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Chapter 12 (transliteration): Iowas Brauereien vor der Prohibition

Joseph Eiboeck, Die Deutschen von Iowa: Chapter 12

Zwölftes Kapitel.
Iowa's Brauereien vor der Prohibition.  

Die Geschichte der Prohibition wäre unvollständig, wenn darin nicht der Brauereien und ihrer Besitzer gedacht würde, denn außer den drangsalirten Schankwirthen ist noch keine Klasse amerikanischer Bürger und Geschäftsleute so schändlich und ungerecht denunzirt und verfolgt worden, wie die Brauer. Die meisten haben durch das Verbotsgesetz Alles verloren, was sie hatten. Einzelne, die finanziell besser gestellt waren und sich sofort gänzlich vom Geschäft zurückzogen, haben besser gethan als die, welche versuchten, ihre Brauerei heimlich weiterzuführen, denn was ihnen die Spitzel nicht nehmen konnten, ergatterten die Advokaten und die Gerichte. Außer den Brauereien in den Fluß-Counties und denen des Herrn Magnus in Cedar Rapids, einer in Muscatine und einer in Iowa City blieb keine länger als sechs Monate nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes in Betrieb. 

Die Aufzählung der alten Brauereien wird manche alten Bekanntschaften in Erinnerung rufen:

In Ackley eignete Chas. Jacobs eine Brauerei, die er mit Fleiß und Umsicht führte, mußte sie aber auch zuletzt aufgeben, wie alle Andern. 

In Afton führte John Hein längere Jahre eine Brauerei, machte gutes Bier, konnte sich aber wegen des Temperenzdruckes nicht halten. 

In Atlantic war bis kurz vor Einführung der Prohibition die Brauerei des Herrn Ernst G. Fischer im Gang. Dieselbe eignete sein Vater John Fischer, der sich jahrelang mit den Fanatikern unter dem alten Temperenzgesetz herumschlug und viel Geld an die Mucker und Advokaten einbüßte. 

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Sein Sohn Ernst ist noch in Atlantic im Bierhandel, und seine gute Frau ist seit mehr denn 10 Jahren auf einer Farm bei Burwell in Nebraska.

In Avoca führte noch Frau Mary Kampf, die von ihrem Gatten gegründete Brauerei weiter. Eine andere Brauerei wurde von Peter Wiese unter Bau genommen, ist aber infolge der Prohibition aufgegeben worden, und Herr Wiese verlor eine beträchtliche Summe Geld dabei. 

In Bellevue führte H. Nienstedt eine Brauerei und hatte ein gutes Einkommen bis der Prohibitionssturm über ihn losbrach und sein Eigenthum brach legte.

In Boone war die Brauerei von John Hermann, eine der größten im Innern des Staates. Dieselbe wurde aber sofort geschlossen und ist nicht wieder geöffnet worden. 

Die Brauerei der Herren Lafe und A. Zimbelmann wurde ungefähr um dieselbe Zeit geschlossen und ist auch dem totalen Verfall geweiht worden.

In Buffalo war die Brauerei von Hugo Hoffbauer noch im Gang. 

In Burlington waren die Braureien von Caspar Heil, Werthmüller und Ende, Berthold Bosch und George Bandleon im Gang. Von diesen sind nur noch die zwei ersteren geblieben. Die von Herrn Bosch ist gegenwärtig im Besitz des Herrn Martin Moehn.

In Cascade führte Francis Mag eine Brauerei. 

In Cedar Rapids waren zwei große Brauereien im Betrieb, die von C. Magnus und die von George Williams. Letzterer gab das Geschäft bald auf, weil er von Spitzeln beständig coujonirt und verfolgt wurde; er wandte sich dem Großhandel mit auswärtigen Bieren zu.

In Clinton waren einst zwei Brauereien, die von Conrad Geise und die von Allemann. Leztere war aber mehrere Jahre vorher eingegangen. Herr Geise's Brauerei war eine der besten außerhalb Dubuque und Davenport und rentirte sich sehr gut. Herr Geise wohnt nun auf einer Farm bei Neola, und seine Söhne führten einen Großhandel mit Bier von auswärts.

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In Davenport hat das Brauen nie aufgehört, aber dennoch ist keine einzige der alten Brauereien mehr da. Die vormaligen Eigenthümer von Brauereien waren: Mathias Frahm, Koehler und Lange, J. Lage & Co. und J. Lehrkind. Die Consolidirung der alten und der Aufbau von größeren Brauereien hat das Braugeschäft in Davenport gänzlich umgestaltet. Von den alten Brauern sind zwei in's Jenseits geschieden, beide sehr beliebt: Matthias Frahm und Henry Lange. 

