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Chapter 16 (transliteration): Die deutsche Presse von Iowa

Sechszehntes Kapitel.
Die deutsche Presse von Iowa.

In einem Lande der Freiheit und der Volkssouveränität ist die Presse - die Zeitung - ein Bedürfniß. Während Bücher die Forschungen, Wissenschaften, Geschichte und sonstigen Lehren und Kenntnisse der Vergangenheit uns bieten, liefert die Zeitung, sei es ein Tages- oder Wochenblatt, die Ereignisse und Belehrungen der Neuzeit, bis auf den Tag und die Stunde, an welchem sie sich ereignen. Sie ist das offene Geschichtsbuch des Tages; sie strebt, dem Leser Alles so genau und zuverlässig vor Augen zu bringen, wie es dem Redakteur und Herausgeber unter obwaltenden Umständen möglich ist. Sie bringt ihm ein Bild des Lebens, wie es ist, und schildert auch wie dasselbe sein könnte und sollte. Sie weint und lacht mit dem Volke. Sie trauert mit der Familie, wenn ihr ein Glied durch den Tod entrissen wird, oder wenn ihr sonst ein Weh oder Unglück zustößt; sie gratulirt bei der Ankunft eines neuen Sprößlings und streut Rosen auf den Pfad der Neuvermählten. Sie fördert deutsche Vereine, deutsche Kirchen, deutsche Schulen und bricht manche Lanze für deutsche Vertreter in der Politik. Sie trachtet nach dem Wohlergehen ihrer Gönner in erster Reihe, dann nach dem der Stadt und des Staates - nach dem der Herausgeber oftmals ganz zuletzt.

Deutsche Zeitungen im Westen von Amerika und besonders in den mit Deutschen numerisch schwach besiedelten Ortschaften sind gewagte Unternehmungen, welche meistens utopischen Ideen entspringen, oder auch einer ungebändigten Begeisterung des Patriotismus und der Vorliebe und Selbstaufopferung für die Menschheit. Hier und da ist ein Herausgeber lediglich Geschäftsmann und übernimmt oder fängt ein Blatt an, um Geld daraus zu schlagen, gerade wie im Handel und in der Industrie - hält seine Spalten feil für Alles, was sich ihm bietet, und wird wohlhabend dabei - wird reich, geht in die Politik und bringt es zu einem großen, gefeierten Namen, denn Geld regiert ja die Welt.

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Die große Mehrzahl der deutschen Zeitungsleute ist anders geartet. Sie lieben ihren Beruf und bleiben bei demselben, weil sie ihn lieben, und weil ihnen dadurch Gelegenheit geboten wird für das Recht, für ihre Landsleute und Mitbürger einzutreten und gegen deren Feinde und die Feinde der Freiheit zu kämpfen, selbst wenn ihnen nach mühsamem Streben von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr, nichts übrig bleibt nachdem sie Papier, Setzer- und Druckerlohn bezahlt haben, außer einer langen Liste von rückständigen Abonnenten, von denen man hofft später einmal das Geld einkassiren zu können, das aber nie kommt, denn bekanntlich werden im Allgemeinen Zeitungsschulden zuletzt, und wenn alt, nimmer bezahlt.  "Es sind ja nur ein paar Thaler," denkt so mancher der Schuldner, der ganz gut bezahlen könnte, vergißt aber dabei, daß der Herausgeber Hunderte solcher saumseligen Kunden hat, und diese Außenstände bei ihm insgesammt eine große Summe ausmachen. Die Leute handeln deshalb gar zu oft ungerecht an ihrem Zeitungsmann. Er kämpft und streitet für sie; er bringt ihnen regelmäßig mit wirklichem Opfer ein Baltt in ihrer Muttersprache, das sollten sie ihm vollauf vergelten oder wenigstens gerecht gegen ihn sein. Das Lokal-Wochenblatt mag nicht so groß sein und nicht so viel Lesestoff enthalten wie Blätter aus großen Städten, deren Inhalt aus dem von Tageblättern zusammengestellt ist, so daß der Satz nichts kostet; es wird auch wohl hie und da ein Blatt um die Hälfte des üblichen Preises oder noch billiger angeboten, das aus politischen Campagnekassen erhalten wird und andere Zeitungen zu verdrängen sucht. Das Lokalblatt ist aber unersetzbar. Kein auswärtiges Blatt bringt dem Bürger das, was ihn am Meisten angeht und interessirt. Deshalb sollten die Deutschen fest zu ihrem Lokalblatt halten und durch ihre Unterstützung es dem Herausgeber ermöglichen, dasselbe ebenbürtig den großen Blättern zu machen.

Ist es schwierig heutzutage ein deutsches Blatt im Innern des Staates Iowa zu erhalten, um so viel mehr war es das in den ersten Jahren der deutschen Niederlassungen im Staate.

Die erste deutsche Zeitung im Staate war der "Nordwestliche Demokrat", der Mitte des Jahres 1849 in Dubuque von Herrn Hanf gegründet und von Herrn Anton Eickhoff redigirt wurde. Herr Eickhoff war vorher in St. Louis journalistisch thätig gewesen und später eine lange Reihe von Jahren Chefredakteur der "New Yorker Staats-Zeitung". Nachher war er Congreßabgeordneter und bekleidete sonstige hohe Aemter. Dabei war er stets schriftstellerisch thätig und seine

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historischen Arbeiten über die Geschichte des Staates New York zeugen von der Gewandheit seiner lehrreichen Feder. Herr Eickhoff lebt noch in New York. Wir lassen über die Gründung der ertsen deutschen Zeitung in Iowa ihn selbst reden:

"Dubuque war damals noch ein kleines Städtchen, aber unter seinen Bewohnern waren viele, die von Gemeinsinn und Interesse für deutsches Wesen, Leben und deutsche Gebräuche beseelt waren. Unter diesen verdienen insbesondere Peter Kiene, Heinrich Koch und F. Herbst genannt zu werden. Als die amerikanische Bevölkerung im Sommer jenes Jahres keine Anstalten traf den 4. Juli zu feiern, veranstalteten deutsche Bürger eine Feier des Gedenktages der amerikanischen Unabhängigkeit. Viele Amerikaner betheiligten sich daran; unter diesen der Bundessenator Jones, welcher bei dieser Gelegenheit die Freiheitsliebe der Deutschen pries. Nachmittags war ein Piknik im Freien, das sich zu einem deutschen Familienfeste gestaltete. Auf einer für die Gelegenheit errichteten Rednerbühne hielt ein Sohn des berühmten Volksredners Heinrich Koch, Adam Koch, seine Jungfernrede.”

"Der "Nordwestliche Demokrat" gelangte bald zu Ansehen über die Grenzen Iowa's hinaus. Schilderungen von Land und Leuten in jenem Theile unseres Nordwestens wurden aus seinen Spalten in die größeren Blätter des Landes copirt. Im Feuilleton des Blattes erschienen eine Geschichte des Nordwestens in wöchentlichen Abschnitten und in dichterisches Gewand gekleidete Beobachtungen von Indianersagen des Obern Mississippi. Leider war diese Zeit thätigen deutschen Lebens, gehoben durch die Freiheitsbestrebungen jener Tage in Europa von kurzer Dauer. Als der Spätherbst seine scharfen Winde über die Ebenen ins Thal von Dubuque trieb, sah Eickhoff in Folge rheumatischen Leidens sich genöthigt, den Schauplatz seiner bisherigen Thätigkeit zu verlassen, um unter dem milden Himmel Louisiana's für seine Leiden Linderung zu suchen. Der "Nordwestliche Demokrat" überlebte sein Scheiden nicht lange. Die geschichtlichen Zeichen aus dem ersten Morgengrauen der Civilisation an den Ufern des Vaters der Ströme sind nie wieder in deutschen Blättern erschienen; die poetischen Sagen einer untergegangenen Bevölkerung, welche Hügel, Thäler und Seen belebten, sind verklungen."

Herr Eickhoff sagt nichts von den finanziellen Bedrängnissen des Herausgebers, um die Auslagen des Blattes zu decken. Verfasser dieses war damals daselbst angehender

Schwarzkünstler, den man mit dem unfrommen Titel "Druckerteufel" bezeichnet, und kann sich noch erinnern,

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wie häufig Ueberfluß an Geldmangel herrschte, was schließlich Herrn Hanf bewog, das Geschäft zu verkaufen. Das "Geschäft" bestand aus alten Typen und einer sogenannten "Ramage"-Presse, ähnlich der, welche Gutenberg, Faust und Schäffer zuerst benutzten, und vorbesagter Druckerteufel mußte die Dinte mittels eines Lederballes auf die Typeu bringen: Für den Luxus einer Washington-Handpresse waren für eine deutsche Druckerei an der Grenze der Civilisation keine Mittel vorhanden.

August Kattmann war der Käufer des Geschäftes und führte dasselbe neun Monate lang weiter.Die Arbeiterfrage und Agitation für die Colonie-Gründung bildeten nebst den wenigen Lokalberichten und dem Feuilleton den Lesestoff des vierseitigen und sechsspaltigen Blattes, welches fast eine jede deutsche Familie der Stadt hielt, was aber leider nicht ausreichte, um den sehr bescheidenen Lebensunterhalt eines Mannes wie Herr Kattmann zu bestreiten. Man nannte ihn den "Lateiner", wie man alle Achtundvierziger nannte, welche die Revolution in 1848 und '49 nach den Gestaden des Mississippi verschlug. Er war aber auch ein Mann von Bildung und Kenntnissen und hatte vormals bessere Tage gesehen, als er sie hier erlebte. Nach dem Eingange des "Nordwestlicher Demokrat" erscheinen zeitweise deutsche demokratische Compagneblätter, welche in 1851 und '52 vom Davenport Demokrat stark kritisirt wurden. Mit dieser Ausnahme vergingen mehrere Jahre, bis wieder ein Versuch gemacht wurde, eine deutsche Zeitung in Dubuque zu gründen. Dieselbe wurde von John Bittmann in 1855 angefangen und zwar als republikanisches Blatt, da ein Jahr vorher die republikanische Partei aus den Trümmern der alten Whigpartei, den Anti-Nebraska-Demokraten und eiuem Theil der Free Soil Partei entstanden war und in Iowa sofort festen Fuß faßte. Die erste republikanische Nationalconvention wurde aber erst in 1856, zu Philadelphia, abgehalten. Dubuque, obwohl zur Zeit mehr Einwohner zählend als irgend eine andere Ortschaft Iowa's hatte dennoch verhältnißmäßig wenig deutsche Namen aufzuweisen und erst anfangs der 50er Jahre kamen Deutsche in bemerkbarer Zahl dahin, und zwar aus aller Herren Ländern: Schweizer und Luxemburger, Badenser und Mecklenburger, Elsässer und Oesterreicher. Somit kam es, daß die Einigkeit der Deutschen nie das wurde, was sie in Davenport durch das Einströmen der Norddeutschen und besonders der Schleswig- Holsteiner geworden ist. In Dubuque konnte auch kein deutsches Blatt reussiren wie in Davenport oder Burlington.

Herr Bittmann führte die "Staatszeitung" mehrere Jahre mit

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kümmerlicher Unterstützung fort. Dr. Geo. Hillgärtner, Rechtsanwalt und zugleich  Redakteur der "Turnzeitung" welche in 1856 in Dubuque gegründet wurdo, war in der Redaktion der "Staatszeitung" behilflich. Später bekam Bittmann einen Amtsposten in einem der Regierungs- Departements in Washington. Sein Blatt ging in die Hände von Herrn Grahl und später in den Besitz eines Herrn C. A. Schäffer über, der es bis zum 17. Mai 1873 herausgab und es dann zur ewigen Ruhe eingehen ließ.

Die erste deutsche Zeitung nach dem "Nordwestlicher Demokrat" erschien in Davenport. Wir sind für die nachfolgenden, ausführlichen und hochinteressanten Berichte einem Mitgliede des befähigten Redaktionsstabes, Herrn Dr. A. P. Richter, zu Danke verpflichtet:

"Es war im Sommer von 1850 als Samuel Jacobs, ein ehemaliger Kandidat der Theologie und Hauslehrer aus Schleswig-Holstein, in Davenport den "Herold" herausgab, ein Wochenblatt, das nach vier oder fünf Monaten kläglichsten Daseins einging. Die vermehrte Einwanderung schien im nächsten Jahre den Boden für eine deutsche Zeitung verbessert zu haben und Theodor Gülich, ein badischer und holsteinischer Freiheitskämpfer, hatte den Muth, das Unternehmen zu wagen. Am 15. November 1851 erschien die erste Nummer des "Demokrat", der ebenfalls als Wochenblatt gegründet wurde. Die erste Nummer wurde in weniger als 100 Exemplaren gedruckt. Der ungarische Flüchtling Theo. Rombauer, Kossuth's Chef des Geniewesens, half in der Redaktion. Im Juni des folgenden Jahres trat der jetzt noch in Toledo, Tama Co., lebende Rudolph Reichmann, ein praktischer Redakteur, der schon in den Wäldern Wisconsins eine Zeitung herauszugeben versucht hatte, als Partner ein. In 1855 aber trat der ruhelose Reichmann wieder aus der Firma aus.

