An die geehrten Leser des Anzeigers
Mit dem Schlusse der heutigen Nummer enden die geschäftlichen Verbindungen des Unterzeichneten mit dem Iowa Staats-Anzeiger. Während vier und einem halben Jahre habe ich die Leiden und Qualen eines Redakteurs geduldig ertragen, während ich in jener Zeit mit der größten Mäßigkeit die sehr seltenen süßen Früchte meiner Arbeit kostete. Durch die Güte meiner Nachfolger wird es mir vergönnt sein, noch kurze Zeit mit den Lesern des Anzeigers editoriell in Verbindung zu stehen, und werde somit Gelegenheit haben, alle Beileidsschreiben zu erw[i]dern oder etwaige Hundert-Dollarscheine in Empfang zu nehmen. Wenn ich den Lesern des Anzeigers während meiner Thätigkeit nicht gerecht geworden bin, so ist dies eher Schwächen, denen jeder Mensch unterworfen ist, nicht aber einer absichtlichen Nachlässigkeit zuzuschreiben. Wie schwierig der Beruf eines Redakteurs ist, können meine Collegen besser beurtheilen als die Leser, und wo von Seite des Volkes manches harte Urtheil gefällt wird, darf man bei ersteren auf brüderliches Mitgefühl rechnen. Meinen Feinden, wenn ich solche habe, will ich gern verzeihen, während ich Freundschaftsbezeugungen stets in Andenken halten werde.
Den vielen Gönnern des Anzeigers hiermit meinen Dank und hoffe ich nur, daß sie auch ihre Gunst auf meine Nachfolger übertragen werden. Vom Beginne am war meine Absicht hier im Centalpunkte des Staates ein Werk aufzubauen im Interesse der Deutschen, und wie weit ich darin erfolgreich war, ist für die Leser zu beurtheilen. Ich scheide nur ungern von meinen Lesern; da ich aber überzeugt bin, daß das von mir begonnene Werk in bessere Hände übergeht und vielleicht schneller sein Ziel erreicht, bleibt in der Trennung immer noch eine gewisse Befriedigung.
Achtungsvoll,
C. Beck
[transcribed by Andrew Jansen]
1) Alle politischen Fragen frei und unabhängig zu besprechen. Obwohl seit der Organisation der republikanischen Partei ein eifriger Republikaner, so waren wir doch einer der ersten, der sich in der liberalen Bewegung betheiligte, und finde[n] heute, daß wir sowohl, wie die vielen Tausend Deutsche, die den selben Weg einschlugen, recht gethan haben, und werden auch in Zukunft mit jener Partei gehen, die dem Fortschritt und der Reform huldigt. Soeben kann man die politischen Parteien als in einem Chaos betrachten, in keinem ist viel Zusammenhalt; die Streit-Fragen sind mehr abstrakt als in Wirklichkeit, jede will für Reform sein und doch bleibt es bis jetzt beim Alten. Es muss aber zwei Parteien geben und da die republikanische Partei, die doch die Macht hat, und keine Besserung verschaffen kann oder will, so müssen wir uns unter die Anti-Monopolisten reihen, mit denen wir so lange kämpfen werden, bis sie ihre jetzigen Grundsätze verlassen.
2) Ist es unsere Aufgabe, deutsche Sitten und Rechte zu vetheidigen. Durch dieses hoffen wir nicht ein Deutschland aus Amerika zu machen, aber wir werden suchen, beide Nationen näher zusammen zu bringen, und die verschiedenen Social-Fragen mit Anstand zu besprechen. Um dieses zu erleichtern haben wir uns entschlossen, wöchentlich von zwei bis drei Spalten Lesestoff im Englischen zu liefern, in welchen wir von Zeit zu Zeit die Ansichten der deutschen Presse und des deutschen Volkes in gutem Englisch klar machen werden. Dieses wird unsere deutschen Leser um keinen Raum berauben, da wir ebenso viel deutschen Lesestoff als bisher liefern werden.
3) Werden wir darauf streben, daß der „Anzeiger“ den ersten Rang einnimmt auf dem Felde der Neuigkeiten. Als ein Staatsblatt soll es die Haupt-Ereignisse jeder Stadt und jedes County mittheilen, und dieses werden wir suchen, je nach unsern Mitteln und der Unterstützung, die das geehrte Publikum uns verleiht. Auszüge der Behandlungen der Legislatur, der Staats-Versammlungen, sowie alle bemerkenswerthe Vorfälle, die in unserer Hauptstadt sich ereignen, werden natürlich berichtet.
4) Obwohl wir nicht so viel gewählten Lesestoff wie andere ältere Zeitungen in den großen Städten liefern können, so werden wir doch trachten, einen Ueberblick über Amerika und über unser altes Vaterland zu machen. Ebenso werden wir uns bemühen, genaue Marktberichte jede Woche zu bringen und überhaupt Alles was den deutschen Farmern und Geschäftsleuten von Nutzen und Unterhaltung sein kann.
Wir bringen Erfahrung, Fleiß und Ausdauer in das Geschäft, und sollte das geehrte Publikum unsere Bemühungen anerkennen durch ihre lebhafte Unterstützung, so werden wir stets fleißig und dankbar gefunden werden.It is a common American custom that, when a change in the editorship of a newspaper takes place, the incoming editors will state their plans and principles. We feel obliged to follow this custom and do so all the more willingly, as it offers us at the outset the opportunity to present our point of view to the worthy subscribers of this paper, so that later on no one will consider themselves deceived or regret that their expectations had not been fulfilled.
The task of publishing a German newspaper here in the capital city of our great state is not an easy one, especially when that newspaper should represent the diverse interests of its readers and, moreover, do so with the energy, diligence and talent that the German community has a right to expect. Although we were for years the managing editor of a newspaper, we nonetheless enter this new venture with not a little apprehension,––not because we have long been accustomed to write for an American public in English and thus might be caught making mistakes in the German language (this will no doubt be generously overlooked), but to take on a position suitable for German sense and character––the responsibility of assuming the role of a representative and defender of our countrymen in Iowa, this might indeed shake one’s confidence in oneself, and in this regard we don’t deny that we assume this duty somewhat timidly.
In the belief that all old party questions have been resolved and nothing more than the question of reform and personal liberty remains, we have established the following goals:
We bring experience, diligence and tenacity to our enterprise, and should the honorable public recognize our efforts through their active support, then we will always show ourselves diligent and thankful.
Respectfully,
The Editor