In Decorah waren die Brauer David und hernach John Addicker & Co. und Joeklein im Geschäft. Die Prohibition beraubte dieselben aber sämmtlich um Alles, was sie besaßen. Die Addickers, alle gute und ehrenhafte Männer, sind schon längst in die Ewigkeit gegangen.

Des Moines hatte bis 1886 noch fünf Brauereien, von denen seither keine einzige mehr im Gang war und auch - Dank den immer wühlenden Temperenzfanatikern - keine neue hier angefangen werden konnte. Die fünf alten Brauereien waren die von Aulmann und Schuster, Paul Mattes, Alex und John Mattes (die alte Aug. Mattes'sche Brauerei), John Weber (die alte Münzenmeier Brauerei) und die von John Kinsley, eine Ale-Brauerei. Die Prohibition trieb Paul Mattes in den Tod. Was diese Brauer durch Verfolgungen auszustehen hatten, würde allein ein Buch füllen, wollte man auf Einzelheiten eingehen. 

In De Witt war noch V. Yeggi mit seiner Brauerei, die er aber trotz der starken deutschen Bevölkerung in seinem County (Clinton) bald aufgeben mußte. 

Dubuque kümmerte sich fast ebensowenig wie Davenport um das Verbotsgesetz und wurde bis zur Verschmelzung der alten Brauereien unbekümmer fortgebraut. Damals waren folgende Brauereien im Gang: Tschirgi & Schwind, A. Heeb, Galb Bros., Menser & Co., Schwind Bros. & Co. und die Ale-Brauerei von Peaslee & Co. 

In Dyersville ist die damalige Brauerei der Gebr. Esch im Gang geblieben, wahrscheinlich dem alten Wahrspruch gemäß: "Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter."

In Elgin führten Schori & Lehmann eine Brauerei.

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In Elkader eigneten J. B. & Wolfgang Schmidt eine Brauerei, gaben dieselbe aber auf, ließen die Anlage verfallen und wandten sich dem Mühlengeschäft zu. Ihre Mahlmühle war seiner Zeit die beste im Staate. Wolfgang Schmidt starb vor einem Jahre. 

In Fairfield hatte Louis Sueß eine nette Brauerei, die er nach der Prohibitionseinführung noch eine Zeitlang weiter zu betreiben versuchte. Die Klagen und Prozesse wurden ihm aber zu lästig, die Advokaten zu unverschämt und die Spitzel zu gierig mit ihren Erpressungen. Er verließ den Ort, der ihm lieb geworden war, und ging nach Chicago, wo er sich bald als Miteigenthümer der

National-Brauerei emporarbeitete und dem großen Geschäfte jetzt als Braumeister und technischer Leiter vorsteht. 

In Festina führte A. F. Gaertner eine Brauerei. 

In Fort Dodge waren die Brauereien von John Koll, Sen., und Frau Dorothea Murphy, ehemalige Schmidt, im Gang. 

In Fort Madison führte Henry Schlapp die Brauerei längere Zeit nach Einführung der Prohibition weiter. Er selber ist aber vor einigen Jahren gestorben. Eine zweite Brauerei führte Anton Burster, ein Mann, der sich um die Sache der Freiheit und des Fortschrittes in jener Stadt vielfach verdient gemacht hat und dessen Brauerei, wie so viele andere total verfallen ist. 

In Garnavillo eignete Frau Margaretha Schumacher eine Brauerei, die aber ebenfalls geschlossen werden mußte. 

In Guttenberg waren die Brauer: August Jungk, Frau Magdalena Roth und Rudolph Wolter; sie mußten wegen des Gesetzes aufhören. 

In Hamburg hat der Brauereibesitzer Theodor Bauersachs die puritanische Herrschaft in Gestalt des Zwangsgesetzes zu seinem Leidwesen kennen gelernt. 

In Homestead, einem der Hauptorte der Amana-Colonie, war bis zum Inkrafttreten des Verbotsgesetzes eine Brauerei, die nur Bier für ihren eigenen Verbrauch braute, aber sofort das Brauen einstellte und seither nie wieder im Betrieb war. 

In Independence war noch die Brauerei des Christian Seeland, die ebenfalls sofort geschlossen werden mußte. Das Eigen-

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thum verfiel. Herr Seeland ist schon seit Jahren im Grabe; seine Gattin lebt aber noch auf dem Brauereigrundstück, das sie täglich an die Ungerechtigkeit der frommen (?) Temperenzler erinnern muß. 