Am 3. Januar 1856 erschien der "Demokrat" zum ersten Male als Tageblatt, wobei Gülich in der Redaktion von Heinrich Ramming, einem Offizier der ungarischen Revolutionsarmee, unterstützt wurde. Schon wenige Monate später verkaufte Gülich das Blatt an Henry Lischer und Theodor Olshausen. Beide waren von St. Louis heraufgekommen; Lischer war ein technisch und literarisch gründlich gebildeter Buchdrucker und Geschäftsmann, und Olshausen, von Beruf ein Advokat, hatte sich längst in Deutschland als politischer Schriftsteller und Mitglied der provisorischen Regierung von Schleswig-Holstein einen angesehenen Namen gemacht. Mehrere Jahre war er in St. Louis journalistisch thätig ge-

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wesen. Diese beiden Männer führten dem kümmerlich dahinsiechenden "Demokrat" neues Leben zu. Das Blatt zahlte sich; dennoch entschlossen sich die Genannten im Januar 1860 nach St. Louis zurückzugehen, um die von Carl Dänzer gegründete "Westliche Post" zu kaufen. Den "Demokrat" verkauften sie an John A. Dalldorf und Henry Ramming (Dalldorf & Co.). Bald darauf zog die schwere Wolke der großen nationalen Krise herauf. Die Geschäfte litten darunter allgemein. Fort Sumter fiel und auch der "Demokrat" wurde derartig erschüttert, daß im Mai 1861 Dalldorf & Co. das Tageblatt eingehen ließen und nur ein Wochenblatt herausgaben. Immer weiter ging's abwärts mit der Zeitung, so daß Henry Lischer, der noch den größten Theil des Kaufpreises von den Besitzern zu fordern hatte, sich genöthigt sah, die Zeitung wieder zurückzukaufen, um nicht Alles daran zu verlieren. Das war im Juni 1861, und seither ist er stetig der Eigenthümer geblieben. Während viele der kleinen deutschen Blätter wegen der hochgesteigerten Papierpreise und der verschlechterten Anzeigekundschaft eingingen, brachte Lischer den "Demokrat" wieder in die Höhe. Am 17. September 1861 erschien derselbe wieder täglich, und der ausgezeichnete Journalist Hans Peter Stibolt wurde Redakteur, als welcher er bis

zu seinem am 13. Juni 1887 erfolgten Tode gewirkt hat. Dann trat der frühere Hilfsredakteur, N.B. Koch, ehemaliger österreichischer Offizier urd Invalide von 1866, an seine Stelle, trat

dieselbe aber wegen Krankheit nach einigen Monaten an den früheren Redakteur der "Iowa

Reform", Gustav Donald, ab, der als schneidiger Zeitungsschreiber und begabter Volksredner weit und breit bekannt ist. Im April 1893 schied Donald aus der Redaktion aus, und diese wird seither von Dr. August Paul Richter in befähigter Weise geführt, welcher dem Stabe der Zeitung bereits seit 1883 angehört hatte. Außer diesem sind in der Redaktion thätig: Manfred Mainhard, der Depeschenredakteur und geistvolle Rundschauschreiber, und Louis Herbener, welcher den vielen Takt erfordernden lokalen Theil bearbeitet.

Seit vielen Jahren erscheint der "Demokrat" in drei verschiedenen Ausgaben, einer täglichen, halbwöchentlichen und wöchentlichen. Die vermehrten Geschäfte und auch der berechtigte Wunsch, sich in dem zunehmenden Alter die Arbeit zu erleichtern, veranlaßten Henry Lischer zu Neujahr 1890 mit seinen Söhnen Oscar, Edward und Fred., die "H. Lischer Printing Co." zu organisiren. Die Hauptgeschäftsführung liegt in den Händen von Edward Lischer, der seit mehreren Jahren in Christ. W. Schlegel einen tüchtigen Assistenten besitzt.

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Was die Politik des "Demokrat" anbetrifft, so ist derselbe niemals ein Parteiblatt in dem Sinne gewesen, daß er sich als Diener einer Partei betrachtete, aber er hat zu allen öffentlichen Tagesfragen jederzeit sehr entschieden Partei ergriffen und Stellung genommen. Bei seiner Gründung schloß er sich der demokratischen Partei an und bekämpfte die Whigs. Er gehörte zur Freiboden-Demokratie, und als deren Grundsätze im Wesentlichen von der neuen republikanischen Partei aufgenommen wurden, ging er 1854 zu dieser über. Er blieb im Ganzen republikanisch, wenn er auch 1864 Fremont-Republikaner und 1872 als Liberal-Republikaner zeitweilig von der regulären Mehrheit abschwenkte. Als zu Anfang der 80er Jahre die republikanische Partei sich in den Dienst der Prohibition gestellt hatte und die Hoffnung auf ihre Umkehr und Besserung geschwunden war, unterstützte er mit ganzer Kraft die demokratische Partei. In 1896 dagegen, als die Demokratie in der Währungs- und Finanzfrage wieder einmal auf Abwege gerieth, trat er für die Wahl von McKinley ein, nicht aus Liebe für diesen, sondern aus Opposition gegen die Finanztheorien der Bryan-Demokratie. Die Zeitung hat sich stets einen von den Parteigeboten unabhängigen Standpunkt gewahrt, aber sie hat immer Partei ergriffen, je nachdem es die Interessen der Freiheit und Volksrechte erforderten."

Dr. Aug. Paul Richter, der jetzige Chef-Redakteur des "Davenport Demokrat", wurde am 25. Januar 1844 in Westpreußen (Märkisch-Friedland) geboren, beschäftigte sich infolge seiner amerikanischen Bekanntschaften und Freundschaften mit amerikanischen Angelegenheiten und zwar zum Nachtheil seiner Fachstudien. Nachdem er als Einjähriger bei der Garde-Artillerie im Kriegsjahr 1866 seiner Militärpflicht genügt hatte, wanderte er im nächsten Frühjahr nach Amerika aus. In New York fand er bald eine Stelle in der deutsch-amerikanischen Presse, setzte nebenbei seine medizinischen Studien fort, die er in Buffalo, N. Y., vollendete. Er praktizirte mehrere Jahre als Arzt, blieb aber auch gleichzeitig mit der Presse in enger Verbindung, bis er im Frühjahr 1884 den Pflasterkasten in die Ecke warf und dauernd dem unwiderstehlichen Zug zur Zeitungsschreiberei folgte, in der er noch thätig ist. Es war eine gute Wahl für ihn selbst und noch besser für das deutschlesende Publikum im Westen, da dasselbe in ihm einen Mann in der Presse gewonnen, dessen reiche Kenntnisse und besondere Begabung für journalistische Arbeiten ihn unüberschätzbar machen. Seine Artikel zeigen stets Ueberlegung und Geisteskraft

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und sind ergreifend, ohne sensationell zu werden. Die Redaktion des "Davenport Demokrat" ist überhaupt eine sehr gediegene.

 

[Foto: Henry Lischer]

 

Henry Lischer, der Herausgeber des deutschen "Demokrat" in Davenport, ist einer der

bekanntesten und erfolgreichsten Zeitungsleute des ganzen Westens, und da er der Kunst seit mehr als 60 Jahren treu

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gedient hat, zählt er auch zu den ältesten Jüngern Gutenberg's. Am 10. Juli 1828 zu Weingarten in der Pfalz geboren, kam er in 1835 mit seinen Eltern nach Amerika und lebte auf deren Farm in St. Clair County, Ill., bis zu seinem dreizehnten Jahre, worauf er bei der englischen Zeitung "Republican" in St. Louis in die Lehre trat. Diese Stelle vertauschte er ein Jahr später mit einer solchen bei dem (alten) "Anzeiger des Westens", der von dem bekannten deutschen Freiheitsmann Heinrich Börnstein herausgegeben wurde. Der lange Umgang mit dem freiheitlich und künstlerisch idealistisch veranlagten Börnstein ist unzweifelhaft auf den jungen Lischer von nachhhaltig günstigem Einfluß gewesen und hat in demselben die Liebe für das Schöne und Edle geweckt oder entwickelt, und ganz besonders seinen Geschmack für das Drama, welcher in späteren Jahren zur Organisirung eines aus begabten Dilettanten bestehenden deutschen Theatervereins in Davenport führte, der neben dem Turnverein den Sammelpunkt des dortigen Geisteslebens bildete und dessen die älteren deutschen Einwohner sich noch jetzt mit Vergnügen erinnern.

Bald nach Ausbruch des mexikanischen Krieges trat Lischer in St. Louis in ein Kavallerie-Regiment ein, aber zu seinem Bedauern hat er nicht viel vom aktiven Kriegsleben kennen gelernt. Nach seiner Ausmusterung kehrte er wieder zum "Anzeiger des Westens" zurück, bei welchem er 1851 Vormann der Druckerei wurde. Fünf Jahre darauf erwarb er gemeinschaftlich mit dem schleswig-holstein'schen Patrioten Theodor Olshausen durch Kauf den deutschen "Demokrat" in Davenport.

Die Geschichte dieser Zeitung, welche an anderer Stelle dieses Buches in kurzen Zügen mitgetheilt ist, kann auch im wesentlichen als eine Geschichte des größten Theils von Henry Lischer's Lebensthätigkeit betrachtet werden. Der energische und mit einer gründlichen praktischen Bildung ausgerüstete Lischer machte aus der übernommenen Zeitung einen Erfolg. Als Zeitungsherausgeber begnügte er sich aber nicht mit der bloßen Rolle eines Mundstückes oder Spiegels der öffentlichen Meinung, sondern er hat diese auch zum großen Theil zum allgemeinen Besten formuliren helfen, wodurch er zu einer bedeutenden Kraft in der Förderung gesunder Grundsätze und Theorien, sowie namentlich auch für die Entfaltung der latenten Kräfte seiner Stadt wurde, in welcher er nun seit fast einem halben Jahrhundert als einer ihrer würdigsten urd geachtesten Bürger gelebt hat. Herr Lischer war seit 1855 mit Fräulein Anna Vollmer, (geboren in Bremen) verheirathet. Die glückliche Ehe wurde im März

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1891 durch den Tod der Gattin gelöst. Vier Söhne, von denen die drei ältesten, Oskar, Edward und Fritz, im Geschäft des "Demokrat" thätig sind, während der jüngste, Julius, ein angesehener Rechtsanwalt ist, verschönen dem alten, geachteten Herrn seinen Lebensabend.

Ungleich vielen Anderen, war er nicht zufrieden, sein eigenes Geschäft aufzubauen, sondern er hat auch seinen Rath, seine Thatkraft und seine Finanzmittel zur Förderung der besten Interessen der Stadt in den Dienst seiner Mitbürger gestellt, sei es als Bankpräsident, oder als Mitgründer von mancherlei  Gewerbunternehmungen oder in anderer Weise. Niemals ein Streber nach lukrativen Aemtern, hat er doch, wenn von den Bürgern berufen, viele ehren- und verantwortungsvolle Stellungen unter persönlichen Opfern bekleidet, weil er es für Pflicht erachtete. Von öffentlichen Aemtern hat er nur solche im Stadtrath und im Erziehungswesen inne gehabt und in beiden Behörden hat er dem freisinnigen Bürgerelement gute Dienste geleistet.

 

Die Burlington Tribüne.

 

Die Geschichte der Entstehung und Entwickelung der deutschen Presse in Burlington kommt in nächster Reihe; und haben wir nachfolgenden Bericht darüber der sehr gewandten Feder des Herrn L. Weinstein, des ehemaligen befähigten Redakteurs der "Burlington Tribüne" und seither langjährigen Redakteurs des "Burlington Hawkeye" zu verdanken:

"Die täglich in Burlington erscheinende deutsche Zeitung, die "Volksfreund-Tribüne", ist, wie ihr Doppelname andeutet, das Resultat der Verbindung zweier Zeitungsunternehmungen, die zuvor unabhängig von einander bestanden. Ihre Verschmelzung erfolgte im Juni 1899. Bis dahin hatte der "Volksfreund" etwas über fünf Jahre, die "Iowa Tribüne", unter diesem Namen, achtunddreißig Jahre bestanden, und die Geschichte dieser letzteren bildet dementsprechend den Hauptinhalt dieses Artikels. Sie kann hier leider nur in kurzen Umrissen gegeben werden, obwohl sie einer eingehenden Biographie werth wäre, denn in ihren Spalten wurde während dieser langen Jahre nicht nur eine getreue Chronik der allgemeinen Zeitereignisse gegeben, sondern ganz besonders Sorge getragen alle die kleinen und großen Ereignisse zu registriren, welche das Deutschthum von Iowa im Allgemeinen, das von Burlington aber im Besonderen mehr oder weniger intim berührten, und ihre

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Geschichte ist mit der des Deutschthums einer der ältesten Städte Iowa's auf das Innigste verbunden. Der Historiker muß sich hier indessen auf die wichtigsten Daten beschränken.

"Wenn auch nicht in ganz demselben Maße wie die Stadt Davenport, erfreute sich Burlington schon in jungen Jahren eines gesunden, lebensfrischen Deutschthums, unter welchem sich von Anfang an ein reges, geistiges Leben kund gab, und welches im Frühling 1852 schon stark genug geworden war, um das Bedürfniß nach einer in deutscher Sprache veröffentlichten Zeitung befriedigen zu können. Die Namen der Pioniere im Burlingtoner deutschen Zeitungswesen gehören leider bereits der Vergangenheit an. Die erste deutsche, wöchentlich erscheinende Zeitung war das "Volksblatt"; es war, den Zeitverhältnissen und Anforderungen entsprechend, bescheiden in seinen Ansprüchen und Leistungen. Im Jahre 1855 fand ein Wechsel des Eigenthümers und des Namens statt; das "Volksblatt" wurde zu "Freie Presse", und erschien als solche während der Dauer der folgenden sechs Jahre. Herr A. C. Ohrt, ein deutsch- amerikanischer Jurist, der einen Termin lang als County-Richter fungirte, redigirte das Blatt periodisch, und dasselbe verfolgte die demokratische Tendenz. Sonderbarer Weise, für ein deutsches Blatt, hat es sich manches Mal für und manches Mal gegen Temperenz ausgesprochen, ersteres freilich nicht unter der schneidigen Feder des Herrn Ohrt.

