Skip to main content

Chapter 2 (transliteration): Geographische Beschreibung Iowas

Chapter Two of <em>Iowa, die Heimat für Einwanderer</em> (1873)

Zweites Kapitel.

Geographische Beschreibung Iowa's.

Die Ausdehnung Iowa's von Osten nach Westen beträgt ungefähr 300 englische Meilen, von Norden nach Süden etwas über 200 Meilen. Der Staat bildet beinahe ein rechtwinkeliches Parallelogramm. Die nördliche Grenze des Staates ist die Linie des 42. Grades und 30 Minuten. Diese Linie trennt Iowa von Minnesota. Die südliche Grenze ist ungefähr die Linie des 40ten Grades und 31 Minuten, bis zu einem Punkt, der etwa 30 englische Meilen von der Ostgrenze entfernt ist, woselbst der vorher erwähnte Grad den Des Moines Fluß kreuzt. Von da an bildet dieser Fluß die Grenze und trennt Iowa vom Staat Missouri. Im Osten begrenzt der Mississippi und im Westen, mit Ausnahme eines an Dakota grenzenden Theiles, der Missouri Fluß den Staat Iowa. Iowa liegt demnach zwischen den beiden größten Strömen Nord-Amerika's. Wo nicht der Missourifluß die Grenze bildet, tritt ein anderer, der große Siouxfluß an seine Stelle. Die Grenzen Iowa's umschließen ein Terrain von 55,045 englischen Quadratmeilen, oder von 35 Millionen und 228,800 Aeckern. Dieser große Flächenraum eignet sich, mit Ausnahme der Flußbetten, Seen und Torflager, welche Letztern hauptsächlich in den nördlichen Counties belegen sind, ganz vortrefflich für Ackerbau und Schaf- und Viehzucht, und wird, wenn einst gehörig cultivirt, wenigstens zehn Millionen Menschen leicht ernähren können. An Güte des Bodens ist vielleicht kein Staat in der Union, der Iowa übertrifft. Obschon mit Ausnahme einiger Gegenden des nördlichen Iowa's am Mississippi der Staat keine Gebirge und Hügelketten hat, so ist die Oberfläche dennoch nicht eben oder flach. Das Ganze ist eine wellenförmige Prairie, (Steppe) hin und wieder, namentlich an den Ufern der Ströme und Bäche, mit Waldungen und Hügeln unterbrochen. Der höchst gelegene Strich innerhalb der Grenzen des Staates ist ein Plateau, (Tafelland) von einer bis zu 5 Meilen Breite, welches sich der Länge nach von der nördlichen bis südlichen Grenze des Staates erstreckt, und die Wasserscheide zwischen dem Mississippi und Missouri bildet. Der

[Seite 10]

höchste Punkt dieses Plateau's ist ungefähr 690 Fuß über dem Mississippi. Die natürliche Wasserableitung des Staates ist eine höchst vollkommene. Im Innern gewähren Flüsse, wovon einige von ziemlicher Bedeutung sind, mit zahlreichen rieselnden Bächen, Ueberfluß an Wasserkraft für Mühlen und Fabrik-Anlagen. Die dieselben bildenden kleineren Bäche und Quellen sind allenthalben nach jeder Richtung so verzweigt, daß kaum eine Sektion Land gefunden werden kann, die nicht mit klarem, fließendem Wasser versehen ist.

Flüsse. - Die Flüsse Iowa's werden in 2 Klassen eingetheilt, 1tens die, welche sich in den Mississippi und 2tens die, welche sich in den Missouri ergießen. Der Missisippi, der größte Strom des Continents und einer der größten Ströme der Welt, bespült die ganze östliche Grenze des Staates, und ist das ganze Jahr hindurch (mit Ausnahme der wenigen Monate, in denen er übergefroren,) für größere Dampfschiffe schiffbar. Der Name ist indianischen Ursprungs und bedeutet: "Vater der Ströme." In denselben ergießen sich folgende Inlandflüsse, welche fast alle in der Richtung von Nordwest nach Südost fließen: Der Desmoinesfluß, der Skunk, der Iowafluß, der Cedar, der Wapsipinicon, der Maquoketa, der Turkey und der Upper-Iowafluß.

