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Chapter 8 (transliteration): Deutsche von Iowa in der Unions-Armee

Joseph Eiboeck, Die Deutschen von Iowa: Chapter 8
Achtes Kapitel.
Deutsche von Iowa in der Unions-Armee.

Liebe zum Vaterlande und Treue zu demselben sind dem Deutschen angeboren. Jahrhunderte lang hat er diese edlen Tugenden gepflegt; er hat sie von seinen Voreltern an den Ufern des Rheins geerbt und hierher nach Amerika verpflanzt. Unter den Deutschen gab es während des Unabhängigkeitskrieges gegen das perfide Albion keine „Tories“ – keinen Deutschen, der mit den Engländern sympathisirte [sympathisierte]. Es waren die Deutschen in Mecklenburg County, Süd-Carolina [Süd Carolina], welche die ersten waren, die eine Unabhängigkeitserklärung erließen,und zwar in beinahe demselben Wortlaut wie Thomas Jefferson später in der allgemeiner bekannten unsterblichen Unabhängigkeits-Erklärung [Unabhängigkeitserklärung] von 1776 es that [tat]. So war es im Krieg mit Mexiko, an dem sich von eingeborenen Amerikanern mehr Deutsche betheiligten [beteiligten], als Männer von irgend einer [irgendeiner] anderen Nationalität. Und so war es auch im Krieg für die Erhaltung der Union, nur noch in größerem Maßstabe. Wie die Deutschen von Cincinnati und besonders die von St. Louis für die Sache der Union in’s [ins] Zeug gegangen sind, ist historisch. Der Einfluß [Einfluss] der Deutschen von Cincinnati, vom Staate Ohio und von Louisville, Ky., rettete Kentucky für die Union, und noch mehr leisteten die Deutschen von St. Louis unter der Anführung von Franz und Albert Sigel, Osterhaus und Anderen. Sie waren inmitten, einer stark rebellisch gesinnten, südlichen Bevölkerung. Es war lange zweifelhaft, auf welche Seite Missouri sich wenden würde; die Deutschen aber gaben den Ausschlag, und der Staat war für die Union gewonnen.

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Die Deutschen von Iowa standen nicht hinter ihren Landsleuten zurück. Sie waren die ersten, die sich für ihr adoptirtes [adoptiertes] Vaterland erklärten und zu den Waffen eilten, um dasselbe gegen die Angriffe der Sezessionisten zu vertheidigen [verteidigen]. Es ist geschichtliche Thatsache [Tatsache], daß [dass] die erste Miliz-Compagnie, die sich in 1861 dem Präsidenten Lincoln zur Verfügung stellte, von Burlington, Iowa, und fast gänzlich aus Deutschen zusammengesetzt war. Hauptmann Carl Leopold Mathies von Burlington avancirte [avancierte] später zum General; ihm gebührt hohe Ehre. An allen Schlachten des beinahe fünf Jahre dauernden Krieges gegen die Rebellen nahmen Deutsche Theil [teil] und Tausende von ihnen opferten Blut und Leben, damit dieses Land frei und einig bleibe.

Obwohl die große Mehrheit der Deutschen vor dem Ausbruche des Krieges demokratisch gesinnt war, so hatten dieselben doch keine Vorliebe für die südlichen Sklavenhalter und schaarten [scharen] sich sofort um das Sternenbanner, als es den Fortbestand der Union galt. Sie haßten [hassten] die Sklaverei, wenn auch nicht Alle die Mittel gut hießen, welche Abraham Lincoln zur Zeit (zurzeit) anwandte, oder eigentlich anzuwenden gezwungen wurde. Lincoln war von Natur conservativ [konservativ] und ging nicht weiter, als er nothgedrungen [notgedrungen] mußte [musste]. Daß [Dass] die Deutschen die besten Soldaten waren, welche man am Anfange des Krieges hatte, ist dem Grunde zuzuschreiben, daß [dass] die große Mehrzahl unter ihnen bereits in Europa militärisch gedrillt war, und das Exerzitium besser verstand, als die meisten Leutenants [Leutnants], Hauptleute, Obersten und sogar Generäle, die man aus den Civilständen [Zivilständen], meistens aus dem Advocatenstande, nahm, und die wenig oder nichts von Gewehrübungen, Compagnie-, Departements- oder Divisions-Eintheilungen [Einteilungen] verstanden. Während man in Burlington und Davenport solche erfahrene Militärs wie Geo. Mathies, Oberst Perczel u.s.w. [usw.] hatte, gewann man in Dubuque Major Brodtbeck, der die sämmtlichen [sämtlichen] Freiwilligen-Regimenter, die im nördlichen Theile des Staates angeworben wurden, einexercirte [einexerzierte] und später sich als tapferer Führer, (Oberst eines Regimentes) erwies, aber in keinem Iowa-Re- gimente, da man damals schon die Deutschen, wenn noch so fähig, zurücksetzte, um Platz zu machen für einheimische Politiker.