"Im Jahre 1861 kam eine Aenderung. Theodor Gülich, welcher bereits in Davenport den "Demokrat" gegründet hatte, siedelte nach Burlington über und kaufte mit John A. Dalldorf zusammen die “Freie Presse”, deren Namen in den der “Iowa Tribüne” umwandelnd. Mit der Anderung des Namens des Blattes kam die in seiner Politik; seiner damaligen Ueberzeugung entsprechend redigirte Herr Gülich das Blatt im radikal-republikanischen Sinne und dieser Richtung blieb er treu während der nächsten 21 Jahre. In 1863 verkaufte Gülich seinen Antheil am Geschäfte an seinen Compagnon Dalldorf, blieb aber Redakteur bis 1865. Dann folgten ihm in dieser Eigenschaft M. Langeloth, Conrad Greiner und Dr. E. Poppe; indessen behielt Gülich fortwährend en reges Interesse an dem Unternehmen, war ein ständiger Mitarbeiter und iterimistischer Redakteur, wenn immer die Nothwendigreit dies erforderte. In 1868 ging der Eigenthümer Dalldorf eine Theilhaberschaft mit E. Schilling ein, und dessen Vater Dr. G. Schlling wurde Redakteur. Das Blatt führte

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während dieser Jahre eine wechselvolle Existenz und im Jahre 1871 stellte sich die Nothwendigkeit einer Neuorganisation heraus, welche durch die Begründung der “Iowa’ Tribüne” Gesellschaft bewirkt wurde, bestehend aus den Herren Paul Lange Dr. E. Poppe, Fred Becker und Theodor Gülich. In 1874 wurde Theodor Bischoff, von Keokuk, in die Gesellschaft aufgenommen und dessen Vater E. Bischoff, als Redakteur angestellt. In 1875 entstanden Uneinigkeiten zwischen den Bischoffs und den älteren Eigenthümern; die Gesellschaft löste sich auf; Bischoff, Vater und Sohn, gründeten ein neues Blatt, die “Freie Presse”, welche demokratische Politik verfolgte und “ Iowa Tribüne” ging in den Besitz der Herren Paul Lange und Theodor Gülich über, Herr Mader schied aus und Louis Weinstein trat als Redakteur ein. Im Sommer 1877 räumte die “Freie Presse” das Feld und die “iowa Tribüne” wurde unter der redaktionellen Leitung Weinstein’s ein Tagesblatt. In 1879 ging das Blatt durch Kauf in den Besitz der Herren Louis Weinstein und Jakob Bohlwent über, welche es bis zum September 1882 gemeinschaftlich herausgaben. In jenem Jahre hatte die Abstimmung über das Prohibitionsamendement zur Constitution von Iowa stattgefunden. Dies bewirkte, dass fast die ganze deutsche Bevölkerung von Iowa, mindestens zweitweilig zur demokratischen Partei übertrat, wodurch das Erscheinen einer radikal-republikanischen Zeitung zur Unmöglichkeit wurde. Dieser Umstand führte zu einem weiteren Wechsel in den Verhältnissen der “Iowa Tribüne”; Herr Weinstein trat aus und Herr Bohlwent, welcher das Blatt in Gemeinschaft mit Herrn Andreas Ganz als Eigenthümer übernommen hatte, führte es als ein Organ der Demokratie weiter, welches es bis zum heutigen Tage verblieben ist.

            Die Schwierigkeiten mit welchen in den letzten Viertel-Jahrhundert viele spezifische deutsch-amerikanische Institutionen und besonders das deutsche Zeitungswesen in kleineren Städten zu kämpfen gehabt haben, machten sich auch bei der “Iowa Tribüne” sehr fühlbar und ihre Herausgeber fanden sich oft einer schweren Aufgabe gegenüber. Dies hatte einen öfteren weiteren Wechsel in den Eigenthümern des Blattes zur Folge; in 1885 wurde wieder eine neue “Iowa Tribüne” Gesell-

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schaft gegründet, in welcher die Herren Theodor Gülich, J. Bohlwend, A. Ganz und später Hans Ravene Theilhaber waren. Während dieser Zeit fungirte Herr H. C. Ohrt wiederum als Redakteur. Später traten die Herren Ganz und Bohlwend aus und Gülich und Ravene blieben die Eigenthümer, mit Herrn Max. Poppe als Redakteur. Als Herr Gülich im Januar 1893 starb, wurde die Gesellschaft neu organisirt; Herr Hans Ravene wurde Präsident derselben; Herr J. R. Kolz, ein neuer Theilhaber, wurde Geschäftsführer, und Herr Max. Poppe blieb Redakteur.

Im Anfang des Jahres 1894 wurde von Herrn Carl Lohmann und seinem Sohne Wilhelm ein neues deutsches Blatt begründet, der Burlington “Volksfreund”; dasselbe erschien zuerst zweimal wöchentlich, nach nicht langer Zeit dreimal wöchentlich. Die neue Zeitung erfreute sich von Anfang an einer allgemeinen Popularität; als in der Politik unabhängiges Blatt machte es der älteren Zeitung auch auf dem politischen Felde bedeutende Konkurrenz und die Geschäftsverhältnisse der "Iowa Tribüne" gestalteten sich so ungünstig, daß ihre Eigenthümer sich im Laufe des Frühjahres 1899 veranlaßt sahen, zu liquidiren. Das gesammte Zeitungsgeschäft der "Iowa Tribüne", einschließlich des Materials, der Abonnentenliste u. s. w. kam zur Versteigerung und wurde von den Herren Lohmann und Sohn käuflich erworben. Die beiden Zeitungen wurden vereint und erscheinen seither als "Volksfreund-Tribüne" als unabhängig demokratisches Blatt mit täglicher und wöchentlicher Ausgabe. Dies ist in kurzen und gedrängten Umrissen die Geschichte der "Volksfreund-Tribüne". Sie hat ein bewegtes Leben durchgemacht; sie hat manchen schweren Kampf durchkämpfen helfen; sie hat Schweres erduldet, aber sie hat auch manche Triumpfe gefeiert und die Früchte manchen Sieges genossen. Sie war stets eine treue Verfechterin der Ueberzeugungen, für welche sie eintrat und ganz besonders war sie immer ein treuer, zuverlässiger, muthiger und kräftiger Kämpe für alle deutschen Interessen, eine wirkliche, feste, unwandelbare Stütze des Deutsch-Amerikanerthums. Eng mit demselben verbunden ist sie auch jetzt und in der Zukunft wie in der Vergangenheit

wird sie dasselbe mit dem Aufgebote aller Kräfte in allen seinen Zielen und Bestrebungen zu

fördern suchen. Mögen beide: das Deutsch-Amerikanerthum in Burlington und Iowa und die

deutsch-amerikanische "Volksfreund-Tribüne" wachsen und reges Gedeihen haben."

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Der Dubuque National-Demokrat.

 

Die nächst der Burlington "Tribüne" im Staate gegründete und noch bestehende deutsche Zeitung ist der "Dubuque National-Demokrat".

Die erste Nummer desselben erschien anfangs August 1856 und wurde während des Präsidentenwahlkampfes zwischen James Buchanan und John C. Fremont von einem Verein deutscher Demokraten geeignet, aber während des größten Theiles jener Zeit von seinem bisherigen und jetzigen Eigenthümer, Fried. A. Gniffke, redigirt und herausgegeben. Nach Schluß der Präsidenten-Wahl, Anfangs November 1856, übertrug der Verein sein Eigenthums-Interesse an ihn, und seit jener Zeit, also fast 44 Jahre, war derselbe bis auf etwa ein Jahr, 1857 bis 1858, wo er den noch jetzt in Dubuque ansässigen Herrn Charles Ceesecker als Geschäftstheilhaber hatte - alleiniger Eigenthümer, besorgte die Geschäftsführung und editorielle Leitung des "National-Demokrat".

 

[Foto: F. A. Gniffke.]

 

Herr Gniffke ist somit nächst Herrn Henry Lischer der älteste deutsche Zeitungsheruasgeber im Staate; sein "Demokrat" ist eines der einflußreichsten Blätter des Westens.

Friedrich A. Gniffke wurde am 21. März 1833 in Neufahrwasser, dem Hafenort von Danzig, Westpreußen, geboren, kam im Alter von 17 Jahren - im Mai 1850 - in dieses Land, hielt sich zuerst bei einem Verwandten in Portsmouth, N. H., auf und erlernte bald darauf in der Office des "Herold" in Newberyport, Mass., das Schriftsetzen, arbeitete später längere Zeit in Cambridge und Boston und kam im Mai 1856 nach Dubuque, wo er zuerst an der damals gegründeten englischen Zeitung "Northwest" thätig war und dann, wie oben erwähnt, den "Dubuque National-Demokrat" übernahm. Im Herbst 1859 wurde er als Mitglied des Repräsentanten-Hauses der Iowa

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Legislatur erwählt und setzte dort die Annahme eines Gesetzes durch zur Ermuthigung der

europäischen Einwanderung nach Iowa. Später war er elf Jahre Mitglied des Schulrathes der Stadt Dubuque, bis er eine weitere Ernennung ablehnte. In 1863 verehelichte er sich mit Frl. Alwine Laade. Dieser Ehe entsproß ein einziges Kind, Heinrich B., welcher seit den letzten sieben Jahren Schatzmeister der Stadt Dubuque ist, sich als ein tüchtiger Beamter erwiesen hat und allgemein beliebt ist.

 

Die Clinton Iowa Volks-Zeitung.

 

Von der Gründung des "Dubuque National-Demokrat" an verliefen eilf Jahre bis wieder ein neues deutsches Blatt in Iowa entstand. Die Krisis von 1857, welche sich bis nach dem Ausbruch des Rebellionskrieges erstreckte, hatte Alles lahm gelegt. Die erste deutsche Zeitung, welche darnach erschien, war die "Iowa-Volkszeitung", welche im Jahre 1867 in Lyons, Iowa, von einem Schriftsetzer, Namens John Pingel, ins Dasein gerufen wurde. Sie hatte bereits einen Vorgänger in dem "Iowa Banner" dort gehabt, das jedoch nach kurzem Bestande wieder eingegangen war. In Lyons herrschte damals unter den Deutschen ein reges geistiges Leben, das sich in dem "Deutschen Verein" konzentrirte. Dennoch war das Bedürfniß nach einer deutschen Zeitung in Clinton County kein so ausgesprochenes, daß das Unternehmen von vornherein gesichert gewesen wäre. Der Gründer mußte bereits nach Jahresfrist von der "Volkszeitung" zurücktreten, und diese wurde nur dadurch vor dem Untergang bewahrt, daß Herr Joseph Gottlob, ein angesehener Bürger der im Aufblühen begriffenen Nachbarstadt Clinton, sie kaufte und die Gebrüder Pfeiffer, Friedrich und Carl, veranlaßte, von Chicago nach Clinton zu kommen und das Geschäft zu übernehmen. Seitdem erscheint die "Volkszeitung" in Clinton, das seitdem,

mit Lyons vereinigt und unter eine Munizipalverwaltung gestellt, zu einer Stadt von etwa 28,000 Einwohnern herangewachsen ist. Gebrüder Pfeiffer, im Druckergewerbe erfahrene Leute und sehr thätig in ihrem Beruf, brachten die "Volkszeitung" bald auf eine solide Grundlage, wobei sie von den Verhältnissen außerordentlich begünstigt wurden. Die Zahl der Deutschen in Clinton County wuchs rasch in den nächsten Jahren und ihr Einfluß machte sich geltend. Dank den liberalen, auf die Ermuthigung der deutschen Einwanderung gerichteten Gesetze des Staates Iowa und den Bemühungen der deutschen Legislaturmitglieder, darunter besonders Senator

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Knoll von Dubuque, wurde den deutschen Zeitungen die Veröffentlichung der Verhandlungen des Supervisorenrathes übertragen, und einmal verfügte die Legislatur sogar die Veröffentlichung aller von ihr erlassenen Gesetze auch in den deutschen Zeitungen. Diese Arbeiten wurden gut bezahlt und kamen der "Volkszeitung" in den ersten Jahren ihres Bestehens zu gute.

Das Zeitunggründen ging in den früheren Jahren nicht so geläufig wie heutzutage, und erst mit dem Auftauchen des Patentdruckes begannen neue Zeitungen überall wie Pilze aus dem Boden emporzuschießen. Nachdem die Gebrüder Pfeiffer die "Volkszeitung" neun Jahre lang mit materiellem Erfolg geführt hatten, verkauften sie dieselbe, gingen nach Albany im Staate Oregon und gründeten dort ein Hotel, dem Herr Carl Pfeiffer noch heute vorsteht. Friedrich Pfeiffer hielt es nicht lange dort aus; er konnte die ihm liebgewordene Beschäftigung in der Redaktionsstube und im Setzerlokal nicht entbehren, kehrte nach Iowa zurück und übernahm die "Freie Presse" in Council Bluffs, die er bis zu seinem Tode im Jahre 1899 führte.

Den Gebrüdern Pfeiffer folgte die Firma Macholz & Nissen in der Herausgabe der

"Volkszeitung", aber nur ein Jahr lang. Der jetzige Herausgeber, John Lietz, trat im Jahre 1878 in das Geschäft ein und führte dasselbe bis zum Januar 1880 in Gemeinschaft mit Herrn Peter Matzen, und von da an allein. Wichtige Ereignisse sind nicht mit seinem Lebenslaufe verknüpft. Er wurde geboren am 29. November 1847 in einer unmittelbar vor den Thoren der alten Hansestadt Lübeck gelegenen Ortschaft, erlernte das Handwerk des Vaters, die Tischlerei, und besuchte bis zu seinem 20. Jahre die Gewerbeschule in Lübeck, worauf er die Reise über das große Wasser nach Amerika antrat und nach Jahren und nach manchen Irrfahrten im Zeitungsgeschäft landete.  Sein Beruf ist ihm trotz der vielen Widerwärtigkeiten, die nun einmal die Herausgabe einer Zeitung mit sich bringt, lieb und werth geworden, und er hat Ursache, auf die Thätigkeit der verflossenen Jahre mit Befriedigung zurückzublicken. Er darf sich selbst das Zeugniß ausstelllen, seinen Beruf ernst genommen und nie durch niedrige Schmeicheleien um billige Popularität geworben zu haben.

 

 

Keokuk Post-Anzeiger.

Keokuk, Iowa.

