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Chapter 3 (transliteration): Boden Beschaffenheit

Chapter Three of <em>Iowa, die Heimat für Einwanderer</em> (1873)

Drittes Kapitel.

Boden Beschaffenheit.

Iowa hat ungefähr neun Zehntheil Prairie, (Steppe) oder Grasland und ein Zehntheil Holzland. Das Holzland liegt vorzugsweise an den Ufern der Flüsse und Bäche, jedoch finden wir auch Waldungen weiter von den Gewässern entfernt. In der Regel ist das Holz solcher Waldungen besser als das der Waldungen an den Ufern der Flüsse. Der östliche Theil des Staates enthält verhältnißmäßig mehr Holz, als der westliche. Wenn auch zugegeben werden muß, daß wir in Iowa nicht Holz im Ueberfluß haben, so ist doch jedenfalls gewiß, daß wir bei etwas weiser Behandlung unserer Waldungen, vollkommen genug für unsern Bedarf an Feurung und für die Umzäunung unserer Felder besitzen. Da wir fast überall in Iowa die ungeheuren Kohlenlager haben, (wovon später die Rede sein wird,) so kann von einem Mangel an Feurungsmaterial nicht die Rede sein. Ein fernerer Beleg hierfür ist, daß noch sehr selten die großen Torflager in Iowa für Feuerung in Anspruch genommen werden. Da unsere Eisenbahnen jetzt so ausgedehnt sind, daß fast kein Theil von Iowa sehr fern von irgendeiner Eisenbahnstation liegt, so können Kohlen billig angeschafft werden. Uebrigens ist auch die Forstcultur hier in Iowa sehr lohnend. Wer es recht anfängt, kann in wenig Jahren und mit unbedeutendem Kostenaufwand einen Wald, der ihm hinreichend Brennholz liefert, ziehen. Der Verfasser dieses Pamphlets, ein deutscher Farmer, pflanzte vor ungefähr 15 Jahren einen Akazienwald von ungefähr 3 Ackern an, der ihm nun schon seit 7 Jahren hinlängliches Feuerungsmaterial, und außerdem noch etwas Nutzholz, namentlich Pfähle für Einfriedung des Landes liefert. Die verschiedenen Holzarten Iowa's sind folgende: - 1) die Eiche, wovon man 6 bis 7 verschiedene Arten hat, die bekanntesten sind: die Weißeiche, die Schwarz- und Rotheiche und die Burreiche. 2) der Walnußbaum, von dem auch

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verschiedene Arten existiren. 3) der Hickorybaum, der das beste Material für Wägen und das beste Brennholz liefert. 4) der weiche Ahorn und 5tes der harte oder Zucker-Ahorn. Während der erste ein weniger gutes Holz liefert, erhält man von dem letzteren nicht allein ein gutes Brennholz, sondern auch ein dauerhaftes Bauholz. Beide Sorten Ahorn, vorzüglich aber die letztere, liefern wenn im Frühjahr (Februar und März) gebohrt, einen herrlichen Saft, aus dem der Farmer Syrup und Zucker bereitet. Der Ahornzucker ist ein werthvoller Artikel für Brustleidende. 6) der wilde Kirschbaum, 7) die rothe und 8) die weiße Ulme, 9) die Esche, 10) die Linde, 11) die Birke und 12) der Honig-Locust, ein der Akazie ähnlicher Baum, Die Zitteresche, der weiße Bergahorn, der Baumwollenbaum so wie die verschiedenen Pappelarten, findet man häufig an den Ufern der Flüsse und Bäche. Diese letzteren haben weniger Werth und werden nur selten benutzt. Kleine Cedarhaine findet man zahlreich an den Ufern des Iowa- und Cedarflusses, doch erreichen die Bäume nur eine unbedeutende Höhe. Isolirte Fichtenbäume findet man an den bergigen Ufern der Flüsse im nördlichen Theile des Staates. Beinahe alle verschiedenen, im Staate heimischen Holzarten wachsen, wenn verpflanzt, oder von Saamen gezogen, sehr schnell.

