Joseph Eiboeck, Die Deutschen von Iowa: Chapter 3

Eiboeck.Chapter03.jpg

Document Translation Item Type Metadata

Transcription

Drittes Kapitel

Iowa’s Waldungen und Prairien [Prärien]

[Seite 61]

Iowa wurde von jeher als ein Prairie-Staat [Präriestaat] angesehen. Mit Ausnahme der dichten Waldungen in den Countys am Mississippi-
Fluß [Fluss], besonders in Dubuque, Clayton und Allamakee Counties, sowie auch an den Ufern des Des Moines, Cedar, Iowa und mehrerer an-
derer kleineren Flüsse im Inland ist die Oberfläche des Staates in seinem Urzustand, wie er von den Weißen zuerst gesehen wurde, eine
fast ununterbrochen wellenförmige Prairiengegend [Präriegegend] gewesen. Man behauptet wohl, daß [dass] es kein County im Staate gab, das nicht etwas Holzland hatte; in den meisten Counties im Innern war dasselbe aber
sehr spärlich, denn die jährlichen Prairiebrände [Präriebrände] ließen keine oder wenige Waldungen bestehen. In dem kleinen Grundy County soll, wie uns
von den ersten Ansiedlern der Gegend mitgetheilt [mitgeteilt] wurde, kein einziger Baum gestanden haben, als die Weißen dorthin kamen.
In den Urwäldern Iowa’s [Iowas] und hauptsächlich in den Waldungen am Mississippi, standen s.Z. Walnußbäume [Walnussbäume], die aber wäh- rend der letzten 30 Jahre von Spekulanten aufgekauft, gefällt und
nach anderen Gegenden verschickt worden sind. Es war ursprünglich so viel dieser Sorte Holz vorhanden, dass die ersten Bewohner das- selbe als Brennholz benutzten, da es leicht gefällt und gespalten
werden konnte. Außer weißen und rothem [rotem] Walnuß [Walnuss] waren folgende
die vorherrschende [vorherrschenden] Holzgattungen: Weiße Eiche, Burr-Eiche, Rothe [Rote] Eiche, Ahorn, (Weicher- und Zucker-), die Weißesche, Hickory, Elm,
Honey Locust (Akazie) u.s.w. [usw.] An dem Cedar Fluß [Fluss] standen noch vor 40 Jahren schöne Waldungen von Rothen [Roten] Cederbäumen. Dieselben wurden jedoch niedergehauen, zu Flössen vereinigt und nach St. Louis



[Seite 62]


geschwemmt. Heute würde man diese unersetzlichen Waldungen besser beschützen.
Von einer eigentlichen Prairiengegend [Präriegegend] in Iowa kann man in die- sem letzten Jahre des 19. Jahrhunderts kaum mehr reden. Die ein-
stigen Prairien[Prärien] sind derart mit künstlich angelegten Wäldern, meistens Windschützern für die Farmhäuser und Obstgärten, besetzt worden,
daß [dass] die Prairien, [Prärien] wie man sie im Urzustand fand, verschwunden und anstatt derselben ein weit und breit erstandenes und sich immer und
immer wieder verschiebendes Panorama von üppigen Landwirthschaf-
ten, [Landwirtschaften] herrlichen Land-Gebäulichkeiten, von heimischen Schattenbäumen umgeben, entstanden ist. Es wird behauptet und scheint auch richtig
zu sein, daß [dass] trotz der unvernünftigen Verwüstung der Waldungen in früheren Jahren, heutzutage mehr Holzland im Staate ist, als vor
40 Jahren. Das ist wohl dem Umstande zuzuschreiben, daß [dass] die Waldbrände, welche in früheren Jahren soviele [so viele] Wälder vernichteten, aufgehört haben. Auch hat der weitere Umstand viel dazu beigetra-
gen, daß [dass] der Staat durch Gesetze die Anpflanzungen von Waldbäumen fördert, da jeder Acker, der mit Waldbäumen bepflanzt ist, steuerfrei
ist, sowie auch auf fünf Jahre $50 Werth [Wert] von jedem Acker, der mit Fruchtbäumen bepflanzt ist.

Wenige, die nicht vor 40 und 50 Jahren die westlichen Prairien [Prärien] gesehen haben, können sich einen richtigen Begriff machen von deren Einöden, trotz der wellenförmigen Oberfläche des Landes. Soweit,
wie das Auge reichte, kein Baum in Sicht, nichts als Land und Him- mel, keine Berge, um das Landschaftsbild zu verändern. Im Som- mer mit mannshohem Gras und im Winter mit tiefem Schnee bedeckt, und nichts, was dem Auge Erholung oder Abwechslung gab. Dabei
sausten die Prairiewinde im Sommer nicht weniger als im Wnter [Winter], daß [dass] es nicht zu wundern ist, daß [dass] die ersten Pioniere, welche aus Waldgegenden kamen, um keinen Preis sich auf der Prairie niederge- lassen haben würden, sondern lieber jahrelang mühsam die Bäume
in ihrem Waldheim abgehauen und die Stumpen ausgehackt haben,
als daß [dass] sie sich ohne Schutz gegen die Prairiewinde auf die baum- losen Steppen gewagt haben würden. Es erforderte in der That [Tat] auch einen gewissen Heroismus, sich hinaus auf eine Gegend zu getrauen,