 

Der "Keokuk Post-Anzeiger", das einzige deutsche Blatt in Lee County, Iowa, ist entstanden aus dem "Beobachter des Westens", der

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ersten deutschen Zeitung, die im Jahre 1855 in Keokuk von Wilhelm Kopp gegründet ward. Im Jahre 1857 verkaufte Kopp die Zeitung an Leopold Mader, der sie im Jahre 1858 an Chas. Müller verkaufte. Von Müller ging die Zeitung auf Edmund Jäger über und wurde nach kurzer Zeit ein Raub der Flammen. Richter Jäger verkaufte die Zeitung an Herrn Rattick, welcher das Blatt bis zum Jahre 1862 herausgab und dann an Jakob Wohlwend und Serth verkaufte, welche drei Jahre später an Rinker und Althaus ausverkauften. Herr Wohlwend kaufte später das Interesse von Rinker, und die Firma wurde in Wohlwend und Althaus umgeändert. Im Jahre 1869 kaufte Emil Bischof die Zeitung; er war alleiniger Herausgeber derselben bis zum Jahre 1874, in welchem Jahre er das Blatt an Chas. Normann, Schwiegersohn von Herrn J. W. Weippiert, verkaufte, um es wieder im Jahre 1877 an Rudolph Wulff zu verkaufen, der es wieder nach Verlauf weniger Jahre an H. C. Bechtold und Sohn verkaufte. Während aller dieser Jahre des Bestehens der deutschen Zeitung in Lee County unter Leitung verschiedener Herausgeber, erschien sie auch unter verschiedenen Namen, wie der "Beobachter des Westens", "Keokuk Deutsche Zeitung", "Keokuk Telegraph" und die "Keokuk Post", unter welch letzterem Namen die Zeitung von Bechtold und Sohn in die Hände von Jon A. Henzel von Alton, Ill., im Oktober des Jahres 1885 überging. Die "Keokuk Post" ward im Jahre 1867 gegründet und bestand nun ununterbrochen unter Leitung der verschiedenen Herausgeber: Wohlwend, Bischof, Normann, Wulff, Bechtold und Sohn und John A. Henzel bis zum 30. Oktober 1899, zu welcher Zeit John A. Henzel die "Keokuk Post" an die Keokuk Publishing Co. verkaufte, welche dieselbe mit dem seit 1891 gegründeten deutschen "Keokuk Anzeiger" verschmolzen und die Zeitung unter dem

Namen "Keokuk Post-Anzeiger" herausgeben. Der "Post-Anzeiger" ist unabhängig mit demokratischer Tendenz und erfreut sich einer größeren Anzahl Abonnenten, als die Zeitung seit ihrem ersten Entstehen aufzuweisen hatte.

 

Der Nord Iowa Herold.

Elkader, Iowa.

 

Das erste deutsche Blatt in Iowa, nördlich von Dubuque, wurde in 1868 von Herrn Joseph Eiböck herausgegeben, der zugleich jahrelang vor und auch nachher das englische "Clayton County Journal" her-

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ausgab. Nach Verlauf von sechs Monaten verkaufte er das Blatt an Adolph Papin, der dasselbe 1871 an den seitherigen Redakteur und Herausgeber, Chas. Reinecke, verkaufte. Außerhalb Davenport ist vielleicht keine deutsche Zeitung, welche finanziell so gut gestellt ist, wie der Herold. Das ist aber dem ungeheuren Fleiß und der rastlosen Thätigkeit des Herausgebers zuzuschreiben. Herr Reinecke hat es verstanden, ein vorzügliches Lokalblatt aus seiner Zeitung zu machen und nahm auch in politischer Beziehung stets die richtige Stellung ein; er schreibt gut über Alles, kurz und bündig. Deshalb hat auch der "Herold" einen großen Leserkreis erworben.

 

[Foto: Charles Reinecke]

 

Herr Reinecke wurde am 25. Januar 1840 zu Salbe an der Saale in der preußischen Provinz Sachsen geboren und erlernte nach Absolvirung der Schulen seiner Heimath in Hettstädt am Harze das Druckerei-Geschäft. Im Herbst 1866 wanderte er nach Amerika aus, und da er in seinem Geschäftszweige nicht gleich Unterkunft fand, so war er eine zeitlang in Illinois auf Farmen thätig. Nachdem er dann in Freeport in der Wagner'schen Druckerei ein Jahr thätig gewesen war, betheiligte er sich 1869 und '70 an der Herausgabe einer deutschen Zeitung. Am 21. Juni 1870 verheirathete er sich mit Frl. Friederike Wagner, Tochter des verstorbenen, s. Z. weit bekannten und hochgeehrten Predigers und Herausgebers der Freeport (Ill.) "Freie Presse", Wilhelm Wagner. Der höchst glücklichen Ehe entsprossen fünf Söhne, von denen zwei bereits verheirathet sind. Die Söhne heißen Wm. F., Max C., Alex. C., Richard C. und Carl Reinecke.

Herr Reinecke war drei Jahre lang Bürgermeister von Elkader und ist seit 27 Jahren Mitglied der Schulbehörde der Stadt. Er hat stets

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an allen öffentlichen Angelegenheiten regen Antheil genommen. Was man nur von wenigen deutschen Zeitungsherausgebern im Westen sagen kann: er hat sich außer großer Beliebtheit auch Wohlstand erworben, den ihm ein jeder seiner Freunde herzlich gönnt.

 

[Foto: C. W. Walzer]

 

Seit zwei Jahren oder noch mehr ist Herr C. W. Walzer, der langjährige Schriftsetzer und Vormann des Herrn Reinecke, Geschäftstheilhaber am "Herold". Er ist ein tüchtiger Fachmann und eine beliebte Persönlichkeit in Clayton County, ein eifriger Turner und ein echter junger Deutsch-Amerikaner.

 

Der Sioux City Courier.  

In 1869, als Leopold Mader eine Zeitung in Council Bluffs herausgab, wurde eine Festtagsausgabe für Sioux City in deren Druckerei herausgegeben, welche gewissermaßen als "Fühler" dienen sollte, ob das Deutschthum der damals schon lebhaften, man möchte sagen, angehenden westlichen Weltstadt Willens wäre, eine deutsche Zeitung zu unterstützen. Es wurde schließlich auch in 1870 eine Aktien-Gesellschaft gegründet, um eine solche Zeitung herauszugeben. Dieselbe bestand aus nachfolgenden deutschen Bürgern: F. Münchrath, Sen., Geo. Falkenhainer, Jacob Franz, F. J. Lambert, Rudolph Selzer, Geo. Schuster und John Weber, Sen. Die Herren A. Danquard und Gustav Wetter, welche für Mader gearbeitet hatten, wurden als Herausgeber und Redakteure des Blattes, das den Namen "Sioux City Courier" bekam, gewonnen. Es wollte sich aber doch nicht recht bezahlen; Wetter kaufte Danquard aus und führte den “Courier" allein fort, bis er auch unruhig wurde und nach Yankton, der damaligen Hauptstadt des Dakota-Territoriums, zog, wo er ein Blatt gründete und längere Jahre ein einträgliches Territo-

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rial-Amt bekleidete. Danquard war inzwischen nach Ottumwa gezogen, wo er das "Ottumwa Journal" gründete.

Der nächste Eigenthümer des "Courier" war Dr. J. C. Krejci, der mehr als einmal der Retter des "Courier" war. Dieser führte das Blatt eine Zeit lang, verkaufte es aber an Chas. F. Schröder und dieser nach einigen Monaten an H. Schorning. Im November 1877 übernahm Prof. F. Barth, der in Waterloo ein sehr beliebter Musiklehrer war, das Blatt und führte es bis zu seinem Tode, am 17. Juni 1886, weiter. Die Wittwe Barth führte das Blatt unter mühseligen Umständen weiter, obwohl dasselbe sich einer guten Kundschaft erfreute, aber doch nicht genug, um alle Lücken zu füllen. Dr. Krejci half stets mit seiner kräftigen Feder und gutem Rath, so daß das Blatt nicht einging. Zuletzt wurde Herr A. C. Lutze als Geschäftsführer gewonnen. Dieser brachte das Geschäft wieder in Schwung und kaufte es später.

 

[Foto: A. C. Lutze]

 

Herr Lutze wurde am 23. April 1862 zu Einbeck, Hannover, als Sohn eines süddeutschen Maschinenbauers geboren. Seine Eltern wanderten 1870 nach Amerika aus und ließen sich nahe Davenport auf einer Farm nieder. Im Jahre 1873 verzogen sie nach Omaha, welches damals nichts mehr oder weniger als ein Dorf war. Dort wurden sie von Schicksalsschlägen mannigfacher Art verfolgt, wie sie gewöhnlich wohlhabenden eingewanderten Deutschen, welche der englischen Sprache nicht mächtig sind, widerfahren. Im Herbste 1875 trat er als 13jähriger Junge als Druckerteufel in die Officin des "Beobachters am Missouri" ein, welcher in Omaha von Herrn Eduard Rosewater herausgegeben wurde. "Von diesem Tage an habe ich," so theilt er selber uns mit, "die Hochschule des praktischen Lebens bezogen und Erfahrungen gesammelt, welche, würde ich dieselben aufzählen, ein dickeres Buch geben wür-

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den, als die Geschichte der Deutschen von Iowa sein kann. Ich habe alle "Ups" und "Downs" mit durchgemacht, habe es trotzdem fertiggebracht, meinen guten Namen zu wahren und vor allen Dingen deutsch an Geist und Gemüth zu bleiben. Vom Druckerteufel avancirte ich zum Setzer und lernte das Geschäft in seinen verschiedenen Branchen, wurde später Zeitungsschreiber und

kann im kommenden Herbst mein 25jähriges Buchdrucker-Jubiläum und mein 10jähriges Redakteurs-Jubiläum feiern."

Herr Lutze singt sich da kein unverdientes Loblied; er ist in der That ein sehr fleißiger, energischer und umsichtiger Mann, der klare, leicht verständliche Artikel schreiben kann und auch auf der Rednerbühne Gutes geleistet hat. Sein Blatt steht auf zahlender Basis und geht stets voran.

Herr Lutze verehelichte sich im Jahre 1882 zu St. Joseph, Missouri, mit Frl. Helena Wirtz, der Tochter eines heute noch dort wohnenden wohlhabenden Grundbesitzers. Er hat in ihr eine geistreiche und gebildete Gattin gewonnen, die ihm in Haus und Geschäft eifrig zur Seite steht. Eine Tochter, Lulu, ist ihnen in 1883 geboren worden.

 

Der Iowa Staats-Anzeiger.

Des Moines, Iowa.

 

Der "Iowa Staats-Anzeiger" wurde am 1. Oktober 1869 in Des Moines von den Herren Voigt und Beck gegründet. Herr Voigt starb in 1871 und Herr Conrad Beck führte nachher das Geschäft fort, bis er dasselbe am 7. Februar an Joseph Eiboeck und Peter Gehr verkaufte. Herr Gehr blieb nur fünf Monate im Geschäft und Joseph Eiboeck ist seither der alleinige Eigenthümer und Herausgeber des Blattes geworden. Dasselbe hat von Anfang an Grundsätze persönlicher Freiheit mit Eifer befürwortet und vertheidigt, und der Herausgeber brachte viele finanzielle Opfer, um in Iowa die Bürgerrechte zu vertheidigen. Herr Eiboeck wurde am 23. Februar 1838 zu Breitenbrunn (Szeluskut) in Ungarn, geboren und kam mit seinen Eltern Anfangs 1849 nach Amerika und am 1. Mai nach Dubuque, Iowa, wo er Schriftsetzer wurde und der erste Lehrling an der ersten deutschen Zeitung in Iowa war. Ein paar Jahre lang war er Schullehrer - er ertheilte Schreibunterricht, als er 18 Jahre alt war, und wurde in seinem 19. Jahre Lehrer an einer öffentlichen Schule. Im August 1859 kaufte er in Garnavillo, Clayton County, das englische "Clayton County Journal", das er ein Jahr später infolge der Verlegung des Gerichtssitzes nach Elkader verlegte,

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wo er dann das Blatt bis zum 20. August 1872 redigirte und herausgab. Von '61 bis '62 war er im Unionskrieg Mitglied der Compagnie

 

[Foto: Joseph Eiboeck]

 

E des Neunten Iowa Infanterie-Regiments. Er gründete in 1868 neben seinem englischen Blatte den "Nord Iowa Herold", den er sechs Monate danach verkaufte. Außer den obigen Blättern und dem "Staats-

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Anzeiger", den er nun 27 Jahre redigirt und herausgiebt, hat er auch zwei englische Zeitungen in Des Moines veröffentlicht, zuerst den "Herald of Liberty" und danach den "State Independent"; er redigirte diese beiden Blätter in antiprohibitionistischem Sinne, gegen die Eingriffe der Fanatiker in die Grundrechte der amerikanischen Bürger. In 1872 verfaßte Eiboeck eine "Geschichte von Clayton County und dem nördlichen Iowa". In 1873 war er in Europa (drei Monate in Wien als amerikanischer Commissär für die Wiener Weltausstellung).

In 1879 wurde er von der demokratischen Staats-Convention gegen Buren R. Sherman, den nachmaligen Gouverneur, als Kandidat für das Amt des Staats-Auditeurs aufgestellt und lief den andern Kandidaten auf seinem Ticket so weit voraus, daß es eine zeitlang ungewiß schien, welcher von den beiden erwählt war.

In 1893 war Eiboeck einer der zwei National-Commissäre für die Columbische Weltausstellung in Chicago; seinem Wirken und seinem Eifer ist es mit zuzuschreiben, daß diese Ausstellung auch Sonntags offen gehalten wurde. Seine Rede vor der National-Commission wurde nach Paris und London gekabelt.

Eiboeck verheirathete sich am 15. Juni 1862 mit Fräulein Fannie Garrison, die ihm sechs Kinder schenkte, darunter einen Sohn, der starb, als er fünf Jahre alt war. Nur ein Kind lebt noch, Frau Marie McFarland, Gattin des Herrn S. C. McFarland, gegenwärtig amerikanischer Consul in Nottingham, England.

Länger als ein Vierteljahrhundert hindurch hielt Eiboeck jährlich Campagne-Reden in Iowa, Nebraska, Ohio, Indiana, Wisconsin, Minnesota u. s. w. für die demokratische Partei, der er seit 1872 angehört. Er ist Mitglied des Des Moines Turnvereinn und der deutschen Jonathan Loge No. 137 U. O. S. B., ist auch Freimaurer und Tempelritter.

Seit 16 Jahren ist Herr Weippiert Hilfs-Redakteur am "Staats-Anzeiger", und wir konstatiren hiermit, daß dessen fähige Feder und sein offenes, getreues Wesen vielfach zu dem Erfolge des Blattes beigetragen hat. Es ist ein Mann von besonderer Bildung und Kenntnissen, dabei einer der uneigennützigsten Männer, die wir je kennen gelernt haben.

