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Chapter 2 (transliteration): Iowas geographische Lage und Topographie

Joseph Eiboeck, Die Deutschen von Iowa: Chapter 2

Kapitel 2
Iowa`s [Iowas] geographische Lage und Topographie


Der Staat Iowa liegt zwischen dem 40. und 43. nördlichen Breitengrade und erstreckt sich vom Osten nach dem Westen 306 Meilen und vom Süden nach dem Norden 204 Meilen. Die südliche Grenze des Staates ist der Staat Missouri, die nördliche der Staat Minnesota, die östliche der Mississippi-Fluß [Fluss], und die westliche der Missouri- Fluß [Fluss]. Das Terrain des Staates umfaßt [umfasst] nach dem in 1863 vom Schatzamt in Washington festgestellten Bericht 50,041 Quadrat- Meilen oder 53,220,220 Acker [Acres], und ist deshalb beinahe so groß wie England, zweimal so groß wie Schottland, viermal so groß wie Dänemark und fünfmal so groß wie Belgien- größer im Umfang als manches Königreich mit kaum ein Zehntel von dessen Bevölkerung. Dabei bietet die Erdoberfläche unseres Staates einen fast unvergleichlich ergiebigen Boden, frei von steinigen, unfruchtbaren Ländereien. Hier giebt [gibt] es sozusagen keine Wüsteneien, keine Sümpfe, keine Malaria erzeugenden Gegenden. Der Staat liegt im Mittelpunkt des größten Ackerbau-Distriktes der Welt, und während zwei mächtige, schiffbare Flüsse seine östliche und westliche Grenze bilden, durchkreuzen ihn die bedeutendsten Eisenbahnen der Union.
Gebirge gibt es keine in Iowa, dagegen bietet die Erdoberfläche etliche Erhöhungen, und erfreut sich kein Land eines mehr wünschenswerthen [wünschenswerten] und vollkommeneren, natürlichen Bewässerungs- Systems durch natürliche Wasserläufe. An seinem niedrigsten Wasserpunkt in der südöstlichen Ecke des Staates ist der Mississippi- Fluß [Fluss] 444 Fuß

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über dem Wasserspiegel des mexikanischen Meerbusens. Der höchste Punkt im Staate ist auf der Wasserscheide in der Nähe von Spirit Lake in Dickinson County, nämlich 1250 Fuß über dem niedrigsten Wasserstande in Keokuk und somit 1694 Fuß über dem Meeresspiegel. Der Big Sioux- Fluß [Fluss] in der nordwestlichen Ecke ist 1344 Fuß über dem Meerbusen von Mexico. Die Hochpunktlinie, welche die Wasserscheide zwischen den Mississippi- und Missouri-Flüssen bildet, läuft in einer beinahe diagonalen Richtung über den Staat, im Allgemeinen vom Nordwesten nach dem Südosten. Dieselbe läuft von Minnesota an, wo sie die Gewässer des Des Moines und des Sioux-Flusses theilt [teilt], in der südlichen Ecke von Appanoose County in den Staat Missouri, wo sie die Gewässer des Chariton-Flusses und des Fabius-Baches theilt[teilt] und in ihrem Lauf durch den Staat Iowa die Counties Dickinson, Clay, Buena Vista, Sac, Carroll, Audubon, Guthrie, Adair, Madison, Union, Clark, Lucas, Monroe und Appanoose durchschneidet. Die höchsten Punkte auf diesem