Der Des Moinesfluß ist der größte Inlandfluß im Staat. Er entspringt in einer Gruppe von Seen in Minnesota, unweit der Iowa Grenze. In seinem Lauf durch Iowa nimmt er mehrere Nebenflüsse auf, unter welchen der Raccoon und der Threeriver vom Westen, und der Boone vom Osten die größten sind. Der Cedar ist der zweit größte. Dieser zeichnet sich durch sein klares Wasser aus. Seine Ufer sind namentlich im nördlichen Theil des Staates, fast allenthalben mit Kalksteinen umrahmt, und sein Bett ist da ein vollkommenes Steinlager. Kalköfen von oftmals großen Dimensionen, findet man deßhalb häufig in seiner Nähe. Dieser Fluß vereinigt sich etwa 10 Meilen, bevor er sich in den Mississippi ergießt, mit dem Iowafluß, und führt von da an den Namen des letzteren. Der Iowafluß sowohl wie der Cedar, haben Wasserkraft für Fabrikanlagen und Mühlen. Mahl- und Sägemühlen findet man deßhalb auch häufig an den Ufern derselben, auch Fabriken für Anfertigung von Wollenzeugen sind hin und wieder in den letzten Jahren errichtet. Die Gesammtlänge des Cedar und Iowa beträgt über 500 englische Meilen.

Der Missourifluß, der zwei Drittel der westlichen Grenzlinie des Staates bildet, ist für größere Dampfschiffe 950 Meilen oberhalb der Stadt Sioux City in Iowa, wo derselbe unsern Staat zuerst berührt, schiffbar, und ist deßhalb für den Handel des westlichen Iowa's keine unbedeutende

[Seite 11]

Wasserstraße. Ueber 50 Dampfschiffe, die meistens mit Waaren und Producten für Minenarbeiter in den nördlichen Minendistricten oberhalb Fort Benton beladen werden, befahren den Fluß oberhalb der Stadt Sioux City. Die Hauptflüsse, die sich in den Missourifluß ergießen, sind der Big Sioux (großer Sioux), der Boyerfluß und der Nischnabotna. Dieser Letztere ist vorzüglich bemerkenswerth, weil er mit seinen drei Armen, der West-, Ost- und Mittelnischnabotna, die je über 350 Meilen lang sind, durch ein Thal von unübertroffener Schönheit und Fruchtbarkeit fließt. Fast alle Flüsse Iowa's, und eine Menge von Nebenflüssen und Bächen, die hier namhaft aufzuführen zu weitläufig sein würde, sind an ihren Ufern mit Wald bedeckt. Diese Waldgürtel sind von ein halb bis drei Meilen breit. Mehrere von den Inlandflüssen waren früher für kleinere Dampfböte schiffbar. Zu diesen gehören der Des Moines Fluß, der Cedar, der Iowa und der Big Sioux. Bevor Eisenbahnen im Staat gebaut waren, wurden auf genannten Flüssen die Landesprodukte auf kleinen Dampfschiffen, oftmals auch auf Flößen, bis an die Mündung derselben am Mississippi und Missouri transportirt, und daselbst in den meisten Fällen auf größere Schiffe verladen, um nach St. Louis, New Orleans und andern Handelsstädten verschifft zu werden. Ebenfalls wurden auf diesen Inlandgewässern allerlei Waaren nach den Städten und Ansiedlungen im innern Iowa vermittelst Schiffe transportirt. Seitdem die vier großen Eisenbahnen, die jetzt den Staat Iowa von Osten nach Westen durchschneiden, und eine Menge kleine Bahnen gebaut sind, ist die Ueberbrückung der Flüsse nothwendig geworden, und die Schiffahrt auf demselben hat damit aufgehört.

