1) Alle politischen Fragen frei und unabhängig zu besprechen. Obwohl seit der Organisation der republikanischen Partei ein eifriger Republikaner, so waren wir doch einer der ersten, der sich in der liberalen Bewegung betheiligte, und finde[n] heute, daß wir sowohl, wie die vielen Tausend Deutsche, die den selben Weg einschlugen, recht gethan haben, und werden auch in Zukunft mit jener Partei gehen, die dem Fortschritt und der Reform huldigt. Soeben kann man die politischen Parteien als in einem Chaos betrachten, in keinem ist viel Zusammenhalt; die Streit-Fragen sind mehr abstrakt als in Wirklichkeit, jede will für Reform sein und doch bleibt es bis jetzt beim Alten. Es muss aber zwei Parteien geben und da die republikanische Partei, die doch die Macht hat, und keine Besserung verschaffen kann oder will, so müssen wir uns unter die Anti-Monopolisten reihen, mit denen wir so lange kämpfen werden, bis sie ihre jetzigen Grundsätze verlassen.
2) Ist es unsere Aufgabe, deutsche Sitten und Rechte zu vetheidigen. Durch dieses hoffen wir nicht ein Deutschland aus Amerika zu machen, aber wir werden suchen, beide Nationen näher zusammen zu bringen, und die verschiedenen Social-Fragen mit Anstand zu besprechen. Um dieses zu erleichtern haben wir uns entschlossen, wöchentlich von zwei bis drei Spalten Lesestoff im Englischen zu liefern, in welchen wir von Zeit zu Zeit die Ansichten der deutschen Presse und des deutschen Volkes in gutem Englisch klar machen werden. Dieses wird unsere deutschen Leser um keinen Raum berauben, da wir ebenso viel deutschen Lesestoff als bisher liefern werden.
3) Werden wir darauf streben, daß der „Anzeiger“ den ersten Rang einnimmt auf dem Felde der Neuigkeiten. Als ein Staatsblatt soll es die Haupt-Ereignisse jeder Stadt und jedes County mittheilen, und dieses werden wir suchen, je nach unsern Mitteln und der Unterstützung, die das geehrte Publikum uns verleiht. Auszüge der Behandlungen der Legislatur, der Staats-Versammlungen, sowie alle bemerkenswerthe Vorfälle, die in unserer Hauptstadt sich ereignen, werden natürlich berichtet.
4) Obwohl wir nicht so viel gewählten Lesestoff wie andere ältere Zeitungen in den großen Städten liefern können, so werden wir doch trachten, einen Ueberblick über Amerika und über unser altes Vaterland zu machen. Ebenso werden wir uns bemühen, genaue Marktberichte jede Woche zu bringen und überhaupt Alles was den deutschen Farmern und Geschäftsleuten von Nutzen und Unterhaltung sein kann.
Wir bringen Erfahrung, Fleiß und Ausdauer in das Geschäft, und sollte das geehrte Publikum unsere Bemühungen anerkennen durch ihre lebhafte Unterstützung, so werden wir stets fleißig und dankbar gefunden werden.It is a common American custom that, when a change in the editorship of a newspaper takes place, the incoming editors will state their plans and principles. We feel obliged to follow this custom and do so all the more willingly, as it offers us at the outset the opportunity to present our point of view to the worthy subscribers of this paper, so that later on no one will consider themselves deceived or regret that their expectations had not been fulfilled.
The task of publishing a German newspaper here in the capital city of our great state is not an easy one, especially when that newspaper should represent the diverse interests of its readers and, moreover, do so with the energy, diligence and talent that the German community has a right to expect. Although we were for years the managing editor of a newspaper, we nonetheless enter this new venture with not a little apprehension,––not because we have long been accustomed to write for an American public in English and thus might be caught making mistakes in the German language (this will no doubt be generously overlooked), but to take on a position suitable for German sense and character––the responsibility of assuming the role of a representative and defender of our countrymen in Iowa, this might indeed shake one’s confidence in oneself, and in this regard we don’t deny that we assume this duty somewhat timidly.
In the belief that all old party questions have been resolved and nothing more than the question of reform and personal liberty remains, we have established the following goals:
We bring experience, diligence and tenacity to our enterprise, and should the honorable public recognize our efforts through their active support, then we will always show ourselves diligent and thankful.
Respectfully,
The Editor
Schanklicens der Demokratie Iowa’s
Den drakonischen republikanischen Prohibitionsgesetzentwürfen gegenüber hat jetzt die demokratische Minderheit der Staatsgesetzgebung von Iowa in beiden Häusern ein von ihrem “Caucus” ausgearbeitetes Schanklicensgesetz vorgelegt, das im Wesentlichen Folgendes bestimmt.