Oberst Brodbeck, aus dem Canton [Kanton] Baselland, schon in der alten

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Welt tüchtig militärisch geschult, zog von Dubuque in Iowa, wohin er von der Illinoiser Schweizerkolonie Highland gekommen war, in den Unionskrieg und zeichnete sich auf westlichen Kriegsschauplätzen aus; er starb zu Los Angeles in Californien [Kalifornien] kurz nach dem in München erfolgten Tode seines Schwiegersohnes, des trefflichen Kunstschriftstellers Dr. Wyl (des „Yorik“ der Illinois Staatszeitung).

Erstaunlich war es im ersten und zweiten Jahre des Krieges, welche Sorte Leute zu Offizieren ernannt wurden. Dieses ist der einzige Schattenpunkt in der Karriere unseres später so berühmt gewordenen Kriegs-Gouverneurs. Und gerade wegen der totalen Unfähigkeit so vieler Offiziere, vom Leutnant bis zum Obersten, mußten [mussten] die willigen und tapfern [tapferen] Jungens oftmals leiden und dabei Schmähungen ertragen, die für freie Männer in einem freien Lande schwer zu verdauen waren. Es ist nicht zu bestreiten, daß [dass] der Krieg dadurch um ein paar Jahre verlängert wurde. Auch ist es nicht zu verwundern, daß [dass] die Freiwilligen manchmal ungehalten wurden und ihre Unzufriedenheit lebhaft zu erkennen gaben.

Folgende Episode, welche sich in den ersten Kriegsjahren in Missouri ereignete, zeigt, wie es den Freiwilligen öfters erging. Der damalige Kaplan des Neunten Iowa-Regimentes war einer jener englischen Sensationsprediger, die blos [bloß] für das Geld der Kirche dienen, aber kein Herz für das Wohl und Wehe ihrer Mitmenschen und besonders der ärmeren Klasse haben. Diesem Kaplan war der Gemeine

in seinem Regiment zu gering, um sich mit demselben abzugeben, und er hatte nie ein gutes Wort für ihn. Er ließ sich auch nie in den Spitälern sehen, in denen die Gemeinen waren; er verkehrte nur mit Offizieren. Dabei war es sein Gebrauch, wenn er Sonntags [sonntags] Feld- gottes-Dienst hielt, stets für den Präsidenten, dessen Kabinet [Kabinett], für den Congreß [Kongress] und für die Offiziere zu beten, aber niemals ein Wort im Gebet für den gemeinen Soldaten. Die Jungens nahmen sich dieses zu Herzen, und besonders einer unter ihnen, ein Plattdeutscher aus Guttenberg, Iowa, konnte den Kaplan deshalb nicht leiden. Er beschloß [beschloss], sobald sich die Gelegenheit dazu bieten sollte, demselben einen Streich zu spielen. An einem bald darnach folgenden Samstag kam eine Masse Maulesel für die Proviantwägen des Regimentes im Lager

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an. Den Tag darauf, Sonntag, war wieder Gottesdienst, und der Kaplan betete wieder: „Gott segne den Präsidenten, Gotte segne das Cabinet [Kabinett], Gott segne den Congreß [Kongress], Gott segne die Offiziere!“