Bergrücken, nächst dem erwähnten bei Spirit Lake, sind Chariton, Lucas County, 1080 Fuß; 37 Meilen westlich davon bei Murray, Clark County, 1268 Fuß; bei Adair im nordwestlichen Theil [Teil] von Adair County, 1398 Fuß; bei Ruthven in Palo Alto County, 1424 Fuß; bei Arcadia in Carroll County, 1437 Fuß; Alta in Buena Vista County, 1521 Fuß und in Sanborn in O`Brien County, 1537 Fuß über dem Meeresspiegel.
F l ü s s e. Was die Flüsse unseres Staates in den ´50er und auch noch vor den ´60er Jahren waren, im Vergleich mit dem was sie heute sind, davon können nur die alten Ansiedler sprechen. Der stolze Mississippi-Fluß [Fluss], der "Vater der Ströme", ist ein Flüßchen [Flüsschen]geworden im Vergleich mit dem, was er vor 50 Jahren war. Schreiber dieses ging jahrelang beim Hochwasser im Sommer keine 300 Fuß unterhalb des Courthaus und des Jefferson-Hotels in Dubuque in´s [Ins] Bad, da wo jetzt das ganze Fabriksystem der Stadt steht und tausende Bürger an schön bebauten Straßen ihre Heime haben. Jetzt ist der einst mächtige Strom in ein enges Bett eingehemmt [ein gehemmt] und bereits an allen bedeutenden Städten mit Brücken überspannt. In Folge der Urbarmachung des Landes, besonders aber anläßlich [anlässlich] der ohne alles System

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betriebene Ausrodung [Abholzung] der Waldungen zieht sich das Wasser größtentheils [größtenteils] in den Grund und läuft nicht mehr wie in den Primitivzeiten in den Flüssen ab. Was für den Mississippi gilt, ist auch auf alle anderen Flüsse anzuwenden. So z.B. können sich manche noch lebende Pioniere erinnern, wie Dampfboote soweit wie Des Moines den Des Moines-Fluß [Fluss] herauffuhren und den Turkey- Fluß [Fluss] hinauf bis Elkader in Clayton County.
Iowa´s Flüsse sind von Prof. White in zwei Systeme eingetheilt [eingeteilt] worden. Ein System umfaßt [umfasst] die Flüsse östlich von der Wasserscheide und ergießen sich dieselben in den Mississippi; das andere umfaßt [umfasst] die westlich von der Wasserscheide gelegenen [Gelegenen] und entleeren sich in den Missouri. Die Hauptströme des östlichen Systems sind: Der Obere Iowa, Turkey, Maquoketa, Wapsipinicon, Cedar, Iowa, Skunk und Des Moines und deren Nebenflüsse. Die bedeutendsten Nebenflüsse des Des Moines sind der South, Middle, North, der Raccoon mit seinen Zweigen und der Boone. Im westlichen System sind die Flüsse Floyd, Rock River, Little Sioux, Maple, Boyer, Nishnabotna, Nodaway, Platte, Grand und Chariton. Die Mehrzahl der größeren dieser genannten Flüsse, speziell der Des Moines, Cedar und Turkey liefern vorzügliche Wasserkraft für Mühlen. Jedoch wegen der immensen Mahlmühlen in Minneapolis und der großen Dampfmühlen allerwärts im Staate und wegen des Umstandes, daß [dass] die Weizenproduktion abgenommen hat und durch andere Produkte ersetzt worden ist, sind die Mühlen an den Flüssen nicht mehr so rentabel wie sie

früher waren, und werden sie mehr für andere Fabrikzwecke benutzt, so namentlich in Ottumwa, Des Moines, Cedar Rapids, Waterloo, Cedar Falls
u. a. m. Der größte Inlandfluß [Inlandfluss] des Staates ist der Des Moines- Fluß [Fluss], der einer Gruppe von mächtigen Seen im Staate Minnesota entspringt, und zwar nicht weit von der Grenze Iowa´s. Im oberen Theil [Teil] wird er durch zwei Flüsse, den Ost- Des Moines und des West- Des Moines gebildet. Dieselben fließen etwa siebzig Meilen durch den nördlichen Theil [Teil] des Staates und vereinigen sich bei Dakota City in Humboldt County. Von seiner Mündung an bis nach Fort Dodge liefert der Strom bedeutende Wasserkräfte, die, wie bereits erwähnt, ausgenutzt werden. Vor 40 Jahren befaßte [befasste] man sich mit