Gesuche um Licenz müßen bei dem Richter des Bezirksgerichtes eingereicht werden; dem Gesuche muß eine Petition von wenigstens 25 Grundeigenthümern [Grundeigentümern] des Townships beiliegen, und ebenfalls ein von 25 Grundeigenthümern des Townships und der unmittelbaren Nachbarschaft unterschriebenes Zeugnis über den guten Charakter des Bewerbers. In Städten, welche in Wards eingetheilt (eingeteilt) sind, müssen diese 25 Grundeigenthümer (Grundeigentümer) Einwohner der Ward sein, in welcher der Bewerber (nun?) die Licenz wohnt. Auch ein Bond, von guten Bürgern unterschrieben, muß eingereicht und vom Richter des Bezirksgerichtes für gut erkannt sein, ehe der Richter die Licenz (ertheilt?).
Für den Verkauf im Großen ist eine jährliche Licens von $300 zu bezahlen, für den Verkauf im kleinen eine von $250. Die Licenz gilt nur für ein Jahr. Wer ohne Licenz ausschänkt [ausschenkt], muß eine Strafe von nicht weniger als $150 und nicht mehr als $300 bezahlen, oder wird nach Gutdünken des Gerichts im Countygefängniß eingesperrt. Wer mit Wissen an Betrunkene, bekannte Trunkenbolde und Minderjährige geistige Getränke verkauft, wird um $100 bis $200 gebüßt und auf 30 bis 60 Tage eingesperrt. Minderjährige, welche unter dem Vorgeben, volljährig zu sein, solche Getränke erhalten werden mit $50 bestraft oder eingesperrt, bis die Strafe bezahlt ist. Die Licenz wird durch Uebertretung dieser Bestimmungen verwirkt.
Der bereits erwähnte Bond muß $1500 betragen, von 2 guten Bürgern unterschrieben sein und für alle Strafen haften.
Abgesehen von der durch dieses Staatsgesetz eingeführten Lizens von $250, hat jede städtische Corporation das Recht, für den Kleinverkauf von Bier, Ale, Wein und Schnaps noch eine besondere Licens zu verlangen, welche aber in keinem Falle die Summe von $750 überschreiten darf.
Die Wirthschaften (Wirtschaften) müssen von 11 Uhr Nachts bis fünf Uhr Morgens geschlossen sein.
Händler im Großen dürfen nicht in geringeren Quantitäten, als eine Gallone verkaufen. Kleinhändler nicht mehr als eine Gallone. Strafe für Uebertretung $100.
Wein im Staate Iowa erzeugt, ist von den Bestimmungen ausgenommen, wenn er für Familienzwecke gebraucht wird und nicht zum Zwecke des Handels. Importirte [Importierte] “Liquors” können unter den bereits bestehenden Gesetzen nach wie vor verkauft werden. Bier und andere geistige Getränke, in Iowa fabrizirt [fabriziert], sind, wenn sie in Original Einpackung verkauft werden, nicht von diesem Gesetze betroffen. Der Verkauf von Wein, Cider und anderen Getränken, in Quantitäten von mehr als einer Gallone, auf dem Platze, wo dieselben fabrizirt sind, erfordert keine Lizenz.
[transcribed by Noah Hochstetler]
Frances Murphy spricht zu den Saloonwirthen (Saloonwirten)
Bekanntlich agitirt [agitiert] seit mehreren Wochen der bekannte Temperenz-Prediger Frances Murphy hier, um die Menschheit vom Trinken zur gänzlichen Enthaltsamkeit von berauschenden Getränken zu bekehren. Er sucht nicht durch Zwangsgesetze besser zu machen, sondern durch Ueberzeugung und beredte Worte und Herr Murphy ist der größte Temperenzredner in Amerika. Er geht überall hin, in alle Schichten der Gesellschaft, unter die Armen und Verkommenen, wie unter die Reichen und Pharisäer und hat auf diese Weise sicherlich viel Gutes gestiftet.
