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Chapter 6 (transliteration): Über die Kultur des Sorghums und der Besenstaude

Chapter Six of <em>Iowa, die Heimat für Einwanderer</em> (1873)

Sechstes Kapitel.

Ueber die Kultur des Sorghums und der Besenstaude.

Ein besonderer Zweig der Landwirthschaft ist der Anbau des sogenannten Sorghums und der Besenstaude. Sorghum ist eine rohrartige Pflanze, die sehr viel Zuckerstoff enthält, und aus dem Grunde für die Gewinnung von Zucker und Syrup angebaut wird. Erst seit etwa 10 Jahren ist der Anbau von Sorghum in größerem Maßstabe hier in Iowa betrieben worden. Bisher hat sich die Fabrikation von dem aus dem Stengel gewonnenen Safte nur auf die Bereitung von Syrup erstreckt, weil die Zubereitung des Zuckers mit mehr Mühe, und vor allen Dingen mit größeren Auslagen verknüpft ist. Der Sorghum wächst auf den Ebenen Iowa's ausgezeichnet. Er erfordert einen reichen tiefen Humus. Der Saame wird zu Anfang Mai in Reihen, die ungefähr 2 1 - 2 bis 3 Fuß von einander enfernt sind, gepflanzt. Während des Sommers wird die Pflanze, so lange sie noch klein ist, mit der Hacke kultiviert. Später gebraucht man zur Auflockerung des Bodens und zur Vertilgung des Unkrautes den Sorghumcultivator, den ein Pferd leicht ziehen kann. Das Sorghumrohr wächst von 6 bis 10 Fuß hoch, wird am Ende Septembers geschnitten und als dann vermittels einer Walzenmühle, die von zwei Pferden getrieben wird, gepreßt. Der gewonnene Saft wird sodann in eigends dazu eingerichteten großen Pfannen zu Syrup gekocht. Man berechnet, daß von einem Acker Sorghum ungefähr 160 Gallonen Syrup gewonnen werden. (Die Gallone hält fünf gewöhnliche Flaschen.) Der Syrup kostet in der Regel von 65 bis 80 Cents. Die Einrichtung für die Fabrikation des Syrups kostet etwa 300 Dolars, und kann, wenn sorgfältig behandelt, wenigstens 10 Jahre gebraucht werden. Der Anbau von Sorghum für die Fabrikation von Syrup ist ein sehr profitabler Zweig der Landwirthschaft. Man nimmt an, daß ein Mann während des Frühlings und Sommers etwa 10 Acker mit Sorghum bepflanzt, allein bearbeiten kann. Im Herbst muß

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er dann beim Abschneiden und Pressen wenigstens noch eine Person zur Hülfe haben. Für Landleute, die nur geringe Geldmittel besitzen, ist der Anbau dieser Frucht sehr empfehlenswerth.

Ein anderer Zweig der Landwirthschaft, an dem sich der Landmann im Allgemeinen eben nicht betheiligt, der aber dem Einzelnen, der sich darauf legt, ein sicheres Einkommen verschafft, ist der Anbau der Besenstaude. Diese hat in ihrem ganzen Aeußern große Aehnlichkeit mit der Sorghumstaude. Sie ist ein rohrartiges Gewächs, (etwa von 6 bis 8 Fuß hoch wenn ausgewachsen) und hat am Gipfel einen großen Saamenbüschel, der das Material für die Besen enthält, und dessentwegen die Staude angebaut wird. Vermittelst eines einfachen Instruments werden die Saamenkörner vom Saamenbüschel entfernt, dasselbe dann getrocknet und liefert so das Material für die amerikanischen Besen, die jetzt schon fast über die ganze civilisirte Welt verbreitet sind. Man verkauft nun entweder die getrockneten Büschel an die Besenfabriken, oder fabrizirt dieselben, wenn man es versteht, und die Einrichtung dazu hat, selbst zu Besen. Eine Tonne (2000 Pfund) gutes Besenstroh kostet von 100 bis 200 Dollars. Man erzielt von einem Acker, wenn das Land gut bearbeitet wird, etwa eine Tonne.

Die Bearbeitung ist fast dieselbe wie die des Sorghums. Eine Person kann vielleicht 10 Acker im Frühling und im Sommer bearbeiten, und hat dazu nur ein Pferd nöthig. Das Abhauen der Büschel, Trocknen derselben, und die Entfernung der Saamenkörner, erfordert indeß ziemlich viel Arbeitskraft. Nach Abzug des Pachtzinses und der Ausgaben für Lohn und für Maschinerien, kann man für einen fleißigen Arbeiter vielleicht einen Nettoertrag für seine Bemühung von ungefähr ein Tausend Dollars berechnen. Schließlich sei hier noch bemerkt, daß der Sorghum sowohl wie die Besenstaude einen reichen Ertrag von Saamen liefern, der ölartig ist, und von einigen Farmern als Viehfutter gebraucht wird.