Der einem großen Theil der deutschen Bewohner Iowa's persönlich bekannte alte Zeitungsmann Joh. Wilhelm Weippiert erblickte das Licht der Welt am 11. Juni 1822 als Sohn eines wohlhabenden Gutsbesitzers und "Frachtfuhrherrn", der schwer Geld verdiente. Sein Vater blieb

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ihm in den ersten zwölf Jahren seines Lebens ziemlich fremd, da derselbe von 14 Tagen höchstens einen Tag zu Hause verbrachte. Die eine Woche

 

[Foto: J.W. Weippiert]

 

war er auf der Straße nach Ulm, die andere auf dem Weg nach Lahr-Kehl, um seine Knechte und Fuhrwerke zu kontrolliren. Gleichwohl vernachlässigte er seinen Sohn nicht, indem er ihn zunächst die Latein-

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schule. dann das Gymnasium in Stuttgart und endlich die Universität Tübingen besuchen ließ. Sein Vatter hatte ihn zum Kameralisten bestimmt - ein Fach, das ihm wenig zusagte; er fühlte sich mehr zu den schönen Wissenschaften hingezogen und scheint mehr Allotria aller Art als ernstliche Studien betrieben zu haben.

Die Einführung der Eisenbahnen übte einen wesentlichen Einfluß auf das ganze Leben unseres Freundes aus. Sein Vater begriff nämlich viel zu spät, daß die Zeit der großen Frachtfuhrwerke der Vergangenheit angehörte und setzte sein Geschäft noch mehrere Jahre mit großen Verlusten fort, bis er sich endlich in sein Schicksal ergab, Pferde und Wagen, sowie den großen Hof verkaufte und ein kleines Landgütchen fern von jeder Bahn, wo kein Pfiff einer Lokomotive zu hören war, kaufte, dort ein beschauliches Leben führte und 1855 das Zeitliche segnete.

Für unsern verwöhnten Studenten war das sehr unangenehm; auch die Klagen des Vaters, dessen Geld er so leichtsinnig vergeudet hatte, gingen ihm nahe, und er nahm sich vor, mit voller Willenskraft eine eigene Existenz zu gründen, so bescheiden dieselbe auch sein möchte. Die sogenannte Volksliteratur war ein Steckenpferd von ihm gewesen und auf diese warf er sich nun mit wirklicher Begeisterung. Ein Buchhändler, Seitz, gründete 1843 oder '44 eine Verlagsbuchhandlung in Ulm und für diesen schrieb er einen Volkskalender, welcher den Titel "Vater Strüf's Feierabend" führte, und den er drei Jahre lang bearbeitete. 1845 gründete Herr Seitz ein landwirtschaftliches Wochenblatt, "Oberschwäbische Zeitung", deren Redaktion in die Hände von Herrn Weippiert gelegt wurde. Beinahe zwei Jahre später starb jedoch Herr Seitz plötzlich und unerwartet, und seine Verlagsartikel wurden an verschiedene Verleger verkauft. Die Thätigkeit Weippiert's als Zeitungsmann reicht also bis zum Jahre 1845 zurück, wenn auch nicht immer als Redakteur, so doch als Correspondent für politische Zeitungen, belletristische Lieferungswerke und Mitarbeiter von Volkskalendern u. dgl. Ulm hatte damals nur eine Tageszeitung, aber vier kleinere Zeitungen, die ein-, zwei- und dreimal wöchentlich erschienen, von denen er zwei abwechselend redigirte, bis dieselben endlich vereinigt wurden zu dem noch heute existirenden "Ulmer Tageblatt", das W. siebzehn Jahre redigirt hat. In der Kreishauptstadt Reutlingen hatte er vorher fünf Jahre lang die dreimal wöchentlich erscheinende "Reutlinger

Zeitung" geleitet.

An Kampf, Niederlagen und Siegen fehlte es ihm während dieser langen Zeit nicht, die Hauptsache aber war es, daß ihn sein Einkommen

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stets aller Sorgen überhob. Am 23. September 1850 hat er sich mit Fräulein Anna Maria Magdalena Weippiert vermählt, die seither in Liebe und Treue zu ihm gehalten hat und ihm noch heute als Schutzgeist zur Seite steht. Sie hat ihn mit zwölf Kindern beschenkt, von denen aber nur noch vier am Leben sind, nämlich: Frau Emma Normann in Havana, Cuba, Gutav, der eine geachtete Stellung in dem Stabe der Redaktion eines großen Zeitungsgeschäfts in Chicago einnimmt, Frau Clara Pierson und Frau Marie Fox, beide hier.

Seit Herr Weippiert in 1872 nach Amerika kam, hat er Vielfaches auf dem journalistischen Gebiet geleistet. Er gründete seiner Zeit, wie aus dem Kapitel über "Die deutsche Presse" zu ersehen ist, drei deutsche Zeitungen in Iowa, die ein besseres Loos verdienten, da dieselben sämmtlich mit Geist und Geschick redigirt wurden. Herr Weippiert verstand es stets, seine wohldurchdachten Ansichten kraftvoll und mit Geschick auszudrücken. Er war stets schlagfertig und lieferte oftmals wirklich Originelles in seinen Leitartikeln, die eines größeren Feldes würdig

waren.

 

Die Luxemburger Gazette und der Katholische Westen.

 

Dubuque, Iowa.

 

Im Jahre 1871 wurde in Dubuque eine Aktiengesellschaft gegründet zur Herausgabe einer Zeitung in kirchlich-katholischem Sinne, die zugleich gewissermaßen das Organ der Luxemburger im Westen werden sollte. Das Blatt wurde "Luxemburger Gazette" getauft und hat einen weiten Leserkreis in und außerhalb Iowa gefunden. Die Haupteigenthümer der Zeitung waren die Herren Nickolas Gonner, Dr. Peter Schwind und Th. Altmann. Dr. Peter Schwind, gegenwärtig in Le Mars, hatte anfangs liberal zu dem neuen Blatte beigesteuert, übertrug aber seinen Antheil am Blatte an T. Monsel von St. Donatus. Im Januar 1875 wurde unter der Leitung des Herrn Gonner ein weiteres Blatt die Dubuquer "Iowa", gegründet, welches später in "Katholischer Westen" umgetauft wurde. Herr Gonner war von Anfang an bis zu seinem Tode der Redakteur sowie Geschäftführer beider Blätter. Er gab in 1889 ein höchst werthvolles Werk heraus: "Die Luxemburger in der Neuen Welt." Auch sind mehrere andere Werke seiner Feder entsprungen. Im Kapitel "Die Deutschen in der Literatur" ist Näheres über diesen strebsamen und begabten Mann zu finden.

Der heutige Redakteur der beiden deutschen Wochenblätter katholischer Richtung "Luxemburger Gazette" und "Katholischer Westen" ist

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Herr Nic. Gonner, J. Gonner, ein Sohn des verstorbenen Nic. Gonner, Sr. Er wurde 1870 zu Cape Girardeau, im südlichen Missouri geboren, besuchte die Pfarrschule in Dubuque und absolvirte das Gymnasium zu Luxumburg im gleichnamigen Großherzogthum. Seit 1892, d. h. seit dem Tode seines Vaters führte er die Redaktion im Sinne seines väterlichen Vorgängers weiter. Er ist auch Redakteur des seit Anfang Januar 1899 in englischer Sprache erscheinenden Wochenblattes "The Catholic Tribune". Mit seinem Bruder Lorenz, welcher als Geschäftsführer fungirt, ist er Inhaber der Firma "The Catholic Printing Co.", Gebrüder Gonner, Eigenthümer. Nic. Gonner, Jr., war vier Jahre lang Sekretär des St. Bonifazius-Bundes von Iowa, der staatlichen Organisation der deutschen Katholiken Iowas, und wurde im September 1899 zu St. Paul. Minn., zum Präsidenten der National-Organisation der deutschen Katholiken der Ver. Staaten, des Deutschen Römisch- Katholischen Central-Vereins erwählt, welcher Verband über 50,000 deutsche katholische Männer und Jünglinge umfaßt. Die Gesammt-Abonnentenzahl der drei Blätter, deren Redaktion Herr Gonner, Jr., heute leitet, ist über 14,000.

 

Das Ottumwa Journal.

 

Ottumwa, Iowa.

 

Das "Journal" wurde am 8. Dezember 1871 von A. Danquard gegründet. Herr Danquard wohnt noch in Ottumwa. Herr J. A. Wagner, der jetzige Herausgeber und Redakteur, wurde am 7. September 1861 in Agency, Wapello County, Iowa, geboren. Seit 1883 ist er alleiniger Eigenthümer des Blattes. A. Danquard gab das "Journal" bis '75 heraus, dann wechselte es auf kurze Zeit den Eigenthümer, und zwar in den Personen von Theod. Danquard und B. Kröger; hierauf übernahm A. Danquard die Zeitung wieder und gab dieselbe heraus, bis im Jahre 1880 eine Verschmelzung mit der von Theodore Danquard im Jahre 1879 gegründeten "Freie Presse" stattfand. Der Name der Zeitung wurde hierauf in "Journal und Freie Presse" umgeändert, und die Herren A. und Theodore Danquard waren die Herausgeber. Im Oktober 1881 kaufte Herr Wagner Theodore Danquard's Antheil am Blatte, und die Firma hieß dann Danquard und Wagner. Seit Oktober 1883 ist Herr Wagner, wie bereits mitgetheilt, alleiniger Eigenthümer und Herausgeber der Zeitung.

Herr Wagner ist verheirathet und glücklicher Ehemann. Er ist auch

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allgemein beliebt in der Stadt, in welcher er sozusagen geboren ist - wenigstens nicht weit davon, denn Agency ist in demselben County. Sein Vater ist der Turnvater von Ottumwa und einer der anerkannt wohlthätigsten Bürger dieser Stadt.

 

Der Waterloo Deutsch-Amerikaner.

 

In 1872 gründete Martin Blim das obengenannte Blatt, das von Anfang an einen bedeutenden Einfluß auf die Politik jener Gegend ausübte. Herr Blim war ein eifriger Demokrat und gewann bald die Achtung der Parteiführer. Er wurde selbst auch zum Mitglied des demokratischen Staats-Central-Comites gewählt. Seit seinem Tode führt Herr Jakob G. Schmidt das Blatt; derselbe hat sich durch Fleiß und Umsicht eine hübsche Existenz gegründet.

 

Deutscher Anzeiger von Muscatine.

 

Der "Deutsche Anzeiger" ist die älteste deutsche Zeitung in Muscatine. Derselbe wurde bereits am 4. April 1874 von Herrn J. W. Weippiert unter dem Namen "Deutsche Zeitung" gegründet und bis anfangs des Jahres 1878 von ihm geführt, worauf er in die Hände seines Sohnes, Gustav W. Weippiert, überging. Am 15. Dezember kaufte Herr Hermann Stoltzenau das Blatt und taufte es um in "Die Wacht am Mississippi." Einige Jahre hernach wurde Herr Franz Köckeritz Eigenthümer und Redakteur des Blattes, das er zu "Deutscher Anzeiger" umtaufte. Am 4. Juni 1897 wurde der jetzige Herausgeber und Redakteur, Herr Gustav Weis, Besitzer des Blattes und hat dasselbe mit Geschick und Erfolg bisher geführt.

 

[Foto: Gustav Weis]

 

Herr Weis wurde am 1. Oktober 1870 in der badischen Universitätsstadt Freiburg geboren und besuchte die dortigen Schulen bis zu

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seinem 13. Lebensjahre. Im Jahre 1883 kam er mit seinen Eltern nach Muscatine, Iowa, wo er dann bis zu seinem 15. Jahre die öffentliche Schule besuchte. Dann trat er als Lehrling in das dortige deutsche Druckergeschäft ein. Vor drei Jahren erwarb er den "Anzeiger" käuflich. Herr Weis hat ein gutes Blatt aus dem "Anzeiger" gemacht. Dessen editorielle Spalten sind gut gehalten, und das Blatt steht bei dem Publikum von Muscatine in Gunst.

 

Die Iowa City Post.

 

In 1875 wurde diese Zeitung von Prof. Max. Otto in Iowa City gegründet und obwohl er keinen Reichthum direkt aus derselben erwarb, so war sie doch eine Stütze, wodurch er auf 6 Jahre oder noch länger in das Amt des Gerichtsschreibers von Johnson County kam und sein Schäflein dabei ins Trockene brachte. Herr Otto war ein stiller, zurückhaltender Mann von nicht geringer Bildung. Seit seinem Tode ist das Blatt in verschiedene Hände gerathen, meistens in den Besitz von Anglo-Amerikanern, wie es heute noch ist. Sie dem Rücktritt des Herrn Naranba ist Herr Gustav Lyser der Redakteur, ein gewandter Mann mit der Feder, aber mehr idealisch und dichterisch als praktisch für das Zeitungswesen angelegt. Verschiedene seiner Gedichte gehören zu den besten Erzeugnissen deutsch-amerikanischer Poesie.

 

[Foto: F. G. Pfeiffer]

 

Die Freie Presse.

 

Council Bluffs, Iowa.

 

Die "Freie Presse", eine in Council Bluffs, Iowa, erscheinende wöchentliche deutsche Zeitung, wurde von dem Herrn R. P. Riegel, General Riegel, wie ihn sein alter Freund Peter Bechtele nannte, am 10. August 1875 gegründet. Die Herren Karl Matthai, Frank Faul und Ph. Betz übernahmen die Zeitung im Jahre 1879, und

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im Jahre 1880 Herr F. G. Pfeiffer, ein praktischer und erfahrener Zeitungsmann, unter dessen Führung die "Freie Presse" einen ungeahnten Aufschwung nahm. Auch persönlich erfreute sich Herr Pfeiffer der größten Beliebtheit und sein gerader Sinn, sowie sein unermüdlicher Kampf für die Rechte der Deutschen sichern dem Herrn bei seinen Collegen sowohl wie seinen Freunden und Lesern ein bleibendes Andenken. Leider starb Herr Pfeiffer am 16. Juli 1899 nach kurzer

 

[Foto: Alois Becker]

 

Krankheit an den Folgen eines Herzleidens, nachdem er ungefähr 19 Jahre lang die "Freie Presse" mit Sorgfalt redigirt hatte. Seine Frau, die ihn überlebt, stand stets treu zu seiner Seite im Geschäft wie im Haushalt und half, für die Ihrigen ein hübsches Vermögen zu erwerben. Herr Pfeiffer selbst war ein sehr anspruchsvoller Mann - er arbeitete stets fleißig und gönnte sich kaum die Ruhe und den Lebensgenuß, die er so reichlich verdient hat. Beliebt wie er allgemein war,

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wurde sein Hinscheiden vielfach betrauert. Am 1. Oktober 1899 kaufte Herr Alois Becker die Zeitung von Frau Pfeiffer, der seitdem die Zeitung zu einer siebenspaltigen umgeändert und neues Leben iu dieselbe gebracht hat.