Am Mittwoch verflossener Woche hatte der Staatsverein der Saloonwirthe [Saloonwirte] und Liquörhändler seine Zusammenkunft hier und Murphy hörte davon. Straks richtete er ein Gesuch an den Verein, um die Erlaubnis, eine Rede vor ihnen zu halten, und nahmen die Herren Wirthe dieselbe sogleich einstimmig an. Am Nachmittag der Versammlung erschien der Temperenz-Reformator auch in der von einer stattlichen Anzahl der Händler in geistlichen Flüssigkeiten anwesenden Versammlung und wurde der Redner achtungsvoll empfangen und seinen Worten die vollste Aufmerksamkeit geschenkt. Herr Murphy sagte ins Deutsche überse[tzt] Folgendes:
“Meine Herren! Ich erachte es als eine große Ehre, daß sie mir erlaubten, vor dieser Convention zu sprechen. Ich glaubte, daß bisher ein großes Mißverständnis zwischen den Liquörleuten und den Temperenz-Leuten geherrscht hat. Das war ein großer Irrthum [Irrtum] und lag dieser auf Seiten der Temperenz-Partei. Sie hat unartigen Schimpf auf die Saloonwirthe geworfen und dadurch einen großen Golf zwischen derselben und den Wirthen geschaffen, den keiner von den beiden Theilen [Teilen] zu überschreiten vermochte. Der Liquörhändler war nicht geneigt dazu und der Temperenz-Mann wollte nicht.
“Das Verkaufen von Liquören hat von jeher bestanden und wird, wie ich glaube, noch lange Zeit fortgeführt werden. Es war von jeher ein Verlangen nach Liquören in allen Schichten der Bevölkerung von der Zeit an, seit Noah sich ein Räuschchen antrank und so wird es wohl auch immer bleiben.
“Dennoch hat dasselbe viel Leiden verursacht, nicht der Genuß, sondern der unmäßige Genuß des berauschenden Getränkes; es war aber nicht Eure Schuld. Sie als Liquörhändler können sehr viel thun [tun], diesen Uebelstand zu beseitigen, und ich glaube, daß Sie bereit und willens sind das zu thun [tun]. Es nimmt einen starken Willen “Nein” zu sagen, wenn Sie aber einen Mann sehen, der vollauf bis zum Hals geladen ist, sagen Sie “Nein” zu ihm; sagt ihm, er habe genug und schickt ihn nach Hause, wenn Ihr auch einen Polizisten rufen müsset, um ihn nach Hause zu bringen. Steht bei Euren Richtern und befolgt die Gesetze, ungeachtet wie unterdrückend dieselben sein mögen. Wenn ihr eine Apotheke oder ein “Blindes Schwein” findet, in welchen Liquör verkauft wird, seht dazu, daß die Beamten dieselben zum Aufhören zwingen. Ihr könnet durch Eure Organisation Euer Geschäft sowohl wie Eure Stellung in der Gemeinschaft erhöhen.
“Die Temperenzleute haben viele harte Worte über Liquörleute gesagt, einfach deswegen, weil dieselben Euch nicht kennen; dieselben haben nie in ihrem Leben Liquör gekostet und sprechen von Sachen, von denen sie nichts wissen. Wenn ich etwas bin, werdet ihr mich als Euren Freund erkennen, wenn ihr in Verlegenheit seid. Ich kenne Euren Kummer und Eure Sorgen und ich habe oft meinen klerikalen Freunden gesagt, daß wenn Sie so viel Geduld hätten, wie die Saloonwirthe [Saloonwirte], dann könnten sie die Welt bekehren. Ich habe gute Leute im Liquörgeschäft gefunden, ich würde aber Euch Allen rathen [raten], [das] Gelübde (ein Pledge nichts mehr zu trinken und nichts mehr zu verkaufen) zu unterschreiben. Ich meine, daß kein Saloonwirth hinter dem Schanktisch trinken sollte, da er stets aufzupassen hat, daß Alles richtig vorgeht und ihm keine Belästigung oder Geldverlust verursacht wird. Und dann habt Ihr Frauen und Kinder, die Euch tief am Herzen liegen und denen Ihr keinen Gram oder die Thräne des Kummers in die Augen bringen wollt. Ich danke Euch herzlich und wünsche Euch den Segen Gottes.”
Ein Dankbeschluß wurde Herrn Murphy nach Beendigung seiner Rede gefaßt, worauf der Herr die Convention verließ. Daß seine Rede unter den extremen Temperenzlern Anstoß erregte, war zu erwarten. Gleich den nächsten Tag kam der Erz-Temperenzler Thomas G. Orwig in einem Eingesandt im “State Register” heraus und griff Hrn. Murphy heftig an und frug ihn, ob er wirklich das gesagt habe, was in der obigen Rede enthalten ist. Herr Murphy erwiderte darauf, daß es wahr sei und er kein Wort davon zurückzunehmen habe. Daß seine Wirksamkeit hier aber dadurch gestört wurde, zeigt die Thatsache [Tatsache], daß er schon letzten Sonntag seine agitatorischen Reden hier einstellte und Des Moines verließ. Vernünftige Agitation gegen den Genuß von Spirituosen und speziell gegen den Saloon ist unseren Fanatikern ein Greuel.
[transcribed by Noah Hochstetler]