Chapter 14 (transliteration): Über Fabriken und Fabrikanlagen
Vierzehntes Kapitel.
Ueber Fabriken und Fabrikanlagen.
Bis vor etwa 3 Jahren ist in Iowa sehr wenig dafür gethan worden, um Fabrikanlagen zu begünstigen. Iowa hat nicht allein Rohmaterial für manche Gegenstände der Fabrikation, sondern fast überall an den Strömen und Flüssen Wasserkraft für Fabrikanlagen und wo man Dampfkraft vorzieht, in der Nähe der ungeheuren Kohlenlager, wohlfeiles Brennmaterial, dies Letztere besonders in dem mittleren und südlichen Theile des Staates. Aber der unübertroffene Reichthum des Bodens und der verhältnißmäßig niedrige Preis des Landes, verbunden mit der Gewißheit, daß Iowa dereinst in landwirtschaftlicher Beziehung der erste Staat der Union werden wird, hat die Kapitalisten bewogen ihre Kapitalien in Ländereien anzulegen, und sie bis vor Kurzem davon abgehalten ihre Kapitalien für Fabrikanlagen zu verwenden. Die Frage, welche sich bei Erörterung dieses Themas aufwirft, ist die: "Ist ein Bedürfniß für Fabriken in Iowa vorhanden, und bezahlt es sich, Kapitalien für Fabriken anzulegen? Beide Fragen müssen jedenfalls bejahend beantwortet werden. Seit Jahren sind wir gewohnt große Summen nach dem Osten Amerika's und nach Europa für Artikel zu senden, die ebensogut, und in manchen Fällen billiger in Iowa selbst fabricirt werden können, weil erstens das Rohmaterial in manchen Fällen billiger wie im Osten Amerika's ist, und weil ferner Fabrikarbeiter hier bedeutend billiger leben, und somit auch billiger arbeiten können. Man hat berechnet, daß ein Fabrik-Arbeiter in Iowa, der täglich 2 Dollar verdient, mehr erübrigen kann, als im Osten Amerika's bei einem Verdienst von 3 Dollars. (Die Fabrikarbeiter erhalten in Iowa, je nachdem sie in den verschiedenen Fabriken beschäftigt sind, von 2 bis 3, auch mitunter 4 Dollars per Tag.) Es ist also natürlich, daß Fabrikarbeiter, wenn hinreichend Fabrikanlagen gemacht werden, sich lieber nach Iowa begeben sollten, als im Osten zu verweilen. Was das Rohmaterial anbetrifft,
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so sendet Iowa davon jährlich zum Werth von mehreren Millionen Dollars nach dem Osten Amerika's, und bereichert somit die östlichen Fabrikherren. Würde dasselbe in Iowa selbst verarbeitet, so würden dadurch nicht die Unternehmer (Fabrikherren) sondern auch die Arbeiter in den Fabriken bedeutend gewinnen; der Landmann würde indirekt einen Vortheil haben, indem von den Erzeugnissen des Bodens mehr im Lande, durch die größere Anzahl der Arbeiter, consumirt würde, und der Staat im allgemeinen würde gewinnen, da sicherlich der Transport des verarbeiteten Materials lange nicht die Kosten des Transports von Rohmaterial erfordert. Mühlen jeglicher Art, als Mahl-, Oel-, Papier- und Sägemühlen findet man freilich allenthalben in Iowa, aber mit Ausnahme der ersten Klasse, nur in beschränkter Anzahl, und doch liegt für solche Anlagen ein sehr profitables Feld vor.