Alois Becker, der jetzige Eigenthümer und Redakteur der "Freie Presse" von Council Bluffs, Iowa, wurde am 9. März 1854 in Calcar, Kreis Cleve, am Niederrheim geboren. Im Jahre 1856 zog die Familie nach Essen an der Ruhr, wo er die Schulen besuchte und sich später zum Zahnarzt ausbildete. Am 19. August 1879 verehelichte er sich mit Frl. Sophie Louise Viemann, welcher Ehe vier Kinder entsprossen, nämlich Karl, Ferdinand, Henrietta und Wilhelmina. Ungefähr drei Jahre wohnte Herr Becker noch mit seiner Familie in Essen, worauf er den Ocean kreuzte, sich in Carroll, Iowa, niederließ und die zahnärztliche Praxis betrieb. Im März des Jahres 1891 wurde er zum Redakteur und Geschäftsführer des in Carroll, Iowa, erscheinenden "Carroll Demokrat" von den Aktionären genannter Zeitung erwählt und in dieser Eigenschaft blieb er an dem Blatte bis zum 1. Oktober 1899 thätig, worauf er mit Familie nach Council Bluffs zog und von der Wittwe Minnie Pfeiffer die "Freie Presse" käuflich übernahm.

Herr Friedrich G. Pfeiffer der Gründer des Blattes, war am 9. Oktober 1840 in Preußen geboren und kam im Jahre 1848 mit seinen Eltern nach Amerika, welche sich in Milwaukee, Wis., ansassig machten; hier war es, wo er als Schriftsetzer in die Lehre trat und später auch seine journalistische Laufbahn begann.

Nachdem er in Milwaukee sein Geschäft erlernt hatte, war er in Chicago, Lyons, Burlington, Clinton, Alton u. s. w. thätig; auch war er eine Zeit lang mit seinem Bruder Karl in Albany, Oregon, wo beide zusammen ein Hotel betrieben. Im Jahre 1880 kam er nach Council Bluffs, wo er sich mit seiner Familie dauernd niederließ, die "Freie Presse" ankaufte und zur vollen Zufriedenheit seiner Leser bis an sein Ende führte.

Auch am politischen Leben nahm Herr Pfeiffer regen Antheil; er focht während seiner ganzen journalistischen Laufbahn tapfer für die Demokratie. Er war Mitglied des Council Bluffs' Männerchor und des Ordens der Woodmen.

Im Jahre 1869 vermählte er sich in Lyons, Ia., mit Frl. Minna G. Pfeiffer. Dieser Ehe entsprangen drei Kinder, wovon das älteste

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im Alter von 3 Jahren starb. Herr Pfeiffer starb im Alter von 59 Jahren. Er genoß die Achtung Aller, die mit ihm in Berührung kamen und das Andenken an den Dahingeschiedenen wird nicht nur in der Brust seiner geliebten Gattin und Kinder fortleben, sondern auch unter seinen Mitbürgern.

 

Der Manning Herold.

 

Manning, Iowa.

 

Dieses Blatt wurde in 1894 von Herrn Berthold Kraus gegründet. Herr Kraus wurde in 1863 in Deutsch-Böhmen geboren. Nach Absolvirung der Volksschule seiner Vaterstadt, besuchte er das Gymnasium in Saaz. Darauf widmete er sich der deutschen Bühne, der er 12 Jahre angehörte. Er war während dieser Zeit in Chicago, Milwaukee, Davenport u. s. w. als Schauspieler und Direktor thätig. Er bereiste Theile der Staaten Illinois, Indiana, Wisconsin und Iowa, theils als Schauspieler, theils als Direktor mit eigener Truppe. Von 1890 bis 1892 leitete er das Davenport Theater, eines der besten deutschen Theater im Lande. Auf einer Durchreise mit einer Truppe kam er in 1894 nach Manning, Iowa, einem blühenden, deutschen Städtchen. Hier gründete er im nämlichen Jahre eine deutsche Zeitung, den "Manning Herold", und hatte guten Erfolg. Herr Kraus gibt sich um die Hebung des Deutschthums von Manning viele Mühe und hat gute Erfolge aufzuweisen, denn vor einigen Monaten wurde er in den Schulrath gewählt, und seither ist schon der deutsche Unterricht in den öffentlichen Schulen eingeführt, zumeist auf Betreiben des Herrn Kraus.

 

Der Crawford County Demokrat.

 

Denison, Iowa.

 

Eine gute deutsche Zeitung, demokratischer Tendenz, wird in Denison, Crawford County, von Herrn Frank Faul seit 1887 redigirt und herausgegeben. Herr Faul ist ein Deutsch-Amerikaner im vollsten Sinne des Wortes. Er wurde am 22. Mai 1860 in Freeport, Ill., geboren und kam in 1869 nach Council Bluffs, Iowa, wo er in 1875 als Setzerlehrling in die Druckerei der Council Bluffs "Freie Presse" kam. In 1880 kam er nach Denison, Iowa, wo er bis August 1887 in der von Herrn J. Fred. Meyers gegründeten "Denison Review", jetzt "Denison Zeitung", die Vormannstelle bekleidete und in 1887 Theilhaber des "Crawford County Demokrat" wurde, dessen alleiniger Eigenthümer er seit 1897 ist.

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Herr Faul ist verheirathet und Vater von fünf Kindern, wovon der älteste Sohn, obgleich erst 15 Jahre alt, schon ein tüchtiger deutscher Setzer ist. Herr Faul hat prosperirt und sein Blatt ist, wie er selbst, beliebt, in seinem County.

 

Der Carroll Demokrat.

 

Carroll, Iowa.

 

Wie jedes andere deutsche Blatt im Westen, so hat auch der "Carroll Demokrat" in den ersten Jahren seines Bestehens einen schweren Kampf um's Dasein zu bestehen gehabt. Gegründet am Freitag den 22. Mai 1874, als das County noch schwach besiedelt und die deutschen Ansiedler noch verhältnißmäßig arm waren. Da war für die Herausgeber wenig zu holen, und da das Blatt von Anfang an eine energische Stellung einnahm gegen amtliche Betrügereien, welche in den neuen Counties damals so vielfach vorkamen, so mußte er auch Feinde in seiner eigenen Partei bekämpfen. Der erste Redakteur des Blattes war Herr Franz Florencourt, ein Mann von Bildung und schneidiger Feder. Derselbe trat aber schon im September desselben Jahres zurück. Herr John G. Burchardt übernahm dann neben der technischen auch die editorielle Leitung des Blattes, und dieses prosperirte sogar, trotzdem es an einem vermeintlichen Unglückstag,(Freitag) gegründet wurde. Herr Burchardt war eine geniale Seele und steht in Carroll County heute noch in guter Erinnerung. Gegenwärtig ist er, und zwar schon seit mehreren Jahren, Herausgeber und Redakteur des "Anzeiger" in Gainesville, Texas. Sein Wirken trug viel dazu bei, daß der "Demokrat" später auf besseren finanziellen Boden kam. Die sämmtlichen verschiedenen nachherigen Eigenthümer hier genau anzugeben, gestattet der Raum nicht. Nachdem Herr Henry Schirck eine Zeitlang die Zeitung geeignet, ging sie in die Hände des Herrn H. W. Hagemann über, der Geld hatte. Danach kam sie wieder in andere Hände, und zwar in die von einem Amerikaner und einem Irländer, beide aber, ein Herr Lynch und P. M. Guthrie, Ehrenmänner, die, frei gesinnt und auch deutsch gesinnt waren. Herr Florencourt wurde wieder Redakteur und verblieb in der Stellung, bis politische Wirren in der Carroll Demokrat Druckereigesellschaft entstanden und eine Aenderung in der Leitung des Blattes eintrat, worauf sich Herr Florencourt zurückzog und später ein neues Blatt, die seither eingegangene "Germania", redigirte.

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Letzteres Blatt opponirte der Silber-Freiprägung und der Währungsrate 16 zu 1. Nach seinem Rücktritte wurde Alois Becker Redakteur, ein sehr befähigter junger Mann, der nach dem Tode des Herrn Pfeiffer die Council Bluffs "Freie Presse" käuflich erwarb und eine vorzügliche Zeitung daraus gemacht hat. Seit seinem Ausscheiden aus dem "Carroll Demokrat" ist Herr W. H. Wahl der Redakteur und Geschäftsleiter desselben. Herr Wahl liefert in den Spalten des Blattes den Beweis, daß die Druckgesellschaft in ihm eine gute Wahl getroffen, obwohl er selber sich einen Neuling im Geschäfte nennt. Er war früher Schullehrer, später im Landurkunden-Geschäft und danach Hilfs-Kassierer in einer Bank. Er hat sich in der kurzen Zeit seiner Bethätigung in der Zeitung viele Freunde erworben.

 

Der Sigourney Courier.

 

Sigourney, Iowa.

 

Keokuk County, mit Sigourney als Countysitz, war seit den Tagen der ersten Besiedlung stets vorherrschend deutsch. Ungefähr ein Drittel der Gesammtbevölkerung sind eingewanderte Deutsche oder deren direkte Nachkommen. Da angesichts solcher Verhältnisse eine deutsche Zeitung als ein Bedürfniß gelten konnte, so wurde im Dezember 1877 eine aus den Herren F. A.

Schipfer, Wm. Schriever und Levi Bower bestehende deutsche Druckgesellschaft gegründet, welche am 1. Januar 1878 mit der Herausgabe des "Courier" begann. Einige Wochen später übernahmen die Herren Schriever und Starr das Geschäft und führten dasselbe gemeinschaftlich mehrere Monate, dann wurde Herr J. C. Starr alleiniger Herausgeber und blieb bis zum September 1884 im Geschäft, um welche Zeit der jetzige Herausgeber, H. J. Mohme, dasselbe übernahm. Am 24. Oktober 1847 in der Nähe von Minden in Westphalen geboren, wanderte er 1863 mit seinen Eltern nach Amerika aus. Die Familie ließ sich auf einer Farm in der nähe von Sigourney nieder. In 1879 trat er als Assistent ein in das Courier Zeitungs-Geschäft. Er übernahm dasselbe fünf Jahre später selbstständig und hat es seither erfolgreich fortgeführt.

 

Das Jackson Journal.

 

Maquoketa, Iowa.

 

Das "Jackson Journal", ursprünglich als "Anzeiger" in Bellevne erscheinend, wurde in 1879 von Herrn J. P. Kieffer übernommen. Nach Uebertragungen an C. O. Stout und an Fred. Gaston erwarb

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im März von 1899 der jetzige Eigenthümer, Herr Friedrich Fischer, die Zeitung. Unter

letztgenanntem Herrn, welchem Herr Gustav F. Buschmann, früherer Miteigenthümer der "Chicagoer Vereins-Zeitung" als Assistent zur Seite steht, hat die Zeitung einen bedeutenden Aufschwung genommen und sie nimmt heute unter den Zeitungen Iowa's einen Achtung gebietenden Platz ein. In politischer Beziehung ist sie unabhängig. Herr Friedrich Fischer, der Eigenthümer, wurde in Hessen geboren, wanderte jung nach Amerika aus und war hier in verschiedenen Geschäften thätig. Ehe er die Zeitung übernahm, war er vier Jahre lang County Auditeur von Jackson County.

 

Marshalltown Beobachter.

 

Marshalltown, Iowa.

 

Im Oktober 1879 gründete Herr J. W. Weippiert eine deutsche Zeitung in Marshalltown, der er den Namen "Beobachter" gab und die auch seither ununterbrochen ein getreuer Beobachter und Chronist der Deutschen von Marshalltown und Umgegend war, sich auch außerhalb der Grenzen des County's fühlbar gemacht hat. Im Frühjahr 1883 kauften die Herren Carl Neuhaus, der langjährige Faktor des "Iowa Staats-Anzeiger" und ein sehr tüchtiger Zeitungsmann, und Herr F. S. Widl das Blatt. Herr Neuhaus starb aber einige Monate darnach, und Herr Widl mußte dann das Blatt allein fortführen.

 

[Foto: F.S. Widl]

 

Herr Widl wurde am 9. Februar 1849 im Amt Mühldorf, Baiern, geboren. Im Freysinger Seminar wurde er für das Priesteramt erzogen, verließ aber nach dem Tode seines Vaters das Seminar, weil er für den geistlichen Stand keine

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Neigung hatte. Er erlernte die Uhrmacherei, und arbeitete in diesem Geschäft später längere Zeit in Wien und in Genf.

In 1873 kam Herr Widl nach Amerika, zuerst nach Chicago. Dort arbeitete er längere Zeit als Gehilfe, worauf er in Hancock, Mich., ein eigenes Geschäft gründete; 1876 besuchte er seine alte Heimath und zugleich Frankreich.  

In 1887 kehrte er nach Amerika zurück und ließ sich in Marshalltown nieder, wo er ein Uhrengeschäft betrieb bis 1880. Dann machte er eine Reise nach Frankreich, Italien, Aegypten, Palästina, einschließlich Damaskus, Türkei, Griechenland und brachte werthvolle Seltenheiten von da zurück. Auch brachte er von Dänemark über England berühmte Zuchthengste nach Marshalltown, die er nach und nach verkaufte; in 1883 ging er dann in's Zeitungsgeschäft.

Herr Widl war dreimal verheirathet. Seine jetzige Frau, Christina Gerst, geb. Brucklacher, heirathete er am 27. August 1892. Die Familie ist eine der beliebtesten und angesehensten Marshalltown's.  Herr Widl gehört zur deutschen Göthe Odd Fellow Loge und war schon deren Obermeister, wie er auch fünf Jahre lang Vertreter Marshalltown's in der Odd Fellow Großloge war. Er ist Mitglied und einer der Leiter des Deutschen Vereines und hat mehr für denselben gethan als irgend ein Anderer. In der Politik war er stets Demokrat, war auch vier Jahre lang staatlicher Hilfs-Oelinspektor, und wäre ihm ehrlich gespielt worden, so wäre er auch Postmeister von Marshalltown geworden. Er ist prominent in allen öffentlichen Angelegenheiten und hat es durch eigene Energie zu Wohlstand gebracht.

