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Böhne am 25ten August 1868
Lieben [Liebe] Kinder ich wünsche euch Gottes reichen Segen zum Gruß und dem Herrn Jesu zum Trost: Lieber Heinrich und Schwieger Tochter [Schwiegertochter] ich kann mich nicht lenger [länger] zurück halten und euch benachrichtigen das ich euren so liebefollen [liebevollen] Brief erhalten habe. Welcher mir auf meine traurigen Ereinisse [Ereignisse] auch wieder freude [Freude] gebracht hat, denn ich sehe und fühle es in meinem Inneren [inneren] Herzen, daß du mein Lieber Sohn auch noch das Word [Word] im Herzen hast was Sirach spricht Verlas [Verlass] nicht deinen Vater wenn er schwach wird, und Gedenke wie sauer du deiner Mutter geworden bist, Denn dieses habe ich aus deinem Briefe wohl genommen: Lieber Sohn und Schwieger Tochter [Schwiegertochter] wenn ihr nicht um mich besorgt wäret, so hättet ihr mir nicht einen Weschsel [Wechsel] von 50 Rth geschickt; Aber Lieben [liebe] Kinder diß [dies] ist Euer Verlangen daß ihr mich so gern nach Amerika haben wolld [wollte] das lieben [liebe] Kinder Freut [freut] mich sehr. Aber kent [könnte] ich euer verlangen [Verlangen] nun auch Erfüllen [erfüllen], die Freude würde um sogröser [so größer] sein Bej euch und auch bei mir wenn Wier [wir] uns noch einmal Umarmen [umarmen] könden [könnten] und uns Eines dem Andern einen siesen [süßen] Kus [Kuß] geben könde [könnten]. Aber lieben [liebe] Kinder ich kann auch biß [bis] jetzt noch nicht entschließen daß [dass] ich wirklich nach Amerika in meinen alden [alten] Tagen reisen will: Es treibt mich auch zwar keine noth [Not] dazu denn ich habe ja mein Dägliches [tägliches] auskommen [Auskommen] wenn mir daß [das] gegeben wird was mir vorbehalten ist – denn ich binn [bin] auch das Gude [gute] leben [Leben] wie es in Amerika ist nicht gewönt [gewöhnt] wie man hörd [hört] wo alle Tage dreimal Fleisch gegessen wird und sonnige [sonstige] gude [gute] Sachen. Bei uns ist die Haubtkost [Hauptkost] vor [für] die Alden [alten] Leude [Leute] zweimal Kafe [Kaffee] denn [den] Tag und wenn sie keine Budter [Butter] haben dann Essen [essen] sie das Brod [Brot] Trocken [trocken] darzu [dazu]. Lieben [Liebe] Kinder ich glaube sehr gerne, wenn ich zu euch käme so brauchte [bräuchte] ich mich nicht so hart anzustrengen mit Arbeiden [Arbeiten] wie hier es geschiet [geschieht], denn es heist [heißt] immer ihr reist mit und besonders diesen Sommer, die Früchte sind bis jetzt schon alle eingebracht, in einer Zeit von 4 Wochen sind alle Winder- [Winter-] und Sommerfrüchte eingebracht. Die Sonne hat immer ihre heißen Stra[h]len scheinen lassen. Es hat beinahe [...]
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[...] In 3 Monaden [Monaten] keinen durchweichenden Regen gegeben die Winder [Winter] Früchte sind ziemlich geraden [geraten] aber die Sommer Früchte [Sommerfrüchte] sint [sind] gespärlich [spärlich]. Kardoffeln [Kartoffeln] giebt [gibt] es wenig und der Flags [Flachs] ist ganz schlecht gerathen [geraten]. Ich muß nun noch bemerken was ich schon in meinen vorigen Briefe geschrieben habe, das [dass] die Marie Köhler von hier nach Amerika reisen wolde [wollte] hat sie auch gethan [getan] und ich hatte dier [dir] geschrieben ich wolde [wollte] dir was Leinen schicke [schicken] das hab ich auch gethan [getan], nemlich [nämlich] ein Stick [Stück] klades [Kleider) Leinen das kanst [kannst] du benutzen wo zu du es willst und zwei Dischthücher [Duschtücher] ein Stück wollenes garn[Garn] und ein gebittetes [besticktes?] Handtuch, sie hat geschrieben sie ist in Sangt [Sankt] Louis bey [bei] einem Gärdner [Gärtner] in Dienste, sie hat geschrieben ich solde [solle] die Adresse von dir an sie schicken das hab ich auch gethan [getan]. Nun noch einige Zeilen an dich liebes Kathrina und neu gewordener Schwieger Sohn [Schwiegersohn]. Liebes Schriner du hattes [hattest] mir in dem