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Chapter 7 (transliteration): Vieh- und Pferdezucht

Chapter Seven of <i>Iowa, die Heimat für Einwanderer</i> (1873)

Siebentes Kapitel.

Vieh- und Pferdezucht.

Ein sehr wichtiger, wenn nicht der wichtigste Zweig der Landwirthschaft, namentlich der im mittleren und südlichen Iowa, ist die Vieh- und Pferdezucht, und vorzugsweise die Erstere. Der sichere Ertrag des Welschkorns, dieses großen Futterartikels, - so wie die asugezeichneten Weiden, sowohl im normalen Zustande, sowie auch wenn das Land mit zahmen Gräsern angesäet ist, macht Iowa zu einem der größten Viehzuchtstaaten der Union. Nach dem letzten Bericht des Bureau's für Landwirthschaft in der Hauptstadt (Washington) gehört Iowa zu den großen Viehzuchtstaaten der Union, und nimmt unter diesen, insofern der Gesammtwerth des Viehes in Betracht kommt, schon den fünften Rang ein, obwohl er der jüngste dieser Staaten ist. Der gegenwärtige Werth des in Iowa befindlichen Viehes beträgt etwas über 120 Millionen Dollars. Wir haben für unser Vieh stets einen guten Markt, und in der Regel gute Preise, wenn auch bedeutend hinter denen Deutschlands und Englands stehend. Die Eisenbahnen bieten schnellen und leichten Transport nach den besten östlichen Märkten. Ein Farmer im Besitz einer Heerde Rinder, Schafe oder Schweine, kann dieselbe zu jeder Zeit für baares Geld verkaufen. Seit den letzten 10 Jahren wurde der Veredlung der verschiedenen Racen des Viehstandes besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Hierzu hat unsere Staats-Agrikulturgesellschaft durch Aussetzungen von Prämien auf den jährlichen Viehausstellungen viel beigetragen. Auch die anspornende Concurenz der verschiedenen County-Agriculturgesellschaften haben bei den Farmern ein reges Streben, ihren Viehstand zu veredlen, hervorgerufen. Außer der Staatsagriculturgesellschaft existieren gegenwärtig im Staate über 70 County-Gesellschaften. Diese alle beziehen aus der Staatskasse eine liberale Unterstützung. Nach dem Bericht des Sekretärs des Agriculturdepartement betrug die Ausfuhr an Rindvieh, Schweinen, Schafen, Pferden, sowie einiger anderer Artikel,

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die in den Jahren 1870 und 1871 auf den verschiedenen Eisenbahnen des Staates nach dem Osten verschickt wurden:

Versendung von Rindvieh über die folgenden Bahnen:

 

 

1870

1871

Burlington und Missouri River Eisenbahn

44,084

48,968

Chicago, Rock Island und Pacific Eisenbahn

29,211

34,750

Dubuque und Sioux City Eisenbahn

12,761

10,533

Chicago und Northwestern Eisenbahn

24,498

25,006

Milwaukee und St. Paul Eisenbahn

4,331

2,321

Des Moines Valley Eisenbahn

14,016

9,637

Dubuque und Southwestern Eisenbahn

2,088

2,142

Sioux City und Pacific Eisenbahn

1,264

1,527

Total

132,253

134, 938

 

Der Preis für Rindvieh (lebendig gewogen) war im Jahre 1870 in der Stadt Chicago durchschnittlich 5 Dollars und 12 Cents, und im Jahre 1871, 4 Dollars und 75 Cents.

Versendung von lebendigen Schweinen:

 

1870

1871

Burlington und Missouri River Eisenbahn

137,380

215,863

Chicago, Rock Island und Pacific Eisenbahn

136,131

214,000

Dubuque und Sioux City Eisenbahn

35,528

56,582

Chicago und Northwestern Eisenbahn

105,835

111,353

Milwaukee und St. Paul Eisenbahn

7,476

3,085

Des Moines Valley Eisenbahn

70,650

122,059

Dubuque und Southwestern Eisenbahn

11,070

29,220

Sioux City und Pacific Eisenbahn

373

4,291

Total

504,443

756,453

 

Der durchschnittliche Preis dafür in Chicago war im Jahre 1870, 6 Dollars und in 1871, 4 Dollars und 33 Cents. Außerdem wurden im Jahre 1870 geschlachtete Schweine zum Gewicht von 17,250,485 Pfund, und außerdem noch 6,089,107 Pfund gepökeltes Schweinefleisch und 3,669,678 Pfund Schmalz auf den verschiedenen Eisenbahnen von Iowa nach dem Osten versandt. Hie[r]zu kommt nun noch die Transportation von Vieh, Schweinen etc. per Dampfschiff auf dem Mississippi und Missouri nach St. Louis und andern südlichen Städten.

Im Jahre 1871 wurden etwa 2000 Pferde nach dem Osten verkauft.

Ungefähr 5 Millionen Pfund Wolle wurde im Jahre 1871 versandt, ein

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großer Theil des gewonnenen Materials wurde im Staate selbst in den Wollfabriken verarbeitet. Die Zahl der Schafe in Iowa in 1871 wird auf 1,250,000 angeschlagen.