 

Die Denison Zeitung.

 

Denison, Iowa.

 

In 1879 wurde von Herrn J. Fred. Meyers unter dem Namen "Review" diese Zeitung mit republikanischer Tendenz gegründet. Später erwarb Herr J. F. Hartung dieses Blatt und hat dasselbe in "Deutsche Zeitung" umgetauft und seither beständig redigirt und herausgegeben. Herr Hartung hat ein ausgezeichnetes Lokalblatt aus demselben gemacht. Er befaßt sich nicht mit Nationalpolitik und hat eine seltene Beliebtheit unter den Bürgern jener Stadt und Umgegend gewonnen. Er ist Gesangdirektor und als solcher wird er überall bewillkommnet.

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Die Iowa Staats-Zeitung.

Die "Iowa Staatszeitung" in Cedar Rapids wurde in 1870 von einem Amerikaner, Namens Hunt, gegründet, der zugleich deutsche Zeitungen in Vinton und anderen Städten gründete, um die Drucksachen der verschiedenen Counties zu bekommen. Das Blatt hieß erst, wenn wir nicht irren, "Die Deutsche Zeitung" und trug nachher andere Namen. Mehrere Male wurde dann ihr Erscheinen eingestellt. Als die Vinton'er Zeitung nach Cedar Rapids verlegt wurde, behielt sie den ersten Namen; wie aber Herr Stout, der jetzige Herausgeber, das Blatt übernahm, gab er

demselben den Namen "Iowa Staats-Zeitung", und unter ihm scheint es zu prosperiren.

 

Der Le Mars Herold.

 

Le Mars, Iowa.

 

Am 9. Juni 1882 wurde von Herrn J. P. Kieffer der "Le Mars Herold" gegründet. Herr K. war Luxemburger von Geburt und somit in Le Mars, Plymouth County, wo so viele seiner Landsleute sich angesiedelt hatten, sozusagen "zu Hause". Zwei Jahre später - in 1884 - erwarb Herr Matthias Würth, ebenfalls ein Luxemburger, das Blatt und fungirte als Redakteur und Herausgeber bis Mai 1899. Herr Kieffer, der erste Redakteur, hatte seine Erfahrung im Zeitungsgeschäft in Jackson County gesammelt und war gewandt mit der Feder, während sein

Nachfolger ein Neuling war; doch brachte Letzterer das Blatt auf eine lohnende Basis. Herr Würth gründete in 1884 den "Globe" in Le Mars und war dessen Herausgeber bis 1895, - darauf verkaufte er denselben. Im Jahre 1896 (1. Mai) kaufte John Starzl den "Herold", da sich Herr Würth auf seine in Plymouth Co. gelegene hübsche Farm zurückzuziehen wünschte. Johann Starzl ist am 9. April 1866 bei Bischofs-Leinitz in Böhmen geboren; kam als 10jähriger Junge mit seinen Eltern nach Plymouth Co., Iowa, trat bei Gründung des "Le Mars Herold" als Setzerlehrling ein, arbeitete dort bis 1887, übernahm eine Stelle als Faktor in einer größeren Druckerei in Chicago, die er bis 1892 inne hatte. Er gründete mit einem Geschäftstheilhaber eine Apotheke in Chicago und betrieb selbe bis 1895, worauf er krankheitshalber nach Le Mars zurückkehrte, nachdem er seinen Antheil an der Apotheke vortheilhaft verkauft hatte; etwas später übernahm er die Leitung des "Le Mars Herold", da Herr Würth den größten Theil seiner Zeit der Bewirthschaftung seiner Farm widmete und, wie bemerkt, erwarb er

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das Blatt käuflich am 1. Mai 1899. Der "Le Mars Herold" hat jetzt etwas über 1500 Abonnenten, meistens in Plymouth und Siona County und erfreut sich einer guten Anzeige-Kundschaft.

Herr  J. P. Kieffer, der Gründer des "Le Mars Herold", wurde am 14. Oktober 1850 in Senningen, Großherzogthum Luxemburg, geboren und besuchte das Großherzogliche Athenäum, die größte Lehranstalt des Landes. Darnach verbrachte er ein paar Jahre in Paris und kam in 1870 nach Amerika, zuerst nach Dubuque. In 1877 gab er eine Zeit lang den "Bellevue Anzeiger" heraus und in 1882 gründete er den "Le Mars Herold". Später verkaufte er dieses Blatt und gab in Remsen in demselben County mehrere Jahre zwei Zeitungen heraus, die Remsen "Glocke" und die Remsen "Bell". Die letztere besteht noch. In Remsen war er seiner Zeit Friedensrichter, Rechstanwalt, politischer Redner, Postmeister n. s. w., alles zugleich und entwickelte eine unermüdliche Thätigkeit in allen öffentlichen Angelegenheiten. In 1867 übernahm er die "Volkszeitung" in Rock Island, Ill., und seit einem Jahre ist er der Herausgeber und Redakteur der "Luxemburger Post" in Chicago.

 

Der Waverly Phönix.

 

Waverly, Iowa.

 

Der "Waverly Phönix" wurde im Jahre 1884 von Herrn H. Krech unter Mitwirkung vieler Demokraten von Bremer County ins Leben gerufen, und zwar im Gegensatz zum "Iowa Volksblatt", das in dem genannten Jahre an die republikanische Partei ausverkauft hatte. Nach kurzer Zeit wurde Herr Heinrich Schulz, der erst nur als Setzer angestellt war, als Theilhaber ins Geschäft genommen und die Redaktion hauptsächlich von Herrn v. Pockels besorgt. Einige Jahre später verkaufte Herrr Krech seinen Antheil an Herrn Leopold Ille, aber auch diese Theilhaberschaft hielt nur zwei Jahre an und im Januar 1889 übernahm Herr Schulz, unterstützt von einigen Freunden, das Geschäft allein. Da er der englischen Sprache nicht genügend mächtig war, so hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Trotzdem nahm das Blatt unter seiner Leitung zu, und als er 1892, am 1. September, an den gegenwärtigen Redakteur und Eigenthümer, G. A. Großmann, verkaufte, hatte der "Phönix" etwa 800 Abonnenten. Diese Zahl hat sich inzwischen beinahe verdoppelt. Das Blatt erscheint jetzt zwölfseitig, anstatt wie in 1892 vierseitig, und hat sich in Bremer County eine angesehene Stellung erworben.

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Der gegenwärtige Eigenthümer und Redakteur, G. A. Großmann, wurde am 25. Mai 1862 in St. Sebald, Clayton County, Iowa, geboren als zweiter Sohn des weit über die Grenzen Iowa's hinaus bekannten lutherischen Pastors und Professors G. Großmann. Nach einer sechsjährigen College-Ausbildung und dreijährigem Studium der Theologie in Mendota, Ill., bestand er sein Pfarramts-Examen und pastorirte fast fünf Jahre lang in Blackhawk County, Iowa. Wegen eines Halsleidens gab er den Predigerberuf auf und zog 1887 nach Waverly, wo er als Buchhalter in dem Buchgeschäft der Iowa-Synode Arbeit fand und fünf Jahre verblieb, worauf er im September 1892 den Waverly "Phönix" übernahm.

 

[Foto: G.A. Großmann]

 

Derselbe hat sich unter seiner Leitung zu einem der größten und besten Landblätter im Staate Iowa entwickelt und erfreut sich der Gunst seiner Leser in hohem Grade. Da Bremer County eine vorwiegend deutsche Bevölkerung hat (in dem ganzen Township Macfield wohnen nur Deutsche und in Dayton, Douglas, Fremont u s. w. sind sie in der Majorität), so hat das Blatt ein gutes Feld, und es giebt verhältnißmäßig wenig deutsche Häuser im County, in denen nicht allwöchentlich der "Phönix" mit Interesse gelesen wird.

 

Die Iowa Reform.

 

Davenport, Iowa.  

 

Die erste Nummer der "Iowa Reform" erschien am 12. Juli 1884 als wöchentliche Zeitung und sehr bescheiden ausgestattet. Herausgeber und Gründer der Zeitung war Adolph Petersen, damals etwa 25 Jahre alt und im Besitze eines Kapitals von $400. Diesem gelang es bald nach Gründung der Zeitung, Gustav Donald als Redakteur zu gewinnen, welcher nach drei bis vier Jahren zum "Demokrat" überging, jedoch von

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1863 bis 1898 nochmals als politischer Redakteur bei der "Reform" wirkte. Gerhard Petersen, der zwei Jahre jüngere Bruder des Senior-Mitgliedes der Firma, trat schon im Herbst des Jahres 1884, gleichfalls mit einem kleinen Kapital, als Geschäftstheilhaber hinzu und seitdem hat die Firma Adoplh Petersen und Bruder unverändert bestanden. Schon im Herbst des Gründungsjahres der "Reform" übernahmen die Gebrüder Petersen käuflich die damals gleichfalls in Davenport erscheinende deutsche Zeitung "Sternen-Banner", und bald nachhher konnte die "Iowa Reform" halbwöchentlich und wöchentlich erscheinen. Stetig verbessert und

mit zunehmendem Erfolge ist die Zeitung bis zum heutigen Tage in ihren zwei Ausgaben erschienen. Im Jahre 1892 konnte die "Iowa Reform" ihr eigenes, zweckmäßig eingerichtetes Heim, 526 N. 2. Straße, beziehen. Das Blatt wird heute auf einer neuen, mo-

 

[Foto: Gebrüder Petersen]

 

dernen Schnellpresse gedruckt, wie auch die ganze Geschäftseinrichtung werthvoll und gut ist. Die Cirkulation des Blattes ist zur Zeit größer, als je zuvor. Adolph Petersen besorgt einen großen Theil der redaktionellen, sowie die ausgedehnten geschäftlichen Arbeiten. In der Redaktion sind außerdem noch zur Zeit thäitg: Max E. Poppe und Margarethe Petersen (Schwester der Herausgeber). Gerhard Peterson fungirt als Vormann in der Druckerei. Die "Iowa Reform" ist inhaltlich eine der vorzüglichsten deutschen Zeitungen im Staate Iowa.

Das beigegebene Bild ist dasjenige der Gebrüder Adolph und Gerhard Petersen. Dieselben, in Struxdorf-Angeln, Schleswig-Holstein, als Söhne des Oberlehrers und Organisten P. J. Petersen geboren,

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kamen im Jahre 1872 im Alter von 12 resp. 10 Jahren mit ihrer Mutter und drei weiteren Geschwistern nach Amerika und gleich nach Davenport. Seit 1876 sind Beide im deutschen Zeitungsgeschäft thätig. Sie gehören heute einer ganzen Anzahl deutscher Vereinigungen - Turnverein, Schützengesellschaft, Klaus Groth-Gilde, Harugari-Orden u. s. w. an.   

Adolph Petersen war bei Begründung vieler gemeinnütziger und freisinniger Unternehmungen thätig. Er gab den ersten Anstoß zum Bau eines prachtvollen Musikpavillons im Schützenpark zu Davenport und war mit Anderen thätig, bis das einen Kostenaufwand von $4000 erfordernde Werk gelungen; der genannte Betrag wurde durch freiwillige Zeichnungen und durch Veranstaltung einer großen Festlichkeit aufgebracht. Er gab die erste Anregung zur Gründung des Turnhallen-Clubs, welchem er auch als Mitglied angehört. Dieser Club verwaltet jetzt die große prächtige Turnhalle, und zwar in tadelloser Weise und mit großem Erfolge. Als enthusiastischer Musikfreund war er bei dem großen Davenporter Sängerfeste im Jahre 1898 unermüdlich thätig. Die redaktionelle Leitung der Festzeitung lag länger als ein Jahr vor dem Feste in seinen Händen. Später leistete er im Musik-Komite werthvolle Dienste und lieferte thatsächlich mehr und andauerndere Arbeit für das große Fest, als irgend sonst ein Comite-Mitglied, und Alles freiwillig, im Dienste und im Interesse der Sache. Im letzten Jahre wirkte Adolph Petersen im "Freien Deutschen Schulverein" neben anderen thätigen Mitgliedern für Aufbringung eines Fonds zum Bau und zur Aufrechterhaltung der bereits im letzten Sommer in Davenport errichteten Freien deutschen Schule. Jedem freisinnigen, gemeinnützigen und echt patriotischen Unternehmen brachte er stets und bringt er noch heute das größte Interesse entgegen.

Gerhard Petersen, der Geschäftstheilhaber, betheiligte sich weniger am öffentlichen Leben. Ein praktischer Charakter, ist er doch ein Freund jeder edlen Bestrebung und leiht, wenn nöthig, zur Förderung derselben hilfreiche Hand.

 

Sioux City Volksfreund.

 

Der "Volksfreund" wurde ursprünglich von C. Alexander am 7. Mai 1885 in Le Mars gegründet, in 1886 aber von diesem Herrn nach Sioux City verlegt. Herr Alexander starb bald danach und die Zeitung wurde von Dr. G. Brasch und Ad. Hermann bis zum 23. April

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1886 herausgegeben, wonach Herr Oskar B. Hoffmann dieselbe übernahm. Er ist seither Redakteur und Herausgeber des Blattes. Herr Hoffmann, 1858 in Deutschland, Provinz Sachsen, geboren, besuchte zuerst die Volksschule, dann das wohlbekannte große Gymnasium, die Latina der Franke'schen Stiftungen zu Halle an der Saale.

 

[Foto: Oskar B. Hoffmann]

 

Nach Vollendung des neunjährigen Gymnasial-Cursus und nach Bestehen des Abiturienten-Examens bezog er die Universität Leipzig, studirte daselbst Jura, verzog im zweiten Semester zur Universität Halle und begann sein Lieblings-Studium Mathematik und Physik, studirte daselbst etwa vier Semester, ist "Alter Herr" des dortigen Mathematischen Vereins, zugleich diente er in Halle als Einjährig-Freiwilliger, bestand sein OffiziersExamen und that ein halbes Jahr später noch als Vice - Feldwebel der Reserve Dienst. Von der Universität zu Halle verzog Herr Hoffmann zur Universität Marburg, woselbst er am Ende des 10. Semesters sein Staats-Examen bestand. Darauf trat er am Königl. Gymnasium zu Erfurt, Sachsen, ein, von wo er nach mehreren Monaten auf zwei Jahre Urlaub nach Amerika nahm, da er von seinen amerikanischen Verwandten über unser Land so viel Lobendes gehört. Zwar etwas enttäuscht, wußte er sich doch in die gegebenen Verhältnisse schnell einzufinden, kaufte etwa ein Jahr oder zwei nach seiner Ankunft den "Sioux City Volksfreund" und war zugleich ein paar Jahre lang Turnlehrer. Mit der Hälfte seines väterlichen Vermögens baute er ein paar Häuser, verlor in einem Feuer $2000 und etablirte sich von Neuem auf den Trümmern. In 1892 baute er seine neue Officin, ein zweistöckiges, geräumiges Gebäude, woselbst sich seitdem das Geschäftslokal des Blattes befindet.