[Seite 63]

in welcher man keinen Schutz hatte gegen die Stürme, die vom Norden herunterkamen, wo meilenweit kein Nachbarhaus zu sehen war. Und
dann die Prairiebrände [Präriebrände]! Wie mancher Ansiedler hat sein ganzes Hab und Gut durch den furchtbaren, aber grausig schönen Dämon verlo-
ren, und viele sogar ihr Leben. Die Prairiebrände [Präriebrände] kamen jedes Jahr, ob die Indianer dieselben verursachten, oder ob sie sich von selbst ent- zündeten, sie kamen regelmäßig und wehe dem, der sich in ihrem
Pfade befand. Da war keine Hilfe möglich, wenn man sich nicht gründlich vorbereitet hatte. Das Feuer kam schneller als ein Renn-
pferd dahergejagt [daher gejagt]. Meilenweit erstreckte sich das Flammenmeer und nichts konnte ihm entgehen – der Tod und die Verwüstung waren
sicher. Bald aber, nachdem die Prairiebesiedlung [Präriebesiedlung] begann, lernte man von den Indianern das Anlegen eines Gegenfeuers, so daß [sodass], wenn
die Colonnen [Kolonnen] der Feuersmacht heranbrausten, dieselben zum Halt ge- bracht wurden, weil sie keine Nahrung mehr fanden. Auch lernten
die Prairie-Farmer [Präriefarmer] bald das Umpflügen des Bodens um ihre Behau- sung, so daß [sodass] die Prairiebrände [Präriebrände] nicht zu ihnen kommen konnten.

Wie anders ist es heute! Da, wo einst nichts als Indianer,
Prairiewölfe [Präriewölfe] und Klapperschlangen hausten, wo sich, wie man damals glaubte, kein Weißer niederlassen würde, sieht man heutzutage die
üppigsten Landwirthschaften [Landwirtschaften] von der Welt, die blühendsten Dörfer und Städte. Die Rothhäute [Rothäute] sind mit dem Wild und dem giftigen
Gewürm verschwunden, und die Europäer haben sozusagen eine neue Welt durch ihren Fleiß, ihre Energie und ihr Ausdauer geschaffen.
Das aber ist das Werk der Pioniere, und ein großes Werk ist es für- wahr, das [dass] sie vollbracht haben, vollbracht unter Entsagung auf fast alle Genüsse der Zivilisation und unter Leiden und Strapazen, welche
die Muthigsten [Mutigsten] und Kühnsten heutzutage zurückschrecken würden. Sie wagten viel. Sie bekamen wohl ihr Land um $1.25 den Acker, aber
Andere wollten dasselbe ja nicht einmal geschenkt haben. Was in den
ersten Jahren der Besiedelung nicht die Indianer und die Prairiebrände [Präriebrände] zerstörten, die Wölfe umbrachten, nahmen in späteren Jahren die
Heuschrecken, die in solchen Massen kamen, daß [dass] das Sonnenlicht ver- finstert wurde, und kein Hälmchen Gras und kein grünes Blatt mei-
lenweit mehr zu sehen war, wo sie sich niedergelassen hatten. Und

[Seite 64]


dennoch fanden die Farmer und besonders die deutschen Farmer ihr Fortkommen. Wenn auch die Produktenpreise gering waren, und der Pionier-Farmer oftmals 50 und 100 bis 150 Meilen weit mit einer Ladung Weizen zu fahren hatte, um dieselbe zu verkaufen, oder gegen
andere Waaren [Waren] umzutauschen, so kam er doch vorwärts, und als spä- ter die Eisenbahnen kamen und ihnen nähere Märkte brachte [brachten], da stieg nicht nur der Preis ihres Landes, sondern auch der ihrer Produkte,
und der Prairie-Farmer [Präriefarmer] konnte nun den „Buschbauer“ auslachen, trotz- dem letzterer besseren Schutz für seine Obstgärten hatte und sich hei-
mischer darin fühlte. Letzterer hatte freilich Holz zum Brennen, wäh-
rend der Prairie-Farmer [Präriefarmer] weit fahren mußte [musste], um Brennmaterial zu bekommen. Oftmals war er auch zu weit von Waldungen entfernt,
um Brennholz zu bekommen, so mußte [musste] er in manchen Jahren wildes Gras brennen, das ihn die Noth in harte Knäuel zu wickeln und in
eigens dazu erfundenen Öfen zu brennen lehrte. Dann gab es auch Jahre, in denen der Preis des Mais zu gering war, als daß [dass] es sich gelohnt hätte, ihn zum Markt zu bringen. Dann wurde Mais als Brennmaterial benutzt. Aber hernach kamen die Steinkohlen, welche
die Lage der Prairiebewohner [Präriebewohner] in dieser Beziehung bedeutend erleich- terten; nun konnten diese sich und die Ihrigen gegen die Nordwinde
und „Blizzards“ schützen. Auch ihre künstlich angelegten Heim- und Windschützer wuchsen und gediehen, und so konnten sie sich nun kein schöneres und besseres Land wünschen. Der Prairie-Farmer [Präriefarmer] hatte gesiegt.

Translation

[Translation Pending]

Dublin Core

Title

Joseph Eiboeck, Die Deutschen von Iowa: Chapter 3