Kaum hatte er den letzten Satz ausgesprochen, als der deutsche Rekrut mit lauter Stimme ausrief: „Gott blesh de Mules!“ (Gott segne die Maulesel). Man kann sich das theilweise [teilweise] unterdrückte Gelächter denken, das unter den Jungens entstand und dem nach Beendigung des Gottesdienstes voller Lauf gegeben wurde. Der Vorfall führte später zur Ausmerzung des anstößigen Kaplans. Obwohl Iowa 50,000 Mann für die Unions-Armee stellte, die in 48 Regimenter eingetheilt [eingeteilt] waren, so wurden trotz dem Umstande, daß [dass] in jedem Regiment mehr oder weniger Deutsche waren darunter viele einexerzirte [einexerzierte] Leute, doch nur zwei Deutsche zu Obersten ernannt – Carl L- Mathies von Burlington und Nicklaus Perczel von Davenport. Die wesentlichen Punkte der nachfolgenden Skizzen von diesen zwei tapferen Unionshelden sind der von Capt. A.A. Stuart, vom 17. Iowa Infanterie Regiment, in 1865 in englischer Sprache veröffentlichten Geschichte der „Iowa Obersten und Regimenter im Rebellionskrieg“ entnommen.

Brigade-General C.L Mathies

„Carl Leopold Mathies,“ so fängt Capt. Stuart an, „war der erste Mann im Staate Iowa und in den Ver. Staaten, welcher der Regierung eine Compagnie Militär zur Niederwerfung der Rebellion anbot. Das Anerbieten wurde auch Gouverneur Kirkwood am 9. Januar 1861 gemacht. Der General kann nicht stolzer sein auf die Auszeichnung, welche ihm dieser Akt gesichert hat, als der Staat Iowa.“

General Mathies war am 31. Mai 1824 in Bromberg, Provinz Posen, Preußen, geboren. Als er 16 Jahre alt war, wurde er von seinem Vater, einem wohlhabenden Landwirth [Landwirt], auf die Universität in Halle geschickt, wo er zugleich militärisch ausgebildet wurde. Mit 20 Jahren trat er in die preußische Armee ein und diente in 1847 in dem Feldzuge gegen die aufständischen Polen unter General Mieroslawsky. Ende 1849 legte er die Offiziersstelle, welche er durch tüchtige Auf-

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führung gewonnen, nieder und kam im Frühjahr 1849 nach Amerika. Er ließ sich hier sofort in Burlington, Iowa, nieder wo er sich dem Kaufmannsstand widmete. Da blieb er bis der Krieg ausbrach.

General Mathies diente zuerst als Hauptmann von Compagnie „D“ des 1. Iowa Infanterie-Regiments und wurde dann zum Oberst- Leutnant des 5. Iowa Regimentes befördert, kurz vor der Schlacht am Wilson’s Creek, in welcher das erstgenannte Regiment sich so heroisch auszeichnete. Er war schon auf seinem neuen Posten, als ihm die Kunde der Heldenthaten [Heldentaten] seines alten Regimentes zuging. Die Schlacht an Wilson’s Creek, in welcher sich General Lyon und mit ihm der Oberst-Leutnant des 1. Iowa Regimentes, Wm. H. Merritt, unsterblich machten, wird in der Geschichte als eine der blutigsten Schlachten des Rebellionskrieges fortleben. Nach dem Tode des Obersten Worthington wurde Herr Mathies zum Obersten befördert, Für Tapferkeit und Umsicht in den Feldzügen in Missouri, bei Island Nr. 10 und während der Belagerung von Corinth, aber hauptsächlich in der Schlacht gegen die Price’sche Armee bei Iuka, unter General Rosecranz, zum Brigade-General ernannt. Ueber [Über] diese Schlacht, in welcher er vor allen andern Offizieren für sein tapferes Benehmen ausgezeichnet wurde, sagt Capt. Stuart in seiner Geschichte:

„Das 5. Iowa unter Mathies, zusammen mit dem 10., 16. und 17. Iowa, dem 10. Missouri und dem 80. Ohio Regiment waren die Truppen, welche die Vorhut von Rosecranz’ Armee bildeten und die ersten waren, welche den Feind angriffen. Der Kampf, welcher entstand, dauerte lange und war äußerst hartnäckig. Keine Feder kann dem 5. Iowa Infanterie-Regiment zu viel Anerkennung ausdrücken für seine Heldenthaten [Heldentaten] in dieser furchtbaren Schlacht. Am Morgen des Tages, auf dem Marsch von Jacinto nach Iuka, war dieses Regiment die Avantgarde der Dritten Division. Sechs Meilen weit trieb es den Feind vor sich her, obwohl derselbe wiederholt Stellung nahm und hartnäckig kämpfte.