vorigen Briefe geschrieben du woldes [wolltest] mir im nächsten Briefe, dann weidern [wieder] nachrichten [Nachrichten] schreiben von deiner zweiden [zweiten] Verheiradung [Verheiratung] – Aber du hast nur einen Gruß an mich geschrieben und weider [weiter] nichts das genügt mir nicht. Ich hoffe das [dass] du bald was von dir und deinem Zweiden [zweiten] mann [Mann] hören lösses [lässt]. Lieber Heinrich ich muß noch bemerken das Stück wollenes Garn soll deine Schwester haben, wenn ihr daß [das] bekomt [bekommt] auch muß ich dir zu wissen thun [tun] das [dass] ich das Geld nemlich [nämlich] dem [den] Weschsel [Wechsel] in Naumburg von dem Kaufman [Kaufmann] mit namen [Namen] Boberman ausgezahlt ist: hiermit will ich mein Schreiben mit Viel [viel] tausent herzlichen Grüsen [Grüßen] an Alle [alle] lieben Kinder und an meine lieben Enkelinnen dir lieben Sohn und Tochter und nun will ich sagen, warum sollt ich mich denn grämen? Hab ich doch Christum noch wer will mir denn nehmen wer will mir den Himmel rauben, den mir schon Gottes Sohn beigelegt im Glauben? Schickt er mir ein Kreuz zu tragen, bringt herein Angst und Pein, sollt ich drum verzagen der es schickt der wird es wenden er weis [weiß] wohl wie er soll all mein Unglück enden – Amen.
Envelope:
An Henrig Wende
Keokuk State of Iowa
Nort Amerika
Lieben [Liebe] Kinder ich wünsche euch Gottes reichen Segen zum Gruß und dem Herrn Jesu zum Trost: Lieber Heinrich und Schwieger Tochter [Schwiegertochter] ich kann mich nicht lenger [länger] zurück halten und euch benachrichtigen das ich euren so liebefollen [liebevollen] Brief erhalten habe. Welcher mir auf meine traurigen Ereinisse [Ereignisse] auch wieder freude [Freude] gebracht hat, denn ich sehe und fühle es in meinem Inneren [inneren] Herzen, daß du mein Lieber Sohn auch noch das Word [Word] im Herzen hast was Sirach spricht Verlas [Verlass] nicht deinen Vater wenn er schwach wird, und Gedenke wie sauer du deiner Mutter geworden bist, Denn dieses habe ich aus deinem Briefe wohl genommen: Lieber Sohn und Schwieger Tochter [Schwiegertochter] wenn ihr nicht um mich besorgt wäret, so hättet ihr mir nicht einen Weschsel [Wechsel] von 50 Rth geschickt; Aber Lieben [liebe] Kinder diß [dies] ist Euer Verlangen daß ihr mich so gern nach Amerika haben wolld [wollte] das lieben [liebe] Kinder Freut [freut] mich sehr. Aber kent [könnte] ich euer verlangen [Verlangen] nun auch Erfüllen [erfüllen], die Freude würde um sogröser [so größer] sein Bej euch und auch bei mir wenn Wier [wir] uns noch einmal Umarmen [umarmen] könden [könnten] und uns Eines dem Andern einen siesen [süßen] Kus [Kuß] geben könde [könnten]. Aber lieben [liebe] Kinder ich kann auch biß [bis] jetzt noch nicht entschließen daß [dass] ich wirklich nach Amerika in meinen alden [alten] Tagen reisen will: Es treibt mich auch zwar keine noth [Not] dazu denn ich habe ja mein Dägliches [tägliches] auskommen [Auskommen] wenn mir daß [das] gegeben wird was mir vorbehalten ist – denn ich binn [bin] auch das Gude [gute] leben [Leben] wie es in Amerika ist nicht gewönt [gewöhnt] wie man hörd [hört] wo alle Tage dreimal Fleisch gegessen wird und sonnige [sonstige] gude [gute] Sachen. Bei uns ist die Haubtkost [Hauptkost] vor [für] die Alden [alten] Leude [Leute] zweimal Kafe [Kaffee] denn [den] Tag und wenn sie keine Budter [Butter] haben dann Essen [essen] sie das Brod [Brot] Trocken [trocken] darzu [dazu]. Lieben [Liebe] Kinder ich glaube sehr gerne, wenn ich zu euch käme so brauchte [bräuchte] ich mich nicht so hart anzustrengen mit Arbeiden [Arbeiten] wie hier es geschiet [geschieht], denn es heist [heißt] immer ihr reist mit und besonders diesen Sommer, die Früchte sind bis jetzt schon alle eingebracht, in einer Zeit von 4 Wochen sind alle Winder- [Winter-] und Sommerfrüchte eingebracht. Die Sonne hat immer ihre heißen Stra[h]len scheinen lassen. Es hat beinahe [...]