In Iowa City waren drei Brauereien: John P. Dostal, Geo Englert und Hotz & Geiger. Die drei Letzteren sind dahingeschieden, wie auch der Nachfolger der letzteren zwei, John Graff. Dostal braute fast ununterbrochen weiter, aber die anderen Brauereien standen lange still. 

In Jefferson führte Peter Roth eine Brauerei. 

In Keokuk waren seiner Zeit drei Brauereien: Die Leisy, die Pechstein & Nagel und die Anschütz-Brauerei. Die Herren Leisy und Anschütz sind nicht mehr unter den Lebenden. Sie haben ausgelitten; denn auch sie hatten mit dem Prohibitionsteufel beständig zu kämpfen. Die Leisy Brauerei wurde eingestellt und Frau Leisy zog mit ihren energischen Söhnen nach Peoria, wo sie seither eines der größten Braugeschäfte westlich von Chicago aufgebaut haben. Die Herren Pechstein und Nagel haben auf dem alten Platz ausgeharrt und obwohl vielfach verfolgt, haben sie ihr Geschäft noch in gutem Schwung. 

In LeMars war die Germania Brauerei Gesellschaft, hinter welcher ein bedeutendes Kapital steckte, die aber ungeachtet das Brauen einstellen mußte. 

In Lyons waren Tritschler und Tiesse; beide sind seither verschieden, doch ihre Söhne führen das Geschäft erfolgreich weiter. 

In McGregor waren zwei Brauereien, die von M. Klein und die von J. L. Hagenvisch. Wir haben die Ruinen derselben seither oftmals gesehen und haben auch nie verfehlt, die Hoffnung auszudrücken, daß die verschrobenen Köpfe, welche dieses Unglück über die Brauer brachten, einmal zur Besinnung kommen und dann ihr Werk der Zerstörung sehen könnten. 

In Maquoketa führte John Dostal die Brauerei. 

In Marshalltown war die Brauerei des guten alten Patriarchen John Baumann, der auch schon längst zu seinen Vätern gerufen worden ist. Herr Baumann führte auf eigene Rechnung einen Prozeß um das Prohibitionsgesetz umzustoßen, und zwar bis zur

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höchsten Instanz. Dieser eine Prozeß kostete ihn mehr als $5000. Er bezweckte aber dabei, daß das Ver. Staatengericht eine Entscheidung zu Gunsten der Aufrechterhaltung des zwischenstaatlichen Handelsgesetzes abgab und so dem Staate eine große Erleichterung schuf, so daß seither Bier u. s. w. aus anderen Staaten nach Iowa geschickt und nicht wie zuvor confiszirt werden darf. Sein Geld und sein Widerstandsgeist haben dieses vollbracht. Er gab aber auch sonst noch viele Tausende aus für die Bekämpfung der Intoleranz und der Unterdrückung. 

In Mount Pleasant war seiner Zeit Kammerer's Brauerei, die eine Zeit lang gute Geschäfte machte, aber durch die beständige Drangsalirung zum Stillstand gebracht wurde. 

In Muscatine waren vier Brauereien, nämlich: Die George Schäfer'sche, welche von der Frau Schäfer geführte wurde; die Brauerei der Frau Marie Eigenmann, welche jetzt von deren Sohne fortgeführt wird; die von Chas. Dold, die zur Zeit der Prohibition der Frau Weidling gehörte. Diese Frau hatte schwer zu kämpfen um das Wenige, was ihr geblieben war, und die Verfolgungen verbitterten ihr das Leben schließlich derart, daß sie sich auf einer Reise im Mississippi-Fluß ertränkte. Die Prohibition allein ist Schuld an dem traurigen Ende dieser guten Frau. Eine andere Brauerei, die von John Dorn, ist mehrere Jahre vorher eingegangen. 

In New Hampton führte A. A. Groß eine Brauerei. 

In New Vienna besaß Peter Ferring, der nachherige Sheriff von Dubuque County, eine Brauerei, deren Ruin ihn sein ganzes Vermögen kostete. 

In Oskaloosa waren es Blattner und Neubrand, welche die Brauerei eigneten. Beide sind gestorben. Chas. Blattner war seiner Zeit ein politischer Führer, und es war großentheils ihm vielfach zuzuschreiben, daß Oskaloosa eine freisinnige Stadt blieb. Sein Tod war für die Stadt ein unersetzlicher Verlust. 