Zuerst war der Feind numerisch schwach, aber schließlich, drei Meilen südwestlich von Iuka, war das 5. Regiment eines der ersten in der Schlachtlinie gegen die gesammte [gesamte] Armee von Price, und es behauptete seine Stellung bis seine letzte Patrone verschossen war. Die Verlustliste des Regimentes zeugt von dessen

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Tapferkeit. Aus 482 Mann, welche von dem Regiment in die Schlacht gingen waren 217 gefallen, getödtet [getötet], verwundet oder „vermißt“ [“vermisst“]. Von den Offizieren waren 15 getödtet [getötet] und verwundet.

Im April 1863, nachdem er zum Brigade-General ernannt worden war, wurde General Mathies das Commando [Kommando] der 7. Division des 17. Armee-Corps übertragen. Dieselbe bestand aus dem 5. und 10. Iowa, dem 26. Missouri und dem 93. Illinois-Regimente. Im Januar 1864 wurde ihm temporär eine Division, aus verschiedenen andern Regimentern zusammengesetzt, anvertraut. Mit derselben marschirte [marschierte] er nach Ost-Tennessee und half Longstreet zurücktreiben der damals Knoxville bedrohte. Als er von dieser Expedition zurückkam wurde ihm ein noch wichtigeres Commando [Kommando] übertragen, mit dem Hauptquartier in Decatur, Alabama. Er hatte die Aufsicht über die Nashville und Decatur Eisenbahn nördlich bis Linnville und über die Memphis und Charleston Eisenbahn östlich bis Huntsville. Nachdem er sein Hauptquartier in Decatur aufgeschlagen, fing er an, den Ort zu befestigen. Seine Verschanzungen waren derart, daß [dass] Gen. Hood auf seinem Vorstoß nach Norden sie nicht einzunehmen vermochte.

Infolge der Strapazen dieses und vieler anderen Feldzüge, welche seine Gesundheit geschädigt hatten, quittirte [quittierte] Gen. Mathies im Mai 1864 den Dienst und kehrte nach Burlington zurück, wo er dann bis zu seinem Tode gewohnt hat. Ein Medaillon-Bild dieses tapferen deutsch-amerikanischen Soldaten und Befehlshabers ziert das Sol- daten-Denkmal in Des Moines.

Oberst Nicklaus Perczel.

Dieser, der zweite deutsch-amerikanische Oberst unseres Staates, war in 1813 in Ungarn geboren und war im aktiven Militärdienst ehe er nach Amerika kam. In Davenport betrieb er ein Kaufmanns geschäft und bald nach dem Ausbruch des Krieges, in 1861, trat er in die Unions-Armee ein. Er wurde im September desselben Jahres zum Obersten des 10. Iowa Infanterie-Regimentes ernannt. Im   Januar war er mit dem Regiment in Missouri gewesen und zeichnete sich in dem Scharmützel bei Charleston aus. In demselben fielen acht Mann und 16 wurden verwundet. Er war auch bei der Einnahme

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von New Madrid und Island Nr. 10, und sein Regiment bildete einen Theil [Teil] der Armee, welche in Tiptonville 5000 Mann des Feindes gefangen nahm. Hernach war Oberst Perczel, unter General Pope, mit seinem Regimente bei der Belagerung von Corinth. Hier commandierte [kommandierte] er eine Brigade, in der sein eigenes und das 17. Iowa- Regiment waren. Wie die Geschichte lehrt, räumten die Rebellen Corinth, und unsere Truppen, inclusive [inklusive] Perczel’s Brigade, verfolgten sie bis nach Boonville an der Mobile und Ohio Eisenbahn. Der Weg führte, wie Capt. Stuart schildert, durch einen dichtbewaldeten Sumpf, und es war ungemein schwierig, mit den schweren Geschützen und Munitionswagen einer großen Armee durchzukommen. Dazu waren die meisten von unseren Soldaten lange unthätig [untätig] gewesen und nicht für solche Strapazen abgehärtet. Hernach, als im September bei Iuka der unglückselige Angriff auf General Price gemacht wurde, kämpfte das 10. Iowa-Regiment mit bewunderungswürdiger Tapferkeit, und da dasselbe den linken Flügel der Brigade bildete, litt es mehr als irgend ein [irgendein] anderes Regiment.