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[...] In 3 Monaden [Monaten] keinen durchweichenden Regen gegeben die Winder [Winter] Früchte sind ziemlich geraden [geraten] aber die Sommer Früchte [Sommerfrüchte] sint [sind] gespärlich [spärlich]. Kardoffeln [Kartoffeln] giebt [gibt] es wenig und der Flags [Flachs] ist ganz schlecht gerathen [geraten]. Ich muß nun noch bemerken was ich schon in meinen vorigen Briefe geschrieben habe, das [dass] die Marie Köhler von hier nach Amerika reisen wolde [wollte] hat sie auch gethan [getan] und ich hatte dier [dir] geschrieben ich wolde [wollte] dir was Leinen schicke [schicken] das hab ich auch gethan [getan], nemlich [nämlich] ein Stick [Stück] klades [Kleider) Leinen das kanst [kannst] du benutzen wo zu du es willst und zwei Dischthücher [Duschtücher] ein Stück wollenes garn[Garn] und ein gebittetes [besticktes?] Handtuch, sie hat geschrieben sie ist in Sangt [Sankt] Louis bey [bei] einem Gärdner [Gärtner] in Dienste, sie hat geschrieben ich solde [solle] die Adresse von dir an sie schicken das hab ich auch gethan [getan]. Nun noch einige Zeilen an dich liebes Kathrina und neu gewordener Schwieger Sohn [Schwiegersohn]. Liebes Schriner du hattes [hattest] mir in dem vorigen Briefe geschrieben du woldes [wolltest] mir im nächsten Briefe, dann weidern [wieder] nachrichten [Nachrichten] schreiben von deiner zweiden [zweiten] Verheiradung [Verheiratung] – Aber du hast nur einen Gruß an mich geschrieben und weider [weiter] nichts das genügt mir nicht. Ich hoffe das [dass] du bald was von dir und deinem Zweiden [zweiten] mann [Mann] hören lösses [lässt]. Lieber Heinrich ich muß noch bemerken das Stück wollenes Garn soll deine Schwester haben, wenn ihr daß [das] bekomt [bekommt] auch muß ich dir zu wissen thun [tun] das [dass] ich das Geld nemlich [nämlich] dem [den] Weschsel [Wechsel] in Naumburg von dem Kaufman [Kaufmann] mit namen [Namen] Boberman ausgezahlt ist: hiermit will ich mein Schreiben mit Viel [viel] tausent herzlichen Grüsen [Grüßen] an Alle [alle] lieben Kinder und an meine lieben Enkelinnen dir lieben Sohn und Tochter und nun will ich sagen, warum sollt ich mich denn grämen? Hab ich doch Christum noch wer will mir denn nehmen wer will mir den Himmel rauben, den mir schon Gottes Sohn beigelegt im Glauben? Schickt er mir ein Kreuz zu tragen, bringt herein Angst und Pein, sollt ich drum verzagen der es schickt der wird es wenden er weis [weiß] wohl wie er soll all mein Unglück enden – Amen.
Envelope:
An Henrig Wende
Keokuk State of Iowa
Nort Amerika
Translation
See attached jpg documents. Translator unknown.
Dublin Core
Title
Letter from Widow Elizabeth Hoehne to her son and daughter-in-law
Subject
Religion; Transatlantic Correspondence; Immigration; Agriculture; Domestic Service; Chain Migration
Description
A widowed mother in Germany writes her son and daughter-in-law explaining why she cannot bring herself to emigrate, even though they have sent money for her passage. She includes information on perceptions of immigrant life in America, as well as the experience of an acquaintance who has gotten work as a domestic servant in St. Louis.
Creator
Elizabeth Hoehne
Source
Cora Eversmeyer Papers, Box 1
Iowa Women's Archive, The University of Iowa Libraries, Iowa City
http://collguides.lib.uiowa.edu/?IWA0418
Iowa Women's Archive, The University of Iowa Libraries, Iowa City
http://collguides.lib.uiowa.edu/?IWA0418
Publisher
Iowa Women's Archive, The University of Iowa Libraries, Iowa City
Date
25 August 1868
Rights
Iowa Women's Archive, The University of Iowa Libraries, Iowa City
Format
Letter; jpg
Language
German; English translation
Type
text
Identifier
Box #1, Cora Eversmeyer Papers, Iowa Women's Archive, The University of Iowa Libraries, Iowa City
http://collguides.lib.uiowa.edu/?IWA0418
http://collguides.lib.uiowa.edu/?IWA0418
Coverage
1868; St. Louis; Lee County; Boehne, Hesse