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der utopischen Idee den Fluss permanent schiffbar zu machen, uns wurden vom Congreß [Kongress] fürstliche Landschenkungen gemacht für die Canalifizierung [Kanalifizierung] des Flusses, und wurden auch Millionen vergeudet. Schließlich bekam die Des Moines Valley Eisenbahn- Company das viele und schöne Land- ein kleines Königreich im Umfang. Es folgten auch danach mehr denn 30 Jahre lang Prozesse der Des Moines- Fluß [Fluss] Ansiedler, welche ihr Land von der Des Moines River Improvement Company gekauft hatten und es hernach [danach] der Eisenbahn- Gesellschaft nochmals bezahlen sollten. Der Congreß [Kongress] gab einem Theil [Teil] der Ansiedler vor einigen Jahren eine theilweise [teilweise] Vergütung, aber nicht das, was ihnen rechtmäßig gebührte.
Der nächst größte Inlandfluß [Inlandfluss] im Staate ist der Cedar, der ebenfalls in Seen in Minnesota entspringt. Die bedeutendsten Städte an diesem wasserreichen Fluß [Fluss] sind Cedar Rapids, Waterloo und Cedar Falls. Der nächst größte Fluß [Fluss] ist der Iowa Fluß [Fluss], dessen Nebenfluß [Nebenfluss], Red Cedar, auch von Minnesota kommt. Diese beiden Flüsse vereinigen sich und münden unter ersterem Namen in Louisa County in den Mississippi. Die Gesammtlänge [Gesamtlänge] dieser beiden Flüsse ist ungefähr 500 Meilen.
Über die anderen Flüsse in Iowa brachte Herr A. R. Fulton, Sekretär der Einwanderungs-Behörde in einer in 1870 veröffentlichten Broschüre folgende kurzgefaßte [kurz gefasste] Zusammenstellung, welche den Berichten des Staats-Geologen, Prof. White entnommen waren:
Der Wapsipinicon- Fluß [Fluss] entspringt in Minnesota und fließt in einer südwestlichen Richtung über 200 Meilen durch den Staat, und nimmt mit seinen Nebenflüssen die Wasser einer nur zwölf Meilen breiten Fläche auf. Dieser Fluß [Fluss] wird von den Ansiedlern der "Wapsi" genannt und bietet gute Wasserkraft für Maschinen.

Der Maquekota [Maquoketa] ist der nächst größte Nebenfluss des Mississippi; er ist ungefähr 160 Meilen lang und nimmt das Wasser von einem Flächenraum von 3000 Quadrat-Meilen auf.
Der Turkey- Fluß [Fluss] ist ungefähr 130 Meilen lang, und nimmt das Wasser von zweitausend Quadrat-Meilen auf. Er entspringt in Howard County, läuft in südwestlicher Richtung und mündet in Clayton County, unweit der südlichen Grenzlinie, in den Mississippi.