Oberst Perczel blieb noch bis November im Dienst; dann dankte er ab, entmuthigt [entmutigt] durch Zurücksetzung hinter andern Offizieren, die nicht halb so viel vom Militärwesen verstanden wie er. Man hatte ihn wohl zum Brigade-General empfohlen, aber es wurde nie etwas daraus, ohne Zweifel wegen Neid und Mißgunst [Missgunst], und besonders, weil er keine Politiker hinter sich hatte, welche die Drähte für seine Beförderung hätten legen  können. Capt. Stuart sagt in seiner Skizze über ihn:

„Col. Perczel war von Natur leicht erregbar, aber in der Gefahr überlegt und tapfer und bei seinem Commando [Kommando] sehr beliebt.“

Er kannte seine Verdienste als Militär und es kränkte ihn, unter dem Befehl von Offizieren zu stehen, die nicht nur in Bezug auf militärische Kenntnisse tief unter ihm standen. sondern auch häufig im Dienst bestialisch betrunken waren. Der General, den er am meisten verabscheute, starb in 1862 am Säuferwahnsinn.

Capitain [Kapitän] Peter Karberg.

Einer der tapfersten Offiziere Iowa’s [Iowas] in der Unions-Armee war Capt. Peter Karberg, ein seiner Zeit hervorragender, republikanischer Politiker. Capt. Karbeg wurde am 27. August 1840 in Apenrade,

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Schleswig, geboren. Im Jahre 1848 wurde sein Vater von der dänischen Regierung des Landes verwiesen und zog mit seiner Familie nach Wandsbeck [Wandsbek], bei Hamburg, woselbst die Mutter im selben Jahre starb. Der Vater, Herr Lorenz Karberg, erhielt eine Anstellung als Marine-Commissär [Kommissar] in der provisorischen (Schleswig-holstein’schen) Regierung in Kiel, woselbst die Familie bis zum Herbst 1850 lebte und dann nach Hamburg zog. Peter wurde in Wandsbeck [Wandsbek] bei seinem Onkel, Dr. Hermann Fries, erzogen. Im Jahre 1857 ging Peter mit seinem älteren Bruder Lorenz nach den Ver. Staaten und zwar nach Guttenberg, Clayton Co., Iowa. Dieser Bruder starb im Jahre 1863 in der nördlichen Armee vor Vicksburg. Der Ausbruch des Krieges in 1861 fand Peter Karberg als Schullehrer bei Garnavillo, in Clayton Co., Iowa; er gab sogleich seine Schule auf und mit anderen jungen Leuten stellte er sich zum Dienst. Da der Staat Iowa sein Quota [Quote] schon gestellt hatte, gingen diese Truppen nach St. Louis und traten dort in das 17. Missouri Infanterie-Regiment (Turner- Regiment) ein. Im Jahre 1863 wurde Karberg zum Offizier befördert, und zwar zum Lohne für die Ablieferung einer Depesche an die Flotte bei Vicksburg unter sehr schwierigen Umständen. Er ging mit Leut. Landguth vom 17. Missouri durch Sümpfe, fuhr zum Theil [Teil] in einem alten Boot und mußte [musste] zuletzt schwimmen, um diese Depesche von Gen. Grant an den Flotten-Commandeur [Kommandeur] abzuliefern. Darnach trat er als 2. Leutnant in das 51. U.S. Col. Infanterie-Regiment ein. Im Jahre 1866 verließ er als Capitän [Kapitän] den Dienst und wohnte längere Zeit in Philadelphia und Providence, R.I. Im Sommer des Jahres 1869 kehrte er nach Clayton County, Iowa, zurück, woselbst er wieder Schule hielt, bis er, in 1871, in den Postdienst als Route-Agent trat, welche Stellung er bis zum Frühjahr 1873 inne hielt. Während der Zeit hatte er Frl. Hermine Kiefel von Guttenberg geheirathet [geheiratet] und wohnte in Dubuque.

