungen, die seither daran vorgenommen worden sind, heute noch in Kraft ist. Dieses Gesetz theilt den Staat für Schulzwecke in Distrikte ein, und zwar in Townships- und in Unabhängige (Independent) Distrikte. Die Unabhängigen werden wieder in zwei Abtheilungen getheilt, nämlich in unabhängige Dorf- oder Stadtdistrikte und unabhängige Landdistrikte (Rural independen districts). Ein Township-Distrikt umfaßt gewöhnlich ein Civil-Township.

Die Schuldirektoren werden auf drei Jahre erwählt; auch Frauen können zu diesem Amte gewählt werden. Die Schulbehörde bestimmt die zum Unterhalte nöthige Steuersumme, die Anzahl der Schulmonate über das gesetzliche Minimum, welches sechs Monate beträgt, errichtet gradirte Schulen, bestimmt Unterrichtsplan und Baustellen für Schulhäuser, errichtet

Schulhäuser und hat volle Controlle über die Schulen des Distrikts.  

Die höheren Schulbeamten sind der County-Schulsuperintendent und der Staatssuperintendent, welche für einen Termin von zwei Jahren gewählt werden. Der County-Superintendent führt die allgemeine Aufsicht über die Schulen und Lehrer in seinem County, besucht Schulen, hält Wiederholungskurse (Normal Institutes) für Lehrer, examinirt Lehrer, stellt Personen, die für befähigt befunden werden, Erlaubnißscheine (Certificates) zum Schulhalten aus, hört und entscheidet Appellationsklagen und stattet jährlich Bericht an den Staatssuperintendent über Stand und Gang der Schulen in seinem County ab.

Die Pionier Blockhausschulen nahmen zu bis zum Jahre 1861, als deren Zahl im Staate 893 betrug. An ihre Stelle traten von da an bessere Baulichkeiten. Gegenwärtig kommt auf je 4.14 Quadrat-

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meilen im Staate ein Schulhaus, und dieselben sind auf’s Beste mit Apparaten, Bibliotheken und sonstigen Lehrmitteln versehen, geräumig, aus gutem Material gebaut und in manchen Fällen, namentlich in Dörfern und Städten, die mit einander wetteifern, fast palastartig und in

modernster Weise ausgeführt.

Die Schulsteuer, die in manchen Städten und Counties die Hälfte aller Taxen beträgt, wird gern bezahlt, ein Zeichen, daß die Bevölkerung die öffentlichen Schulen zu schätzen weiß.

Eine staatliche Prüfungsbehörde ertheilt Lehrern von besonderer Befähigung Staatsdiplome, die sie ermächtigen für Lebenszeit, oder solange sie im Staate im Lehrberuf ohne Unterbrechung thätig sind, dem Berufe zu folgen.

Jährlich hält jeder County-Schulsuperintendent einen Wiederholungs-Kursus für Lehrer. (Normal Institute). Junge und alte Lehrer erhalten hier Gelegenheit, sich in ihrem Berufe zu vervollkommnen. Der Unterricht ist frei, bis auf eine Registrationsgebühr von $1.

In 1850 betrug die Zahl der Lehrer männlichen Geschlechts 70 Prozent. Seit dieser Zeit hat sich die Zahl der Lehrer dieses Geschlechts allmälig vermindert, so daß schon in 1862 das weibliche Geschlecht die Mehrheit der Lehrstellen inne hatte. In 1892 betrug die Zahl der Lehrerinnen 22,275, während die der Lehrer nur 4,978 betrug. Die gegenwärtige Lehrerzahl ist 5,577 und die der Lehrerinnen 22,860.

Schulstatistik Iowa’s für die letzten fünf Jahre

 

1895

1896

1897

1898

1899

Zahl der ungradirten [ungradierten] Schulen

12,517

12,526

12,578

12,578

12,616

 Zimmer in gradirten Schulen

 4,777

5,002

 5,184

5,381

5,561

 Vollzahl der Schulzimmer

17,294

17,259

17,762

17,959

18,177

 Durchschnittszahl der Lehrtage

160

 160

162

162

 …...

 Zahl der Schulhäuser

13,613

13,686

 13,744

13,775

13,836

 Werth der Schulhäuser

$15,645,543

$15,867,425

$16,355,842

$16,790,036

$16,908,076

 Schulhäuser erbaut

305

293

241

237

272

 Schulhäuser mit Fahnen

4,195

4,684

5,505

5,752

6,027

 Zahl der Schüler zwischen 5 und 21 Jahren

712, 941

 720,175

727,694

 272,456

7272,775

 Zahl registrirt in Schulen

533, 824

543,052

546,836

548,852

554,992

 Täglicher Durchschnittsbesuch

339,309

345,242

347,620

 370,845

364,409

Durchschnitt registrirt per Lehrer

 30

 30

30

28

30

 Monatliche Durchschnitts-Auslagen per Schüler

$1.87

$1.89

$1.87

$1.77

$1.86

 Männliche Lehrer angestellt

 5,726

5,614

5,842

 5,855

5,577

Weibliche Lehrer angestellt

22,117

 22,507

22,208

22,839

22,860

 Total-Zahl der angestellten Lehrer

27,843

28,121

28,032

28,694

28,437

Durchschnitts-Gehalt per Monat, Männers

$37.68

$38.29

$37.01

$37.10

$38.31

Durchschnitts-Gehalt per Monat, Frauen

 $31.63

$32.23

$31.45

31.44

$30.30

 Zahl der Lehrer nöthig für alle Schulen

 17,677

17,861

18,093

18,387

18,165

 Schulenzahl mit Unterricht in Stimulanzen

16,987

17,220

17,384

17,699

17,760

 Lehrerzahl in Normal-Instituten

 21,968

22,908

22,238

20,784

20,454

 Auslagen für Normal-Institute

$ 62,140

$ 61,921

$ 61,579

$ 59,908

$ 60,717

 Jährl. Durchschnittsgehalt der County Superintendenten

 1,220

1,226

1,215

1,222

1,212

 Lehrergehälter bezahl

5,075,492

5,205,287

5,264,354

5,313,157

5,417,663

 Für andere Zwecke bezahlt

3,242,383

3,131,750

3,176,074

3,136,340

3,873,995

 Totalsumme verausgabt

8,317,875

8,337,046

8,440,428

8,451,497

9,291,658

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Deutsche Schulen in Davenport.