Der Boden allenthalben im Staate ist für Anpflanzung von Forsten geeignet, und an vielen Stellen schon mit jungen Pflänzchen und Keimen versehen, welche bloß des Schutzes gegen Prairie-Brände durch den umliegenden cultivirten Boden bedürfen, um in wenigen Jahren zu schönen, kräftigen Gebüschen heranzuwachsen.

[Der] Boden Iowa's ist so gut, daß er vielleicht nirgends besser in den Vereinigten Staaten gefunden werden kann. Man rechnet, daß von dem sogenannten Prairielande (Graslande) fünfundneunzig Procent culturfähig ist. Auch das Holzland, insoweit es nicht zu niedrig belegen, ist culturfähig, nachdem man die Holzstämme und wo möglich auch die Wurzeln entfernt hat. Da jedoch Iowa eben nicht Ueberfluß an Holz hat, so sollte man dasselbe deßhalb nicht niederhauen, um aus dem Lande urbaren Boden zu machen, zumal die Urbarmachung des Holzlandes bedeutend schwieriger ist, als die der Prairie. Von einer Urbarmachung dieser letzteren kann eigentlich gar nicht die Rede sein, wenn man nicht gerade das Aufpflügen (Brechen) darunter versteht, indem die Prairie, ohne weitere Hülfe von Menschenhand, ein ganz ausgezeichnetes Gras producirt, welches oftmals eine Länge von 2 bis 4 Fuß erreicht, und welches als Weide für Vieh, sowie auch als Winterfutter (Heu), wenn gut getrocknet, unübertrefflich ist. Man zieht oftmals das sogenannte Prairieheu dem Timotheeheu vor.

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 Der erste Staatsgeologe Iowa's, Dr. Hall, beschreibt den Boden folgendermaßen:

"Man kann meilenweit über die Prairie des mittleren Iowa's reisen, ohne einen einzigen Stein oder gar einen Kiesel zu treffen. In den Thälern, namentlich des südlichen Theiles des Staates, ist der schwarze, reiche, vegetabilische Boden sehr tief, (oftmals 4 bis 5 Fuß,) während auf den Höhen derselbe immerhin eine Tiefe von 1 bis 2 Fuß erreicht. Der Untergrund ist fast ohne Ausnahme ein thonartiger Lehm, der, wenn man tiefer hineingeht, wenn auch mitunter mit Sand und Kiesel vermischt, mehr den Character von Thon annimmt."

Dr. Charles White, der gegenwärthige Staatsgeologe Iowa's beschreibt den Boden folgendermaßen:

"Der Boden Iowa's hat eine Berühmtheit wegen seiner ungeheuren Fruchtbarkeit erlangt, und es ist in Wahrheit zweifelhaft, ob auf unserem Planet ein zweiter Platz von gleicher Größe gefunden werden kann, wo verhältnismäßig so wenig uncultivirbares Land sich befindet, und wo der Boden eine so durchschnittliche Fruchtbarkeit aufweisen kann. Nach einer sorgfältige[n] Examination bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß 95 Procent von Iowa's Boden culturfähig ist. Da der Staat fast ohne Bergen und Klippen und ohne nackte Oberflächen ist, und einen so tiefen fruchtbaren Boden besitzt, so kann er gewiß mit irgend einem andern in Beziehung auf Ertragsfähigkeit einen Vergleich aushalten, und ich kann ihn demnach, da die Agricultur (Landwirthschaft) immer als in erster Reihe zur Begründung der Wohlfahrt des Gemeinwesens dasteht, deßhalb nur empfehlen."