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Der Correspondent.

 

Muscatine, Iowa.

 

Trotzdem Muscatine keine große Stadt ist, erhält sie zwei deutsche Zeitungen - den bereits genanten "Deutschen Anzeiger" und den "Correspondent", der seit 1889 von Herrn Henry Heins ununterbrochen herausgegeben wird und Zeuge von dessen Fleiß und Ausdauer ist. Es ist nur der rastlosen Thätigkeit des Herrn Heins zuzuschreiben, daß ein zweites deutsches Blatt da existiren kann. Er scheint genügend Unterstützung zu bekommen, um bei seinem Unternehmen beharren zu können.

 

[Foto: Henry Heins]

 

Herr Heins wurde am 10. März 1856 in Davenport, Iowa, geboren, und ist ein Bruder des Herrn Fred. Heins, des gegenwärtigen Bürgermeisters von Davenport. Nachdem er in dieser ächt deutschen Stadt Iowa's öffentliche und Privatschulen besucht, trat er als Lehrling in die Druckerei des täglichen "Demokrat" ein und wurde Schriftsetzer, was er blieb bis er den "Correspondent" ins Leben rief.

 

Iowa Freie Presse.

 

New Hampton, Iowa.

 

Die erste deutsche Zeitung in New Hampton, Chickasaw County, erschien in 1876 oder 1877 und wurde von Reinhardt Bersch unter dem Namen "Familienfreund" herausgegeben. Einige Monate nachher kamen die Gebrüder Zander von Chicago nach New Hampton und gründeten die "New Hampton Freie Presse", die später in "Nord Iowa Freie Presse" umgetauft wurde. Der "Familienfreund" ging bald darauf an. Die Herren Zander hatten bei ihrer Uebernahme mit den üblichen

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Schwierigkeiten zu kämpfen, bis sie es nach mehreren Jahren müde wurden und das Blatt aufgaben. Die Herren Zander gingen dann nach Chicago und sind dort im

Grundeigenthumsgeschäft zu Wohlstand gelangt.

Am 25. September 1890 kaufte Herr Aug. Hilmer das Material und fing die "Iowa Freie Presse" an, welche unter seiner vorzüglichen Leitung zu einem der besten und best-zahlenden deutschen Landblätter im Staate geworden ist. In 1892 trat Heinrich Heins als Lehrling in das Geschäft und war seither beständig als Setzer und Vormann an derselben thätig. Das Blatt ist typographisch hübsch ansgestattet und hat in seinem County (Chickasaw) eine allgemeine Beliebtheit errungen. Herr Hilmer besitzt, was wenig unter seinen Collegen aufweisen können: Er hat sein eigenes Geschäftshaus und eine der schönsten Residenzen in New Hampton, und das hat er in seinem Geschäfte verdient und erspart.

 

[Foto: Aug. Hilmer]

 

Herr Hilmer wurde am 14. Mai 1865 in Bargfeld, Kreis Oldenstadt, Provinz Hannover, geboren und kam in 1880 mit seinen Eltern, Peter und Katharina (geborene Schröder) Hilmer, nach Amerika, nachdem er die Schulen in Böddenstadt und Bargfeld absolvirt hatte, und zwar nach Waverly, Iowa. Da lernte er unter Fred. Lindner in der "Waverly Volkszeitung" das Schriftsetzen, kaufte schon am 8. Juli 1882 mit seinem Bruder Heinrich das Blatt und führte es bis März 1884. Er verkaufte das Blatt an Hermann Rust und arbeitete mehrere Jahre in verschiedenen Druckereien, aber am längsten in der "Volksblatt" Druckerei unter Prof. C.

Alexander. Er war auch eine Zeit lang Vormann am "Sioux City Courier", Nachfolger des Herrn E. Landmann als Geschäftsleiter, unter der damaligen kräftigen editoriellen Leitung von Dr. J. C. Krejci.

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In Waverly schon nahm Herr Hilmer an allen deutschen Bewegungen Theil. Er war Mitglied des Männerchors und Sekretär des Concordia Vereins, gehörte zum deutschen Orchester und zur Musikkapelle. In Sioux City war er Mitglied des Turnvereins und der Gesangssektion, sowie auch der Theatersektion. Er half zur Gründung des deutschen demokratischen Clubs und der Liga für persönliche Rechte.

In New Hampton nahm Herr Hilmer regen Antheil an der Politk. Er war oftmals Delegat zu demokratischen Staatsconventionen, war mehrere Jahre Mitglied des County Central-Comites, Township-Vorsitzender und zu wiederholten Malen Mitglied des Congreß-Comites. Mehrere Jahre war er Präsideut des demokratischen Clubs von New Hampton. In 1896 wurde er zum Stadtrathsmitglied gewählt und in 1899 wieder, beide Male ohne einen Gegner zu haben.  

Am 20. April 1893 hat sich Herr Hilmer in Plattville, Wis., mit Frl. Carolina Bevers, Tochter des Herrn und Frau Nicklaus Bevers, verheirathet. Die Trauung fand daselbst in der ev.-lutherischen Kirche statt und wurde von Pastor M. Hensel vollzogen.

 

Das Iowa Volksblatt.

 

Postville, Iowa.

 

Das "Iowa Volksblatt" wurde am 1. Dezember 1892 von Pastor J. Gaß in Postville gegründet und verblieb bis 1. August 1894 in dessen Besitz, von welchem Zeitpunkt an, Herr Gustav Dietsch die Leitung des Blattes übernahm. Herr Dietsch ist seit 1879 im Zeitungsgeschäft, und zwar hat er seine Karriere im Zwickauer Wochenblatt zu Zwickau, Sachsen, begonnen. Er wurde geboren am 21. August 1865 in Treuen, Sachsen. Nach absolvirtem Militärdienst bei den 15. Jägern, 1887 bis 1889, arbeitete er noch in verschiedenen Städten Deutschlands, zuletzt bei Julius Klinkhardt, Leipzig, trat dann am 5. August 1893 eine Reise zur Chicagoer-Weltausstellung an und blieb in diesem Land, indem er schon ein Jahr später des "Volksblatt" übernahm. Herr Dietsch ist ein Mann von Energie und Unternehmungsgeist und hat sozusagen seine Karriere erst angetreten. Er versteht es die Gunst des Publikums zu gewinnen und wird in größeren Geschäften reüssiren.

 

Die Deutsche Post.

 

Spirit Lake, Iowa.

 

Am 23. März 1860 erblickte der Herausgeber der "Deutsche Post", Herr W. F. Dreher, in Krotoschin, Provinz Posen, das Licht der Welt.

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Seine Eltern hießen Johann und Susanna Dreher. Als er drei Monate alt war, wanderten diese nach Amerika aus und ließen sich in Mankato, Minn., nieder. Hier wuchs er heran und genoß seine Schule. Die erste Schule, die er besuchte, war eine deutsch-katholische. Bis zu seinem 16. Lebensjahr ging er dann in die öffentliche Schule. Bei dem Examen für die Aufnahme in die Hochschule bestand er dasselbe mit 95 3/4 Prozent und war der einzige deutsche Schüler unter achtzehn in der Klasse. Kurze Zeit darauf besuchte er verschiedene deutsch-amerikanische Colleges, wo er eigentlich seine deutsche Ausbildung bekam.

 

[Foto: W.F. Dreher]

 

Am 6. Januar 1882, also kaum 22 Jahre alt, legte er sein Pfarrer-Examen ab und bekam ein Amt als lutherischer Prediger. Während seiner 12jährigen Wirksamkeitals Prediger, zum größten Theil in St. Paul, Minn., war er für verschiedene Zeitungen, unter andern die "Germania", Milwaukee, "Rundschau", Chicago, und "Volkszeitung", St. Paul, schriftstellerisch thätig. Im Jahre 1893 legte er sein Amt als Prediger nieder an übernahm die Redaktion der "Mankato Post" in Mankato, Minn., in welcher Stellung er bis zum Februar 1899 verblieb. Eine Gelegenheit bekommend, selbstständig zu werden, erwarb er im März desselben Jahres die "Deutsche Post" von Spirit Lake, Ia., welche Herr F. H. Jahr im Herbst 1895 gegründet hatte. Das Blatt ist eine deutsche Wochenzeitung, 10 Seiten stark, und erhält kräftige Unterstützung von den meisten Deutschen auf einem großen Gebiete im norwestlichen Iowa und südwestlichen Minnesota. Während des einen Jahres, daß die Zeitung in Herrn Drehers Besitz ist, hat sich die Leserzahl um 20 Prozent vermehrt. Diese Gegend siedelt sich von Jahr zu Jahr mit immer mehr Deutschen an, und die "Deutsche Post" hat eine gute Zukunft vor sich.

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Der Familienfreund.

 

Charles City, Iowa.

 

Der "Familienfreund" in Charles City wurde in 1895 von den Herren Roehl und Reith gegründet und ist ein gutes Lokalblatt.

Seit 1896 erscheint in Cascade, Dubuque County, ein Blatt, das den Namen "Katholischer Wächter" trägt und nebst Lokalnachrichten sich besonders kirchlichen Nachrichten widmet. Der Eigenthümer wird in dem Blatte nicht angegeben.

 

Der Clinton Anzeiger.

 

Clinton, Iowa.

 

Der "Clinton Anzeiger", eine halbwöchentliche Zeitung, wurde am 24. Mai 1898 von Herrn John Fedder gegründet. Herr Paul Domann, welcher bei der Gründung desselben als Assistent eintrat und in 1899 mit Herrn Martin Henningsen die Zeitung kaufte und die Redaktion übernahm, wurde im Jahre 1876 in Barwin, bei Zellbrück, in der Provinz Pommern, geboren, wo er die Realschule, die sein Vater leitete, besuchte und nach Austritt aus derselben Privatunterricht vom Vater erhielt bis zu seinem 17. Jahre, als er nach Amerika auswanderte und nach Clinton kam.

Seine ersten Anfangsgründe im Druckergeschäft erlernte er in der "Iowa Volkszeitung"-Druckerei, in welcher er in 1894 eintrat. Darnach, in 1899, arbeitete er eine Zeitlang an der Davenport "Iowa Reform", bis er nach Clinton zurückkam und den "Anzeiger" anfing.

Herr Henningsen wurde am 2. Oktober 1865 auf der Insel Pelesarm bei Schleswig-Holstein geboren und wanderte als zwanzigjähriger Jüngling nach Amerika aus, wo er sich in Clinton niederließ. Er fand daselbst Anstellung in Lamb's Hobelmühle, der er als tüchtiger Maschinist vorstand, worauf er, einer Neigung zum Zeitungsgeschäft folgend, mit Herrn Domann den "Anzeiger" übernahm und anfing, an demselben zu arbeiten.

 

Das Iowa Banner.

 

Iowa City, Iowa.

 

Das neueste deutsche Blatt in Iowa, obwohl von einem langjährigen und erfahrenen Redakteur, Herrn H. Mahraun, herausgegebenen, erscheint in Iowa City und ist eine mit Fleiß und Takt geleitete Zeitung, sie sich trotz der vor mehr denn 19 Jahren gegründeten "Iowa City Post" eines den Herausgeber zufriedenstellenden Leserkreises erfreut.

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Herr Mahraun wurde als ältester Sohn des Landgerichtsraths Otto Mahraun am 15. Januar 1851 in Allenstein, Ostpreußen, geboren und besuchte die Gymnasien in Rastenburg, Hohenstein und Königsberg. Er kam im Jahre 1879 nach Amerika, arbeitete im südlichen Nebraska zwei Jahre auf der Farm, dann mehrere Jahre an verschiedenen deutschen und englischen Zeitungen Nebraska's und Iowa's. Im Juni 1893 kaufte er die "Iowa City Post" und redigirte diese bis Juli 1899. Am 1. September 1899 gründete er das "Iowa Banner" und verrichtet alle Arbeit daran ohne jede fremde Hülfe. Er ist auch Agent für den Norddeutschen Lloyd und seit vier Jahren öffentlicher Notar.

Im Verlauf der letzten 20 Jahre sind verschiedene deutsche Zeitungen im Staate angefangen worden, die aber wegen Mangels an Unterstützung eingehen mußten. So z. B. erschien eine deutsche Zeitung eine Zeitlang in Newton, die später nach Ackley verlegt wurde, aber bald darnach ihr Erscheinen einstellte. In Independence erschien mehrere Jahre die "Freie Presse". In Lansing wurde vor 26 Jahren von Capt. Peter Karberg die "Post" mehrere Jahre herausgegeben und dann nach Dubuque verlegt, wo sie einging. In Boone gab Herr J. W. Weippiert mehrere Jahre den "Boone Herold" heraus, verkaufte jedoch das Blatt an Herrn H. Kaul, der dasselbe ebenfalls mehrere Jahre mit Energie fortführte, dann aber eine andere Zeitung, "Nachrichten aus Schleswig-Holstein", anfing, den "Herold" eingehen ließ und später mit dem neuen Blatt nach Chicago übersiedelte, wo er demselben eine große Verbreitung sicherte. In Des Moines erschien acht Jahre lang die von Herrn Ernst Hofer gegründete republikanische "Iowa Staatszeitung". Dieselbe wurde von Rev. P. J. Merkel, früherem Pastor der deutschen evangelischen Kirche, sieben Jahre lang redigirt und auch fünf Jahre lang von ihm geeignet, bis er das Blatt an Herrn L. E. Franz verkaufte, der dasselbe ein Jahr später aufgab, worauf die Typen vom "Staats-Anzeiger" gekauft und die Abonnentenliste demselben einverleibt wurde.