Ottumwa hatte zwei Brauereien, die von Kramer, Hoffmann & Co. und die von Hausmann & Danquard. Beide hielten aus so lange es möglich war; die Prozesse und Prozeßkosten jedoch, welche ihnen fortwährend aufgehalst wurden, zwangen sie zuletzt, ihre stolzen

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Brauereien aufzugeben. Dieselben stehen heute da wie vor vierzehn Jahren, stumme, aber dennoch eindrucksvolle Denkmäler besserer Tage, als noch Vernunft und Toleranz regierten. In der fast ausschließlich von Holländern bewohnten Stadt Pella war auch einst eine Brauerei, welche zuerst unter der Firma Blattner und Schubring und hernach von G. M. Blattner allein geführt wurde. Die Prohibition vernichtete dieses Geschäft, und was die Prohibitionsschergen nicht durch Prozesse vernichten konnten, wurde später durch Feuer vollbracht, denn die Brauerei brannte ab, nachdem Herr Blattner sie aufgegeben und sich auf einer Farm bei Prairie City niedergelassen hatte, wo er jetzt noch lebt. 

In Postville hatte August Kövenig eine Brauerei und in 1886 eignete die Firma Groß & Noll eine Brauerei daselbst. Seit Einführung der Prohibition ist aber dort kein Bier mehr gebraut worden. 

In Rockford betrieb Samuel Marke eine kleine Brauerei. 

In Sioux City waren zwei große, stattliche Brauereien, die von Rudolph Selzer und die der J. Franz Brauerei-Gesellschaft. Herr Selzer sowie Herr Franz sind gestorben; deren Wittwen leben aber noch und betrauern zwei allgemein beliebte Gatten und Bürger. In der Franz Brauerei war John Arensdorf Vormann und führte das Geschäft zur Zeit als der Prohibitions-Agitator Haddock erschossen wurde, worüber an anderer Stelle ausführlich berichtet wird. 

In Spilville, einem kleinen Ort in Winneshiek Co., hatte Franz Nockels eine Brauerei, in welcher ein gutes Glas Bier hergestellt wurde, aber trotzdem das Geschäft gut und ordentlich geführt worden war, war er gezwungen, dasselbe zu schließen und fortzuziehen. Herr Nockels führt jetzt eine Wirthschaft zu Calmar im selben County. 

In Vail war ein Mann Namens A. Smutney, der eine Brauerei betrieb. 

In Vinton besaß H. Biebesheimer eine Brauerei, die sich in dem Gerichtsort von Benton County, wo es so viele Deutsche und Böhmen giebt, gut rentirt haben würde, wenn das Prohibitionsgesetz

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nicht gekommen wäre. Herr Biebesheimer war aber gezwungen, sich dem Schandgesetz zu fügen und lebt seither in Zurückgezogenheit. 

In Springville, Marion County, in der Nähe von Marion, eigneten die Herren Schneider Bros. eine Brauerei, deren Fabrikat guten Absatz fand. Es waren energische, tüchtige Geschäftsleute. Die Prohibition vertrieb sie nach Springfield, Ohio, wo sie eine Brauerei kauften, und ein großes Geschäft aufbauten. 

In Washington war Wm. Ingenheimer, den die Prohibitionsspitzel um fast Alles beraubten, was er hatte. Der alte Mann ist schon lange todt; seine alten Freunde können aber das Unrecht, welches ihm geschehen, nie vergessen und nie verzeihen. 

In Waverley, in dem beinahe zur Hälfte deutschen County Bremer, hatte Peter Fosselmann eine gangbare Brauerei. Er stand unter seinen Mitbürgern gut angeschrieben und war allgemein beliebt, aber dennoch mußte er sich dem Knutengesetz unterwerfen und seine Brauerei verfallen lassen. In dem Brauerbuch war in 1886 noch eine zweite Brauerei verzeichnet, die von Tabor Bros. 

In West Mitchell hatte John Fey, eine gute deutsche Seele, eine Brauerei im Gang. Auf welche Weise er auf die Idee kam, in einem solchen, von anglo-amerikanischen Puritanern angesiedelten County, eine Brauerei anzulegen, muß ihm selbst ein Räthsel sein. Kurzum er hat Alles darin verloren, was er hatte; die Prohibitionisten der Gegend hatten keinen Bedarf für eine Brauerei, vielleicht mehr für Schnapps. 

In Winterset hatte M. Schroeder eine Brauerei, die sich irgend anderswo als inmitten der Temperenzler von Madison County rentirt haben würde. Die Verfolgung war aber zu arg und er mußte es zuletzt aufgeben. Er lebt seit Jahren in Plattsmouth, Neb., wo es ihm hoffentlich besser geht als in den Jahren der stürmischen Prohibitionszeit in Iowa.