Außer den Flüssen hat Iowa, namentlich im Nordwesten des Staates, eine Menge herrlicher Landseen. Mehrere dieser Seen bieten einen höchst interessanten Anblick. Fast alle sind von schönen Waldungen umgeben. Einige von ihnen sind von einem aus Kiesel- und Flintsteinen bestehenden Steindamm umringt, und dies verleiht ihnen das Ansehen, als ob sie eingemauert worden wären. Man nennt sie deßhalb auch Wall- (Mauer) Seen. Da ihr Wasserspiegel höher, wie die sie umgebende Fläche ist, so muß man annehmen, daß eine gewaltige Revolution der Erde stattgefunden, als diese Seen entstanden. einige haben die Behauptung aufgestellt, daß mächtige und volkreiche Indianerstämme in der Urzeit die Mauern aufgeführt haben. Diese Annahme ist indeß unrichtig. Die Größe der Seen, die höhe und Breite der Wälle sowohl, wie ihre Formation, berechtigen uns zu der Annahme, daß Menschenhände ein solches Werk nicht schaffen konnten. Dagegen spricht ferner der Umstand, daß in ziemlicher Nähe dieser Seen durchaus keine Flint- und Kieselsteine zu finden sind. die bedeutendsten Seen sind folgende:

[Seite 12]

Clear Lake, (Crystalsee), in Cerro Gordo County, derselbe ist 7 Meilen lang und 2 bis 3 Meilen breit, und trägt den Namen seines reinen und durchsichtigen Wassers wegen; der Okoboji-See ist 15 Meilen lang und von ein Viertel bis zwei Meilen breit; nördlich von diesem liegt der Spirit- (Geister) See, der einen Flächenraum von etwa zehn Quadratmeilen hat. Diese beiden letzteren liegen in Dick[i]nson County, und erstrecken sich bis zur Minnesota Grenze. Die Gegend in der unmittelbaren Nähe dieser Seen ist sehr stark bewaldet, und von einer so ganz besonderen Schönheit und Fruchtbarkeit, daß Ansiedler schon im Jahre 1855 und 1856, während die Umgegend auf Hundert Meilen noch unbewohnt war, daselbst sich niederließen und eine Colonie bildeten. Es waren meistenteils amerikanische Farmer die vom Osten Amerika's namentlich von Ohio und Pennsylvanien eingewandert. Sie kannten die Entbehrungen, die mit einer Ansiedelung, hunderte Meilen von der Civilisation, verknüpft waren, aber gewöhnt daran sich mit wenig zu behelfen, und vertraut mit der Art und Weise eine Heimath zu schaffen, arbeiteten sie rüstig fort, und hatten im 2ten Jahre ihrer Ansiedelung schon eine recht gute Ernte und einen ziemlichen Viehbestand. Räuberische Indianer, welche zu der Horde der Sioux gehörten, (die doch wegen ihrer feindlichen Gesinnung gegen die Weißen gefürchtet waren) hauseten noch in einigen Theilen des nördlichen und nordwestlichen Iowa's. Vor Jahren, ungefähr 1846, hatte ein Weißer, Namens Henry Lott, Handel mit diesen Indianern getrieben, und namentlich Whiskey (Branntwein) an sie verkauft, der Häuptling, Si-dom-i-na-do-tah verbot dem Lott den Handel, und drohete im Weigerungsfall, sein Eigenthum zu zerstören. Als Lott aber fortfuhr den Indianern den Branntwein zu verkaufen, erschien der Häuptling am 18ten December 1846, und zerstörte Lott's Eigenthum. Dieser entkam glücklich mit seiner Familie, mit Ausnahme eines Sohnes, der in dem gerade wüthenden Schneesturm umkam. Lott siedelte sich in dem etwas südlicher belegenen Humboldt County an, und erneuerte seinen Handel, namentlich den mit Branntwein, mit anderen Indianerstämmen. Im Winter von 1853 und '54 schlug der Häuptling Sidominadotah in der Nähe von Lott seinen Whigwam (Hütte) auf und wohnte daselbst mit seiner Familie. Lott brütete Rache, er und sein Stiefsohn verkleidet als Indianer, ermordeten fast die ganze Familie des Häuptling, außerdem eine alte Indianerin und 2 Kinder, im Ganzen 7 Personen. Nur 2 Mitglieder der Familie, ein Knabe 12 Jahre und ein Mädchen 10 Jahre alt entkamen, sie flohen nach dem Norden. Die Gebeine der Ermordeten wurden später gefunden, man schöpfte Verdacht, und Lott von seinen Nachbarn verfolgt, floh mit seinem Stiefsohn nach Californien. Die beiden Indianerkinder, welche entkamen, brachten die Kunde von der

[Seite 13]

Greuelthat nach den im Norden lebenden Indianerhorden. Von dieser Zeit an datirt sich der Haß gegen die weiße[n] Ansiedler und die Verfolgung derselben.