Das Wasser der Oberfläche wird durch den wellenförmigen Charakter des Landes und die zahlreichen großen und kleinen Flüsse abgeleitet. Dies mag Einige zu der Meinung veranlassen, daß es schwierig sei, gutes Quell- und Brunnenwasser zu finden. Dieses ist jedoch nicht der Fall, denn gutes, reines Trinkwasser ist an allen, sogar in den an höchsten belegenen Theilen des Stattes zu finden. Es ist selten nothwendiger tiefer als dreißig Fuß zu graben, um einen Ueberfluß dieses so nothwendigen Elementes zu finden. Oftmals werden Quellen, die einen unerschöpflichen Vorrath Wasser erhalten, an den Ufern der Flüsse gefunden. In den Holzgegenden des Staates muß man in der Regel tiefer graben, bevor man gutes Wasser erhält, als auf den Prairien. Beinahe alles Quell- und Brunnenwasser enthält eine kleine Proportion Kalk. Einige Quellen enthalten mineralische Bestandtheile, die von Invaliden wegen ihrer Heilkraft besucht werden. So ist z. B. eine solche mineralische Heilquelle kürzlich in Scott County, ungefähr 8 Meilen südöstlich von Davenport, nahe des am Mississippi belegenen Städtchens Buffalo ent-

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deckt worden. Davis County hat einige Salz-Quellen. Das Wasser derselben enthät eine ziemliche Portion gewöhnliches Salz, etwas Schwefelsäure und andere mineralische Bestandtheile. Gutes, gesundes Wasser wird in allen Theilen des Staates gefunden, und Niemand, der sich irgendwo anzusiedeln beabsichtigt, braucht in dieser Beziehung Schwierigkeiten zu befürchten.

Im Vergleich mit dem Proceß in andern Staaten, ist die Urbarmachung des Iowa Bodens sehr leicht. Während man in vielen der östlichen und auch an sehr vielen Plätzen in den westlichen Staaten, vorher Bäume niederhauen und aufbrennen, und Baum-Wurzeln ausroden, und oftmals Steine, die so dick liegen, daß man die eigentliche Oberfläche kaum sehen kann, entfernen muß, bevor man das Land pflügen kann, hat man dies in Iowa nicht nöthig. Das Aufpflügen (Brechen) der Prairie geschieht entweder mit Ochsen oder Pferden. Je nachdem man eine schmale oder breitere Furche zu pflügen wünscht, braucht man von 2 bis 4 Joch Ochsen oder 1 bis 2 Spann Pferde. Mit vier Joch Ochsen pflügt man gewöhnlich eine 20 Zoll breite Furche, und man kann dann leicht 2 1 - 2 bis 3 Acker umbrechen. Die beste Zeit hierfür ist vom 1ten Mai bis etwa zum 10ten Julius. Später sollte man nicht Land aufbrechen, da es der Einwirkung der heißen Jahreszeit bedarf, um die umgekehrte Grasnarbe mürbe zu brennen.

Eine Ausnahme hiervon macht das sogenannte Haselboden Land, das mit kurzem Haselbüsch bewachsen ist. Dieser Boden eignet sich mehr, wie irgend ein anderer, zur Forstkultur und zur Obstzucht. Da derselbe mehr poros ist, so kann man ihn auch noch bis Mitte August aufbrechen. In den letzten Jahren bricht man mehr mit Pferden, als mit Ochsen, da diese durchschnittlich theuer [theurer?] sind. Während man mit 4 Joch Ochsen von 2 1 - 2 bis 3 Acker umbricht, und dazu eines Treibers bedarf, kann man mit 3 oder 4 Pferden, und ohne Treiber, leicht 2 Acker brechen.