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Der Obere Iowa-Fluß [Fluss] entspringt in Howard County, fließt durch ein enges, aber romantisch schönes Thal [Tal] östlich, und ergießt sich unweit der Nordostecke des Staates in den Mississippi. Dieser Theil [Teil] des Staates ist etwas hügelig, und die Flüsse laufen zwischen hohen Ufern und Felsen, welche an manchen Stellen drei bis vier hundert Fuß hoch steigen. Sie fließen schnell und bieten hinreichend Wasser für Maschinenbauten.
Wir haben nun alle Flüsse, welche die Wasser der östlichen Dreiviertheile [Dreiviertel] des Staates ableiten, angeführt und überschreiten nun die große "Wasserscheide" zu dem Missouri und seinen Nebenflüssen.
Der Missouri, zwei Drittheile [Drittel] der westlichen Grenzlinie des Staates bildend, ist für große Dampfschiffe bis 950 Meilen oberhalb des Punktes (Sioux City), wo derselbe unsern [unseren] Staat zuerst berührt, schiffbar. Er ist deshalb für den Handel des westlichen Iowa keine unbedeutende Wasserstraße. Ueber [Über] fünfzig Dampfschiffe, die meisten mit Waaren [Waren] für Minenarbeiter oberhalb Fort Benton beladen, befahren den Fluß [Fluss] oberhalb Sioux City. Wir kommen jetzt auf die großen Nebenflüsse des Missouri, welche die Wasser des westlichen Iowa abführen.
Der Big Sioux bildet sich ungefähr fünf und siebenzig [fünfundsiebzig] Meilen von der westlichen Grenze Iowa´s, und fließt in einer südlichen Richtung. Derselbe hat mehrere Nebenflüsse, welche die Wasser der Counties Plymouth, Sioux, Lyon, Osceola und O´Brien im westlichen Iowa abführen. Der wichtigste von diesen ist der Rock-Fluß [Fluss], ein schöner kleiner Fluß [Fluss], der durch die Counties Lyon und Sioux fließt.
Zahlreiche Quellen senden ihm ihre Wasser zu und verstärken denselben hinreichend für Mühlen und Maschinen. Der Big Sioux wurde einst als schiffbarer Fluß [Fluss] betrachtet, und kleine Dampfschiffe befuhren denselben zu verschiedenen Malen. Er ist jedoch jetzt nicht als ein schiffbarer Fluß [Fluss] anerkannt. Er fließt ungefähr zwei Meilen oberhalb Sioux City und vier Meilen unterhalb der Nordwest-Ecke von Woodbury County in den Missouri und sammelt die Wasser von eintausend Quadrat- Meilen. Eine kleine Strecke unterhalb Sioux City ergießt sich der Floyd-Fluß

[Fluss] in den Missouri. Er ist ein kleiner Fluß [Fluss], fließt auf seinem Wege durch ein fruchtbares und schönes Thal [Tal], ist


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ungefähr einhundert Meilen lang und nimmt die Wasser von fünfzehnhundert [eintausendfünfhundert] Quadrat-Meilen auf. Mehrere Mühlen sind an den Ufern dieses Flusses erbaut und viele andere gute, für diesen Zweck hauptsächlich geeigneten [geeignete] Punkte werden bald in Anwendung gebracht werden. Der kleine Sioux ist einer der mächtigsten Flüsse Iowa´s [Iowas]. Er entspringt in der Gegend der Spirit und Okoboji See´n [Seen], nahe der Minnesota-Grenze und fließt durch mehrere Counties Iowa´s [Iowas] in einer Länge von dreihundert Meilen. Er nimmt die Wasser von fünftausend Quadrat-Meilen auf und ergießt sich in Harrison County in den Missouri. Auch dieser Fluß [Fluss] treibt mehrere Mühlen.
Der Boyer-Fluß [Fluss] ist der zweitgrößte von Wichtigkeit unterhalb des Little Sioux. Er entspringt in Sac County, fließt südwestlich und ergießt sich in Pottawattamie County in den Missouri. Er ist 150 Meilen lang, fließt durch ein fruchtbares, liebliches Thal [Tal] und sammelt die Wasser von 2000 Quadrat-Meilen. Die Chicago und Northwestern Eisenbahn läuft eine Strecke von 60 Meilen längs des Flusses hin.
Geht man den Missouri abwärts, so passirt [passiert] man mehrere kleine Wasser, welche als Flüsse nicht betrachtet werden können, und erreicht den Nifhnabotna [Nishnabotna], welcher sich ungefähr 20 Meilen unterhalb der südwestlichen Ecke des Staates in den Missouri ergießt. Derselbe hat drei Nebenflüsse, welche je 350 Meilen lang sind. Diese Flüsse nehmen die Wasser von fünftausend Quadrat-Meilen auf und fließen durch Thäler [Täler], die an Schönheit und Fruchtbarkeit nicht übertroffen werden können. Diese Flüsse bieten gute Wasserkraft, können aber den Flüssen im nordwestlichen Iowa in dieser Beziehung nicht gleichgestellt werden. Die Wasser des südlichen Theiles [Teiles] des Staates ergießen sich in mehreren Flüssen im Staate Missouri in den Missouri-Fluß [Fluss]. Die wichtigsten von diesen sind der Chariton, Grand Platte, Ein Hundert und Zwei [einhundert zwei], und die drei Nodaway´s- Ost; West, und Mittel Nodaway. Alle bieten gute Wasserkraft und fließen durch reiches ergiebiges Land.
Bezüglich des Gefälles der verschiedenen Flüsse bringt Professor White in dem ersten Band seines geologischen Berichtes nachstehende Tabelle, welche auf genauen, amtlichen Vermessungen beruht:


