Joseph Eiboeck, To Our Honored Readers (An die geehrten Leser)

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Transcription

An die geehrten Leser!

Einem hier in Amerika allgemeinen Gebrauche gemäß, wenn eine Veränderung in der Redaktion einer Zeitung stattfindet, daß die Einkommenden ihre Pläne und Grundsätze erklären, fühlen wir uns verpflichtet, denselben nachzukommen und das um so erfreulicher, da es uns vom Anfange eine Gelegenheit bietet, unseren Standpunkt den werthen Abonnenten dieses Blattes in solcher Weise darzulegen, damit später Niemand sich getäuscht fühlen kann oder bedauern muß, daß seine Erwartungen nicht erfüllt wurden.

Die Aufgabe, eine deutsche Zeitung in der Hauptstadt unseres großen Staates herauszugeben, ist keine leichte, hauptsächlich eine solche Zeitung, welche die vielen verschiedenen Interessen des Volkes vertreten soll, und dieses mit jener Energie, Fleiß und Talent, die zu verlangen, das deutsche Volk ein Recht hat. Obwohl schon viele Jahre der Leiter und Redakteur einer Zeitung, so betreten wir doch dieses uns neue Unternehmen mit nicht geringer Besorgnis, –nicht weil wir schon so lange gewöhnt waren, für ein amerikanisches Publikum in Englisch zu schreiben, und daher fehlerhaft in der deutschen Sprache ertappt werden könnten (dieses letztere wird gewiß gerne übersehen werden), aber eine dem deutschen Sinn und Charakter entsprechende Stellung einzunehmen—die Responsibilität als Vertreter und Vertheidiger unser Landsleute in Iowa aufzutreten dieses möchte wohl in Manchem das Zutrauen in sich selbst erschüttern und wir leugnen es deshalb nicht, daß wir uns etwas schüchtern dieser Aufgabe nähern.

In dem Glauben, daß alle alten Parteifragen geschlichtet sind und daß nunmehr Nichts als die Frage der Reform unter der persönlichen Freiheit obliegen, wird es zu unserem Ziele gemacht:

1) Alle politischen Fragen frei und unabhängig zu besprechen. Obwohl seit der Organisation der republikanischen Partei ein eifriger Republikaner, so waren wir doch einer der ersten, der sich in der liberalen Bewegung betheiligte, und finde[n] heute, daß wir sowohl, wie die vielen Tausend Deutsche, die den selben Weg einschlugen, recht gethan haben, und werden auch in Zukunft mit jener Partei gehen, die dem Fortschritt und der Reform huldigt. Soeben kann man die politischen Parteien als in einem Chaos betrachten, in keinem ist viel Zusammenhalt; die Streit-Fragen sind mehr abstrakt als in Wirklichkeit, jede will für Reform sein und doch bleibt es bis jetzt beim Alten. Es muss aber zwei Parteien geben und da die republikanische Partei, die doch die Macht hat, und keine Besserung verschaffen kann oder will, so müssen wir uns unter die Anti-Monopolisten reihen, mit denen wir so lange kämpfen werden, bis sie ihre jetzigen Grundsätze verlassen.

2) Ist es unsere Aufgabe, deutsche Sitten und Rechte zu vetheidigen. Durch dieses hoffen wir nicht ein Deutschland aus Amerika zu machen, aber wir werden suchen, beide Nationen näher zusammen zu bringen, und die verschiedenen Social-Fragen mit Anstand zu besprechen. Um dieses zu erleichtern haben wir uns entschlossen, wöchentlich von zwei bis drei Spalten Lesestoff im Englischen zu liefern, in welchen wir von Zeit zu Zeit die Ansichten der deutschen Presse und des deutschen Volkes in gutem Englisch klar machen werden. Dieses wird unsere deutschen Leser um keinen Raum berauben, da wir ebenso viel deutschen Lesestoff als bisher liefern werden.

3) Werden wir darauf streben, daß der „Anzeiger“ den ersten Rang einnimmt auf dem Felde der Neuigkeiten. Als ein Staatsblatt soll es die Haupt-Ereignisse jeder Stadt und jedes County mittheilen, und dieses werden wir suchen, je nach unsern Mitteln und der Unterstützung, die das geehrte Publikum uns verleiht. Auszüge der Behandlungen der Legislatur, der Staats-Versammlungen, sowie alle bemerkenswerthe Vorfälle, die in unserer Hauptstadt sich ereignen, werden natürlich berichtet.