Die Fabrikation folgender Gegenstände würde sich in Iowa sehr gut bezahlen: Alle Arten von Agrikultur-Werkzeugen und Maschinen, von dem Spaten und der Hacke bis zur Mäh- und Dreschmaschine hinauf, ferner Wollen- und Linnenwaaren, alle Arten von Küferarbeit, alle Gegenstände die aus Leder fabricirt werden, ferner Mobilien aller Art, so wie auch Matratzen und Bettstellen, ferner alle, Gegenstände zu deren Fabrikation Fett benützt wird, als z. B. Lichter, Maschinenöl, u. s. w. Eisengießereien und damit verbundene Maschinen-Werkstätten, findet man jetzt schon in fast allen größeren Städten Iowa's und in manchen Dörfern, die an den resp. Eisenbahnen liegen, woselbst die Eisenbahncompagnien dieselben für die Fabrikation der von ihnen gebrauchten Locomotiven, Bagage- und andere Wagen eingerichtet haben.
Um dem Leser zu zeigen, wie vortheilhaft die Fabrikation von Agrikultur-Werkzeugen und Maschinen hier in Iowa sein würde, will ich hier eine Liste der Artikel, welche im Jahr 1871 von andern Staaten nach Iowa importirt und daselbst verkauft wurden, mit dem Werthe derselben hinzufügen:
Liste der Agricultur-Werkzeuge und Maschinen außerhalb Iowa fabricirt, und während des Jahres 1871 in Iowa verkauft.
Dreschmaschinen zum Werth von .... 1,288,350 Dollars.
Mähmaschinen " " ............. 1,578,200 "
Gras-Mähmaschinen ............................. 97,750 "
Pflüge und Cultivators …………...... 1,094,425 "
Säemaschinen ...................................... 140,625 "
Staubmühlen ......................................... 23,062 "
Spaten und Schaufeln ………………. 648,883 "
Forken, Rechen und Hacken .............. 644,010 "
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Wägen ............... 721,000 Dollars.
Verschiedenes.... 3,605,470 "
9,841,775 Dollars.
Der Werth der während derselben Zeit (1871) in Iowa fabricirten landwirtschaftlichen Maschinen und Werkzeugen ist etwas über 1 Million Dollars. Es geht aus dem Vorliegenden demnach hervor, daß der Bedarf fast das Neunfache der Fabrikation beträgt.
Für Druckpapier gibt Iowa jährlich 550,000 Dollars aus, und dennoch gibt es bisher in Iowa nur eine Papiermühle, die Druckpapier fabricirt.
In den letzten Jahren haben sich in vielen Städten in Iowa sogenannte "Citizens' Associations" (Bürgervereine) zur Hebung des Fabrikwesens organisirt. Der Zweck dieser Vereine ist, unternehmende Männer, die Kenntnis von Fabrikanlagen aller Art haben, einzuladen nach den resp. Städten, die sie vertreten, zu kommen, und sie auf die besonderen Vortheile für diese oder jene Fabrikanlagen aufmerksam zu machen. In manchen Fällen werden auch Geldbewilligungen gemacht, oder Bauplätze, passend für solche Anlagen, entweder geschenkt, oder auf längere
Jahre für freie Benutzung, mit dem Recht des Vorkaufs für eine festgesetzte Summe, dem Unternehmer gesichert. Solche Bürgervereine für Hebung von Fabriken existiren unter andern in den Städten Clinton, Des Moines und Waterloo.
Die Zahl der Fabriken in Iowa hat indeß in den letzten 12 Jahren, wie die nachfolgende Tabelle nachweist bedeutend zugenommen und es läßt sich annehmen, daß Iowa auch in dieser Richtung in nächster Zeit Riesenschritte machen wird.
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Tabelle
über Fabriken in Iowa in 1860 und 1872, mit Angabe der Anzahl derselben, der Arbeiter darin beschäftigt, und des Werths der fabricirten Gegenstände.