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D i e S e e n. Iowa hat mehrere recht interessante Seen, obwohl dieselben von keiner besonderen Bedeutung als schiffbare Gewässer sind, wie die großen Landsee´n [Landseen] zwischen Illinois, Michigan und Minnesota. Die Seen Iowa´s [Iowas] finden sich zumeist im nordwestlichen Theile [Teile] des Staates, und zwar auf den höchstliegenden Theilen [Teilen], sämmtlich [sämtlich], ausgenommen Storm Lake (Sturmsee), von hübschen, kleinen Waldungen umgeben. In früheren Jahren waren diese Seen voll der besten Fische, und sind heute noch, trotz der jährlichen Ausbeutung

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durch städtische Sommerfrischler [Sommerfischer], mehrere darunter, wo es sich noch lohnt, fischen zu gehen. Die Entenjagd, die bis vor zehn Jahren noch ziemlich ergiebig war, ist unbedeutend geworden und wird durch die Raubjagd von Jahr zu Jahr geringer, obwohl die Jagdgesetze bedeutend verschärft worden sind.
Die zwei größten Seen Iowa´s [Iowas] sind Okoboji und Spirit Lake (Geistersee). Ersterer ist 15 Meilen lang und variirt [variiert] von einer Viertel Meile bis zwei Meilen in der Breite. Der letztere, der nördlich vom Okoboji-See liegt, bedeckt einen Flächenraum von zehn Quadratmeilen. Beide sind in Dickinson County nahe der nördlichen Grenze des Staates und im Sommer die bestbesuchten Seen im Staate, wo Tausende von Angehörigen der wohlhabenderen Klassen unserer Bürger und auch viele Bewohner von Nachbarstaaten die heißen Sommermonate verbringen. Der Sturmsee (Storm Lake) in Buena Vista County ist drei Meilen lang von Osten nach Westen und zwei Meilen breit von Norden nach Süden. Warum derselbe Sturmsee genannt worden ist, hat noch kein Geschichtsschreiber ermitteln können. Wahrscheinlich aber hat man ihm den Namen gegeben, weil in früheren Jahren fünfzig Meilen im Unkreise [Umkreise] von dem kleinen sehr hoch liegenden See kein Baum zu finden war, sein Wasserspiegel deshalb von jedem Lüftchen bewegt wurde und beinahe immer in kurze Wellen angepeitscht wurde; der Name hat mit dazu beigetragen, daß [dass] ein recht nettes und blühendes Städtchen, Storm Lake, am Ufer des Gewässers entstanden ist. Im Sommer kommen viele Fremde dahin, um die frische Luft daselbst [dort] zu genießen. Clear Lake (Klarer See) in Cerro Gordo County ist der nächst größte See. Derselbe ist fünf Meilen lang und zwei Meilen breit. Nach ihm kommen der Größe nach der Rice-, der Silver-, und der Bright´s See in Worth County, von denen ein jeder von einer bis zwei Meilen lang ist. Der Rice-See erstreckt sich nach Winnebago County. Die Crystal-, Eagle-, Wood- Edward´s- und Twin (Zwillings-) Seen sind in Hancock County, und die Zwillings- Seen sind die größten darunter. Die Seen Gertrude, Elm und Wall liegen in Wright County

und sind ungefähr je drei Meilen lang bei zwei Meilen breit. Die Twin Seen in Calhoun County werden jetzt noch vielfach ausgesucht wegen ihres