Im Frühjahr 1873 gründete er die „Nord-Iowa Post“, eine deutsche, wöchentliche Zeitung in Lansing, Allamakee Co., Iowa; er verlegte dieselbe im Januar 1878 nach Dubuque, wo er bis zum Herbst 1880 verblieb. Er zog dann nach Lincoln, Neb., und gab dort den Nebraska Staats-Anzeiger heraus. Er bekleidete hier eine Zeitlang

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den Posten des Hilfs-Staatssekretärs. Er starb am 2. Juli 1884 in Folge eines Beinbruchs.

Major A. G. Studer.

Major A. G. Studer von Des Moines gehört auch zu denjenigen, welche sich in dem Kampfe für die Erhaltung der Union einen ruhmvollen Namen erwarben. Major Studer war ein Schweizer von Geburt und obwohl mit Kenntnissen reichlich versehen, ging es ihm in den ersten Jahren seines Hierseins nicht am Allerbesten [allerbesten]. Nach und nach jedoch wurde sein wirklicher Werth [Wert] entdeckt und von seinen amerikanischen Mitbürgern anerkannt. Erst arbeitete er im Sattlergeschäft von Terry & Butler für $6 die Woche und danach für Wm. Dippert, Sen. Später bekam er eine Stelle als Buchführer in dem damals größten Bankgeschäft in Iowa, B. F. Allen in Des Moines, dessen Privatsekretär er zugleich wurde. Er war ein vorzüglicher Sänger und leitete mehrere Jahre die Gesangssektion des Des Moines Turnvereins. Seine geselligen Talente machten ihn überhaupt in allen Kreisen beliebt. Im Jahre 1861 wurde er zum Hauptmann einer Compagnie im 15. Iowa-Regiment ernannt, und er zog mit diesem in’s Feld. Er verstand das Exercitium [Exerzitium], was von Wenigen der damals ernannten Offiziere gesagt werden konnte; auch war er streng und doch gut in seiner Disziplin. In der Schlacht bei Shiloh zeichnete er sich besonders aus, aber er nahm auch an vielen anderen Schlachten des Krieges Theil [Teil], weshalb er zum Major avancirt [avanciert] wurde – eine kleine Vergeltung für das, was er seinem Adoptiv-Vaterlande geleistet hatte. Als Major kam er in das Reserve-Corps in Washington, D.C., wo er die Aufsicht über die Militär-Gefängnisse hatte, in welchen dort meistens höhere Staatsgefangene gehalten wurden. Er war Platz-Commandant [Kommandant] an dem Tage, an welchem Präsident Lincoln erschossen wurde, und es war deshalb der erste, demdie ruchlose That [Tat] gemeldet wurde. Er verhängte sofort den Belagerungs- Zustand über die Stadt. Ehe der Morgen anbrach, hatte er schon Alles arrangirt [arrangiert], um den Mörder und dessen Mithelfer einzufangen, und es ist größtentheils [größtenteils] ihm zuzuschreiben, daß [dass] dieselben so schnell ergriffen und zur Strafe gezogen wurden.

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Nach Beendigung des Krieges wurde er von der Regierung mit der Einrichtung von Schulen für die befreiten Sklaven in Louisiana beauftragt, mit seinem Hauptquartier in New Orleans. Danach kam er nach Des Moines zurück und nahm seine alte Stelle in Allen’s Bank wieder ein, wurde aber bald darauf zum Ver. Staaten-Consul [Konsul] in Singapore [Singapur] in Ostindien ernannt, wo er 19 Jahre verblieb und sich mehr denn irgend ein [irgendein] anderer, amerikanischer Consul [Konsul] auszeichnete und diesem Lande mit eingehenden und genauen Berichten die werthvollsten [wertvollsten]Dienste leistete. Später bekam er aus Gesundheitsrücksichten eine bessere Consulstelle [Konsulstelle], in Barmen, (Rheinland), wo er aber nur eine kurze Zeit blieb, da ein Anderer, ein Amerikaner, die Stelle haben wollte und sie ihm wegschnappte. Darauf wurde er wieder nach Singapore [Singapur] geschickt und blieb da bis Grover Cleveland das zweite Mal den Prä- sidentenstuhl einnahm. Er war darauf längere Zeit unter seinen alten Freunden in Des Moines. Als Wm. McKinley zum Präsidenten erwählt wurde, wurde er zum Consular-Agenten [Konsularagenten] in Sorrento, Italien, ernannt, trat aber das Amt nie an, indem er krank wurde und Ende Dezember in Italien starb.