Man bedient sich dann in der Regel eines 14zölligen Pfluges. Viele Landwirthe (Farmer) pflanzen sogleich Indianisches Korn (Welschkorn) in die Furche. Oftmals gedeiht dassebe recht gut, man hat schon Fälle gehabt, daß ein Acker einen Ertrag von 20 bis 30 Buschel lieferte. Auch Kartoffeln und Bohnen werden mitunter sogleich nach dem Umpflügen gepflanzt, doch ist die Ernte hiervon weniger sicher. In den meisten Fällen läßt der Landmann das neu aufgebrochene Land bis zum nächsten Frühling brach liegen, pflanzt dann Welschkorn oder bestellt den Acker mit Weizen, und erzielt häufig eine fabelhafte Ernte. Nicht selten bringt ein mit Weizen bestellter Acker von 25 bis 40 Buschel, während der Ertrag in Welschkorn oftmals von 60 bis 100 Buschel ist. An einigen Stellen in Iowa erordert der Boden das nochmalige Pflügen, bevor die

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Saat eingebracht wird. Dies ist immer nothwendig, wenn man den Acker mit Welschkorn bepflanzen will, bestellt man denselben aber mit Weizen, so wird derselbe in vielen Gegenden eingeeggt, ohne wieder zu pflügen. Ist das Land zur rechten Zeit aufgebrochen, so hat die Sonnenhitze es vollkommen kulturfähig gemacht, und im nächsten Frühjahr ist es in der Regel so mürbe, daß man keine Schwierigkeiten hat den Saamen, auch ohne zu pflügen, einzueggen.

Der Hauptstapelartikel in Iowa sowohl, wie im ganzen Nordwesten der Vereinigten Staaten, ist das sogenannte Indian-Korn oder Welschkorn. Wie schon früher bemerkt, erntet man in Iowa von 50 bis 100 Buschel per Acker, letzteres ausnahmsweise. Der Durchschnittsertrag ist von 50 bis 60 Buschel von altem Lande. Nächst Welschkorn wird Weizen, und zwar Sommerweizen, am meisten gebaut. Freilich säet man im südöstlichen Theil des Staates hin und wieder auch Winterweizen, und er gedeiht daselbst auch sehr gut, wenn die Felder im Winter mit Schnee bedeckt, und die Nachtfröste im Frühling nicht zu streng waren, und bringt dann oftmals bis 30 Buschel per Acker, auch von altem Lande. Sommerweizen ist jedoch immer sicherer. Derselbe ergiebt auf neuem Lande von 25 bis 35, auf altem Boden jedoch selten über 20 Buschel. Gerste und Hafer gedeihen besonders gut in Iowa. Erstere liefert nicht selten einen Ertrag von 40 Buschel per Acker, und Hafer oftmals von 60 bis 70. Alle anderen Kernalien sowohl, wie die verschiedenen Arten zahmer Gräser, gedeihen in Iowa vortrefflich. Kartoffeln geben von 100 bis 300 Buschel, und Zwiebeln, die namentlich in einigen Gegenden mit großem Erfolg gebaut werden, nicht selten von 2 bis 500 Buschel per Acker. Zur Zeit der südlichen Rebellion war der Zwiebelbau sehr einträglich, da damals das Buschel nicht selten 1 bis 2 Dolars kostete.

In den östlichen und mehr bevölkerten Counties (Grafschaften) Iowa's wird schon viel Land mit zahmen Gräsern, Timothee, Klee, Bluegras, Kettog und andern Sorten angesäet. Im Innern und namentlich im Nordwesten des Staates, wo noch die großen Prairien vorhanden, gibt das wilde Gras hinlängliches Futter für das Vieh. Das Heu von den Prairien gewonnen, wird von vielen Landleuten als gesünder, und dem Vieh mehr zuträglicher gehalten, als Heu von zahmen Gräsern. Da nach einem alten Brauch die nicht eingefriedigte Prairie als Gemeingut betrachtet wird, so kostet es den Farmer (Landmann) sehr wenig sein Heu zu machen, und sein Vieh zu weiden. Man rechnet die Ausgaben für's Schneiden, Trocknen und Zusammenfahren von einer Tonne Prairieheu (2000 Pfund) von 75 Cents bis zu einem Dollar.