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Fischreichthums [Fischreichtums]; dieselben sind ungefähr vier Meilen in der Länge und werden durch eine kleine Landzunge, durch die ein enger Kanal geschnitten worden ist, getrennt. Ungefähr 25 Meilen von diesem Twin See liegt Wall Lake in Sac- County, ein sehr besuchter Sommeraufenthalt. Der See erhielt den Namen Wall (Mauer) Lake, weil derselbe von einer aus Kiesel- oder Flintsteinen bestehenden Strandmauer umgeben ist, was das Ansehen hat, als ob die Mauern von Menschenhänden geschaffen worden wären. Es ist jedoch thatsache [Tatsache], daß [dass] diese Steine durch Gletscherschiebungen dahingebracht [dahin gebracht] wurden und an den seichten Ufern dieses und anderer Seen durch die Wirkungen des Frostes und des Eises so aufeinannder [aufeinander] gehäuft wurden. Swan Lake in Emmet County gehört ebenfalls zu den großen Iowa Seen. Derselbe liegt im nördlichen Theile des genannten County und wird von Estherville, dem Countysitz, aus leicht erreicht. Die Geschichte des Spirit oder Geister-Sees und besonders der Massenermordung der Ansiedler jener Gegend durch die Sioux Indianer ist von dem Indianerhistoriker A. R. Fulton 1873 in einer Einwanderungsbroschüre geschrieben und von Herrn M. J. Rholfs, Mitglied der Staatseinwanderungs-Behörde, wie folgt übersetzt worden:
Die Gegend in der unmittelbaren Nähe dieser Seen ist sehr stark bewaldet, und von einer so ganz besonderen Schönheit und Fruchtbarkeit, daß [dass] Ansiedler schon im Jahre 1855 und 1856, während die Umgegend [Umgebung] auf hundert Meilen noch unbewohnt war, daselbst sich niederließen und eine Colonie [Kolonie] bildeten. Es waren meistentheils [größtenteils] amerikanische Farmer die vom Osten Amerikas, namentlich von Ohio und Pennsylvanien eingewandert waren. Sie kannten die Entbehrungen, die mit einer Ansiedlung, hunderte Meilen von der Civilisation [Zivilisation], verknüpft waren. Gewöhnt daran, sich mit wenig zu behelfen, und vertraut mit der Art und Weise eine Heimath [Heimat] zu schaffen, arbeiteten sie rüstig fort, und hatten im zweiten Jahre ihrer Ansiedlung schon eine recht gute Ernte und einen ziemlichen Viehstand [Viehbestand]. Räuberische Indianer, welche zu der Horde der Sioux gehörten, (die wegen ihrer feindlichen Gesinnung gegen die Weißen gefürchtet waren) hausten noch in einigen Theilen [Teilen] des nördlichen und nordwestlichen Iowa´s [Iowas]. Vor Jahren, ungefähr 1846, hatte ein Weißer, Namens Henry Lott, Han-