Die erste deutsche Schule Davenports wurde schon im Jahre 1848 von Herrn Matthias J. Rohlfs eröffnet. Im Jahre 1851 wurde von den folgenden Herren daselbst Privatunterricht in der deutschen Sprache ertheilt: Otto Smith, Henry True, Carl Gerdes und Theodor Rombauer. In 1852 - ‘53 wurde der Verein der Freien Deutschen Schulen gegründet und Lehrer True die Lehrstelle anvertraut. Später mit der Zunahme der deutschen Bevölkerung entstanden neben dieser Schule noch mehrere andere, von denen diejenigen von Wilh. Riepe, Karl Gertzen, sowie eine katholische, eine lutherische und eine evangelisch-lutherische, ferner eine Mädchenschule Erwähnung verdienen. Später gingen die Freischulen ein, weil der deutsche Unterricht in den öffentlichen Schulen eingeführt worden war, und nur die Kirchenschulen vermochten ihre Existenz fortzusetzen. Der Mangel wurde bald schmerzlich empfunden, und das liberale Element rief im Sommer von 1897 eine freisinnige deutsche Sonntagsschule in’s Leben. Der Vater dieser Bewegung war Herr John F. Bredow, welcher eine Anzahl Gleichgesinnter gewann, und diese organisirte, die “Freie Deutsche Schulgemeinschaft” mit dem folgenden Vorstande: Henry Vollmer, Präsident; Dr. Aug. Richter, Vice-Präsident; John. F. Bredow, Sekretär; Wm. Wahle, Schatzmeister; Beiräthe: Adolf Peterson, Dr. Carl Matthey und Emil Geisler. Als Lehrer wurden ernannt: Carl L. Suksdorf, Dr. Paul Radenhausen, Frau Minna Speetzen. Am 11. Juli wurde die Schule mit nahezu 50 Kindern eröffnet. Als Ziel und Aufgabe hatte sich die F.D.S.G. die Gründung und Führung einer auf den Lehren der freien Weltanschauung und auf der fortschrittlichen Erziehungslehre beruhenden Sonntagsschule zur Pflege der deutschen Sprache gestellt. Die Schule entwickelte sich schnell und fand opferwillige Beihilfe. Herr Matthias Frahm vermachte der Schule $10,000 Aktien in der Davenport Malting Co.; Frau Robert Krause folgte mit einer Summe von $ 1000, zum Gedächtniß an ihren verstorbenen Vater Ezechiel Steinhilber. In kurzer Zeit standen $ 5000 zur Verfügung. Am 21. Mai 1899, am Pfingstsonntag, wurde der Eckstein zu einem neuen eigenen Schulhause gelegt. Es war einer der schönsten und wichtigsten Tage in der Geschichte Davenport’s. Alt und Jung war begeistert für die Sache und nahm Antheil an der hehren Feier.

Davenport’s freie deutsche Schulen sind mit Recht der Stolz der

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Stadt geworden und haben dieselbe zu dem gemacht, was sie ist - eine Pflanzstätte deutscher Bildung, deutschen Wesens und deutscher Gemüthlichkeit - eine blühende Oase in dem weiten Sandmeere des amerikanischen Puritanismus!

Chas. G. Kretschmer

Unter den deutschen Pionier-Pädagogen Iowa’s gebührt Chas. G. Kretschmer die erste Stellung, denn er war 54 Jahre im Lehrberufe thätig, davon beinahe 40 Jahre ohne Unterbrechung Prinzipal der Audubon-Schule in Dubuque, Iowa. Diese langjährige Laufbahn als Lehrer übersteigt die irgend eines anderen Lehrers in Iowa und wird in den Ver. Staaten nur von einer einzigen andern übertroffen. Am 2. September 1897 gaben Herrn Kretschmer zu Ehren seine früheren und gegenwärtigen Schüler ein Piknik, bekannt als der “Kretschmer-Tag”. Wenn es in diesem Lande des ewigen und raschen Lehrerwechsels ein Pädagoge so weit bringt, muß er mehr als gewöhnlicher Lehrer- er muß ein echter und rechter Nachfolger Pestalozzi’s sein.

Herr Kretschmer wurde geboren in der Nähe von Breslau, Deutschland, am 22. Januar 1822 und graduirte vom Breslauer Seminar in 1843. Nachdem er einige Jahre Schule gehalten, kam er nach Amerika und fing in 1849 in St. Louis eine Privatschule an. In 1853 kam er nach Dubuque und eröffnete eine Privatschule, welche von großem Erfolg gekrönt war; er wurde dann von der Dubuquer Schulbehörde zum Vorsteher der Audobon-Schule gewählt. Er sah die Schulen Iowa’s wachsen aus primitiven Anfängen zu ihrem gegenwärtigen Zustand. Er hielt Schritt mit ihrer Entwickelung bis in sein vorgerücktes Alter, nie ermüdend, den Lerneifer der Jugend anzufeuern. Im Jahre 1855 schloß er sich der Odd Fellow Loge an und ist seither deren Großmeister und Groß-Repräsentant, bis er am 9. Dezember 1897 aus seinem reichen Wirkungskreise abgerufen wurde.