Deutsche Offiziere Iowa’s in der Unions-Armee.

Nachstehend ist ein Verzeichniß [Verzeichnis] der Iowa Deutschen, welche Offizierstellen in den Iowa-Regimentern während des Bundeskrieges in der Unions-Armee bekleideteten. Dasselbe zeigt deren Rang und den Ort, von welchem aus sie eingemustert wurden:

Name.                                       Rang.                                 Wohnort.

Gustavus Schnittger

Aug. W. Hoffmeister

Major

Regimentsarzt

Dapenport.

Fort Madison.

[Davenport]

George Pomuty

Adjutant

New Buda.

 

Theodor Gülich

Quartiermeister

Davenport.

 

Claus Henry Albers

Keokuk.

 

Henry Reichenbach Carl Seb. Bernstein

Assistenzarzt Hauptmann

Davenport. Dubuque.

 

Wm. Alex. Haw Martin Choumee

Burlington. “

 

Chas. L. Matthies

 

 

 

 

August Wentz Friedrich Gottschalk

Hauptmann “

Burlington. Dubuque.

Carl Kostmann

McGregor.

Charles Schleiter

Mitchell.

A.W. Springer

Muscatine.

Adolphus G. Studer

Des Moines.

David Stuhr

Davenport.

Henry Seefeldt

John Claussen

 

John Ruehl August Timm Leo Schumacher William Ruff Michael Zettler

Edward Swandsen William Stackmann Jakob Sevivel

Dubuque. Davenport. “

Fort Madison. Lyons.

West Point. Dubuque.

John Lubbers Daniel J. Meyer

J. W. Riemenschneider Henry Blanck

Geo. C. Burmeister Joseph Mayer Theod. Waldschmidt

Lyons. Garnavillo. Millersburg. Muscatine. “

Burlington.

Ernst A. Klingenberg Charles Ende

G. A. Hesselberger

1. Leutnant “

Dubuque. Burlington. Cedar Rapids.

Joseph Julius Dengle

Tete des Morts.

Matthias Keller Joseph Enderle Joseph Dutle

Burlington. “

Dubuque.

John A. Demuth John Schröder John H. Barger

Bloomfield. Guttenberg. Waterloo.

Hugo Hoffbauer Friedrich Christoffel

Walcott. Knoxville.

Louis Bunde

Davenport.

 

 

Friedrich Wiedemann

1. Leutnant

Davenport.

Joseph A. Fischer

Carl Mehl

Dubuque.

Henry Meyer

Eleck Weingartner

Davenport.

George L. Fischer

Centralia.

Fritz Horn

Camaucke

John Corell

Lansing.

John Andrick

Guttenberg.

Alexander Bliedung

Albert C. Rupe

Nashua.

Friedrich Sommer

Afton.

Chas. F. Rifley

Montrose.

Frank S. Köhler

Muscatine.

John A. Smith

2. Leutnant

Fort Madison.

August Schlapp

Burlington.

Henry Saedt

Davenport.

Johannes Ahlefeldt

 

Joseph Geiger

A. F. Hofer

Dubuque. Littleport.

Edmund Krause

Granville.

Friedrich Schwertfeger

Davenport.

Balthaser Knöpfel

Muscatine.

Friedrich Dettmer

Dubuque.

Ernst A. Renner

Johann Vollbehr

Elk River.

Charles Sydow

McGregor.

Conrad Franz

Muscatine.

Andrew Hoerner

Dubuque.

Theod. Gülich

Burlington.

 

Außer diesen Deutschen, die Offiziere in Iowa Regimentern gewesen sind, haben verschiedene Deutsch-Amerikaner aus Iowa als Offiziere in Missouri- und Illinois-Regimentern gedient.