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del mit diesen Indianern getrieben, und namentlich Whiskey (Branntwein) an sie verkauft. Ein Häuptling, Si-dom-i-na-do-tah, verbot dem Lott den Handel und drohte im Weigerungsfalle sein Eigenthum [Eigentum] zu zerstören. Als Lott aber fortfuhr, den Indianern Branntwein zu verkaufen, erschien der Häuptling am 18. December [Dezember] 1846 und zerstörte Lotts Eigenthum [Eigentum]. Dieser entkam glücklich mit seiner Familie, mit Ausnahme eines Sohnes, der in dem gerade wüthenden [wütenden] Schneesturm umkam. Lott siedelte sich in dem etwas südlicher belegenen [gelegenen] Humboldt County an, und erneuerte seinen Handel, namentlich den mit Branntwein, mit andern Indianerstämmen. Im Winter von 1853 und ´54 schlug der Häuptling Sidominadotah in der Nähe von Lott seinen Whigwam [Wigwam] (Hütte) auf und wohnte daselbst mit seiner Familie. Lott brütete Rache, er und sein Stiefsohn, verkleidet als Indianer, ermordeten fast die ganze Familie des Häuptlings, außerdem eine alte Indianerin und zwei Kinder, im Ganzen sieben Personen. Nur zwei Mitglieder der Familie, ein Knabe, 12 Jahre, und ein Mädchen, 10 Jahre alt, entkamen; sie flohen nach dem Norden. Die Gebeine der Ermordeten wurden später gefunden, man schöpfte Verdacht, und Lott von seinen Nachbarn verfolgt, floh mit seinem Stiefsohn nach Californien [Kalifornien]. Die beiden Indianerkinder, welche entkamen, brachten die Kunde von der Greuelthat [Gräueltat] zu den im Norden lebenden Indianerhorden. Von dieser Zeit an datirt [datiert] der Haß [Hass] gegen die weißen Ansiedler und die Verfolgung derselben.
"Der gemordete Häuptling war ein naher Verwandte des Ink-pa-du-tah, der das Werk der Rache übernahm. Der Winter im Jahre 1856-`57 war sehr strenge, und der hohe Schnee erschwerte den Verkehr der Ansiedler am Spirit Lake mit einander[miteinander]. Am 8. März fingen die Indianer an, die Ansiedler am Siouxfluß [Sioux-Fluss] zu beunruhigen, sie wurden indeß [indes] vertrieben und wandten sich nach der Ansiedlung am Spirit Lake und der Umgegend [Umgebung]. Hier verübten sie vollständig das Werk der Rache. In Zeit [in der Zeit] von zwei Tagen tödteten [töteten] sie 55 Personen, Männer, Weiber und Kinder, zerstörten die Häuser und tödteten [töteten] das Vieh. Nur sehr wenige Ansiedler entkamen. Ein junger Indianer hatte längere Zeit im Hause eines Herrn Carter gelebt. Derselbe, von Freundschaft für die weiße Familie erfüllt, verrieth [verriet], leider zu

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spät, den teuflischen Plan seiner Bande. Die Entkommenen brachen, sich nach Süden wendend, auf, und erreichten endlich Fort Dodge, wo das Ver. Staaten Militär stationiert war. Major Williams setzte mit 110 Mann, vertheilt [verteilt] in drei Colonnen [Kolonnen], den Indianern nach, Es war eine schreckliche Kälte, dabei lag der Schnee hoch, und man mußte [musste] durch eine unbebaute Gegend. Endlich erreichten sie Springfield, einen Ort in der Nähe des See´s [Sees], wohin sich die Entkommenen gewandt hatten. Hier fand man drei verwundete Männer und dreiundzwanzig Weiber und Kinder, die sich in den Schneebergen versteckt hatten. Man versorgte dieselben mit Kleidungsstücken und Nahrung. Die Indianer waren entflohen, sie entkamen, da sie mit der Gegend mehr vertraut und gegen die strenge

Kälte abgehärtet waren. Nachdem man die Todten [Toten] begraben, kehrte man mit den Geretteten nach Fort Dodge zurück. Auf dem Heimwege verlor Major Williams zwei seiner Soldaten, die der starke Frost tödtete [tötete]. Achtzehn andern [anderen] waren die Glieder theilweise [teilweise] erfroren. Lange Jahre war es öde und still am Spirit Lake und in der Umgegend [Umgebung]. Die Geister der Getödteten [Getöteten] schienen die Ansiedler von der Gegend zu bannen. Erst nachdem sich die Indianer gänzlich aus Iowa entfernt, fing man an, sich in der Gegend an den Seen wieder anzubauen [anzusiedeln]."
In 1898 wurde auf Staatskosten ein Denkmal an den Ufern des Sees errichtet.