|
Anzahl der Fabriken in |
|
Anzahl der Arbeiter in Fabriken |
|
Werth des Fabrikats. |
|
|
1860 |
1872 |
1860 |
1872 |
1860 |
1872 |
Landwirthschaftliche Geräthe und Maschinen |
44 |
58 |
208 |
690 |
233,248 |
1057894 |
Bausteine |
28 |
139 |
135 |
1170 |
33,507 |
524022 |
Besen |
3 |
31 |
6 |
82 |
4,300 |
77000 |
Kutschen und Wägen |
66 |
545 |
236 |
1994 |
220,035 |
2165135 |
Küferwaaren |
19 |
165 |
83 |
511 |
57,657 |
551234 |
Mobilien aller Art |
64 |
263 |
232 |
1141 |
236,289 |
1115542 |
Eisengießereien &c. |
16 |
50 |
84 |
272 |
104,357 |
514886 |
Gerbereien |
31 |
36 |
67 |
55 |
177,948 |
117061 |
Sägemühlen |
540 |
567 |
1679 |
4308 |
2124,502 |
6812731 |
Hobelmühlen |
15 |
23 |
46 |
227 |
183,021 |
1038513 |
Dampfmaschinen &c. |
15 |
59 |
241 |
690 |
386,925 |
920340 |
Steinhauereien |
9 |
50 |
31 |
221 |
54,600 |
403648 |
Leinölmühlen |
2 |
6 |
7 |
51 |
18,100 |
320380 |
Pumpen |
|
7 |
|
37 |
|
56380 |
Sattlerwaaren |
72 |
385 |
176 |
1179 |
229,130 |
1331282 |
Fensterrahmen, Thüren und Fensterläden |
14 |
36 |
76 |
382 |
78,045 |
564971 |
Seife und Lichter |
2 |
15 |
3 |
53 |
13,150 |
233201 |
Töpfereien |
15 |
38 |
58 |
189 |
36,465 |
129903 |
Taback und Cigarren |
8 |
93 |
39 |
523 |
44,485 |
786373 |
Koffer |
|
8 |
|
8 |
|
19600 |
Essigfabrikation |
4 |
10 |
5 |
19 |
7,692 |
60780 |
Waschmaschinen |
|
1 |
|
3 |
|
6000 |
Holzwaaren |
|
1 |
|
22 |
|
28000 |
Wollenwebereien |
12 |
68 |
96 |
1038 |
127,640 |
1561341 |
Käsefabriken |
|
19 |
|
53 |
|
62730 |
|
974 |
2668 |
3508 |
14918 |
4391,096 |
20498947 |
Man wird hieraus ersehen, daß sich die Anzahl der Fabriken in den letzten 12 Jahren fast verdreifacht, die Zahl der Fabrik-Arbeiter mehr als vervierfacht, und daß der Werth der fabricirten Gegenstände um über 15 Millionen Dollars zugenommen hat.
Die Sägemühlen, welche wie aus der obigen Tabelle hervorgeht, die meisten Arbeiter beschäftigen, sind größtentheils in den größern Städten am Mississippi eingerichtet, weil die Fichtenstämme von dem nördlichen Wisconsin und Minnesota auf dem Fluß in Flössen dahin befördert
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werden. Die zu Brettern, Balken, Schindeln, Latten und andern Sorten von Bauholz gesägten Stämme, werden dann entweder auf dem Flusse oder auf den Eisenbahnen weiter transportirt. Vorzüglich in der Stadt Clinton sind große Sägemühlen vorhanden.
Unternehmende Einwanderer von Europa, die mit der Fabrikation einiger in diesem Kapitel erwähnten Gegenstände betraut sind, und genügendes Kapital besitzen, können dasselbe mit großem Vortheil hier in Iowa durch Fabrikanlagen verwerthen; und Fabrikarbeiter und Handwerker, von Europa kommend, sollten lieber den Westen suchen, als in den östlichen Fabriken ihr Leben hinzubringen, wo sie in der Regel nur ihr Leben fristen, da einestheils der Arbeitslohn geringer, und auf der andern Seite der Unterhalt der Familie viel theurer ist. Auch wird es dem Arbeiter im Westen viel leichter werden, sich ein Eigenthum zu erwerben, weil Bauplätze und Baumaterial in der Regel viel billiger sind.