Der gemordete Häuptling war ein naher Verwandte[r] des notorischen Ink-pa-du-tah, der das Werk der Rache übernahm. Der Winter im Jahre 1856-'57 war sehr strenge, und der hohe Schnee erschwerte den Verkehr der Ansiedler am Spirit Lake mit einander. Am 8ten oder 9ten März fingen die Indianer an die Ansiedler am Siouxfluß zu beunruhigen, sie wurden indeß vertrieben und wandten sich nach der Ansiedlung am Spirit Lake und der Umgegend. Hier verübten sie vollständig das Werk der Rache. In einer Zeit von zwei Tagen tödteten sie 55 Personen, Männer, Weiber und Kinder, zerstörten die Häuser und tödteten das Vieh. Nur sehr wenige Ansiedler entkamen. Ein junger Indianer hatte längere Zeit im Hause eines Herrn Carter gelebt. Derselbe von Freundschaft gegen die weiße Familie erfüllt, verrieth, leider zu spät, den teuflischen Plan seiner Bande. Die Entkommenen brachen sich nach Süden wendend auf, und erreichten endlich Fort Dodge, wo das Vereinigten Staaten Militär stationirt war. Major Williams brach mit 110 Mann, vertheilt in drei Colonnen gegen die Indianer nach […] Es war eine schreckliche Kälte, dabei lag der Schnee hoch, und man mußte durch eine unbebaute Gegend. Endlich erreichten sie Springfield, einen Ort in der Nähe des See's, wohin sich die Entkommenen gewandt hatten. Hier fand man 3 verwundete Männer und 23 Weiber und Kinder, die sich in den Schneebergen versteckt hatten. Man versorgte dieselben mit Kleidungsstücken und Nahrung. Die Indianer waren entflohen, sie entkamen, da sie mit der Gegend mehr betraut, und gegen die strenge Kälte abgehärtet waren. Nachdem man die Todten begraben, kehrte man mit den Geretteten nach Fort Dodge zurück. Auf dem Heimwege verlor Major Williams 2 seiner Soldaten, die der starke Frost getödtet. Achtzehn andern waren die Glieder theilweise erforen. Lange Jahre war es öde und still am Spirit Lake und in der Umgegend. Die Geister der Getödteten schienen die Ansiedler von der Gegend zu bannen. Erst nach dem sich die Indianer gänzlich aus Iowa entfernt, fing man an sich in der Gegend an den Seen wieder anzubauen. Jetzt blüht daselbst eine herrliche Ansiedelung. Farm an Farm reiht sich an dem Ufer der beiden See'n (Spirit Lake und Okoboji Lake,) und in traulichen Kreisen erzählen sich die Ansiedler von den harten Tagen ihrer Vorweser. Dick[i]nson County, in welchem die See'n belegen sind, hat schon über 1000 Einwohner und bereits 4 Schulhäuser.

Ein anderes, sehr bemerkenswerthes Gewässer des nördlichen Iowa's ist der Storm Lake (Sturmsee), der seinen Namen fast immer unruhigen

[Seite 14]

Wassers wegen führt. Er ist von Osten nach Westen drei Meilen lang und von Norden nach Süden zwei Meilen breit. Derselbe ist in der offenen Prairie belegen, und kein Wald ziert seine Ufer.

Außerdem sind eine Menge kleinere See'n in Hancock, Humbold, Hamilton, Wright und Calhoun County. Alle diese See'n sind mehr oder weniger tief, ihr Wasser ist sehr klar, so daß man oftmals 12 bis 20 Fuß tief in das Flußbett sehen kann. Alle sind voll von den besten und verschiedensten Arten von Fischen, und werden deßhalb, so wie wegen ihrer Schönheit während des Sommers von Fremden häufig besucht. Auch den Jagdliebhabern bietet das an den Ufern derselben sich aufhaltende Wild hinreichend Gelegenheit zum Jagen.