4) Obwohl wir nicht so viel gewählten Lesestoff wie andere ältere Zeitungen in den großen Städten liefern können, so werden wir doch trachten, einen Ueberblick über Amerika und über unser altes Vaterland zu machen. Ebenso werden wir uns bemühen, genaue Marktberichte jede Woche zu bringen und überhaupt Alles was den deutschen Farmern und Geschäftsleuten von Nutzen und Unterhaltung sein kann.

Wir bringen Erfahrung, Fleiß und Ausdauer in das Geschäft, und sollte das geehrte Publikum unsere Bemühungen anerkennen durch ihre lebhafte Unterstützung, so werden wir stets fleißig und dankbar gefunden werden.

Achtungsvoll
Die Redaktion

[transcribed by Andrew Jansen]

Translation

It is a common American custom that, when a change in the editorship of a newspaper takes place, the incoming editors will state their plans and principles. We feel obliged to follow this custom and do so all the more willingly, as it offers us at the outset the opportunity to present our point of view to the worthy subscribers of this paper, so that later on no one will consider themselves deceived or regret that their expectations had not been fulfilled.

The task of publishing a German newspaper here in the capital city of our great state is not an easy one, especially when that newspaper should represent the diverse interests of its readers and, moreover, do so with the energy, diligence and talent that the German community has a right to expect. Although we were for years the managing editor of a newspaper, we nonetheless enter this new venture with not a little apprehension,––not because we have long been accustomed to write for an American public in English and thus might be caught making mistakes in the German language (this will no doubt be generously overlooked), but to take on a position suitable for German sense and character––the responsibility of assuming the role of a representative and defender of our countrymen in Iowa, this might indeed shake one’s confidence in oneself, and in this regard we don’t deny that we assume this duty somewhat timidly.

 In the belief that all old party questions have been resolved and nothing more than the question of reform and personal liberty remains, we have established the following goals:

  1. To discuss all political questions freely and independently. Although we were an eager Republican at the founding of the Republican party, we were nonetheless one of the first to participate in the Liberal Republican movement and find today that we, like the many thousand Germans whopursued the same path, did the right thing, and in the future we will follow the party that pays homage to progress and reform. Currently, the political parties can be regarded as in chaos, in none is there much cohesion; questions under debate are more abstract than they are actual, every party claims to be for reform and yet so far everything has remained the same. Nevertheless, there must be two parties, and since the Republican party, which is currently in power, has either not been able or not wanted to secure any betterment for us, we must thus join the ranks of the Anti-Monopolists, with whom we will contend until they abandon their current principles.
  2. It is our duty to defend German customs and rights. In doing so, we do not wish to make a Germany of America, but we will endeavor to bring both countries closer together and to discuss various social concerns with propriety. To make this easier, we have decided to deliver two to three columns in English every week, in which we will elucidate from time to time the views of the German press and the German community in good English. This will not deprive our German readers of any space, as we will continue to deliver the same amount of German reading material as previously.
  3. We will endeavor to make the “Anzeiger” first in the field of news. As a state newspaper, it shall convey the main events of every city and every county, and we will attempt this as our resources allow and the support that the honorable public lends to us. Excerpts of the proceedings of legislature and of state assemblies as well as all noteworthy events that occur in our capital will naturally be reported.
  4. Although we cannot deliver as much select reading material as other older newspapers in the big cities, we will nevertheless strive to give an overview of America and our old Fatherland. Likewise we will strive to bring precise market reports every week, indeed, anything that might be of use or entertaining for German farmers and business owners.

We bring experience, diligence and tenacity to our enterprise, and should the honorable public recognize our efforts through their active support, then we will always show ourselves diligent and thankful.

Respectfully,
The Editor

Dublin Core

Title

Joseph Eiboeck, To Our Honored Readers (An die geehrten Leser)

Subject

inaugural column by new editor Joseph Eiboeck

Description

Joseph Eiboeck, incoming editor of the Staats-Anzeiger, greets his new readers and explains his goals for the paper. He notes that, while he wishes to keep the paper politically independent, he is currently inclined to cast his lot with the Anti-Monopoly Party.

Creator

Joseph Eiboeck

Source

Iowa Staats-Anzeiger

Publisher

Joseph Eiboeck

Date

14 February 1874

Rights

State Historical Society of Iowa

Relation

Farewell column by outgoing editor Conrad Beck: https://germansiniowa.lib.uiowa.edu/items/show/2273

Format

jpg

Language

German

Type

text

Identifier

microfilm newspaper collections, State Historical Society of Iowa

Coverage

Des Moines; Polk County