Da die Bereitung von Butter und Käse in naher Verbindung mit dem Aufziehen von Vieh steht, so will ich über diesen Gegenstand hier einige Bemerkungen anreihen. Im Allgemeinen wird in Iowa wenig Sorgfalt und Mühe auf die Bereitung der Butter verwandt, namentlich ist dies im nördlichen Theil des Staates noch mehr der Fall, wie im südlichen, wahrscheinlich, weil die Winter so anhaltend kalt sind. Den Grund für die Vernachlässigung dieses, in Europa, namentlich in Norddeutschland so profitablen Zweiges der Landwirthschaft, liegt vielleicht einestheils in der Unkunde darin, vorzüglich aber darin, daß sich die hiesige Butter weniger zum Verpacken und Verschiffen eignet. Deßhalb sieht man auch hier selten die großen Meiereien (Holländereien), die namentlich in Norddeutschland die Goldquellle des Landmannes sind. Wo sie existiren, werden sie ausschließlich für die Fabrikation von Käse eingerichtet, weil sich dies bedeutend besser bezahlt. Der Landmann in Iowa hält deßhalb auch eine beschränkte Anzahl Kühe, von denen er fast alle Kälber aufzieht, die in den ersten Monaten den größten Theil der frisch gemolkenen Milch erhalten, und entweder mit den Kühen frei umherlaufen, oder Abends und Morgens zu ihnen zugelassen werden. Die übrige Milch wird dann allerdings in Butter verwandelt, und diese entweder in der Haushaltung selbst verbraucht, oder in den nahe gelegenen Städten im Kleinen verkauft. Die größern Meiereien die fast ausschließlich für die Fabrikation von Käse eingerichtet sind, haben sich in Iowa seit einigen Jahren bedeutend vermehrt, und sie würden sicherlich zahlreicher sein, wenn nicht die Einrichtung derselben mit bedeutenden, oftmals für den gewöhnlichen Landmann, unübertreffliche Kosten verbunden wäre. Daß sie profitabel sind, ist längst anerkannt, da der von frischer Milch bereitete Käse von 15 bis 20 Cents das Pfund bringt. Man verwendet nur frische Milch hier für Käsebereitung, und deßhalb sind wenigstens 40 bis 50 Kühe für eine nur einigermaßen große Käsefabrik nöthig.

Die Pferdezucht wird hier in Iowa mit gutem Erfolg betrieben, und bringt für den Farmer ein recht nettes Einkommen. Ein Farmer, der auf seinen Besitz 4 Pferde hält, hat in der Regel 2 Zuchtstuten. Gute Arbeitspferde kosten von 100 bis 150 Dollars, Luxuspferde werden von 300 bis 600 Dollars verkauft. Vor einigen Jahren, während des Krieges mit dem Süden, waren die Pferde bedeutend theurer, und damals bezahlte sich die Pferdezucht ausgezeichnet.

Die Schweinezucht wird in Iowa, namentlich da, wo das Welschkorn gut gedeiht, in ausgedehntem Maßstabe betrieben. Das Welschkorn ist

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das hauptsächliche Nahrungsmittel für Schweine. Es gibt Farmer, die jährlich von 100 bis 300 Schweine ziehen und im Winter verkaufen, und sich deßhalb ausschließlich auf den Bau von Welschkorn beschränken. Während der Kriegsjahre wurden solche Farmer in wenigen Jahren reich. Man berechnet, daß wenn der Landmann fünf Cents per Pfund für geschlachtete Schweine erzielen kann, im Durchschnitte sich nichts besser bezahlt, als Schweine zu ziehen, und das für dieselben nöthige Welschkorn zu bauen. Gegenwärtig kostet dasselbe ungefähr 4 Cents per Pfund.

Auch die Schafzucht ist in den letzten Jahren mehr in Aufblühen gekommen. Namentlich findet man im Innern Iowa's Landleute, die sich vorzugsweise darauf legen, und oftmals von 200 bis 1000 Schafe haben. Die ausgedehnten Prairien, die den Schafzüchtern freie Weide liefern, und wo es nur erforderlich ist einen Hirten zu halten, und für einen gut eingefriedigten Raum als Nachtquartier für die Heerde zu sorgen, sind verlockend genug für die, welche Kenntniß von der Schafzucht haben, diesem Zweig der Landwirthschaft ihre ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Die Wolle ist, jenach dem Bedarf dafür im Osten Amerika's, wo die großen Wollspinnereien vorhanden, verschieden. In der Regel kostet ordinäre Wolle von 30 bis 45 Cents, die feine, sogenannte Merinowolle von 50 bis 80 Cents per Pfund. In den letzten Jahren haben unternehmende Männer in verschiedenen Theilen des Staates Fabriken für Anfertigung von Wollenzeugen angelegt. Damit ist auch für unsere Schafzüchter ein besserer Markt für ihre Wolle angebahnt. Fette Hammel kosten von 5 bis 8 Dollars per Stück, und sind für den östlichen Markt oftmals sehr begehrt.

Während der Farmer im südlichen und mittlern Theils des Staates sich vorzugsweise auf Viehzucht, und namentlich auf Rinder- und Schweinezucht legt, richtet derselbe im nördlichen Theil des Staates sein Hauptaugenmerk auf den Getreidebau, namentlich auf den Weizenbau. Der mehr lehmhaltige Boden eignet sich vorzüglich dafür.

Die Bienenzucht wird überall in Iowa, und zwar mit Erfolg betrieben. Nach den letzten Berichten des Agrikulturbüreaus (1870) war die Zahl der Bienenstöcke in Iowa etwa 80,000. Der Ertrag davon betrug 853,213 Pfund Honig und 2,225 Pfund Wachs.